Heimatmuseum: Unterschied zwischen den Versionen

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K (Das Heimatmuseum bis zur Nachkriegszeit, Schließung 1959 und Verbleib der Sammlung)
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Von 1931 bis 1959 befand sich im [[Rheinturm]] ein '''Heimatmuseum'''.
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== Vorgeschichte und Planung ==
 
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Der Eintritt in das Museum war kostenlos. Das Besteigen des Turms kostete hingegen in den ersten Jahren des Museums 20 Pfennig.<ref>AiRKN, Augias 143.</ref> Über den Museumsführer [[Peter Oberzier]] ist überliefert, dass er die Besucher mit Humor durch die Sammlung führte. So ist die Anekdote überliefert, dass er die Besucher für eine Turmbesteigung zu interessieren verstand, indem er ihnen die einzigartige Aussicht auf "drei Meere" in Aussicht stellte. Oben angekommen, machte er die verdutzten Besucher zuerst auf das "Wolkenmeer" am Himmel und anschließend auf das "Häusermeer" der Stadt unten aufmerksam. Schließlich forderte er sie auf, die Augen zu schließen, so dass sie "gar nichts mehr" sahen. – [[Peter Oberzier]] (1869-1962) war seit der Eröffnung des Museums 1931 als Museumsführer angestellt.
 
Der Eintritt in das Museum war kostenlos. Das Besteigen des Turms kostete hingegen in den ersten Jahren des Museums 20 Pfennig.<ref>AiRKN, Augias 143.</ref> Über den Museumsführer [[Peter Oberzier]] ist überliefert, dass er die Besucher mit Humor durch die Sammlung führte. So ist die Anekdote überliefert, dass er die Besucher für eine Turmbesteigung zu interessieren verstand, indem er ihnen die einzigartige Aussicht auf "drei Meere" in Aussicht stellte. Oben angekommen, machte er die verdutzten Besucher zuerst auf das "Wolkenmeer" am Himmel und anschließend auf das "Häusermeer" der Stadt unten aufmerksam. Schließlich forderte er sie auf, die Augen zu schließen, so dass sie "gar nichts mehr" sahen. – [[Peter Oberzier]] (1869-1962) war seit der Eröffnung des Museums 1931 als Museumsführer angestellt.
  
== Das Heimatmuseum bis zur Nachkriegszeit, Schließung 1959 und Verbleib der Sammlung ==
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== Das Heimatmuseum bis zur Nachkriegszeit, Schließung 1958 und Verbleib der Sammlung ==
 
In der Zeit des Zweiten Weltkriegs ist das Heimatmuseum aus Sicherheitsgründen teilweise ausgelagert worden. Am 28. Februar 1944 schreibt [[Bürgermeister]] [[Hans Michael Flücken|Flücken]] dem [http://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Terboven Oberpräsidenten Josef Terboven], die wertvollsten Stücke seien im Luftschutzkeller des [[Rathaus]]es untergebracht, ferner einige wertvolle Stücke im Geldschrank der Stadtkasse.  
 
In der Zeit des Zweiten Weltkriegs ist das Heimatmuseum aus Sicherheitsgründen teilweise ausgelagert worden. Am 28. Februar 1944 schreibt [[Bürgermeister]] [[Hans Michael Flücken|Flücken]] dem [http://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Terboven Oberpräsidenten Josef Terboven], die wertvollsten Stücke seien im Luftschutzkeller des [[Rathaus]]es untergebracht, ferner einige wertvolle Stücke im Geldschrank der Stadtkasse.  
  
 
Die Museumsgegenstände haben den Weltkrieg weitestgehend intakt überstanden: Wenige Monate nach dem Ende des Weltkriegs, am 10. Oktober 1945, schreibt der Zonser [[Bürgermeister]] [[Johann Scheer]] an den [http://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Lehr Oberpräsidenten der Rheinprovinz], der Zustand des Heimatmuseums sei gut. Es habe den Krieg ohne Beschädigungen überstanden. Jedoch seien zwei alte goldene Uhren, mehrere Stücke aus der Waffensammlung ‚ ''„und sonstige unbedeutende kleine Stücke"'' abhanden gekommen.<ref>AiRKN, Augias 146.</ref> Wohl aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse der Bevölkerung in der unmittelbaren Nachkriegszeit bemühten sich manche Personen, Museumsgegenstände von der Gemeinde wieder zurück zu bekommen. Am 19. Juni 1947 schreibt [[Lehrer]] [[Heinz Riffel]], der mittlerweile in Düsseldorf wohnte, in diesem Zusammenhang an den Zonser [[Stadtdirektor]] [[Johann Scheer]], Ansprüche gegenüber dem Museum könnten von Leihgebern nur dann geltend gemacht werden, wenn die Betreffenden die entsprechende amtliche Bescheinigung der Stadt Zons vorzeigten. Er bedauerte es sehr, dass das Inventarverzeichnis des Museums in den Kriegswirren verloren gegangen sei, da man aus diesem näheren Aufschluss hierüber hätte gewinnen können. Der frühere Zonser [[Bürgermeister]] [[Hans Michael Flücken|Flücken]], mittlerweile in [https://de.wikipedia.org/wiki/Nievenheim Nievenheim] wohnhaft, hatte die alte Zolltruhe aus dem Heimatmuseum mit nach [https://de.wikipedia.org/wiki/Nievenheim Nievenheim] genommen. Am 29. November 1947 bat ihn [[Stadtdirektor]] [[Johann Scheer|Scheer]] per Schreiben, mitzuteilen, wann mit der Rückgabe zu rechnen sei.<ref>AiRKN, Augias 145.</ref> Ob die Truhe je wieder ins Museum zurück gebracht worden ist, kann nicht mit Bestimmtheit gesagt werden. Jedenfalls ist sie heute verschollen.
 
Die Museumsgegenstände haben den Weltkrieg weitestgehend intakt überstanden: Wenige Monate nach dem Ende des Weltkriegs, am 10. Oktober 1945, schreibt der Zonser [[Bürgermeister]] [[Johann Scheer]] an den [http://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Lehr Oberpräsidenten der Rheinprovinz], der Zustand des Heimatmuseums sei gut. Es habe den Krieg ohne Beschädigungen überstanden. Jedoch seien zwei alte goldene Uhren, mehrere Stücke aus der Waffensammlung ‚ ''„und sonstige unbedeutende kleine Stücke"'' abhanden gekommen.<ref>AiRKN, Augias 146.</ref> Wohl aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse der Bevölkerung in der unmittelbaren Nachkriegszeit bemühten sich manche Personen, Museumsgegenstände von der Gemeinde wieder zurück zu bekommen. Am 19. Juni 1947 schreibt [[Lehrer]] [[Heinz Riffel]], der mittlerweile in Düsseldorf wohnte, in diesem Zusammenhang an den Zonser [[Stadtdirektor]] [[Johann Scheer]], Ansprüche gegenüber dem Museum könnten von Leihgebern nur dann geltend gemacht werden, wenn die Betreffenden die entsprechende amtliche Bescheinigung der Stadt Zons vorzeigten. Er bedauerte es sehr, dass das Inventarverzeichnis des Museums in den Kriegswirren verloren gegangen sei, da man aus diesem näheren Aufschluss hierüber hätte gewinnen können. Der frühere Zonser [[Bürgermeister]] [[Hans Michael Flücken|Flücken]], mittlerweile in [https://de.wikipedia.org/wiki/Nievenheim Nievenheim] wohnhaft, hatte die alte Zolltruhe aus dem Heimatmuseum mit nach [https://de.wikipedia.org/wiki/Nievenheim Nievenheim] genommen. Am 29. November 1947 bat ihn [[Stadtdirektor]] [[Johann Scheer|Scheer]] per Schreiben, mitzuteilen, wann mit der Rückgabe zu rechnen sei.<ref>AiRKN, Augias 145.</ref> Ob die Truhe je wieder ins Museum zurück gebracht worden ist, kann nicht mit Bestimmtheit gesagt werden. Jedenfalls ist sie heute verschollen.
  
Ab 1958 wurde der [[Rheinturm]] in mehreren Bauabschnitten instandgesetzt. Vor diesem Hintergrund erfolgten 1959 die Schließung des Heimatmuseums und die Auslagerung des Inventars. Die Objekte wurden in den folgenden Jahren in verschiedenen öffentlichen Gebäuden der Stadt zwischengelagert. Nachdem die Gegenstände im Zuge der [[Kommunale Neugliederung|Kommunalen Neugliederung]] 1975 an die neue Stadt Dormagen übergegangen waren, sicherte das Kulturamt diese auf dem Speicher der [[Gemeinschaftsgrundschule|Gemeinschaftsgrundschule Zons]]. Leider ist im Laufe der Jahrzehnte nach der Museumsschließung ein erschreckend großer Teil der Sammlung abhanden gekommen – angesichts des von [[Heinz Riffel|Riffel]] formulierten Museumszwecks, die Gegenstände für die Nachwelt zu sichern, ein Hohn. Eine Reihe restaurierungsbedürftiger Gegenstände aus dem Besitz der Kirchengemeinde (die Holzfiguren, das Kruzifix und zwei Porträts des 18. Jahrhunderts) konnten wiederhergestellt werden. Andere Objekte befinden sich heute im Zonser [[Pfarrhaus]] St. Martinus oder in der Zonser Touristinfo.
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Ab 1958 wurde der [[Rheinturm]] in mehreren Bauabschnitten instandgesetzt. Vor diesem Hintergrund erfolgten in diesem Jahr die Schließung des Heimatmuseums und die Auslagerung des Inventars. Die Objekte wurden in den folgenden Jahren in verschiedenen öffentlichen Gebäuden der Stadt zwischengelagert. Nachdem die Gegenstände im Zuge der [[Kommunale Neugliederung|Kommunalen Neugliederung]] 1975 an die neue Stadt Dormagen übergegangen waren, sicherte das Kulturamt diese auf dem Speicher der [[Gemeinschaftsgrundschule|Gemeinschaftsgrundschule Zons]]. Leider ist im Laufe der Jahrzehnte nach der Museumsschließung ein erschreckend großer Teil der Sammlung abhanden gekommen – angesichts des von [[Heinz Riffel|Riffel]] formulierten Museumszwecks, die Gegenstände für die Nachwelt zu sichern, ein Hohn. Eine Reihe restaurierungsbedürftiger Gegenstände aus dem Besitz der Kirchengemeinde (die Holzfiguren, das Kruzifix und zwei Porträts des 18. Jahrhunderts) konnten wiederhergestellt werden. Andere Objekte befinden sich heute im Zonser [[Pfarrhaus]] St. Martinus oder in der Zonser Touristinfo.
  
 
== Das 1997 eröffnete "Heimatmuseum Zons" in der Mauerstraße ==
 
== Das 1997 eröffnete "Heimatmuseum Zons" in der Mauerstraße ==

Version vom 5. Januar 2018, 22:17 Uhr

Von 1931 bis 1958 befand sich im Rheinturm ein Heimatmuseum.

Vorgeschichte und Planung

Die Planungen zur Einrichtung eines Heimatmuseums in Zons gehen mindestens bis zum Frühjahr 1929 zurück. Am 20. März des Jahres schreibt der Zonser Bürgermeister Hans Michael Flücken in dieser Angelegenheit dem Zonser Pfarrer Johannes Klüwer: In der letzten Gemeinderatssitzung sei die Entscheidung gefallen, ein Museum einzurichten. Man habe sich bislang vergeblich bemüht, von der Freiherrlich von Diergardt'schen Verwaltung den Juddeturm zu diesem Zweck zur Verfügung gestellt zu bekommen. Der jetzige Eigentümer werde das 21. Lebensjahr erst in 4-5 Jahren vollenden, und der Vormund wolle diese wichtige Entscheidung seinem Mündel gegenüber nicht verantworten. Daher habe der Gemeinderat die Verwaltung beauftragt, bei der Kirchengemeinde anzufragen, ob sie ein Zimmer im Rheinturm zu diesem Zweck zur Verfügung stellen könne, und zwar zunächst für die Dauer von fünf Jahren.[1]

Zwei Tage darauf (22. März 1929) schreibt der Bürgermeister erneut an den Pfarrer. Die Gemeinde beabsichtige, die Zonser Feldtor-Madonna, die sich im Neusser Museum (heutiges Clemens-Sels-Museum) befand, wieder nach Zons holen zu lassen. So lange es kein Heimatmuseum in Zons gebe, könne diese vielleicht in der Pfarrkirche aufgestellt werden, insofern der Pfarrer dem zustimme. Pfarrer Klüwer antwortete dem Bürgermeister am 9. April 1929 schriftlich, er sei grundsätzlich dazu bereit, der Gemeinde einen Raum im Rheinturm für das geplante Heimatmuseum zu überlassen. Für genauere Details schlage er eine gemeinsame Ortsbesichtigung vor.[2]

Man einigte sich in den folgenden Monaten, das Museum in einem Raum im dritten Obergeschoss des Turmes einzurichten. In diesen Raum gelangte man über eine Außentreppe neben dem Zollhaus. Die Entscheidung zur Einrichtung des Museums im Rheinturm fällte der Gemeinderat in seiner Sitzung vom 16. Februar 1931.[3] Am 1. April 1931 - ein etwas jüngerer Fragebogen nennt irrtümlich das Datum 1. April 1930 - war der Bezug des Raumes. Der Etat des Museums belief sich auf 150,- Reichsmark jährlich. Zum verantwortlichen Leiter der Einrichtung, deren Verwaltung man dem örtlichen Verkehrs- und Verschönerungsverein übertrug, bestimmte die Gemeinde den Zonser Lehrer Heinz Riffel. Als Aufseher und Museumsführer wurde der Zonser Peter Oberzier angestellt.[4]

Inhaltliche Ausrichtung, Inventar

Der Museumsleiter Heinz Riffel hat sich ganz besonders um die Einrichtung des Heimatmuseums bemüht. Zur Konzeption des Museums hält der genannte Fragebogen fest, die Einrichtung sammle "alles, was von geschichtlicher Bedeutung für Zons ist".[5] Diesem Zweck folgend, hat Lehrer Heinz Riffel mit Hilfe von Schulkindern zahlreiche Antiquitäten handwerklicher oder bäuerlicher Art, archäologische Fundstücke und historische Ansichten und Dokumente zusammengetragen. Diese Objekte waren weit überwiegend Leihgaben von Zonser Familien sowie der Zonser Pfarrkirche. Ein Verzeichnis von 1935 listet die zahlreichen Leihgaben der Kirche auf: eine Goldwaage aus dem Jahr 1746, einen Gewichtssatz, ein Kruzifix, mehrere Zinnkännchen, ein Bund alter Kirchenschlüssel (von der alten Pfarrkirche), die alte Zolltheke, eine Holzfigur des heiligen Hubertus, eine Holzfigur hl. Martinus mit Pferd, ein hölzernes Reliquiar, ein alter Taufstein mit separatem Steinfuß, eine Ofengussplatte (mit Lazarus-Darstellung), die Stiftungsurkunde der St. Antoniusbruderschaft aus dem Jahr 1466 (mit Siegel), drei alte Ölgemälde von Zonser Pfarrern (davon eines von Edmundus Schmitz, 1718-1722, eines von Beda Groten, 1738-1753), der frühere Christkorpus des Kreuzes "Mühlenpost", eine Urkunde von Friedrich von Sachsen-Lauenburg aus dem Jahr 1575 und eine Lithografie der alten Pfarrkirche St. Martinus.[6] Die Leihgeber erhielten über die Leihgaben jeweils amtliche Bescheinigungen von der Gemeindeverwaltung. Riffel schreibt 1933, das Museum habe "nicht den Ehrgeiz, mit den großen Museen der Städte konkurrieren zu wollen, [es] wurde vielmehr geschaffen aus der Erwägung heraus, daß es höchste Zeit ist, die noch vorhandenen Altertümer endlich einmal zu sammeln, damit sie der Nachwelt nicht mehr verloren gehen, wie leider schon so viele vorher. Sodann soll es allen Besuchern von Zons als Ergänzung des bei einer Besichtigung Geschauten dienen. Leider haben die großen Brände 1464, 1567 [sic. statt 1547] und 1620 von der inneren Schönheit der alten Feste nicht mehr viel übrig gelassen, und jeder Besucher, vor allem der geschichtlich interessierte, wird es daher begrüßen, im Heimatmuseum das gewonnene äußere Bild der mittelalterlichen Festung vervollständigen zu können."[7]

Ein Artikel anlässlich der Museumseröffnung im Düsseldorfer Stadtanzeiger[8] gibt einen genaueren Eindruck von der Sammlung:

"Durch die Initiative des Lehrers Riffel und durch die Mitarbeit des Verkehrs- und Verschönerungsvereins und der Verwaltung ist eine Sammlung zustande gekommen, die zwar einen bescheidenen Anfang darstellt, sich jedoch als Grundstock zu einem Museum, das ein vollständiges Spiegelbild darstellt, sehen lassen kann. Schon auf dem Wege über die alte steinerne Wendeltreppe begegnet der Besucher einigen größeren Stücken aus den vergangenen Jahrhunderten: ein Taufstein aus dem 13. Jahrhundert, eine uralte Wiege mit feiner Schnitzarbeit, ein Überbleibsel der Zonser Straßenbeleuchtung von anno dazumal, sowie alte Ackersgeräte. In dem Museumsraum sind Gegenstände aus der Stein- und Römerzeit ausgestellt, die in Zons und Umgebung gefunden wurden. Besonders groß die Sammlung römischer Grabungen [sic.]. Interessante Stücke weist auch die mittelalterliche Abteilung auf. Als Paradestück befindet sich hier die wundervoll gearbeitete Statue des Feldtores, die bis vor kurzem noch im Neusser Museum aufbewahrt wurde und dank der Bemühungen Zonser Heimatfreunde für Zons zurückerworben werden konnte. Ein weiteres für Zons charakteristisches Stück ist die alte Zolltheke, in die Schiffsherren ihren Obulus entrichten mussten. Von der alten Waffensammlung ist eine Büchse zu erwähnen, die wohl eine der ersten Konstruktionen von Feuerwaffen darstellen dürfte. Ferner ist die stattliche Sammlung von alten Hausgeräten und Werkzeugen zu erwähnen. Es fehlt auch nicht das alte Handwerkzeug der alten Wollweberzunft, die im Mittelalter besonders stark vertreten war. Sammlungen von alten Schlössern, Schlüsseln, Waagen und Bildern vervollständigen diese interessante Schau von Erinnerungsstücken aus der Zonser Vergangenheit."

Ein zentraler Blickfang des Museums war das von Riffel mit Volksschulkindern in mühevoller Kleinarbeit bis März 1929 aufwändig in Holz gebaute, weitgehend originalgetreue "Zonser Stadtmodell" – eine Rekonstruktion der Stadtfestung um 1650.

Zonser Stadtmodell von Heinz Riffel in der Tourist-Info

Die Versicherungssumme des Museumsinventars bei der Provinzial-Feuerversicherungsanstalt belief sich auf beachtliche 50.000,- Reichsmark.[9] Diese Summe lässt Rückschlüsse auf Quantität und Qualität der Sammlung zu.

Eröffnung des Heimatmuseums

Die feierliche Eröffnung des Museums fand am 11. Juli 1931 statt. Über die bescheidene, aber eindrückliche Feier berichteten verschiedene regionale Zeitungen. Der Festakt war vor dem Rheintor unter den "Gerichtsbäumen". Hier hatten sich zahlreiche Einwohner im Halbkreis um die Ehrengäste herum versammelt. Es gab Gedichtvorträge, und der Männergesangsverein "Cäcilia" sang das "Zonser Stadtlied". Ein Landsknecht überreichte Bürgermeister Hans Michael Flücken den Schlüssel des Museums. Dieser begrüßte daraufhin die Ehrengäste und ging in einer kurzen Festansprache auf die Geschichte der Stadt ein. Besonders hob er das große Engagement des Lehrers Heinz Riffel bei der Einrichtung des Museums hervor. Zur Erinnerung an den denkwürdigen Tag erhielt das Heimatmuseum eine Urkunde mit dem folgenden Wortlaut: "Die wahrhafte alte Stadt Zons, die trutzige Zollfeste am Niederrhein, durch Gottes Willen und den Erzbischof Friedrich III. von Saarwerden im Jahre 1373 zur Stadt erhoben, eröffnete am heutigen Tage das durch den Opfersinn der Gemeinde geschaffene Heimatmuseum." Kreisinspektor Klebanowski sprach im Namen des Landrats Dr. Hans von Chamier Glückwünsche aus. Der Zonser Pfarrer Johannes Klüwer strich in seiner Ansprache den pädagogischen Wert des Museum heraus. Unter den geladenen Gästen waren auch Dr. Heinrich Staab von der Neuß-Grevenbroicher Zeitung sowie Personen aus Köln, Neuss, Krefeld und Gladbach-Rheydt.[10] Noch eine Besonderheit hatte man sich zur Museumseröffnung ausgedacht: Abends läuteten erstmals die drei neu angeschafften und am 28. Juni feierlich eingeweihten Kirchenglocken der Pfarrkirche St. Martinus.[11]

Museumsführer Peter Oberzier

Museumsführer Peter Oberzier

Der Eintritt in das Museum war kostenlos. Das Besteigen des Turms kostete hingegen in den ersten Jahren des Museums 20 Pfennig.[12] Über den Museumsführer Peter Oberzier ist überliefert, dass er die Besucher mit Humor durch die Sammlung führte. So ist die Anekdote überliefert, dass er die Besucher für eine Turmbesteigung zu interessieren verstand, indem er ihnen die einzigartige Aussicht auf "drei Meere" in Aussicht stellte. Oben angekommen, machte er die verdutzten Besucher zuerst auf das "Wolkenmeer" am Himmel und anschließend auf das "Häusermeer" der Stadt unten aufmerksam. Schließlich forderte er sie auf, die Augen zu schließen, so dass sie "gar nichts mehr" sahen. – Peter Oberzier (1869-1962) war seit der Eröffnung des Museums 1931 als Museumsführer angestellt.

Das Heimatmuseum bis zur Nachkriegszeit, Schließung 1958 und Verbleib der Sammlung

In der Zeit des Zweiten Weltkriegs ist das Heimatmuseum aus Sicherheitsgründen teilweise ausgelagert worden. Am 28. Februar 1944 schreibt Bürgermeister Flücken dem Oberpräsidenten Josef Terboven, die wertvollsten Stücke seien im Luftschutzkeller des Rathauses untergebracht, ferner einige wertvolle Stücke im Geldschrank der Stadtkasse.

Die Museumsgegenstände haben den Weltkrieg weitestgehend intakt überstanden: Wenige Monate nach dem Ende des Weltkriegs, am 10. Oktober 1945, schreibt der Zonser Bürgermeister Johann Scheer an den Oberpräsidenten der Rheinprovinz, der Zustand des Heimatmuseums sei gut. Es habe den Krieg ohne Beschädigungen überstanden. Jedoch seien zwei alte goldene Uhren, mehrere Stücke aus der Waffensammlung ‚ „und sonstige unbedeutende kleine Stücke" abhanden gekommen.[13] Wohl aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse der Bevölkerung in der unmittelbaren Nachkriegszeit bemühten sich manche Personen, Museumsgegenstände von der Gemeinde wieder zurück zu bekommen. Am 19. Juni 1947 schreibt Lehrer Heinz Riffel, der mittlerweile in Düsseldorf wohnte, in diesem Zusammenhang an den Zonser Stadtdirektor Johann Scheer, Ansprüche gegenüber dem Museum könnten von Leihgebern nur dann geltend gemacht werden, wenn die Betreffenden die entsprechende amtliche Bescheinigung der Stadt Zons vorzeigten. Er bedauerte es sehr, dass das Inventarverzeichnis des Museums in den Kriegswirren verloren gegangen sei, da man aus diesem näheren Aufschluss hierüber hätte gewinnen können. Der frühere Zonser Bürgermeister Flücken, mittlerweile in Nievenheim wohnhaft, hatte die alte Zolltruhe aus dem Heimatmuseum mit nach Nievenheim genommen. Am 29. November 1947 bat ihn Stadtdirektor Scheer per Schreiben, mitzuteilen, wann mit der Rückgabe zu rechnen sei.[14] Ob die Truhe je wieder ins Museum zurück gebracht worden ist, kann nicht mit Bestimmtheit gesagt werden. Jedenfalls ist sie heute verschollen.

Ab 1958 wurde der Rheinturm in mehreren Bauabschnitten instandgesetzt. Vor diesem Hintergrund erfolgten in diesem Jahr die Schließung des Heimatmuseums und die Auslagerung des Inventars. Die Objekte wurden in den folgenden Jahren in verschiedenen öffentlichen Gebäuden der Stadt zwischengelagert. Nachdem die Gegenstände im Zuge der Kommunalen Neugliederung 1975 an die neue Stadt Dormagen übergegangen waren, sicherte das Kulturamt diese auf dem Speicher der Gemeinschaftsgrundschule Zons. Leider ist im Laufe der Jahrzehnte nach der Museumsschließung ein erschreckend großer Teil der Sammlung abhanden gekommen – angesichts des von Riffel formulierten Museumszwecks, die Gegenstände für die Nachwelt zu sichern, ein Hohn. Eine Reihe restaurierungsbedürftiger Gegenstände aus dem Besitz der Kirchengemeinde (die Holzfiguren, das Kruzifix und zwei Porträts des 18. Jahrhunderts) konnten wiederhergestellt werden. Andere Objekte befinden sich heute im Zonser Pfarrhaus St. Martinus oder in der Zonser Touristinfo.

Das 1997 eröffnete "Heimatmuseum Zons" in der Mauerstraße

Es wurde von Gastwirt Wolfgang Schmitz in der Zonser "Schlossdestille", Mauerstraße 26a, eingerichtet und am 12. März 1997 eröffnet. Der leidenschaftliche Antiquitätensammler hat hier Einiges an Objekten zusammengestellt, das leider zum weit überwiegenden Teil nicht aus Zons selbst stammt. Es sind im Wesentlichen eine Reihe von Abbildungen und Fotos, die den ortgeschichtlichen Bezug herstellen. Neben diesem Mangel macht sich das Fehlen einer durchgehenden Konzeption der Präsentation bemerkbar. Auch wenn der Sammler das Museum als Nachfolgeeinrichtung des früheren Zonser Heimatmuseums ansieht, ist dieser Zusammenhang nicht gegeben: Objekte aus dem früheren Heimatmuseum sucht man hier nämlich vergeblich.[15]

Belege

  1. PfAZ, Nr. 162.
  2. AiRKN, Augias 141.
  3. AiRKN, DO 07, Ratsprotokolle Dormagen, Nr. 85, p. 289.
  4. AiRKN, Augias 143.
  5. AiRKN, Augias 143.
  6. PfAZ, Nr. 6, p. 219.
  7. Heinz Riffel, Zons und seine Stadtmauern, hg. v. Peter Norff (Köln), Köln-Deutz o.J. [1933], S. 23.
  8. Düsseldorfer Stadtanzeiger Nr. 191, 1931; zitiert bei Hermann Kienle, Zum Heimatmuseum in Zons 1931-1958, in: JBKN 2006 (2005), S. 84-89, hier: S. 84-87.
  9. AiRKN, Augias 143.
  10. Hermann Kienle, Zum Heimatmuseum in Zons 1931-1958, in: JBKN 2006 (2005), S. 84-89, hier: S. 84-88.
  11. PfAZ, Nr. 6, p. 194.
  12. AiRKN, Augias 143.
  13. AiRKN, Augias 146.
  14. AiRKN, Augias 145.
  15. Stadtgeschichte und Heimat Museum Zons, o.O., o.J. [1999].