Pfarrchronik

Von seinem Amtsantritt 1928 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1951 führte der Zonser Pfarrer Johannes Klüwer eine Pfarrchronik über wichtige Ereignisse im Leben der Pfarrgemeinde.
Vorbemerkungen
Das Führen von Chroniken über wichtige Ereignisse in den Pfarreien durch die Pfarrer hat in den Pfarrgemeinden des Erzbistums Köln eine bis in die Zeit der Weimarer Republik und darüber hinaus zurückreichende Tradition. Die vorgesetzte geistliche Behörde achtete auf die Einhaltung dieser Verpflichtung, und die Chroniken wurden anlässlich von Visitationen eingesehen und beurteilt.
Der Zonser Pfarrer Adam Otten begann Ende 1907 auf Wunsch des Erzbischofs Antonius II. Kardinal Fischer] mit der Niederschrift der ersten Zonser Pfarrchronik, die er bis zum Eintritt in den Ruhestand 1910 fortsetzte und ausbaute.[1] Hierbei standen jedoch nicht aktuelle Ereignisse, sondern die weit zurückreichende Geschichte der Pfarrei im Vordergrund. Aktuelle Ereignisse wurden dementsprechend kaum notiert. Sein Nachfolger als Pfarrer (1910-1928), Dr. Dr. Ludolf Schmitz, führte keine Chronik.
Erst mit dem Nachfolger von Pfarrer Schmitz, Johannes Klüwer (1928-1951), erfuhr die Chronik eine Fortsetzung, indem er unmittelbar nach seinem Amtsantritt mit der Niederschrift aktueller Ereignisse in der Pfarrgemeinde im Buch von Adam Otten startete. Diese Chronik führte er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1951 gewissenhaft fort[2], und seine Nachfolger folgten seinem Vorbild.
Die Chronik von Johannes Klüwer ist eine sehr bedeutende Quelle für die Zeit von der ausgehenden Weimarer Republik über die Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs bis in die beginnende Nachkriegszeit bzw. die ersten Jahre der Bundesrepublik. Die an vielen Stellen nicht nur implizite Kritik an der nationalsozialistischen Bewegung und ihren örtlichen Vertretern erstaunt angesichts der persönlichen Gefahr, der sich der Geistliche hiermit aussetzte. Auf der anderen Seite ist die Chronik damit eine einzigartige ortsgeschichtliche Quelle für die recht quellenarme Zeit des Nationalsozialismus.
Im Folgenden wird die Chronik Johannes Klüwers in Transkription wiedergegeben.
Editionsteil
Das Jahr 1928
- [p. 181] Am 25. Oktober 1910 wurde der hochwürdige Herr Dr. theol. et phil. Ludolf Schmitz, geboren am 19. Januar 1874 in Dortmund, zum Pfarrer in Zons ernannt. In seine Amtszeit fällt der große Weltkrieg 1914-1918. Wie beiliegendes Gedenkblatt zeigt, starben 34 Söhne der Pfarre auf dem Felde der Ehre.
- 1928 Am 31. April 1928 wurde Herr Pfarrer Dr. Schmitz als Oberpfarrer nach Bergheim, Erft versetzt.
- Sein Nachfolger wurde Johannes Klüwer, geboren 29. Juni 1886 in Essen, bisher in Köln-Nippes, St. Maria tätig, eingeführt wurde er am 24. Juni 1928 durch Herrn Hochwürden Dechant Boeckels, Dormagen.
- 9. September. Jakob Blömacher feiert sein goldenes Brudermeister-Jubiläum auf der Wallfahrt nach Kevelaer.
- 26. September. Prozession zum Friedhof, Kranzniederlegung zu Ehren der Gefallenen.
- 14. Oktober. Die Glockensammlung beginnt wieder, da durch den Krieg die Kirche 2 Glocken verloren hat.
- 11. November. Das Hochamt zu Ehren des Kirchenpatrons verschönte[3] der Kirchenchor von St. Marien, Köln-Nippes durch seinen Gesang.
- [p. 182] Vom 3.-9. Dezember fand eine religiöse Weihe für die Jungfrauen statt. 90% beteiligten [sich]. Exerzitienmeister war Pater Britz, Lazarist, Stolkgasse, Köln.
- 25. Dezember. Weihnachten wurden 700 Kommunionen ausgeteilt.
- 1.12.28. Mit dem heutigen Tage wurde Herr Schulrat Langenberg nach Köln Land versetzt, an seine Stelle kam Herr Schulrat Dr. Schmitz, dessen bisheriger Wirkungskreis Andernach gewesen war.
Das Jahr 1929
- 1929. Am 1. Januar 1929 schied die Lehrerin Werle, welche 12 Jahre in Zons gewirkt hatte, da sie heiratete, aus dem Schuldienst aus. An ihre Stelle trat die Schulamtsbewerberin Klara Bergmann.’’
- März. Die Kirchenfenster wurden mit einem Kostenaufwand von 850,- Reichsmark gereinigt und repariert.
- 14. April. Die Hohenzollern-Kompanie der St. Hubertus-Schützengesellschaft feiert ihr silbernes Jubiläum.
- 21. April. Kirchenvorstandswahl. Gewählt wurden Hubert Boes, Josef Richrath, Josef Rodekirchen, Gottfried Stelzmann, Josef Vogel, zu den verbliebenen alten Mitgliedern Hubert Longerich, Wilhelm Peters, Peter Gilgen, Jakob Gassen, Johann Hahn. Otto Sticker, 25 Jahre Mitglied und langjähriger stellvertretender Vorsitzender, war wegen [p. 183] seines hohen Alters ausgetreten.
- Am 19. Januar 1929 wurde der Katholische Frauen- und Mütterverein gegründet.’’[4]
- [p. 183] 1. März. Ein überaus strenger Winter. Der Rhein zugefroren bei Emmerich und an der Loreley. Am 1. März war die Temperatur noch -8 Grad Celsius.
- 5. Mai. Durch die Witterungseinflüsse war das Kreuz "am Mühlenpost“ verwittert und herabgestürzt. Heute wurde es in feierlicher Prozession wieder erneuert. Insam und Prinoth aus St. Ulrich im Grödnertal (Tirol) hatten es verfertigt.
- 13. Juni. Am St. Antoniustag wurde der Katholische Gesellen-Verein gegründet. Herr Generaldirektor Dr. Nattermann aus Köln war persönlich anwesend. 33 Gesellen meldeten ihren Beitritt. Senior wurde Josef Blömacher, der auch als Präfekt des Jünglingsvereins sich der Jugend sehr annimmt.
- 21. Juli. Jubiläum der Stadterhebung 1373 und silbernes Jubiläum der Erneuerung des Stadtwappens (1904). Als Vertreter des Herrn Kardinals zelebrierte Herr Hochwürden Domkapitular Monsignore Höller, Köln, das Hochamt. Die Festpredigt hielt Herr Hochwürden Diözesanpräses Johannes Heinrichsbauer. Festfolge, Festzug etc. siehe Programm.
- 27.-30. September. Mission für alle Rheinschiffer und Fährleute.
- [p. 184] 2. November. Gemeinderatswahl, Provinziallandtags- und Kreistagswahl in Zons-Stürzelberg. Das Ergebnis niederschmetternd. Die Kommunisten erhielten 238, das Zentrum 214, Sozialdemokraten 64, Deutsche Volkspartei 14, Deutschnationale 44 etc. bei 724 abgegebenen Stimmen.
- 3. Dezember. Das Mitglied des Kirchenvorstands Hubert Boes wurde von einem Auto überfahren und war sofort tot. An seine Stelle trat i.K.V.[5] Johannes Erkelenz.’’
- 26. Dezember. Am 2. Weihnachtsfeiertage fand das erste Weihnachtspfarrfest statt. Alle Pfarrangehörigen beteiligten sich. Die einzelnen Vereine übernehmen die Bestreitung des Abends, conferre Programm.
- 29. Dezember. Der Katholische Arbeiterverein wurde wieder ins Leben gerufen, ca. 30 Arbeiter meldeten sich. Vorsitzender wurde Johann Habets.
Das Jahr 1930
- 1930. Vom 12.-19. Januar fand eine wohlgelungene Familienwoche statt. Die Beteiligung war sehr gut. Am Schlusse fand die Gründung des Katholischen Frauen-Müttervereins statt. 200 Frauen meldeten ihren Eintritt.
- 26. Januar. Die Eheleute Lambert Wingerath und Margarete Sand feiern heute unter Anteilnahme der ganzen [p. 185] Bevölkerung ihre goldene Hochzeit.
- Im Vinzenzkloster wird ein Nähkursus eingerichtet, und die Kreisverwaltung veranstaltet Kochkurse, die sehr gut besucht werden.
- 23. März. Heute findet die Betstunde für die verfolgte Kirche in Rußland statt.
- 1. [April]. Wie auch im vorigen Jahre, so werden heuer Exerzitien für die Schulentlassenen von dem hochwürdigen Herrn Assistenten des Raphaelshauses Dormagen gehalten und in einer kleinen Feier die Schulentlassenen verabschiedet.
- 11. Mai. Der Kirchenchor Cäcilia feiert sein goldenes Jubiläum, das recht würdig verlaufen ist, conferre Programm. Die Festpredigt hielt Pater Seiter CSSp, 9 Kirchenchöre des Dekanates waren erschienen.
- 15. Juni. Bruderweihe des Katholischen Gesellenvereins, zu dem die Brudervereine in stattlicher Zahl (700 Gesellen) erschienen waren. Die Festpredigt hielt Herr Hochwürden Bezirkspräses Kaplan Schorn aus Neuß, die Festrede Herr Hochwürden Dr. Nattermann, Köln.
- 29. Juni. Die endgültige Befreiung des Rheinlandes von dem Joche der feindlichen Besatzung wurde auch kirchlich gefeiert. Tedeum etc.
- 29. Juni. Elternbeiratswahl. Trotz Gegenarbeit [p. 186] gelang es den Kommunisten, einen ihrer Vertreter, einen Dissidenten, in den Elternbeirat zu wählen.
- 7. September. Die weltliche Feier des goldenen Jubelfestes des Kirchenchores und Männergesangvereins "Cäcilia“ mit nationalem Gesangwettstreit, conferre Festbuch.
- Weißen Sonntag wurden 20 neue Kinderbänke angeschafft, das Stück zu 23,- Mark, verfertigt von Sebastian Steinbach, Zons, und Wilhelm Steinbach.
- 20. Oktober. Der Herr Hochwürden Weihbischof Dr. Hermann Josef Sträter (Aachen) wurde zur Firmung und Visitation um 8 Uhr am Feldtor empfangen, zelebrierte selbst das heilige Meßopfer und spendete 92 Firmlingen die heilige Firmung. In der Prüfung mußten die Kinder recht gut antworten. Um 11 Uhr ging er mit den anwesenden Geistlichen Herrn Hochwürden Dechant Böckels (Dormagen), Direktor Kettenhofen, Assistent Heckmanns (Raphaelshaus), Definitor Biesenbach (Stürzelberg), Rektor Schmitz (Horrem), Dr. Selung (bischöflicher Kaplan) und Religionslehrer Krutwig (Köln-Nippes) durch die festlich geschmückten Straßen zum Besuch der [[Vinzentinerinnen|Schwestern]. Unter feierlichem Glockengeläute fuhr der hochwürdige Herr gegen ½ 3 Uhr zur Firmung nach Straberg.’’
- 26. Oktober. Sämtliche Ostern entlassenen Knaben (9) wurden heute am Christkönigsfest feierlich in den Jünglings-Verein aufgenommen.
- [p. 187] 24. und 25. November. Hochwasser in Zons. Bei einem Pegelstand von 7 m in Köln stand das Wasser sonst bis weit in die Feldstraße. Zum ersten Male in der Geschichte Zons hat die Stadt nicht unter den Schrecken des Hochwassers zu leiden gehabt, da der neue Damm mit einem Kostenaufwand von 1.275.000,- Reichsmark einige Tage vorher fertiggestellt war. Vergleiche den Zeitungsausschnitt in der Anlage zur Chronik.
- 26. Dezember. Wie im Vorjahre, wurde auch in diesem Jahre eine Pfarrweihnachtsfeier veranstaltet. Der große Saal bei Peter Josef Schmitz war 2x vollständig besetzt. Herr Lehrer Riffel hatte die Leitung, der auch in diesem Jahre die Krippe in der Kirche gebaut hat. Zum 1. Mal wurde der Hochaltar als Ort der Aufstellung gewählt. Auf der Epistelseite Vertreibung aus dem Paradiese, Opfer des Isaak eherne Schlange, Verkündigung der Engel. Im Hintergrund die Verkündigung Mariens. Auf der Evangelienseite die Krippe und der Zug der heiligen 3 Könige, auf dem Hintergrund aufgebauter Zonser Rheinturm.’’
- Nachtrag zu 1930
- Am 18. Mai feierte der Marienverein das 100-jährige Bestehen des Marienvereins mit den Schwestervereinen [p. 188] in Köln-Nippes.’’
- Anläßlich des Namenstages des Pastors schenkten die Vereine der Kirche Läufer für den Altar, Kerzenhalter für den Tabernakel, Taufkännchen und -teller und der Paramentenverein Alben für Seelenmessen.
- Im Laufe des Jahres verfertigte der Paramentenverein Schutzdecken für die Altäre und einen violetten Chormantel. Die Kevelaerpilger brachten von ihrer Pilgerfahrt 6 Kerzenleuchter für den Hauptaltar mit.
Das Jahr 1931
- 1931. Am 21. Januar starb der Rendant Ferdinand Klüwer aus Essen, nachdem er 3 Jahre die Geschäfte zur vollsten Zufriedenheit geführt, sein Nachfolger wurde am 1. Februar der Kaufmann Robert Jungblut aus Köln.
- 22. Februar. Die Eheleute Gottfried Rosellen und Sophia Lieven aus Delhoven begehen das Fest ihrer goldenen Hochzeit. Die ganze Gemeinde nimmt freudigen Anteil.
- 8. März. Der Bonifatiusverein wurde neu eingeführt. Fräulein Anna Steinbach besorgt die Arbeit. Ca. 20 Mitglieder.
- März/April. Der Frauen- und Mütterverein hält einen Kursus für Säuglingspflege, der sehr gut besucht wird. Schwester Hildegard leitet den Kursus.
- [p. 189] 5. April. Der Fußballclub Zons feiert sein 20-jähriges Bestehen und hält eine Generalkommunion in der Frühmesse, an der sich alle Mitglieder beteiligen.
- 1. Mai. Wie alljährlich die Blumenprozession der Schulkinder zum Maialtar. Eingeübt war das Lied „Meerstern ich Dich grüße“. An Hortensien-Topfpflanzen waren gegeben: 70 Stück.
- 17. Mai. Schluß der österlichen Zeit, wie im Vorjahr haben über 200 die Osterpflicht nicht erfüllt.
- 28. Juni. Feierliche Glockenweihe, conferre Festfolge in der Anlage.
- Geschichte der Glocken
- In die 1876-78 neuerbaute Pfarrkirche wurden die Glocken der alten Kirche eingebaut.
- Die große Glocke d.
- Inschrift: In honorem B.M.V. fusasum ad usum ecclesiae S. Martini Sontini. P.T. pastore C.J. Neesen, vicarius J. Massen, S.M. Schloßmacherconsiliariieccl. F. Aldenhoven, G. Schmitz,H. Stommel, J. Bongartz, H. Richrath. Anno 1843. Gaulard Père et fils fondeurs a Liège.
- Vorn befindet sich das Bild der Muttergottes.
- Die mittlere Glocke f.
- S. Martini Glock bin ich genannt, [p. 190]
- zu Zons getauft wider Feuer und Brand.
- Ungewitter, Donner u. Hagelschlag
- Durch Gottes Gnad abwenden mag.
- Renovata sub D. pastore Nikolao Engelskirchen. D. Wolters Weber consule (Bürgermeister) D. Mathia Stama edili et scabino (Ortsvorsteher und Schöffe) sumptibus D D patronorum et sui civitatis. Anno 1710.
- Johann Peter Edel von Straßburg, Curpfelsiger goß mich 1710.
- Vorn befindet sich das Bild des heiligen Martinus, hinten das Bild der Muttergottes.
- Die kleine Glocke g.
- Zu Gottes Ehr heng ich hier, das Ungewitter zu kieren u. Gottes Lob zu mehren.
- Bin aus Statt Zons Mitteln ahngeschaffet worden 1751. Denuo fusa consecrata fideles advoco.
- Vorn befindet sich das Bild der Muttergottes (1), hinten das Bild des heiligen Maternus (2), rechts ein Kruzifix (3) und links das Bild des heiligen Hubertus (4).
- Die entsprechenden Umschriften (1) Maria ora pro nobis, [p. 191] (2) S. Materne ora pro nobis, (3) misere nobis, (4) St. Huberte ora pro nobis.
- Die kleinste Glocke hoch oben im Turm, das sogenannte Kleppglöcklein mit Inschrift.
- Ton: cis
- Allen luden bekannt.
- Ave bynych genannt
- Anno Domini MVCIII
- Dieses kleine Glöcklein stammt hochwahrscheinlich noch aus der alten Franziskanerkirche.
- Während des Weltkrieges wurden Glocken d und f beschlagnahmt. Die g-Glocke wurde 1917 und die cis-Glocke 1918 im Turm zerschlagen und für Kriegszwecke (Kanonen) verwandt. Nach Beendigung des Krieges begann die Pfarrgemeinde mit der Sammlung für neue Glocken. Die Inflation machte 1922 (200.000,- Mark waren schon bei der Glockenfirma Otto eingezahlt) alle Hoffnung zu nichte.
- Am 8. Juli 1928 begann man wieder mit der Sammlung anläßlich des Krönungsballes der St. Hubertusschützengesellschaft. Ergebnis: 130,- Mark. Darauf lud der Pfarrer die Vereine aus Zons ein. [p. 192] Die Stadt wurde in 9 Bezirke eingeteilt und monatlich eine Haussammlung zum Besten der Glocken abgehalten. Es beteiligten sich der Männergesangsverein und Kirchenchor Cäcilia, der Kriegerverein, Turnverein, Marienverein, Theaterverein Germania, der Schützenverein, die Feuerwehr, der Fußballklub, und den Außenbezirk übernahm der Polizeiwachtmeister Pohlmann. Alle Vereine taten ihr Bestes, nur die Germania legte bald ihr Amt nieder, an seine Stelle trat der neu ins Leben gerufene Katholische Gesellenverein. Jeden Monat wurde abwechselnd im Saale Schmitz und Schönen ein Kinoabend veranstaltet, auch gaben einige Vereine besondere Theaterabende zum Besten der Glocken, so der Marienverein 90,- Mark, die Schule 107,- Mark, Hohenzollernkompanie 25,- Mark, die Antoniusbruderschaft stiftete 34,- Mark, der Kegelklub "Gemütlichkeit" 90,- Mark. Außerdem stifteten einige Pfarrkinder besondere Summen, sodaß am 18. Mai 1931 die Glocken in der Gießerei von Petit und Gebrüder Edelbrock inGescher in Westfalen unter Beisein des Pfarrers und einiger Mitglieder des Kirchenvorstandes gegossen werden konnten. 3 neue Glocken wurden gegossen, d, f, g, im Gewicht von 1753 kg, 1035 kg und 685 kg.
- [p. 193] Die Abrechnung stellt sich wie folgt: Einnahme Sammlung der Gemeinde und Kirchenkollekte 4.500,- Mark.
- Sammlung durch Pfarrer Klüwer 800,- Mark
- Einnahmen bei der Glockenweihe 320,- Mark
- Anleihe aus der Kirchenkasse 3.000,- Mark
- 8.620,- Mark
- Zuschuß aus der Kirchenkasse aus früheren Jahren 1.000,- Mark
- Dem stehen an Ausgaben gegenüber 9.620,- Mark
- Für die Glocken an Firma Petit und Edelbrock, Gescher 6.216,- Mark
- Herford, Elektrizitätswerk Bautransport 2.284,- Mark
- Geiler Installation 590,- Mark
- Sonstige Nebenkosten 530,- Mark
- 9.620,- Mark
- Da die vorhandene alte G-Glocke in Zahlung gegeben wurde, erhöht sich der Anschaffungspreis um 750,- Mark.
- Am 25. Juni wurden die Glocken feierlich in Prozession vom Bahnhof Dormagen abgeholt und auf dem Kirchplatze aufgestellt, wo der Herr Domkapellmeister Prof. Mölders sie prüfte und für sehr gut befand (conferre Anlage zur Chronik). Am 28. Juni war unter großer Beteiligung die Weihe, welche der Herr Dechant Boeckels aus Dormagen vornahm. Die Festpredigt hielt Herr Pastor Probst aus [p. 194] St. Marien, Köln-Nippes. Am 11. Juli abends läuteten die Glocken zum ersten Male. An diesem Tage wurde das neu eingerichtete Heimatmuseum im Rheinturm, um dessen Zustandekommen sich Herr Lehrer Riffel sehr bemüht hat, der Stadtverwaltung zur Verwaltung übergeben, conferre Seite 195. Mögen die Glocken nunmehr nur dem Frieden dienen. Dem Museum wurden geliehen conferre Seite 219.
- 9. August. Aufnahme der Schulentlassenen in Jung-Kolping feierlich in der Kapelle, abends Familienabend.
- 6. und 7. September. Prozession nach Kevelaer mit 90 Teilnehmern.
- 20. September. Prozession wie alljährlich nach Knechtsteden.
- 14. Oktober. Elisabethfeier im Saale Hahn zum diesjährigen Jubiläum.
- 18. Oktober. Kirchenvorstandswahl. Die alten Mitglieder werden wieder gewählt, Hubert Longerich, Jakob Gassen, Peter Gilgen, Johann Hahn, Wilhelm Peters, als Ersatzmitglieder Matthias Weiler und Heinrich Wimmer.
- 25. Oktober. 12 Mitglieder des Katholischen Arbeitervereins fahren zum Einkehrsonntage nach Knechtsteden.
- 16.-30. November. Von 16.-30. November hielten die Patres Redemptoristen Borchert aus Bochum und Claessen aus Luxemburg große Volksmission, die letzte Mission war gewesen 1.-8. Februar 1920 von den [p. 195] Herren Kapuzinerpatres Benedictus und Theobaldus. Ein altes Kreuz der Pfarrkirche wurde als Missionskreuz neugeweiht und am Muttergottesaltar feierlich aufgestellt. Die Beteiligung an der Mission betrug 85%, bis Weihnachten fanden sich noch 5%, sodaß 90% aller Pfarrkinder die heiligen Übungen mitmachten, trotz eifriger Gegenagitation der Kommunisten, die selbst eine Gottlosentruppe zu Theateraufführungen bestellt hatte (Agitproptruppe), deren Auftreten aber vom Bürgermeisteramt verboten wurde. Die Kommunistengruppe im Gemeindeparlament hatte es auch fertiggebracht, daß von der Zivilgemeinde kein Zuschuß zur Glockenanschaffung gegeben wurde.
- 26. Dezember. Zur Pfarrweihnachtsfeier, die in diesem Jahre an 2 Tagen 1.000 Besucher hatte, wurde unter Leitung von Herrn Lehrer Riffel das Krippenspiel von Ferdinand Beng aufgeführt.
- Nachtrag zur Glockenweihe
- Die große D-Glocke hat die Inschrift In honorem Immaculatae conceptionis [p. 196] B.M.V. fusa sum ad ecclesiae S. Martini Sontini. Des Krieges Sturm riß mich vom Turm 1917. Neuerstanden sing ich wieder der Gottesmutter Jubellieder 1931. Bild der Muttergottes, Marienglocke.
- Paten: Hans Michael Flücken, derzeitiger Bürgermeister von Zons, und Frau Maria Meller geb. Scheer, Gutspächter des Schloßhofes.[6]
- Mittlere f-Glocke
- S. Martini Glock bin ich genannt. Zu Zons getauft wider Feuer und Brand. Ungewitter, Donner und Hagelschlag durch Gottes Gnad abwenden mag.'
- Pro patria mortua 1918 pro ecclesia in ritam redio 1931. St. Martinus-Bild.
- Paten: Peter Breuer, Hauptlehrer, Helene Rodewig geb. Uhles, Gattin des pensionierten Rentmeisters.
- Kleine Glocke Ton g. Höhe 1 m, Durchmesser 1,03 m.
- Zu Gottes Ehr heng ich hier, das Ungewitter zu kieren und Gottes Lob zu mehren. Bin aus Stadt Zons Mitteln ahngeschafft worden 1751. Denuo fusa et consecrata fideles advoco 1931. Bild des heiligen Hubertus.
- Paten: Otto Sticker, 2. Vorsitzender des Kirchenvorstandes, Gertrud Wimmer, Schwester des pensionierten Küsters.
- Statistiken 1927-1931