Notgeld

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Zonser Notgeldscheine (1)
Zonser Notgeldscheine (2)

Wie viele Städte und Gemeinden, gab die Stadt Zons 1922 eine Serie Notgeldscheine heraus, die Zonser Motive zeigen.

Hintergrund

In der Zeit während und nach dem Ersten Weltkrieg wurden größere Mengen von Notgeld von den Städten, Gemeinden, Kreisen und auch Firmen ausgegeben, um dem Kleingeldmangel aufgrund des Metallbedarf der Kriegsindustrie sowie des Hortens von Silbermünzen (ihr Metallwert war durch die Inflation höher als ihr Nennwert) zu begegnen. Dabei zeigten die Scheine häufig viel Lokalkolorit, so dass sie sich rasch zu begehrten Sammlerobjekten entwickelten. Vor diesem Hintergrund wurde es üblich, solche Scheine nur noch für Sammler drucken zu lassen (sogenannte Serienscheine).

Auftragsvergabe und Umsetzung

1921 beauftragte die Gemeinde den Kölner Grafiker H. Lütckens oder Lütkens[1] mit der Fertigung einer Serie von Notgeldscheinen zum Nennwert von 50 Pfennig, die Zonser Motive zeigen sollten. Schon die Vorlage der Entwürfe verzögerte sich dann jedoch sehr lange, so dass die Gemeinde die nötige Genehmigung nicht mehr fristgerecht einholen konnte, und die Scheine wurden erst deutlich nach Ablauf des Einlösungstermins (31. März 1922) fertiggestellt. Der Gemeinderat entschied daher in seiner Sitzung vom 13. Juni 1922, einen Teil der Scheine an die Kriegerdenkmalkomitees von Zons und Stürzelberg zugunsten der geplanten Kriegerdenkmäler abzugeben und den anderen Teil zu Sammlerzwecken zugunsten der Gemeindekasse zu verkaufen.[2]

Zwar berichtete Bürgermeister Albert Granderath in der Sitzung des Gemeinderats vom 13. Juni 1922, dass die Scheine fertiggestellt seien. Kurz darauf stellte sich jedoch heraus, dass dies nicht der Wirklichkeit entsprach. Daher kam das Gremium in seiner Sitzung vom 11. Juli 1922 zu dem Schluss, dass es sich um einen Betrugsversuch des Grafikers handeln müsse, und man entschied, dden Druck auf den Auftragnehmer zu erhöhen[3]:

Der Gemeinderat nimmt Kenntnis von dem Berichte des Bürgermeisters über das Notgeld. Er hat die Überzeugung gewonnen, daß durch die Verzögerung in der Herstellung der Entwürfe zunächst der Gemeinde die Möglichkeit genommen worden ist, eine Genehmigung für das Notgeld nachzusuchen.
Sodann hat der Gemeinderat weiter die Überzeugung, daß das Vorgehen des Malers Lückens ein betrügerisches ist, da er durch Vorspiegelung falscher Tatsachen die Gemeinde veranlaßt hat, die vereinbarte Vergütung für die Druckkosten zu zahlen, obwohl er dieses Geld heute, nachdem Monate verflossen sind, noch nicht für den Druck des Notgeldes verwendet hat und anscheinend wegen Zahlungsschwierigkeiten auch nicht mehr zur Verfügung hat. Der Gemeinderat beauftragt die Finanzkommission, die weiter erforderlichen Schritte zu tun, falls seitens des Lütkens die Angelegenheit nicht bis zum 15. Juli 1922 geregelt wird. Insbesondere soll die Finanzkommission mit der Druckerei Dr. Linnemann wegen Herausgabe des Notgeldes verhandeln.

Es ist davon auszugehen, dass die Scheine wenige Wochen später geliefert worden sind. Insgesamt wurden 36.000 Serien verkauft, die einen Erlös von 89.707,- Reichsmark einbrachten.[4]

Motive

Die 5 Scheine zeigen auf der Vorderseite jeweils mittig entweder nur das 1904 erstellte Stadtwappen oder dieses zusammen mit dem spätmittelalterlichen Schöffensiegel. Aufgedruckt ist die Unterschrift von Bürgermeister Albert Granderath (1910-1923). Die Rückseite des ersten Scheins zeigt eine Darstellung der Ostseite der Stadt nach einem historischen Stich aus dem Jahr 1620, mit einer Treidelszene im Vordergrund. Auf der Rückseite des zweiten Scheins ist das Gebäudeensemble am Rheinturm mit Kloster dargestellt, dazu der Anfang von Schiller's Gedicht An die Freunde aus dem Jahr 1802: Lieben Freunde, es gab schönre Zeiten als die unseren. Das ist nicht zu streiten!. Die Rückseite des dritten Scheins zeigt den Stadtgraben an der Nord- und der Westmauer der Festung mit dem Rheinturm (links), dem Krötschenturm (mittig) und dem Torso des Mühlenturms (ganz rechts), dazu der Spruch: Steinwand nur gibt Zeugnis alter Pracht - Aufragend einsam aus der Zeiten Nacht!. Das Motiv des vierten Scheins ist eine etwas phantasievolle (und teils falsche) zeichnerische Rekonstruktion der Südseite der Festung um 1400 nach einer Zeichnung des Malers, Illustrators und Kunstschriftstellers Hermann Knackfuß (1848-1915), die dieser 1880 für die zweite Auflage des Bandes "Deutsche Geschichte" (Herausgeber: L. Stacke, Bielefeld 1880), angefertigt hatte. Diese Rekonstruktion ist seit ihrer Erstveröffentlichung 1880 immer wieder reproduziert worden. Auf der Rückseite des letzten Scheins ist ein Teil der Feldstraße, der heutigen Schloßstraße, mit Blick in Richtung Westen, mit dem Juddeturm (hier irrtümlich als "Judenturm" bezeichnet) und dem Herrenhaus der Burganlage (heutiges Kreismuseum; links) dargestellt, dazu der Spruch: O Frühlingsmorgenrot der Erden - O Völkerlenz wann brichst Du an?.

Belege

  1. Auf den Notgeld-Scheinen tauchen beide Schreibweisen auf.
  2. AiRKN, DO 07, Ratsprotokolle Dormagen, Nr. 84, p. 262f.
  3. AiRKN, DO 07, Ratsprotokolle Dormagen, Nr. 84, p. 367f.
  4. GStAZ, S. 213.