Josef Hugo: Unterschied zwischen den Versionen

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Josef Hugo heiratete am 1. April 1767 in Düsseldorf Maria Elisabeth Elsen (* ca. 1738/39 in Düsseldorf; † 3. Januar 1799 in Zons). Noch vor der Eheschließung kam ein Kind des Paares außerhalb Zons zur Welt (* ca. Januar 1767). Die Eheschließung fand nach den Generalvikariatsprotokollen mit Dispens vom Aufgebot sowie des Verbots der Eheschließung in der Fastenzeit statt. Der Zonser [[Pfarrer]] [[Ferdinand Bodifé]] wurde bevollmächtigt, die Ehe zu "sanieren" (26. März 1767), denn Maria Elisabeth Elsen war zu diesem Zeitpunkt bereits mit dem zweiten Kind schwanger. Das Paar hatte sechs Kinder<ref>''Lisken-FBZ'', S. 309.</ref>:
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Josef Hugo heiratete am 1. April 1767 in [https://de.wikipedia.org/wiki/Düsseldorf Düsseldorf] Maria Elisabeth Elsen (* ca. 1738/39 in [https://de.wikipedia.org/wiki/Düsseldorf Düsseldorf]; † 3. Januar 1799 in Zons). Noch vor der Eheschließung kam ein Kind des Paares außerhalb Zons zur Welt (* ca. Januar 1767). Die Eheschließung fand nach den Generalvikariatsprotokollen mit Dispens vom Aufgebot sowie des Verbots der Eheschließung in der Fastenzeit statt. Der Zonser [[Pfarrer]] [[Ferdinand Bodifé]] wurde bevollmächtigt, die Ehe zu "sanieren" (26. März 1767), denn Maria Elisabeth Elsen war zu diesem Zeitpunkt bereits mit dem zweiten Kind schwanger. Das Paar hatte sechs Kinder<ref>''Lisken-FBZ'', S. 309.</ref>:
  
 
* Anna Catharina (* ca. Januar 1767 auswärts; † 12. Januar 1774 in Zons)
 
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== Orts- und regionalgeschichtliches Interesse und Ortschronik ==
 
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Josef Hugo war besonders orts- und regionalgeschichtlich interessiert: Als er am 18. November 1815 mit dem [https://de.wikipedia.org/wiki/Dormagen Dormagener] [[Chronisten]] [[Johann Peter Delhoven]] zusammentraf, berichtete er diesem einige ortgeschichtliche Begebenheiten, die Delhoven daraufhin in seinem Tagebuch notierte.<ref>Siehe die Aufzeichnungen zum 18. November 1815.</ref>  
 
Josef Hugo war besonders orts- und regionalgeschichtlich interessiert: Als er am 18. November 1815 mit dem [https://de.wikipedia.org/wiki/Dormagen Dormagener] [[Chronisten]] [[Johann Peter Delhoven]] zusammentraf, berichtete er diesem einige ortgeschichtliche Begebenheiten, die Delhoven daraufhin in seinem Tagebuch notierte.<ref>Siehe die Aufzeichnungen zum 18. November 1815.</ref>  

Version vom 5. Januar 2020, 16:49 Uhr

Unterschrift von Josef Hugo.

Johannes Josef Hugo (~ 23. März 1739 in Zons; † 28. Juni 1823 in Zons) war ein Zonser Schöffe, Ratsherr, Mitglied des Kirchenrats (Kirchmeister), Kampmeister, Assessor am Friedensgericht Dormagen und Chronist.

Elternhaus

Josef Hugo wurde am 23. März 1739 in Zons als ältestes Kind des Ehepaars Hermann Hugo († 16. November 1756 in Zons), Schöffe und Betreiber der Schankwirtschaft "Im Grönenwald", und Anna Sybille Kreggers (Krieger, Krechgen) (* ca. 1703; † 4. Mai 1773 in Zons) getauft. Seine Geschwister waren[1]:

  • Johannes Christian (~ 26. April 1742 in Zons; † 24. November 1742 in Zons)
  • Theodor (~ 13. März 1744 in Zons)
  • Peter (~ 28. Oktober 1748 in Zons), der in erster Ehe mit Agnes Jansen und in zweiter mit Anna Sophia Pesch (Eheschließung am 12. Dezember 1828 in Düsseldorf) verheiratet war

Das elterliche Haus war das Haus "Im Grönenwald", das sich auf dem Standort des heutigen Hauses Grünwaldstraße 6 befand und namengebend für die Straße war.

Erwerbstätigkeit und weiteres Engagement

Josef Hugo hat den elterlichen Gaststättenbetrieb in der heutigen Grünwaldstraße übernommen. Später ging dieser an den Schwiegersohn Jacob Haller über, der bereits seit mindestens 1803 als Arbeiter (ouvrier) mit im Haus wohnte.[2] Hugo war daneben Landwirt (belegt 1803-1815[3]), zusammen mit seinem Sohn Theodor Branntweinhersteller (belegt 1801-1802[4]) und Wiederverkäufer (belegt 1809[5]). Mindestens seit 1781 war Josef Hugo Mitglied des Stadtrats[6] und mindestens seit 1786 Mitglied des örtlichen Schöffenkollegiums.[7] Am 1. Mai 1798 trat er das Amt des Assessors (Beisitzers) des kantonalen Friedensgerichts in Dormagen an.[8] Mindestens ab 1813 bis zu seinem Tod war Josef Hugo Mitglied des Kirchenrats von St. Martinus Zons, in der Funktion als Kirchmeister.[9] 1780 wird er erstmals als Zonser "Kampmeister" erwähnt. Als solcher bat er in dem Jahr mit seinem Kollegen Franz Nolten beim Domkapitel um die Erlaubnis zur Errichtung eines Meilers auf der Lämmerweide.[10] 1805 lieferte Hugo 725 Feldbrandsteine für die Zonser Kirchenmauer, so dass davon auszugehen ist, dass er dieses Amt noch in dieser Zeit hatte.[11]

Familie

Josef Hugo heiratete am 1. April 1767 in Düsseldorf Maria Elisabeth Elsen (* ca. 1738/39 in Düsseldorf; † 3. Januar 1799 in Zons). Noch vor der Eheschließung kam ein Kind des Paares außerhalb Zons zur Welt (* ca. Januar 1767). Die Eheschließung fand nach den Generalvikariatsprotokollen mit Dispens vom Aufgebot sowie des Verbots der Eheschließung in der Fastenzeit statt. Der Zonser Pfarrer Ferdinand Bodifé wurde bevollmächtigt, die Ehe zu "sanieren" (26. März 1767), denn Maria Elisabeth Elsen war zu diesem Zeitpunkt bereits mit dem zweiten Kind schwanger. Das Paar hatte sechs Kinder[12]:

  • Anna Catharina (* ca. Januar 1767 auswärts; † 12. Januar 1774 in Zons)
  • Johannes Wilhelm Michael (~ 18. Juni 1770 in Zons; † 18. November 1773 in Zons)
  • Theodor (~ 1. November 1772 in Zons), der am 6. November 1803 in Zons Anna Elisabeth Flocks heiratete und mit ihr unmittelbar darauf nach Düsseldorf (Pfarre St. Lambertus) zog
  • Agnes (~ 27. Dezember 1774 in Zons; † 31. Dezember 1847 in Zons), die am 24. (kirchlich 25.) Januar 1807 in Zons Jacob Haller (~ 25. September 1777 in Zons; † 31. März 1860 in Zons) heiratete[13], der die Gaststätte "Im Grönenwald" weiter betrieb
  • Anna Maria (~ 11. November 1776 in Zons; † 6. August 1779 in Zons)

Die Familie wohnte im elterlichen Haus des Josef Hugo, dem Haus "Im Grönenwald" in der heutigen Grünwaldstraße. 1801 bewohnte Josef Hugo das Haus mit seinen Kindern Theodor und Agnes.[14]

Das Ehepaar Hugo trat in Zons mehrfach als Taufpaten oder Trauzeugen in Erscheinung:

Patenkinder von Maria Elisabeth Hugo

  • Johannes Caspar Fischer (~ 28. April 1760), Sohn von Peter Fischer und Maria Christina geborene Richrath[15]
  • Anna Catharina Coenen (~ 10. April 1785), Tochter von Georg Coenen und Gertrud geborene Kratz[16]

Patenkinder von Josef Hugo

  • Cordula Weber (~ 31. Mai 1764), Tochter von Peter Weber und Anna Maria geborene Mens[17]
  • Josef Michael Lehnen (~ 27. Februar 1772), Sohn von Wilhelm Gerhard Lehnen und Magdalene geborene Schmitz[18]
  • Wilhelm Josef Jansen (~ 15. Februar 1772), Sohn von Cornelius Jansen und Clara geborene Lemaire[19]
  • Maria Catharina Flatten (~ 20. Januar 1773), Tochter von Peter Flatten und Anna Magdalene geborene Embgenbroich[20]
  • Maria Agnes Falkenberg (~ 30. Juli 1779), Tochter von Johannes Theodor Falkenberg und Anna Gertrud geborene Föhnen[21]
  • Anna Maria Havermann (~ 10. Oktober 1781), Tochter von Johannes Havermann und Anna Catharina geborene Engelsdorf[22]
  • Anna Catharina Falkenberg (~ 8. November 1781), Tochter von Johannes Theodor Falkenberg und Anna Gertrud geborene Föhnen[23]
  • Josef Flatten (~ 4. September 1788), Sohn von Peter Flatten und Anna Magdalene geborene Embgenbroich[24]
  • Maria Sybille Loths (~ 2. November 1788), Tochter von Josef Loths und Anna Sophia geborene Bock[25]
  • Johannes Peter Burbach (~ 24. Juli 1789), Sohn von Peter Burbach und Anna Catharina geborene Wimmer[26]
  • Peter Josef Pohl (~ 7. April 1792), Sohn von Peter Josef Pohl und Maria Josephine geborene Hugo[27]
  • Josef Wolters (* 9. Juli 1799), Sohn von Johannes Wolters und Sybille geborene Peters[28]
  • Anna Catharina Lucas (* 10. November 1803), Tochter von Andreas Lucas und Christina geborene Burbach[29]
  • Anna Catharina Haller (* 16. April 1807), Tochter von Jacob Haller und Agnes geborene Hugo[30]
  • Josef Schmitz (* 23. April 1807), Sohn von Heinrich Schmitz und Maria Gertrud geborene Trimborn[31]
  • Clara Haller (* 25. September 1809), Tochter von Jacob Haller und Agnes geborene Hugo[32]
  • Cordula Lucas (* 21. März 1810), Tochter von Andreas Lucas und Christina geborene Burbach[33]
  • Josef Blömacher (* 10. Juni 1812), Sohn von Vinzens Blömacher und Christina geborene Wimmer[34]
  • Josef Haller (* 13. Mai 1815), Sohn von Jacob Haller und Agnes geborene Hugo[35]
  • Josef Hubert Schmitz (* 25. Dezember 1815), Sohn von Johannes Schmitz und Gertrud geborene Küppers[36]

Josef Hugo als Trauzeuge

  • Hochzeit von Cornelius Jansen mit Clara Lemaire am 29. Oktober 1765[37]
  • Hochzeit von Daniel Leusch mit Anna Sophia Krücken am 22. Februar 1767[38]
  • Hochzeit von Johannes Jussenhoven mit Anna Maria Fuss am 26. August 1801[39]
Erste Seite der Chronik von Josef Hugo.

Orts- und regionalgeschichtliches Interesse und Ortschronik

Josef Hugo war besonders orts- und regionalgeschichtlich interessiert: Als er am 18. November 1815 mit dem Dormagener Chronisten Johann Peter Delhoven zusammentraf, berichtete er diesem einige ortgeschichtliche Begebenheiten, die Delhoven daraufhin in seinem Tagebuch notierte.[40]

Auch hinterließ Hugo ein 16 Seiten (17 x 21 cm) umfassendes, mit dem Titel "Zoonser Ursprunck" überschriebenes Manuskript, das heute im Pfarrarchiv von St. Martinus Zons unter der Signatur Nr. 5 aufbewahrt wird. Dieses Heft, das er zwischen 1821 und 1823, sicherlich im Bewusstsein seines nahenden Todes, also für die Nachwelt, angelegt hat, reflektiert er über herausragende geschichtliche Ereignisse in Zons, die er der Literatur entnommen, durch Erzählungen von Zeitgenossen oder durch eigene Beobachtungen erfahren hat. Der Berichtszeitraum reicht von der römischen Antike bis ca. 1820/21. Die Niederschrift wird, dem äußeren Eindruck nach zu urteilen, in ein oder zwei Zügen abgefasst worden sein. Dass das Manuskript heute im Pfarrarchiv aufbewahrt wird, dürfte auf das Kirchmeisteramt des Chronisten bzw. seine Mitgliedschaft im Kirchenvorstand zurückzuführen sein. In dieser Funktion wird er wohl auch Zugang zum Pfarrarchiv gehabt haben, wo er damit in den weit zurück reichenden Schriftquellen der Pfarre forschen konnte.

Die Chronik von Josef Hugo ist in der Ortsgeschichtsforschung nicht unbekannt. Sie wurde bereits 1903 durch den Zonser Pfarrer Adam Otten für seine Zons-Monografie[41] benutzt. Die spätere Forschung stützte sich durchweg auf die wenigen kurzen Zitate und Kommentare bei Otten, die bedauerlicherweise den Inhalt nicht immer exakt wiedergeben. Einige Passagen waren Grundlage für die Erzählungen von Maria Elisabeth Kirchhoff-Werle.[42] Vollständig wurde der Text erstmals 2005 ediert.[43]

Hugo war ein offenbar recht ungeübter Schreiber, worauf neben seiner schwerfälligen Ausdrucksweise und Syntax auch die teils ungewöhnliche Rechtschreibung und das ungelenke Schriftbild hinweisen. Glücklicherweise ist der Text insgesamt gut erhalten. Nur die letzte Seite ist aufgrund von Papierbeschädigungen nicht vollständig zu transkribieren.

Zurecht sind derartige Chroniken, die aus großer zeitlicher Distanz aufgeschrieben wurden und zudem zu erheblichen Teilen auf unsicheren Quellen beruhen, in ihrem wissenschaftlichen Wert höchst umstritten. Sie sind daher nur mit äußerster Vorsicht zu benutzen. Doch ist unstrittig, dass viele dieser Geschichten bei allem dichterischen Beiwerk auch einen wahren Kern haben. Diesen herauszuschälen, ist gerade die große Herausforderung einer kritischen Ortsgeschichtsforschung. Und schließlich bestehen hier auch graduell große Unterschiede: Wenn der Chronist beispielsweise als Zeitzeuge über besondere Ereignisse berichtet oder bestimmte Inschriften zitiert, die heute nicht mehr vorhanden sind, er selbst aber noch lesen konnte, besteht hier weniger Anlass zur Vorsicht, als bei Berichten über Ereignisse aus größerer zeitlicher Distanz. Doch jenseits der Frage der historischen Authentizität spiegelt die Chronik etwas nicht minder Interessantes wider: Den ortsgeschichtlichen Erfahrungshorizont und das Geschichtsbild eines Zonser Bürgers zu Beginn des 19. Jahrhunderts sowie einen kleinen Querschnitt der damals im Ort noch verbreiteten historischen Erzählungen und Legenden, die bis in unsere Zeit verloren gegangen sind.

Transkription der Zonser Ortschronik

[1r] Zoonser Ursprunck[44], beschrieben von Scheffen Hugo in Zons
Chronik![45]
Ein Römischer Felt-Herr nahmens Suntium, der in der Gegent bemelter Statt Zoons ein Lager oder Castrum gesetz, baute an den damahls von Dormagen langs die oder über die Herren-Benden der Reihn flosse, außweiß der alten Reihnufern, baute neckst beym Reihn ein Casteel und nehnte dasselbe Suuns oder in seiner lateinischer Roemer-Muttersprach Suntinum.
Nach langen verflossene Jahrhundert, da die Deü[t]sche die Romer überwunden, geriethe diß Casteel in Untergang. Nach und vor verfile es in Trümmer. Nach eingen verstrichene Seculis[46] zoge Dagobertus der Erste als Konig in Franc gegen die Sachsen an, überwunde dieselbe und schenckte dem heilgen Lamberto[47] die Statt und Kolnische Länd. [1v] Dieser heilige Lambert ware der Intractor in seiner Jugent und geheimer Capinets-Rath, in dem Alter gemelten Dagoberto dem Ersten, deßwegen offerte diß Geschenckt als ein Beutpfennig demselben. Dies erklärt die geschetzte Teatrum Ubiorum.[48]
Das ehemalige Tor in das Areal von Schloss Friedestrom.
Da nun das Casteel des Suntium, nach langen Jahren in Verfall gerathten, baute auf die Trümren der Ertzbischoff von Collen Friderich von Vesterburg[49] das itzge Oberschloß als eine Festung am Reihn und die Maur sambt dem Müllenthurm zur Schützwehr des Schloß, und den Goten-Thurn als ein Wachtthurn des Schloß, hatte gegen Osten den Reihn-Strom, gegen Norden den Graben oder Weyer mit zwey auffziehenden Brücken, so mich noch gedenckt, das dieselbe abgebrochen worden[50], umgabe den Schloß-Hoff mit einer [2r] Maur vom Reihnufer biß zum Goten‑Thurn[51] und vom Goten‑Thurn biß auff die Maur, so ein Brustwehr langs den danachs lauffenden Reihn‑Strom auff den Müllen‑Thurn geth, versahe den Vorhoff mit drey Pforten, eine Pfort, so noch brauchbar[52], die zweyt eine so zugemaurth hinter der Scheur des Henrichen Schmitz, in dessen Hoff noch die alte Pavey[53] licht, deßen Hauß die Wachtstuben gewesen, von welchem Hauß[54] an biß auf die noch brauchbare Pforte alle Häuser haben ans Capitull in Collen biß zur Ankunft der Franzosen Abgaben zahlen müssen.[55]
Das Schlosstor mit dem "Bildchen" in den 1910er Jahren.
Die dreyte Pfort ware vom Schloß‑Hoff biß auff den Reihn, so noch steth, aber zugemaurth, genenth Unser Lieben Frauen‑Pforth, so im Hessenkrig von den Hessen beschossen worden, aber das Mariabilt, so noch oben der Pforte steth, wunderbar nicht verletz worden, wodurch die Andacht zu diesem Gnadenbilt zu [2v] und biß hie hin wehret[56], um so villmehr, da die Kuglen zurück geprelt und den Feind selbst verletz. Die Beschädung konnte man noch an den Zigelsteinen sehn, ehe und bevor die Pfort überweist worden. Diß ertzehlt die damahls wohnende Halbwinnerin aufm Reihnfelder Hoff, so von Dochter auff Kinds Kinder ford erzehlt worden.
Die alte Pfarrkirche St. Martinus. Lithografie aus dem Jahr 1857.
1388, da der Ertzbischoff Friderich de Sarwerden von dem damahlgen Keyser Friderch Barbarossa den Zoll von Neus verschenckt worden[57], baute derselben den Reihnturn oder S. Peters‑Turm außweiß der Inschrift "Anno millesimo trigentesimo octoagesimo octo Friderich de Sarwerden Archiepiscopus Coloniensi"[58], die Pfahrkirch, das Rathhaus und die Mauren um die Statt, das Hauß oder itzie Schloß vor die Beambte und Pfertstelle, wo zu selber Zeit der Reihn so klein ware, das die Schiffe‑Pfert mitten durch den Reihn gehen konten, die Schiffe zu ziehen.[59]
[3r] Damahls flosse der Reihn annoch von Dormagen langs das Schloß auff Baumberg durch das Eulenloch um Bürgel[60], welches ein Dorff mit einer Maur umgeben und in sich die Pfahrkirch hatte, wo biß in dem französischen 1794ger Krig alle Jahr um Pfingsten und Osteren die heilge Tauff[61] benediciertz wurde, wo ich selbst mit dem Herrn Sacellano als Custos in meiner Jugent habe hin gehen müßen. Auch so jemand zu Bürgel oder am Auslager sturbe, kame die Zonser Geistlichkeit und führte den Toden biß an oben benehntes Eulenloch, wo dan die Leichen eingesegnet wurden und die Baumberger und Monheymer diese biß dahin gebrachte Leiche wieder einsegnete und zu Baumberg nach den Besegnußen und Ambt beerdigten, wobey ich Augenzeuge bin gewesen.
Oben gemelter Bischof de Sarwerden, [3v] da nun die Mauren der neuen Statt sambt Pforten auffgebaut waren, ladete derselbe Bischof und Churfürst die langs das Reihnufer biß Bürgel wohnende Ackersleuth ein und schribe auf die Pforten und Rathhauß, derjenige, der zo uns bautt als in die neu angelegte Statt Fridstrom, sollte ein Stim bey uns auffm Landtag ewig haben. Den Stütger Walt ihre Viehe weyden, da nun die damahl um Suns Wohnende, so ihre Häuser von Dormagen langs den Reihn gebauth, welche Plätz noch die Hoffstättger den Nahmen führen, doch waren sie noch gewohnt an Suns, konten sie sich an den Nahmen Fridstrom nicht gewohnen, sonder sagten schottweiß [?]: "Laß und Zoons bauen!", wodurch entlich den Nahmen Zons entstanden.
Das ehemalige Rathaus am Schloßplatz.
Aufm Rathhauß stunde in güldenen Buchstaben:
"Hec domus odit, amat, punit, conservat, honorat
Nequitiam, pacem, odium, crimina, jura, probos."[62]
[4r] An einer Seyten des Rathhauß stund oben dem Pranger in schwartzen Buchstaben:
"Oderund peccari male formidine poenae."[63]
Inmitten des alten Marck[t]s, so ist von der Majestrat derselben mit Häuser bebaut, stunde das Rollhauß[64], vor welchem Rathhauß alle Jahr oder sonsten, so Burgergeding gehalten nach gezogener Burger- oder Sturmklock, wurde dasselbe mit einem gestelten Disch und Stüllen vor Maistrath selben unter blauen Himmel gehalten und das Bürgerrecht vorgehalten, die Hierten zeigt.
Nach langen verstrichene Jahren, da die Frantzosen unter Ludwig dem 14ten das gantze Land überschwemt unter dem General Turenne 1646 und eine Festung nach der ander eingenohmen hatte, wollte der französische[65] General Rabenhaubt auch Zons angriffen und so in die Enge getriben durch eine eiserne Falpfort durchgetrungen, also das die Franzosen zwischen zweyen Pforten alle sich versamlet hatten, da retorriten[66] sich die Weiber auff den S. Peters‑Turren, erhitzten etwelche [4v] Binenstück[67], wurffen dieselbe am Zolhauß[68] unter die versamlete Franzosen. Eine von diesen Amazonen wurffe oder fasste vom Gang des Reihnturn einen Haustein[69] herunter und zerpfüntzte dem Rabenhaubt den Kopf.[70] Die andere Schildwacht schosse oben von der Feltpfort und erlegte seinen Obrigsten, wodurch auff das Rathhauß das Annagramm stunde:
"Rabenhaubt me obpungnavit, Goldstein me propungnavit, adjuvant populo Zontinensi"; worin sich auch befind 1646.’’[71]
Die ehemalige Mädchenschule, Hospitalplatz 1.
Fridrich de Sarwerden hatte auch ein reiches Hospital angelegt vor Krancke, Alte und Reisende, wo jetz das Schulhauß des Weiblenn‑Geschlechts steth.[72] 1620 ist gantz Zons abgebrent, außgenohmen der itzge Ancker[73]. Auff dem Hauß des Andreas Lucas am Gibel aufm Kirchhof[74] ist ein Hawstein eingemaurth mit der Inschrift: "1620 ist Zon[s] den 21. Merz abgebrent, verbum Domini manet in aeternum[75]."
[5r] 1666 hatt die Pest ville hundert Menschen weggerafft, das Zoll‑Cantor[76] ging mit den Beambten auff Sturzenberg, das Cantor ware in der Capell am Feltende.[77] Unter andern hatt sich diese Geschichte zugetragen: Der letzte Meister von der Wüllenweber‑Fabrice[78] namens N. Becker[79], dessen Sohn ich wohl gekent nahmens Georg Becker[80], flohe vor Zons in einen Baumgarten, baute sich eine Tente[81], unter anderen bekombt er eine Pest‑Beule an eine Wade, greift sein Scheer‑Messer, schundete selbe auß und ist glücklich darvon kommen, die Frau stirbt, und man zieth dieselbe auß, legt sie aufs Strohe, nach gezognem Geleuthe steth dieselbe wieder auf. Die Wüllen‑Fabrick ware ein Fabrice zwischen Zons und Lenip[82].
In dem Jahre 1690 biß [16]94 hatt der General Lacrix[83] auf hiesger Heyden mit hunderttausent Man gestanden. Da derselbe genöthig wurde, abzuziehen, lisse er das Garnisaun um Zons ligen. [5v] Dan ebenso hatt auch der damahlger Keyser, welcher Neus entsetz hatt, mit seiner Armee auff der Zonser Heiden mit so grosser Arme gestanden.[84] Wie derselbe uber den Erftstrom gezogen und Carl von Burgund zu Grimmendalshausen geschlagen und Neus befreyd, wordurch die Haufge Laufgraben und Patryen[85] noch zu sehn[86], die doch Zeit meines Lebens verschwunden, wovon die beyde Felder das Heerfelt[87] und die Heerschleye[88] noch in unsren alten Catastris den Nehmen füren. Nun wieder auf die seckshundertneunger Jahre zurück zu gehen, kame der damahlge Churfürst von Brandenburg desen Truppen und suchten auch Zons zu entsetzen. Die Preussen ladeten bey Dormagen auffem Wellhof[89] einen Wagen mit Schantzen[90], fülten denselben mit Soldaten an. Ein Granadier, so den Wagen in einen weissen Küttel[91] führte, nahme den Schwens‑Jung[92], [6r] dieser muste das vordere Pfert leiten. Dieser Jung als ein alter Man hatt diese Geschichte auch seiner zweyter Frau erzehlt, die welche diß mir, da ich dem Herren Fridensrichter Meyer[93], erzehlt. Diese Frau sagte, dieser Mensch, der damahlen der Jung gewesen, ist meinen Man gewesen. Sie wäre von Delhoven zu Hauß. Wie nun den Wagen zur Reihnpfort gekommen und die Statt verschloß[en], rife die Schildwarst[94]: "Wohin mit dem Wagen Schantzen?". Anwort: "In die Statt, welche der Man im Doplen Esel soll haben", so steth auf der Stelle der Grüne Walt. Die Pfort wird eroffnet, der Preus führt den Wagen und setz denselben zwerch unter die Pfort, die Soldaten halten auß und machen die Garnesun[95] zu Krigsgefangene.[96]
Nun ware der Churfürst Joseph Clemens in Franckreich geflücht, das Land den Frantzosen übergeben. [6v] Da nun die Sache auffm Reichstag beendigt war, kombt besagter Kurfürst obrück, kombt in Zons an, die Forten waren ihme verschlossen. Also sasse derselbe vor der Pfort auf einem Unckelstein, lisse durch seine Granadier die Pfort zusammenhauen, kehrte ins Zollhauß ein, schribe mit Rothstein[97] auff die Wand: "Er kame in seinen Eigenthum und die seinen nahmen ihn nicht auf."[98] Diß war noch in dem vorgen Jahrhundert noch zu lesen.[99] Er lisse sich mit einer Senft aufs Schloß thragen, machte die Soldaten zu Gefangen und schickte dieselbe nach Keyserswert.[100] In dem Jahr 1742 losete Clemens die Statt Zons wieder ein und besasse diese Statt zwey Jahr, legte zwey Companien Soldaten ein, frequentierte zwey ad 3 Monath die Jagt und Riegerbeitz und stunde diese Statt wieder ans Capitull ab.
[7r] Zu Anfang des 1700 Jahrhundert sollen die Holländer die Wäll um Zons und Bollwercker mit Palisaden besetz gemacht haben, wo itz villes von geschligt[101] worden.[102]
Im der vorletzre Jahrhundert die Pest in Collen grassierte[103], hatt das gantze Thum‑Capitull in Zons gewohnt und auf alten Schloß auf der Leehnleefen [?] ihr Cohr und Messe gehalten. In meinen Schull‑Jahren stunde daselbst noch den Altar. 1757 sturtz einen Gibel an der Feltpforten, zerquetzte 3 Kinder.[104] 1762 residierte der neu erwehlte Churfürst 6 Wochen in Zons biß zur Consecration.[105] 1770 ware in Zons eine algemeine Revolution gegen die Bürgermeister und Rath und wurde eine capitularische Commission von Collen nach Zons gesant. Die Bürger klagten, das Magistrat ihren gemeinen Wall, wo die Fogelstang[106] stunde, Herren Ambtverwalter Mappius erblich verpfacht hätte. [7v] Die Commission bestunde auß dem Herrn Bischof und Dechanten Königseck‑Aulendorf[107], Thumheren von Schampa[108] und Cap. Sindico Bollig[109]. Anword des Bürgermeister Eberle ware, diß wäre zum Vortheil der Gemeinde geschen, weil diß ein gemeiner Platz wäre. Der Bischof sagte: "Was sagstu? Pforten, Wäll und Mauren sind unß übergeben. Man hatt der Gemeinden zu ihrer Kostenbestreitung geben das Reihnfehr, Accis[110] und Weggelt, sonst ist Grund und Boden unser und unß übergeben." Mappius muste den Wall abstehn. Hievon bin ich Augenzeuge.[111]
Das ehemalige Franziskanerkloster (rechtwinkliges Gebäude oben links) von der Mühle aus gesehen ca. 1934/38.
1630 sind die Herr Franciscaner in Zons gekommen.[112] Der erste Guardian ware der Vicarus von Betlem.[113] 1662 erbaute der Thumher von Esch ihre Kirch[114] und das Hauß, so noch in Dormagen steth, den Hasen genehn[t], ihnen zum ersten Kloster.[115] Nachher baute er diß stehende Kloster von Stein, erbauth 6.
1784, da der Reihn durch die Eissfarth so angewacksen, das das Waßer schier dem Altarstein gleich gestanden [8r] und die Statt gantz überschwembt gewesen, außgenohmen am Kreusch‑Turren ein Häussgen, wo der Gerichtsdiener noch wohnt. Sontags wurde die h. Messe auf der Schloß‑Capell gehalten, es verdruncken 21 Stück Hornviehe. Der Abt von Knechtstett schickte den armen Bürgen einen Nachen angefüllt mit Broth und hollandischen Käß für die Noth leydende Bürgen. Ein hollandisches Schiff fuhre den alten Strom ein langs den Wellhoff von Dormagen auf Zons langs das Schloß und Stattmauer, konte aber wegen Eiß und starcker Drift nicht angehalten und gereth werden biß am Scheckermünster Werd unter Düsseldorff.[116]
1794 biß 1795 erhube sich wieder diese Eißfarth, und zwar ein halben Fuß kleiner, wo ville Wachten der Franzosen, vom Reihnwaßer umgeben, sich nicht retten konten und jamerlich verdruncken.[117] 1799 erhube sich wieder eine Eißfart, also das von dem neue angelegten Kirchhof schier die Toden auß der Erden vor der Feltpford getrieben worden[118], [8v] wo dan der alte Kirchhof wieder zu Begräbnis der Toden in der Statt eingenohmen wurde.
Das ehemalige "Herrenhaus" von Schloss Friedestrom (heutiges Kreismuseum).
Zuletz im Jahr 1820 erhube sich wieder ein Streit zwischen den Bürger und dem Eyenthumer Her Mattias Aldenhoven, weme den Herren‑Platz nahmens der Marck vor dem Schloß[119] eigenthümlich seye. Die Bürge[r] begerthten denselben als ein gemeiner Platz. [Um?] nun die Wahrheit zu sagen: Das unter […] Bürger bey der damahliger Majistrat […] ein Hauß zu bauen angestanden worden, zum Capitul nach Collen verwisen. Peter Müller stunde bey dem Capitul darauf an und erhilte dreyzehn Fuß breith, die welche Joseph Hugo[120] und Jacob Fongeling auß vorgezeigtes Concluniem dem Gericht darzu beordet wurden und must von der Majestrat doch 15 Fuß von der Schloßmaur wegen dem Pakulgengang [?] rund um die Statt, wo vor alten Zeiten dies nun von jedem auf der Stattmaur geb[…] […] herum angerufen wurde. Der Marck, den die junge Burger vor einen Gemeinheits‑Platz außschreien, dorften wir zu meiner Zeit nicht bebauen lassen, weilen er damahls Capitularis Grund ware und zum Schloß gehörte.[121]

Anmerkungen und Belege

  1. Lisken-FBZ, S. 309.
  2. LAV_NRW_R, Roer-Dep. 1635, fol. 12v.
  3. LAV_NRW_R, Roer-Dep. 1635, fol. 12v; Lisken-FBZ, S. 264.
  4. LAV_NRW_R, Roer-Dep. 1722 II, fol. 196r; Lisken-FBZ, S. 116.
  5. Lisken-FBZ, S. 264.
  6. Lisken-FBZ, S. 191.
  7. Schwieren-Chr., S. 208.
  8. Aufzeichnung des Chronisten Johann Peter Delhoven zum 1. Mai 1798.
  9. PfAZ, Nr. 138.
  10. HAStK, Domstift, Akten 300, Kapitelsprot., p. 374 bzw. 392.
  11. PfAZ, Nr. 1022.
  12. Lisken-FBZ, S. 309.
  13. Lisken-FBZ, S. 264.
  14. LAV_NRW_R, Roer-Dep. 1722 II, fol. 196r.
  15. Lisken-FBZ, S. 199.
  16. Lisken-FBZ, S. 372.
  17. Lisken-FBZ, S. 814.
  18. Lisken-FBZ, S. 407.
  19. Lisken-FBZ, S. 317.
  20. Lisken-FBZ, S. 201.
  21. Lisken-FBZ, S. 191.
  22. Lisken-FBZ, S. 273.
  23. Lisken-FBZ, S. 191.
  24. Lisken-FBZ, S. 201.
  25. Lisken-FBZ, S. 434.
  26. Lisken-FBZ, S. 119.
  27. Lisken-FBZ, S. 564.
  28. Lisken-FBZ, S. 848.
  29. Lisken-FBZ, S. 435.
  30. Lisken-FBZ, S. 264.
  31. Lisken-FBZ, S. 671.
  32. Lisken-FBZ, S. 264.
  33. Lisken-FBZ, S. 435.
  34. Lisken-FBZ, S. 80.
  35. Lisken-FBZ, S. 264.
  36. Lisken-FBZ, S. 677.
  37. Lisken-FBZ, S. 317.
  38. Lisken-FBZ, S. 414.
  39. Lisken-FBZ, S. 330.
  40. Siehe die Aufzeichnungen zum 18. November 1815.
  41. Adam Otten, Zons am Rhein, Düsseldorf 1903.
  42. Maria Elisabeth Kirchhoff-Werle/Hans Georg Kirchhoff: Zons – Werden und Schicksal einer alten Stadt, Düsseldorf o.J. [1960], S. 65 ff. Überarbeitete Neuauflage unter dem Titel Zons – Geschichte und Geschichten (= HSStD Nr. 11), Dormagen 1993, S. 55 ff.
  43. Thomas Schwabach, "Zoonser Ursprunck": Die Chronik-Notizen von Josef Hugo (1739-1823), in: BlGZSt, Bd. X (2005), S. 51-60.
  44. Titel unterstrichen.
  45. Das Wort ist ein deutlich jüngerer Zusatz von anderer Hand, wahrscheinlich von Adam Otten.
  46. "Seculis" = Jahrhunderte.
  47. Gemeint ist Kunibert von Köln.
  48. Die Angaben über den römischen und frühmittelalterlichen Ursprung von Zons sind dem Bereich der Legendenbildung zuzuordnen. So ist ein römischer Feldherr namens "Sunti[n]um", von dem sich der Name "Zons" demnach ableiten soll (bis heute ist die Namensherkunft nicht gesichert), nicht nachzuweisen. Auf eine römische Niederlassung bzw. ein Lager in der ersten Hälfte des ersten nachchristlichen Jahrhunderts deutet ein mehrfach angegrabenes Urnengräberfeld an der heutigen Deichstraße hin. Der genaue Standort konnte jedoch bis heute nicht lokalisiert werden. Mit Sicherheit befand sich dieser jedoch nicht, wie der Text weiter ausführt, im Bereich von Schloss Friedestrom. Ob Zons bereits durch eine Schenkung des Merowingerkönigs Dagobert I. (623-639) an Bischof Kunibert (623-663) zum Bistum (ab 795 Erzbistum) Köln kam, ist nicht gesichert. Die ältesten urkundlichen Belege, die Zons (und seine Zugehörigkeit zum Erzbistum Köln) erwähnen, entstanden erst im 11./12. Jahrhundert; hierunter bezieht sich eine Urkunde auf das sogenannte Testament des Bischofs Kunibert (um 650), dessen Authentizität fragwürdig ist. Die angegebene Quelle "T[h]eatrum Ubiorum" kann nicht eindeutig zugeordnet werden. Möglicherweise bezieht er sich auf Aegidius Gelenus: De admiranda, sacra, et civili Magnitudine Coloniae Claudiae Aggripinensis Augustae Ubiorum Urbis Libri IV, Köln 1645.
  49. Gemeint ist Siegfried von Westerburg.
  50. Sowohl das innere Rheintor (in städtischer Zuständigkeit), als auch das äußere Zolltor (in Zuständigkeit des Domkapitels) hatten jeweils ein Falltor.
  51. Hierzu Ergänzung am Rand: "N.B.: Die Goten kommen von Javets Söhn her." Die Interpretation, dass sich der Name "Juddeturm" mit "Judenturm" übersetzen ließe, worauf Hugo hier mit "Jahwes Söhne" und "Goten" (= Juden) anspielt, findet sich häufig. Der Name ist zwar nicht eindeutig geklärt, doch scheint ein Zusammenhang mit der Kölner Patrizierfamilie Judde, die auch in Zons begütert war, am wahrscheinlichsten.
  52. Gemeint ist die Pforte zwischen dem heutigen Kreismuseum und der rheinseitigen Stadtmauer.
  53. "Pavey" = Steinpflaster.
  54. An der Stelle, wo sich das beschriebene Haus des Hufschmieds Heinrich Schmitz befand (es brannte 1859 ab), steht heute das Haus Schloßstraße 25 (LAV_NRW_R, Katasterbücher). Das zugemauerte Tor ist noch heute in der Schlossmauer gut zu erkennen.
  55. Es handelt sich um die Bebauung im Bereich des ehemaligen Vorburggrabens, der bereits im 17. Jahrhundert zugeschüttet worden ist (RhStAZ, S. 3).
  56. Die besondere Verehrung der Schlosstor-Madonna hielt bis in die Zeit des Zweiten Weltkriegs an.
  57. Hier vermischen sich wieder Wahres mit Fiktivem: Kaiser Friedrich I. Barbarossa (1155-1190) spielte im Zusammenhang mit der Rheinzollverlegung von Neuss nach Zons 1372 durch Friedrich von Saarwerden selbstverständlich unmittelbar keine Rolle.
  58. Der Bau (bzw. die Fertigstellung) des Rheinturms unter Friedrich von Saarwerden wird hier korrekt in das Jahr 1388 datiert. Die Inschrift lautet allerdings richtig: "Fridericus de sarwerdena archiepiscopus coloniensis me fecit anno a nativitate domini millesimo trecentesimo octuagesimo octavo" (= Friedrich von Saarwerden, Kölner Erzbischof, errichtete mich im Jahr 1388 nach der Geburt des Herrn).
  59. Diese Angabe basiert auf einem Eintrag in der Kölner Stadtchronik: "In den jaren uns heren 1388 up sent Katharinen dach [25.11.], do was der Rin also cleine, dat de pert de schif midden in deme Rine up trecken, dat in mans gedenken nie eingeschach, und de putze waren verdruget, dat man rinwasser veil hatte up den gassen". [Hist. Commission bei der Königl. Akademie der Wissenschaften (Hg.): Die Chroniken der niederrheinischen Städte. Cölner Jahrbücher des 14. und 15. Jahrhunderts, Bd. 2, Leipzig 1876, S. 46]
  60. Es ist korrekt, dass Bürgel zu diesem Zeitpunkt noch auf der linken Rheinseite lag. Allerdings floss der Rhein bereits in einiger Entfernung vom Altrheinbogen, der sich entlang der heutigen Aldenhovenstraße erstreckt. [Vgl. Rudolf Strasser: Die Veränderungen des Rheinstromes in historischer Zeit. Bd. 1: Zwischen Wupper- und der Düsselmündung (= Publikationen der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde 68), Düsseldorf 1992, Karte 4]
  61. Gemeint ist das Taufwasser.
  62. Übersetzung: Dieses Haus hasst die Schlechtigkeit, liebt den Frieden, bestraft Hass und Verbrechen, schützt das Recht und ehrt die Rechtschaffenden.
  63. Übersetzung: Sie mögen verabscheuen, übel (grob) zu sündigen aus Furcht vor der Strafe.
  64. Gemeint ist das in Zons aus Holz gefertigte Drehhäuschen (auch "Triller" genannt), in dem Delinquenten bei leichten Vergehen zur Schau gestellt und gedreht wurden. Hiervon leitet sich die mundartliche Bezeichnung "raderkastedoll" ab.
  65. Eigentlich: hessische.
  66. Retirrieren = sich zusammenziehen.
  67. "Binenstück" = Bienenstöcke
  68. Das Zollhaus war ein Vorgängerbau des heutigen Zoll- oder St. Vinzenz-Hauses neben dem Rheinturm.
  69. Ein Haustein war ein großer, behauener Baustein.
  70. Dies ist eine Legende. Rabenhaupt wurde nicht am Kopf getroffen.
  71. Übersetzung: Rabenhaubt griff mich an, Goldstein verteidigte mich mit Hilfe der Zonser Bevölkerung. Ein enthaltenes Chronogramm ergab die Jahreszahl 1646.
  72. Gemeint ist das noch heute dort stehende Haus Hospitalplatz 1.
  73. Das Haus "Zum Anker" stand bis 1832 auf dem Standort des heutigen Hauses Rheinstraße 4.
  74. Das Haus des Tagelöhners Andreas Lucas existiert nicht mehr. Es befand sich gegenüber dem heutigen Haus Grünwaldstraße 6 und fiel in den 1870er Jahren dem vergrößerten Neubau der katholischen Pfarrkirche zum Opfer.
  75. Übersetzung: Das Wort des Herrn bleibt für immer.
  76. Cantor oder Contor = Geschäftszimmer.
  77. Zu den Vorgängerbauten der heutigen katholischen Pfarrkirche St. Aloysius in Stürzelberg siehe Herbert Milz: St. Aloysius Stürzelberg. 150 Jahre Kapelle und Kirche an der Oberstraße, Dormagen 1988, S. 9-14.
  78. Wollweberei
  79. Gemeint ist der Wollweber Heinrich Becker († 8. März 1694 in Zons), der am 3. September 1669 (den folgenden Angaben nach wohl in zweiter Ehe) in Zons Catharina Bocks († 2. Mai 1729 in Zons) heiratete (Lisken-FBZ, S. 51).
  80. Der Sohn Johannes Georg Becker (~ 1. Mai 1686 in Zons; † 29. November 1771 in Zons) heiratete am 7. Februar 1723 in Zons Catharina Münchrath († 3. Juni 1723 in Zons) und am 13. Juni 1728 in Zons Catharina Freyenberg (Lisken-FBZ, S. 53).
  81. "Tente" = Zelt.
  82. "Lenip" = wahrscheinlich Piwipp (Fährhaus an der Rheinkrümmung gegenüber der Stadt Monheim.
  83. Gemeint ist der Partisan La Croix.
  84. Gemeint ist der "Neusser Krieg" 1474/75.
  85. "Patryen" = Batterien.
  86. Die Franzosen hatten im März 1699 mit der Befestigung von Zons begonnen (GStAZ, S. 68).
  87. Flur "Im Herfeld".
  88. Flur "In der Herschlei".
  89. Ehemaliger "Wallhover Hof" bei Dormagen.
  90. "Schanzen" = Reisig- oder Holzbündel.
  91. "Küttel" = Kittel.
  92. Gemeint ist der Sohn des Schweinehirten.
  93. Hugo war ja Assessor am Friedensgericht bei Richter Johannes Jacob Meyer (s.o.).
  94. Schildwache.
  95. Garnison.
  96. Die Eriegnisse um 1700 sind nicht alle richtig wiedergegeben (vgl. GStAZ, S. 68-69).
  97. "Rothstein" = Rötel, ein tonig-eisenhaltiger Malstein.
  98. Dieses Ereignis lässt sich Mitte März 1689 datieren (GStAZ, S. 333).
  99. Diese Aufschrift war also im 18., nicht mehr im 19. Jahrhundert zu sehen, wie Adam Otten, Zons am Rhein, S. 134, fälschlicherweise schreibt.
  100. In Kaiserswerth war das "Stockhaus" (Gefängnis).
  101. geschleift, niedergelegt
  102. Eine undatierte Altkarte zu Zons zeigt Schanzwerke um die Zonser Stadtmauer (LAV_NRW_R, Karten 2312). Die Karte dürfte demnach in das beginnende 18. Jahrhundert zu datieren sein.
  103. Gemeint ist die Pestepidemie 1665/66.
  104. Siehe Artikel zum Feldtor.
  105. Die Wahl von Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels, Zonser Amtmann 1756-1761, zum Erzbischof fand am 6. April 1761 statt, seine Bischofsweihe am 16. August des Jahres. Folglich hat er sich nicht 1762, sondern 1761 6 Wochen in Zons aufgehalten. Über seinen feierlichen Empfang anlässich des Antrittsbesuchs in Zons im April 1761 berichtet Johannes Peter Schwieren ausführlich.
  106. Gemeint ist die Vogelstange, an der die Zonser St. Sebastianus-Schützenbruderschaft ihr Königsschießen veranstaltete. Sie befand sich unmittelbar vor dem Rheintor am Wallgraben.
  107. [ https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Aloys_von_Königsegg-Aulendorf Karl Aloys Graf zu Königsegg-Aulendorf], Kölner Domdechant.
  108. [ https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Ludwig_von_Scampar Friedrich Ludwig von Scampar], Kölner Domdechant.
  109. Johann Heinrich Bollich, Domsekretär, Schöffe und Hofrat.
  110. Akzise
  111. Siehe hierzu die Niederschrift des Chronisten Johannes Peter Schwieren.
  112. Korrekt: 1646.
  113. Es handelte sich um den Pater Wilhelm Sinzich (Adam Otten: Zons am Rhein, S. 110).
  114. Das ist nicht korrekt: Das Kloster am Juddeturm wurde 1654-58 erbaut, die 1661 begonnene Kirche erst 1666 geweiht.
  115. Das Haus in Dormagen ist erst 1682 durch Tausch gegen das Haus der ersten Niederlassung der Franziskaner in Zons in den Besitz der Brüder gelangt. Wahrscheinlich unterhielten sie hierin ab 1682 eine Terminei.
  116. Vergleiche hierzu die Schilderung des Chronisten Johann Peter Delhoven.
  117. Vergleiche die Notizen hierzu von Johann Peter Delhoven.
  118. Der Begräbnisplatz vor dem Feldtor wurde 1798 angelegt und geweiht (Schwieren-Chr., <1065>). Der heutige Begräbnisplatz wurde dann nach der Rückverlegung erst 1840 angelegt und geweiht.
  119. Gemeint ist das Gebäude des heutigen Kreismuseums.
  120. Der Verfasser des Textes.
  121. Der Platz vor dem Herrenhaus wurde durch notariellen Akt vom 5. November 1829 durch den Bürgermeister Franz Michael Fischer an den Sohn Matthias Aldenhovens, Franz (1803-1872) verkauft (LAV_NRW_R, Not.-Rep. 428, Nr. 7375).