Pfarrkirche St. Martinus (neue): Unterschied zwischen den Versionen

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Die heutige [https://de.wikipedia.org/wiki/Neugotik neugotische] Pfarrkirche St. Martinus (zweiter Patron St. Hubertus) wurde 1876-1878 auf dem Standort des [https://de.wikipedia.org/wiki/Gotik gotischen] [[Pfarrkirche St. Martinus (alte)|Vorgängerbaus]] nach den Plänen des Architekten [[August Carl Lange]] aufgrund von Vorarbeiten des Baumeisters [[Vincenz Statz]] errichtet. Teile des Vorgängerbaus wurden in die neue Pfarrkirche überführt.


== Vorplanungen ==
Baumeister [[Vincenz Statz]] hatte sich seit Anfang der 1850er Jahre vergeblich gegen den Abbruch der alten Pfarrkirche und für eine Erweiterung derselben eingesetzt. Eine großräumigere Planung wurde erst in den 1870er Jahren durch den Abbruch dreier nach Osten (an der [[Grünwaldstraße]]) vorgelagerter Häuser. Zwei dieser Häuser waren bereits in den Besitz der Kirche gelangt, als ihr 1871 das Dritte zum Kauf angeboten wurde. Der [[Kirchenvorstand]] fasste in seiner Sitzung vom 12. Juni 1872 den Beschluss, den Plan einer Kirchenerweiterung anstelle eines Neubaus zu verfolgen, um das Gebäude weitgehend als Denkmal zu erhalten. Hierzu reichte das Gremium sechs Blätter Planzeichnungen des Baumeisters [[Vincenz Statz]] aus dem Jahr 1856, einen Situations- und Änderungsplan, den Grundriss zu einer neuen Kirche sowie einen Kostenvoranschlag von Baumeister Busch aus Neuss aus dem Jahr 1869 beim Generalvikariat zur Genehmigung ein. Ein Mitglied des [[Kirchenvorstand]]s hatte sich für einen Neubau ausgesprochen, dem sich in Abwesenheit noch zwei weitere Mitglieder anschlossen. Auf die vom Generalvikariat eingeholte Stellungnahme von [[Vincenz Statz]] antwortete jenes, dass es nur die Genehmigung zu einem Neubau, nicht zu einem bloßen Erweiterungsbau, erteilen könne. Möglicherweise war dem Generalvikariat noch die Einschätzung eines Bausachverständigen der Regierung Düsseldorf aus den 1820er Jahren bekannt, der angesichts des Erhaltungszustandes der Kirche einen Neubau empfohlen hatte.<ref>LAV_NRW_R, Regierung Düsseldorf 4355, unpagin.</ref> Statz solle dementsprechend baldmöglichst einen neuen Plan und Kostenvoranschlag einreichen.<ref>Aloysius Jakob Zorn, ''Der Architekt Carl August Lange (1834-1884)'', Dissertation RWTH Aachen, 2 Bände 1980, S. 267-268.</ref>
Ein von [[Vincenz Statz]] neu erstellter skizzierter Plan für einen Neubau wurde vom [[Kirchenvorstand]] am 30. November 1872 beschlossen und dem Generalvikariat am Tag darauf zur Genehmigung vorgelegt. Bereits am 6. Dezember erfolgte die Genehmigung, und am 12. Januar 1874 genehmigte das Generalvikariat auch den Finanzierungsplan auf Grundlage des Kostenanschlags von [[Vincenz Statz|Statz]] vom 27. Mai 1873. Statz hatte sich hierbei auf den Kostenanschlag von Busch aus dem Jahr 1869 bezogen, da erst eine Ausschreibung den wirklichen Kostenanstieg würde erkennen lassen. Die Ergebnisse der Ausschreibungsberechnung konnten erst am 27. August 1875 vorgelegt werden. Gegenüber dem Kostenvoranschlag wichen sie um bis zu -4 bzw. +40% ab. Die reinen Baukosten beliefen sich demnach auf 23.500 Taler.<ref>Aloysius Jakob Zorn, ''Der Architekt Carl August Lange (1834-1884)'', Dissertation RWTH Aachen, 2 Bände 1980, S. 268</ref>
Der Zeitplan sah vor, dass 1874 alle nötigen Vorarbeiten erledigt werden sollten, also das Fertigen der Baupläne, die Beschaffung der nötigen Baumaterialien, der Abbruch der drei Häuser an der [[Grünwaldstraße]] und teilweise der Kirche inklusive Kirchturm, damit 1875 mit den Arbeiten am Neubau begonnen werden kann. Ende 1874 fragte das Generalvikariat beim [[Kirchenvorstand]] an, warum der Baubeginn von Jahr zu Jahr hinausgezögert werde. Ein Grund war sicher die Unsicherheit bezüglich des Kostenplans, die erst durch die Ausschreibung weitgehend beseitigt werden konnte. Auf der anderen Seite hatte in der Zonser Bevölkerung die Missstimmung über [[Vincenz Statz]] zugenommen, was schließlich zur Kündigung des Vertrages mit dem Baumeister führte. [Pfarrer]] [[Sebastian Schmitz]] schreibt diesbezüglich am  30. Dezember 1876, man sei in Zons froh gewesen, Statz ''"abschütteln zu können"''.<ref>Schreiben zitiert bei: Aloysius Jakob Zorn, ''Der Architekt Carl August Lange (1834-1884)'', Dissertation RWTH Aachen, 2 Bände 1980, S. 628.</ref> Er hatte als Honorar 5% der Bausumme ''"ohne Reisekosten und Specialleitung"'' verlangt, was als überteuert angesehen wurde. Der Kirchenvorstand übertrug die Aufgabe, den Statz'schen Plan zu überarbeiten, dem Kölner Architekten [[August Carl Lange]]. Er sollte die Verträge mit den Handwerkern gemäß der Ausschreibung abschließen und die Leitung des Bauprojekts zu übernehmen. Lange verlangte im Gegensatz zu Statz nur 2,5% des Revisionsbetrages, also nur die Hälfte.<ref>Aloysius Jakob Zorn, ''Der Architekt Carl August Lange (1834-1884)'', Dissertation RWTH Aachen, 2 Bände 1980, S. 268-269</ref> Da weder die Pläne von Statz, noch die von Lange überliefert sind, ist heute nicht mehr sicher festzustellen, wie groß der gestalterische Anteil von Statz zum Neubau war. Der Umstand, dass ein am 8. Mai 1872 von Kataster-Kontrolleur Burggraf gefertigter Grundrissplan eines Kirchenneubaus ganz offensichtlich einen gänzlich anderen Baukörper als den heutigen zeigt, ist als Indiz zu werten, dass der heutige Kirchenbau deutlich von dem ursprünglichen Statz'schen Plan abweicht.<ref>LAV_NRW_R, Regierung Düsseldorf 27752, Blatt 57.</ref> Am 30. Dezember 1876 schreibt der Zonser [Pfarrer]] [[Sebastian Schmitz]] an den Dechanten Johann Hubert Caumanns aus [https://de.m.wikipedia.org/wiki/Bensberg Bensberg], Lange habe Vieles am Plan verbessert, wofür er nichts verlangte, aber der Kirchenvorstand werde ihm dafür wahrscheinlich noch eine Extravergütung zukommen lassen.<ref>Schreiben zitiert bei: Aloysius Jakob Zorn, ''Der Architekt Carl August Lange (1834-1884)'', Dissertation RWTH Aachen, 2 Bände 1980, S. 628.</ref>
Mit dem Abbruch der [[Pfarrkirche St. Martinus (alte)|alten Pfarrkirche]] wurde jahreszeitlich recht spät im Mai 1876 begonnen. Der Grund hierfür war, dass man den hohen Grundwasserstand zunächst mittels einer Pumpe absenken musste. Nach Eingang der Genehmigung zum Beginn der Bauarbeiten am 11. Mai starteten die Abbrucharbeiten an der [[Pfarrkirche St. Martinus (alte)|alten Pfarrkirche]] am 26. Mai 1876. Diese gingen so zügig vonstatten, dass bereits am 18. August des Jahres in einem feierlichen Akt die ersten Steine zum Neubau gelegt werden konnten: Nach einer Ansprache durch [[Pfarrer]] [[Sebastian Schmitz]] und mehreren Gebeten legte dieser den ersten Stein in das Fundament, gefolgt von zwei weiteren Steinen durch die Zonser Vikare [[Christian Bücker]] und [[Karl Falkenberg]].<ref>Aloysius Jakob Zorn, ''Der Architekt Carl August Lange (1834-1884)'', Dissertation RWTH Aachen, 2 Bände 1980, S. 629-630; LAV_NRW_R, Nachlass Eschbach, Nr. 5.</ref>
== Bau der Pfarrkirche 1876-1878 ==
[[August Carl Lange|Lange]] trennte für das Bauprojekt die örtliche Bauleitung von der künstlerischen Oberleitung. Erstere übertrug er dem erst 21 Jahre jungen [[Carl Rüdell]], die dieser in den folgenden 11 1/2 Monaten bis zu den ''"schwierigen Parthien des Baues"'' innehatte. Hierfür erhielt Rüdell monatlich 45 Taler vom [[Kirchenvorstand]] ausgezahlt. Lange selbst kam als künstlerischer Leiter regelmäßig nach Zons, um den Baufortschritt zu überwachen.<ref>Aloysius Jakob Zorn, ''Der Architekt Carl August Lange (1834-1884)'', Dissertation RWTH Aachen, 2 Bände 1980, S. 269, S. 628.</ref> Die Maurerarbeiten führte der Maurermeister Josef Detmer aus [https://de.m.wikipedia.org/wiki/Worringen Worringen] durch. Nach mündlicher Überlieferung soll sich der Feldbrand für die Mauersteine in den Feldern der Altrheinniederung zwischen Zons und Rheinfeld befunden haben.<ref>Auskunft Johann Vianden, Zons (*1905, +) 1994.</ref> Während der Bauarbeiten fanden die Gottesdienste in der [[Kapelle "Maria von den Engeln"]] am [[Rheintor]] statt, die durch einen hölzernen Vorbau vergrößert worden ist.<ref>Karl Emsbach/Max Tauch: ''Kirchen, Klöster und Kapellen im Kreis Neuss'' (= Schriftenreihe des Kreises Neuss, Nr. 13), Köln 1986, S. 32-34.</ref> Am 15. April 1877 war die eigentliche feierliche Grundsteinlegung in das Mauerwerk, bei der neben [[Pfarrer]] [[Sebastian Schmitz]] die [[Vikare]] [[Christian Bücker]] und [[Karl Falkenberg]], der [[Kirchenvorstand]] und sehr vieler Einwohner zugegen waren.<ref>Aloysius Jakob Zorn, ''Der Architekt Carl August Lange (1834-1884)'', Dissertation RWTH Aachen, 2 Bände 1980, S. 629-630.</ref>
Am 26. Mai 1878, dem zweiten Jahrestag des Beginns der Abbrucharbeiten an der [[Pfarrkirche St. Martinus (alte)|alten Pfarrkirche]], konnte der Neubau bezogen werden. Die innere Ausstattung zog sich noch eine Zeit hin, da die von [[August Carl Lange|Lange]] am 12. November 1878 vorgelegte Revisionskostenberechnung die von [[Vincenz Statz|Statz]] bzw. Busch aus dem Jahr 1869 überstieg und 105.000,- Reichsmark erreichte. Zu den bereits vor Baubeginn vorhandenen 60.000,- Reichsmark aus dem Baufonds sind durch Beschluss des [[Kirchenvorstand]]s vom 12. Januar 1874 weitere 15.000,- Reichsmark als erste Anleihe von Kapitalgeber Scheidt, zahlbar in einem Zeitraum von 20 Jahren, hinzu gekommen. Den Differenzbetrag bis zur vollen Summe in Höhe von 30.000,- Reichsmark deckte man durch eine Anleihe aufgrund eines Beschlusses des [[Kirchenvorstand]]es vom 9. Januar 1879.<ref>Aloysius Jakob Zorn, ''Der Architekt Carl August Lange (1834-1884)'', Dissertation RWTH Aachen, 2 Bände 1980, S. 270.</ref>
[[Datei:Altkirche_04.jpg|500px|thumb|right|Grundriss alte Pfarrkirche mit umliegender Bebauung 1872 und Grundriss heutige Pfarrkirche (grob mittels einer Katasterkarte eingezeichnet). Entwurf von Thomas Schwabach auf der Grundlage eines Grundrissplans von Kataster-Kontolleur Burggraf in Dormagen 1872 (LAV_NRW_R, Regierung Düsseldorf 27752, Blatt 57).]]
Erst am 15. Oktober 1888 fand die feierliche Weihe der Pfarrkirche statt (siehe dazu den ausführlichen Bericht aus der [[Pfarrchronik]] unten).
== Belege ==
<references />
[[Kategorie:Kirche]]
[[Kategorie:Religion]]
[[Kategorie:Pfarrei]]

Version vom 3. Oktober 2015, 12:10 Uhr

Die heutige neugotische Pfarrkirche St. Martinus (zweiter Patron St. Hubertus) wurde 1876-1878 auf dem Standort des gotischen Vorgängerbaus nach den Plänen des Architekten August Carl Lange aufgrund von Vorarbeiten des Baumeisters Vincenz Statz errichtet. Teile des Vorgängerbaus wurden in die neue Pfarrkirche überführt.

Vorplanungen

Baumeister Vincenz Statz hatte sich seit Anfang der 1850er Jahre vergeblich gegen den Abbruch der alten Pfarrkirche und für eine Erweiterung derselben eingesetzt. Eine großräumigere Planung wurde erst in den 1870er Jahren durch den Abbruch dreier nach Osten (an der Grünwaldstraße) vorgelagerter Häuser. Zwei dieser Häuser waren bereits in den Besitz der Kirche gelangt, als ihr 1871 das Dritte zum Kauf angeboten wurde. Der Kirchenvorstand fasste in seiner Sitzung vom 12. Juni 1872 den Beschluss, den Plan einer Kirchenerweiterung anstelle eines Neubaus zu verfolgen, um das Gebäude weitgehend als Denkmal zu erhalten. Hierzu reichte das Gremium sechs Blätter Planzeichnungen des Baumeisters Vincenz Statz aus dem Jahr 1856, einen Situations- und Änderungsplan, den Grundriss zu einer neuen Kirche sowie einen Kostenvoranschlag von Baumeister Busch aus Neuss aus dem Jahr 1869 beim Generalvikariat zur Genehmigung ein. Ein Mitglied des Kirchenvorstands hatte sich für einen Neubau ausgesprochen, dem sich in Abwesenheit noch zwei weitere Mitglieder anschlossen. Auf die vom Generalvikariat eingeholte Stellungnahme von Vincenz Statz antwortete jenes, dass es nur die Genehmigung zu einem Neubau, nicht zu einem bloßen Erweiterungsbau, erteilen könne. Möglicherweise war dem Generalvikariat noch die Einschätzung eines Bausachverständigen der Regierung Düsseldorf aus den 1820er Jahren bekannt, der angesichts des Erhaltungszustandes der Kirche einen Neubau empfohlen hatte.[1] Statz solle dementsprechend baldmöglichst einen neuen Plan und Kostenvoranschlag einreichen.[2]

Ein von Vincenz Statz neu erstellter skizzierter Plan für einen Neubau wurde vom Kirchenvorstand am 30. November 1872 beschlossen und dem Generalvikariat am Tag darauf zur Genehmigung vorgelegt. Bereits am 6. Dezember erfolgte die Genehmigung, und am 12. Januar 1874 genehmigte das Generalvikariat auch den Finanzierungsplan auf Grundlage des Kostenanschlags von Statz vom 27. Mai 1873. Statz hatte sich hierbei auf den Kostenanschlag von Busch aus dem Jahr 1869 bezogen, da erst eine Ausschreibung den wirklichen Kostenanstieg würde erkennen lassen. Die Ergebnisse der Ausschreibungsberechnung konnten erst am 27. August 1875 vorgelegt werden. Gegenüber dem Kostenvoranschlag wichen sie um bis zu -4 bzw. +40% ab. Die reinen Baukosten beliefen sich demnach auf 23.500 Taler.[3]

Der Zeitplan sah vor, dass 1874 alle nötigen Vorarbeiten erledigt werden sollten, also das Fertigen der Baupläne, die Beschaffung der nötigen Baumaterialien, der Abbruch der drei Häuser an der Grünwaldstraße und teilweise der Kirche inklusive Kirchturm, damit 1875 mit den Arbeiten am Neubau begonnen werden kann. Ende 1874 fragte das Generalvikariat beim Kirchenvorstand an, warum der Baubeginn von Jahr zu Jahr hinausgezögert werde. Ein Grund war sicher die Unsicherheit bezüglich des Kostenplans, die erst durch die Ausschreibung weitgehend beseitigt werden konnte. Auf der anderen Seite hatte in der Zonser Bevölkerung die Missstimmung über Vincenz Statz zugenommen, was schließlich zur Kündigung des Vertrages mit dem Baumeister führte. [Pfarrer]] Sebastian Schmitz schreibt diesbezüglich am 30. Dezember 1876, man sei in Zons froh gewesen, Statz "abschütteln zu können".[4] Er hatte als Honorar 5% der Bausumme "ohne Reisekosten und Specialleitung" verlangt, was als überteuert angesehen wurde. Der Kirchenvorstand übertrug die Aufgabe, den Statz'schen Plan zu überarbeiten, dem Kölner Architekten August Carl Lange. Er sollte die Verträge mit den Handwerkern gemäß der Ausschreibung abschließen und die Leitung des Bauprojekts zu übernehmen. Lange verlangte im Gegensatz zu Statz nur 2,5% des Revisionsbetrages, also nur die Hälfte.[5] Da weder die Pläne von Statz, noch die von Lange überliefert sind, ist heute nicht mehr sicher festzustellen, wie groß der gestalterische Anteil von Statz zum Neubau war. Der Umstand, dass ein am 8. Mai 1872 von Kataster-Kontrolleur Burggraf gefertigter Grundrissplan eines Kirchenneubaus ganz offensichtlich einen gänzlich anderen Baukörper als den heutigen zeigt, ist als Indiz zu werten, dass der heutige Kirchenbau deutlich von dem ursprünglichen Statz'schen Plan abweicht.[6] Am 30. Dezember 1876 schreibt der Zonser [Pfarrer]] Sebastian Schmitz an den Dechanten Johann Hubert Caumanns aus Bensberg, Lange habe Vieles am Plan verbessert, wofür er nichts verlangte, aber der Kirchenvorstand werde ihm dafür wahrscheinlich noch eine Extravergütung zukommen lassen.[7]

Mit dem Abbruch der alten Pfarrkirche wurde jahreszeitlich recht spät im Mai 1876 begonnen. Der Grund hierfür war, dass man den hohen Grundwasserstand zunächst mittels einer Pumpe absenken musste. Nach Eingang der Genehmigung zum Beginn der Bauarbeiten am 11. Mai starteten die Abbrucharbeiten an der alten Pfarrkirche am 26. Mai 1876. Diese gingen so zügig vonstatten, dass bereits am 18. August des Jahres in einem feierlichen Akt die ersten Steine zum Neubau gelegt werden konnten: Nach einer Ansprache durch Pfarrer Sebastian Schmitz und mehreren Gebeten legte dieser den ersten Stein in das Fundament, gefolgt von zwei weiteren Steinen durch die Zonser Vikare Christian Bücker und Karl Falkenberg.[8]

Bau der Pfarrkirche 1876-1878

Lange trennte für das Bauprojekt die örtliche Bauleitung von der künstlerischen Oberleitung. Erstere übertrug er dem erst 21 Jahre jungen Carl Rüdell, die dieser in den folgenden 11 1/2 Monaten bis zu den "schwierigen Parthien des Baues" innehatte. Hierfür erhielt Rüdell monatlich 45 Taler vom Kirchenvorstand ausgezahlt. Lange selbst kam als künstlerischer Leiter regelmäßig nach Zons, um den Baufortschritt zu überwachen.[9] Die Maurerarbeiten führte der Maurermeister Josef Detmer aus Worringen durch. Nach mündlicher Überlieferung soll sich der Feldbrand für die Mauersteine in den Feldern der Altrheinniederung zwischen Zons und Rheinfeld befunden haben.[10] Während der Bauarbeiten fanden die Gottesdienste in der Kapelle "Maria von den Engeln" am Rheintor statt, die durch einen hölzernen Vorbau vergrößert worden ist.[11] Am 15. April 1877 war die eigentliche feierliche Grundsteinlegung in das Mauerwerk, bei der neben Pfarrer Sebastian Schmitz die Vikare Christian Bücker und Karl Falkenberg, der Kirchenvorstand und sehr vieler Einwohner zugegen waren.[12]

Am 26. Mai 1878, dem zweiten Jahrestag des Beginns der Abbrucharbeiten an der alten Pfarrkirche, konnte der Neubau bezogen werden. Die innere Ausstattung zog sich noch eine Zeit hin, da die von Lange am 12. November 1878 vorgelegte Revisionskostenberechnung die von Statz bzw. Busch aus dem Jahr 1869 überstieg und 105.000,- Reichsmark erreichte. Zu den bereits vor Baubeginn vorhandenen 60.000,- Reichsmark aus dem Baufonds sind durch Beschluss des Kirchenvorstands vom 12. Januar 1874 weitere 15.000,- Reichsmark als erste Anleihe von Kapitalgeber Scheidt, zahlbar in einem Zeitraum von 20 Jahren, hinzu gekommen. Den Differenzbetrag bis zur vollen Summe in Höhe von 30.000,- Reichsmark deckte man durch eine Anleihe aufgrund eines Beschlusses des Kirchenvorstandes vom 9. Januar 1879.[13]

Datei:Altkirche 04.jpg
Grundriss alte Pfarrkirche mit umliegender Bebauung 1872 und Grundriss heutige Pfarrkirche (grob mittels einer Katasterkarte eingezeichnet). Entwurf von Thomas Schwabach auf der Grundlage eines Grundrissplans von Kataster-Kontolleur Burggraf in Dormagen 1872 (LAV_NRW_R, Regierung Düsseldorf 27752, Blatt 57).

Erst am 15. Oktober 1888 fand die feierliche Weihe der Pfarrkirche statt (siehe dazu den ausführlichen Bericht aus der Pfarrchronik unten).


Belege

  1. LAV_NRW_R, Regierung Düsseldorf 4355, unpagin.
  2. Aloysius Jakob Zorn, Der Architekt Carl August Lange (1834-1884), Dissertation RWTH Aachen, 2 Bände 1980, S. 267-268.
  3. Aloysius Jakob Zorn, Der Architekt Carl August Lange (1834-1884), Dissertation RWTH Aachen, 2 Bände 1980, S. 268
  4. Schreiben zitiert bei: Aloysius Jakob Zorn, Der Architekt Carl August Lange (1834-1884), Dissertation RWTH Aachen, 2 Bände 1980, S. 628.
  5. Aloysius Jakob Zorn, Der Architekt Carl August Lange (1834-1884), Dissertation RWTH Aachen, 2 Bände 1980, S. 268-269
  6. LAV_NRW_R, Regierung Düsseldorf 27752, Blatt 57.
  7. Schreiben zitiert bei: Aloysius Jakob Zorn, Der Architekt Carl August Lange (1834-1884), Dissertation RWTH Aachen, 2 Bände 1980, S. 628.
  8. Aloysius Jakob Zorn, Der Architekt Carl August Lange (1834-1884), Dissertation RWTH Aachen, 2 Bände 1980, S. 629-630; LAV_NRW_R, Nachlass Eschbach, Nr. 5.
  9. Aloysius Jakob Zorn, Der Architekt Carl August Lange (1834-1884), Dissertation RWTH Aachen, 2 Bände 1980, S. 269, S. 628.
  10. Auskunft Johann Vianden, Zons (*1905, +) 1994.
  11. Karl Emsbach/Max Tauch: Kirchen, Klöster und Kapellen im Kreis Neuss (= Schriftenreihe des Kreises Neuss, Nr. 13), Köln 1986, S. 32-34.
  12. Aloysius Jakob Zorn, Der Architekt Carl August Lange (1834-1884), Dissertation RWTH Aachen, 2 Bände 1980, S. 629-630.
  13. Aloysius Jakob Zorn, Der Architekt Carl August Lange (1834-1884), Dissertation RWTH Aachen, 2 Bände 1980, S. 270.