Ludolf Schmitz

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Pfarrer Dr. Dr. Ludolf Schmitz 1912.

Ludolf A. Schmitz (* 19. Januar 1874 in Dortmund; † 1945 in Bergheim/Erft) war 1910-1928 Pfarrer in Zons, als Nachfolger von Adam Otten und Vorgänger von Johannes Klüwer.

Berufliche Stationen

Dr. theol. et Dr. phil. Ludolf Schmitz wurde am 28. Oktober 1899 in Rom zum Priester geweiht.[1]

Am 25. Oktober 1910 wurde er zum Pfarrer in Zons als Nachfolger von Adam Otten ernannt. Er war bis dahin Kaplan an St. Maria Himmelfahrt in Düsseldorf. Seine Einführung in Zons war am 27. November 1910. Die Schulchronik hält fest[2]:

"Am heutigen Tage war das hiesige Städtchen recht schön geschmückt. Galt es doch, den neuen Herrn Pfarrer Dr. Schmitz recht festlich zu empfangen. Um 1/2 4 Uhr wurde der Herr Pfarrer am Feldtore von vielen Herren Geistlichen und den Ortsbewohnern ampfangen und zum Gotteshause begleitet, wo die kirchliche Feier einen recht schönen Verlauf nahm."

Am 28. Oktober 1924 war es genau 25 Jahre her, dass Schmitz zum Preister geweiht wurde. Die Schulchronik geht auf den Festtag ein[3]:

"Dem bescheidenen Sinne des Jubilars widerstrebt es, den Tag durch eine allgemeine öffentliche Veranstaltung gefeiert zu sehen. Wenn auch äußere Festlichkeiten unterblieben, so hat es die Gemeinde sich doch nicht nehmen lassen, ihres verehrten Seelenhirten in stiller unauffälliger Weise zu gedenken und ihm ihre Liebe kund zu tun. Eine Haussammlung brachte einen ansehnlichen Betrag auf, wofür entsprechend dem Wunsche des Jubilars die Orgel unserer Kirche in Ordnung gebracht werden soll."
Ludolf Schmitz beim Silberjubiläum 1924.

Am 1. November 1924 schloss sich die kirchliche Feier des Silberjubiläums an. Die Schulchronik hält fest[4]:

"20 weißgekleidete Mädchen unter Führung des Lehrerkollegiums hatten an dem Wohnhause des Herrn Pastors bis zur Kirchentür Spalier gebildet, der Cäcilien-Chor hatte auf den Stufen der Treppe Aufstellung genommen und eröffnete die erhebende schlichte Feier mit dem Chor: 'Das ist der Tag des Herrn'. Nachdem 2 Schulkinder ihre Sprüche dem Jubilar gewidmet hatten, setzte der Zug sich in Bewegung zur Kirche, wo die Gemeinde auf ihren Seelenhirten wartete."

Nach fast 18 Jahren Tätigkeit in Zons wurde Ludolf Schmitz am 31. April 1928 als Oberpfarrer nach Bergheim/Erft versetzt. Die Schulchronik hält fest, dass er am Pfingstmontag, 28. Mai 1928, "in bewegten Worten von seiner bisherigen Gemeinde Abschied genommen" habe:

"Trotzdem die Zonser ihm das Amt der Seelsorge nicht leicht gemacht hatten, konnte man die Kirche an vorgenanntem tage dicht gedrängt voller Menschen sehen, bei denen die Rührung äußerlich betrachtet sehr gut zu erkennen war. Am Abend zog der Kirchenchor mit Fackeln zum Pfarrhause und brachte ihm ein Ständchen."[5]

Die Amtseinführung in Bergheim/Erft war am 3. Juni 1928. Sein Nachfolger in Zons wurde Johannes Klüwer.

Er starb 1945 im Alter von 71 Jahren[6] und wurde auf dem Bergheimer Kirchhof an der katholischen Pfarrkirche St. Remigius beigesetzt. Dort erinnert eine Marmorplatte an den Geistlichen.

Im Spiegel der Presse: Verfehlungen als Grund für die Versetzung nach Bergheim 1928

Bereits im Februar beschäftigte sich der Zonser Gemeinderat mit der offensichlich sexuellen Beziehung, die Schmitz mit der Zonser Lehrerin Helene Seiff eingegangen war:

"Der Gemeinderat nimmt Kenntnis von einem Bericht des Bürgermeisters über die Schulverhältnisse in Zons. Der Gemeinderat erklärt einstimmig, daß das Verhalten der Lehrerin Seiff, insbesondere auch hinsichtlich ihrer Stellung zum Ortsschulinspektor, schon seit langer Zeit großes Ärgernis in der Gemeinde verursacht hat, daß nach den Klagen der Lehrpersonen eine fortwährende Beunruhigung unter diesen herrscht und daß die Erziehung der Jugend aus den sich entwickelnden Mißständen schwer leidet. Er bedauert es lebhaft, daß trotz der Beschwerden vom Schulvorstand und Gemeindeverwaltung keine Abhülfe geschaffen wird und erwartet deshalb, daß weitere Schritte gegen die Zustände unternommen werden."[7]

Jahre später, 1927/28, berichtete die Benrather Zeitung "Bote vom Rhein" in mehreren Artikeln über offensichtliche sexuelle Beziehungen des Pfarrers zu verschiedenen Frauen in seiner Pfarrei. In Zons schadete dies seinem Ansehen erheblich. Es ist davon auszugehen, dass dieser Umstand die Ursache für seine Versetzung nach Bergheim/Erft war. Eine offenbar gut informierte Personen aus Zons wird die Zeitungsredaktion informiert haben, um die Versetzung oder Absetzung des Geistlichen zu erwirken. Am 15. Oktober 1927 berichtete der "Bote vom Rhein":

"– – – und ruhig fließt der Rhein.
Z[ons]. Es ist Nacht. Tiefe Stille lagert über der frommen Stadt. Fern vom Lärm des Großstadtlebens, eingebettet in alten historischen Mauern und Wällen, begibt sich der Zonser Bürger frühzeitig zur Ruhe, um wieder bei Tagesgrauen gerüstet zu sein zum neuen Tagwerk, denn seine Arbeitsstätte ist in der Regel weit abgelegen. Die Ruhe braucht der Arbeiter und Bürger notwendig, und er preist sich glücklich, von dem Toben und Lärmen der abendlichen Großstadt und ihren 'sündhaften Begleiterscheinungen' verschont zu sein. An ihn tritt keine teuflische Versuchung, keine sündhafte Begierde, wie sie die Großstadt aufweist, heran. Der Zonser Durchschnittsbürger kann deshalb auch nur ein frommer Mann sein. Seine tägliche Lebensbahn bewegt sich in harten, begrenzten Pflichten gegenüber seiner Familie, nur der Herr Pastor verlangt von ihm unbegrenztes Vertrauen und die gläubige Geduld dazu. Ein richtiger Seelsorger, stark und unerschütterlich in der Liebe zu seinen Mitmenschen, weiß eben seine Heerde [sic.] richtig zu erziehen.
[...] Die Nacht sinkt tiefer herab, und nächtliche Herbstkälte macht sich bemerkbar. Der Nebel steigt vom nahen Rhein herauf und läßt Gemäuer und Türme in seltsamen Konturen erscheinen. Fledermäuse umflattern zur Mitternachtsstunde das Stadteingangstor mit dem nahen Kloster, deren Insassen – es sind Schwestern[8] – jedenfalls längst zur Ruhe gegangen sind. Sonst alles Grabesruhe.
Da machen sich Schritte bemerkbar. Ein einsamer Wanderer betritt zur ungewohnten Stunde den Platz vor dem Tore der Stadt und sieht sich scheu im trüben Laternenschimmer um. Ein Geräusch macht sich bemerkbar. Den Wanderer packt ein unheimliches Gefühl, denn aus dem grauen, undurchdringlichen Gemäuer löst sich eine Gestalt, schwarz vermummt und huscht eilenden Schrittes vorüber.
Wer war es? Ein Ritterspuk aus alter Zeit? – – – Der einsame Wanderer schüttelt sich, schnell überwindet er das Grausen und denkt natürlicher über die Erscheinung nach. ‚Das lange schwarze Gewand‘ – – – sollte das nicht der – – sein, der über die Tugend seiner Seelen wacht, oder von einem Gang stiller Nächstenliebe zurückkehrt? Ein verständiges Lächeln huscht über die Züge des Wanderers, und er summt im Weitergehen: ‚O, Klostermädchen freuet euch, morgen wird gefegt bei euch, ho-ho, hm-hm, ha-ha.‘ Er erinnerte sich, vor kurzer Zeit auf dem Tor des Heimannsgartens[9] eine Inschrift gelesen zu haben: ‚Zonser Wappen, der Herr P. ist der größte Räkel von Zons und Jungfrauentröster.‘
Innerhalb der altersgrauen Mauern von Zons wird die Liebe weiter energisch gepflegt. Über die Bedeutung des Wappens ist sich jeder Zonser Bürger klar, und selbst der ‚schwarze Här‘ brachte der Inschrift hohes Interesse entgegen, denn er schmetterte wutentbrannt von hoher Warte seinen andächtig lauschenden Zuhörern die Worte zu: ‚Ich verstehe die deutsche Sprache.‘
Bei dieser Ansprache betätigte sich das ‚Servierfräulein‘[10] aus dem ‚Schwefelsdösche‘[11] in übereifrigen Gebetsübungen und schlug andächtig versunken das Kreuz. Sie versäumt übrigens keine Messe, fromm und tugendrein betritt sie wie Gretchen aus Goethes ‚Faust‘ die Kirche. Doch konnte sie auch seinerzeit nicht unmanierlich werden, als sie mit der ‚Sefe Lehn‘[12] – der ‚schwarze Här‘ kennt sie sehr gut – die Auseinandersetzung im ‚Schwefelsdösche‘ hatte. Da wurden allerdings andere ‚Gebetsübungen‘ verrichtet. Die ‚Sefe Lehn‘ war damals von den vielen ‚Gebetsübungen‘ schwer herunter gekommen, aber der ‚schwatze Här‘ tröstete sie und prüfte stundenlang den Pulsschlag. Doch die schöne Zeit mit der ‚Sefe Lehn‘ ist vorbei, sie lebt jetzt in der – Verbannung. Auch dem Oberlehrer[13] ist das Spionieren nicht gut bekommen, er teilt mit ihr das gleiche Schicksal. Im ‚Schwefelsdösche‘ dagegen ist nach wie vor reger Verkehr. Die hohe Obrigkeit drückt beide Augen zu – – und ruhig fließt der Rhein.“

Im Artikel „Benrather Brief“ geht der „Bote vom Rhein“ am 30. Dezember 1927 erneut auf das Thema ein:

“[…] Da ist doch der ‚schwarze Här‘ in Zons eine ganz andere Persönlichkeit. Er erfüllt getreulich die Botschaft der christlichen Liebe. Besonders in der kalten Jahreszeit weiß er, daß ein nahes Zusammenrücken Wärme erzeugt. Nach wie vor verkehrt er im ‚Schwefelsdösche‘, trinkt sein Kakäuchen und – wärmt sich die Knie beim Servierfräulein. Der ‚jähzornige Vatter‘[14] ist erwerbslos, und hoffentlich sorgt der ‚schwarze Här‘ für genügend Tabak, damit die Zonser Knollebären wieder mal gründlich durch den ‚Kakao getrocke wäde‘. […].“

Kurz vor der Versetzung des Pfarrers nach Bergheim berichtet der „Bote vom Rhein“ in einem Artikel (undatiert, ca. 10.-12. April 1928) über die neuesten Entwicklungen:

“Erlebnisse des Osterhasen in Zons.
Der Osterhase ist in diesem Jahre allerorten recht rührig gewesen. Seine alljährlich wiederkehrende Tätigkeit, zur Freude für klein und groß, in den Hecken, Wiesen oder Gärten die gefärbten Ostereier zu legen, vollzieht sich in der Regel still und unbemerkt. Der ‚Has höpp‘ ist bekanntlich ein recht scheues Tier und nur weil ihm die Menschen um Ostern herum eine Schonzeit zubilligen, will er sich mit ihnen gut halten. Sonst meidet er den Menschen und meist auch dessen nähere Umgebung. Er hat dazu auch guten Grund.
Aber nicht an allen Orten kann der Osterhase seine übernommene Verpflichtung so ausüben, daß er mit den bösen Menschen nicht in Berührung kommt. In den engen Gassen von Zons, wo dicht aneinander geschmiegt die kleinen Häuschen stehen, ist das Legen der Ostereier schwieriger. Aber er hat auch hier seine Pflicht erfüllt, wenn sie auch mit Schwierigkeiten verbunden war und rot, schwarz oder gelb gefärbte Eier – je nach der Lieblingsfarbe des Bedachten – in die stillen Winkel der Häuser gelegt. Weil nun dort die Menschen – rote, blaue, gelbe, schwarz-weiß-rote – politisch gefärbte Menschen natürlich – dicht beieinander wohnen und sich dort gar wunderliche Dinge abspielen, so war der Osterhase in der Osternacht unfreiwilliger Hörer von recht kummervollen und sonstigen interessanten Geschichten.
Wie er nämlich in der Brunnenstraße vor dem Hause des ‚jähzornigen Vaters‘ ‚Em Schwefelsdöske‘ anlangt und seine Eierkiepe hinstellt, um zwei schwarzgesprenkelte, mit Vergißmeinnicht bemalte Eier für das ‚Servierfräulein‘ heraus zu nehmen, da hört er jungfräulichen Gesang und zwar recht schwermütig das Lied ‚O, wie herbe ist das Scheiden‘. Der Osterhase lugt vorsichtig durch die Türspalte. Da sieht er nun wie der ‚jähzornige Vater‘ neben dem ‚Servierfräulein‘ sitzt und unverwandt seine Blicke auf eine Stelle im Kirchenblatt gerichtet hat: Der ‚schwarze Här‘ soll versetzt werden. O, Jammer, dann wäre es ja vorbei mit den täglichen ‚Erbauungsstunden‘ ‚Em Schwefelsdöske‘, vorbei mit den regelmäßigen ‚Andachtsübungen‘, wie es auch seinerzeit mit der ‚Sefe Lehn‘ ein jähes Ende nahm; nur mit dem Unterscheid, daß die ‚Sefe Lehn‘ damals versetzt wurde.
Das ‚Servierfräulein‘ ist untröstlich. Der Kummer ist groß, aber vielleicht kann man im heiligen Köln beim ‚Aufsichtrat‘ die geplante Versetzung rückgängig machen. Doch der ‚jähzornige Vater‘ schüttelt hoffnungslos den Kopf und sagt seiner Tochter, daß drei Mitglieder des Kirchenrats und gleichzeitig Verwandte der ‚Marie‘[15] (die teilt sich nämlich mit dem ‚Servierfräulein‘ in den Schmerz) in Köln gewesen seien. Der Joseph[16], der dem Kirchenvorstand in Richtung und Rat besonders zur Seite steht, sei anscheinend von der Versetzung überzeugt, denn er hätte drohend erklärt: ‚Wenn der Neue kütt, dann wät Zons noch jet erlewwe!‘ Ob das für das ‚Servierfräulein‘ Trost und Hoffnung sein soll? Für den ‚jähzornigen Vater‘ nicht, denn er fühlt schon, wie der Kakao, der reichlich bei ihm in Gesellschaft des ‚schwarzen Här‘ geschluckt wurde, im Preise fällt.“

Die genannte Maria Longerich aus Zons wurde nach dem Wechsel nach Bergheim die Haushälterin von Ludolf Schmitz.[17]

Belege

  1. AiRKN, DO 08, Schulchroniken Dormagen, Nr. 16, p. 74.
  2. AiRKN, DO 08, Schulchroniken Dormagen, Nr. 15, p. 147.
  3. AiRKN, DO 08, Schulchroniken Dormagen, Nr. 16, p. 74-75.
  4. AiRKN, DO 08, Schulchroniken Dormagen, Nr. 16, p. 75.
  5. AiRKN, DO 08, Schulchroniken Dormagen, Nr. 16, p. 90.
  6. PfAZ, Nr. 6, p. 181.
  7. AiRKN, DO 07, Ratsprotokolle Dormagen, Nr. 84, p. 260-261 (Sitzung vom 12. Februar 1919).
  8. Gemeint sind die Vinzentinerinnen.
  9. Gemeint ist der „Heinemann-Garten“, der sich am Herrenweg befand.
  10. Gemeint ist Margarethe Kluth (* 26. September 1893 in Zons), die 1929 Johann Habets heiratete (Lisken-FBZ, S. 432). Sie war Servierdame im "Volksgarten". Das Paar Habets zog nach dem Zweiten Weltkrieg ins Saarland (mündliche Auskunft Johann Vianden, * 1905, 1994).
  11. Die Familie Kluth wohnte im Haus Brunnenstraße 133, heute Museumstraße 12, das man, weil es so klein war, „Schwävelsdüsje“ (= Streichholzschachtel) nannte.
  12. Gemeint ist die Lehrerin an der Zonser Volksschule Helene Seiff, mit der der Pfarrer als Ortsschulinspektor beruflich zu tun hatte.
  13. Gemeint ist Peter Capellmann, der bis 1919 in Zons unterrichtete.
  14. Wilhelm Kluth (* 12. Juli 1869 in Zons; † 27. Januar 1953 in Zons), verheiratet mit Wilhelmine geborene Fleischhauer (* 17. Juli 1869 in Zons; † 4. August 1931 in Zons); Lisken-FBZ, S. 432.
  15. Maria Longerich (* 24. Mai 1882 in Zons; † 1. März 1945 in Rheinbach).
  16. Gemeint ist der Schreinermeister Josef Richrath (* 30. Dezember 1890 in Zons; † 27. Dezember 1987 in Dormagen), der mit einer Schwester der Maria Longerich, Berta (* 3. November 1892 in Zons; † 30. Juli 1938 in Zons), verheiratet war (Lisken-FBZ, S. 432, S. 594).
  17. Mündliche Auskunft Johann Vianden (* 1905 Zons; †).