Pfarrkirche St. Martinus (neue)

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Die heutige neugotische Pfarrkirche St. Martinus (zweiter Patron St. Hubertus) wurde 1876-1878 auf dem Standort des gotischen Vorgängerbaus nach den Plänen des Architekten August Carl Lange aufgrund von Vorarbeiten des Baumeisters Vincenz Statz errichtet. Teile des Vorgängerbaus wurden in die neue Pfarrkirche überführt.

Vorplanungen

Baumeister Vincenz Statz hatte sich seit Anfang der 1850er Jahre vergeblich gegen den Abbruch der alten Pfarrkirche und für eine Erweiterung derselben eingesetzt. Eine großräumigere Planung wurde erst in den 1870er Jahren durch den Abbruch dreier nach Osten (an der Grünwaldstraße) vorgelagerter Häuser. Zwei dieser Häuser waren bereits in den Besitz der Kirche gelangt, als ihr 1871 das Dritte zum Kauf angeboten wurde. Der Kirchenvorstand fasste in seiner Sitzung vom 12. Juni 1872 den Beschluss, den Plan einer Kirchenerweiterung anstelle eines Neubaus zu verfolgen, um das Gebäude weitgehend als Denkmal zu erhalten. Hierzu reichte das Gremium sechs Blätter Planzeichnungen des Baumeisters Vincenz Statz aus dem Jahr 1856, einen Situations- und Änderungsplan, den Grundriss zu einer neuen Kirche sowie einen Kostenvoranschlag von Baumeister Busch aus Neuss aus dem Jahr 1869 beim Generalvikariat zur Genehmigung ein. Ein Mitglied des Kirchenvorstands hatte sich für einen Neubau ausgesprochen, dem sich in Abwesenheit noch zwei weitere Mitglieder anschlossen. Auf die vom Generalvikariat eingeholte Stellungnahme von Vincenz Statz antwortete jenes, dass es nur die Genehmigung zu einem Neubau, nicht zu einem bloßen Erweiterungsbau, erteilen könne. Möglicherweise war dem Generalvikariat noch die Einschätzung eines Bausachverständigen der Regierung Düsseldorf aus den 1820er Jahren bekannt, der angesichts des Erhaltungszustandes der Kirche einen Neubau empfohlen hatte.[1] Statz solle dementsprechend baldmöglichst einen neuen Plan und Kostenvoranschlag einreichen.[2]

Ein von Vincenz Statz neu erstellter skizzierter Plan für einen Neubau wurde vom Kirchenvorstand am 30. November 1872 beschlossen und dem Generalvikariat am Tag darauf zur Genehmigung vorgelegt. Bereits am 6. Dezember erfolgte die Genehmigung, und am 12. Januar 1874 genehmigte das Generalvikariat auch den Finanzierungsplan auf Grundlage des Kostenanschlags von Statz vom 27. Mai 1873. Statz hatte sich hierbei auf den Kostenanschlag von Busch aus dem Jahr 1869 bezogen, da erst eine Ausschreibung den wirklichen Kostenanstieg würde erkennen lassen. Die Ergebnisse der Ausschreibungsberechnung konnten erst am 27. August 1875 vorgelegt werden. Gegenüber dem Kostenvoranschlag wichen sie um bis zu -4 bzw. +40% ab. Die reinen Baukosten beliefen sich demnach auf 23.500 Taler.[3]

Der Zeitplan sah vor, dass 1874 alle nötigen Vorarbeiten erledigt werden sollten, also das Fertigen der Baupläne, die Beschaffung der nötigen Baumaterialien, der Abbruch der drei Häuser an der Grünwaldstraße und teilweise der Kirche inklusive Kirchturm, damit 1875 mit den Arbeiten am Neubau begonnen werden kann. Ende 1874 fragte das Generalvikariat beim Kirchenvorstand an, warum der Baubeginn von Jahr zu Jahr hinausgezögert werde. Ein Grund war sicher die Unsicherheit bezüglich des Kostenplans, die erst durch die Ausschreibung weitgehend beseitigt werden konnte. Auf der anderen Seite hatte in der Zonser Bevölkerung die Missstimmung über Vincenz Statz zugenommen, was schließlich zur Kündigung des Vertrages mit dem Baumeister führte. [Pfarrer]] Sebastian Schmitz schreibt diesbezüglich am 30. Dezember 1876, man sei in Zons froh gewesen, Statz "abschütteln zu können".[4] Er hatte als Honorar 5% der Bausumme "ohne Reisekosten und Specialleitung" verlangt, was als überteuert angesehen wurde. Der Kirchenvorstand übertrug die Aufgabe, den Statz'schen Plan zu überarbeiten, dem Kölner Architekten August Carl Lange. Er sollte die Verträge mit den Handwerkern gemäß der Ausschreibung abschließen und die Leitung des Bauprojekts zu übernehmen. Lange verlangte im Gegensatz zu Statz nur 2,5% des Revisionsbetrages, also nur die Hälfte.[5] Da weder die Pläne von Statz, noch die von Lange überliefert sind, ist heute nicht mehr sicher festzustellen, wie groß der gestalterische Anteil von Statz zum Neubau war. Der Umstand, dass ein am 8. Mai 1872 von Kataster-Kontrolleur Burggraf gefertigter Grundrissplan eines Kirchenneubaus ganz offensichtlich einen gänzlich anderen Baukörper als den heutigen zeigt, ist als Indiz zu werten, dass der heutige Kirchenbau deutlich von dem ursprünglichen Statz'schen Plan abweicht.[6] Am 30. Dezember 1876 schreibt der Zonser [Pfarrer]] Sebastian Schmitz an den Dechanten Johann Hubert Caumanns aus Bensberg, Lange habe Vieles am Plan verbessert, wofür er nichts verlangte, aber der Kirchenvorstand werde ihm dafür wahrscheinlich noch eine Extravergütung zukommen lassen.[7]

Mit dem Abbruch der alten Pfarrkirche wurde jahreszeitlich recht spät im Mai 1876 begonnen. Der Grund hierfür war, dass man den hohen Grundwasserstand zunächst mittels einer Pumpe absenken musste. Nach Eingang der Genehmigung zum Beginn der Bauarbeiten am 11. Mai starteten die Abbrucharbeiten an der alten Pfarrkirche am 26. Mai 1876. Diese gingen so zügig vonstatten, dass bereits am 18. August des Jahres in einem feierlichen Akt die ersten Steine zum Neubau gelegt werden konnten: Nach einer Ansprache durch Pfarrer Sebastian Schmitz und mehreren Gebeten legte dieser den ersten Stein in das Fundament, gefolgt von zwei weiteren Steinen durch die Zonser Vikare Christian Bücker und Karl Falkenberg.[8]

Bau der Pfarrkirche 1876-1878

Lange trennte für das Bauprojekt die örtliche Bauleitung von der künstlerischen Oberleitung. Erstere übertrug er dem erst 21 Jahre jungen Carl Rüdell, die dieser in den folgenden 11 1/2 Monaten bis zu den "schwierigen Parthien des Baues" innehatte. Hierfür erhielt Rüdell monatlich 45 Taler vom Kirchenvorstand ausgezahlt. Lange selbst kam als künstlerischer Leiter regelmäßig nach Zons, um den Baufortschritt zu überwachen.[9] Die Maurerarbeiten führte der Maurermeister Josef Detmer aus Worringen durch. Nach mündlicher Überlieferung soll sich der Feldbrand für die Mauersteine in den Feldern der Altrheinniederung zwischen Zons und Rheinfeld befunden haben.[10] Während der Bauarbeiten fanden die Gottesdienste in der Kapelle "Maria von den Engeln" am Rheintor statt, die durch einen hölzernen Vorbau vergrößert worden ist.[11] Am 15. April 1877 war die eigentliche feierliche Grundsteinlegung in das Mauerwerk, bei der neben Pfarrer Sebastian Schmitz die Vikare Christian Bücker und Karl Falkenberg, der Kirchenvorstand und sehr vieler Einwohner zugegen waren.[12]

Am 26. Mai 1878, dem zweiten Jahrestag des Beginns der Abbrucharbeiten an der alten Pfarrkirche, konnte der Neubau bezogen werden. Die innere Ausstattung zog sich noch eine Zeit hin, da die von Lange am 12. November 1878 vorgelegte Revisionskostenberechnung die von Statz bzw. Busch aus dem Jahr 1869 überstieg und 105.000,- Reichsmark erreichte. Zu den bereits vor Baubeginn vorhandenen 60.000,- Reichsmark aus dem Baufonds sind durch Beschluss des Kirchenvorstands vom 12. Januar 1874 weitere 15.000,- Reichsmark als erste Anleihe von Kapitalgeber Scheidt, zahlbar in einem Zeitraum von 20 Jahren, hinzu gekommen. Den Differenzbetrag bis zur vollen Summe in Höhe von 30.000,- Reichsmark deckte man durch eine Anleihe aufgrund eines Beschlusses des Kirchenvorstandes vom 9. Januar 1879.[13]

Datei:Altkirche 04.jpg
Grundriss alte Pfarrkirche mit umliegender Bebauung 1872 und Grundriss heutige Pfarrkirche (grob mittels einer Katasterkarte eingezeichnet). Entwurf von Thomas Schwabach auf der Grundlage eines Grundrissplans von Kataster-Kontolleur Burggraf in Dormagen 1872 (LAV_NRW_R, Regierung Düsseldorf 27752, Blatt 57).

Weihe der Kirche 1888

Erst am 15. Oktober 1888 fand die feierliche Weihe der Pfarrkirche statt. Die Zonser Pfarrchronik berichtet ausführlich darüber:

"Zu der erhabenen Feier der Consekration der neuen Pfarrkirche am 15. Oktober 1888 hatte die Stadt Zons ihr schönstes Festkleid angelegt. Alle Straßen und Gassen prangten in reichstem Schmucke. Schon im Jahre 1878 war der Neubau der Kirche vollendet; allein es war die Zeit des unseligen Kulturkampfes. Die Erzdiözese Cöln, wie so viele andere unseres Vaterlandes, war verwaist, der Oberhirt, Erzbischof Dr. Paulus Melchers, weilte in der Verbannung. Durch die rastlosen Bemühungen des Heiligen Vaters Leo XIII. war es im Jahr 1886 [korrekt: 1885] ermöglicht worden, wieder einen Oberhirten zu erhalten. Dr. Philipp Krementz, ein Sohn des Rheinlands, bis dahin Bischof von Ermland, wurde Erzbischof von Cöln. Am Morgen des 15. Oktober 1888 hatte eine Deputation des Kirchenvorstandes und der Gemeindevertretung den Hochwürdigen Herrn in Dormagen abgeholt und traf Hochdieselbe gegen 1/2 8 Uhr in Zons ein. Der feierliche Empfang fand am Feldtor statt, wobei ein Knabe und ein Mädchen Willkomm[ens]grüße vortrugen. Nach der Ankunft in der Kirche begann sofort die Consekration, nach deren Vollendung der Herr Erzbischof eine stille heilige Messe celebrierte. Nach zwölf Uhr war im Pfarrhause Vorstellung des Kirchenvorstandes und der Gemeindevertretung. Alsdann machte der Herr Erzbischof einen Rundgang durch die Stadt und nahm, einer Einladung des Herrn August Aldenhoven nachkommend, in dessen Hause [heute Kreismuseum] einen Imbiß. Der große Vorplatz des Hauses war durch eine reiche Dekoration von Efeugewinden schön geziert. Nachmittags um 3 Uhr begann die Firmung für die Gemeinden Zons, Stürzelberg und Uedesheim. Als Firmpaten fungierten die Hauptlehrer Zanders von Zons und Bruch von Stürzelberg, sowie die Lehrerin Löhse von Zons. Um 1/4 6 war die Feier zu Ende. Es wurden 741 gefirmt. Bei Eintritt der Dunkelheit ward dem Herrn Erzbischof unter Begleitung eines Musikkorps ein glänzender Fackelzug gebracht, den der hohe Herr von einem Seitenportal der Kirche entgegennahm. Hierbei hielt Herr August Aldenhoven eine Ansprache, worauf der hochwürdige Herr seinen Dank aussprach und zum treuen Festhalten im Glauben aufforderte und mit dem Gruße 'Gelobt sei Jesus Christus'; alsdann erteilte er allen den oberhirtlichen Segen, worauf von den Anwesenden 'Großer Gott wir loben Dich' gesungen wurde. Während der ganzen Ovation wurde der Turm der Kirche abwechselnd rot und grün bengalisch beleuchtet, Raketen und sonstiges Feuerwerk abgebrannt. Vor seiner Rückkehr nach Dormagen machte der Herr Erzbischof noch eine Rundfahrt durch die allerwärts reich illuminierten Straßen der Stadt."[14]

Architektur

Der Baukörper umfasst einen Raum von 1.957 m2. Das Äußere der Kirche orientiert sich an den großen Kirchen der Backsteingotik: Das gesamte Gebäude wird von breiten Pfeilern an Lang- und Querhaus gestützt. Angelehnt an den quadratischen, dreigeschossigen Westturm mit achtseitigem, verschieferten Helmansatz, der zur Kirchturmspitze überleitet, befindet sich ein kleiner Rundturm, der den Aufgang zur Glockenstube bildet. Am Westturm findet sich mit Krabben besetztes Portalgewände, im ersten Geschoss als schönes Blendmaßwerk ausgeführt. Die Maßwerkfenster sind aus rotem Naturstein. Das Hauptportal (Westportal) der Kirche wird seitlich von korinthischen Säulen umrahmt, die Deckplatten der Blattkapitelle überkrönt ein Wimperg mit aufgesetzter Kreuzblume. Über dem Portal ist ein Glasfenster mit Christus-Darstellung eingelassen.

Die acht schwarzen, weiß geaderten Marmorsäulen (Monolite) sind durchgängig 4,20 m lang und 0,6 m breit. Sie wurden mit Sockel (achteckige Granit-Basen) von der deutschen Bausteinindustrie aus Belgien für 2.520,- Reichsmark geliefert. Die zugehörigen acht reich verzierten Granit-Blattkapitelle (hauptsächlich Ahornblätter) kosteten pro Stück 100,- Reichsmark. Die Bodenplatten bezog man von der Firma Villeroy & Boch in Mettlach für insgesamt 3.445,- Reichsmark.[15]

Der Innenraum ist klar gegliedert: Das Langhaus und die beiden Querschiffe werden durch je zwei Joche gebildet. Die Kirche hat zwei Geschosse: die Arkadenzone und den Obergaden. Die Säulen tragen Arkadenbögen, die zur Gewölbezone führen. Das Gewölbe bzw. die Gurtbögen werden unterhalb des Obergadens durch ein Halbkapitell abgefangen. Ein Joch mit einer anschließenden Apsis und dem Chorgewölbe bilden den Chorraum. Die Seitenschiffe sind verlängert, wodurch der Chorraum sehr breit wirkt. Die sich im Westen an Haupt- und Seitenschiffe anschließenden drei Vorhallen dienen der symbolischen Reinigung der Gläubigen vor dem Gottesdienstraum. Die mittlere Vorhalle ist mit einem Kreuzgratgewölbe eingewölbt, deren Grate in einem Steinring enden. Durch diesen Steinring hingen früher die Glockenseile. Die nördliche der drei Vorhallen dient als Marienkapelle.

Ausstattung

Altäre

Die beiden Seitenaltäre stammen noch aus der Vorgängerkirche. Sie sind um 1830 von dem Düsseldorfer Vergolder Carl Kamberger geliefert worden. Der rechte Seitenaltar ist der heiligen Walburga geweiht. Die Heilige hielt als Attribut ein kleines Ölfläschchen in der rechten Hand (heute nicht mehr vorhanden). Der linke Seitenaltar ist dem heiligen Rochus, dem Pestpatron, geweiht. Der Heilige ist mit dem charakteristischen Hund (mit Brot im Maul) dargestellt.

Der Hochaltar aus der Vorgängerkirche, der ebenfalls um 1830 angeschafft worden war, wurde zunächst in der neuen Kirche aufgestellt. Er bestand in seinem oberen Teil aus vier Säulen und Kapitellen. In der Mitte befand sich eine hölzerne Statue der unbefleckten Jungfrau Maria mit Sternenkranz um das Haupt, auf einer Kugel stehend, um welche sich eine Schlange wand.[16] 1888 schenkte man den Hochaltar der Gemeinde Urdenbach zur Ausstattung der geplanten neuen Herz-Jesu-Pfarrkirche), um Platz zu machen für den heutigen Hochaltar: Dieser ist mit Genehmigung des Generalvikariats vom 14. Januar 1888 aufgrund der Zeichnung und des Kostenvoranschlags des Baumeisters Franz Statz (Sohn des Vincenz Statz) erbaut und in den letzten Tagen des Juni 1888 aufgestellt worden. Ein Jahr zuvor hatte man die Herren Odenthal und [Carl Rüdell]] in Sachen neuer Hochaltar kontaktiert.[17] Die Kosten für den neuen Altar betrugen nebst Aufbau der Mensa inklusive Material knapp 3.140,- Reichsmark Franz Statz lieferte auch die eingerahmten Tafeln zu 55,- Reichsmark und das Messpult für 45,- Reichsmark. Zusätzlich wurden die 12 kupfernen Altarleuchter nach Zeichnungen von Statz von J. J. Bleisiem in Köln für 570,- Reichsmark angefertigt. Die Kosten konnten hauptsächlich aus Spenden gedeckt werden.[18]

Der hölzerne, bemalte Hochaltar steht auf einem kunstvoll verzierten großen Steinblock aus weißem und schwarzem Marmor. Über dem Tabernakel befindet sich ein neugotisches, mit feinen Verzierungen versehenes Gesprenge. Mittig in einer Nische steht ein kleines Kruzifix, links und rechts davon sind Tafeln mit den Bildnissen der Heiligen Martinus und Hubertus angebracht. Die Altarspitze bildet eine Kreuzigungsgruppe (Jesus am Kreuz, darunter Maria und Johannes und zwei etwas tiefer angebrachte Engel). Der Hochaltar wurde Anfang August 1909 vom Kirchenmaler Peter Pehl aus Köln-Ehrenfeld für 450,- Reichsmark polychromiert.[19]

Die Weihe des Altars fand erst am 21. Oktober 1893 statt. Auch hierzu findet sich ein ausführlicher Bericht in der Pfarrchronik:

"Nachmittags am 20. Oktober 1893 traf der Hochwürdige Herr Weihbischof Dr. Antonius Fischer ein. Auch diesmal war die Stadt aufs schönste geschmückt, abends prangte der Rheinturm in bengalischer Beleuchtung, von der Gallerie wurden Sonnen abgebrannt, und Raketen stiegen auf; alles das Werk des Herrn Otto Joseph Menden aus Cöln. Bei der Ankunft des Hochwürdigen Herrn in der Kirche wurde Katechese gehalten. Am folgenden Tage, den 21. Oktober 1893, fand die Consekration des Hochaltars statt zu Ehren des heiligen Bischofs Martinus. In dem sepulcrum auf dem Altartische wurden die Reliquien des heiligen Priesters und Märtyrers Quirinus und Reliquien aus der Gesellschaft des Märtyrers des heiligen Gereon und der heiligen Ursula eingeschlossen. Die Zahl der Firmlinge betrug 169; Firmpaten waren Lehrer Zanders und Lehrerin Löhse.
Die Ankunft des Hochwürdigen Herrn hatte sich sehr verzögert, man mußte am Feldtor über eine Stunde warten. Es war Abend geworden, und die kirchliche Feier endete erst gegen acht Uhr. Als der Vikar Ropohl die Christenlehre hielt, verließen viele die Kirche, was den Unwillen des Herrn Weihbischofs so sehr hervorrief, daß er in der Kirche seine Entfremdung darüber aussprach. Als Ursachen des Verlassens der Kirche werden angegeben, es sei schon spät gewesen, die Leute seien nach Hause gegangen, um für das Abendessen, das Vieh und den Fackelzug sorgen zu können. Das mag wohl der Fall gewesen sein. Aber die nahe und Hauptursache war die, daß die Leute – Pfarrer Witte war krank – über die Feier und ihr Verhalten während derselben garnicht unterrichtet waren und es schon Abend geworden war. Daß bei dem Vorkommnis kein böser Wille war, geht unzweifelhaft daraus hervor, daß die ganze Stadt geschmückt, abends glänzend illuminiert war und ein großer Fackelzug zu Ehren des Hochwürdigen Herrn veranstaltet wurde. Indessen dieser hatte den Vorgang so übel aufgenommen, daß er bei der Ovation am Pfarrhause gar nicht erschien. Die Sache hat in Zons und der ganzen Umgegend großes Aufsehen erregt, das noch immer bis jetzt 1907 nicht gänzlich entschwunden ist. Zur Klarstellung der Angelegenheit glaube ich, Pfarrer Otten, dieses hier niederschreiben zu müssen."[20]

1896 wurde das "Immerwährende-Hilfe-Altärchen" durch Pfarrer Otten zum Preis von 350,- Reichsmark angeschafft, nachdem derselbe die Bruderschaft "Unserer Lieben Frau von der immerwährenden Hilfe" ins Leben gerufen hatte. Das Altärchen fertigte der Bildhauer Johann Haack aus Euskirchen an. Das würdige Muttergottesbild, auf Kupferplatte gemalt, und die beiden Engelsbilder an den Seiten mit Spruchbändern, auf Zinkplatte gemalt, lieferte der Maler Funhoff in Düsseldorf für 100,- Reichsmark.[21]

Schlussstein

Das Saarwerdensche Wappen mit dem Doppeladler aus der alten Pfarrkirche (es befand sich im oberen Bereich der Chorwand) wurde im Mittelgewölbe der neuen Pfarrkirche eingesetzt. Ursprünglich handelte es sich um einen weißen Adler auf schwarzem Feld. Im 20. Jahrhundert wurde das Wappen mehrfach phantasievoll farblich umgestaltet.

Belege

  1. LAV_NRW_R, Regierung Düsseldorf 4355, unpagin.
  2. Aloysius Jakob Zorn, Der Architekt Carl August Lange (1834-1884), Dissertation RWTH Aachen, 2 Bände 1980, S. 267-268.
  3. Aloysius Jakob Zorn, Der Architekt Carl August Lange (1834-1884), Dissertation RWTH Aachen, 2 Bände 1980, S. 268
  4. Schreiben zitiert bei: Aloysius Jakob Zorn, Der Architekt Carl August Lange (1834-1884), Dissertation RWTH Aachen, 2 Bände 1980, S. 628.
  5. Aloysius Jakob Zorn, Der Architekt Carl August Lange (1834-1884), Dissertation RWTH Aachen, 2 Bände 1980, S. 268-269
  6. LAV_NRW_R, Regierung Düsseldorf 27752, Blatt 57.
  7. Schreiben zitiert bei: Aloysius Jakob Zorn, Der Architekt Carl August Lange (1834-1884), Dissertation RWTH Aachen, 2 Bände 1980, S. 628.
  8. Aloysius Jakob Zorn, Der Architekt Carl August Lange (1834-1884), Dissertation RWTH Aachen, 2 Bände 1980, S. 629-630; LAV_NRW_R, Nachlass Eschbach, Nr. 5.
  9. Aloysius Jakob Zorn, Der Architekt Carl August Lange (1834-1884), Dissertation RWTH Aachen, 2 Bände 1980, S. 269, S. 628.
  10. Auskunft Johann Vianden, Zons (*1905, +) 1994.
  11. Karl Emsbach/Max Tauch: Kirchen, Klöster und Kapellen im Kreis Neuss (= Schriftenreihe des Kreises Neuss, Nr. 13), Köln 1986, S. 32-34.
  12. Aloysius Jakob Zorn, Der Architekt Carl August Lange (1834-1884), Dissertation RWTH Aachen, 2 Bände 1980, S. 629-630.
  13. Aloysius Jakob Zorn, Der Architekt Carl August Lange (1834-1884), Dissertation RWTH Aachen, 2 Bände 1980, S. 270.
  14. PfAZ, Nr. 6, p. 95-96.
  15. PfAZ, Nr. 6, p. 105.
  16. PfAZ, Nr. 6, S. 100.
  17. Aloysius Jakob Zorn, Der Architekt Carl August Lange (1834-1884), Dissertation RWTH Aachen, 2 Bände 1980, S. 270.
  18. PfAZ, Nr. 6, p. 101.
  19. PfAZ, Nr. 6, p. 174.
  20. PfAZ, Nr. 6, p. 97-98.
  21. PfAZ, Nr. 6, p. 104.