Luftschutzanlagen

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Einleitung

Mit dem ersten Tausend-Bomber-Angriff am 30. Mai 1942 auf die Stadt Köln veränderte sich die Strategie des britischen Bomber-Kommandos. Mittels der Vielzahl an Flugzeugen konnte die Zahl der Abschüsse durch die deutsche Luftwaffe deutlich reduziert werden. Für die deutsche Bevölkerung bedeuteten diese Großangriffe eine erhöhte Gefahr, der man trotz der getroffenen Schutzmaßnahmen nicht gewachsen war.

Die Nationalsozialisten hatten bereits kurz nach der Machtergreifung 1933 den Luftschutz (den es seit Anfang der 1920er Jahre gab) enorm gefördert und die Bevölkerung zur Mitarbeit hieran gesetzlich verpflichtet. Organisiert war er im Selbstschutz. Der Gedanke dahinter war: "Wenn sich jeder selbst schützt, ist für alle gesorgt". So wurden in Friedenszeiten viele Kellerräume in Eigenleistung zu Luftschutzräumen hergerichtet und die Bevölkerung für die Arbeit im Luftschutz ausgebildet.

Jedes Haus sollte einen Kellerraum so einrichten, dass er folgende Anforderungen erfüllt:

  • einsturzsicher: um die Trümmerlast des Hauses zu tragen
  • splittersicher: um Schutz vor Splittern detonierender Sprengbomben zu bieten
  • gassicher: um das Eindringen von Kampfstoffen zu verhindern
  • Notausgang: für den Fall, dass der Haupteingang verschüttet ist

Diese behelfsmäßigen Schutzmaßnahmen wurden zwar weitestgehend flächendeckend durchgeführt, boten aber nur einen geringen Schutz vor der Masse an Spreng- und Brandbomben, die durch die Royal Air Force ab 1942 abgeworfen wurden.

Das heutige Gebiet des Rhein-Kreises Neuss wurde aufgrund seiner geographischen Lage häufig überflogen. Bei ihren Angriffen auf Köln, Düsseldorf oder das gesamte Ruhrgebiet führte der Weg oft hierüber.

Da niemand vorhersagen konnte, wo genau die Bomben runter gehen würden, wurde die Bevölkerung bei jeder Sichtung eines feindlichen Flugzeugs durch Luftalarm in die Schutzräume getrieben.

Hauptziele der Royal Air Force waren Wohngebiete in Großstädten, Industrieanlagen und die Infrastruktur; so waren Dormagen und Zons durch die Nähe zu Köln und der chemischen Industrieanlage (Bayerwerk) doppelt gefährdet.

Flugabwehrfeuer einer 8,8 cm-Flak 41 auf Lafette in der Zonser Heide im Juni 1940.

Bomber, die ihr Hauptziel durch Beschädigung nicht erreichen konnten, haben ihre Bombenlast über sogenannte Sekundärziele abgeworfen. Die Auswahl dieser Ausweichziele oblag dem Piloten. Wichtig war, dass die gesamte Bombenlast über feindlichem Gebiet abgeworfen wurde. Der noch mit Bomben bestückte Rückflug nach England war aufgrund des hohen Treibstoffverbrauchs nicht möglich.

Scheinanlage im Norden von Zons

Um die kriegswichtigen Industrieanlagen, unter anderem auf dem Gebiet des heuten Chempark, vor Luftangriffen zu schützen, errichtete man auf den Feldern zwischen Zons und Nievenheim eine Scheinanlage, die feindliche Bomber dazu verleiten sollte, ihre Bomben auf dem freien Feld abzuwerfen. Diese Anlage sollte einen Teil der Rhenania-Ossag Mineralölwerke in Holthausen, 3 km nördlich von Zons, darstellen. Eine weitere Scheinanlage gab es auf den Feldern zwischen Deelen und Nettesheim. Sie sollte das Erftwerk vor Luftangriffen schützen.

Trotz der daraus resultierenden Gefahr, war der Bau von bombensicheren Bunkern außerhalb bestehender Gebäude bis Mai 1943 im gesamten Kreisgebiet verboten. Das Nazi-Regime wollte nicht den Glauben an die "Überlegenheit" der deutschen Luftwaffe durch den Bau von Bunkern in Frage stellen. Da die Gefahr von schweren Luftangriffen dennoch bekannt und real war, wurden Luftschutzkeller und der damit verbundene Selbstschutz in den Kriegsjahren extrem ausgebaut.

Luftschutzanlagen in der Stadt Zons

Nachdem das Verbot für den Bau von Bunkern im Mai 1943 aufgehoben worden war, begann man mit der Planung von drei größeren Luftschutzanlagen für die Stadt Zons: am Feldtor, am Rheintor und im Schlosareal. Die Gesamtkapazität der drei Bunker war auf ca. 450 Schutzplätze ausgelegt. Die konkreten Planungen wurden im September 1943 vom Amtsbauinspektor fertiggestellt und das hierzu benötigte Baumaterial beantragt.

Bau des Feldtor-Bunkers durch italienische Kriegsgefangene Januar/Februar 1944.

Im Januar 1944 begannen italienische Kriegsgefangene mit dem Bau der Anlage am Feldtor. Die Anlagen am Rheintor und am Feldtor bestehen, den Planungsunterlagen nach zu urteilen, aus mehreren Kammern (Schutzräumen), in denen die Menschen während der Luftangriffe Schutz fanden. Für die Anlage im Schlossareal liegen keine Unterlagen vor. Diese Anlage ist heute verschlossen.

Neben diesen größeren Luftschutzanlagen (Bunkern) gab es auch mehrere größere Luftschutzkeller, in denen die Menschen der Umgebung Schutz suchten, so etwa der Keller des Pfarrhauses oder der Keller der Gaststätte "Zur Post".