Pfarrchronik: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 25. Mai 2016, 21:43 Uhr

Von seinem Amtsantritt 1928 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1951 führte der Zonser Pfarrer Johannes Klüwer eine Pfarrchronik über wichtige Ereignisse im Leben der Pfarrgemeinde.
Vorbemerkungen
Das Führen von Chroniken über wichtige Ereignisse durch die Pfarrer hat in den Pfarrgemeinden des Erzbistums Köln eine bis in die Zeit der Weimarer Republik und darüber hinaus zurückreichende Tradition. Die vorgesetzte geistliche Behörde achtete auf die Einhaltung dieser Verpflichtung, und die Chroniken wurden anlässlich von Visitationen eingesehen und beurteilt.
Der Zonser Pfarrer Adam Otten begann Ende 1907 auf Wunsch des Erzbischofs Antonius II. Kardinal Fischer] mit der Niederschrift der ersten Zonser Pfarrchronik, die er bis zum Eintritt in den Ruhestand 1910 fortsetzte und ausbaute.[1] Hierbei standen jedoch nicht aktuelle Ereignisse, sondern die weit zurückreichende Geschichte der Pfarrei im Vordergrund. Aktuelle Ereignisse wurden dementsprechend kaum notiert. Sein Nachfolger als Pfarrer (1910-1928), Dr. Dr. Ludolf Schmitz, führte die Chronik nicht fort.
Erst mit dem Nachfolger von Pfarrer Schmitz, Johannes Klüwer (1928-1951), erfuhr die Chronik eine Fortsetzung, indem er unmittelbar nach seinem Amtsantritt mit der Niederschrift aktueller Ereignisse in der Pfarrgemeinde in dem von Adam Otten begonnenen Buch startete. Diese Chronik führte er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1951 gewissenhaft fort[2], und seine Nachfolger folgten diesem Vorbild.
Die Chronik von Johannes Klüwer ist eine sehr bedeutende ortsgeschichtliche Quelle für die Zeit von der ausgehenden Weimarer Republik über die Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs bis in die beginnende Nachkriegszeit bzw. die ersten Jahre der Bundesrepublik. Die an vielen Stellen nicht nur implizite Kritik an der nationalsozialistischen Bewegung und ihren örtlichen Vertretern erstaunt angesichts der persönlichen Gefahr, der sich der Geistliche hiermit aussetzte. Auf der anderen Seite ist die Chronik damit eine einzigartige ortsgeschichtliche Quelle für die recht quellenarme Zeit des Nationalsozialismus.
Im Folgenden wird die Chronik Johannes Klüwers in Transkription wiedergegeben.
Transkriptionsteil
1928-1932
1928
- [p. 181] Am 25. Oktober 1910 wurde der hochwürdige Herr Dr. theol. et phil. Ludolf Schmitz, geboren am 19. Januar 1874 in Dortmund, zum Pfarrer in Zons ernannt. In seine Amtszeit fällt der große Weltkrieg 1914-1918. Wie beiliegendes Gedenkblatt zeigt, starben 34 Söhne der Pfarre auf dem Felde der Ehre.
- 1928 Am 31. April 1928 wurde Herr Pfarrer Dr. Schmitz als Oberpfarrer nach Bergheim, Erft versetzt.
- Sein Nachfolger wurde Johannes Klüwer, geboren 29. Juni 1886 in Essen, bisher in Köln-Nippes, St. Maria tätig, eingeführt wurde er am 24. Juni 1928 durch Herrn Hochwürden Dechant Boeckels, Dormagen.
- 9. September. Jakob Blömacher feiert sein goldenes Brudermeister-Jubiläum auf der Wallfahrt nach Kevelaer.
- 26. September. Prozession zum Friedhof, Kranzniederlegung zu Ehren der Gefallenen.
- 14. Oktober. Die Glockensammlung beginnt wieder, da durch den Krieg die Kirche 2 Glocken verloren hat.
- 11. November. Das Hochamt zu Ehren des Kirchenpatrons verschönte[3] der Kirchenchor von St. Marien, Köln-Nippes durch seinen Gesang.
- [p. 182] Vom 3.-9. Dezember fand eine religiöse Weihe für die Jungfrauen statt. 90% beteiligten [sich]. Exerzitienmeister war Pater Britz, Lazarist, Stolkgasse, Köln.
- 25. Dezember. Weihnachten wurden 700 Kommunionen ausgeteilt.
- 1.12.28. Mit dem heutigen Tage wurde Herr Schulrat Langenberg nach Köln Land versetzt, an seine Stelle kam Herr Schulrat Dr. Schmitz, dessen bisheriger Wirkungskreis Andernach gewesen war.
1929
- 1929. Am 1. Januar 1929 schied die Lehrerin Werle, welche 12 Jahre in Zons gewirkt hatte, da sie heiratete, aus dem Schuldienst aus. An ihre Stelle trat die Schulamtsbewerberin Klara Bergmann.’’
- März. Die Kirchenfenster wurden mit einem Kostenaufwand von 850,- Reichsmark gereinigt und repariert.
- 14. April. Die Hohenzollern-Kompanie der St. Hubertus-Schützengesellschaft feiert ihr silbernes Jubiläum.
- 21. April. Kirchenvorstandswahl. Gewählt wurden Hubert Boes, Josef Richrath, Josef Rodekirchen, Gottfried Stelzmann, Josef Vogel, zu den verbliebenen alten Mitgliedern Hubert Longerich, Wilhelm Peters, Peter Gilgen, Jakob Gassen, Johann Hahn. Otto Sticker, 25 Jahre Mitglied und langjähriger stellvertretender Vorsitzender, war wegen [p. 183] seines hohen Alters ausgetreten.
- Am 19. Januar 1929 wurde der Katholische Frauen- und Mütterverein gegründet.’’[4]
- [p. 183] 1. März. Ein überaus strenger Winter. Der Rhein zugefroren bei Emmerich und an der Loreley. Am 1. März war die Temperatur noch -8 Grad Celsius.
- 5. Mai. Durch die Witterungseinflüsse war das Kreuz "am Mühlenpost“ verwittert und herabgestürzt. Heute wurde es in feierlicher Prozession wieder erneuert. Insam und Prinoth aus St. Ulrich im Grödnertal (Tirol) hatten es verfertigt.
- 13. Juni. Am St. Antoniustag wurde der Katholische Gesellen-Verein gegründet. Herr Generaldirektor Dr. Nattermann aus Köln war persönlich anwesend. 33 Gesellen meldeten ihren Beitritt. Senior wurde Josef Blömacher, der auch als Präfekt des Jünglingsvereins sich der Jugend sehr annimmt.

- 21. Juli. Jubiläum der Stadterhebung 1373 und silbernes Jubiläum der Erneuerung des Stadtwappens (1904). Als Vertreter des Herrn Kardinals zelebrierte Herr Hochwürden Domkapitular Monsignore Höller, Köln, das Hochamt. Die Festpredigt hielt Herr Hochwürden Diözesanpräses Johannes Heinrichsbauer. Festfolge, Festzug etc. siehe Programm.
- 27.-30. September. Mission für alle Rheinschiffer und Fährleute.
- [p. 184] 2. November. Gemeinderatswahl, Provinziallandtags- und Kreistagswahl in Zons-Stürzelberg. Das Ergebnis niederschmetternd. Die Kommunisten erhielten 238, das Zentrum 214, Sozialdemokraten 64, Deutsche Volkspartei 14, Deutschnationale 44 etc. bei 724 abgegebenen Stimmen.
- 3. Dezember. Das Mitglied des Kirchenvorstands Hubert Boes wurde von einem Auto überfahren und war sofort tot. An seine Stelle trat i.K.V.[5] Johannes Erkelenz.’’
- 26. Dezember. Am 2. Weihnachtsfeiertage fand das erste Weihnachtspfarrfest statt. Alle Pfarrangehörigen beteiligten sich. Die einzelnen Vereine übernehmen die Bestreitung des Abends, conferre Programm.
- 29. Dezember. Der Katholische Arbeiterverein wurde wieder ins Leben gerufen, ca. 30 Arbeiter meldeten sich. Vorsitzender wurde Johann Habets.
1930
- 1930. Vom 12.-19. Januar fand eine wohlgelungene Familienwoche statt. Die Beteiligung war sehr gut. Am Schlusse fand die Gründung des Katholischen Frauen-Müttervereins statt. 200 Frauen meldeten ihren Eintritt.
- 26. Januar. Die Eheleute Lambert Wingerath und Margarete Sand feiern heute unter Anteilnahme der ganzen [p. 185] Bevölkerung ihre goldene Hochzeit.
- Im Vinzenzkloster wird ein Nähkursus eingerichtet, und die Kreisverwaltung veranstaltet Kochkurse, die sehr gut besucht werden.
- 23. März. Heute findet die Betstunde für die verfolgte Kirche in Rußland statt.
- 1. [April]. Wie auch im vorigen Jahre, so werden heuer Exerzitien für die Schulentlassenen von dem hochwürdigen Herrn Assistenten des Raphaelshauses Dormagen gehalten und in einer kleinen Feier die Schulentlassenen verabschiedet.
- 11. Mai. Der Kirchenchor Cäcilia feiert sein goldenes Jubiläum, das recht würdig verlaufen ist, conferre Programm. Die Festpredigt hielt Pater Seiter CSSp, 9 Kirchenchöre des Dekanates waren erschienen.
- 15. Juni. Bruderweihe des Katholischen Gesellenvereins, zu dem die Brudervereine in stattlicher Zahl (700 Gesellen) erschienen waren. Die Festpredigt hielt Herr Hochwürden Bezirkspräses Kaplan Schorn aus Neuß, die Festrede Herr Hochwürden Dr. Nattermann, Köln.
- 29. Juni. Die endgültige Befreiung des Rheinlandes von dem Joche der feindlichen Besatzung wurde auch kirchlich gefeiert. Tedeum etc.
- 29. Juni. Elternbeiratswahl. Trotz Gegenarbeit [p. 186] gelang es den Kommunisten, einen ihrer Vertreter, einen Dissidenten, in den Elternbeirat zu wählen.
- 7. September. Die weltliche Feier des goldenen Jubelfestes des Kirchenchores und Männergesangvereins "Cäcilia“ mit nationalem Gesangwettstreit, conferre Festbuch.
- Weißen Sonntag wurden 20 neue Kinderbänke angeschafft, das Stück zu 23,- Mark, verfertigt von Sebastian Steinbach, Zons, und Wilhelm Steinbach.
- 20. Oktober. Der Herr Hochwürden Weihbischof Dr. Hermann Josef Sträter (Aachen) wurde zur Firmung und Visitation um 8 Uhr am Feldtor empfangen, zelebrierte selbst das heilige Meßopfer und spendete 92 Firmlingen die heilige Firmung. In der Prüfung mußten die Kinder recht gut antworten. Um 11 Uhr ging er mit den anwesenden Geistlichen Herrn Hochwürden Dechant Böckels (Dormagen), Direktor Kettenhofen, Assistent Heckmanns (Raphaelshaus), Definitor Biesenbach (Stürzelberg), Rektor Schmitz (Horrem), Dr. Selung (bischöflicher Kaplan) und Religionslehrer Krutwig (Köln-Nippes) durch die festlich geschmückten Straßen zum Besuch der Schwestern. Unter feierlichem Glockengeläute fuhr der hochwürdige Herr gegen ½ 3 Uhr zur Firmung nach Straberg.’’
- 26. Oktober. Sämtliche Ostern entlassenen Knaben (9) wurden heute am Christkönigsfest feierlich in den Jünglings-Verein aufgenommen.
- [p. 187] 24. und 25. November. Hochwasser in Zons. Bei einem Pegelstand von 7 m in Köln stand das Wasser sonst bis weit in die Feldstraße. Zum ersten Male in der Geschichte Zons hat die Stadt nicht unter den Schrecken des Hochwassers zu leiden gehabt, da der neue Damm mit einem Kostenaufwand von 1.275.000,- Reichsmark einige Tage vorher fertiggestellt war. Vergleiche den Zeitungsausschnitt in der Anlage zur Chronik.
- 26. Dezember. Wie im Vorjahre, wurde auch in diesem Jahre eine Pfarrweihnachtsfeier veranstaltet. Der große Saal bei Peter Josef Schmitz war 2x vollständig besetzt. Herr Lehrer Riffel hatte die Leitung, der auch in diesem Jahre die Krippe in der Kirche gebaut hat. Zum 1. Mal wurde der Hochaltar als Ort der Aufstellung gewählt. Auf der Epistelseite Vertreibung aus dem Paradiese, Opfer des Isaak eherne Schlange, Verkündigung der Engel. Im Hintergrund die Verkündigung Mariens. Auf der Evangelienseite die Krippe und der Zug der heiligen 3 Könige, auf dem Hintergrund aufgebauter Zonser Rheinturm.’’
- Nachtrag zu 1930
- Am 18. Mai feierte der Marienverein das 100-jährige Bestehen des Marienvereins mit den Schwestervereinen [p. 188] in Köln-Nippes.’’
- Anläßlich des Namenstages des Pastors schenkten die Vereine der Kirche Läufer für den Altar, Kerzenhalter für den Tabernakel, Taufkännchen und -teller und der Paramentenverein Alben für Seelenmessen.
- Im Laufe des Jahres verfertigte der Paramentenverein Schutzdecken für die Altäre und einen violetten Chormantel. Die Kevelaerpilger brachten von ihrer Pilgerfahrt 6 Kerzenleuchter für den Hauptaltar mit.
1931
- 1931. Am 21. Januar starb der Rendant Ferdinand Klüwer aus Essen, nachdem er 3 Jahre die Geschäfte zur vollsten Zufriedenheit geführt, sein Nachfolger wurde am 1. Februar der Kaufmann Robert Jungblut aus Köln.
- 22. Februar. Die Eheleute Gottfried Rosellen und Sophia Lieven aus Delhoven begehen das Fest ihrer goldenen Hochzeit. Die ganze Gemeinde nimmt freudigen Anteil.
- 8. März. Der Bonifatiusverein wurde neu eingeführt. Fräulein Anna Steinbach besorgt die Arbeit. Ca. 20 Mitglieder.
- März/April. Der Frauen- und Mütterverein hält einen Kursus für Säuglingspflege, der sehr gut besucht wird. Schwester Hildegard leitet den Kursus.
- [p. 189] 5. April. Der Fußballclub Zons feiert sein 20-jähriges Bestehen und hält eine Generalkommunion in der Frühmesse, an der sich alle Mitglieder beteiligen.
- 1. Mai. Wie alljährlich die Blumenprozession der Schulkinder zum Maialtar. Eingeübt war das Lied "Meerstern ich Dich grüße". An Hortensien-Topfpflanzen waren gegeben: 70 Stück.
- 17. Mai. Schluß der österlichen Zeit, wie im Vorjahr haben über 200 die Osterpflicht nicht erfüllt.
- 28. Juni. Feierliche Glockenweihe, conferre Festfolge in der Anlage.
- Geschichte der Glocken
- In die 1876-78 neuerbaute Pfarrkirche wurden die Glocken der alten Kirche eingebaut.
- Die große Glocke d.
- Inschrift: In honorem B.M.V. fusasum ad usum ecclesiae S. Martini Sontini. P.T. pastore C.J. Neesen, vicarius J. Massen, S. M. Schloßmacher consiliarii eccl. F. Aldenhoven, G. Schmitz, H. Stommel, J. Bongartz, H. Richrath. Anno 1843. Gaulard Père et fils fondeurs a Liège.
- Vorn befindet sich das Bild der Muttergottes.
- Die mittlere Glocke f.
- S. Martini Glock bin ich genannt,
- [p. 190] zu Zons getauft wider Feuer und Brand.
- Ungewitter, Donner u. Hagelschlag
- Durch Gottes Gnad abwenden mag.
- Renovata sub D. pastore Nikolao Engelskirchen. D. Wolters Weber consule (Bürgermeister) D. Mathia Stam aedili et scabino (Ortsvorsteher und Schöffe) sumptibus D D patronorum et sui civitatis. Anno 1710.
- Johann Peter Edel von Straßburg, Curpfelsiger goß mich 1710.
- Vorn befindet sich das Bild des heiligen Martinus, hinten das Bild der Muttergottes.
- Die kleine Glocke g.
- Zu Gottes Ehr heng ich hier, das Ungewitter zu kieren u. Gottes Lob zu mehren.
- Bin aus Statt Zons Mitteln ahngeschaffet worden 1751. Denuo fusa consecrata fideles advoco.
- Vorn befindet sich das Bild der Muttergottes (1), hinten das Bild des heiligen Maternus (2), rechts ein Kruzifix (3) und links das Bild des heiligen Hubertus (4).
- Die entsprechenden Umschriften (1) Maria ora pro nobis, [p. 191] (2) S. Materne ora pro nobis, (3) misere nobis, (4) St. Huberte ora pro nobis.
- Die kleinste Glocke hoch oben im Turm, das sogenannte Kleppglöcklein mit Inschrift.
- Ton: cis
- Allen luden bekannt.
- Ave bynych genannt
- Anno Domini MVCIII
- Dieses kleine Glöcklein stammt hochwahrscheinlich noch aus der alten Franziskanerkirche.
- Während des Weltkrieges wurden Glocken d und f beschlagnahmt. Die g-Glocke wurde 1917 und die cis-Glocke 1918 im Turm zerschlagen und für Kriegszwecke (Kanonen) verwandt. Nach Beendigung des Krieges begann die Pfarrgemeinde mit der Sammlung für neue Glocken. Die Inflation machte 1922 (200.000,- Mark waren schon bei der Glockenfirma Otto eingezahlt) alle Hoffnung zu nichte.
- Am 8. Juli 1928 begann man wieder mit der Sammlung anläßlich des Krönungsballes der St. Hubertusschützengesellschaft. Ergebnis: 130,- Mark. Darauf lud der Pfarrer die Vereine aus Zons ein. [p. 192] Die Stadt wurde in 9 Bezirke eingeteilt und monatlich eine Haussammlung zum Besten der Glocken abgehalten. Es beteiligten sich der Männergesangsverein und Kirchenchor Cäcilia, der Kriegerverein, Turnverein, Marienverein, Theaterverein Germania, der Schützenverein, die Feuerwehr, der Fußballklub, und den Außenbezirk übernahm der Polizeiwachtmeister Pohlmann. Alle Vereine taten ihr Bestes, nur die Germania legte bald ihr Amt nieder, an seine Stelle trat der neu ins Leben gerufene Katholische Gesellenverein. Jeden Monat wurde abwechselnd im Saale Schmitz und Schönen ein Kinoabend veranstaltet, auch gaben einige Vereine besondere Theaterabende zum Besten der Glocken, so der Marienverein 90,- Mark, die Schule 107,- Mark, Hohenzollernkompanie 25,- Mark, die Antoniusbruderschaft stiftete 34,- Mark, der Kegelklub "Gemütlichkeit" 90,- Mark. Außerdem stifteten einige Pfarrkinder besondere Summen, sodaß am 18. Mai 1931 die Glocken in der Gießerei von Petit und Gebrüder Edelbrock in Gescher in Westfalen unter Beisein des Pfarrers und einiger Mitglieder des Kirchenvorstandes gegossen werden konnten. 3 neue Glocken wurden gegossen, d, f, g, im Gewicht von 1753 kg, 1035 kg und 685 kg.
- [p. 193] Die Abrechnung stellt sich wie folgt: Einnahme Sammlung der Gemeinde und Kirchenkollekte 4.500,- Mark.
- Einnahmen bei der Glockenweihe 320,- Mark
- Anleihe aus der Kirchenkasse 3.000,- Mark
- 8.620,- Mark
- Zuschuß aus der Kirchenkasse aus früheren Jahren 1.000,- Mark
- Dem stehen an Ausgaben gegenüber 9.620,- Mark
- Für die Glocken an Firma Petit und Edelbrock, Gescher 6.216,- Mark
- Herford, Elektrizitätswerk Bautransport 2.284,- Mark
- Geiler Installation 590,- Mark
- Sonstige Nebenkosten 530,- Mark
- 9.620,- Mark
- Da die vorhandene alte G-Glocke in Zahlung gegeben wurde, erhöht sich der Anschaffungspreis um 750,- Mark.

- Am 25. Juni wurden die Glocken feierlich in Prozession vom Bahnhof Dormagen abgeholt und auf dem Kirchplatze aufgestellt, wo der Herr Domkapellmeister Prof. Mölders sie prüfte und für sehr gut befand (conferre Anlage zur Chronik). Am 28. Juni war unter großer Beteiligung die Weihe, welche der Herr Dechant Boeckels aus Dormagen vornahm. Die Festpredigt hielt Herr Pastor Probst aus [p. 194] St. Marien, Köln-Nippes. Am 11. Juli abends läuteten die Glocken zum ersten Male. An diesem Tage wurde das neu eingerichtete Heimatmuseum im Rheinturm, um dessen Zustandekommen sich Herr Lehrer Riffel sehr bemüht hat, der Stadtverwaltung zur Verwaltung übergeben, conferre Seite 195. Mögen die Glocken nunmehr nur dem Frieden dienen. Dem Museum wurden geliehen conferre Seite 219.
- 9. August. Aufnahme der Schulentlassenen in Jung-Kolping feierlich in der Kapelle, abends Familienabend.
- 6. und 7. September. Prozession nach Kevelaer mit 90 Teilnehmern.
- 20. September. Prozession wie alljährlich nach Knechtsteden.
- 14. Oktober. Elisabethfeier im Saale Hahn zum diesjährigen Jubiläum.
- 18. Oktober. Kirchenvorstandswahl. Die alten Mitglieder werden wieder gewählt, Hubert Longerich, Jakob Gassen, Peter Gilgen, Johann Hahn, Wilhelm Peters, als Ersatzmitglieder Matthias Weiler und Heinrich Wimmer.
- 25. Oktober. 12 Mitglieder des Katholischen Arbeitervereins fahren zum Einkehrsonntage nach Knechtsteden.
- 16.-30. November. Von 16.-30. November hielten die Patres Redemptoristen Borchert aus Bochum und Claessen aus Luxemburg große Volksmission, die letzte Mission war gewesen 1.-8. Februar 1920 von den [p. 195] Herren Kapuzinerpatres Benedictus und Theobaldus. Ein altes Kreuz der Pfarrkirche wurde als Missionskreuz neugeweiht und am Muttergottesaltar feierlich aufgestellt. Die Beteiligung an der Mission betrug 85%, bis Weihnachten fanden sich noch 5%, sodaß 90% aller Pfarrkinder die heiligen Übungen mitmachten, trotz eifriger Gegenagitation der Kommunisten, die selbst eine Gottlosentruppe zu Theateraufführungen bestellt hatte (Agitproptruppe), deren Auftreten aber vom Bürgermeisteramt verboten wurde. Die Kommunistengruppe im Gemeindeparlament hatte es auch fertiggebracht, daß von der Zivilgemeinde kein Zuschuß zur Glockenanschaffung gegeben wurde.
- 26. Dezember. Zur Pfarrweihnachtsfeier, die in diesem Jahre an 2 Tagen 1.000 Besucher hatte, wurde unter Leitung von Herrn Lehrer Riffel das Krippenspiel von Ferdinand Beng aufgeführt.
- Nachtrag zur Glockenweihe
- Die große D-Glocke hat die Inschrift In honorem Immaculatae conceptionis [p. 196] B.M.V. fusa sum ad ecclesiae S. Martini Sontini. Des Krieges Sturm riß mich vom Turm 1917. Neuerstanden sing ich wieder der Gottesmutter Jubellieder 1931. Bild der Muttergottes, Marienglocke.
- Paten: Hans Michael Flücken, derzeitiger Bürgermeister von Zons, und Frau Maria Meller geb. Scheer, Gutspächter des Schloßhofes.[6]
- Mittlere f-Glocke
- S. Martini Glock bin ich genannt. Zu Zons getauft wider Feuer und Brand. Ungewitter, Donner und Hagelschlag durch Gottes Gnad abwenden mag.'
- Pro patria mortua 1918 pro ecclesia in ritam redio 1931. St. Martinus-Bild.
- Paten: Peter Breuer, Hauptlehrer, Helene Rodewig geb. Uhles, Gattin des pensionierten Rentmeisters.
- Kleine Glocke Ton g. Höhe 1 m, Durchmesser 1,03 m.
- Zu Gottes Ehr heng ich hier, das Ungewitter zu kieren und Gottes Lob zu mehren. Bin aus Stadt Zons Mitteln ahngeschafft worden 1751. Denuo fusa et consecrata fideles advoco 1931. Bild des heiligen Hubertus.
- Paten: Otto Sticker, 2. Vorsitzender des Kirchenvorstandes, Gertrud Wimmer, Schwester des pensionierten Küsters.
- Statistiken 1927-1931
| 1927 | 1928 | 1929 | 1930 | 1931 | |
| Taufen | 27 | 32 | 33 | 37 | 24 |
| Ehen | 15 | 12 | 13 | 11 | 7 |
| Sterbefälle | 4 | 10 | 15 | 9 | 17 |
| Firmung | - | - | - | 94 | - |
| heilige Kommunionen | 5.450 | 8.500 | 11.800 | 15.900 | |
| 1. heilige Kommunion | 13 | 18 | 28 | 36 | |
| Osterkommunion | nicht gehalten | nicht gehalten | 300 | 200 | 100 |
1932
- [p. 197] 1932. In diesem Jahre sind es 75 Jahre, daß unsere altehrwürdiges Muttergottesbild (Mater laetitiae) unter großen Feierlichkeiten wieder in die Pfarrkirche überführt wurde. Deshalb fand vom 27.-29. April ein Triduum, gehalten vom Lazaristenpater Paus aus Köln, Stolkgasse, statt. Guter Besuch. Sonntag, den 1. Mai Generalkommunion der Gemeinde, feierliches Hochamt, nachmittags Blumenprozession der Schulkinder, Festpredigt und feierliche Prozession durch das festlich geschmückte Zons, einige Bilder in der Chronik. Festzug durch Feldstraße, Steinstraße, Gartenstraße, Rheinstraße, Grünwaldstraße, Zehntgasse, Brunnenstraße, Hohes Örtchen, Hubertusstraße, Kirche.
- Am 24. April fand die Landtagswahl mit folgendem Ergebnis statt: Zons und Stürzelberg zusammen. [Ausschnitt Zeitungsartikel:] Zons: Sozialdemokraten 57 (82), Deutsch-Nationale 18 (50), R. Mittelstand 2, Zentrum 529 (564), Kommunisten 428 (388), [ Volkspartei] 15 (36), Volksrechtspartei 10 (52), Wirtschaftspartei 17 (116), Landvolk 7 (16), Staatspartei 7 (11), National-Sozialisten 403 (119).
- Während des Notwinters 1931/32 fanden Sammlungen statt, der Frauenverein hatte eine Nähstube eingerichtet, wo die in der Gemeinde gesammelten Kleidungsstücke verarbeitet wurden.
- [p. 198] [Es folgt ein eingeklebter Ausschnitt aus einem Zeitungsartikel:]
- 5) Zons, 14. Mai. (Bilanz der Zonser Notgemeinschaft.) Die Notgemeinschaft Zons gab heute einen Überblick über geleistete Arbeit im verflossenen Winter. Als Vorsitzender erstattete Bürgermeister Flücken Bericht. An Spenden und Sammlungen standen 887,65 Mark zur Verfügung. In bar wurden 539 Mark verausgabt. Zu Weihnachten wurden 108 Liebespakete verteilt. 155 Mark verwendete man für Kleider und Wäschestücke, für besondere Fälle (Lebensmittel, Schuhsohlen usw.) 130 Mark. – Auf Grund der großen Spenden war es weiter möglich, 18 arme Kommunionkinder auszustatten. Den Frauen, die in uneigennütziger Weise ihre Arbeitskraft in den Dienst der Allgemeinheit gestellt, dankte der Vorsitzende in besonderer Weise. Ihre Arbeit ermöglichte es, aus den gesammelten Kleidungsstücken gebrauchsfähige, nützliche Sachen herzustellen.
- 5. Juni. Den vom [heiligen Vater] vorgeschriebenen Weltsühnetag feierten wir heute mit gemeinschaftlicher heiliger Kommunion.
- 15. Mai. Pfingsten fand ein großes Ringpfadfindertreffen statt. Zeltlager vor den Toren, conferre Chronik. Leider hat sich hier trotz Gegenarbeit auch eine Gruppe dieser neutralen auf völkischem Boden, stark nationalsozialistischen Bewegung gebildet.
- 26. Juni. Die am 26. Juni stattfindenden Elternbeiratswahlen waren beschämend für mich. Katholische Eltern gewählt wurden mit 54 Stimmen 2 kommunistische, 50 Stimmen 2 katholische und 35 Stimmen 1 nationalsozialistischer Vertreter. Der Dissident und Kommunist wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt, sowenig Rückgratfestigkeit haben unsere katholischen Eltern.
- Der alte Kuh- und Schweinestall des Pfarrhofes wird abgebrochen.
- [p. 199] 31. Juli. Reichstagswahl. Wahlberechtigt 959. Es wurde gewählt Nazi 282, Sozi 62, Kozi 289, Zentrum 263, Deutschnational 18, Deutsche Volkspartei 4 und die kleinen Parteien je 1.
- 11. September. Sturmtag in Zons. In diesem Jahr fand an jedem 2. Sonntage jedes Monates eine [sic.] Werbetag für die Jungmänner und Gesellen unseres Dekanates statt, an dem wir uns beteiligten. Leider konnte wegen des Wetters das Freilichtspiel "Tell" nicht wie vorgesehen am "Bildchen" stattfinden. Beteiligung war[7]. Morgens Generalkommunion der Jungmänner.
- 12. September. Das "Ewige Gebet" auf diesen Tag verlegt, da Neuordnung wegen der Abtrennung der Diözese Aachen.
- 16. Oktober. Düsseldorf (Sakramentsrektorat) veranstaltete hier Sonntag für bedürftige Großstädter 30 Zentner Kartoffeln und 30,- Mark in baar.
- 23. Oktober. Heute beginnen die liturgischen Vorträge, während des Winterhalbjahres jeden Monat mit Lichtbildern und Schallplatten, Referent Herr Hochwürden Religionslehrer Krutwig, Köln-Nippes. Besuch sehr gut. In diesem Monate nahm auch die Notgemeinschaft seine Tätigkeit wieder auf.
- 3. November. Der Hubertusaltar aufgestellt, im März der [p. 200] Josefsaltar (die Öfen wurden entfernt) die Figuren renovierte Bardenheuer Köln, von Werthstraße.
- 23.11. Einkehrtag der Frauen im Raphaelshause. Teilnahme 50. Leiter Pater Heimann, Düsseldorf.
- 25.12. Zum Pfarrweihnachtsfest sang der Kirchenchor das Weihnachtsoratorium von Domdechant H. Müller, Fulda. Dazu lebende Bilder gestellt vom Herrn Lehrer Riffel.
- Vom 19.-25. Dezember fand die Missionserneuerung durch Herrn Pater Borchert, Bochum statt. Teilnahme nicht wie bei der Mission selbst. Das Weihnachtsspiel: "Frohe Botschaft" von Dr. Ernst Weber, Verlag: Arnold Strauch, Leipzig.
- Statistik vom Jahr 1932.
- Taufen 32 (24), Ehen 18 (2) 1 Mischehe, Tod 13 (17), alle versehen. 1. heilige Kommunion 30 (36), Kommunionen ausgeteilt 22.700 (15.900), Osterkommunion nicht gehalten (150).
1933-1945
1933
- 1933
- 19. Februar. Familienfeier der Pfarre bei Weiler mit heiterem Programm. Die vom Gesellen-Arbeiter-Jünglingsverein und Kirchenchor gebildete Laienspielschar trat zum 1. Mal an die Öffentlichkeit.
- 5. März. Revolutionsstimmung. Der Brand des Reichstagsgebäudes hatte wie ein Fanal gewirkt. Die tollsten Gerüchte durchschwirren den Ort. Die Kommunistischen Führer werden festgesetzt. [p. 201] Die Reichstags- und Landtagswahl für Preußen hat unter dieser Stimmungsmache folgendes Bild: Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (Hitlerbewegung) 377, Sozialdemokraten 34, Zentrum 235, Kommunisten 216, Deutschnationale Volkspartei 36 und die kleinen Parteien. Wahlbeteiligung 97%. Hoffentlich sehen die Katholiken nicht zu spät ein, daß das Zentrum die Belange des katholischen Volksteils noch immer am besten geschützt hat. Es geht wie ein nationalsozialistischer Rausch durchs Volk. Gewalt und Rechtsunsicherheit haben wieder Platz gegriffen. Die Katholiken werden wieder als national minderwertig angesehen, Bürger 2. Klasse.
- Die Reichstagswahl vom 6. November 1932 hatte folgendes Bild: Nazi 192, Sozi 31, Kozi 307!!, Zentrum 225, Deutschnational 18. Wahlberechtigt 960.
- 12. März. Die Wahl zum Provinziallandtag, Kreistag und zum Gemeinderat. Die Zentrumspartei hat zum 1. Mal eine eigene Zentrumskandidatenliste aufgestellt, von denen einer (Matthias Weiler) gewählt wurde.
- [p. 202] Die nationale Revolution, auf dem Rathaus weht die Hakenkreuzfahne. Die tollsten Gerüchte durcheilen die Gemeinde. 6 führende Kommunisten werden in Schutzhaft genommen, u.a. Theodor Derendorf, Johann Scheer (Markt), Johann Fleischhauer (Rhein), Wilhelm Hermanns (Mühlenstraße). Einige Wochen vorher war bei einem nächtlichen Überfall der Kommunistenführer Ernst Junghans erschossen worden. Sein Begräbnis (ohne Geistlichen) war eine Demonstration der Kommunisten gewesen. Die kommunistischen und sozialistischen Zeitungen verschwinden. Aus der städtischen Volksbibliothek werden alle marxistischen und liberalen Bücher entfernt. Der Umschwung zeitigt die sonderbarsten Früchte. Solche, die den Pfarrer noch vorher mit "Heil Moskau" und der geballten Faust begrüßten, heben jetzt in brauner Uniform die flache Hand zum Gruße "Heil Hitler". Hoffentlich werden sie auch innerlich umgewandelt.
- 1. April. Der freiwillige Arbeitsdienst, der vom katholischen Arbeiterverein getragen und hauptsächlich von Mitgliedern des Katholischen Gesellenvereins ausgeführt wurde, hat versucht, die Zonser Heide urbar zu machen, begonnen Februar 1932, endete es mit 1. April 1933. Ca. 8.000 amerikanische Eichen wurden auf der Heide angepflanzt. [p. 203] Die Maßnahme hat 35.500 Mark den Zonsern gebracht. Der Kirchplatz wird neu angelegt.
- [Es folgt ein eingeklebter Zeitungsartikel, noch p. 202]
- Bedeutende Worte des Kardinals Faulhaber. Wie die "Essener Volkszeitung" aus Weingarten meldet, hat dort am Vorabend des Blutfreitags in der Klosterkirche Kardinal Michael von Faulhaber eine Festpredigt über das Wesen der Erlösung aus dem Heiligen Blute und über das Geheimnis der Wunden Christi gehalten. Er erklärte dabei u.a.: "Das kostbare Blut Christi rede ich zu allen Völkern." Der Kardinal fuhr dann fort: "Es war eine geschichtliche Stunde, als unser Reichskanzler vor aller Welt klar und bestimmt den Willen unseres Volkes zum Frieden bekundete. In meiner Friedenspredigt vom Februar 1932 habe ich den Leitsatz aufgestellt: Wir wollen für den Frieden rüsten, für unser Volk das gleiche Recht in Anspruch nehmen wie andere Völker und diese Rechtsgleichheit durch Abrüstung der hochgerüsteten Völker, nicht durch Aufrüstung der Abgerüsteten, erreichen. Damals hat eine führende Zeitung geschrieben, solche Friedenspredigten dürften im Dritten Reich nicht mehr gehalten werden. Und nun hat der Reichskanzler, 1 ¼ Jahre später, die gleichen Forderungen erhoben. Gesegnet sei, wer den Heldenmut besitzt, den Ölzweig des Friedens zu erheben."
- 1. Mai. Wie alljährlich die Blumenprozession der Kinder zum Muttergottesaltar am Vorabend. Am Tage selbst: feierliches Volkshochamt mit Predigt über die Arbeit im christlichen Geiste "Bete und arbeite". Nachmittags Umzug und Pflanzung der Hitler-Eiche. Die SA nahm in Uniform am Gottesdienst teil.
- Juni. Die politische Entwicklung nimmt ihren Fortgang. Der Hitler-Jugend wird verboten, an den Versammlungen des Katholischen Jünglingsvereins teilzunehmen.
- 25. Juni. Pfarrfamilienfeier anläßlich des Namenstages des Pastors. Eine Betbank für die Kirche wird überreicht. Die Vereine hatten das Programm übernommen, der Abend verlief gemütlich und harmonisch.
- 1. Juli. Die Polizei beschlagnahmte Protokollbücher und Vereinsvermögen der St. Georgspfadfinder, Unterabteilung des Jungmännerverbandes.
- 1. August. Das Verbot wird aufgehoben. Die Jugendlichen sind fast restlos in der Hitlerjugend. Der [[Katholischer Gesellenverein|Katholische Gesellenverein] behauptet sich und bleibt bestehen.
- 16. Juli. Große Männerwallfahrt nach Knechtsteden.
- 14. August fährt der Pilgersonderzug des Dekanates Zons [p. 204] (aus unserer Gemeinde beteiligen sich 100) zur Verehrung des heiligen Rockes nach Trier. Alle Pilger empfingen morgens die heilige Kommunion.
- 12. September. Die Beteiligung am ewigen Gebete war wie in den Vorjahren gut.
- 17. September. Aus Anlaß der Ratifizierung des Reichskonkordates mit dem heiligen Vater ist feierliches Amt. Der Friede mit der Kirche ist geschlossen?
- 1. Oktober. Auch in unserer Gemeinde wurde das Erntedankfest feierlich begangen. Die Landwirte (Frau Wimmer Heinrich) hatten die Kirche mit den Früchten des Feldes geschmückt, nachmittags war unter Anteilnahme der ganzen Bevölkerung ein wohlgelungener Festzug der Bauern und Handwerker.
- 19. Oktober. Einkehrtag für die Frauen im Raphaelshause. Pater Angelinus O.F.M. Düsseldorf hielt die Vorträge. 50 Mitglieder des Frauen- und Mütter-Vereins beteiligten sich. Auch die Arbeiter hatten Einkehrtag in Neuß, Teilnehmer 12.
- 12. November. Volksabstimmung und Reichstagswahl. 95% Wahlbeteiligung, nur 40 Neinstimmen. Der Kommunismus ist äußerlich in Zons überwunden. [p. 205] Hoffentlich auch innerlich!
- 19. November. Die St. Hubertusschützenbruderschaft hat ihre General-Kommunion, an der sich leider nur 35% beteiligen.
- 6. Dezember. Einkehrtag der Jungfrauen im Raphaelshause. Beteiligung 35, Religionslehrer Krutwig, der auch die monatlichen liturgischen Vorträge mit Lichtbildern und Schallplatten hält, hielt die Vorträge.
- 25. Dezember. Die Beteiligung an der Weihnachtskommunion war erfreulich groß. 80% der Pfarrkinder fanden sich ein. Vor der heiligen Messe fand eine Krippenfeier statt, die sich in 3 Teile gliederte: I. Heilandserwartung. Die Kirche dunkel, jeder kommt mit einer brennenden Kerze. Die Gemeinde singt: O komm, O komm, Emmanuel. Adventsgebet. II. Heilandsverkündigung. Violinsolo (Gottfried Köpping), Orgel (Willi Hahn) Evangelium von der Verkündigung. Der Stern (Hubert Geiler für 75 Mark) leuchtet auf. Der Chor sing "Ave Maria, gratia plena". III. Heilandsgeburt. Weihnachtsevangelium. Krippe strahlt auf. Predigt und Lied: Zu Bethlehem geboren. IV. Christmette. Die ganze Kirche erleuchtet, V. Weihnachtskommunion. Abends das gewohnte Krippenspiel. Dieses Mal in besonders großer Aufmachung das Spiel von Erich Eckert, zur Zeit Paderborn, Grube 12.
- [p. 206] Statistik von 1933.
- Tod 12 (13), Kinder gestorben 4 (2), Ehen 12 (18), auswärts 3 (2), Taufen 24 (32), 1. heilige Kommunion 36 (30), Kommunionen ausgeteilt 19.300 (22.000), Osterkommunion nicht gehalten (80).
1934
- 1934. Am 14. Januar war Kolpingsgedenkstunde mit Überreichung der Stammkarten an 16 Mitglieder, 4 Altmitglieder und 6 Meister.
- 25. März. Am Palmsonntag wurden in der Kapelle als Stationskirche die Palmen gesegnet, anschließend Bekenntnisprozession zur Pfarrkirche, wo das Amt gefeiert wurde.
- 1. April. Vom Ostersonntag an wurde eine eigene Kirchenzeitung für die Pfarrgemeinde eingeführt, Bezieher nur 42.
- Am 1. Mai ist das Bürgermeisteramt Zons aufgelöst, der Bürgermeister Hans Flücken zieht nach Nievenheim und verwaltet das Amt in Personalunion.
- 20.1.1934. [Es folgt ein eingeklebter Zeitungsartikel.] Hindenburg und Hitler Ehrenbürger von Zons. WG. Zons, 22. Januar. Aus Berlin kommt die erfreuliche Kunde, daß Reichspräsident von Hindenburg und Reichskanzler Adolf Hitler, welche der Gemeinderat zu Ehrenbürgern der alten Zollfeste Zons ernannt hatte, diese Ehrung angenommen haben. Die von Künstlerhand ausgeführten Ehrenbürgerbriefe sollen persönlich in Berlin überreicht werden. Die Annahme der Ehrenbürgerschaft durch die höchsten Führer des Dritten Reiches ist um so erfreulicher, als im allgemeinen derartige Ehrungen bisher meistens abgelehnt wurden. Sie läßt die berechtigte Hoffnung aufkommen, daß Zons, eines der kleinsten aber auch ältesten Städtchen am Rhein, auch bei dem neuen Gemeindeverfassungsgesetz als Titularstadt erhalten bleibt, was ihm auf Grund seiner großen geschichtlichen Vergangenheit zu gönnen ist.
- [p. 207] Der Kampf der national-sozialistischen Weltanschauung gegen den katholischen Glauben, conferre Rosenberg (Reichskulturwart), Prof. Bergmann etc. nimmt seinen Fortgang. Nachdem den Mitgliedern der Hitlerjugend und des Bundes deutscher Mädel die Doppelmitgliedschaft in den katholischen Jugendorganisationen verboten ist, folgt nunmehr auch das Verbot der Doppelmitgliedschaft in der Arbeitsfront und den katholischen Arbeiter- beziehungsweise Gesellen-Vereinen. Dem Ortsbauernführer Heinrich Wimmer, der Mitglied der N.S.D.A.P. und Amtswalter und Mitglied des Kirchenvorstandes ist, wird nahegelegt vom Ortsgruppenleiter, aus dem Kirchenvorstand auszutreten, widrigenfalls er sein Amt nicht mehr führen könne. Dem Vorsitzenden der St. Hubertusschützenbruderschaft[8] wird von demselben Ortsgruppenleiter erklärt, wenn der Schützenverein sich an der Fronleichnamsprozession beteilige und geschlossenen Kirchgang halte, so dürfe er sein Schützenfest nicht feiern, man drohte mit Auflösung. Die Verhandlungen zwischen dem heiligen Stuhl und der Reichsregierung über die strittigen Fragen schwelen noch.
- 6. Mai. Große Straßen- und Haussammlung für die Zwecke der katholischen Caritas. Ergebnis 120,- Mark.
- 13. Mai Die Generalversammlung der St. Hubertusschützengesellschaft, über die Folgen dieses Schrittes nicht [p. 208] aufgeklärt durch den Vorsitzenden Heinrich Peters, Brunnenstraße, den Pastor hat man ferngehalten, beschließt die Umbildung in den Deutschen Schützenverein und den Austritt aus der Erzbruderschaft. Folgendes wurde am 13. Mai 1934 von der Kanzel verkündigt: Am 13. Mai 1934 ist die St. Hubertusschützengesellschaft umgebildet und die Verbindung mit der uralten Bruderschaft gelöst worden. Dadurch hat man mich gezwungen, den Ehrenvorsitz, den ich unter anderen Vereinssetzungen angenommen hatte, niederzulegen und aus dem Verein auszutreten. Nahezu 500 Jahre (1460 urkundlich erwähnt) hat die Schützenbruderschaft hier in Zons bestanden, und auch ich habe während meines Hierseins den Verein stets tatkräftig unterstützt. Selbstverständlich fallen kirchliche Ansprachen, Ehrengarde bei Fronleichnamsprozession und anderes mehr für die Zukunft weg, wie die Erzbruderschaft mir ausdrücklich mitteilt und wie ich vor dem 13. Mai dem Vorstande habe mitteilen lassen. Wenn die Schützen konsequent sind, werden sie selbst ihre kirchlich gesegneten Fahnen nicht mehr tragen. Schützen, welche sich in das alte Bruderschaftsregister eintragen wollen, können das im Pfarrhause tun. [p. 209] Zu dieser Erklärung fühlte ich mich verpflichtet, damit man weiß, weshalb der Pastor am Schützenfest nicht mehr teilnimmt.
- Die am Abend desselben Tages vom Frauen- und Mütterverein veranstaltete Ehrung unserer Mütter war ein voller Erfolg.
- 31. Mai. Die Fronleichnamsprozession hatte eine überaus starke Beteiligung, besonders der Männerwelt. Die Schützen nahmen in Uniform und mit Fahnen nicht teil. Aber auch die Kriegervereinsfahne fehlte, die Polizei und Feldjäger führten, wie sonst, die Prozession nicht mehr an.
- 3. Juni. Religiöse Kundgebung der katholischen Jugend des Dekanates in Knechtsteden. 600 Jugendliche hatten sich eingefunden. Von Zons 15 Jünglinge, 40 Jungfrauen.
- 17. Juni. Das Schützenfest fand zum 1. Male ohne Beteiligung des Pastors statt, doch waren die Schützen mit ihren Fahnen in die Kirche gekommen. Die meisten Schützen bedauerten diesen Zustand, 30 schrieben sich in das alte Bruderschaftsbuch ein, nur der Vorsitzende Heinrich Peters begrüßte es, daß der Pastor nicht mehr teilnehme.
- Religiöse Flugblätter, die in der Kirche [p. 210] verteilt wurden, wurden von SA-Männern draußen den Gläubigen abgenommen. Der Verkauf in der Kirche verboten, da das Verbot aber gesetzwidrig war, nicht gehandhabt. Die Schriften gehen gut ab.
- 8. Juli Ein Junge und ein Mann im Rhein ertrunken.
- 11. Juli Theologiestudent aus Knechtsteden beim Baden ertrunken.
- Jeden Monat versammelt der Pastor die Jünglinge zu einem religiösen Vortrag in der Kapelle. Da die Vorträge von den Mitgliedern der Hitler-Jugend gut besucht worden, verbietet der Gefolgschaftsführer Paul Bergenthal, Dormagen, den Besuch mit der Begründung: Der Pastor habe nicht zum Gebete für die Regierung aufzufordern. Auf Beschwerde wird das Verbot zurückgenommen.
- 1., 2. und 9. September Stromfest in Zons, conferre Anlage zur Chronik. Der Ortsgruppenleiter hat bewußt den Pastor ausgeschaltet.
- 30. September. Beim Erntedankfest aber regte sich die bäuerliche Bevölkerung und verlangte die Teilnahme des Pastors, welcher zur Volksgemeinschaft gehöre. Feierliches Hochamt. Die Kirche war von Frau Heinrich Wimmer, Rheinstraße, aufs prächtigste [p. 211] geschmückt, der Erntekranz und die Früchte des Gartens und des Feldes wurden besonders gesegnet, conferre Anlage zur Chronik.
- 16.-23. September hielt Pater Hoffmann S.C.J. eine religiöse Weihe für Jünglinge und Jungfrauen, die Beteiligung unter 20 Jahren waren 95%, über 20 Jahren nur 70%. Erfolg Gründung eines Jungmännervereins, der am Christkönigsfest die Bestätigung von Düsseldorf erhielt, conferre Beilage zur Chronik.
- 25. Oktober. Die Motorradunglücke in der Gemeinde mehren sich, nachdem in der letzten Zeit 2 junge Männer verunglückt waren, ist der 3. Fall besonders tragisch, da Johann Blömacher, 22 Jahre alt, aus der Kirche ausgetreten war. Die Leute sprechen von einem Gottesgericht, denn er gehörte mit zu den S.A.-Männern, die im vorigen Jahre den Rektor (Priester) des Krankenhauses in Dormagen unter Schimpf und Schande durchs Dorf geschleppt hatten, mit Plakaten um den Hals, auf denen stand, ich bin ein [p. 212] Lump, ein Vaterlandsverräter, ein Separatist, wodurch man dem Hochwürdigen Herrn aufs Bitterste Unrecht tat.
- Wallfahrt nach Kevelaer und nach Knechtsteden hatten wieder einmal eine sehr gute Beteiligung.
- Ein Bastelkursus, den der Frauen- und Mütterverein seinen Mitgliedern bot, fand keine Beteiligung wegen Interesselosigkeit. Beteiligung an der großen Friedens-Kundgebung 29.11. im Kölner Dom war sehr gut.
- 21. November. Am Tage Mariae Opferung hielten wir eine weihevolle, tiefergreifende Gebetstunde für die Gefallenen des Weltkrieges. Die Namen wurden einzeln verlesen, und ein Kind aus der Familie des Gefallenen kam mit brennender Kerze an den Altar und ging beim eucharistischen Umzug mit durch die Kirche, wie streckten sich die Schwurfinger aller Gläubigen empor beim Singen des Christkönigsliedes.
- 25. November. Pater Ricken, Steyl-Geilenkirchen, hielt am Weltmissionssonntag in Predigten und einen Filmvortrag, ein voller Erfolg für unsere Missionssache.
- 29. November. Religiöse Gemeinschaftsfeier im Kölner Dom.
- [p. 213] 9. Dezember feierliche Aufnahme in den Marienverein. 80% der Schulentlassenen des letzten Jahres ließen sich aufnehmen.
- 25. Dezember. Die Krippenfeier auch in diesem Jahre war sehr stimmungsvoll, die Leute vermißten in diesem Jahre die weltliche Pfarrfamilienfeier. Beteiligung an der heiligen Kommunion wie immer.
- Statistik 1934 Taufen 26 (24), 1. heilige Kommunion 20 (36), 1. heilige Beichte 20, Kommunionen ausgeteilt 20.300 (19.300), Ehe 15 (12), auswärts 5 (3), Tod 15 (12), davon plötzlich 4, aus der Kirche ausgetreten 1 (0).
1935
1936
1937
1938
1939
1940
1941
1942
1943
1944
1945
1946-1951
1946
1947
1948
1949
1950
1951
Anmerkungen und Belege
- ↑ Die Chronik liegt heute im Pfarrarchiv St. Martinus Zons (PfAZ), Nr. 6.
- ↑ Im Juni 1942 war das erste Buch voll, und er setzte die Chronik in einem neuen Buch (heute PfAZ, Nr. 7) fort.
- ↑ sic.
- ↑ Dieser Eintrag wurde auf p. 182 nachgetragen.
- ↑ Unklares Kürzel.
- ↑ Ergänzung auf p. 195.
- ↑ Die Zahl der Teilnehmer hat Klüwer nicht nachgetragen.
- ↑ Vorsitzender war zu diesem Zeitpunkt Heinrich Peters.