Pfarrkirche St. Martinus (neue): Unterschied zwischen den Versionen
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Erst am 15. Oktober 1888 fand die feierliche Weihe der Pfarrkirche statt (siehe dazu den ausführlichen Bericht aus der [[Pfarrchronik]] unten). | Erst am 15. Oktober 1888 fand die feierliche Weihe der Pfarrkirche statt (siehe dazu den ausführlichen Bericht aus der [[Pfarrchronik]] unten). | ||
== Architektur == | |||
Der Baukörper umfasst einen Raum von 1.957 m<sup>2</sup>. Das Äußere der Kirche orientiert sich an den großen Kirchen der [https://de.wikipedia.org/wiki/Backsteingotik Backsteingotik]: Das gesamte Gebäude wird von breiten Pfeilern an Lang- und Querhaus gestützt. Angelehnt an den quadratischen, dreigeschossigen Westturm mit achtseitigem, verschieferten Helmansatz, der zur Kirchturmspitze überleitet, befindet sich ein kleiner Rundturm, der den Aufgang zur Glockenstube bildet. Am Westturm findet sich mit Krabben besetztes Portalgewände, im ersten Geschoss als schönes Blendmaßwerk ausgeführt. Die Maßwerkfenster sind aus rotem Naturstein. Das Hauptportal (Westportal) der Kirche wird seitlich von korinthischen Säulen umrahmt, die Deckplatten der Blattkapitelle überkrönt ein Wimperg mit | |||
aufgesetzter Kreuzblume. Über dem Portal ist ein Glasfenster mit Christus-Darstellung eingelassen. | |||
Die acht schwarzen, weiß geaderten Marmorsäulen (Monolite) sind durchgängig 4,20 m lang und 0,6 m breit. Sie wurden mit Sockel (achteckige Granit-Basen) von der deutschen Bausteinindustrie aus Belgien für 2.520,- Reichsmark geliefert. Die zugehörigen acht reich verzierten Granit-Blattkapitelle (hauptsächlich Ahornblätter) kosteten pro Stück 100,- Reichsmark. Die Bodenplatten bezog man von der Firma [https://de.wikipedia.org/wiki/Villeroy_%26_Boch Villeroy & Boch] in [https://de.wikipedia.org/wiki/Mettlach Mettlach] für insgesamt 3.445,- Reichsmark.<ref>PfAZ, Nr. 6, p. 105.</ref> | |||
Der Innenraum ist klar gegliedert: Das Langhaus und die beiden Querschiffe werden durch je zwei Joche gebildet. Die Kirche hat zwei Geschosse: die Arkadenzone und den Obergaden. Die Säulen tragen Arkadenbögen, die zur Gewölbezone führen. Das Gewölbe bzw. die Gurtbögen werden unterhalb des Obergadens durch ein Halbkapitell abgefangen. Ein Joch mit einer anschließenden Apsis und dem Chorgewölbe bilden den Chorraum. Die Seitenschiffe sind verlängert, wodurch der Chorraum sehr breit wirkt. Die sich im Westen an Haupt- und Seitenschiffe anschließenden drei Vorhallen dienen der symbolischen Reinigung der Gläubigen vor dem Gottesdienstraum. Die mittlere Vorhalle ist mit einem Kreuzgratgewölbe eingewölbt, deren Grate in einem Steinring enden. Durch diesen Steinring hingen früher die Glockenseile. Die nördliche der drei Vorhallen dient als Marienkapelle. | |||
== Weihe der Kirche 1888 == | |||
Die Zonser [[Pfarrchronik]] berichtet ausführlich über das Fest der Kirchenweihe 1888: | |||
:''"Zu der erhabenen Feier der Consekration der neuen Pfarrkirche am 15. Oktober 1888 hatte die Stadt Zons ihr schönstes Festkleid angelegt. Alle Straßen und Gassen prangten in reichstem Schmucke. Schon im Jahre 1878 war der Neubau der Kirche vollendet; allein es war die Zeit des unseligen [https://de.wikipedia.org/wiki/Kulturkampf Kulturkampfes]. Die Erzdiözese Cöln, wie so viele andere unseres Vaterlandes, war verwaist, der Oberhirt, [https://de.wikipedia.org/wiki/Paulus_Melchers Erzbischof Dr. Paulus Melchers], weilte in der Verbannung. Durch die rastlosen Bemühungen des Heiligen Vaters [https://de.wikipedia.org/wiki/Leo_XIII. Leo XIII.] war es im Jahr 1886 [korrekt: 1885] ermöglicht worden, wieder einen Oberhirten zu erhalten. [https://de.wikipedia.org/wiki/Philipp_Krementz Dr. Philipp Krementz], ein Sohn des Rheinlands, bis dahin Bischof von Ermland, wurde Erzbischof von Cöln. Am Morgen des 15. Oktober 1888 hatte eine Deputation des [[Kirchenvorstand]]es und der [[Stadtrat|Gemeindevertretung]] den Hochwürdigen Herrn in Dormagen abgeholt und traf Hochdieselbe gegen 1/2 8 Uhr in Zons ein. Der feierliche Empfang fand am [[Feldtor]] statt, wobei ein Knabe und ein Mädchen Willkomm[ens]grüße vortrugen. Nach der Ankunft in der Kirche begann sofort die Consekration, nach deren Vollendung der Herr Erzbischof eine stille heilige Messe celebrierte. Nach zwölf Uhr war im [[Pfarrhaus]]e Vorstellung des [[Kirchenvorstand]]es und der [[Stadtrat|Gemeindevertretung]]. Alsdann machte der Herr Erzbischof einen Rundgang durch die Stadt und nahm, einer Einladung des Herrn [[August Aldenhoven]] nachkommend, in dessen Hause [heute [[Kreismuseum]]] einen Imbiß. Der große Vorplatz des Hauses war durch eine reiche Dekoration von Efeugewinden schön geziert. Nachmittags um 3 Uhr begann die Firmung für die Gemeinden Zons, Stürzelberg und Uedesheim. Als Firmpaten fungierten die [[Lehrer|Hauptlehrer]] [[Franz Zanders|Zanders]] von Zons und Bruch von Stürzelberg, sowie die [[Lehrer]]in [[Sophia Löhse|Löhse]] von Zons. Um 1/4 6 war die Feier zu Ende. Es wurden 741 gefirmt. Bei Eintritt der Dunkelheit ward dem Herrn Erzbischof unter Begleitung eines Musikkorps ein glänzender Fackelzug gebracht, den der hohe Herr von einem Seitenportal der Kirche entgegennahm. Hierbei hielt Herr [[August Aldenhoven]] eine Ansprache, worauf der hochwürdige Herr seinen Dank aussprach und zum treuen Festhalten im Glauben aufforderte und mit dem Gruße 'Gelobt sei Jesus Christus'; alsdann erteilte er allen den oberhirtlichen Segen, worauf von den Anwesenden 'Großer Gott wir loben Dich' gesungen wurde. Während der ganzen Ovation wurde der Turm der Kirche abwechselnd rot und grün bengalisch beleuchtet, Raketen und sonstiges Feuerwerk abgebrannt. Vor seiner Rückkehr nach Dormagen machte der Herr Erzbischof noch eine Rundfahrt durch die allerwärts reich illuminierten Straßen der Stadt."''<ref>PfAZ, Nr. 6, p. 95-96.</ref> | |||
== Belege == | == Belege == |
Version vom 3. Oktober 2015, 12:26 Uhr
Die heutige neugotische Pfarrkirche St. Martinus (zweiter Patron St. Hubertus) wurde 1876-1878 auf dem Standort des gotischen Vorgängerbaus nach den Plänen des Architekten August Carl Lange aufgrund von Vorarbeiten des Baumeisters Vincenz Statz errichtet. Teile des Vorgängerbaus wurden in die neue Pfarrkirche überführt.
Vorplanungen
Baumeister Vincenz Statz hatte sich seit Anfang der 1850er Jahre vergeblich gegen den Abbruch der alten Pfarrkirche und für eine Erweiterung derselben eingesetzt. Eine großräumigere Planung wurde erst in den 1870er Jahren durch den Abbruch dreier nach Osten (an der Grünwaldstraße) vorgelagerter Häuser. Zwei dieser Häuser waren bereits in den Besitz der Kirche gelangt, als ihr 1871 das Dritte zum Kauf angeboten wurde. Der Kirchenvorstand fasste in seiner Sitzung vom 12. Juni 1872 den Beschluss, den Plan einer Kirchenerweiterung anstelle eines Neubaus zu verfolgen, um das Gebäude weitgehend als Denkmal zu erhalten. Hierzu reichte das Gremium sechs Blätter Planzeichnungen des Baumeisters Vincenz Statz aus dem Jahr 1856, einen Situations- und Änderungsplan, den Grundriss zu einer neuen Kirche sowie einen Kostenvoranschlag von Baumeister Busch aus Neuss aus dem Jahr 1869 beim Generalvikariat zur Genehmigung ein. Ein Mitglied des Kirchenvorstands hatte sich für einen Neubau ausgesprochen, dem sich in Abwesenheit noch zwei weitere Mitglieder anschlossen. Auf die vom Generalvikariat eingeholte Stellungnahme von Vincenz Statz antwortete jenes, dass es nur die Genehmigung zu einem Neubau, nicht zu einem bloßen Erweiterungsbau, erteilen könne. Möglicherweise war dem Generalvikariat noch die Einschätzung eines Bausachverständigen der Regierung Düsseldorf aus den 1820er Jahren bekannt, der angesichts des Erhaltungszustandes der Kirche einen Neubau empfohlen hatte.[1] Statz solle dementsprechend baldmöglichst einen neuen Plan und Kostenvoranschlag einreichen.[2]
Ein von Vincenz Statz neu erstellter skizzierter Plan für einen Neubau wurde vom Kirchenvorstand am 30. November 1872 beschlossen und dem Generalvikariat am Tag darauf zur Genehmigung vorgelegt. Bereits am 6. Dezember erfolgte die Genehmigung, und am 12. Januar 1874 genehmigte das Generalvikariat auch den Finanzierungsplan auf Grundlage des Kostenanschlags von Statz vom 27. Mai 1873. Statz hatte sich hierbei auf den Kostenanschlag von Busch aus dem Jahr 1869 bezogen, da erst eine Ausschreibung den wirklichen Kostenanstieg würde erkennen lassen. Die Ergebnisse der Ausschreibungsberechnung konnten erst am 27. August 1875 vorgelegt werden. Gegenüber dem Kostenvoranschlag wichen sie um bis zu -4 bzw. +40% ab. Die reinen Baukosten beliefen sich demnach auf 23.500 Taler.[3]
Der Zeitplan sah vor, dass 1874 alle nötigen Vorarbeiten erledigt werden sollten, also das Fertigen der Baupläne, die Beschaffung der nötigen Baumaterialien, der Abbruch der drei Häuser an der Grünwaldstraße und teilweise der Kirche inklusive Kirchturm, damit 1875 mit den Arbeiten am Neubau begonnen werden kann. Ende 1874 fragte das Generalvikariat beim Kirchenvorstand an, warum der Baubeginn von Jahr zu Jahr hinausgezögert werde. Ein Grund war sicher die Unsicherheit bezüglich des Kostenplans, die erst durch die Ausschreibung weitgehend beseitigt werden konnte. Auf der anderen Seite hatte in der Zonser Bevölkerung die Missstimmung über Vincenz Statz zugenommen, was schließlich zur Kündigung des Vertrages mit dem Baumeister führte. [Pfarrer]] Sebastian Schmitz schreibt diesbezüglich am 30. Dezember 1876, man sei in Zons froh gewesen, Statz "abschütteln zu können".[4] Er hatte als Honorar 5% der Bausumme "ohne Reisekosten und Specialleitung" verlangt, was als überteuert angesehen wurde. Der Kirchenvorstand übertrug die Aufgabe, den Statz'schen Plan zu überarbeiten, dem Kölner Architekten August Carl Lange. Er sollte die Verträge mit den Handwerkern gemäß der Ausschreibung abschließen und die Leitung des Bauprojekts zu übernehmen. Lange verlangte im Gegensatz zu Statz nur 2,5% des Revisionsbetrages, also nur die Hälfte.[5] Da weder die Pläne von Statz, noch die von Lange überliefert sind, ist heute nicht mehr sicher festzustellen, wie groß der gestalterische Anteil von Statz zum Neubau war. Der Umstand, dass ein am 8. Mai 1872 von Kataster-Kontrolleur Burggraf gefertigter Grundrissplan eines Kirchenneubaus ganz offensichtlich einen gänzlich anderen Baukörper als den heutigen zeigt, ist als Indiz zu werten, dass der heutige Kirchenbau deutlich von dem ursprünglichen Statz'schen Plan abweicht.[6] Am 30. Dezember 1876 schreibt der Zonser [Pfarrer]] Sebastian Schmitz an den Dechanten Johann Hubert Caumanns aus Bensberg, Lange habe Vieles am Plan verbessert, wofür er nichts verlangte, aber der Kirchenvorstand werde ihm dafür wahrscheinlich noch eine Extravergütung zukommen lassen.[7]
Mit dem Abbruch der alten Pfarrkirche wurde jahreszeitlich recht spät im Mai 1876 begonnen. Der Grund hierfür war, dass man den hohen Grundwasserstand zunächst mittels einer Pumpe absenken musste. Nach Eingang der Genehmigung zum Beginn der Bauarbeiten am 11. Mai starteten die Abbrucharbeiten an der alten Pfarrkirche am 26. Mai 1876. Diese gingen so zügig vonstatten, dass bereits am 18. August des Jahres in einem feierlichen Akt die ersten Steine zum Neubau gelegt werden konnten: Nach einer Ansprache durch Pfarrer Sebastian Schmitz und mehreren Gebeten legte dieser den ersten Stein in das Fundament, gefolgt von zwei weiteren Steinen durch die Zonser Vikare Christian Bücker und Karl Falkenberg.[8]
Bau der Pfarrkirche 1876-1878
Lange trennte für das Bauprojekt die örtliche Bauleitung von der künstlerischen Oberleitung. Erstere übertrug er dem erst 21 Jahre jungen Carl Rüdell, die dieser in den folgenden 11 1/2 Monaten bis zu den "schwierigen Parthien des Baues" innehatte. Hierfür erhielt Rüdell monatlich 45 Taler vom Kirchenvorstand ausgezahlt. Lange selbst kam als künstlerischer Leiter regelmäßig nach Zons, um den Baufortschritt zu überwachen.[9] Die Maurerarbeiten führte der Maurermeister Josef Detmer aus Worringen durch. Nach mündlicher Überlieferung soll sich der Feldbrand für die Mauersteine in den Feldern der Altrheinniederung zwischen Zons und Rheinfeld befunden haben.[10] Während der Bauarbeiten fanden die Gottesdienste in der Kapelle "Maria von den Engeln" am Rheintor statt, die durch einen hölzernen Vorbau vergrößert worden ist.[11] Am 15. April 1877 war die eigentliche feierliche Grundsteinlegung in das Mauerwerk, bei der neben Pfarrer Sebastian Schmitz die Vikare Christian Bücker und Karl Falkenberg, der Kirchenvorstand und sehr vieler Einwohner zugegen waren.[12]
Am 26. Mai 1878, dem zweiten Jahrestag des Beginns der Abbrucharbeiten an der alten Pfarrkirche, konnte der Neubau bezogen werden. Die innere Ausstattung zog sich noch eine Zeit hin, da die von Lange am 12. November 1878 vorgelegte Revisionskostenberechnung die von Statz bzw. Busch aus dem Jahr 1869 überstieg und 105.000,- Reichsmark erreichte. Zu den bereits vor Baubeginn vorhandenen 60.000,- Reichsmark aus dem Baufonds sind durch Beschluss des Kirchenvorstands vom 12. Januar 1874 weitere 15.000,- Reichsmark als erste Anleihe von Kapitalgeber Scheidt, zahlbar in einem Zeitraum von 20 Jahren, hinzu gekommen. Den Differenzbetrag bis zur vollen Summe in Höhe von 30.000,- Reichsmark deckte man durch eine Anleihe aufgrund eines Beschlusses des Kirchenvorstandes vom 9. Januar 1879.[13]
Erst am 15. Oktober 1888 fand die feierliche Weihe der Pfarrkirche statt (siehe dazu den ausführlichen Bericht aus der Pfarrchronik unten).
Architektur
Der Baukörper umfasst einen Raum von 1.957 m2. Das Äußere der Kirche orientiert sich an den großen Kirchen der Backsteingotik: Das gesamte Gebäude wird von breiten Pfeilern an Lang- und Querhaus gestützt. Angelehnt an den quadratischen, dreigeschossigen Westturm mit achtseitigem, verschieferten Helmansatz, der zur Kirchturmspitze überleitet, befindet sich ein kleiner Rundturm, der den Aufgang zur Glockenstube bildet. Am Westturm findet sich mit Krabben besetztes Portalgewände, im ersten Geschoss als schönes Blendmaßwerk ausgeführt. Die Maßwerkfenster sind aus rotem Naturstein. Das Hauptportal (Westportal) der Kirche wird seitlich von korinthischen Säulen umrahmt, die Deckplatten der Blattkapitelle überkrönt ein Wimperg mit aufgesetzter Kreuzblume. Über dem Portal ist ein Glasfenster mit Christus-Darstellung eingelassen.
Die acht schwarzen, weiß geaderten Marmorsäulen (Monolite) sind durchgängig 4,20 m lang und 0,6 m breit. Sie wurden mit Sockel (achteckige Granit-Basen) von der deutschen Bausteinindustrie aus Belgien für 2.520,- Reichsmark geliefert. Die zugehörigen acht reich verzierten Granit-Blattkapitelle (hauptsächlich Ahornblätter) kosteten pro Stück 100,- Reichsmark. Die Bodenplatten bezog man von der Firma Villeroy & Boch in Mettlach für insgesamt 3.445,- Reichsmark.[14]
Der Innenraum ist klar gegliedert: Das Langhaus und die beiden Querschiffe werden durch je zwei Joche gebildet. Die Kirche hat zwei Geschosse: die Arkadenzone und den Obergaden. Die Säulen tragen Arkadenbögen, die zur Gewölbezone führen. Das Gewölbe bzw. die Gurtbögen werden unterhalb des Obergadens durch ein Halbkapitell abgefangen. Ein Joch mit einer anschließenden Apsis und dem Chorgewölbe bilden den Chorraum. Die Seitenschiffe sind verlängert, wodurch der Chorraum sehr breit wirkt. Die sich im Westen an Haupt- und Seitenschiffe anschließenden drei Vorhallen dienen der symbolischen Reinigung der Gläubigen vor dem Gottesdienstraum. Die mittlere Vorhalle ist mit einem Kreuzgratgewölbe eingewölbt, deren Grate in einem Steinring enden. Durch diesen Steinring hingen früher die Glockenseile. Die nördliche der drei Vorhallen dient als Marienkapelle.
Weihe der Kirche 1888
Die Zonser Pfarrchronik berichtet ausführlich über das Fest der Kirchenweihe 1888:
- "Zu der erhabenen Feier der Consekration der neuen Pfarrkirche am 15. Oktober 1888 hatte die Stadt Zons ihr schönstes Festkleid angelegt. Alle Straßen und Gassen prangten in reichstem Schmucke. Schon im Jahre 1878 war der Neubau der Kirche vollendet; allein es war die Zeit des unseligen Kulturkampfes. Die Erzdiözese Cöln, wie so viele andere unseres Vaterlandes, war verwaist, der Oberhirt, Erzbischof Dr. Paulus Melchers, weilte in der Verbannung. Durch die rastlosen Bemühungen des Heiligen Vaters Leo XIII. war es im Jahr 1886 [korrekt: 1885] ermöglicht worden, wieder einen Oberhirten zu erhalten. Dr. Philipp Krementz, ein Sohn des Rheinlands, bis dahin Bischof von Ermland, wurde Erzbischof von Cöln. Am Morgen des 15. Oktober 1888 hatte eine Deputation des Kirchenvorstandes und der Gemeindevertretung den Hochwürdigen Herrn in Dormagen abgeholt und traf Hochdieselbe gegen 1/2 8 Uhr in Zons ein. Der feierliche Empfang fand am Feldtor statt, wobei ein Knabe und ein Mädchen Willkomm[ens]grüße vortrugen. Nach der Ankunft in der Kirche begann sofort die Consekration, nach deren Vollendung der Herr Erzbischof eine stille heilige Messe celebrierte. Nach zwölf Uhr war im Pfarrhause Vorstellung des Kirchenvorstandes und der Gemeindevertretung. Alsdann machte der Herr Erzbischof einen Rundgang durch die Stadt und nahm, einer Einladung des Herrn August Aldenhoven nachkommend, in dessen Hause [heute Kreismuseum] einen Imbiß. Der große Vorplatz des Hauses war durch eine reiche Dekoration von Efeugewinden schön geziert. Nachmittags um 3 Uhr begann die Firmung für die Gemeinden Zons, Stürzelberg und Uedesheim. Als Firmpaten fungierten die Hauptlehrer Zanders von Zons und Bruch von Stürzelberg, sowie die Lehrerin Löhse von Zons. Um 1/4 6 war die Feier zu Ende. Es wurden 741 gefirmt. Bei Eintritt der Dunkelheit ward dem Herrn Erzbischof unter Begleitung eines Musikkorps ein glänzender Fackelzug gebracht, den der hohe Herr von einem Seitenportal der Kirche entgegennahm. Hierbei hielt Herr August Aldenhoven eine Ansprache, worauf der hochwürdige Herr seinen Dank aussprach und zum treuen Festhalten im Glauben aufforderte und mit dem Gruße 'Gelobt sei Jesus Christus'; alsdann erteilte er allen den oberhirtlichen Segen, worauf von den Anwesenden 'Großer Gott wir loben Dich' gesungen wurde. Während der ganzen Ovation wurde der Turm der Kirche abwechselnd rot und grün bengalisch beleuchtet, Raketen und sonstiges Feuerwerk abgebrannt. Vor seiner Rückkehr nach Dormagen machte der Herr Erzbischof noch eine Rundfahrt durch die allerwärts reich illuminierten Straßen der Stadt."[15]
Belege
- ↑ LAV_NRW_R, Regierung Düsseldorf 4355, unpagin.
- ↑ Aloysius Jakob Zorn, Der Architekt Carl August Lange (1834-1884), Dissertation RWTH Aachen, 2 Bände 1980, S. 267-268.
- ↑ Aloysius Jakob Zorn, Der Architekt Carl August Lange (1834-1884), Dissertation RWTH Aachen, 2 Bände 1980, S. 268
- ↑ Schreiben zitiert bei: Aloysius Jakob Zorn, Der Architekt Carl August Lange (1834-1884), Dissertation RWTH Aachen, 2 Bände 1980, S. 628.
- ↑ Aloysius Jakob Zorn, Der Architekt Carl August Lange (1834-1884), Dissertation RWTH Aachen, 2 Bände 1980, S. 268-269
- ↑ LAV_NRW_R, Regierung Düsseldorf 27752, Blatt 57.
- ↑ Schreiben zitiert bei: Aloysius Jakob Zorn, Der Architekt Carl August Lange (1834-1884), Dissertation RWTH Aachen, 2 Bände 1980, S. 628.
- ↑ Aloysius Jakob Zorn, Der Architekt Carl August Lange (1834-1884), Dissertation RWTH Aachen, 2 Bände 1980, S. 629-630; LAV_NRW_R, Nachlass Eschbach, Nr. 5.
- ↑ Aloysius Jakob Zorn, Der Architekt Carl August Lange (1834-1884), Dissertation RWTH Aachen, 2 Bände 1980, S. 269, S. 628.
- ↑ Auskunft Johann Vianden, Zons (*1905, +) 1994.
- ↑ Karl Emsbach/Max Tauch: Kirchen, Klöster und Kapellen im Kreis Neuss (= Schriftenreihe des Kreises Neuss, Nr. 13), Köln 1986, S. 32-34.
- ↑ Aloysius Jakob Zorn, Der Architekt Carl August Lange (1834-1884), Dissertation RWTH Aachen, 2 Bände 1980, S. 629-630.
- ↑ Aloysius Jakob Zorn, Der Architekt Carl August Lange (1834-1884), Dissertation RWTH Aachen, 2 Bände 1980, S. 270.
- ↑ PfAZ, Nr. 6, p. 105.
- ↑ PfAZ, Nr. 6, p. 95-96.