Pfarrkirche St. Martinus (alte)

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Die alte Pfarrkirche St. Martinus. Lithografie aus dem Jahr 1857.

Die alte katholische Pfarrkirche St. Martinus, ein dreischiffiger spätgotischer Bau, ist unter Erzbischof Friedrich von Saarwerden als Kapelle unter der Mutterkirche in Bürgel erbaut worden, wurde 1593 Pfarrkirche und ist 1876 für den heutigen neugotischen Neubau abgebrochen worden. Teile der alten Pfarrkirche wurden in die heutige Pfarrkirche überführt.

Bau unter Erzbischof Friedrich von Saarwerden

Die spätgotische, dem heiligen Martinus geweihte Kapelle und spätere Kirche wurde unter Erzbischof Friedrich von Saarwerden errichtet. Der in die heutige Pfarrkirche überführte Schlussstein zeigt dementsprechend das Saarwerden'sche Wappen mit dem Doppeladler (s.u.). Die "Annales Novesienses" aus dem 16. Jahrhundert, veröffentlicht 1729, erwähnen den Bau unter dem Erzbischof im Zusammenhang mit seinem Tod im Jahr 1414:

"Fridericus archiepiscopus Coloniensis castrum Zonss munivit, & oppidum muro cinxit, condidit ibidem ecclesiam quam monasterio Braweiler incorporavit."[1]

Eine wenige Jahre später (1736) erschienene Monografie gibt diesen Passus unverändert wieder.[2] Auf diese Publikation bezieht sich u.a. auch Michael Moerckens 1745, allerdings nennt er erstmals konkret das Erbauungsjahr 1408:

"Fridericus Sontinum ad Rhenum Oppidum restauratum Pastorali exornavit Ecclesia, quam Bravvilerensi Monasterio curandam commisit praeter Monument. Bravvilerens. Catalog. M. S. & ex iis Cratepol."[3]

Seine neue Quelle "Bravvilerens. Catalog M. S." lässt sich leider nicht mehr genauer überprüfen, weshalb die Angabe zum Erbauungsjahr mit Vorsicht zu genießen ist. Trotzdem nennen jüngere Abhandlungen das Jahr 1408 als Erbauungsjahr bzw. Weihejahr der Pfarrkirche.[4]

Grundriss alte Pfarrkirche mit umliegender Bebauung 1872 und Grundriss heutige Pfarrkirche. Grundrissplans von Kataster-Kontolleur Burggraf in Dormagen 1872 (LAV_NRW_R, Regierung Düsseldorf 27752, Blatt 57).

Architektur

Die Kirche war ein fünfachsiger und dreischiffiger spätgotischer Bau mit einem kleinen eingezogenen Westturm (wohl dreigeschossig), einem niedrigen Dachreiter (Glockenstuhl) und einem kurzen Querschiff.[5] Sie war inklusive Turmspitze ca. 37 m hoch. Davon entfielen 16 m auf das Mauerwerk, 17 m auf das Schieferdach bis zum First und 4 m auf den darüber hinausragenden Turm inklusive Spitze.[6] Ihre maximale Länge betrug ca. 22 m und die maximale Breite ca. 20 m. Deutlich zeichnet sich im Grundriss ein an den nördlichen Querarm angebauter rechteckiger Raum (Sakristei) ab.[7]

Die Chöre des Querhauses (Sebastianus- und Muttergottes-Chor) waren durch Lettner abgetrennt. 1745 schreibt Küster Johannes Peter Schwieren, in diesem Jahr habe der Kirchmeister Heribert Endenich, der gleichzeitig auch Brudermeister der St. Sebastianus-Schützenbruderschaft war, in Absprache mit Pfarrer Beda Groten den Sebastianus-Lettner oder -chor zu seinem Kirchmeister-Stuhl umbauen lassen. Nach über 100 Jahren Nutzung konnten die Chorsänger somit nur noch den Muttergottes-Chor benutzen, der allein nicht genügend Platz bot. Der Nachfolger von Beda Groten, Damian Cremer, ließ daher 1754 den Sebastianus-Chor gegen den Willen von Heribert Endenich wieder in den ursprünglichen Zustand zurückversetzen.[8]

Es ist nur eine einzige Abbildung der Kirche bekannt bzw. überliefert: eine Lithografie aus dem Jahr 1857[9], die heute leider im Original verschollen ist.[10] Die Abbildung zeigt die Südseite der Kirche mit dem Pfarrhaus daneben. Wie Pfarrer Adam Otten 1907 in der Pfarrchronik schreibt, konnte er noch eine fotografische Aufnahme der alten Kirche auftreiben, die er in der Sakristei der neuen Kirche aufhängte.[11] Leider ist dieses Foto heute verschollen.[12]

Ausrichtung der Kirche

Eine Untersuchung von Christian Wiltsch hat sich mit der Orientierung der Kirche nach dem Sonnenauf- bzw. Sonnenuntergang ("Heliometrie") befasst.[13] So komme für die Kirche nur eine Analyse für Sonnenuntergänge in Frage: Die Kirchenachse ist um 17,5° nach Süden aus der West-Achse gedreht. Da die Stadt bereits bei der Errichtung der Kirche eine Stadtmauer hatte, die etwa 70 m vor der Kirche verläuft, ist ein um etwa 3,5° erhöhter Horizont anzunehmen. Unter diesen Bedingungen geht die Sonne heute am 1. März axial zur Kirche unter. Im Jahr der Stadtgründung (1373) wurde an diesem Tag der 21. Februar (Julianischer Kalender) gezählt, der Vorabend des Festes Kathedra Petri oder Petri Stuhlfeier. Für diesen Festtag war im Stadterhebungs-Privileg, wie in anderen Städten, der jährliche Wahltag für den Bürgermeister durch den Stadtherrn, den Erzbischof von Köln, festgesetzt gewesen. Das Fest Kathedra Petri wurde allgemein üblich mit dem Sonnenuntergang am Vorabend eingeleitet. Die Ausrichtung zum Sonnenuntergang an diesem wichtigsten Tag der Manifestierung der bürgerlich-städtischen Freiheit der Stadt unterstreicht die Zielsetzung der Stadtgründung. Wie die Kirche, ist auch der gesamte Stadtplan, wenn auch nicht streng und exakt, so doch im Großen und Ganzen in diese Richtung orientiert.

Ausstattung

Schlussstein

Der Schlussstein mit dem Saarwerden'schen Wappen.

Im oberen Bereich der Chorwand befand sich ein Stein mit dem Saarwerdenschen Wappen (Doppeladler). Der Stein erinnerte an Erzbischof Friedrich von Saarwerden, in dessen Regierungszeit die Kirche errichtet worden ist. Dieser Stein wurde in den Bau der heutigen Pfarrkirche als Schlussstein im Mittelgewölbe integriert. Ursprünglich zeigte er einen weißen Doppeladler auf schwarzem Feld. Im 20. Jahrhundert wurde der Stein mehrfach farblich verändert.

Altäre und Altarbilder

Ursprüngliches Altarbild des St. Sebastianus-Altars: Es zeigt das Martyrium des Sebastianus, angebunden an einen Baum, von numidischen Bogenschützen beschossen.
Ursprüngliches Altarbild "Heilige Familie".
Seitenaltar von Carl Kamberger in der heutigen Pfarrkirche (linker Seitenaltar). Er ist Rochus, dem Pestpatron, geweiht, der figürlich mit dem charakteristischen Hund (mit Brot im Maul) dargestellt ist.
Seitenaltar von Carl Kamberger in der heutigen Pfarrkirche (rechter Seitenaltar): Dieser ist der heiligen Walburga geweiht. Die heilige Walburga hielt neben dem noch vorhandenen Äbtissinnenstab in der linken als Attribut ein kleines Ölfläschchen in der rechten Hand (nicht mehr vorhanden).

Bereits im 15. Jahrhundert sind Nebenaltäre zu Ehren des heiligen Antonius (1471) und der heiligen Maria (Unserer lieben Frau (ULF)-Altar, 1483) belegt.[14] Noch Anfang der 1820er Jahre befanden sich inklusive Hauptaltar drei Altäre in der Kirche. Der Erhaltungszustand der beiden Seitenaltäre war zu diesem Zeitpunkt so schlecht, dass sich der Kirchenvorstand für einen Abbruch derselben und die Anschaffung zweier neuer Seitenaltäre entschied: Die beiden bisherigen Altäre bestanden in einem steinernen Tisch, zwei hölzernen Säulen und einem darauf befindlichen Gesims. Mittig war an beiden Altären ein Ölgemälde angebracht: das eine St. Sebastianus, das andere die heilige Familie darstellend. Mit dem Abbruch der Altäre wurden die Ölgemälde renoviert und in der Kirche aufgehängt.[15] Beide Gemälde sind erhalten geblieben und befinden sich heute in der Pfarrkirche.

Das Altarbild des St. Sebastianus-Altars zeigt das Martyrium des Sebastianus, angebunden an einen Baum, von numidischen Bogenschützen beschossen. Es wurde laut einer Aufschrift 1707 von einem Maler namens de Veer gefertigt ("DE VEER PICTOR ME FECIT"). Der Altar war der Bruderschaftsaltar der örtlichen St. Sebastianus-Schützenbruderschaft, die mindestens seit der Mitte des 15. Jahrhunderts bis um 1800 existierte. 1751 hatte die Bruderschaft den sicher bereits zu diesem Zeitpunkt sehr alten Altar aus eigenen Mitteln renovieren und anstreichen lassen.[16]

1821 schloss der Kirchenvorstand mit dem Vergolder Carl Kamberger aus Düsseldorf einen Kontrakt zur Lieferung von zwei neuen Seitenaltären und zwei Chorstühlen ab. Das Vorhaben zog sich über einige Jahre hin, denn einige Zeit nach der Auftragsvergabe schrieb Kamberger an den Kirchenvorstand, der Preis sei zu niedrig angesetzt, und er könne zu diesem Preis nicht liefern, ohne sich zu ruinieren. Hierauf entwickelte sich ein reger Schriftverkehr (weit über 100 Schreiben), es gab Verhandlungen und Verfügungen zwischen Kirchenvorstand, der geistlichen Behörde, dem Landrat Neuss und der Regierung in Düsseldorf, woraufhin schließlich auf Veranlassung der Regierung ein Vergleich zustande kam: Demnach hatte der Kirchenvorstand an Kamberger an festgesetzten Terminen insgesamt 5.000 Taler Preußisch Courant zu zahlen. Erzbischof Ferdinand August genehmigte diesen Vergleich im Februar 1830. Da die Kirchenkasse diesen Betrag nicht hergab, musste man Hypotheken auf Kirchengrundstücke aufnehmen.[17] 10 Jahre nach der Auftragsvergabe, 1831, war die Angelegenheit damit erledigt.

Ein Seitenaltar war der heiligen Walburga geweiht, einer dem heiligen Rochus. Die Figur der heiligen Walburga hielt ursprünglich als Attribut ein Ölfläschchen in der rechten Hand (heute nicht mehr vorhanden), in der Linken den Äbtissinnenstab mit Krümme. Der Pestpatron Rochus ist mit Pilgerstab und Brot bringendem Hund dargestellt.

Im Zuge der Neuanschaffung der Seitenaltäre ließ der Kirchenvorstand auch den erst 1813 in Neuss angeschafften Hochaltar durch den genannten Kamberger renovieren.[18] Dieser bestand in seinem oberen Teil aus vier Säulen und Kapitellen. In der Mitte befand sich eine lebensgroße hölzerne Statue der unbefleckten Jungfrau Maria mit Sternenkranz um das Haupt, auf der Weltkugel stehend, um welche sich eine Schlange wand.[19] Mit den Seitenaltären wurde 1878 auch der Hauptaltar in die neue Pfarrkirche überführt.

Heiligenfiguren

Mehrere Heiligenfiguren aus Holz, die sich heute in der neuen Pfarrkirche befinden, stammen noch aus der Vorgängerkirche: so die Statuen der heiligen Jungfrau Maria, des heiligen Joseph, der heiligen Barbara, der heiligen Walburga (Seitenaltar), des heiligen Martinus, des heiligen Hubertus und des heiligen Rochus (Seitenaltar). Die Statue der heiligen Barbara stammt wahrscheinlich aus der örtlichen Franziskanerkirche, die 1805 abgebrochen wurde.

Orgel

Über die Kirchenorgeln der Pfarrkirche vor dem 19. Jahrhundert ist wenig bekannt. 1784 ist die bereits vorhandene Orgel durch den Orgelbauer Max Schauten aus Jüchen renoviert worden[20], und 1793 wurde sie ausgeputzt und neu gestimmt.[21] Sie war 1802 in einem ziemlich schlechten Zustand, wie der geringe Schätzwert von 180 Franken belegt.[22] 1824 wurden die Orgel-Pfeifen mit einem Kostenaufwand von 20 Talern neu gestimmt.[23] Anfang der 1830er Jahre war die Orgel völlig unbrauchbar, weshalb der Kirchenvorstand am 13. Juli 1831 beim Generalvikariat um die Genehmigung zur Reparatur der Orgel nachsuchte. Für die Arbeiten, die aus den Überschüssen des Grasverkaufs gezahlt werden sollten, waren die Gebrüder Schauten aus Jüchen vorgesehen. Doch da sich der Zustand der Orgel in den nächsten Jahren verschlechterte, so dass eine Reparatur unverhältnismäßig teuer geworden wäre, beschloss der Kirchenvorstand die Anschaffung einer neuen Orgel, die auch in der geplanten neuen Kirche aufgestellt werden konnte. Hierzu nahm das Gremium Kontakt zur Orgelbaufirma Gebrüder Müller in Reifferscheid auf. In einem Schreiben vom 20. Juli 1846 erläuterte Pfarrer Carl Joseph Neesen Einzelheiten zur geplanten Orgel: Dieselbe solle kleiner, aber erweiterbar ausgeführt werden, damit sie auch zur geplanten neuen, größeren Kirche passen könne. So solle nur das Manual ausgeführt werden, aber mit Vorrichtungen für Positiv und Pedal; jene sollten später zwischen Manual und Regierwerk zwischengeschoben (Positiv) bzw. angefügt (Pedal) werden. Der durch den Bildhauer C. Stephan in Köln anzufertigende Orgelkasten sollte entsprechend eingerichtet werden. In seinem Gesuch vom Februar 1847 an das Generalvikariat um Genehmigung zur Auftragserteilung an den Bildhauer Stephan argumentierte das Gremium gegen die Bedenken des Generalvikariats, die geplante Kirche werde im selben Stil wie die alte Kirche erbaut. Zudem habe der Bildhauer Stephan versichert, dass das Gehäuse ganz dem Baustil der in ansehbarer Zeit neu erbauten Kirche entspreche.[24]

Am 23. Juni 1846 schloss der Kirchenvorstand mit den Gebrüdern Müller einen Liefervertrag, wonach die Orgel bis zum 1. September 1847 fertigzustellen sei. Die alte Kirchenorgel wurde nach Anzeigen in der "Düsseldorfer Zeitung" und dem "Neußer Intelligenzblatt" 1847 verkauft. Der Käufer ist nicht überliefert. Am 23. Oktober 1847 konnte Pfarrer Neesen dem Landrat über die Fertigstellung der Orgel berichten:

"Die Orgel ist nunmehr fertig geworden, aufgestellt und sowohl durch Gediegenheit der Arbeit, als die Schönheit des Tones zur vollsten Zufriedenheit sowohl der Experten als aller Kenner, welche sie gesehen, ausgefallen und läßt nichts zu wünschen übrig, wie aus den abschriftlich beigefügten Gutachten der Experten Euer Hochwohlgeboren ersehen mögen."[25]

Die Orgel hatte nach einer späteren Rekonstruktion[26] die folgende Disposition:

Manual (C-f3)
Schleifenteilung h0/c1
1. Principal 8'
2. Cornett 3fach D
3. Bordun 16' (B/D ?)
4. Gemshorn 8'
5. Hohlflöte 8'
6. Gamba 8' (B/D ?)
7. Octave 4'
8. Quinte 3'
9. Octave 2'
10. Mixtur 4fach 2'
11. Trompete 8' B/D
Pedal (C-c1) angehängt

Da sich der geplante Kirchenneubau immer weiter verzögerte, beschloss der Kirchenvorstand Ende der 1850er Jahre, das Orgelpositiv noch in der alten Kirche einbauen zu lassen. Am 15. Januar 1859 wurde ein entsprechender Auftrag an den Kölner Orgelbauer Franz Wilhelm Sonreck per Vertrag vergeben: Sonreck sollte das Positiv nach der eingereichten Disposition und dem Kostenvoranschlag für 460 Taler fertigen und die vorhandene Orgel für 40 Taler ausheben, reinigen und wieder einstimmen. Er übernahm eine fünfjährige Garantie ab Fertigstellung und erhielt den Auftrag, die Orgel einmal jährlich für 8 Taler zu stimmen. Es war folgende Disposition vereinbart:

1. Praestant 4'
2. Liebl. Gedact 8'
3. Quintatön 8'
4. Flauto traverso 8'
5. freier Zug
Für Nr. 5 war "Fagot Bass 8 Fß. & Oboe Disc. 8 Fß." vorgesehen.

Daneben wurde noch Folgendes vereinbart: eine Windlade aus Eichenholz mit freien Ventilen und aufliegenden Spunden, die Traktur, Anlage der Registerzüge, Veränderungen am Orgelkasten und dessen Wiederverschluss, Intonation und Stimmung der vorhandenen Pfeifen, Transport bis zur Bahnstation Horrem sowie Kost und Logis.

Die Arbeiten haben bereits vor Vertragsschluss im November 1858 begonnen, denn bereits am 20. November 1858 wurden die Orgelteile angeliefert, und am 22. November begannen die Aufbauarbeiten.[27]

Die vollendete Orgel war ein romantisches Instrument mit verstärkter Grundtönigkeit, das Hauptwerk folgte dem barocken Dispositionsschema mit durchgehendem Prinzipalchor und Klangkrone. Die Positive waren bei einer geringeren Stimmenzahl von Farbigkeit in der Äquallage (8'-Lage) geprägt, was einen weniger dominanten Obertonbereich ergab.[28]

Die Gesamtdisposition der Orgel von 1847/58 war somit folgende:

Hauptwerk (C-f3)
1. Principal 8'
2. Cornett 3fach D
3. Bordun 16'
4. Gemshorn 8'
5. Hohlflöte 8'
6. Gamba 8'
7. Octave 4'
8. Quinte 3'
9. Octave 2'
10. Mixtur 3fach 2'
11. Trompete 8' B/D
Unterwerk (C-f3)
12. Gedeckt 8'
13. Quintadena 8'
14. Flauto 4'
15. Fernflöte 4'
16. Clarinette 8' B/D
Pedal (C-c1) angehängt
Koppeln II/I, I/P, II/P

Die Orgel wurde 1875 vor dem Abbruch der Kirche durch Hermann Josef Köpp aus Grevenbroich für 54,- Reichsmark abgebaut und 1878 wieder durch die Gebrüder Müller aus Reifferscheid für 540,- Reichsmark in die neue Kirche eingebaut.[29]

Glocken

1743 befanden sich in der Pfarrkirche drei große Kirchenglocken. Diese sind am 12. Februar des Jahres renoviert und wieder an den Achsen befestigt worden. Küster Johannes Peter Schwieren berichtet in seiner Chronik in diesem Zusammenhang interessante Details zu den einzelnen Glocken.[30]

Die größte Glocke (d) trug die Aufschrift:

"S. † Maria Magdalena heisch ich, Gott lobe ich, die Lebendige ruffe ich, die Dotten beweyne ich anno 1630 – das Ungewetter zerbreche ich, Joannes Helling gauß mich, die Bürger in Zonß zahlten mich".[31]

Die Glocke ist am 23. November 1764 während eines Totenläutens zersprungen. Anfang Dezember ist das beschädigte Stück der Glocke mit einem Feuerhammer herausgeschlagen worden. Es wog 71 Pfund (etwas mehr als 33 kg).[32] Der Klöppel ist 1640/41 gemacht worden.[33]

1843 wurde an ihrer Stelle eine neue Glocke in den Turm gehängt. Diese Glocke trug die Aufschrift:

"In honorem B.M.V. fusa sum ad usum ecclesiae S. Martini Sontini. P.T. pastore C.J. Neesen, vicarius J. Massen, S.M. Schloßmacher consiliarii eccl. F. Aldenhoven, G. Schmitz, H. Stommel, J. Bongartz, H. Richrath. Anno 1843. Gaulard Père et fils fondeurs a Liège".[34]

Im Ersten Weltkrieg, 1917, wurde die Glocke für Kriegszwecke beschlagnahmt und eingeschmolzen.[35]

Die mittelgroße Glocke (f), die über der Treppe hing ("Trappe-Klock"), zeigte auf der Vorderseite das Bild des heiligen Martinus, auf der Rückseite das Bild der Muttergottes. Die Aufschrift lautete:

"S. Martini Glock bin ich genant, zu Zonß getaufft wider Fewr und Brant, Ungewitter, Donner und Hagelschlag durch Gottes Gnatt abwenden mag, renovata super domino pastore Nicolao Engelskirchen, domino Woltero Weber, consule, domino Mathia Stam aedili et scabino, sumptibus dominorum batronorum et civitatis anno 1710 – reverendissimus dominus Petrus Bequerer, locum tenens, reverendissimus dominus Matthias Francken, Abbas Brauweilerensis, reverendus dominus Petrus Rutgerus Schoß, vicarius Beatae Mariae Virginis, illustrissimus dominus Berdramus Carolus Sancti Romani Imperii Comes de Nesselrath et Reichenstein, dominus zum Stein, Ehrenstein, Herten, Bürgell, perillustris dominus Jodocus Emundus Baro de Reuschenberg, dominus in Setternich, perillustris dominus Rudolphus de Geyr, generalis receptor Coloniensis et dominus in Müddersheim, dominus Petrus Brewer, praedor in Deutz et illustrissimi Capituli Metropolitani cellerarius, dominus Georg Matthias Nolden, praetor, Jacobus Esken, Laurentius Schmitz, Georg Conen, Reinerus Olligschläger, scabini, Petrus Esken, Joannes Schimmelpfenning, Henricus Cratz, Joannes Baum, senatores. – Johan Peter Edel, Straßburg, Curpfelsicher Stückgiesser, goß mich 1710".

Diese Glocke wurde am 15. Juni 1710 durch den Guardian des örtlichen Franziskanerklosters Pater Jakob Metzenich benediziert und konsekriert[36] und wog 2.318 ½ Pfund (ca. 1.084 kg).[37] Im Sommer 1735 hat der Kirchenmeister Nolden einen neuen Klöppel anbringen lassen. Da dieser jedoch mehr als 12 Pfund (ca. 5,5 kg) leichter als der alte Klöppel war, ist er wieder entfernt worden.[38] Am 14. Juli 1751 erhielt die Glocke einen neuen Klöppel, 84 ½ Pfund (ca. 39,5 kg) schwer. Der alte wog 76 Pfund (ca. 35,5 kg).[39] Im Ersten Weltkrieg , 1918, wurde die Glocke für Kriegszwecke beschlagnahmt und eingeschmolzen.[40]

Die kleinste Glocke im Turm (g) trug die Aufschrift:

"S. Materni und Nicolai Klock bin ich getaufft, auff meinen Klanck zur Kirchen laufft, mein liebe Christen, und sagt Gott Danck vor täglich empfangene Speiß und Tranck, renovata sumptibus civitatis Zontinensis, cum gratioso subsidio reverendissimi et illustrissimi Capituli Metropolitani, domino Jacobo von Hittorff, Beseher, piae memoriae domino Gerardo Wolters, Beseher, domino Daniele Speck, Nachgänger. M. Johann Wickraht von Cöllen goßß mich im Jahr 1700".[41]

Die Glocke ist am 23. Mai 1750 beim Mailäuten zersprungen.[42] Sie wurde am 12. Juli 1751 aus dem Turm geworfen (wobei sie ganz blieb) und am folgenden Tag nach Köln gefahren. Sie wog 1.106 Pfund (ca. 517 kg). Am 12. August wurde sie neu gegossen und am 25. des Monats im Haus des Weihbischofs in Köln von diesem benediziert. Am folgenden Tag wurde sie nach Zons gebracht und am 27. in den Turm gehängt. Die neue Glocke wog 1.243 ½ Pfund (ca. 581,5 kg). Darauf dargestellt war auf der Vorderseite ein Kruzifix-Bild, die unbefleckte Empfängnis Mariae darstellend (Umschrift: "Maria ora pro nobis"), auf der Rückseite Bildnisse des heiligen Maternus (Umschrift: "Materne ora pro nobis"), rechts ein Kruzifix (Umschrift: "misere nobis") und links das Bild des heiligen Hubertus (Umschrift: "St. Huberte ora pro nobis"). Die Glocke trug die Aufschrift:

"Zu Gottes Ehr hang ich hier, das Ungewitter zu kieren und Gottes Lob zu mehren, und bin aus Statt Zonß Mittelen angeschafft worden. Joannes Fuchß in Cöllen goßß mich 1751".[43]

Der Glockengießer Johannes Fuchs erhielt für das Fertigen und Aufhängen der Glocke 63 Reichstaler.[44] Im Ersten Weltkrieg, 1917, wurde die Glocke für Kriegszwecke im Turm zerschlagen und dann zum Einschmelzen abtransportiert.[45]

Im Februar 1743 ist auch eine neue Achse in das Messeglöckchen gemacht worden. Auf der Glocke stand:

"Ad gloriam Dei Joan Lehr me fecit Coloniae anno 1667".

Mit Klöppel wog die Glocke 57 Pfund (ca. 26,5 kg), ohne 52 ½ Pfund (ca. 24,5 kg).[46] Die Glocke ist am 28. Oktober 1797 zersprungen. Küster Johannes Hermann Schwieren brachte sie daraufhin am 4. November nach Köln, wo sie zu einer neuen Messeglocke umgegossen wurde. Die neue Glocke wog 53 ¼ Pfund (ca. 25 kg) und trug die Aufschrift:

"Omnio ad maiorem Dei gloriam Christian Zimmerman me fecit".

Sie wurde am 20. November 1797 von Pfarrer Beda Cleven in der Kirche benediziert.[47]

Bis zum Ersten Weltkrieg befand sich im Turm der neuen Pfarrkirche eine kleine Glocke aus dem Jahr 1503, die im Volksmund als "Kleppglöcklein" bezeichnet wurde. Diese Glocke (Ton: cis) stammte wahrscheinlich noch aus der Franziskanerkirche. Sie trug die Inschrift:

"Allen luden bekannt. Ave bynych genannt. Anno Domini MVCIII".

Wahrscheinlich ist diese Glocke noch in die alte Pfarrkirche gehängt worden (die Franziskanerkirche ist bereits 1805 abgebrochen worden). Auch diese Glocke ist 1917 für Kriegszwecke im Turm zerschlagen und später eingeschmolzen worden.[48]

Im Dachreiter der Kirche befand sich ein Glockenstuhl. Wahrscheinlich handelte es sich bei dieser exponierten Glocke um die sogenannte Sturm- oder Bürgerglocke, mittels derer der Küster die Bevölkerung z.B. bei Bränden zu alarmieren oder zu wichtigen Bürgerversammlungen zusammenzurufen hatte.[49]

Kirchturm-Hahn und -Kreuz

Der Kirchturmhahn aus dem Jahr 1818 in der Zonser Tourist-Info.

1723 erhielt der Kirchturm einen neuen Hahn, der auch diese Jahreszahl trug. Dieser Hahn ist 1764 aus Kirchenmitteln renoviert und vergoldet worden und im Anschluss an eine eigens zelebrierte Sangmesse durch den Zonser Schieferdecker-Meister Reiner Töller wieder auf den Turm gesetzt worden. Wie der Küster Johannes Peter Schwieren hierzu notierte, war das Aufsetzen eine gefährliche Aktion, denn das Kirchturmkreuz neigte sich dabei unmittelbar oberhalb der Turmkugel etwa 30 cm oder mehr in Richtung Pfarrhaus.[50] Dieser Kirchturmhahn ist spätestens 1818 durch einen neuen ersetzt worden, denn ein solcher mit der Jahreszahl ist bis heute erhalten geblieben. Er befindet sich in der Zonser Tourist-Info an der Schloßstraße. Über seine Fertigung und Anbringung berichtet der Zonser Küster Johannes Hermann Schwieren in seiner Chronik einige Details: So hat der Zonser Dachdecker Ludwig Wassenberg (1785-1842) den alten Hahn am 15. Mai 1818 heruntergenommen, da er "abstendig", also nicht mehr im Lot, war. Den neuen Hahn hat der Zonser Schlosser Lambert Schimmelpfennig (1793-1846) gemäß dem früheren Hahn gefertigt, wofür er 2 Kronen erhielt (obwohl er 3 verlangte), und der Hahn ist dann in Neuss bei Meister Schürenberg für 3 weitere Kronen vergoldet worden.[51]

Im Zuge des Kirchenabbruchs 1876 wurde das Kirchturm-Kreuz durch den Zonser Dachdecker Andreas Seburschenich abgenommen und durch den Zonser Schmiedemeister Heinrich Gilgen sen. repariert. Schließlich wurde das Kreuz von Seburschenich wieder auf den Turm des Neubaus aufgesetzt.[52]

Kirchenfenster

Im August 1740 stiftete der Zoll-Beseher Alexander Stevert als Kirchmeister für die Kirche ein neues Chorfenster, das sein Familienwappen zeigte. Im Zuge der Einbauarbeiten ließ er auch die übrigen Fenster renovieren und waschen.[53]

Sonstiges

Die Kirchenschlüssel sind bis in das 20. Jahrhundert erhalten geblieben. Sie gingen als Leihgabe der Kirche in das 1931 eingerichtete Heimatmuseum im Rheinturm. Wie zahlreiche andere Gegenstände aus dem 1958 geschlossenen Museum sind auch die Schlüssel heute verschollen.

Beisetzungen in der Pfarrkirche

Wie allgemein üblich, sind besonders angesehene und vermögende Bewohner der Stadt (insbesondere Zollbeamte und andere Beamte des Domkapitels und die städtischen Ratsherren und Schöffen) in der Pfarrkirche beigesetzt worden, manchmal auch in Familiengruften. Solche Beisetzungen fanden auch in der Franziskanerkirche statt. Von den sicher ehemals vorhandenen Grabplatten bzw. Epitaphien aus der Pfarrkirche ist nur eine erhalten geblieben: die der Mechthilde Judde aus dem Jahr 1518. Diese ist heute am Fuße des Juddeturms angebracht.

Folgende Beisetzungen in der Pfarrkirche sind überliefert (in chronologischer Folge):

Beschädigungen durch Stadtbrände und Kriege

Immer wieder ist die Kirche im Laufe der Jahrhunderte durch Feuer (Stadtbrände des 15.-17. Jahrhunderts) und Krieg (Belagerung Ende des Dreißigjährigen Krieges) beschädigt worden, insbesondere an Dach und Gewölbe. Durch die schweren Stadtbrände 1547 und 1620 ist die Kirche sehr stark beschädigt worden. Die Wiederherstellungsfrage führte zu Differenzen zwischen dem Kloster Brauweiler und dem Domkapitel. Ersteres fühlte sich nicht zuständig, da Zons nur Filialkirche sei. Und das Domkapitel sah das Kloster Brauweiler in der Pflicht, da es die Kirchenrechte in Zons besaß. Nach dem Stadtbrand 1547 endete die Auseinandersetzung damit, dass das Domkapitel die Hauptlast des Wiederaufbaus trug. Nach 1620 musste die Kirche von der Abtei bzw. dem Pfarrer in Zons auf eigene Kosten wiederhergestellt werden, da das Domkapitel nichts beisteuerte.[66] Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass der Glockenturm erst 1630 erneuert und die größte Glocke, die bei dem Brand zerstört worden war, in dem Jahr neu gegossen wurde.[67] Noch Mitte des 18. Jahrhunderts konnte der Küster Johannes Peter Schwieren die Spuren der Stadtbrände an der Kirche feststellen.[68]

Restaurierungsarbeiten, Erweiterungs- und Neubaupläne, Abbruch

18. und beginnendes 19. Jahrhundert

Bereits in der ersten Hälfte des 18. Jahrhundert war die Pfarrkirche in einem teils desolaten Zustand: So schreibt der Küster Johannes Peter Schwieren, er sei am 5. November 1735 oberhalb der Orgel mit einem Fuß durch das Gewölbe getreten.[69] Durch Hochwasser konnten Teile des Mauerwerks und des Bodens einsinken, so dass man die Stellen wieder auffüllen und das Mauerwerk entsprechend nachbessern musste.[70] Im Mai 1773 wurde der Boden der Kirche mit neuen Bodenplatten ausgelegt.[71] Größere Arbeiten am Kirchendach waren Mitte des 18. Jahrhunderts notwendig: In den Monaten Juni-August 1748 ist das Schieferdach des Sebastianus-Altar-Seitenschiffs mitsamt den Blei-Regenrinnen teilweise erneuert worden.[72] Desgleichen wurde ab Juli 1749 das Schieferdach des anderen Seitenschiffs, in dem der Muttergottes-Altar stand, erneuert. In diesem Zuge wurden dort auch die Fenster renoviert. Erst im November 1751 konnten diese Arbeiten abgeschlossen werden.[73]

1821 ließ der Kirchenvorstand einige Ausbesserungsarbeiten in und an der Pfarrkirche durchführen – dies gegen den Willen des Bürgermeisters Anton Baaden, der sich zuvor im Kirchenrat mehrfach gegen bloße Ausbesserungen und für eine Erweiterung und Vergrößerung der Kirche ausgesprochen hatte. Der Landrat intervenierte auf Wunsch Baadens und informierte die Regierung, die daraufhin im November 1821 den "Land-Bau-Conducteur" Walger beauftragte, sich "unverzüglich" nach Zons zu begeben und dort zu untersuchen, ob die vorgesehenen Baumaßnahmen sinnvoll sind bzw. eine Kirchenerweiterung sinnvoller wäre. Erst am 2. Juli 1822 berichtete Walger der Regierung, er habe bei seiner Untersuchung in Zons (zusammen mit dem Landrat) festgestellt, dass die Arbeiten (Ausbesserung der Kirchenmauer, Arbeiten an den Kirchenfenstern, Weißen der Kirche, Vergoldung der Grade der Gewölbe, Restaurierung und Vergoldung der Heiligenbilder) bereits ausgeführt worden seien. Jedoch kommt er zu dem Schluss, dass ein gänzlicher Neubau sinnvoller gewesen wäre: "Bei der Mißform des alten Gebäudes ist das gehörige Bedürfniß indeß nur durch gänzlichen Neubau zu schaffen."[74]

1834 beschloss der Kirchenrat, das Mauerwerk der Kirche, das am Turm und am Schiff erhebliche Mängel aufwies, mit einem "Bewurf" verstärken bzw. ausbessern zu lassen. Die entsprechenden Arbeiten wurden 1835, teils dienstweise durch die Bürgerschaft, ausgeführt.[75]

Und 1867, also noch wenige Jahre vor dem Abbruch der Kirche, entschied der Kirchenvorstand, das Innere der Kirche nach dem Kostenvoranschlag des örtlichen Maurers Theodor Tombach (* 1814 in Immigrath) reinigen und "weißen" (kalken) zu lassen. Gleichzeitig beauftragte das Gremium den Kirchenrendanten Gottfried Schmitz, einen Plan und Kostenvoranschlag für äußere Reparaturen an der Kirche zu besorgen.[76] Es ist nicht überliefert, ob auch diese äußeren Reparaturen noch vorgenommen worden sind.

Erweiterungsplan durch Vincenz Statz 1850-1872

Baumeister Vincenz Statz

1850/51 setzte sich der Kölner Baumeister Vincenz Statz angesichts der Platznot für eine Erweiterung der Kirche ein. Ein Neubau kam für ihn nicht in Frage, da ihm der spätmittelalterliche Kirchenbau als Denkmal erhaltenswert schien. Die Erweiterung sollte in Richtung Osten erfolgen, indem der Chor abgebrochen und der Turm erhöht wird und die drei Schiffe des Langhauses erhalten bleiben. Unterstützung fand Statz für diesen Plan nicht nur innerhalb der Gemeinde, sondern auch beim Appellationsgerichtsrat und Politiker August Reichensperger (Köln) und beim Generaldirektor der Königlichen Museen in Berlin Ignaz von Olfers. Letzterer legte den Erweiterungsplan sogar dem König vor und konnte dessen Interesse gewinnen. Allerdings zog sich das Vorhaben aufgrund der hohen Bausumme eine lange Zeit hin: Für den neuen Ostraum sah der Kostenvoranschlag rund 9.000 Taler, für die Wiederherstellungsarbeiten 2.400 Taler und für die von Statz als erforderlich angesehene Turmerhöhung 2.800 Taler vor, insgesamt also rund 15.000 Taler.[77]

Als man zwei Jahrzehnte später an die Ausführung gehen wollte, hatte der Plan nicht mehr den nötigen Rückhalt. Das Generalvikariat machte deutlich, dass es die Genehmigung nur zu einem Neubau erteilen könne. Vincenz Statz legte 1872 einen Plan für einen deutlich größeren Kirchenneubau vor.[78] Baurat Busch aus Neuss hatte auf Anfrage des Kirchenvorstands zum Denkmalwert der Kirche geantwortet, dass die alte Kirche "nicht zu den monumentalen Bauwerken gehöre, welche nicht abgebrochen werden dürfen."[79] Teils aufgrund zu hoher Forderungen entzog der Kirchenvorstand Statz den Auftrag und übertrug ihn an den Kölner Architekten August Carl Lange, der die Pläne von Statz in einigen Punkten überarbeitete und den Kirchenneubau 1876-1878 als künstlerischer Bauleiter umsetzte.[80]

Abbruch der Kirche für den Neubau

Mit dem Abbruch der Pfarrkirche wurde am 26. Mai 1876 begonnen. Der Abriss dauerte keine drei Monate, denn bereits am 18. August des Jahres wurden die ersten Steine zum Fundament des Neubaus gelegt.[81]

Belege

  1. Edmond Martène/ Ursin Durand: Veterum Scriptorum Et Monumentorum Historicorum, Dogmaticorum, Moralium, Amplissima Collectio, Tomus IV, Paris 1729, Sp. 597.
  2. Petrus Cratepoil/ Erhardus Winheim, De Electorum Ecclesiasticorum Archi-Episcoporum ac Episcoporum Coloniensium Origine & Successione, Köln 1736, S. 133.
  3. Michael Moerckens, Conatus chronologicus ad catalogum episcoporum, archi-episcoporum, cancellariorum, archi-cancellariorum, et electorum Coloniae Claudiae Augustae Agrippinensium, Köln 1745, Index Chronologico-Apodicticus, unpagin., zum Jahr 1408.
  4. So u.a. Adam Otten, Zons am Rhein, Düsseldorf 1903, S. 45; Hans Kisky, Zons (= Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Heimatschutz, Rheinische Kunststätten), Neuss 1962, S. 12; GStAZ, S. 39, S. 150.
  5. Karl Emsbach/Max Tauch, Kirchen, Klöster und Kapellen im Kreis Neuss (= Schriftenreihe des Kreises Neuss, Nr. 13), Köln 1986, S. 34.
  6. Die Größenangaben hat der Küster Johannes Peter Schwieren am 10. Oktober 1743 ermittelt. Ein Schieferdecker führte am 30. Juni 1764 nochmals eine Messung durch, wobei er auf dieselben Höhenangaben kam. Schwieren-Chroniken, <172>
  7. LAV_NRW_R, Regierung Düsseldorf 27752, Blatt 57
  8. Schwieren-Chroniken, <185>, <199>.
  9. Die Grafik war Teil eines Gedenkblatts mit dem Titel Abbildung der h. Mutter Gottes in Zons, das anlässlich der Wiedereinführung der "Wundermadonna" in die Pfarrkirche 1857 entstanden ist: Paul Clemen, Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Bd. 3,3: Kreis Neuss, Düsseldorf 1895, S. 113.
  10. Die Abbildung findet sich u.a. abgedruckt in: GStAZ, zwischen S. 64 und 65.
  11. PfAZ, Nr. 6, S. 1.
  12. Das Foto war eine der Leihgaben der Pfarrkirche an das Zonser Heimatmuseum im September 1935 (PfAZ, Nr. 6, p. 219). Wie viele andere Inventargegenstände des Museums, ist auch das Foto heute verschollen. Möglicherweise handelte es sich bei dem Foto aber nur um eine Reproduktion der Lithografie aus dem Jahr 1857.
  13. Christian Wiltsch, "Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang sei gelobt der Name des Herrn", in: JBKN 2016, S. 56-65.
  14. Aenne Hansmann/ Margret Wensky, Rheinischer Städteatlas Zons, Lieferung IV, Nr. 25, 2. verb. und erg. Aufl. Köln 1990, S. 10.
  15. PfAZ, Nr. 6, p. 98-99.
  16. Schwieren-Chroniken, <263>.
  17. PfAZ, Nr. 6, S. 99f.
  18. LAV_NRW_R, Regierung Düsseldorf 4355, unpagin.; Schwieren-Chroniken, <1141>: Der Altar ist 1813 im Neusser "Gaß-Hause" gefertigt und in der Zonser Kirche noch nachträglich verändert worden. Am 31. Oktober des Jahres las Vikar Adam Ankenbrand die erste Messe vor dem Altar.
  19. PfAZ, Nr. 6, S. 100. Paul Clemen, Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Bd. 3, Die Kunstdenkmäler des Kreises Neuss, Düsseldorf 1895, S. 114, datierte den Hochaltar, der zu seiner Zeit in der Kapelle "Maria von den Engeln" am Rheintor stand, in das ausgehende 18. Jahrhundert.
  20. Schwieren-Chroniken, <493>.
  21. Schwieren-Chroniken, <495>.
  22. Franz-Josef Vogt, Romantische Orgeln in Dormagen, Straberg und Zons, in: JBKN 2017, S. 211-227, hier: S. 221.
  23. PfAZ, Nr. 138, Sitzung vom 17. Oktober 1824.
  24. Franz-Josef Vogt, Romantische Orgeln in Dormagen, Straberg und Zons, in: JBKN 2017, S. 211-227, hier: S. 221.
  25. Zitiert nach: Franz-Josef Vogt, Romantische Orgeln in Dormagen, Straberg und Zons, in: JBKN 2017, S. 211-227, hier: S. 222.
  26. Franz-Josef Vogt, Romantische Orgeln in Dormagen, Straberg und Zons, in: JBKN 2017, S. 211-227, hier: S. 222.
  27. Franz-Josef Vogt, Romantische Orgeln in Dormagen, Straberg und Zons, in: JBKN 2017, S. 211-227, hier: S. 222-223.
  28. Franz-Josef Vogt, Romantische Orgeln in Dormagen, Straberg und Zons, in: JBKN 2017, S. 211-227, hier: S. 211.
  29. PfAZ, Nr. 432; Franz-Josef Vogt, Romantische Orgeln in Dormagen, Straberg und Zons, in: JBKN 2017, S. 211-227, hier: S. 223.
  30. Schwieren-Chroniken, <168>.
  31. Schwieren-Chroniken, <168>.
  32. Schwieren-Chroniken, <431>.
  33. Schwieren-Chroniken, <432>.
  34. PfAZ, Nr. 6, p. 189.
  35. PfAZ, Nr. 6, p. 190; PfAZ, Nr. 139, unpagin. (Sitzung Kirchenvorstand vom 12. August 1917).
  36. PfAZ, Nr. 492, unpagin.
  37. Schwieren-Chroniken, <168>; PfAZ, Nr. 6, p. 189-190. In der Pfarrchronik wird die Aufschrift teils abweichend wiedergegeben.
  38. Schwieren-Chroniken, <25>.
  39. Schwieren-Chroniken, <273>.
  40. PfAZ, Nr. 6, p. 190; PfAZ, Nr. 139, unpagin. (Sitzung Kirchenvorstand vom 10. November 1918).
  41. Schwieren-Chroniken, <168>.
  42. Schwieren-Chroniken, <245>.
  43. Schwieren-Chroniken, <265>; PfAZ, Nr. 6, p. 190. Die Inschrift wird in der Pfarrchronik teils abweichend wiedergegeben.
  44. Schwieren-Chroniken, <575>.
  45. PfAZ, Nr. 6, p. 190-191.
  46. Schwieren-Chroniken, <169> und <1061>.
  47. Schwieren-Chroniken, <1061>.
  48. PfAZ, Nr. 6, p. 190-191.
  49. Die Glocke wird von den beiden Chronisten Johannes Peter und Johannes Hermann Schwieren mehrfach in diesem Zusammenhang erwähnt. Schwieren-Chroniken, <55>, <1012>, <1081>.
  50. Schwieren-Chroniken, <424>
  51. Schwieren-Chroniken, <1166>. Bei seiner Arbeit fand der Dachdecker Wassenberg zufällig das kostbare Pektorale (Brustkreuz des Pfarrers), das der Küster Johannes Hermann Schwieren mit vielen anderen wertvollen Kirchenkleinodien aus Angst vor Plünderungen durch die herannahenden Franzosen am 5. Oktober 1794 auf dem Dachstuhl der Kirche versteckt und Jahre später vergeblich gesucht hatte. Doch anstatt seinen Fund zu melden, brach er die Teile des Kreuzes auseinander und versuchte, den daran befindlichen goldenen Kranz mit Laubwerk und dem Bildnis des heiligen Martinus bei einem Goldschmied in Düsseldorf zu verkaufen. Daraufhin wurde er mit seiner Frau verhaftet. Ende 1818 holte der Küster im Auftrag des Kirchenvorstands die auseinander gebrochenen Silberteile beim Gericht in Düsseldorf ab. Anschließend ließ er die Teile beim Goldschmied Sitman in Köln wieder zusammensetzen.
  52. PfAZ, Nr. 6, S. 106.
  53. Schwieren-Chroniken, <148>.
  54. PfAZ, Nr. 492, unpagin.
  55. F., Tagebuch der Familie Mappius zu Cöln, in: Der Niederrhein. Beiträge zur Geschichte und Naturkunde, Nr. 11, 8. November 1884, S. 42-43; hier: S. 43.
  56. Lisken-FBZ, S. 891.
  57. Lisken-FBZ, S. 654, S. 884.
  58. Lisken-FBZ, S. 884.
  59. Lisken-FBZ, S. 870.
  60. Lisken-FBZ, S. 881.
  61. Lisken-FBZ, S. 60.
  62. Lisken-FBZ, S. 870.
  63. Lisken-FBZ, S. 165.
  64. Lisken-FBZ, S. 823.
  65. Lisken-FBZ, S. 767.
  66. Gundolf Meyer, St. Martinus Zons, Dormagen 1978, S. 5.
  67. Schwieren-Chroniken, <433>-<434>.
  68. Schwieren schreibt 1751, dass die noch vorhandenen Brandspuren im Gebälk von den verheerenden Bränden zeugten. Schwieren-Chroniken, <258>.
  69. Schwieren-Chroniken, <21>.
  70. So belegt nach dem Hochwasser des Winters 1740/41: Schwieren-Chroniken, <153>.
  71. Schwieren-Chroniken, <470>.
  72. Schwieren-Chroniken, <217>.
  73. Schwieren-Chroniken, <241>.
  74. LAV_NRW_R, Regierung Düsseldorf 4355, unpagin.
  75. PfAZ, Nr. 138, Sitzung vom 1. Juli 1834.
  76. PfAZ, Nr. 138, unpagin. (Sitzung vom 7. Juli 1867).
  77. Hans Vogts, Vincenz Statz (1819-1898), Lebensbild und Lebenswerk eines Kölner Baumeisters, Mönchengladbach 1960, S. 22-23.
  78. Karl Emsbach/ Max Tauch, Kirchen, Klöster und Kapellen im Kreis Neuss (= Schriftenreihe des Kreises Neuss, Nr. 13), Köln 1986, S. 34.
  79. PfAZ, Nr. 139, Protokoll zur Sitzung des Kirchenvorstands vom 5. Juni 1872.
  80. Aloysius Jakob Zorn, Der Architekt August Carl Lange (1834-1884), Dissertation, RWTH Aachen, 2 Bände, 1980, S. 267-271.
  81. LAV_NRW_R, Nachlass Eschbach, Nr. 5.