Lambert Josef Kauhlen

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Unterschrift von Lambert Josef Kauhlen.

Lambert Josef Kauhlen (~ 27. Mai 1778 in Bonn; † 14. Juni 1843 in Zons), Dr. med., war von 1801 bis zu seinem Tod 1843 in Zons als Arzt tätig. Daneben war er mindestens ab 1813 bis 1830 Mitglied des Zonser Kirchenrats. Er war Eigentümer des Gebäudekomplexes aus Zollturm und Zollhaus, den er bewohnte und teils umgestalten ließ.

Elternhaus

Lambert Josef Kauhlen wurde am 27. Mai 1778 in Bonn, Pfarre St. Remigius, als Sohn der Eheleute Franz Wilhelm Kauhlen (* 27. Januar 1750 in Hemmerden; † 13. Februar 1793 in Bonn) und Anna Maria Kaufmann (* 17. August 1740 in Bonn; † 21. März 1795 in Bonn) getauft. Der Vater, der einer großbäuerlichen Familie entstammte, war Mediziner (Dr. med.), Professor der Pathologie und medizinischen Praxis an der Universität Bonn und Hofrat. Er hat die Reform des Gesundheitswesens in Kurköln maßgeblich gestaltet und sich nicht nur für die medizinische Ausbildung, sondern auch für die medizinische Aufklärung der einfachen Bevölkerung eingesetzt. Durch die Hochzeit mit Anna Maria Kaufmann 1777, einer Tochter des ehemaligen Ratsbürgermeisters Peter Josef Kaufmann und Schwester des Schöffenbürgermeisters Mathias Josef Kaufmann, gehörte Franz Wilhelm Kauhlen einer sehr angesehenen und einflussreichen Bonner Familie an.

Lambert Josef Kauhlen hatte drei jüngere Geschwister:

  • Franz Wilhelm Kauhlen (~ 12. November 1779 in Bonn), über den nichts Näheres bekannt ist
  • Mathias Josef Franz Kauhlen (~ 27. April 1782 in Bonn), der zunächst die geistliche Laufbahn einschlug und Kanoniker in Kerpen (Stift St. Martinus) wurde (Tonsur am 19. September 1799), dieses Amt 1802 infolge der Säkularisierung aufgeben musste[1] und ab 1802/03 einige Jahre mit seinem Bruder Lambert Josef in Zons lebte. Er heiratete am 16. Dezember 1811 (kirchlich einen Tag darauf) in Zons Maria Elisabeth Hubertine Josefine Stevert (~ 25. Mai 1784 in Zons), Tochter des früheren Zonser Zollkontrolleurs Hyronimus Bertram Heribert Stevert. 1811 war Franz Kauhlen Reitersoldat in Adenau und später Forstinspektor in Gemünd

Nach dem frühen Tod der Eltern (1793 bzw. 1795) wurde Lambert Josef Kauhlen Mündel seines Onkels Mathias Josef Kaufmann.[2]

Ausbildung und Studium

1791/92 war Lambert Josef Kauhlen Schüler der ersten Klasse des Bonner Gymnasiums. Am 18. November 1799 schrieb er sich an der Universität Göttingen zum Medizinstudium ein. Weiter dem Vorbild seines Vaters folgend, hat er später an der Universität Duisburg in Medizin und Chirurgie promoviert (Dr. med.).[3] Am 2. Juli 1801 erfolgte seine Zulassung als Gesundheitsbeamter (officier de santé) in Bonn.[4]

Leben und Wirken in Zons

Zwischen dem 2. Juli und dem 18. Oktober 1801[5] ist Lambert Josef Kauhlen nach Zons gezogen, um dort dem Arztberuf nachzugehen. Er fand – wie sein jüngerer Bruder Franz Kauhlen nach der Aufhebung des Stiftes St. Martinus in Kerpen 1802 – Aufnahme beim Onkel, dem früheren Zonser Zöllner August Wiesen[6] im Zollhaus.

August Wiesen bewohnte den Rheinturm-Zollhaus-Komplex zur Miete. Im Zuge der Säkularisation erwarb Lambert Josef Kauhlen die Gebäude am 17. September 1803 für 2800 Franken als Makler für seinen Onkel.[7] Anhand einer Bevölkerungsliste von 1803 ist belegt, dass die beiden Brüder zusammen mit dem Ehepaar Wiesen im Zollhaus wohnten.[8] Während Franz Kauhlen eine Reihe von Jahren als Pensionär in Zons wohnte und den Ort zwischen 1808 und 1811 wieder verließ, war Lambert Josef Kauhlen als Arzt tätig. Sein Einsatzgebiet umfasste neben der Bürgermeisterei Zons auch die Bürgermeistereien Dormagen und Stommeln.[9] Neben ihm praktizierte in Zons der Chirurg und Armenarzt Johann Lingens (~ 7. Dezember 1772 in Zons; † 15. Dezember 1834 in Zons). Nach dem Tod von Lingens übernahm Kauhlen dessen Armenarztstelle. In seiner Sitzung vom 8. Mai 1835 genehmigte der Gemeinderat die Stellenübernahme nachträglich: Kauhlen sollte hierfür jährlich 40 Taler erhalten, beginnend mit dem 1. Januar 1835. Neben der gewöhnlichen Behandlung der Armen hatte er die Verpflichtung, die Gesamt-Impfung und die vorgeschriebenen Revisionen der Schulen unentgeltlich durchführen. Die Geburtshilfe fiel nicht in seinen Zuständigkeitsbereich.[10]

Spätestens mit dem Tod des August Wiesen am 29. Januar 1810 – seine Frau ist bereits am 28. April 1804 verstorben – gingen Rheinturm und Zollhaus in das Eigentum des Lambert Josef Kauhlen über. Das Ehepaar Wiesen starb kinderlos. Am 2. März 1807 erwarb Kauhlen im Zuge der Säkularisation eine Wiesenparzelle und am 5. April 1809 noch eine Wiesen- und Ackerparzelle.[11] 1827 ließ er das Dach auf dem Rheinturm erneuern. Seitdem hat es seine heutige Form und Höhe.[12]

Am 12. Juni 1808 heiratete Lambert Josef Kauhlen in Zons Maria Josefine Gertrud Helene Aldenhoven (~ 20. August 1787 in Zons; † 25. Oktober 1836 in Zons), eine Tochter des Zonser Bürgermeisters und Gutsbesitzers (Schloss Friedestrom) Matthias Aldenhoven. Trauzeugen waren der 67-jährige frühere Kanoniker Jacob Stevert (ein Großonkel der Braut), der 38-jährige Landwirt Jacob Aldenhoven und der Bruder Franz Kauhlen, alle aus Zons.[13]

Das Ehepaar Kauhlen trat in Zons mehrfach als Taufpaten oder Trauzeugen in Erscheinung:

Patenkinder von Helene Kauhlen

  • Helene Catharina Hubertine Hardenberg (* 20. November 1808), Tochter von Tischler Werner Hardenberg und Elisabeth geborene Aldenhoven[14]
  • Helene Catharina Lenden (* 15. September 1809), Tochter von Tagelöhner Johannes Lenden und Anna Maria geborene Hackenbroich[15]
  • Helene Antonia Hubertine Frohn (* 5. Januar 1811), Tochter von Förster Johann Peter Frohn und Maria Gertrud geborene Schmitz[16]
  • Helene Hubertine Erkelenz (* 24. März 1817), Tochter von Gärtner Theodor Erkelenz und Maria Sybille geborene Schnee[17]
  • Eduard Mathias Hubert Aldenhoven (* 24. April 1836), Sohn von Franz Aldenhoven und Maria Therese Margarethe geborene Broich[18]

Patenkinder von Lambert Josef Kauhlen

  • Lambert Josef Engels (* 12. Februar 1810), Sohn von Johann Wilhelm Engels und Anna Catharina geborene Esser[19]
  • Bertha Margarethe Hubertine Maria Aldenhoven (* 26. März 1833), Tochter von Franz Josef Aldenhoven und Maria Therese Magdalena geborene Broich[20]
  • Johannes Maximilian Hubert Josef Aldenhoven (* 29. November 1839), Sohn von Franz Aldenhoven und Maria Therese Magdalena geborene Broich[21]

Lambert Josef Kauhlen als Trauzeuge

  • Hochzeit des Bruders Franz Kauhlen mit Maria Elisabeth Hubertine Josefine Stevert am 17. Dezember 1811[23]

In seiner Freizeit ging Kauhlen der Jagd nach: In seiner Sitzung vom 9. August 1829 beschloss der Gemeinderat, ihm und seinen Konsorten die Jagd auf Gemeindegebiet erneut zu verpachten.[25] Daneben engagierte sich Kauhlen im Zonser Kirchenrat, dem er mindestens ab 1813 angehörte, seit mindestens 1821 als Präsident. Im Januar 1830 erklärte er seinen Austritt.[26]

Wissenschaftliche Tätigkeit

Wie sein Vater, war auch Lambert Josef Kauhlen sehr wenig wissenschaftlich-publizistisch aktiv. 1803 veröffentlichte er eine kleine Monografie über den Branntweinkonsum: "Über den diätetischen Gebrauch des Brannteweins" (Bonn 1803). Darin befürwortet er einen mäßigen Konsum von Branntwein als gesundheitsfördernd, und er stellt sich damit explizit gegen die Ansichten des berühmten Berliner Arztes und Sozialhygienikers Christoph Wilhelm Hufeland: Jener hat sich ein Jahr zuvor in der Publikation "Ueber die Vergiftung durch Branntwein" (Berlin 1802) deutlich gegen jedweden Branntwein-Konsum ausgesprochen.

Letzte Lebensjahre und Tod

Das Wege- und Prozessionskreuz zur Erinnerung an das Ehepaar Kauhlen in den 1920er Jahren.

Helene Kauhlen geborene Aldenhoven starb bereits im Alter von nur 49 Jahren am 25. Oktober 1836 in Zons. Es war ein plötzlicher Tod, wie Pfarrer Gereon Joseph Löhr im Begräbnisregister notierte.[27] Das Paar hatte keine Kinder, und so erklärte Lambert Josef Kauhlen am 18. Juni 1839 seine Geschwister Franz Kauhlen und Agnes Steinberger geborene Kauhlen testamentarisch zu seinen Erben. Er starb am 14. Juni 1843 abends um halb 9 Uhr in Zons. Die Todesanzeige beim Zonser Standesbeamten machten der Bruder Franz Kauhlen und der Zonser Schwager Franz Aldenhoven. Mit dem Tod gingen Zollhaus und Rheinturm in das Eigentum der auswärts wohnenden Erben, die die Immobilien zunächst pachtweise vergaben und 1854 verkauften.[28]

1844 ließen die Kauhlen-Erben ein großes Wege- und Prozessionskreuz zur Erinnerung an das Ehepaar Kauhlen auf dem Rheintorvorplatz aufstellen. Es wurde im Juli des Jahres nach entsprechender Genehmigung des Generalvikariats von Pfarrer Carl Joseph Neesen benediziert. An diesem Kreuz wurde bei der Fronleichnamsprozession die zweite Station mit Segen gehalten.[29] Das Kreuz ist seit den 1960er Jahren, in denen es für umfassende Umgestaltungsarbeiten auf dem Platz entfernt worden ist, verschollen. Es trug die Inschrift[30]:

"Im Kreuz ist Heil
Zum Andenken
an Eheleute
Lambert Joseph Kauhlen
Geb(ohren) 27. M[ai 17]78, [Gest(orben) 14. Juni] 1843
[und]
[Helen]e Ald[enhoven]
[Geb(oren) 20. August 1787, Gest(orben) 25. Okt. 1836]"

Belege und Anmerkungen

  1. Ingrid Joester, Die Besetzung des Stiftes St. Martin in Kerpen im 18. Jahrhundert. Ein Beitrag zur Geschichte der Standesverhältnisse in einem kleinen rheinischen Stift, in: Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 175 (1973), S. 153-207, hier: S. 197.
  2. Max Braubach, Miszellen zur Geschichte der ersten Bonner Universität', in: Bonner Geschichtsblätter VI (1952), S. 43-61; hier: S. 49.
  3. Max Braubach, Miszellen zur Geschichte der ersten Bonner Universität', in: Bonner Geschichtsblätter VI (1952), S. 43-61; hier: S. 49. Demnach fand sich sein Doktordiplom 1952 in der Samlung des Bibliotheksrats Dr. Richard Mummendey, Bonn.
  4. Sabine Graumann, Der Landkreis Köln um 1825, Köln 2007, S. 25.
  5. Am 2. Juli 1801 war seine Zulassung als Gesundheitsbeamter in Bonn, am 18. Oktober 1801 war er Trauzeuge in Zons (s.u.).
  6. Wiesen war seit 1766 mit einer Schwester des Vaters, Anna Maria geborene Kauhlen, verheiratet.
  7. Wolfgang Schieder, Säkularisation und Mediatisierung in den vier rheinischen Departements 1803-1813, Teil 1, Boppard 1991, S. 291.
  8. LAV_NRW_R, Roer-Departement Nr. 1635, S. 12ff.
  9. Sabine Graumann, Der Landkreis Köln um 1825, Köln 2007, S. 25.
  10. AiRKN, Do 07, Ratsprotokolle Dormagen, Nr. 80, p. 73v-74r.
  11. Wolfgang Schieder, Säkularisation und Mediatisierung in den vier rheinischen Departements 1803-1813, Teil 1, Boppard 1991, S. 293-294.
  12. Adam Otten, Zons am Rhein, Düsseldorf 1903, S. 137. Die Angabe von Otten, das Dach sei vorher "kuppelartig" gewesen, ist ganz sicher falsch, wie ältere kartografische Darstellungen und der bekannte Braun-Hogenberg-Stich von 1575 belegen.
  13. Lisken-FBZ, S. 340.
  14. Lisken-FBZ, S. 267.
  15. Lisken-FBZ, S. 409.
  16. Lisken-FBZ, S. 225.
  17. Lisken-FBZ, S. 178.
  18. Lisken-FBZ, S. 18.
  19. Lisken-FBZ, S. 170.
  20. Lisken-FBZ, S. 18.
  21. Lisken-FBZ, S. 18.
  22. Lisken-FBZ, S. 743.
  23. Lisken-FBZ, S. 340.
  24. Lisken-FBZ, S. 254.
  25. AiRKN, Do 07, Ratsprotokolle Dormagen, Nr. 79, p. 28r-29r.
  26. PfAZ, Nr. 138.
  27. PfAZ, Nr. 347.
  28. Adam Otten, Zons am Rhein, Düsseldorf 1903, S. 137-138.
  29. PfAZ, Nr. 6, S. 80.
  30. Die Inschrift ließ sich anhand fotografischer Aufnahmen rekonstruieren.