Stadtfest 1929

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Button zum Zonser Stadtfest 1929 (Entwurf wohl von Theo Blum).

Am 20. und 21. Juli 1929 veranstaltete der Zonser Verkehrs- und Verschönerungsverein ein großes Stadtfest anlässlich der Verleihung des Stadtwappens 1904 und der 555-Jahr-Feier der Stadterhebung 1373.

Hintergrund

Am Samstag und Sonntag, dem 20. und 21. Juli 1929, veranstaltete der Verkehrs- und Verschönerungsverein ein großes Stadtfest anlässlich des Silberjubiläums der Verleihung des Stadtwappens 1904 und der 555-Jahr-Feier der Stadterhebung 1373 durch Erzbischof Friedrich III. von Saarwerden (Letzteres eigentlich um ein Jahr verspätet). Für die künstlerische Durchführung des Festzuges und des gesamten Festprogramms war der Kunstmaler und Radierer Theo Blum aus Köln verantwortlich, die historischen Recherchen für die einzelnen Festzugsgruppen führte der Zonser Lehrer Heinz Riffel durch.

Titelblatt der Broschüre zum Zonser Stadtfest 1929.

Festschrift und Organisation

Festschrift

Anlässlich des Stadtfestes wurde eine 40-seitige Festschrift herausgegeben, gedruckt bei Emil Fandreyer in Neuss, der viele Details zur Organisation des Festes zu entnehmen sind.[1] Die Veröffentlichung beginnt mit einem lyrischen Festgruß durch die Zonser Lehrerin Maria Elisabeth Werle, gefolgt von einem Geleitwort des in Zons aufgewachsenen Studienrats Dr. Josef Zanders aus Neuss. Die beachtliche Liste der Ausschussmitglieder des Festes liest sich wie ein "Who's who?" der regionalen Prominenz aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung und Kultur; ein geschickter Schachzug der Veranstalter, denn so sicherte man sich einen honorigen Kreis von Freunden und Unterstützern des örtlichen Fremdenverkehrs.

Organisation

Protektorat

Dem Protektorat gehörten an:

Ehrenausschuss

Der Ehrenausschuss zählte folgende Mitglieder:

  • Generaldirektor der Provinzial-Feuerversicherungs-Anstalt Clemens Adams, Düsseldorf
  • Sanitätsrat und Vorsitzender des Vereins "Alt Köln" Dr. Josef Bayer, Köln
  • Maler und Radierer Franz Bender, Neuss
  • Landesfinanzamtspräsident und Ministerial-Direktor a.D. Dr. von Brandt, Köln
  • Vorsitzender des Denkmalrats der Rheinprovinz Geheimrat Prof. Dr. Paul Clemen, Bonn
  • Bürgermeister von Benrath Dr. Erich Custodis
  • Veterinärrat Dücker, Neuss
  • Kaufmann Josef Dünbier, Neuss
  • Großkaufmann Jan Piet van Endert, Neuss
  • Direktor Eulenstein, Köln
  • Kaufmännischer Direktor Ferda, Siegen
  • Oberregierungs- und Oberbaurat sowie Rheinschifffahrtsinspektor Paul Gelinsky, Koblenz
  • Prof. Dr. Franz Gescher, Köln
  • Regierungs-Assessor Dr. Gotthardt, Neuss
  • Landrat Dr. Simon Nikolaus Stephan Groener, Neuss
  • Bürgermeister Robert Grootens, Büttgen
  • Kreis-Medizinalrat Dr. Heinze, Neuss
  • Regierungs-Assessor Dr. Herfeld, Köln
  • Landrat i.R. und Rittergutsbesitzer Haus Wittgenstein Dr. Friedrich von Kesseler-Pattern
  • Direktor der Geschäftsstelle für katholische Familienerziehung Franz Kettenhofen, Dormagen
  • Beigeordneter und Mitglied des Rheinischen Provinziallandtags Leo Klövekorn, Kaarst
  • Rentner J. Klüwer, Zons
  • königlicher Musikdirektor Felix Krakamp, Bonn
  • Rheinstrombau-Direktor Joseph Langen, Koblenz
  • Schulrat Langenberg, Köln
  • Landrat a.D. Freiherr Friedrich von der Leyen zu Bloemersheim, Haus Meer
  • Schriftsteller Dr. Albert Paß, Köln
  • Postmeister Wilhelm Peters, Monheim
  • Regierungs-Assessor Rademacher, Opladen
  • Präsident der Oberpostdirektion Walter Georg Karl Schenk, Düsseldorf
  • Bürgermeister Josef Scherer, Glehn
  • Steueramtmann Schiering, Neuss
  • Baron von Schlotheim, Schloss Roland
  • Schulrat Dr. Schmitz, Neuss
  • Sparkassendirektor Schmitz, Steele
  • Bürgermeister Josef Schönenbrücher, Dormagen
  • Bürgermeister Heinrich Schürholz, Monheim
  • Oberingenieur Stein, Neuss
  • Oberdeichinspektor Regierungsbaurat Stracke, Düsseldorf
  • Regierungsdirektor Dr. de Terra, Arnsberg
  • Handelskammer-Präsident Cornelius Thywissen, Neuss
  • Handelsgerichtsrat und Schatzmeister der Handelskammer Neuss Vell
  • Oberregierungsrat Vogels, Neuss
  • Fabrikant Gottfried Wegelin, Zons
  • Landwirtschaftsrat Wolff, Neuss
  • Direktor der Aktienbrauerei Dormagen Rudolf Wülfinghoff

Festausschuss

Dem Festausschuss gehörten an:

Ausschmückungsausschuss

Den Ausschmückungsausschuss bildeten die folgenden Personen (alle aus Zons):

  • Johann Bedbur
  • Wilhelm Fleischhauer
  • Heinrich Gilgen sen.
  • Heinrich Gilgen jun.
  • Hubert Geiler
  • Josef Richrath
  • Anton Seburschenich
  • Wilhelm Steinbach
  • Sebastian Steinbach

Festzugsausschuss

Der Festzugauschuss setzte sich aus folgenden Mitgliedern zusammen (alle aus Zons):

  • Fritz Bebber
  • Heinrich Gilgen sen.
  • Peter Gilgen
  • Karl Kluth
  • Peter Köppinger
  • Johann Longerich
  • Wilhelm Peters
  • Franz Ross
  • Hubert Stelzmann
  • Cornelius Wolter

Finanz- und Rechnungsausschuss

Den Finanz- und Rechnungsausschuss bildeten (alle aus Zons):

  • Willi Dick
  • Hans Peters
  • Josef Vogel
  • Jakob Vonden

Verkehrsausschuss

Dem Verkehrsausschuss gehörten folgende Mitglieder an (alle aus Zons):

  • Willi Dick

Verpflegungsausschuss

Im Verpflegungsausschuss saßen die folgenden Herren (alle aus Zons):

  • Wilhelm Hell
  • Hans Peters
  • Heinrich Scheer
Bei der Aufführung des Weihespiels "Schwur am Strom" von Michel Becker.

Erster Festtag: Samstag, 20. Juli 1929[2]

Das Festprogramm startete am Samstag, dem 20. Juli 1929 um 20 Uhr mit der Musikkapelle der 68er aus Köln unter der Leitung von Kapellmeister Hermann Schmidt. Der Festakt auf der Wiese vor dem Rheintor startete um 21 Uhr: Dort kam es zu einem Aufmarsch von Turnern, einem "Zigeunerinnenreigen" und einem "Fackelreigen". Dazu wurde der Rheinturm sehr feierlich beleuchtet. Im Anschluss wurde unter der musikalischen Führung der 68er-Kapelle ein Fackelzug durch die sehr festlich mit Girlanden geschmückte Stadt veranstaltet, der schließlich wieder am Rhein endete. Überall hingen Fähnchen mit den kurkölnischen Farben. Den Höhepunkt des Abends bildete die Aufführung des Weihespiels "Schwur am Strom", das der Kölner Heimatdichter Michel Becker eigens für diesen Anlass geschrieben hatte. Bauern und Handwerker traten hier als Repräsentanten des traditionellen Gewerbes auf, Industriearbeiter als Repräsentanten der modernen Zeit. Zusammen mit den auftretenden Frauen gelobten sie, der Gemeinschaft "Dienst zu tun, im alten Geiste dem neuen Bund". Sie schworen: "Hass der Parteiung, Treu dem Lande, Wacht sei der Freiheit, Hut sei dem Frieden".

Schließlich trafen sich die Teilnehmer zum "Festabend" im Saal des "Bergischen Hofes". Das Programm sah für dort folgende Punkte vor:

1. Einzug der Gäste auf der Wartburg, Marsch aus der Oper "Tannhäuser"Richard Wagner
2. Eröffnungsrede durch den stellvertretenden Bürgermeister Flücken
In seiner Rede ging der Bürgermeister auf die alte Geschichte der Stadt und die archäologischen Funde ein. Bedeutend sei die mittlerweile 555-jährige Stadtgeschichte. Der Geist des Bürger- und Gemeinschaftssinns spreche aus den Türmen. Das Fest solle die Vorfahren ehren. Er dankte den Vertretern des Gemeinderates, aber auch allen Mitbürgern, die einig und geschlossen wie Mauern und Türme der Stadt zusammenstanden, und schloss mit einem dreifachen "Hoch" auf Reichspräsident von Hindenburg.
3. Ouvertüre zur Operette "Dichter und Bauer" – Franz von Suppé
4. Die Himmel rühmen (Chor und Orchester), durch den Männergesangsverein Cäcilia Zons (Leitung: Musikdirektor Willi Hahn) – Ludwig van Beethoven
5. Rheinische Kürassier-Ballade, komponiert und vorgetragen von Hermann Schmidt
6. Lied "Ewig liebe Heimat", durch den Männergesangsverein Cäcilia Zons – Carl Hirsch
7. Militärisches Tongemälde mit großem Zapfenstreich – Hermann Schmidt

Zweiter Festtag: Sonntag, 21. Juli 1929[3]

Vom Wecken bis zum Mittag

Der Festsonntag, der 21. Juli 1929, begann mit dem Wecken um 5 Uhr morgens. Es war ein sehr schöner, sonniger Tagesbeginn. Um 9:30 Uhr startete ein Festgottesdienst in der Pfarrkirche St. Martinus, zelebriert vom Vertreter des Kölner Erzstifts Monsignore Domkapitular August Höller, Diözesanpräses Johannes Heinrichsbauer aus Köln hielt die Festpredigt. Heinrichsbauer mahnte in seiner Predigt die Bürgerschaft, heimattreu den Pflichten, die eine ruhmvolle Tradition auferlege, gegründet auf Christus und seine Kirche, nachzugehen. Von 11 Uhr bis 12:30 Uhr wurde ein Konzert auf der Festwiese vor dem Rheintor, wieder ausgeführt durch die Kapelle der 68er aus Köln, veranstaltet. Das Konzert umfasste folgende Programmpunkte:

1. Rheinischer Festmarsch – Hermann Schmidt
2. Die Hermannsschlacht, Ouvertüre – Lakin
3. a) Pilgerchor und Lied an den Abendstern aus der Oper "Tannhäuser"Richard Wagner
b) Steuermannslied und Matrosenchor aus der Oper "Der fliegende Holländer"Richard Wagner
4. musikalische Seifenblasen, Potpourrie – Urban
5. zwei Fanfarenmärsche für Feldtrompeten:
a) Festmarsch des Neusser Reiterkorps zur Hundertjahrfeier 1928 – Hermann Schmidt
b) Parademarsch der 18. Husaren (im Trab) – Alwin Müller
6. Großer alt-historischer Marsch, Potpourrie – Pieske
7. Marsch der Zonser Zinkenbläser aus den Jahren des 16. Jahrhunderts
Annonce der Firma Peter von Bongardt aus Köln, die die historischen Kostüme und Ausrüstungsgegenstände für den Festzug stellte.
Den Anfang des Festzuges, hier vorweg zwei berittene Polizisten, bildeten ein Herold zu Pferd mit dem Banner von Zons sowie zwei Fanfarenbläser zu Pferd. Hier ist der Festzug auf der Feldstraße beim Zug auf den Rathausplatz am Juddeturm zu sehen.
Darsteller der Gruppe I (Zons zur Römer- und Frankenzeit) auf der Feldstraße nach dem Festakt auf dem Rathausplatz.
Darsteller der Gruppe I: fünf gefangene Germanen, bewacht von drei römischen Soldaten, vor Beginn des Festzuges auf der Steinstraße.
Darsteller der Gruppe I: zwei Mann Gefolge des fränkischen Gaugrafen zu Pferd auf der Steinstraße.

Festzug und Festansprachen am Nachmittag

Um 15 Uhr sollte der große historische Festzug mit anschließender Schlussfeier auf der Festwiese stattfinden. Jedoch zog unmittelbar davor ein schweres Unwetter mit Regen auf, so dass der Festzug um über eine Stunde verschoben werden musste. Sämtliche Kostüme und Ausrüstungsgegenstände für den Festzug stellte die Firma Peter von Bongardt aus Köln zur Verfügung. Der Festzug, bestehend aus insgesamt 236 Teilnehmern, neben den Musikkapellen, stellte sich in der Steinstraße, der heutigen Deichstraße, mit der Spitze an der Gartenstraße, der heutigen Parkstraße, auf. Er zog zunächst durch die Gartenstraße und anschließend durch das Rheintor in die Rheinstraße, am Marktplatz bog der Zug in die Feldstraße, die heutige Schloßstraße, um auf dem Rathausplatz am Juddeturm zusammenzukommen. Auf diesem Platz schloss sich ein kleiner Festakt an, bei dem ein als Erzbischof Friedrich III. von Saarwerden verkleideter Darsteller die Stadternennungsurkunde vom 20. Dezember 1373 vorlas und sie zusammen mit dem Stadtschlüssel dem Bürgermeister übergab. Daraufhin verlas der Bürgermeister im Beisein der sieben Schöffen die Kabinettsorder zur Verleihung des Stadtwappens vom 12. Mai 1904. Anschließend erfolgte die Nagelung einer Erinnerungstafel, die später am Rathaus angebracht werden sollte, mit der Inschrift: "Dieses Haus haßt die Schlechtigkeit, liebt den Frieden, straft Haß und Verbrechen, schützt das Recht, ehrt die Rechtschaffenen." Dies ist eine historisch überlieferte lateinische Inschrift, die sich ehemals am alten Rathaus auf dem Marktplatz befand. Nach diesem Festakt zog der Festzug weiter über die Feldstraße durch das ehemalige Feldtor, in den Wiesenweg, an der Zonser Südseite vorbei durch das Schlosstor und das für Besucher gesperrte Schlossgelände, wieder über die Rheinstraße zur Festwiese vor dem Rheintor, wo alle zu einer bunten Menschenmenge zusammenkamen.

Festzugsgruppen

Der Festzug gliederte sich in 8 Gruppen (es handelt sich hier um die Planung nach der Festbroschüre, von der man in der Umsetzung etwas abwich):

Gruppe 1: Zons zur Römer- und Frankenzeit:

  • 1 Page mit Gruppenschild
  • 1 Herold zu Fuß mit rheinischem Feldzeichen
  • 6 römische Fußsoldaten
  • 1 Feldherr auf römischem Kriegswagen
  • 2 römische Reiter
  • 6 gefangene Germanen
  • 2 römische Fußsoldaten
  • 1 fränkischer Gaugraf zu Pferd
  • 2 Mann Gefolge zu Pferd
  • 5 fränkische Fußsoldaten


Gruppe 2: Die Tempelherren in Zons

  • Page mit Gruppenschild
  • 6 Tempelherren zu Pferd


Gruppe 3: Die Schlacht bei Worringen 5. Juni 1288

  • 1 Page mit Gruppenschild
  • 1 Tambourmajor
  • 10 Trommler und Pfeifer
  • 1 Kapellmeister
  • 12 Musiker
  • 1 Herzog von Brabant zu Pferd
  • 1 Graf von Berg mit Banner
  • 2 die Grafen von Jülich und Virneburg
  • 2 die Grafen von Berg und Tecklenburg
  • 2 die Grafen von Mark und Flandern
  • 1 Gebhard Overstolz
  • 2 Pagen mit Schild und Banner
  • 6 Kölner Kriegswagen mit 6 Kriegern
  • 2 Kölner Krieger als Wagenführer
  • 1 Laienbruder Dotte zu Pferd
  • 1 Laienbruder mit Kreuz als Pferdeführer
  • 6 Landleute aus dem Bergischen
  • 3 Gefangene (Erzbischof, Reinhold von Geldern, Adolf von Nassau)
  • 2 Landleute aus dem Bergischen
  • 2 Kölner Krieger zu Pferd


Gruppe 4: Erzbischof Friedrich III. von Saarwerden erbaut die Burg Friedestrom und erhebt am 20. Dezember 1373 Zons zur Stadt

  • 1 Page mit Gruppenschild
  • 2 Mann Gefolge zu Pferd
  • 1 Mann Gefolge mit Banner zu Pferd
  • 1 Zollmeister mit 2 Zollknechten
  • 1 Wagen mit der alten Zolltheke
  • 2 Zollknechte als Wagenführer
  • 2 Zollknechte hinter dem Wagen


Gruppe 5: Handwerk, Handel und Verkehr

  • 1 Page mit Gruppenschild
  • 1 Bannerträger
  • 1 Zunftmeister der Wollweber
  • 3 Wollwebermeister
  • 1 Geselle mit 2 Lehrlingen
  • 2 Reisige zu Fuß als Wagenführer
  • 1 Hansawagen
  • 2 Insassen (1 auf dem Bock, 1 als Lugaus)
  • 2 Reisige zu Fuß an beiden Seiten
  • 2 Reisige zu Pferd hinter dem Wagen
  • 1 kleiner Wagen
  • 2 Reisige als Führer
  • 2 Insassen
  • 3 reiche Kaufleute


Gruppe 6: Der Kölner Kurfürst Clemens August schießt den Königsvogel in Zons

  • 1 Page mit Gruppenschild
  • 1 Tambourmajor
  • 8 Trommler und Pfeifer
  • 10 Musiker
  • 3 Jäger zu Pferd
  • Fahnenabordnung der Hubertuskompanie
  • Fahnenabordnung der Hohenzollernkompanie
  • Fahnenabordnung des Jägerzuges
  • 3 Jungen mit Königsvogel und 2 Zielscheiben
  • 1 Bruderschaftsmeister mit goldenem Schild
  • 3 Stadtsoldaten von Zons unter Gewehr


Gruppe 7: Der truchsessische Krieg 1583-1589

  • 1 Page mit Gruppenschild
  • 2 Chorbischof Friedrich von Sachsen Lauenburg
  • 2 Mann Gefolge als Schild- und Bannerträger
  • 10 Zonser Stadtsoldaten


Gruppe 8: Zons im Dreißigjährigen Krieg

  • 1 Page mit Gruppenschild
  • 1 Tambourmajor
  • 12 Trommler und Pfeifer
  • 1 kaiserlicher Feldherr Lomboy
  • 2 kaiserliche Generäle Hatzfeld und Wahl
  • 1 Reitergeneral Jan von Werth
  • 6 Reiter
  • 2 Zonser Stadtsoldaten (Fleischer)
  • 2 Zonser Stadtsoldaten (Weber)
  • 2 Zonser Stadtsoldaten (Schreiner)
  • 2 Zonser Stadtsoldaten (Bäcker)
  • 2 Zonser Stadtsoldaten (Maurer)
  • 2 Zonser Stadtsoldaten (Brauer)
  • 1 hessisches Geschütz mit 2 Führern
  • 1 Begleiter als Bannerträger
  • 12 Mann Soldateska
Festversammlung auf der Wiese vor dem Rheintor am Schluss des Festzuges.
Ehrengäste und Zugteilnehmer auf der Festwiese.
Ehrengäste und Zugteilnehmer auf der Festwiese.
Bei der Rede von Studienrat Dr. Josef Zanders.

Festansprachen auf der Festwiese

Auf der Festwiese begrüßte Bürgermeister Flücken die zahlreich erschienenen Ehrengäste, u.a. Herrn Monsignore Domkapitular Höller (als Vertreter des Erzbischofs), Herrn Regierungsdirektor von Rantzau (als Vertreter des Ober- und Regierungspräsidenten), Herrn Geheimrat Otto Reinhard Redlich (als Vertreter des Landeshauptmanns), Landesfinanzamtspräsident Dr. Heinrich Schmittmann, Herrn Landrat Dr. Simon Nikolaus Stephan Groener, die Herren Beigeordneten Dr. Johann Meerfeld und Dr. Fritz von Hansemann (als Vertreter des Oberbürgermeisters von Köln bzw. Neuss), Herrn Landrat a.D. von der Leyen, Herrn Landrat a.D. von Kessler-Pattern, Herrn Pater Superior des Missionshauses Knechtsteden, Herrn Dechant Böckels (Dormagen), Herrn Prof. Albrecht (als Vertreter des Düsseldorfer Kunstakademiedirektors), den früheren Zonser Pfarrer Herrn Oberpfarrer Dr. Schmitz, die früheren Zonser Bürgermeister Granderath und Güsgen, den deutschlandweit bekannten Schriftsteller Rudolf Herzog, den Archäologen Dr. Constantin Koenen und zwei der Hauptinitiatoren des Festes: Kunstmaler Theo Blum und Dichter Michel Becker. Der Bürgermeister rief in seinem Schlussplädoyer dazu auf, mitzuhelfen, das alte Zons zu erhalten, dass es eine Ruhe- und Erholungsstätte bleibe.

Festrede Dr. Josef Zanders

Die lange Festrede, die Studienrat Dr. Josef Zanders aus Neuss im Anschluss an die Rede des Bürgermeisters hielt, ist überliefert:

"Hochansehnliche Festversammlung! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Stadtjubiläen sind keine Seltenheit, zumal nicht in unserem rheinischen Heimatlande, die sich im Laufe einer zweitausendjährigen und reichen Geschichte mit einem blühenden Kranze von Städten und Dörfern schmückte. Nicht allzuviele sind es, die ihre Geschichte nicht zweitausend Jahre zurückführen können, in jene Zeiten, da der römische Legionär mit ehernem Schritte die rheinischen Lande durchzog und das freie Volk in seinen Niederungen wie auf seinen Höhen zum ersten Male das Joch des Eroberers tragen mußte.
Damals tauchte auch Sunnium, unsere gute alte Stadt, deren Jubelfeier wir heute begehen, aus nebelhaften Fernen ins Land des Lichts. Wo sich die römische Heerstraße hinabzog ins niederrheinische Land Durnomagus (Dormagen) nach Novaesium (Neuß), da erstand auch Sunnium (Zons) im Schatten des tractus militaris (Militärbezirk) von Dormagen. Wie die vorgenannten römischen Stützpunkte, war auch Zons einer der zahlreichen Eckpfeiler in dem gewaltigen Festungsringe, den Roms großer Feldherr Drusus an den Ufern des Rheines türmte, zur Sicherung der römischen Zwingherrschaft und vor allem zur Sicherung seiner rückwärtigen Verbindungen in dem bevorstehenden Kampfe mit den rechtsrheinischen germanischen Stämmen.
Wo sich heute vor unsern Augen Turm und Mauer recken, da erklang um jene Zeiten der siegesstolze Kommandoruf römischer Zenturionen. Ihres Grabes Urnen, darinnen sie ausruhen von ihres Lebens unruhvollen Zeiten, fand man jüngst vor den Toren unserer alten Stadt und fand also auch des alten Sunniums älteste Zeichen, Zeugen einer zweitausendjährigen wechselvollen Zeit.
Dann taucht das alte Sunnium aufs neue hinab in das Meer des Vergessens, erst vom 10. Jahrhundert ab mehrt sich der Annalen Kunde, bis dann Siegfried von Westerburg, der auf Kölns Erzstuhl lieber das Schwert denn den Krummstab führte, als Schutz- und Trutzwehr gegen die Grafen von Berg die Burg Sontium erbaute. Ihr sollte kein langes Leben beschieden sein: Im Bunde mit Kölns Bürgern zerstörten die Bergischen nach der berühmten Schlacht bei Worringen die verhaßte Zwingfeste von Grund aus. Zwei Jahre nachher erstand die Burg aus ihrer Asche. Jedoch erst hundert Jahre später sollte derjenige kommen, der das alte Sunnium auf den Schild der Ehren erhob: Friedrich von Saarwerden, in dem unsere alte Stadt ihren Bannerträger, Schirmherrn und Wohltäter verehrt.
In jenen Zeiten war der Übermut der Neußer allzuhoch gestiegen: kein Landesherr, so ließen sie sich von Erzbischof Konrad I. beurkunden, durfte innerhalb ihres Mauerrings eine Burg oder Feste erbauen. Hundert Jahre später verlegte der Erzstuhl die nördliche Zollstätte des Erzstifts mit kaiserlicher Genehmigung von Neuß nach Zons.
Seitdem verkündet am Zollturme der Stadt eine verwitterte Inschrift: 'Fridericus de Sarwerdena, archiepiscopus Coloniensis columen me fecit – Friedrich von Saarwerden, Erzbischof von Köln, schuf dies steinerne Bild.' – Ein Jahr nach der Zollverlegung erhob der Erzbischof die Zollstätte zur Stadt.
Am 9. April 1414 verstarb der große Bischof, tief betrauert vom ganzen Erzstift, dem er ein guter und starker Hirte gewesen war.
50 Jahre nach dem Hinscheiden Friedrichs von Saarwerden schloß auf der gewaltigen Bischofsburg von Schloß Friedestrom der Schwestersohn Friedrichs, Erzbischof Dietrich von Mörs, seine unruhigen Augen zum ewigen Frieden. Fortan ward Stadt und Burg von Zons zum Zankapfel zwischen Bischof und Domkapitel, welch letzterem der Erzstuhl stark verschuldet war. 1471 bemächtigte sich Erzbischof Ruprecht mit Waffengewalt und Überfall des dem Domkapitel verpfändeten Städtchens. Zwei Jahre später sagte sich der Landtag des Erzstifts auf Betreiben des Domkapitels von Ruprecht los, und es kam infolge der Parteinahme Karls des Kühnen für den ihm verwandten Erzbischof zum Burgundischen Kriege; der kühne Herzog scheiterte vor den Mauern des alten Novaesium. Zwischen Neuß und Köln gefährdete damals das unbezwungene Zons ständig die rückwärtigen Verbindungen des Burgunders und leistete so der Quirinusstadt wertvolle Waffenhilfe. Damals sah die alte Bischofsburg den glänzendsten Besuch ihrer Geschichte; Kaiser Friedrich III. verweilte 14 Tage auf Schloß Friedestrom, während vor den Mauern von Zons ein Heer von 40.000 Mann lagerte. – Im truchsessischen Kriege, gegen Ausgang des 16. Jahrhunderts, trotzte die alte Feste unter Führung des hochgemuten Chorbischofs Friedrich von Sachsen-Lauenburg allen Anschlägen des der alten Kirche abtrünnigen Erzbischofs Gebhards von Waldenburg, und es dürfte nicht zuviel behauptet sein, zu sagen, daß unser altes Zons es war, welches damals dem Erzbischof und der von ihm entfachten neuen Glaubenslehre das Rückgrat brach.
In den Stürmen des 30-jährigen Krieges erlebte das alte Zons zu Ausgang des schier endlosen und verheerenden Völkerringens das ruhmvollste Kapitel seiner kriegerischen Geschichte: Die Hessen zogen damals sengend und brennend durch das Erzstift. Am 27. Januar 1641 ergab sich ihnen die Stadt Neuß nach nur 3-tägiger Belagerung. Dann zog das gefürchtete und völlig verwilderte Hessenheer unter Führung des 'wilden' Rabenhaupt, des Schreckens des Erzstiftes, vor die alte Bischofsfeste. Ihre Aufforderung, sich zu ergeben, wies Zons mit Stolz zurück. Unsägliche Kriegsnot kam damals über das alte Sunnium; in zahllosen Stürmen lief der Hesse gegen es an. Zons trotzte unter Führung seines heldenmutigen Kommandanten, des Obersten Goldstein, allen Stürmen, und der wilde Hessengeneral mußte endlich unverrichteter Sache abziehen. Seitdem vermeldete eine Inschrift am alten Rathause der Stadt: "Rabenhaupt me oppugnavit, Goldstein me prepugnavit adjuvante populo Zontinensi – Rabenhaupt bestürmte mich, Goldstein beschirmte mich, das Volk von Zons half tapfer dazu."
Zwar vergaß in den Nöten der kommenden Jahrhunderte die Kriegsnot auch des wehrhaften Städtchens nicht und pochte noch öfters an seine Tore, jedoch waren die schlimmsten Stürme vorüber, und in geruhigerem Laufe verlief fortan des Städtchens Geschichte. Die stolze Feste verlor, eine natürliche Folge moderner Kriegskunst, völlig ihre Bedeutung und versank schier im Meer des Vergessens. Die schweren Brände, in denen die Stadt zu Beginn des 17. Jahrhunderts heimgesucht wurde [gemeint ist der Stadtbrand 1620], taten ein Besonderes dazu, indem die reichen Geschlechter der Stadt den Rücken kehrten und sich glücklicheren Zonen zuwandten. Arme Weber aus dem Bergischen traten an ihre Stelle, mit warmem Herzen zwar und mutigem Sinn – das bewiesen sie schon wenige Jahre später im Kampfe gegen den wilden Rabenhaupt; der Wohlstand war aber dahin, und Armut und Not klopften hinfort an die Tore der Stadt. Kein Wunder, daß man sich nachgrade in Zons selber nicht mehr auf die große Vergangenheit der Stadt besann und sich geduldig damit abfand, daß man der alten Stadt auch das Letzte nahm, was ihr geblieben, Wappen und Würde einer Stadt.
Um die Wende unseres Jahrhunderts klopfte dann die neue Zeit gebieterisch an die Tore unserer stillen Stadt. Immer enger ballten sich ringsherum die Menschenmassen zusammen, immer größer wurde ihre Sehnsucht, aus den Steinhöhlen der Großstädte hinauszustreben in Gottes freie Natur. Gar bald kam die Zeit, da unsere gute alte Stadt der beliebteste Ausflugsort für das große Industriegebiet wurde, das sich mit den Namen Düsseldorf, Köln und Bergisches Land umschreibt.
Nun aufs neue in die große Welt hineingestellt, erinnerte man sich in Zons auch wieder der früheren stolzen Vergangenheit, und alsbald setzten unter Führung des damaligen Bürgermeisters Klaus Kohl die Bestrebungen ein, die alten Rechte wiederzugewinnen und die ehrwürdige Bischofsfeste aufs neue zum Range einer Stadt zu erheben. Die Wiederverleihung von Wappen und Stadtrechten erfolgte am 11. Mai des Jahres 1904 und trägt das neu verliehene und nur unwesentlich geänderte alte Wappen der Stadt die persönliche Unterschrift des damaligen Kaisers Wilhelm II.
Wir stehen heute an der ersten großen Wegeswende jener bedeutungsvollen Tage; ein Vierteljahrhundert ist seitdem hinabgesunken in den tiefen Schoß der Zeiten. Die wiedererstehende Stadt trägt heute den Silberkranz einer kurzen jungen Zeit; er kann die Schönheit des Lorbeers, den sie seit 555 Jahren als Stadt des Kölner Erzstuhls, seit nahezu 1300 Jahren als Salhof des ersten Erzbischofs von Köln, seit nahezu zweitausend Jahren als Drususfestung im Kranz der Römersiedlungen am Rhein trägt, nur erhöhen und mit dem ehrwürdigen Schimmer des Alters überstrahlen.
Wiederum wie so oft in ihrer wechselvollen Geschichte, sieht die Stadt zahlreichen und hohen Besuch in ihren Mauern. Sie sind alle gekommen, alt und jung, hoch und niedrig, sich mit uns zu vereinen in der Liebe zu unserer alten Stadt, an der wir alle hängen mit ganzer Seele, mit der Seele dessen, der seine Heímat ehrt, schätzt und liebt. Wir danken vor allem dem hohen Vertreter des Kölner Erzstuhles, mit dem uns so enge und innige Bande seit nunmehr dreizehnhundert Jahren verknüpfen. Wir danken an dieser Stelle dem allverehrten Oberhirten unserer großen Erzdiözese, daß er vor wenigen Jahren bei der Neueinteilung der Dekanate, eingedenk der Geschichte unserer Stadt, dem neuen Dekanate den Namen unserer Bischofsfeste gab. Wiederum erfuhr das alte Sunnium die Huld und Gunst des Kölner Erzstuhls; es wird sie sicherlich wie ehedem mit unwandelbarer Treue lohnen. Wir danken aufrichtig den hohen Vertretern der Staatsregierung. Seit mehr denn hundert Jahren ist unsere Stadt mit den Geschicken Preußens verknüpft, sie trug mit dem Vaterlande Leid und Freud, sie sah den glanzvollen Aufstieg des Reiches wie das bittere Ende zu Ausgang des großen Krieges. Nimmer wurde sie wankend in ihrer Treue zum leidgequälten Vaterlande; was sie den Kölner Erzbischöfen in einem halben Jahrtausend gehalten, das hielt sie in der gleichen Liebe und unwandelbaren Treue dem größeren Vaterlande.
Ich fühle mich eins mit allen, die unsere alte Stadt lieb haben, wenn ich dieses Treugelöbnis hier vor aller Welt und insbesondere vor den Vertretern der Staatsregierung ablege. Wir danken an dieser Stelle der Staatsregierung, daß diese über den Nöten des großen gemeinsamen Vaterlandes im vergangenen Jahrhundert auch unserer alten Stadt nicht vergaß und mehr als einmal sichtbar Zeugnis dafür gab. Wir fügen dem nur die große Bitte an, in den besonderen Nöten der trüben Gegenwart unser nicht ganz zu vergessen, uns zu helfen, die Heimat zu erhalten als Kleinod und Stätte der Erholung und Freude für die ungezählten Tausende, die in ihrem Bannkreis des Lebens Schwere tragen, und in den wenigen Stunden der Muße sehnsüchtig nach blauem Himmel und einem stillen ruhigen Plätzchen in der Unrast unserer Tage und dem ewig ruhelosen Räderwerk des gewaltigen Industriegebietes der Erde ausschauen. Allein kann unsere alte Stadt, die seit den großen Bränden des Jahres 1620 mit Glücksgütern nimmer gesegnet war, den Wiederaufbau und die Erhaltung ihres Burgberinges wie ihres Festungsgürtels nicht tragen; wir nehmen aber zuversichtlich die Hoffnung vorweg, daß Kreis, Provinz und Staat, wie vordem, unsere Bestrebungen auf Erhaltung der Heimat warm und tatkräftig unterstützen, damit noch in den fernsten Zeiten das alte Sunnium stehe als sichtbares Denkmal der Heimatliebe unseres Geschlechtes.
Nicht besser glaube ich meine Ausführungen beschließen zu können als mit der Mahnung des Dichters: "Seid einig, einig, einig!" Einig in der Liebe zum Vaterlande, zur engeren Heimat, einig in einer Treue, für die Hindenburgs schöner Wahlspruch Sinn und Symbol ist: "Die Treue ist das Mark der Ehre!" Dann wird noch in den fernsten Zeiten auch für unsere alte Stadt und ihre heimatbewußte Bürgerschaft sich die Wahrheit des schönen Dichterwortes erfüllen, das drüben am Deutschen Eck in Koblenz geschrieben steht:
"Nimmer wird das Reich – und ich füge hinzu – eure Heimat – zerstört, wenn ihr einig seid und treu."

Die Rede von Zanders, die man über eine Lautsprecheranlage verbreitete, wurde begeistert aufgenommen. Es folgten kurze Ansprachen der Vertreter des Erzbischofs, des Ober- bzw. Regierungspräsidenten, des Landeshauptmanns und des Landrats. Insbesondere die Rede des Landrats fand wegen der Perspektiven, die sie für Zons aufzeigte, besonderen Beifall. Am Schluss stimmte die Menge in das Hoch auf das Vaterland ein. Während das Deutschlandlied gesungen wurde, ließ man Hunderte Luftballons in die Luft steigen.

Abendveranstaltungen

Um 20 Uhr war Beginn der Festbälle in allen Zonser Sälen, und um 21:30 Uhr sollte ein Feuerwerk mit Beschießung und Beleuchtung der Befestigung starten: Es sollte die Beschießung der Stadt Zons darstellen, beginnend mit Feuerwerksdarbietungen auf der Festwiese mit Lichtersonnen, Wirbelfeuerbatterien, die Trommelfeuer imitieren, und römischen Lichtern, die bunte Leuchtkugeln durcheinander werfen. Nach einer kurzen Pause sollte dann die Zahl "555" als Erinnerung an die Stadterhebung 1373 erleuchten. Als Finale des Feuerspiels sollte dann als Folge der fiktiven Beschießung ein Stadtbrand simuliert werden. – Das Feuerwerk musste jedoch abgesagt werden, da unmittelbar nach den Festansprachen ein schweres Unwetter mit Regen aufzog, und so endete das Stadtfest weniger feierlich als geplant.

Erinnerungen des Schriftstellers Dr. Albert Paß[4]

Kurz nach dem Stadtfest erschien ein Artikel des Kölner Schriftstellers Dr. Albert Paß, der dem Ehrenausschuss angehörte und die besondere Ehre hatte, beim Stadtfest als Erzbischof Friedrich III. von Saarwerden aufzutreten. Dem Artikel sind ein paar interessante Details zu den "Strippenziehern" hinter dem Fest und zur Geschäftstüchtigkeit der Zonser Wirte zu entnehmen:

"Als ich noch Erzbischof Friedrich III. von Saarwerden...
Daß man auch in unsrer demokratischen und republikanischen Zeit, wenn auch nur für die Dauer eines zweitägigen Stadtfestes, Landesherr werden kann, das habe ich, so sonderbar es klingen mag, am eignen Leibe erfahren. Als mir vor etwa drei Wochen unser rheinischer Dichter und Schriftsteller Richard Wenz mitteilte, der K. K. K. habe in seinem hohen Rate beschlossen, mir für die am 20. und 21. Juli 1929 stattfindenden 555. Jahrfeier und Silberjubiläum der Stadt Zons die Rolle des Erzbischofs Friedrich von Saarwerden zu übertragen, da habe ich mich erst einen Augenblick an der Lehne meines Schreibtischsessels festgehalten und laut gelacht. Aber Richard Wenz eröffnete mir, es handle sich um keinen Scherz, und zudem sei ich auch bereits als Mitglied des Ehrenausschusses benannt. Im übrigen hänge von der Durchführung meiner Rolle sozusagen das ganze Gelingen bzw. Nichtgelingen des Stadtfestes ab. Ich fühlte mich also kollossal gebauchpinselt und unterließ jeden nutzlosen Einwand, zudem im übrigen bereits der Kölner Landschaftsmaler und Graphiker Theo Blum unangemeldet, wie stets, zur Tür hereinkam, mit riesigen Zeichenrollen bewaffnet, und mich restlos breitschlug. Theo Blum, der bereits im dritten Jahrzehnt in Zons alljährlich Quartier nimmt, teilte sich mit dem Zonser Lehrer Heinz Riffel in die Vaterschaft des Stadtfestgedankens, und beide hatten in wochenlanger Vorarbeit und selbstlosem Idealismus etwas geplant, das, wenn es gelang, sich sehen lassen durfte. In der Hand von Theo Blum lag die künstlerische Durchführung des ganzen Festprogramms und des Festzuges, während die Aufstellung der einzelnen Gruppen sowie die Skizzierung der ihnen zugrunde liegenden geschichtlichen Tatsachen Heinz Riffel besorgt hatte. Dazu hatte der junge Kölner Dichter Michel Becker ein Weihespiel 'Schwur am Strom' geschrieben.
Selbstverständlich war ich einige Male in der Woche vor dem Fest in das alte, liebliche Zons gefahren, sei es auf dem angenehmern Wege zu Schiff, mit den Dampfern der Köln-Düsseldorfer, sei es auf dem schnellern mit den Autobussen der Kölner Kraftwagen-Verkehrsgesellschaft, die den müden Reisenden zum mindesten gründlich wachrütteln. Da ich inkognito war und niemand in mir den für zwei Tage wiedererstandenen Landesherr vermutete, so hatte ich reichlich Gelegenheit, auch hinter die Kulissen zu blicken, um später von den erworbenen Kenntnissen Gebrauch machen zu können.
Während der beiden Festtage selbst war das verschlafene Zons gründlich aufgeweckt worden. Vielleicht zu gründlich, denn eine Anzahl von Wirten glaubten auf einmal, ihr Schäfchen ins Trockene bringen zu müssen und sich daher berechtigt, ihre Preise denjenigen erster Luxushotels gleichzustellen. Daß man auf solche Weise keinen Fremdenverkehr anzieht, geschweige denn hebt, ist selbstverständlich, und es wäre bedauerlich, wenn es nicht gelingen sollte, hier für Änderung zu sorgen. Bedauerlich aus dem Grunde, weil das mittelalterliche Städtchen Zons so recht angetan ist, den Großstädter dort einige Stunden des Ausruhens von der Hast der heutigen Zeit verbringen zu lassen. Will doch der Kreis im Einvernehmen mit der preußischen Regierung besondere Mittel zur Verfügung stellen, nicht nur, um den Charakter der Stadt zu wahren, sondern darüber hinaus zum Ausbau und zur Wiederherstellung der alten Stadtmauer und -Gräben.
Blum, Riffel und Becker, dieses Triumvirat, hatten nicht nur in Zons mobil gemacht, was mobil zu machen war, sondern darüber hinaus aus Köln, Düsseldorf und Bonn an Künstlern herbeigerufen, was notwendig war, um das Fest durchführen zu können. Samstags fand auf der Wiese vor dem Rheintor der Aufmarsch der Turner statt, den Zigeunerinnenreigen, getanzt von Zonser Mädels, ablöste und auf den zum Schluß ein Fackelreigen folgte. Dann konnte im magischen Scheine der Pechfackeln unmittelbar am Ufer des Rheins vor einer großen, auf dem Damm lagernden Zuschauermenge das Weihespiel von Michel Becker seine vorzüglich gelungene Aufführung erleben. Man muß diesem Spiel um so mehr Anerkennung zollen, als sämtliche Gruppen von Zonser Bürgern dargestellt wurden, und nur die einzelnen Sprecher jeder Gruppe sowie der Herold und der Darsteller des Wanderers von jungen Kölner Künstlern übernommen worden war. Wer einmal einer Probe an den Vortagen beigewohnt hatte, der weiß, wieviel Mühe das Gelingen dieses Spiel verursacht hat, aber auch, wieviel urwüchsiger, bodenständiger Humor in Zwischenrufen dabei zum Durchbruch kam.
Den Höhepunkt des Stadtfestes bildete der am Sonntagnachmittag, allerdings wegen des einsetzenden Gewitterregens mit 1 1/2-stündiger Verspätung abgehaltene historische Festzug, dessen acht Gruppen Bilder aus der Geschichte von Zons zeigten, von der Römerzeit bis zum Dreißigjährigen Krieg. Theo Blum hatte dafür gesorgt, daß ein farbenfrohes und prächtiges Bild zustande kam, und die Kölner Firma Peter v. Bongardt, die sämtliche Kostüme und Ausrüstungsgegenstände gestellt hatte, erleichterte ihm die Durchführung seines Planes. Mitte und Mittelpunkt des Zuges bildete die Gruppe, die die Erhebung des Dorfes zur Stadt am 20. Dezember 1373 durch Erzbischof Friedrich III. von Saarwerden darstellte. Der damalige Kölner Erzbischof und Erzkanzler hatte den Rheinzoll von Neuß nach Zons verlegt, und die etwa 100 Jahre vorher nach der Schlacht bei Worringen zerstörte Burg durch eine neue, das Schloß Fredestroym, ersetzt und die neue Zollstadt, der gleichzeitig Marktrecht verliehen wurde, mit einer starken Festungsmauer umgeben.
Als Darsteller des Erzbischofs lag mir ob, hoch vom Roß herab vor der vor dem Rathaus versammelten Zahl der Ehrengäste die Stadternennungsurkunde zu verlesen. Als mir der augenblickliche stellvertretende Bürgermeister vorab den Ehrentrunk reichte, blinzelte mir der unter den Ehrengästen als Vertreter des Oberbürgermeisters Dr. h.c. Adenauer anwesende Kölner Kunstdezernent Dr. h.c. Meerfeld listig zu, und mir war, als wollte er mich an das eben zustande gekommene Konkordat erinnern. Wir beide aber setzten pflichtgemäß unsre Amtsmienen auf, und ich machte einige Minuten in Geschichte.
Bei der anschließenden Schlußfeier auf der Festwiese wurde etwas reichlich viel geredet, so daß der stellvertretende Bürgermeister nicht einmal dazu kam, den drei Hauptpersonen der Veranstaltung zu danken. Dies am Abend im kleinen Kreise nachzuholen, war meine letzte Amtshandlung, die ich als bereits wieder im bürgerlichen Gewand zurückgekehrter Landesherr vorgenommen habe. Sicher aber ist, daß ich an diese beiden Tage meiner Herrschaft recht gerne zurückdenke und, wie alle Teilnehmer des Festes, auch noch recht oft nach Zons zurückkehren werde, dem ich wünsche, daß es von dem damals 1373 von Friedrich III. von Saarwerden verliehenen Recht, sich einen geeigneten Bürgermeister zu wählen, nach den in diesem Herbst stattfindenden Wahlen einen guten Gebrauch machen wird."

Kritik durch Hauptlehrer Peter Breuer

Peter Breuer schreibt zum Stadtfest in der Schulchronik[5], die Beteiligung der Bevölkerung sei nur zufriedenstellend gewesen und im Allgemeinen sei eine freudige Arbeit nicht aufgekommen. Einige Kölner hätten sich darüber mokiert, dass sie nicht ganz besonders bedacht worden seien:

"Wie allerorts Fehler gemacht werden, so soll es auch hier zugegeben werden, aber daß Außenstehende nun glauben, durch ihre gütige Mitwirkung sei es erst etwas geworden, grenzt an Größenwahn. Ich habe persönlich die feste Überzeugung, mit weniger fremden Geiste wäre das Ortsfest schöner und natürlicher geworden."

Belege

  1. Broschüre "Zonser Stadtfest 1373 - 1929", Neuss 1929.
  2. Artikel "Festliche Tage in Zons", in: NGZ vom 22. Juli 1929.
  3. Artikel "Festliche Tage in Zons", in: NGZ vom 22. Juli 1929.
  4. PfAZ, Nr. 162 (Zeitungsartikel "Zonser Stadtfest" von Albert Paß, leider ohne nähere Angaben).
  5. AiRKN, DO 08, Schulchroniken Dormagen, Nr. 16, p. 94.