Pfarrchronik

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Pfarrer Johannes Klüwer in den 1940er Jahren.

Von seinem Amtsantritt 1928 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1951 führte der Zonser Pfarrer Johannes Klüwer eine Pfarrchronik über wichtige Ereignisse im Leben der Pfarrgemeinde.

Vorbemerkungen

Das Führen von Chroniken über wichtige Ereignisse durch die Pfarrer hat in den Pfarrgemeinden des Erzbistums Köln eine bis in die Zeit der Weimarer Republik und davor zurückreichende Tradition. Die vorgesetzte geistliche Behörde achtete auf die Einhaltung dieser Verpflichtung, und die Chroniken wurden anlässlich von Visitationen eingesehen und beurteilt.

Der Zonser Pfarrer Adam Otten begann Ende 1907 auf Wunsch des Erzbischofs Antonius II. Kardinal Fischer mit der Niederschrift der ersten Zonser Pfarrchronik, die er bis zum Eintritt in den Ruhestand 1910 fortsetzte und ausbaute.[1] Hierbei standen jedoch nicht aktuelle Ereignisse, sondern die weit zurückreichende Geschichte der Pfarrei im Vordergrund. Aktuelle Ereignisse wurden dementsprechend kaum notiert. Sein Nachfolger als Pfarrer (1910-1928), Dr. Dr. Ludolf Schmitz, führte die Chronik nicht fort.

Erst mit dem Nachfolger von Pfarrer Schmitz, Johannes Klüwer (1928-1951), erfuhr die Chronik eine Fortsetzung, indem er unmittelbar nach seinem Amtsantritt mit der Niederschrift aktueller Ereignisse in der Pfarrgemeinde in dem von Adam Otten begonnenen Buch startete. Diese Chronik führte er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1951 gewissenhaft fort[2], und seine Nachfolger folgten diesem Vorbild.

Die Chronik von Johannes Klüwer ist eine sehr bedeutende ortsgeschichtliche Quelle für die Zeit von der ausgehenden Weimarer Republik über die Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs bis in die beginnende Nachkriegszeit bzw. die ersten Jahre der Bundesrepublik. Die an vielen Stellen nicht nur implizite Kritik an der nationalsozialistischen Bewegung und ihren örtlichen Vertretern erstaunt angesichts der persönlichen Gefahr, der sich der Geistliche hiermit aussetzte. Auf der anderen Seite ist die Chronik damit eine einzigartige ortsgeschichtliche Quelle für die recht quellenarme Zeit des Nationalsozialismus.

Im Folgenden wird die Chronik Johannes Klüwers in Transkription wiedergegeben.

Transkriptionsteil

1928-1932

1928

[p. 181] Am 25. Oktober 1910 wurde der hochwürdige Herr Dr. theol. et phil. Ludolf Schmitz, geboren am 19. Januar 1874 in Dortmund, zum Pfarrer in Zons ernannt. In seine Amtszeit fällt der große Weltkrieg 1914-1918. Wie beiliegendes Gedenkblatt zeigt, starben 34 Söhne der Pfarre auf dem Felde der Ehre.
1928 Am 31. April 1928 wurde Herr Pfarrer Dr. Schmitz als Oberpfarrer nach Bergheim, Erft versetzt.
Sein Nachfolger wurde Johannes Klüwer, geboren 29. Juni 1886 in Essen, bisher in Köln-Nippes, St. Maria tätig, eingeführt wurde er am 24. Juni 1928 durch Herrn Hochwürden Dechant Boeckels, Dormagen.
9. September. Jakob Blömacher feiert sein goldenes Brudermeister-Jubiläum auf der Wallfahrt nach Kevelaer.
26. September. Prozession zum Friedhof, Kranzniederlegung zu Ehren der Gefallenen.
14. Oktober. Die Glockensammlung beginnt wieder, da durch den Krieg die Kirche 2 Glocken verloren hat.
11. November. Das Hochamt zu Ehren des Kirchenpatrons verschönte [sic.] der Kirchenchor von St. Marien, Köln-Nippes durch seinen Gesang.
[p. 182] Vom 3.-9. Dezember fand eine religiöse Weihe für die Jungfrauen statt. 90 % beteiligten [sich]. Exerzitienmeister war Pater Britz, Lazarist, Stolkgasse, Köln.
25. Dezember. Weihnachten wurden 700 Kommunionen ausgeteilt.
1.12.28. Mit dem heutigen Tage wurde Herr Schulrat Langenberg nach Köln Land versetzt, an seine Stelle kam Herr Schulrat Dr. Schmitz, dessen bisheriger Wirkungskreis Andernach gewesen war.


1929

1929. Am 1. Januar 1929 schied die Lehrerin Werle, welche 12 Jahre in Zons gewirkt hatte, da sie heiratete, aus dem Schuldienst aus. An ihre Stelle trat die Schulamtsbewerberin Klara Bergmann.
März. Die Kirchenfenster wurden mit einem Kostenaufwand von 850,- Reichsmark gereinigt und repariert.
14. April. Die Hohenzollern-Kompanie der St. Hubertus-Schützengesellschaft feiert ihr silbernes Jubiläum.
21. April. Kirchenvorstandswahl. Gewählt wurden Hubert Boes, Josef Richrath, Josef Rodekirchen, Gottfried Stelzmann, Josef Vogel, zu den verbliebenen alten Mitgliedern Hubert Longerich, Wilhelm Peters, Peter Gilgen, Jakob Gassen, Johann Hahn. Otto Sticker, 25 Jahre Mitglied und langjähriger stellvertretender Vorsitzender, war wegen [p. 183] seines hohen Alters ausgetreten.
Am 19. Januar 1929 wurde der Katholische Frauen- und Mütterverein gegründet.’’[3]
[p. 183] 1. März. Ein überaus strenger Winter. Der Rhein zugefroren bei Emmerich und an der Loreley. Am 1. März war die Temperatur noch -8 Grad Celsius.
5. Mai. Durch die Witterungseinflüsse war das Kreuz "am Mühlenpost" verwittert und herabgestürzt. Heute wurde es in feierlicher Prozession wieder erneuert. Insam und Prinoth aus St. Ulrich im Grödnertal (Tirol) hatten es verfertigt.
13. Juni. Am St. Antoniustag wurde der Katholische Gesellen-Verein gegründet. Herr Generaldirektor Dr. Nattermann aus Köln war persönlich anwesend. 33 Gesellen meldeten ihren Beitritt. Senior wurde Josef Blömacher, der auch als Präfekt des Jünglingsvereins sich der Jugend sehr annimmt.
Stadtfest 1929: Ehrengäste und Festzugteilnehmer auf der Festwiese.
21. Juli. Jubiläum der Stadterhebung 1373 und silbernes Jubiläum der Erneuerung des Stadtwappens (1904). Als Vertreter des Herrn Kardinals zelebrierte Herr Hochwürden Domkapitular Monsignore Höller, Köln, das Hochamt. Die Festpredigt hielt Herr Hochwürden Diözesanpräses Johannes Heinrichsbauer. Festfolge, Festzug etc. siehe Programm.
27.-30. September. Mission für alle Rheinschiffer und Fährleute.
[p. 184] 2. November. Gemeinderatswahl, Provinziallandtags- und Kreistagswahl in Zons-Stürzelberg. Das Ergebnis niederschmetternd. Die Kommunisten erhielten 238, das Zentrum 214, Sozialdemokraten 64, Deutsche Volkspartei 14, Deutschnationale 44 etc. bei 724 abgegebenen Stimmen.
3. Dezember. Das Mitglied des Kirchenvorstands Hubert Boes wurde von einem Auto überfahren und war sofort tot. An seine Stelle trat i.K.V.[4] Johannes Erkelenz.
26. Dezember. Am 2. Weihnachtsfeiertage fand das erste Weihnachtspfarrfest statt. Alle Pfarrangehörigen beteiligten sich. Die einzelnen Vereine übernehmen die Bestreitung des Abends, conferre Programm.
29. Dezember. Der Katholische Arbeiterverein wurde wieder ins Leben gerufen, ca. 30 Arbeiter meldeten sich. Vorsitzender wurde Johann Habets.

1930

1930. Vom 12.-19. Januar fand eine wohlgelungene Familienwoche statt. Die Beteiligung war sehr gut. Am Schlusse fand die Gründung des Katholischen Frauen-Müttervereins statt. 200 Frauen meldeten ihren Eintritt.
26. Januar. Die Eheleute Lambert Wingerath und Margarete Sand feiern heute unter Anteilnahme der ganzen [p. 185] Bevölkerung ihre goldene Hochzeit.
Im Vinzenzkloster wird ein Nähkursus eingerichtet, und die Kreisverwaltung veranstaltet Kochkurse, die sehr gut besucht werden.
23. März. Heute findet die Betstunde für die verfolgte Kirche in Rußland statt.
1. [April]. Wie auch im vorigen Jahre, so werden heuer Exerzitien für die Schulentlassenen von dem hochwürdigen Herrn Assistenten des Raphaelshauses Dormagen gehalten und in einer kleinen Feier die Schulentlassenen verabschiedet.
11. Mai. Der Kirchenchor Cäcilia feiert sein goldenes Jubiläum, das recht würdig verlaufen ist, conferre Programm. Die Festpredigt hielt Pater Seiter CSSp, 9 Kirchenchöre des Dekanates waren erschienen.
15. Juni. Bruderweihe des Katholischen Gesellenvereins, zu dem die Brudervereine in stattlicher Zahl (700 Gesellen) erschienen waren. Die Festpredigt hielt Herr Hochwürden Bezirkspräses Kaplan Schorn aus Neuß, die Festrede Herr Hochwürden Dr. Nattermann, Köln.
29. Juni. Die endgültige Befreiung des Rheinlandes von dem Joche der feindlichen Besatzung wurde auch kirchlich gefeiert. Tedeum etc.
29. Juni. Elternbeiratswahl. Trotz Gegenarbeit [p. 186] gelang es den Kommunisten, einen ihrer Vertreter, einen Dissidenten, in den Elternbeirat zu wählen.
7. September. Die weltliche Feier des goldenen Jubelfestes des Kirchenchores und Männergesangvereins "Cäcilia“ mit nationalem Gesangwettstreit, conferre Festbuch.
Weißen Sonntag wurden 20 neue Kinderbänke angeschafft, das Stück zu 23,- Mark, verfertigt von Sebastian Steinbach, Zons, und Wilhelm Steinbach.
20. Oktober. Der Herr Hochwürden Weihbischof Dr. Hermann Josef Sträter (Aachen) wurde zur Firmung und Visitation um 8 Uhr am Feldtor empfangen, zelebrierte selbst das heilige Meßopfer und spendete 92 Firmlingen die heilige Firmung. In der Prüfung mußten die Kinder recht gut antworten. Um 11 Uhr ging er mit den anwesenden Geistlichen Herrn Hochwürden Dechant Böckels (Dormagen), Direktor Kettenhofen, Assistent Heckmanns (Raphaelshaus), Definitor Biesenbach (Stürzelberg), Rektor Schmitz (Horrem), Dr. Selung (bischöflicher Kaplan) und Religionslehrer Krutwig (Köln-Nippes) durch die festlich geschmückten Straßen zum Besuch der Schwestern. Unter feierlichem Glockengeläute fuhr der hochwürdige Herr gegen ½ 3 Uhr zur Firmung nach Straberg.
26. Oktober. Sämtliche Ostern entlassenen Knaben (9) wurden heute am Christkönigsfest feierlich in den Jünglings-Verein aufgenommen.
[p. 187] 24. und 25. November. Hochwasser in Zons. Bei einem Pegelstand von 7 m in Köln stand das Wasser sonst bis weit in die Feldstraße. Zum ersten Male in der Geschichte Zons hat die Stadt nicht unter den Schrecken des Hochwassers zu leiden gehabt, da der neue Damm mit einem Kostenaufwand von 1.275.000,- Reichsmark einige Tage vorher fertiggestellt war. Vergleiche den Zeitungsausschnitt in der Anlage zur Chronik.
26. Dezember. Wie im Vorjahre, wurde auch in diesem Jahre eine Pfarrweihnachtsfeier veranstaltet. Der große Saal bei Peter Josef Schmitz war 2x vollständig besetzt. Herr Lehrer Riffel hatte die Leitung, der auch in diesem Jahre die Krippe in der Kirche gebaut hat. Zum 1. Mal wurde der Hochaltar als Ort der Aufstellung gewählt. Auf der Epistelseite Vertreibung aus dem Paradiese, Opfer des Isaak eherne Schlange, Verkündigung der Engel. Im Hintergrund die Verkündigung Mariens. Auf der Evangelienseite die Krippe und der Zug der heiligen 3 Könige, auf dem Hintergrund aufgebauter Zonser Rheinturm.
Nachtrag zu 1930
Am 18. Mai feierte der Marienverein das 100-jährige Bestehen des Marienvereins mit den Schwestervereinen [p. 188] in Köln-Nippes.
Anläßlich des Namenstages des Pastors schenkten die Vereine der Kirche Läufer für den Altar, Kerzenhalter für den Tabernakel, Taufkännchen und -teller und der Paramentenverein Alben für Seelenmessen.
Im Laufe des Jahres verfertigte der Paramentenverein Schutzdecken für die Altäre und einen violetten Chormantel. Die Kevelaerpilger brachten von ihrer Pilgerfahrt 6 Kerzenleuchter für den Hauptaltar mit.


1931

1931. Am 21. Januar starb der Rendant Ferdinand Klüwer aus Essen, nachdem er 3 Jahre die Geschäfte zur vollsten Zufriedenheit geführt, sein Nachfolger wurde am 1. Februar der Kaufmann Robert Jungblut aus Köln.
22. Februar. Die Eheleute Gottfried Rosellen und Sophia Lieven aus Delhoven begehen das Fest ihrer goldenen Hochzeit. Die ganze Gemeinde nimmt freudigen Anteil.
8. März. Der Bonifatiusverein wurde neu eingeführt. Fräulein Anna Steinbach besorgt die Arbeit. Ca. 20 Mitglieder.
März/April. Der Frauen- und Mütterverein hält einen Kursus für Säuglingspflege, der sehr gut besucht wird. Schwester Hildegard leitet den Kursus.
[p. 189] 5. April. Der Fußballclub Zons feiert sein 20-jähriges Bestehen und hält eine Generalkommunion in der Frühmesse, an der sich alle Mitglieder beteiligen.
1. Mai. Wie alljährlich die Blumenprozession der Schulkinder zum Maialtar. Eingeübt war das Lied "Meerstern ich Dich grüße". An Hortensien-Topfpflanzen waren gegeben: 70 Stück.
17. Mai. Schluß der österlichen Zeit, wie im Vorjahr haben über 200 die Osterpflicht nicht erfüllt.
28. Juni. Feierliche Glockenweihe, conferre Festfolge in der Anlage.
Geschichte der Glocken
In die 1876-78 neuerbaute Pfarrkirche wurden die Glocken der alten Kirche eingebaut.
Die große Glocke d.
In honorem B.M.V. fusa sum ad usum ecclesiae S. Martini Sontini. P.T. pastore C.J. Neesen, vicarius J. Massen, S.M. Schloßmacher consiliarii eccl. F. Aldenhoven, G. Schmitz, H. Stommel, J. Bongartz, H. Richrath. Anno 1843. Gaulard Père et fils fondeurs a Liège.
Vorn befindet sich das Bild der Muttergottes.
Die mittlere Glocke f.
S. Martini Glock bin ich genannt,
[p. 190] zu Zons getauft wider Feuer und Brand.
Ungewitter, Donner u. Hagelschlag
Durch Gottes Gnad abwenden mag.
Renovata sub D. pastore Nikolao Engelskirchen. D. Wolters Weber consule (Bürgermeister) D. Mathia Stam aedili et scabino (Ortsvorsteher und Schöffe) sumptibus D D patronorum et sui civitatis. Anno 1710.
Johann Peter Edel von Straßburg, Curpfelsiger goß mich 1710.
Vorn befindet sich das Bild des heiligen Martinus, hinten das Bild der Muttergottes.
Die kleine Glocke g.
Zu Gottes Ehr heng ich hier, das Ungewitter zu kieren u. Gottes Lob zu mehren.
Bin aus Statt Zons Mitteln ahngeschaffet worden 1751. Denuo fusa consecrata fideles advoco.
Vorn befindet sich das Bild der Muttergottes (1), hinten das Bild des heiligen Maternus (2), rechts ein Kruzifix (3) und links das Bild des heiligen Hubertus (4).
Die entsprechenden Umschriften (1) Maria ora pro nobis, [p. 191] (2) S. Materne ora pro nobis, (3) misere nobis, (4) St. Huberte ora pro nobis.
Die kleinste Glocke hoch oben im Turm, das sogenannte Kleppglöcklein mit Inschrift.
Ton: cis
Allen luden bekannt.
Ave bynych genannt
Anno Domini MVCIII
Dieses kleine Glöcklein stammt hochwahrscheinlich noch aus der alten Franziskanerkirche.
Während des Weltkrieges wurden Glocken d und f beschlagnahmt. Die g-Glocke wurde 1917 und die cis-Glocke 1918 im Turm zerschlagen und für Kriegszwecke (Kanonen) verwandt. Nach Beendigung des Krieges begann die Pfarrgemeinde mit der Sammlung für neue Glocken. Die Inflation machte 1922 (200.000,- Mark waren schon bei der Glockenfirma Otto eingezahlt) alle Hoffnung zu nichte.
Am 8. Juli 1928 begann man wieder mit der Sammlung anläßlich des Krönungsballes der St. Hubertusschützengesellschaft. Ergebnis: 130,- Mark. Darauf lud der Pfarrer die Vereine aus Zons ein. [p. 192] Die Stadt wurde in 9 Bezirke eingeteilt und monatlich eine Haussammlung zum Besten der Glocken abgehalten. Es beteiligten sich der Männergesangsverein und Kirchenchor Cäcilia, der Kriegerverein, Turnverein, Marienverein, Theaterverein Germania, der Schützenverein, die Feuerwehr, der Fußballklub, und den Außenbezirk übernahm der Polizeiwachtmeister Pohlmann. Alle Vereine taten ihr Bestes, nur die Germania legte bald ihr Amt nieder, an seine Stelle trat der neu ins Leben gerufene Katholische Gesellenverein. Jeden Monat wurde abwechselnd im Saale Schmitz und Schönen ein Kinoabend veranstaltet, auch gaben einige Vereine besondere Theaterabende zum Besten der Glocken, so der Marienverein 90,- Mark, die Schule 107,- Mark, Hohenzollernkompanie 25,- Mark, die Antoniusbruderschaft stiftete 34,- Mark, der Kegelklub "Gemütlichkeit" 90,- Mark. Außerdem stifteten einige Pfarrkinder besondere Summen, sodaß am 18. Mai 1931 die Glocken in der Gießerei von Petit und Gebrüder Edelbrock in Gescher in Westfalen unter Beisein des Pfarrers und einiger Mitglieder des Kirchenvorstandes gegossen werden konnten. 3 neue Glocken wurden gegossen, d, f, g, im Gewicht von 1753 kg, 1035 kg und 685 kg.
[p. 193] Die Abrechnung stellt sich wie folgt: Einnahme Sammlung der Gemeinde und Kirchenkollekte 4.500,- Mark.
Sammlung durch Pfarrer Klüwer 800,- Mark
Einnahmen bei der Glockenweihe 320,- Mark
Anleihe aus der Kirchenkasse 3.000,- Mark
8.620,- Mark
Zuschuß aus der Kirchenkasse aus früheren Jahren 1.000,- Mark
Dem stehen an Ausgaben gegenüber 9.620,- Mark
Für die Glocken an Firma Petit und Edelbrock, Gescher 6.216,- Mark
Herford, Elektrizitätswerk Bautransport 2.284,- Mark
Geiler Installation 590,- Mark
Sonstige Nebenkosten 530,- Mark
9.620,- Mark
Da die vorhandene alte G-Glocke in Zahlung gegeben wurde, erhöht sich der Anschaffungspreis um 750,- Mark.
Die neuen Glocken auf dem Kirchplatz bei der Weihe am 28. Juni 1931. Zu sehen sind von links die Glocken g, f und d.
Am 25. Juni wurden die Glocken feierlich in Prozession vom Bahnhof Dormagen abgeholt und auf dem Kirchplatze aufgestellt, wo der Herr Domkapellmeister Prof. Mölders sie prüfte und für sehr gut befand (conferre Anlage zur Chronik). Am 28. Juni war unter großer Beteiligung die Weihe, welche der Herr Dechant Boeckels aus Dormagen vornahm. Die Festpredigt hielt Herr Pastor Probst aus [p. 194] St. Marien, Köln-Nippes. Am 11. Juli abends läuteten die Glocken zum ersten Male. An diesem Tage wurde das neu eingerichtete Heimatmuseum im Rheinturm, um dessen Zustandekommen sich Herr Lehrer Riffel sehr bemüht hat, der Stadtverwaltung zur Verwaltung übergeben, conferre Seite 195. Mögen die Glocken nunmehr nur dem Frieden dienen. Dem Museum wurden geliehen conferre Seite 219.
9. August. Aufnahme der Schulentlassenen in Jung-Kolping feierlich in der Kapelle, abends Familienabend.
6. und 7. September. Prozession nach Kevelaer mit 90 Teilnehmern.
20. September. Prozession wie alljährlich nach Knechtsteden.
14. Oktober. Elisabethfeier im Saale Hahn zum diesjährigen Jubiläum.
18. Oktober. Kirchenvorstandswahl. Die alten Mitglieder werden wieder gewählt, Hubert Longerich, Jakob Gassen, Peter Gilgen, Johann Hahn, Wilhelm Peters, als Ersatzmitglieder Matthias Weiler und Heinrich Wimmer.
25. Oktober. 12 Mitglieder des Katholischen Arbeitervereins fahren zum Einkehrsonntage nach Knechtsteden.
16.-30. November. Von 16.-30. November hielten die Patres Redemptoristen Borchert aus Bochum und Claessen aus Luxemburg große Volksmission, die letzte Mission war gewesen 1.-8. Februar 1920 von den [p. 195] Herren Kapuzinerpatres Benedictus und Theobaldus. Ein altes Kreuz der Pfarrkirche wurde als Missionskreuz neugeweiht und am Muttergottesaltar feierlich aufgestellt. Die Beteiligung an der Mission betrug 85 %, bis Weihnachten fanden sich noch 5 %, sodaß 90 % aller Pfarrkinder die heiligen Übungen mitmachten, trotz eifriger Gegenagitation der Kommunisten, die selbst eine Gottlosentruppe zu Theateraufführungen bestellt hatte (Agitproptruppe), deren Auftreten aber vom Bürgermeisteramt verboten wurde. Die Kommunistengruppe im Gemeindeparlament hatte es auch fertiggebracht, daß von der Zivilgemeinde kein Zuschuß zur Glockenanschaffung gegeben wurde.
26. Dezember. Zur Pfarrweihnachtsfeier, die in diesem Jahre an 2 Tagen 1.000 Besucher hatte, wurde unter Leitung von Herrn Lehrer Riffel das Krippenspiel von Ferdinand Beng aufgeführt.
Nachtrag zur Glockenweihe
Die große D-Glocke hat die Inschrift In honorem Immaculatae conceptionis [p. 196] B.M.V. fusa sum ad ecclesiae S. Martini Sontini. Des Krieges Sturm riß mich vom Turm 1917. Neuerstanden sing ich wieder der Gottesmutter Jubellieder 1931. Bild der Muttergottes, Marienglocke.
Paten: Hans Michael Flücken, derzeitiger Bürgermeister von Zons, und Frau Maria Meller geb. Scheer, Gutspächter des Schloßhofes.[5]
Mittlere f-Glocke
S. Martini Glock bin ich genannt. Zu Zons getauft wider Feuer und Brand. Ungewitter, Donner und Hagelschlag durch Gottes Gnad abwenden mag.'
Pro patria mortua 1918 pro ecclesia in ritam redio 1931. St. Martinus-Bild.
Paten: Peter Breuer, Hauptlehrer, Helene Rodewig geb. Uhles, Gattin des pensionierten Rentmeisters.
Kleine Glocke Ton g. Höhe 1 m, Durchmesser 1,03 m.
Zu Gottes Ehr heng ich hier, das Ungewitter zu kieren und Gottes Lob zu mehren. Bin aus Stadt Zons Mitteln ahngeschafft worden 1751. Denuo fusa et consecrata fideles advoco 1931. Bild des heiligen Hubertus.
Paten: Otto Sticker, 2. Vorsitzender des Kirchenvorstandes, Gertrud Wimmer, Schwester des pensionierten Küsters.
Statistiken 1927-1931
1927 1928 1929 1930 1931
Taufen 27 32 33 37 24
Ehen 15 12 13 11 7
Sterbefälle 4 10 15 9 17
Firmung - - - 94 -
heilige Kommunionen 5.450 8.500 11.800 15.900
1. heilige Kommunion 13 18 28 36
Osterkommunion nicht gehalten nicht gehalten 300 200 100

1932

Umzug in Zons am 1. Mai 1932 anlässlich des 75-jährigen Jubiläums der Wiedereinführung der "Wundermadonna" in die Pfarrkirche. Es sind Mitglieder der Hohenzollernkompanie zu sehen.
[p. 197] 1932. In diesem Jahre sind es 75 Jahre, daß unsere altehrwürdiges Muttergottesbild (Mater laetitiae) unter großen Feierlichkeiten wieder in die Pfarrkirche überführt wurde. Deshalb fand vom 27.-29. April ein Triduum, gehalten vom Lazaristenpater Paus aus Köln, Stolkgasse, statt. Guter Besuch. Sonntag, den 1. Mai Generalkommunion der Gemeinde, feierliches Hochamt, nachmittags Blumenprozession der Schulkinder, Festpredigt und feierliche Prozession durch das festlich geschmückte Zons, einige Bilder in der Chronik. Festzug durch Feldstraße, Steinstraße, Gartenstraße, Rheinstraße, Grünwaldstraße, Zehntgasse, Brunnenstraße, Hohes Örtchen, Hubertusstraße, Kirche.
Am 24. April fand die Landtagswahl mit folgendem Ergebnis statt: Zons und Stürzelberg zusammen. [Ausschnitt Zeitungsartikel:]
Zons: Sozialdemokraten 57 (82), Deutsch-Nationale 18 (50), R. Mittelstand 2, Zentrum 529 (564), Kommunisten 428 (388), Volkspartei 15 (36), Volksrechtspartei 10 (52), Wirtschaftspartei 17 (116), Landvolk 7 (16), Staatspartei 7 (11), National-Sozialisten 403 (119).
Während des Notwinters 1931/32 fanden Sammlungen statt, der Frauenverein hatte eine Nähstube eingerichtet, wo die in der Gemeinde gesammelten Kleidungsstücke verarbeitet wurden.
[p. 198] [Es folgt ein eingeklebter Ausschnitt aus einem Zeitungsartikel:]
5) Zons, 14. Mai. (Bilanz der Zonser Notgemeinschaft.) Die Notgemeinschaft Zons gab heute einen Überblick über geleistete Arbeit im verflossenen Winter. Als Vorsitzender erstattete Bürgermeister Flücken Bericht. An Spenden und Sammlungen standen 887,65 Mark zur Verfügung. In bar wurden 539 Mark verausgabt. Zu Weihnachten wurden 108 Liebespakete verteilt. 155 Mark verwendete man für Kleider und Wäschestücke, für besondere Fälle (Lebensmittel, Schuhsohlen usw.) 130 Mark. – Auf Grund der großen Spenden war es weiter möglich, 18 arme Kommunionkinder auszustatten. Den Frauen, die in uneigennütziger Weise ihre Arbeitskraft in den Dienst der Allgemeinheit gestellt, dankte der Vorsitzende in besonderer Weise. Ihre Arbeit ermöglichte es, aus den gesammelten Kleidungsstücken gebrauchsfähige, nützliche Sachen herzustellen.
5. Juni. Den vom heiligen Vater vorgeschriebenen Weltsühnetag feierten wir heute mit gemeinschaftlicher heiliger Kommunion.
15. Mai. Pfingsten fand ein großes Ringpfadfindertreffen statt. Zeltlager vor den Toren, conferre Chronik. Leider hat sich hier trotz Gegenarbeit auch eine Gruppe dieser neutralen auf völkischem Boden, stark nationalsozialistischen Bewegung gebildet.
26. Juni. Die am 26. Juni stattfindenden Elternbeiratswahlen waren beschämend für mich. Katholische Eltern gewählt wurden mit 54 Stimmen 2 kommunistische, 50 Stimmen 2 katholische und 35 Stimmen 1 nationalsozialistischer Vertreter. Der Dissident und Kommunist wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt, sowenig Rückgratfestigkeit haben unsere katholischen Eltern.
Der alte Kuh- und Schweinestall des Pfarrhofes wird abgebrochen.
[p. 199] 31. Juli. Reichstagswahl. Wahlberechtigt 959. Es wurde gewählt Nazi 282, Sozi 62, Kozi 289, Zentrum 263, Deutschnational 18, Deutsche Volkspartei 4 und die kleinen Parteien je 1.
11. September. Sturmtag in Zons. In diesem Jahr fand an jedem 2. Sonntage jedes Monates eine [sic.] Werbetag für die Jungmänner und Gesellen unseres Dekanates statt, an dem wir uns beteiligten. Leider konnte wegen des Wetters das Freilichtspiel "Tell" nicht wie vorgesehen am "Bildchen" stattfinden. Beteiligung war[6]. Morgens Generalkommunion der Jungmänner.
12. September. Das "Ewige Gebet" auf diesen Tag verlegt, da Neuordnung wegen der Abtrennung der Diözese Aachen.
16. Oktober. Düsseldorf (Sakramentsrektorat) veranstaltete hier Sonntag für bedürftige Großstädter 30 Zentner Kartoffeln und 30,- Mark in baar.
23. Oktober. Heute beginnen die liturgischen Vorträge, während des Winterhalbjahres jeden Monat mit Lichtbildern und Schallplatten, Referent Herr Hochwürden Religionslehrer Krutwig, Köln-Nippes. Besuch sehr gut. In diesem Monate nahm auch die Notgemeinschaft seine Tätigkeit wieder auf.
3. November. Der Hubertusaltar aufgestellt, im März der [p. 200] Josefsaltar (die Öfen wurden entfernt) die Figuren renovierte Bardenheuer Köln, von Werthstraße.
23.11. Einkehrtag der Frauen im Raphaelshause. Teilnahme 50. Leiter Pater Heimann, Düsseldorf.
25.12. Zum Pfarrweihnachtsfest sang der Kirchenchor das Weihnachtsoratorium von Domdechant H. Müller, Fulda. Dazu lebende Bilder gestellt vom Herrn Lehrer Riffel.
Vom 19.-25. Dezember fand die Missionserneuerung durch Herrn Pater Borchert, Bochum statt. Teilnahme nicht wie bei der Mission selbst. Das Weihnachtsspiel: "Frohe Botschaft" von Dr. Ernst Weber, Verlag: Arnold Strauch, Leipzig.
Statistik vom Jahr 1932.
Taufen 32 (24), Ehen 18 (2) 1 Mischehe, Tod 13 (17), alle versehen. 1. heilige Kommunion 30 (36), Kommunionen ausgeteilt 22.700 (15.900), Osterkommunion nicht gehalten (150).

1933-1945

1933

1933
19. Februar. Familienfeier der Pfarre bei Weiler mit heiterem Programm. Die vom Gesellen-Arbeiter-Jünglingsverein und Kirchenchor gebildete Laienspielschar trat zum 1. Mal an die Öffentlichkeit.
5. März. Revolutionsstimmung. Der Brand des Reichstagsgebäudes hatte wie ein Fanal gewirkt. Die tollsten Gerüchte durchschwirren den Ort. Die Kommunistischen Führer werden festgesetzt. [p. 201] Die Reichstags- und Landtagswahl für Preußen hat unter dieser Stimmungsmache folgendes Bild: Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (Hitlerbewegung) 377, Sozialdemokraten 34, Zentrum 235, Kommunisten 216, Deutschnationale Volkspartei 36 und die kleinen Parteien. Wahlbeteiligung 97 %. Hoffentlich sehen die Katholiken nicht zu spät ein, daß das Zentrum die Belange des katholischen Volksteils noch immer am besten geschützt hat. Es geht wie ein nationalsozialistischer Rausch durchs Volk. Gewalt und Rechtsunsicherheit haben wieder Platz gegriffen. Die Katholiken werden wieder als national minderwertig angesehen, Bürger 2. Klasse.
Die Reichstagswahl vom 6. November 1932 hatte folgendes Bild: Nazi 192, Sozi 31, Kozi 307!!, Zentrum 225, Deutschnational 18. Wahlberechtigt 960.
12. März. Die Wahl zum Provinziallandtag, Kreistag und zum Gemeinderat. Die Zentrumspartei hat zum 1. Mal eine eigene Zentrumskandidatenliste aufgestellt, von denen einer (Matthias Weiler) gewählt wurde.
[p. 202] Die nationale Revolution, auf dem Rathaus weht die Hakenkreuzfahne. Die tollsten Gerüchte durcheilen die Gemeinde. 6 führende Kommunisten werden in Schutzhaft genommen, u.a. Theodor Derendorf, Johann Scheer (Markt), Johann Fleischhauer (Rhein), Wilhelm Hermanns (Mühlenstraße). Einige Wochen vorher war bei einem nächtlichen Überfall der Kommunistenführer Ernst Junghans erschossen worden. Sein Begräbnis (ohne Geistlichen) war eine Demonstration der Kommunisten gewesen. Die kommunistischen und sozialistischen Zeitungen verschwinden. Aus der städtischen Volksbibliothek werden alle marxistischen und liberalen Bücher entfernt. Der Umschwung zeitigt die sonderbarsten Früchte. Solche, die den Pfarrer noch vorher mit "Heil Moskau" und der geballten Faust begrüßten, heben jetzt in brauner Uniform die flache Hand zum Gruße "Heil Hitler". Hoffentlich werden sie auch innerlich umgewandelt.
1. April. Der freiwillige Arbeitsdienst, der vom katholischen Arbeiterverein getragen und hauptsächlich von Mitgliedern des Katholischen Gesellenvereins ausgeführt wurde, hat versucht, die Zonser Heide urbar zu machen, begonnen Februar 1932, endete es mit 1. April 1933. Ca. 8.000 amerikanische Eichen wurden auf der Heide angepflanzt. [p. 203] Die Maßnahme hat 35.500 Mark den Zonsern gebracht. Der Kirchplatz wird neu angelegt.
[Es folgt ein eingeklebter Zeitungsartikel, noch p. 202]
Bedeutende Worte des Kardinals Faulhaber. Wie die "Essener Volkszeitung" aus Weingarten meldet, hat dort am Vorabend des Blutfreitags in der Klosterkirche Kardinal Michael von Faulhaber eine Festpredigt über das Wesen der Erlösung aus dem Heiligen Blute und über das Geheimnis der Wunden Christi gehalten. Er erklärte dabei u.a.: "Das kostbare Blut Christi rede ich zu allen Völkern." Der Kardinal fuhr dann fort: "Es war eine geschichtliche Stunde, als unser Reichskanzler vor aller Welt klar und bestimmt den Willen unseres Volkes zum Frieden bekundete. In meiner Friedenspredigt vom Februar 1932 habe ich den Leitsatz aufgestellt: Wir wollen für den Frieden rüsten, für unser Volk das gleiche Recht in Anspruch nehmen wie andere Völker und diese Rechtsgleichheit durch Abrüstung der hochgerüsteten Völker, nicht durch Aufrüstung der Abgerüsteten, erreichen. Damals hat eine führende Zeitung geschrieben, solche Friedenspredigten dürften im Dritten Reich nicht mehr gehalten werden. Und nun hat der Reichskanzler, 1 ¼ Jahre später, die gleichen Forderungen erhoben. Gesegnet sei, wer den Heldenmut besitzt, den Ölzweig des Friedens zu erheben."
Feierliches Setzen der "Hitler-Eiche" am Pohl am 1. Mai 1933.
1. Mai. Wie alljährlich die Blumenprozession der Kinder zum Muttergottesaltar am Vorabend. Am Tage selbst: feierliches Volkshochamt mit Predigt über die Arbeit im christlichen Geiste "Bete und arbeite". Nachmittags Umzug und Pflanzung der Hitler-Eiche. Die SA nahm in Uniform am Gottesdienst teil.
Juni. Die politische Entwicklung nimmt ihren Fortgang. Der Hitler-Jugend wird verboten, an den Versammlungen des Katholischen Jünglingsvereins teilzunehmen.
25. Juni. Pfarrfamilienfeier anläßlich des Namenstages des Pastors. Eine Betbank für die Kirche wird überreicht. Die Vereine hatten das Programm übernommen, der Abend verlief gemütlich und harmonisch.
1. Juli. Die Polizei beschlagnahmte Protokollbücher und Vereinsvermögen der St. Georgspfadfinder, Unterabteilung des Jungmännerverbandes.
1. August. Das Verbot wird aufgehoben. Die Jugendlichen sind fast restlos in der Hitlerjugend. Der Katholische Gesellenverein behauptet sich und bleibt bestehen.
16. Juli. Große Männerwallfahrt nach Knechtsteden.
14. August fährt der Pilgersonderzug des Dekanates Zons [p. 204] (aus unserer Gemeinde beteiligen sich 100) zur Verehrung des heiligen Rockes nach Trier. Alle Pilger empfingen morgens die heilige Kommunion.
12. September. Die Beteiligung am ewigen Gebete war wie in den Vorjahren gut.
17. September. Aus Anlaß der Ratifizierung des Reichskonkordates mit dem heiligen Vater ist feierliches Amt. Der Friede mit der Kirche ist geschlossen?
Pfarrkirche St. Martinus beim Erntedankfest 1933.
Erntedankfest 1933. Stehend mit Blick in Richtung Kamera: Ortsbauernführer Heinrich Wimmer.
1. Oktober. Auch in unserer Gemeinde wurde das Erntedankfest feierlich begangen. Die Landwirte (Frau Wimmer Heinrich) hatten die Kirche mit den Früchten des Feldes geschmückt, nachmittags war unter Anteilnahme der ganzen Bevölkerung ein wohlgelungener Festzug der Bauern und Handwerker.
19. Oktober. Einkehrtag für die Frauen im Raphaelshause. Pater Angelinus O.F.M. Düsseldorf hielt die Vorträge. 50 Mitglieder des Frauen- und Mütter-Vereins beteiligten sich. Auch die Arbeiter hatten Einkehrtag in Neuß, Teilnehmer 12.
12. November. Volksabstimmung und Reichstagswahl. 95 % Wahlbeteiligung, nur 40 Neinstimmen. Der Kommunismus ist äußerlich in Zons überwunden. [p. 205] Hoffentlich auch innerlich!
19. November. Die St. Hubertusschützenbruderschaft hat ihre General-Kommunion, an der sich leider nur 35 % beteiligen.
6. Dezember. Einkehrtag der Jungfrauen im Raphaelshause. Beteiligung 35, Religionslehrer Krutwig, der auch die monatlichen liturgischen Vorträge mit Lichtbildern und Schallplatten hält, hielt die Vorträge.
25. Dezember. Die Beteiligung an der Weihnachtskommunion war erfreulich groß. 80 % der Pfarrkinder fanden sich ein. Vor der heiligen Messe fand eine Krippenfeier statt, die sich in 3 Teile gliederte: I. Heilandserwartung. Die Kirche dunkel, jeder kommt mit einer brennenden Kerze. Die Gemeinde singt: O komm, O komm, Emmanuel. Adventsgebet. II. Heilandsverkündigung. Violinsolo (Gottfried Köpping), Orgel (Willi Hahn) Evangelium von der Verkündigung. Der Stern (Hubert Geiler für 75 Mark) leuchtet auf. Der Chor sing "Ave Maria, gratia plena". III. Heilandsgeburt. Weihnachtsevangelium. Krippe strahlt auf. Predigt und Lied: Zu Bethlehem geboren. IV. Christmette. Die ganze Kirche erleuchtet, V. Weihnachtskommunion. Abends das gewohnte Krippenspiel. Dieses Mal in besonders großer Aufmachung das Spiel von Erich Eckert, zur Zeit Paderborn, Grube 12.
[p. 206] Statistik von 1933.
Tod 12 (13), Kinder gestorben 4 (2), Ehen 12 (18), auswärts 3 (2), Taufen 24 (32), 1. heilige Kommunion 36 (30), Kommunionen ausgeteilt 19.300 (22.000), Osterkommunion nicht gehalten (80).


1934

1934. Am 14. Januar war Kolpingsgedenkstunde mit Überreichung der Stammkarten an 16 Mitglieder, 4 Altmitglieder und 6 Meister.
25. März. Am Palmsonntag wurden in der Kapelle als Stationskirche die Palmen gesegnet, anschließend Bekenntnisprozession zur Pfarrkirche, wo das Amt gefeiert wurde.
1. April. Vom Ostersonntag an wurde eine eigene Kirchenzeitung für die Pfarrgemeinde eingeführt, Bezieher nur 42.
Am 1. Mai ist das Bürgermeisteramt Zons aufgelöst, der Bürgermeister Hans Flücken zieht nach Nievenheim und verwaltet das Amt in Personalunion.
Zonser "Kinderschar" mit der Betreuerin Gertrud Lenden 1933/34.
20.1.1934. [Es folgt ein eingeklebter Zeitungsartikel:]
Hindenburg und Hitler Ehrenbürger von Zons. WG. Zons, 22. Januar. Aus Berlin kommt die erfreuliche Kunde, daß Reichspräsident von Hindenburg und Reichskanzler Adolf Hitler, welche der Gemeinderat zu Ehrenbürgern der alten Zollfeste Zons ernannt hatte, diese Ehrung angenommen haben. Die von Künstlerhand ausgeführten Ehrenbürgerbriefe sollen persönlich in Berlin überreicht werden. Die Annahme der Ehrenbürgerschaft durch die höchsten Führer des Dritten Reiches ist um so erfreulicher, als im allgemeinen derartige Ehrungen bisher meistens abgelehnt wurden. Sie läßt die berechtigte Hoffnung aufkommen, daß Zons, eines der kleinsten aber auch ältesten Städtchen am Rhein, auch bei dem neuen Gemeindeverfassungsgesetz als Titularstadt erhalten bleibt, was ihm auf Grund seiner großen geschichtlichen Vergangenheit zu gönnen ist.
[p. 207] Der Kampf der national-sozialistischen Weltanschauung gegen den katholischen Glauben, conferre Rosenberg (Reichskulturwart), Prof. Bergmann etc. nimmt seinen Fortgang. Nachdem den Mitgliedern der Hitlerjugend und des Bundes deutscher Mädel die Doppelmitgliedschaft in den katholischen Jugendorganisationen verboten ist, folgt nunmehr auch das Verbot der Doppelmitgliedschaft in der Arbeitsfront und den katholischen Arbeiter- beziehungsweise Gesellen-Vereinen. Dem Ortsbauernführer Heinrich Wimmer, der Mitglied der N.S.D.A.P. und Amtswalter und Mitglied des Kirchenvorstandes ist, wird nahegelegt vom Ortsgruppenleiter, aus dem Kirchenvorstand auszutreten, widrigenfalls er sein Amt nicht mehr führen könne. Dem Vorsitzenden der St. Hubertusschützenbruderschaft[7] wird von demselben Ortsgruppenleiter erklärt, wenn der Schützenverein sich an der Fronleichnamsprozession beteilige und geschlossenen Kirchgang halte, so dürfe er sein Schützenfest nicht feiern, man drohte mit Auflösung. Die Verhandlungen zwischen dem heiligen Stuhl und der Reichsregierung über die strittigen Fragen schwelen noch.
6. Mai. Große Straßen- und Haussammlung für die Zwecke der katholischen Caritas. Ergebnis 120,- Mark.
13. Mai Die Generalversammlung der St. Hubertusschützengesellschaft, über die Folgen dieses Schrittes nicht [p. 208] aufgeklärt durch den Vorsitzenden Heinrich Peters, Brunnenstraße, den Pastor hat man ferngehalten, beschließt die Umbildung in den Deutschen Schützenverein und den Austritt aus der Erzbruderschaft. Folgendes wurde am 13. Mai 1934 von der Kanzel verkündigt: Am 13. Mai 1934 ist die St. Hubertusschützengesellschaft umgebildet und die Verbindung mit der uralten Bruderschaft gelöst worden. Dadurch hat man mich gezwungen, den Ehrenvorsitz, den ich unter anderen Vereinssetzungen angenommen hatte, niederzulegen und aus dem Verein auszutreten. Nahezu 500 Jahre (1460 urkundlich erwähnt) hat die Schützenbruderschaft hier in Zons bestanden, und auch ich habe während meines Hierseins den Verein stets tatkräftig unterstützt. Selbstverständlich fallen kirchliche Ansprachen, Ehrengarde bei Fronleichnamsprozession und anderes mehr für die Zukunft weg, wie die Erzbruderschaft mir ausdrücklich mitteilt und wie ich vor dem 13. Mai dem Vorstande habe mitteilen lassen. Wenn die Schützen konsequent sind, werden sie selbst ihre kirchlich gesegneten Fahnen nicht mehr tragen. Schützen, welche sich in das alte Bruderschaftsregister eintragen wollen, können das im Pfarrhause tun. [p. 209] Zu dieser Erklärung fühlte ich mich verpflichtet, damit man weiß, weshalb der Pastor am Schützenfest nicht mehr teilnimmt.
Die am Abend desselben Tages vom Frauen- und Mütterverein veranstaltete Ehrung unserer Mütter war ein voller Erfolg.
31. Mai. Die Fronleichnamsprozession hatte eine überaus starke Beteiligung, besonders der Männerwelt. Die Schützen nahmen in Uniform und mit Fahnen nicht teil. Aber auch die Kriegervereinsfahne fehlte, die Polizei und Feldjäger führten, wie sonst, die Prozession nicht mehr an.
3. Juni. Religiöse Kundgebung der katholischen Jugend des Dekanates in Knechtsteden. 600 Jugendliche hatten sich eingefunden. Von Zons 15 Jünglinge, 40 Jungfrauen.
17. Juni. Das Schützenfest fand zum 1. Male ohne Beteiligung des Pastors statt, doch waren die Schützen mit ihren Fahnen in die Kirche gekommen. Die meisten Schützen bedauerten diesen Zustand, 30 schrieben sich in das alte Bruderschaftsbuch ein, nur der Vorsitzende Heinrich Peters begrüßte es, daß der Pastor nicht mehr teilnehme.
Religiöse Flugblätter, die in der Kirche [p. 210] verteilt wurden, wurden von SA-Männern draußen den Gläubigen abgenommen. Der Verkauf in der Kirche verboten, da das Verbot aber gesetzwidrig war, nicht gehandhabt. Die Schriften gehen gut ab.
8. Juli Ein Junge und ein Mann im Rhein ertrunken.
11. Juli Theologiestudent aus Knechtsteden beim Baden ertrunken.
Jeden Monat versammelt der Pastor die Jünglinge zu einem religiösen Vortrag in der Kapelle. Da die Vorträge von den Mitgliedern der Hitler-Jugend gut besucht worden, verbietet der Gefolgschaftsführer Paul Bergenthal, Dormagen, den Besuch mit der Begründung: Der Pastor habe nicht zum Gebete für die Regierung aufzufordern. Auf Beschwerde wird das Verbot zurückgenommen.
Das Stromfest 1934 in den Rheinwiesen.
1., 2. und 9. September Stromfest in Zons, conferre Anlage zur Chronik. Der Ortsgruppenleiter hat bewußt den Pastor ausgeschaltet.
30. September. Beim Erntedankfest aber regte sich die bäuerliche Bevölkerung und verlangte die Teilnahme des Pastors, welcher zur Volksgemeinschaft gehöre. Feierliches Hochamt. Die Kirche war von Frau Heinrich Wimmer, Rheinstraße, aufs prächtigste [p. 211] geschmückt, der Erntekranz und die Früchte des Gartens und des Feldes wurden besonders gesegnet, conferre Anlage zur Chronik.
16.-23. September hielt Pater Hoffmann S.C.J. eine religiöse Weihe für Jünglinge und Jungfrauen, die Beteiligung unter 20 Jahren waren 95 %, über 20 Jahren nur 70 %. Erfolg Gründung eines Jungmännervereins, der am Christkönigsfest die Bestätigung von Düsseldorf erhielt, conferre Beilage zur Chronik.
Beerdigungs-Zug des SA-Mitglieds Johann Blömacher am "Pohl" (heute Schweinebrunnen) im Oktober 1934. Es sind mehrere Mitglieder der Hitlerjugend, ein Jungschar-Mitglied und ein SA-Mann zu sehen.
Beerdigung des SA-Mitglieds Johann Blömacher im Oktober 1934. Am Grab stehen mehrere Mitglieder der Zonser Hitlerjugend.
25. Oktober. Die Motorradunglücke in der Gemeinde mehren sich, nachdem in der letzten Zeit 2 junge Männer verunglückt waren, ist der 3. Fall besonders tragisch, da Johann Blömacher, 22 Jahre alt, aus der Kirche ausgetreten war. Die Leute sprechen von einem Gottesgericht, denn er gehörte mit zu den S.A.-Männern, die im vorigen Jahre den Rektor (Priester) des Krankenhauses in Dormagen unter Schimpf und Schande durchs Dorf geschleppt hatten, mit Plakaten um den Hals, auf denen stand, ich bin ein [p. 212] Lump, ein Vaterlandsverräter, ein Separatist, wodurch man dem Hochwürdigen Herrn aufs Bitterste Unrecht tat.
Wallfahrt nach Kevelaer und nach Knechtsteden hatten wieder einmal eine sehr gute Beteiligung.
Ein Bastelkursus, den der Frauen- und Mütterverein seinen Mitgliedern bot, fand keine Beteiligung wegen Interesselosigkeit. Beteiligung an der großen Friedens-Kundgebung 29.11. im Kölner Dom war sehr gut.
21. November. Am Tage Mariae Opferung hielten wir eine weihevolle, tiefergreifende Gebetstunde für die Gefallenen des Weltkrieges. Die Namen wurden einzeln verlesen, und ein Kind aus der Familie des Gefallenen kam mit brennender Kerze an den Altar und ging beim eucharistischen Umzug mit durch die Kirche, wie streckten sich die Schwurfinger aller Gläubigen empor beim Singen des Christkönigsliedes.
25. November. Pater Ricken, Steyl-Geilenkirchen, hielt am Weltmissionssonntag Predigten und einen Filmvortrag, ein voller Erfolg für unsere Missionssache.
29. November. Religiöse Gemeinschaftsfeier im Kölner Dom.
[p. 213] 9. Dezember feierliche Aufnahme in den Marienverein. 80 % der Schulentlassenen des letzten Jahres ließen sich aufnehmen.
25. Dezember. Die Krippenfeier auch in diesem Jahre war sehr stimmungsvoll, die Leute vermißten in diesem Jahre die weltliche Pfarrfamilienfeier. Beteiligung an der heiligen Kommunion wie immer.
Statistik 1934
Taufen 26 (24), 1. heilige Kommunion 20 (36), 1. heilige Beichte 20, Kommunionen ausgeteilt 20.300 (19.300), Ehe 15 (12), auswärts 5 (3), Tod 15 (12), davon plötzlich 4, aus der Kirche ausgetreten 1 (0).


1935

1935
[Visitationsvermerk:] Vidi in visitatione canonica Zons, die 8. V. 1935, † Josephus Hammels, Episcopus aux. Coloniensis.
Anfang des Jahres erkrankte der Pfarrer und mußte sich einer Operation unterziehen. Während dieser Zeit versahen die Franziskanerpatres aus Düsseldorf den Gottes- und Seelsorgsdienst.
20. Januar beteiligten sich die Arbeiter an der Dreikönigenwallfahrt des katholischen Werkvolkes zum Kölner Dom.
[p. 214] Die Vinzenzschwestern eröffnen wieder einen Nähkursus im Kloster.
24. Februar. Zur Vorbereitung auf die Feier des Silberjubiläums des Pfarrers finden Abendpredigten statt, die der Franziskanerpater Angelinus aus Düsseldorf hält, ebenfalls die Festpredigt am Sonntag, den 24. Februar. Beteiligung an der Generalkommunion und an der weltlichen Feier im "Weiler"schen Saale waren gut. Das Heilige Meßopfer von Chalderm kam zur Aufführung. Eine Gabe von 800 Mark (300 Mark Sammlung, 200 besondere Spende, 300 Mark aus der Kirchenkasse) wurden zur Verfügung gestellt zur Renovierung der Altäre.
19. März. Anläßlich des Josefsfestes veranstaltet der Bezirksvorstand der katholischen Arbeitervereine eine feierliche Werkzeugs- und Bekenntnisfeier im Quirinusdom zu Neuß. Beteiligung auch von hier.
24.-31. März. Wie in früheren Jahren, fanden auch heuer die Schulentlassungsexerzitien in der Kapelle statt, feierte Schluß in der Kirche, die Eltern beteiligten sich schon mehr an der heiligen Kommunion als im letzten Jahre.
[p. 215] 1. April. Die Schulneulinge werden in der Kirche mit ihren Müttern empfangen, Ansprache, Gebet und Weihe, unter Vorantritt des Schulkreuzes ziehen alle zur Schule, wo das Kreuz feierlich seinen Platz erhält. Die Mütter waren sehr ergriffen, ob diese Feier wiederholt werden kann, ist fraglich, da der Schulleiter höheren Ortes einen Verweis erhielt, daß er etwas Derartiges zugelassen. Der Kulturkampf geht um die Schule.
7. April. Die Palmsonntagsprozession von der Kapelle zur Kirche wies gegen das Vorjahr eine schwache Beteiligung auf, es ist ja eine Bekenntnisfahrt.
7. April. Kirchenvorstandswahl. Die ausscheidenden Mitglieder Gottfried Stelzmann, Josef Richrath, Josef Vogel, Josef Rodekirchen und Johann Erkelenz wurden wiedergewählt, als Ersatz Anton Hubert Norff und August Stelzmann, Beteiligung 44.
21. April. Zu Ostern eine gute Beteiligung bei der heiligen Kommunion. 850 Kommunionen ausgeteilt.
28. April. 29 Kinder gingen zur 1. heiligen Kommunion.
[p. 216] 1. Mai. Die Blumenprozession zur Gottesmutter brachte über 100 Topfpflanzen (Hortensien), ein herrlicher Maialtar.
Zu Ostern war es 1 Jahr her, daß die Kirchenzeitung erschien, sie nahm einen guten Aufschwung, von 12 auf 66 Abonnenten.
8. Mai. Der ganze Ort festlich geschmückt, besonders die Kirche (Frau Heinrich Wimmer geb. Catharina Hahn rühmend zu erwähnen, welche bei dem Jubiläum und auch sonst sich der Ausschmückung besonders annimmt). Der Weihbischof Dr. Josef Hammels kommt zur Visitation und Firmung. Alles gut verlaufen, nur die Lehrerschaft ließ sich trotz Einladung dem Hochwürdigsten Herrn nicht vorstellen. 140 Firmlinge. Schlußkonferenz 10. Mai im St. Raphaelshause.
Palmsonntag sprach der Generalpräses der rheinischen Schützenbruderschaften Pfarrer Dr. Louis aus Leverkusen-Bürrig vor den Zonser Schützen, um sie einzuladen, der Bruderschaft wieder beizutreten [p. 217] und altes Brauchtum auch in Zons zu erhalten. Der neue Vorsitzende[8] (der alte mußte wegen Unregelmäßigkeiten in der Kasse gehen) scheint die Überführung zu sabotieren, trotzdem 90 % aller Mitglieder für die Bruderschaft sind.
Zu Beginn des neuen Schuljahres verstärkt sich der Druck auf die Kinder, Jugendliche und vor allem Eltern, die abhängig sind, ihre Kinder in die Formationen der H.J., B.d.M. und Jungvolk zu schicken. Dabei kann man jeden Tag von der "Freiwilligkeit des Eintritts" in den Zeitungen lesen.
In diesem Jahre ist eine große Maikäferplage. Die Schulen ziehen aus, sie zu vernichten.
Parade zum Schützenfest 1935: Personen v.r. Vereinsführer Peter Breuer, erster Beigeordneter Franz Bebber, Ortsgruppenleiter Franz Erkelenz.
16. Juni. Das Schützenfest auch in diesem Jahre wieder gefeiert ohne Teilnahme des Ortspfarrers, eine kleine Gruppe (Hauptlehrer Peter Breuer) terrorisiert die Mehrheit, die nach wie vor die Bruderschaft will.
Die Fronleichnamsprozession konnte in diesem Jahre wegen des schlechten Wetters nicht ausziehen.
Zonser Hitlerjugend mit Gefolgschaftsführer Rudi Kaiser (ganz links) beim Erntedankfest 1933.
Die Hitlerjugend stellt sich mehr und mehr antikirchlich ein. Die Hetze gegen Bischöfe und Priester [p. 218] übersteigt alles Dagewesene. Der Gefolgschaftsführer Rudi Kaiser kann es ohne Widerspruch der Eltern wagen, den Jungens zu sagen "Wenn die schwarzen Bestien euch aufhetzen (!), schlagt sie in die Fresse." Die Standesvorträge für die Jünglinge werden von der H.J. sabotiert.
Die Seitenaltäre (Muttergottes und St. Martini), Empirstil, noch aus der alten Kirche, werden durch den Kunstmaler Bardenhewer, Köln, renoviert. Die alten Chorstühle werden zu Altären verwandt, St. Josef und St. Hubertus. Erneuerung von Altären und Figuren 1.150,- Mark, conferre Seite 99.
Juli. Die traditionellen Ausflüge der katholischen Vereine konnten in diesem Jahre nicht stattfinden. Die Frauen wallfahrten nach Neviges, die Jungfrauen fuhren durchs Bergische Land nach Werden (Baldeneysee). Die Gesellen besuchten das Passionsspiel in Stieldorf (Siebengebirge).
30. Juli Der katholische Arbeiterverein lud seine Mitglieder und deren Angehörige zu einem Kettelerfilm in ihr Vereinslokal "Weiler". 50 waren der Einladung gefolgt.
Die Gruppenabende für die Bräute erfreuen [p. 219] sich nach wie vor eines regen Besuches. Die Trennung der Jungfrauen in eine jüngere und ältere Abteilung bewährt sich. Erfreulich ist es, wie auch die jüngeren Mädchen dem Marienverein die Treue bewahren.
25. August Die Förderinnen des Franziskus-Xaverius-Vereins beteiligen sich am Einkehrtag im Raphaelshaus.
8. September Die Spätkirmes wird einen Monat früher gelegt.
Dem Museum wurden leihweise überlassen (siehe Quittung bei den Akten) 1.) alte Goldwage (1746), 2.) Gewichtsatz, 3.) Kruzifix, 4.) Kännchen aus Zinn (Polle), 5.) Bund alter Kirchenschlüssel, von der alten Pfarrkirche, 6.) alte Zolltheke, 7.) Holzfigur (heiliger Hubertus), 8.) Holzfigur (heiliger Martinus mit Pferd), 9.) hölzernes Reliquiar, 10.) alter Taufstein mit einzelnem Steinfuß, 11.) Ofengußplatte (Lazarus und der miese Prasser), 12.) alte Stiftungsurkunde Schroderer (St. Antoniusbruderschaft 1466) mit Siegel, 13.) 3 alte Ölgemälde von Zonser Pastören, 14.) Christuskörper vom "Mühlenpost", 15.) Urkunde von Friedrich von Sachsen-Lauenburg 1575, 16.) Bild der alten Pfarrkirche.
[p. 220] 8. September. Die Kirmes wird heute gefeiert, sie wird wegen des Erntedankfestes einen Monat früher gefeiert.
Szene aus dem Stück "Schmied von Zons" (1935).
15. September. Heute wurde das von Michel Becker (Köln) verfaßte Spiel "Der Schmied von Zons" zum letzten Male in dem neuerrichteten Freilichttheater (Südseite des Schlosses) aufgeführt. In wirkungsvollen Bildern wurde ein Teil der Zonser Geschichte (Dietrich von Mörs und Ruprecht von der Pfalz 1400-1500) während des Sommers an jedem ersten und dritten Sonntag des Monates gezeigt. Der Besuch aus der näheren und weiteren Umgebung war gut. Die Spielschar, gestellt von Mitgliedern der katholischen Vereine von Köln, betrug sich musterhaft.
Am gleichen Tage zog nachmittags die Prozession nach Knechtsteden.
Die Jungfrauen beteiligten sich an der großen Wallfahrt der Jungfrauen der Kölner Erzdiözese nach Kevelaer (25.000).
28. und 29. September. Unsere diesjährige Wallfahrt nach Kevelaer. Die Bahnpilger zogen Samstag aus. Die Hauptprozession fuhr Sonntag per Auto. Beteiligung 120.
1. Oktober. Die Lehrerin Fräulein Clara Bergmann ist nach Solingen versetzt. Die Bevölkerung weint ihr keine Träne nach. [p. 221] An ihre Stelle tritt Fräulein Hildegard Wolters aus Düsseldorf, die bisher in Alpen (Niederrhein) angestellt war.
6. Oktober. Das Erntedankfest wird wieder mit großer Feierlichkeit begangen. Die Kirche festlich geschmückt, vor dem Hochamt in einem Weihespiel die Segnung der Feld- und Gartenfrüchte. Nachmittags in der Freilichtbühne ein wahres Volksfest mit Kinderbelustigung.
22. September feierte der Kirchenchor sein 55. Stiftungsfest. Morgens Festhochamt mit Predigt. Nachmittag Saalfeier bei Hahn. Verschiedene Männergesangvereine, Leverkusen, Rosellen etc. waren erschienen.
29. September. Im Raphaelshause Einkehrtag für die Bräute des Dekanates Zons, an dem sich auch die hiesige Bräutegruppe beteiligte.
An den Rekrutenexerzitien in Knechtsteden hat sich trotz 2maligen persönlichen Besuches keiner von Zons beteiligt.
6. Oktober, conferre oben Erntedankfest. Die Kirche wieder herrlich geschmückt. Vor dem Hochamte fand vor der Kirche ein kleines Erntefestspiel statt, wobei die Früchte des Feldes und des Gartens gesegnet wurden. [p. 222] Die weltliche Feier im Freilichttheater zeigte eine erfreuliche harmonische Beteiligung der ganzen Bevölkerung.
27. Oktober. Zur Vorbereitung auf das Christkönigsfest fanden Mittwoch, Donnerstag und Freitag besondere Predigten für die Kinder statt.
In diesem Winter ist der Borromaeusverein wieder zu neuem Leben erwacht. Frau Töller und Johann Worringen haben die Leitung übernommen.
20. November. Abends wie in Vorjahren bei überfüllter Kirche Gedächtnisstunde für die gefallenen Krieger.
1. Dezember. Am 1. Adventssonntage Missionssonntag für die Gemeinde. Dem Franziskus Xaverius konnten ca. 70 Mark überwiesen werden.
8. Dezember. Alle Schulentlassenen (mit Ausnahme von 3) traten dem Marien-Verein bei.
Mittwochs wird in der Kapelle die liturgische Gemeinschaftsmesse gefeiert.
11. Dezember. Herr Hochwürden Carl Schütze, der von 08-09 hier als Kaplan tätig war, starb als Pfarrer von Ollheim.
An den Exerzitien für Kirchenvorstandsmitglieder in Knechtsteden beteiligte sich [p. 223] trotz eifrigen Werbens nur einer (Peter Gilgen).
2 Broschüren gegen Rosenbergs Schrift "An die Dunkelmänner unserer Zeit" wurden vertrieben in der Frühmesse, als die Beschlagnahme vor dem Hochamte erfolgte, waren sie alle abgesetzt.
25. Dezember. Das Weihnachtsfest zeigte wieder eine erfreuliche Pfarrfamilienkommunion, ca. 70-80 %.
Das alte Jahr wurde mit folgender Statistik beschlossen. Taufen 36 (26), 1. Heilige Kommunion 29 (20), 1. Heilige Beichte 30 (20), Kommunionen ausgeteilt 21.000 (20.300), aus der Kirche ausgetreten 0 (1), eingetreten 3 (0), Ehe 15 (15), Tod 26 (15), Firmung 140.


1936

1936
19. Januar. Das neue Jahr fängt gut an. Gestern abend wird telefonisch durchgegeben, und heute morgen vor 6 Uhr kommt der Schutzmann, um mitzuteilen, daß der Hirtenbrief der Bischöfe Beschlagenheit sei. Er wurde verlesen, conferre Reichskonkordat.
Karnevals-Umzug um 1936 in der Rheinstraße.
23. Februar. Die Lehrerschaft nimmt die Organisation des Fastnachtszuges in die Hand: "Alles unter einem Hut".
[p. 224] Heldengedenktag. Eine Welle nationaler Begeisterung geht durch das Volk (conferre 1914). Die entmilitarisierte Rheinlandzone wird wieder von deutschen Truppen besetzt.
22. März. Kirchliche Schulentlassung nach vorausgegangenen Exerzitien. 16 Knaben und 12 Mädchen, alle waren dabei. 7 Mädchen ließen sich als Aspirantinnen in den Marienverein aufnehmen. Die Knaben haben keinen Mut, dem Jungmännerverein beizutreten, trotz des ernsten Hirtenschreibens.
29. März. Reichstagswahl, näheres kann darüber nicht geschrieben werden. 98 % Beteiligung, 2 Neinstimmen!!!
Die Beteiligung an der Osterkommunion war wie im vorigen Jahre, es gibt noch einige Dutzend Unentwegte.
19. April. Am Weißen Sonntag gingen 10 Knaben und 16 Mädchen. Noch immer lassen die Eltern die jungen Kinder nicht mitgehen mit 8 Jahren, wie der Heilige Vater es wünschte.
1. Mai. Die Blumenprozession der Kinder zum Maialtar brachte wieder über 100 Blumen.
10. Mai. Maifeier der Jünglinge und Jungfrauen des Dekanates in Knechtsteden. Ca. 700, erhebende Feierstunde für alle.
Wasserleitung ins Haus gelegt. Die Herztüren [p. 225] auf dem Hofe verschwinden. Bei dieser Gelegenheit Ofenplatte freigelegt (Uniferum) und eine Grabplatte (an der Kirche aufgestellt) mit folgender Inschrift: "IM.Jair.mvcxIIIII (1515).op.de.xIII.dach.in.de.aprill.starf.mechtilde.Judde.D.Beteirs.mod.bit.got.vur.die.seil", conferre Juddeturm.
7. Juni. Am Dreifaltigkeitssonntag Gottbekenntnisfeier der katholischen Jugend. Beteiligung bei der heiligen Kommunion gut. Wegen des regnerischen Wetters waren nur 40 nach Nievenheim zur Bekenntnisstunde der Jugend des Dekanates gefahren und doch waren 1.200 Jugendliche dort versammelt, eindrucksvolle Feier. Der ganze Dekanatsklerus war dort erschienen.
11. Juni. In diesem Jahre zog die Prozession wieder in altem Glanze aus. Allerdings fehlten wieder die Schützen. Auch die Aloysiusfahne des Jünglingsvereins und das Kolpingsbanner wurden nicht mitgeführt, da keiner den Mut hatte, sie zu tragen. Der Marienverein hatte einige schöne Gruppen und zog mit Fahne und Banner.
Am 24. Mai begann der 2. Zyklus der Trilogie von Michel Becker: "Der Wächter von Zons". Die Freilicht- [p. 226] bühne hat eine immer stärkere Anziehungskraft auf die nähere und weitere Umgebung. Der Besuch ist andauernd gut. Das Spiel aber auch empfehlenswert. Die Zonser sind mit immer größerer Begeisterung dabei.
13. und 14. Juni. Die diesjährige Caritassammlung. Am gleichen Tage die Sammlung für 1) das Rote Kreuz, 2. Den Generalausschuß für die Innere Mission der Deutschen Evangelischen Kirche und 3. für den Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge. Es wurden gesammelt 113,38 Mark.
30. Juni. Mit 35 Marienkinder-Fahrt durchs Ittertal über Elberfeld nach Neviges-Hardenberg, durchs Neandertal (Wildpark) wieder heim.
8. Juli. Große Wallfahrt der Frauen und Mütter der Erzdiözese nach Kevelaer. Es kamen 26.000, aus Zons 60.
4. September. 40 Jahre, daß die Vinzenzschwestern ihren Einzug in Zons hielten. Der Boden der Kapelle wird neugemacht.
30. August. Wallfahrt nach Kevelaer, Bahn- und Autopilger.
Hirtenbrief der deutschen Bischöfe.
12. September. Ewiges Gebet. Beteiligung wie in den letzten Jahren.
[p. 227] Wieder war ein Sachverständiger für Orgelbau hier, der übereinstimmend mit den früheren Arbeiten erklärte: Die Orgel ist in ihren ältesten Teilen am Anfang oder Mitte des 19. Jahrhundert. Die Schrift ist die Schrift dieser Zeit, die jüngsten Pfeifen stammen vom 9.9.1858.
20. September zog unsere Wallfahrt nach Knechtsteden mit einer sehr kleinen Beteiligung. Die Festspiele der Stadt wirken sich nicht zum Besten der Seelsorge aus.
Die Freilichtbühne diente beim Erntedankfest 1936 als Kulisse für das Stück "Mutter Erde".
4. Oktober. Erntedankfest in der Kirche in der gewohnten Feierlichkeit begangen. Über die Festrede vom Nachmittag, die sich gegen die Juden wandte, darf man nichts schreiben.
26. Oktober. Der Bräutekursus beginnt wieder.
15. November. Die Katechismuswahrheiten werden als Ergänzung zum Diözesangebetbuch verteilt. Sie klären auf über die religiösen Irrtümer der Zeit.
29. November-6. Dezember hielt der Oblatenpater Knackstedt vom Nikolaus-Kloster bei Bedburdyck eine eucharistische Familienwache. Alle Familien sind vorher vom Pastor besucht worden, conferre Einladung. Trotzdem [p. 228] beteiligten sich nur 50 %.
8. Dezember. 40jähriges Jubiläum des Bestehens des Marienvereins in Zons. Festhochamt, nachmittags feierliche Aufnahme, anschließend kleine Familienfeier im Verein, Adventsfeier, sehr stimmungsvoll, conferre Programm. Fräulein Gertrud Wimmer, Feldstraße, Schwester des früheren Küsters, einzige Jubilarin. Die Leiterinnen des Vereins in den 40 Jahren waren die Oberinnen des Vinzenzklosters: Schwester Lamberta, Ursula, Gonzaga, Adolpha, Caritas, Arsenia und Sophia.
25. Dezember. Weihnachten konnte die weltliche Pfarrfamilienweihnacht wiederum nicht stattfinden. In der Kirche wurde das Fest mit großer Feierlichkeit begangen.
Statistik 1936
Taufe 34 (36), 1. heilige Kommunion 26 (29), 1. heilige Beichte 25 (30), Kommunionen ausgeteilt 20.000 (21.000), aus der Kirche ausgetreten 4 (-), Ehe 8 (15), Tod 15 (26), davon Kinder 4 (4).

1937

[p. 229] 1937. Im Januar wurde zum ersten Male der Priestersamstag gefeiert.
13. Januar. Generalversammlung des Frauen- und Müttervereins. Die Mütter bleiben treu. Die religiösen, charitativen und sozialen Aufgaben sind auch im vergangenen Jahre durchgeführt worden.
4. März. Schwester Cypricea, eine Ärztin, Vinzentinerin, beginnt mit den monatlichen Vorträgen über Gesundheitspflege und Erziehungsfragen des Kleinkindes vor den Müttern der Kinder des Kindergartens.
15.-20. März. An den Schulentlassungexerzitien nahmen alle Kinder teil, und zwar mit bemerkenswertem Eifer. An der kirchlichen Schulentlassungsfeier gingen schon viele Eltern mit ihren Kindern zum Tische des Herrn. Auch die Schulneulinge wurden mit einer Ausnahme von den Müttern oder Vätern zur kirchlichen Segnung geführt.
4. April. Am weißen Sonntage gingen 29 Kinder. Noch immer zögern die Eltern damit, ihre Kinder frühzeitig zur 1. heiligen Kommunion gehen zu lassen. Am 2. Tage wie immer die Fahrt nach Benrath.
2. Mai. Von den 1.085 Kommunionpflichtigen der [p. 230] Gemeinde haben nur 800 ihre Ostern gehalten.
17. April. Eine Befragung der Eltern wegen der Katholischen Schule für ihre Kinder ergab, daß 85 % für die Beibehaltung der Katholischen Schule waren.
1. Mai. Die Blumenprozession der Kinder zum Muttergottesaltar fand wie alljährlich statt. 100 Topfpflanzen.
16. Mai. Von Pfingsten ab darf im 3. und 4. Schuljahre nur 1 Katechismusstunde in der Schule gehalten werden. Die 2. Stunde halte ich in Zukunft im Jugendheim.
27. Mai. Die Fronleichnamsprozession ist wieder im alten Glanze gezogen. Die Kirchenfähnchen in den Straßen und an den Häusern durften nicht zum Schmucke verwandt werden. Es gab kein Haus, das nicht ein Altärchen gebaut hätte, man hatte mit Grün und Blumen geschmückt, so gut es in der kurzen Zeit von einem Tage noch ging. Einige wenige Hakenkreuzfahnen waren zu sehen. Die Lehrer durften in der Prozession die Kinder nicht beaufsichtigen. So gingen die Kinder, die nicht in den zahlreichen Gruppen etc. verteilt waren, mit ihren Eltern. Es wurde gut gebetet.
6. Juni. Gottbekenntnis der Katholischen Jugend Deutschlands am Bonifatiustage. 1.200 Jugendliche und Jungfrauen aus dem Dekanate anwesend.
[p. 231] 4. Juli. Da die Caritassammlung in der Öffentlichkeit verboten ist (damit die Volksgenossen nicht zu stark in Anspruch genommen werden), so haben die Bischöfe eine Caritassammlung angeordnet, die nur auf den Kirchenraum beschränkt bleibt. Ergebnis der Opferbeutel, die jedem gegeben wurden, 115,- Mark. Aus eigener Kraft ein größeres Ergebnis als im Vorjahre.
23. Juli 37. Der Pfarrer erhielt folgendes Schreiben: "Sehr geehrter Herr Pfarrer Klüwer, Zons. Neuß 23.7.1937. Im Auftrage des Regierungspräsidenten setze ich Sie davon in Kenntnis, daß der gesamte Lehrplanmäßige Religionsunterricht an den Volksschulen mit Wirkung vom 31. August diesen Jahres durch die Lehrer und Lehrerinnen erteilt werden wird. Für die bisherige Erteilung schulplanmäßigen Religionsunterrichts spreche ich Ihnen den Dank des Herrn Regierungspräsidenten aus. Gezeichnet Dr. Hovenbitzer, Kreisschulrat.
Die Zonser Feldstraße ca. 1933/39.
29. August. 200jährige Jubelwallfahrt nach Kevelaer. In dem Tagebuche des Zonser Küsters Schwieren (conferre Archiv) steht folgende Eintragung: "Anno 1737 sind die Zonsischen Pilger in [p. 232] Kevelaer zum ersten Male mit dem Venirabel eingeholt und ist feierliche Meß gehalten worden, wofür jährlich gezahlt wird 1 Reichsthaler." Die diesjährige Wallfahrt ist prächtig verlaufen. Pilgermesse in Zons, Abfahrt mit 2 Autos, feierliche Begrüßung durch den Herrn Prälaten und Pfarrer von Kevelaer in der Kerzenkapelle. Feierliches Hochamt in der Basilika mit Festpredigt. 2 Uhr Kreuzweg und Predigt unter dem Kreuzbaum durch den Herrn Hochwürden Religionslehrer Krutwig aus Köln. Heimkehr 8 Uhr und sakramentalischer Schlußsegen in der Pfarrkirche. Die Bahnpilger hatten sich unter Führung eines Adolf Hubert Schmitz (früherer Brudermeister) ausgeschlossen und privatim eine Wallfahrt am 25. und 26.9. gemacht.
2. September. Da die Schulpforte verschlossen, heute zum ersten Male die seelsorgliche Unterweisung der Kinder in der Kirche erteilt, die in 6 Stunden wöchentlich den Kindern nunmehr gegeben wird.
12. September. Das Ewige Gebet wieder unter großer Beteiligung der Pfarrkinder gefeiert. Zur feierlichen Komplet waren 5 Geistliche erschienen.
[Es folgt ein eingeklebter Zeitungsartikel.]
Der katholische Jungmännerverband der Diözese Trier aufgelöst. 1937. RWD. Trier, 12. November. Die Staatspolizei Trier teilt mit: Auf Grund des Paragraphen 1 der Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutze von Volk und Staat vom 28. Februar 1933 ist mit sofortiger Wirkung der katholische Jungmännerverband der gesamten Diözese Trier einschließlich seiner Unter- und Nebengliederungen, insbesondere der Pfadfinderschaft St. Georg, der Jungscharen, der Sturmscharen, der Pfarrjugend sowie der sogenannten Kernscharen, Singscharen, Frohscharen, der marianischen Jünglingskongregation und der Meßdiener-Organisation aufgelöst worden.
Jede Tätigkeit, die den Versuch der Fortführung der im katholischen Jungmännerverband der Diözese Trier zusammengeschlossenen Vereine oder den Versuch einer Neugründung mit gleichem oder ähnlichem Ziel darstellt, ist untersagt.
[p. 233] 22. September. Diözesanversammlung der Mütter im Kölner Dom. Ein Auto bringt 50 Mütter nach Köln, wo unter Teilnahme des Herrn Hochwürden Kardinal 25.000 Frauen eine Weihestunde erlebten.
26. September. Wallfahrt nach Knechtsteden.
3. Oktober. Erntedankfest in dem gewohnten Rahmen. Vor dem Hochamt ein kleines Erntefestspiel in der Kirche.
10. Oktober. Kirchenvorstandswahl. Gewählt wurden Jakob Gassen, Peter Gilgen, Wilhelm Peters, Matthias Weiler, Heinrich Wimmer, Ersatz Anton Hubert Norff und August Stelzmann.
17. November. Gedenktag für die Gefallenen des Weltkrieges in der feierlichen Weise der letzten Jahre.
Am 16. November beginnt die religiöse Unterweisung der Mütter, in jeder Woche eine Abendstunde, damit die Mütter in der Lage sind, selbst ihren Kindern Religionsunterricht zu geben, da der Geistliche in der Schule keinen Religionsunterricht mehr geben darf.
Statistik 1937: Taufen 36 (37), 1. Heilige Kommunion 29 (26), 1. Heilige Beichte 28 (25), Kommunionen ausgeteilt 22.300 (21.000), ausgetreten aus der Kirche 3 (4), Eheschließungen 18 (8), gestorben 9 (15).
[Es folgt ein eingeklebter umfangreicherer Zeitungsartikel aus der "Kölnischen Volkszeitung", 1937, "'Weltanschauung und Religionen' – Eine Rede des Reichsministers Kerrl"]

1938

[p. 234] 1938. Im Januar 1938 wird der Jungmännerverband mit allen seinen Gliederungen aufgelöst. Gestapo zur Haussuchung im Pfarrhause. Ergebnislos.
Soldaten mit Zonser Kindern am Juddeturm im März 1938.
21. März. Treuekundgebung der katholischen Frauen in der Pfarrkirche in Dormagen. Herr Hochwürden Weihbischof Dr. Hammels.
22.-27. März. Schulentlassungsexerzitien. Alle beteiligen sich eifrig.
10. April. Volksbefragung wegen des Anschlusses Österreichs an Deutschland und Reichstagswahl. Wahlbeteiligung in Zons: 100 %, alle Jastimmen, Neinstimmen 1.
24. April. Am weißen Sonntage beteiligen sich wieder alle Eltern und Lehrpersonen an der heiligen Kommunion, die Silberjubilare gingen mit Erstkommunikanten zum 1. Male geschlossen zur heiligen Kommunion.
30. April. Die Blumenprozession der Kinder zum Maialtar wie alljährlich. Die Schulneulinge empfingen am 1. Schultage den Kindersegen in der Kirche.
12. Mai. Aufnahme von 8 Aspirantinnen in den Marienverein.
29. Mai. Die Caritaskollekte brachte trotz aller Erschwernisse 160,- Mark, 50,- Mark mehr als im letzten Jahre.
6. Juni. Der Bekenntnistag der katholischen Jugend in Knechtsteden "Im Kreuze ist Heil" war sehr ergreifend. 1.400 Jugendliche und der gesamte Dekanatsklerus waren zur Stelle.
[p. 235] 16. Juni. Am Fronleichnamstage war die Beteiligung an der Prozession sehr gut, trotzdem alle Fabriken arbeiteten.
29. Juni. Zum ersten Male ist am Petri und Paulfesttage Schulunterricht. 80 % der Schulkinder waren in der Frühmesse.
Eine Engelmacherin, die schon lange ihr schmutziges Gewerbe in der Gemeinde betrieben hat, wird polizeilich abgeführt und ihr der Prozeß gemacht. 10 Frauen sind in das Verfahren verwickelt.
10. Juli. Schützenfest. Der Verein nennt sich wieder St. Hubertusverein. Zum ersten Male ist das Hochamt ohne die Schützenabordnungen und ihre Fahnen.
Jungens der Hitler-Jugend, auf einer Wanderung in Zons, treiben ihren Unfug in der Kirche, vergreifen sich an den Altären, beschmutzen das Weihwasserbecken etc. Polizeiliche Ermittlungen ergebnislos.
21. August. Die in Fulda versammelten Bischöfe geben ein Hirtenschreiben heraus, das heute verlesen wird.
4. September wird in allen Gottesdiensten bekannt gemacht: Wir beklagen es als einen schweren Eingriff in die Freiheit der Kirche, daß über den Hochwürdigen Herrn Bischof von Rottenburg die Ausweisung aus seinem Bistum verhängt wurde, und daß [p. 236] er, als er sich weigerte, sein Bistum freiwillig zu verlassen, von der Polizei aus dem Lande Württemberg zwangsweise weggeführt worden ist. Laßt uns alle, Geistliche und Gläubige, für den verbannten Bischof und sein schwer geprüftes Bistum beten…
11. September. Wallfahrt nach Kevelaer, 50 Teilnehmer.
12. September. Ewiges Gebet, wie früher, gut besucht.
18. September. Wallfahrt nach Knechtsteden, Teilnehmer 100.
23. September. Die Regierung gibt ihre Zustimmung zur Einführung der Kirchensteuer, die wegen der stets steigenden staatlichen Besteuerung notwendig wurde.
2. Oktober. Erntefestspiel. Erntedankfest.
30. Oktober. Christkindsfest. Zahl der Kommunikanten Jugendliche 12, Jungfrauen 40.
4. November. Goldenes Ordensjubiläum der ehrwürdigen Schwester Caroline (Görigke Elisabeth) aus Köln, geboren 17.4.1868.
9. November. Den beiden einzigen noch in Zons lebenden Juden Geschwister Franken wird morgens um 4 Uhr die ganze Wohnung demoliert. Die Synagoge in der Lindenstraße, die von Hubert Schmitz, Rheinstraße, käuflich erworben wurde, wird niedergelegt, um einem Neubau Platz zu machen. Altes Gasthaus zum Hirschen, conferre Plakette und Inschrift.
[p. 237] 16. November. Am Buß- und Bettag fand um 17 Uhr die Heldengedenkfeier statt. Programm: I. Sie sind gefallen für uns. Vor dem Altare strahlt die Osterkerze. Orgelspiel. Einzug des Priesters und der Meßdiener mit brennenden Kerzen. Gesang: Mitten im Beten… No. 121. Während des Gesanges zieht der Kirchenchor mit den gelöschten Kerzen ein und stellt sich um den Altar. Gebet aus der Andacht Seite 395, Abschnitt 1. Gesang: O Gott und Vater No. 200. II. Sie leben in Christus, stehend hört die Gemeinde die Frohbotschaft vom Leben, Johannes II, 21-27. Der Priester betet die Präfation aus der Seelenmesse. Gesang: Heilig… No. 209. Der Priester betet: Christus ist das Licht. Wer an ihn glaubt, wandelt nicht in der Finsternis, sondern hat das Lebenslicht. Im Glauben an Christus starben von unserer Pfarrfamilie den Heldentod. Die 36 Namen werden verkündet, die Totenkerzen von der Opferkerze her angezündet. Die große Glocke schlägt bei jeder Namensaufzählung an. III. Wir bitten für sie. Priester: Sie starben für uns, sie lebten in Christus. Wir lesen für sie nun die himmlische Vollendung. Wir knien und beten. 3 Minuten Stillschweigen, während die große Glocke läutet [p. 238] Herr, gib ihnen die ewige Ruhe… Lied: Herr gib Frieden, No. 198. IV. Wir geloben: Predigt. Lied: O du mein Heiland. Aussetzung sakramentalische Prozession mit Messdienern und [Kirchenchor "Cäcilia"|Kirchenchor]] mit brennenden Kerzen. Lied: Es ragt ein hehrer Königsthron, No. 110, sakramentalischer Segen. Schlußlied: Gelobt sei Jesus Christus, No. 37, während alle Glocken läuten.
23. November. Einkehrtag der Frauen und Mütter im Raphaelshause. Leiter Pater Richard Gräf C.S.Sp. Knechtsteden.
Statistik 1938
Taufen 37 (33), auswärts 10 (3), 1. heilige Kommunion 31 (29), 1. heilige Beichte 35 (28), Kommunionen 18.700 (22.300), aus der Kirche ausgetreten 5 (3), Trauungen 6 (18), auswärts – (3), gestorben 7 (9).


1939

1939. 8. Januar, Fest der heiligen Familie, fand die Generalversammlung der Marienkinder statt.
Der Standesvortrag für die Mütter wird auf Donnerstag morgen 8.30 in Verbindung mit der heiligen Messe gelegt. Der Besuch hat sich sehr gehoben.
16. Februar. Seelenamt für den verstorbenen Heiligen Vater Pius XI.]
12. März. Te deum anläßlich der Krönung des neugewählten Heiligen Vaters Pius XII.
[p. 239] 19. März. Kirchliche Schulentlassungsfeier, nachdem die Schulentlassenen in der Woche vorher geschlossen an den Schulentlassungsexerzitien teilgenommen hatten.
16. April. 40 Kommunionkinder (16 Knaben und 24 Mädchen) gingen zur heiligen Kommunion. 2 Gold- und 4 Silberjubilare.
18. April. Mit Beginn des neuen Schuljahres sind die Kreuze und religiösen Bilder aus den Schulräumen entfernt worden. Die Religionsstunden sind an das Ende des Stundenplanes gelegt worden. Auch dürfen die Lehrpersonen keine Aufsicht mehr in der Kirche führen. Die Schulneulinge wurden vor dem ersten Schulgang in der Kirche feierlich gesegnet.
20. April. Aus Anlaß des 50. Geburtstages des Führers und Reichskanzlers ein Amt zu Ehren des heiligen Michael um Gottes Segen für Volk und Führung.
30. April. Caritastagung im Raphaelshause.
Die jährliche Blumenprozession der Kinder zum Maialtar. Zu Anfang der Maiandacht wird gebetet "Lasset uns nach Meinung des Heiligen Vaters Pius XII für den Frieden der Welt beten und die Königin des Friedens anrufen". Die Gebete nach der heiligen Messe beginnen: "Lasset und beten [p. 240] um Frieden und Freiheit für unsere heilige Kirche, besonders in unserem Vaterland". Nach den Gebeten wird hinzugesetzt: "Daß Du unseren Kindern den wahren katholischen Glauben erhalten wollest. Wir bitten Dich, erhöre uns. Daß Du unseren Kindern die katholische Schule wieder schenken wolltest. Wir bitten, daß Du alle katholischen Väter und Mütter, katholischen Lehrer und Priester mit heiliger Sorge um die Seelen der Kinder erfüllen wollest. Wir bitten Dich, erhöre uns."
7. Mai. Marienfeier der Jünglinge und Jungfrauen in Knechtsteden. 1.000 hatten sich eingefunden und der gesamte Klerus des Dekanates. Die Feier verlief sehr erhebend.
21. Mai. 850 haben ihre Osterkommunion gehalten. Die Caritaskollekte brachte 120,- Mark. 5 Aspirantinnen in den Marienverein aufgenommen.
4. Juni. Der Dreifaltigkeitssonntag vereinigte wie alljährlich die Jugendlichen und Jungfrauen in Knechtsteden. 1.500 waren mit ihren Seelsorgern erschienen und legten das Treubekenntnis ab.
8. Juni. Fronleichnam war in diesem Jahre noch schulfrei. Die Prozession zog wie alljährlich unter besonders starker Beteiligung der Männer.
11. Juni. Die Freilichtbühne beginnt ihre Aufführungen mit der Schweinefehde von Zons (Martin Schäfer, Solingen).
[p. 241] Die antikirchlichen Tendenzen machen sich sehr stark bemerkbar.
20. Juni. An der Wallfahrt der Frauen und Mütter nach Neviges beteiligten sich über 70 Frauen.
27. Mai. Heinrich Wimmer tritt aus dem Kirchenvorstand aus, da er als Ortsbauernführer nicht zugleich Mitglied des Kirchenvorstands sein kann.
9. Juli. Am Sonntag des Schützenfestes waren fast keine Schützen zum feierlichen Hochamt erschienen.
29. Juni. Peter und Paul war wie im Vorjahre Schulunterricht. Die Bauern haben aber nicht gearbeitet.
Der Oberbefehlshaber der deutschen Luftwaffe Hermann Göring am 16. Juli 1939 in Zons.
16. Juli. Der Ministerpräsident Feldmarschall Hermann Göring legte auf seiner Rheinfahrt mit seiner Yacht Karin II in Zons an und verbrachte die Nacht dort. Trotz des strömenden Regens hatten sich viele am Rhein versammelt. Die Absperrung ließ aber keinen durch.
Der Juddeturm, der 1888 zum letzten Male gedeckt war, erhielt ein neues Dach.
Die Seelsorgliche Betreuungsstunde der Kinder. Seit Ostern kommen 4 Kinder nicht. 90 % besuchen regelmäßig die Sonntagsmesse, nur 50 % die Kindermesse am Werktag.
[p. 242] 26. Juli. Heute schon der 6. Austritt aus der Katholischen Kirche in diesem Jahre. Es wird mir offen gesagt, daß die Bewegung darauf dränge, trotzdem man das offiziell nicht wahrhaben will. Schritt für Schritt wird die religiöse Beeinflussung zurückgedrängt.
25. August. Tage voll Spannung und Unruhe in der Bevölkerung. Die Reservisten sind eingezogen (die Frage um Danzig und den Korridor), die Gestellungsbefehle werden zum Teil des Nachts überbracht. Keiner ist vorher zu den Sakramenten gegangen, wie 1914.
27. August. Heute sind die Lebensmittelkarten eingeführt worden.
28. August. Die Pferde des Landkreises werden auf dem Schloßhofe (Meller) gemustert und eingezogen.
29. August. Noch ist die Entscheidung nicht gefallen. Es herrscht eine düstere Stimmung.
30. August. Die Verhandlungen werden fortgesetzt. Zug- und Omnibusverkehr sind auf ein minimum beschränkt. Immer mehr Männer werden zu den Waffen gerufen. Die Zonser Kommunisten wittern Morgenluft, Heil mit Moskau.
1. September alea est jacta: Gnade Gott denen, die es verursacht haben. Der Luftschutz ist aufgeboten. Die Bevölkerung ganz verstört.
[p. 243] Oremus, ut deus bene vertat!
Ausländische Rundfunksendungen zu hören, wird mit Zuchthaus oder mit dem Tode bestraft. 2.9. Kampf mit Polen begonnen.
3. September. Um den Pfarrkindern etwas Mut zu machen, von der göttlichen Vorsehung gepredigt. England hat den Krieg erklärt. Frankreich ebenfalls.
4. September. Die erste Einquartierung. Ein Jesuitenfrater erklärte mir, daß er durch sein frisches Wesen die düstere Stimmung seiner Kompagnie zu heben suche. Praktisches Christentum. Die Luftschutzmaßnahmen werden überprüft. Jeden Abend Verdunkelung. Die ersten feindlichen Flugzeuge haben aus 5.000 m Höhe Flugzettel abgeworfen. Die Felder zwischen Hackenbroich und Horrem sind von dem Propagandamaterial übersät. Es waren Engländer, die über Holland geflogen waren.
6. September. Heute wieder zum 1. Male seit 4 Wochen das heilige Meßopfer in der Kapelle gefeiert. Dieselbe wurde renoviert und neu bemalt von dem Maler Winter aus Köln.
Die Heizung, die für die Kirche vorgesehen war, Genehmigung, Geld, alles war bereit, konnte nicht mehr eingebaut werden. Nun ist das Geld verloren, das durch den großen Landverkauf der Pfarrkirche und dem Pastorat [p. 244] (für Siedlungszwecke) eingekommen war. 4.500 Mark Pfarrkirche, 9.500 Mark Pastorat.
Die Reparatur des Scheunendaches des Pastorat ist beendet.
9. September. Nach 8 Tagen Krieg ist Warschau, die Hauptstadt Polens, gefallen, wie Feldmarschall Göring in einer Rundfunkansprache mitteilt. Seine Rede zerstört die Illusionen von einem kurzen Kriege. Auch im Westen hat der Krieg begonnen. In den Nachbarorten Hackenbroich, Straberg, Rosellen etc. liegt Militär. Knechtsteden ist Lazarett.
10. September. Im Jugendheim ist ein Lazarett aufgemacht für die Flüchtlinge aus den evakuierten Grenzgebieten. Einige Flüchtlinge aus dem Saargebiet sind hier.
12. September. Wegen der allabendlichen Verdunkelung ist das ewige Gebet nur von 7 Uhr morgens bis 7 Uhr abends. Der Besuch war gut. Überhaupt ist eine Zunahme des Kirchenbesuchs und Sakramentenempfangs festzustellen. Hoffentlich ist es kein Strohfeuer wie 1914. Die Einberufenen verlassen fast alle ohne Sakramentenempfang die Heimat.
17. September. Pilgerfahrt nach Knechtsteden. Beteiligung nicht größer als in Friedenszeiten. Im Kloster Knechtsteden Feldlazarett. In Delhoven und Straberg liegen Flackbatterien.
[p. 245] 18. September. Die Schule beginnt wieder. Viele Kinder kommen am 1. Schultage zur heiligen Messe. Da das Jugendheim (Schulraum für die religiöse Betreuung) zum Hilfslazarett eingerichtet ist, habe ich einen Raum im Rheinturm zum Unterricht eingerichtet.
26. September. Heute Exequien für den ersten Gefallenen des neuen Weltkrieges, Heinrich Meuther, geb. 29.8.1918 zu Zons, ältester Sohn der Eheleute Johannes Meuther und Catharina Zenz, Landstraße (Nachtigall). Der Lehrer Jakob Steves ist als Hauptmann zur Westfront eingezogen.
1. Oktober. Das Erntedankfest in gewohnter Weise in der Kirche feierlich begangen. Außerhalb der Kirche wurde nicht gefeiert.
3.-12. Oktober. Zweite Einquartierung, Pioniere, die von Lemberg kamen und jetzt nach Norden weiterziehen. Autos alle defekt, wurden in Köln repariert.
18. Oktober. Die Nacht 3 Uhr kam wiederum Einquartierung. 16 Pferde werden in der Scheune untergestellt. 1 Feldwebel und sein Unteroffizier sind im Pfarrhause untergebracht. Die Gulaschkanone ist auf dem Pfarrhause, und die Mannschaft hat ihre Kantine im Pfarrhause aufgeschlagen. Die Leute kamen von Warschau und bringen schreckliche Berichte aus Polen.
[p. 246] 22. Oktober. Heute der erste Militärgottesdienst in der Pfarrkirche. Die katholischen Mannschaften (die meisten Protestanten aus Liegnitz) waren vollzählig im Stahlhelm erschienen, geführt vom Adjudanten.
29. Oktober Herr Oberpfarrer Dr. Schmitz, der von 1910-1928 in Zons Pfarrer war, feiert in Bergheim die 40. Wiederkehr seiner Priesterweihe. Aus diesem Anlaß wird hier beim Gottesdienste seiner besonders gedacht.
1. November. Alles arbeitet, die Beteiligung bei der heiligen Kommunion war dementsprechend gering, nur 40 % fanden sich ein. An der Prozession zum Gottesacker beteiligten sich wie alljährlich fast alle, die daheim, der Kirchenchor konnte nicht singen, da die Mitglieder durch Arbeit verhindert waren.
3. November. Das Hubertusfest wurde wie alljährlich mit feierlichem Hochamt und Festpredigt gefeiert.
11. November. Der Martinszug und die Verteilung der Weckmänner fiel aus. In der Kirche fand das feierliche Amt statt.
26. November. Der Gedenktag für die Gefallenen ist auf den heutigen Sonntag wegen des Krieges verlegt worden. Die Gedächtnisfeier fand wie alljährlich statt unter reger Beteiligung der Pfarrfamilie.
[p. 247] Nachdem die Schlesier weiter nach Westen gezogen, kamen über 1.000 Mann Schwaben aus Karlsruhe und Stuttgart, die hier ihre Winterquartiere beziehen wollen. Tank und Munitionsdepot und Werkstatttruppe, fast alles Protestanten. Während die Schlesier allenthalben intime Beziehungen anknüpfen, halten die Schwaben, Badener sich zurück.
3. Dezember. Alle Familien persönlich besucht und eingeladen zur "Heiligen Zeit", zu der der Herr Cardinal in den Adventswochen die Gläubigen der Erzdiözese aufgerufen hat. Die Predigten sind an den Adventssonntagen während der heiligen Messen. Die Predigten hält Herr Direktor Hubert Wergen vom Raphaelshause, die Kinderpredigten der Pfarrer.
10. Dezember. Heute Katholischer und Evangelischer Wehrmachtsgottesdienst in unserer Kirche, aber getrennt. Das Sanktissimum während des evangelischen Gottesdienstes in die Sakristei gebracht. Heute nachmittag 4 Uhr Aufnahme von 5 schulentlassenen Mädchen (15 waren entlassen) in den Marienverein. Im Raphaelsheim war Einkehrtag für die Mädchen, gehalten von Frau Helene Pollmann (Köln, Mütter[..] [9]).
Im Advent war die von Seiner Eminenz angeordnete "Heilige Zeit". Während der Sonntagsmessen [p. 248] Predigten des Herrn Direktors Hubert Wergen vom St. Raphaelshause. Besuch gut. Die Kinderpredigten hielt der Pastor.
25. Dezember. Die Weihnachtskommunion übertraf die Erwartungen. 750 Kommunikanten. Am Stephanstage Männerpredigt. Am Johannestage Exequien und Predigt für die Toten der Gemeinde. Am Feste der unschuldigen Kinder war Kleinkindersegnung.
Auch die Badenser sind abgezogen. Ihre Nachfolger sind wieder Schlesier.
Statistik 1939. Taufen 27 (37), auswärts 10 (8), 1. heilige Beichte 29 (28), 1. heilige Kommunion 40 (31), Kommunionen ausgeteilt 16.400 (18.700), Trauung 10 (6), auswärts 2 (-), ausgetreten 10 (5), Tod 15 (7)

1940

Januar 1940. Das neue Jahr hat mit einer grimmigen Kälte begonnen. Das Thermometer schwenkt zwischen -10 bis -20 Grad. Alle Leitungen sind zugefroren. Wie bedauerlich, daß die Heizung, die genehmigt war, die Aufträge schon erteilt, das Geld lag bereit, nicht mehr eingebaut werden konnte wegen des Kriegsbeginn. Die Windfänge sind wenigstens noch fertiggestellt worden. – Einquartierung, die Nachfolger der Schlesier [p. 249] sind Baiern (Franken), Pioniere. Seelsorglich wird für die Leute von seiten des Heeres hier nichts getan.
Februar. Der Unterricht im Rheinturm hat auch sehr unter der Kälte zu leiden. Den Kommunikantenunterricht gebe ich im Kindergarten.
3. März. Heute ist katholischer und protestantischer Gottesdienst (getrennt) in der Kirche. Der Besuch von den Soldaten war gut. Es waren schlesische Pioniere, die Nachfolger sind Ostpreußen.
17. März. Palmsonntag fand wieder die Palmprozession von der Kapelle aus statt.
24. März. Die Beteiligung an der Osterkommunion war erfreulich groß. Die Pfarrkinder, die in Urlaub sind, benutzen die Gelegenheit und halten hier ihre Ostern.
31. März. Am weißen Sonntag gingen 24 Knaben und 8 Mädchen zur 1. heiligen Kommunion. Die Eltern beteiligten sich geschlossen an der heiligen Kommunion ihrer Kinder. Die Kommunion der Gold- und Silberjubilare will nicht recht klappen. Der Ausflug nach Benrath fiel wegen Benzinmangel aus.
1. April. Die Schulneulinge wurden wieder in der Kirche vor dem 1. Schulgang gesegnet. Der Unterricht ist wieder im Jugendheim. 6 neue Bänke wurden angeschafft.
[p. 250] 18. April. Das Ehepaar Peter Hubert Schmitz und Gertrud Schnorr, Brunnenstraße, feiert seine goldene Hochzeit. Da die Jubelbraut krank, ist der Kommunionempfang und die Segnung im Hause.
29. April. Wegen der militärischen Besetzung (Flak) kann die Bittprozession nicht durch die Heide (Rochushäuschen) ziehen und nimmt den Weg um das Antoniushäuschen.
Die Glocken sind beschlagnahmt für Rüstungszwecke. Die Einberufungen gehen am laufenden Band weiter. Bis jetzt stehen 70 im Heere. Nun ist auch der Krieg in Norwegen entbrannt.
5. Mai. Marienfeier in Knechtsteden, das Dekanat hatte ca. 700 Jugendliche geschickt. Erhebende Feier. Knechtsteden ist Lazarett mit 450 Betten.
10. Mai. Die Pioniere ziehen ab. Einmarsch der Deutschen in Holland, Belgien und Luxemburg. In der Nacht zogen ca. 450 Flugzeuge über Zons gen Westen. Die Luftschutzmaßnahmen werden überprüft.
15. Mai. Holland kapituliert. Jede Nacht erscheinen feindliche Flugzeuge und werfen Bomben. Die letzte Nacht wurden 2 Bauernhöfe in Worringen getroffen.
Mai. Der König der Belgier kapituliert.
[p. 251] Nacht für Nacht bekommen wir jetzt ungebetenen Besuch von England. In den Wiesen zwischen Rheinfeld und Zons ist ein Scheinflughafen angelegt. Durch die Lichtsignale und Leuchtraketen werden die Flieger angelockt, die dann ihre Bomben ins freie Gelände werfen. So fielen Anfang Juni 9 schwere Bomben in die Wiesen vor dem Panneschuppen von Pesch, Bahnstraße, und 12 Brandbomben rings um die Häuser von Krahn und Reusrath (Bahnstraße) ohne Schaden anzurichten. Für die Bevölkerung allerdings, die in den Kellern sitzt, sehr aufregend. Die Flieger sind in Höhen von 5-6.000 Metern. In der Nähe von Nievenheim ist eine Schein-I.-G. aufgebaut, beleuchtet, der Schornstein raucht etc. Das größte Werk der I.G. Farben (Leverkusen) bei Dormagen vernebelt sich bei Fliegerangriff, und auf die Schein-I.G. sind schon 30 Bomben geworfen worden. Der Unteroffizier hat das Ehrenkreuz bekommen. Baumberg hat allerdings daran glauben müssen. Einige Häuser sind zerstört, Menschenleben nicht zu beklagen.
Auf dem Rheinturm und Juddenturm stehen Sirenen, die die Flieger ankündigen. Neuß ist arg mitgenommen.
[p. 252] 24. Juni. Der Keller des Pastorat ist Luftschutzkeller für die Nachbarschaft, ca. 40 Personen. Am 24. Juni wurde der Namenstag des Pastors (Johannes) von diesen im Keller gefeiert. In der 1000jährigen Geschichte von Zons sicherlich noch nicht vorgekommen.
25. Juni. Frankreich hat kapituliert, um 1.35 nachts beginnt die Waffenruhe mit Frankreich, und in den Lüften donnern die Flugzeuge der Engländer, die Flakbatterien feuern. Um die Kinder und Frauen zu beruhigen, habe ich Lichtbilder religiösen Inhalts im Keller gezeigt, allerdings vergessen wir das Beten nicht.
In dieser Nacht sind zum ersten Male 2 Panzerzüge, die zwischen Norf und Worringen führten, zur Fliegerabwehr eingesetzt worden, ebenfalls fahrbare Flakbatterien.
12. Juli. An diesem Tage sollte die Firmung und die Visitation durch den Hochwürdigen Herrn Weihbischof Dr. Wilhelm Stockums stattfinden. Da die Ferien schon am 1.7. begonnen haben und wegen der Fliegergefahr haben Seine Exzellenz alles abgesagt. Die Kinder waren schon vorbereitet und alles gerüstet.
7. Juli. Die Caritaskollekte brachte in diesem Jahre 135,- Mark. Die Schwestern hielten den Opfergang, ohne daß Beutelchen ausgeteilt waren.
[p. 253] 21. Juli. Statt zur Christenlehre zu kommen, wohin ihn sein Kammerad [sic.] zwar mitnehmen wollte, ging Andreas Müllenberg, geboren 7.2.1930, zum Rhein, um zu baden. Man fand später seine Kleider, ihn selbst fand man nicht. In Duisburg gelandet.
4. August. Nacht für Nacht erscheinen feindliche Flieger. Die Bomben fallen in die Felder. Vom 3. zum 4. August wurde die Muttergottesfigur aus dem Schloßtor gestürzt. Jeden Abend während des Krieges gingen wie 1914/18 die Frauen und Mütter zum sogenannten "Bildchen", um zu beten. Abends waren die Frauen noch da und sahen die Figur. Am nächsten Morgen lag sie zerbrochen im Grase, 10 Meter vor der Mauer. Eine geheimnisvolle Sache. Die männliche Jugend verspottete die Frauen, die beteten. In der Nacht fielen aber auch einige englische Bomben in der Nähe, 1.600 m entfernt, sodaß durch den Luftdruck die Figur herausgeschleudert sein kann. Man versucht, die Statue, die 500 Jahre dort gestanden hat, zu reparieren (Madonna mit dem Jesuskind, gothisch). Dem Bürgermeister teilte ich meine Vermutung mit, daß es einen Bubenstück war. Er versprach, die Sache zu untersuchen. Wie ich höre, soll das Märchen von der Fliegerbombe in die Gemeindechronik aufgenommen werden, sogar mit Lichtbild.
Ca. 100 Kinder sind wegen der Fliegergefahr von [p. 254] N.S.V. (nationalsozialistische Volkspflege) in Erholung geschickt. Nach Württemberg, in den Spreewald und nach Stettin.
11. August. Der Kirchenminister Kerrl hat verboten, daß die Kirchenzeitung durch die Pfarrer ins Feld geschickt werden. Ca. 2.000 hatte ich während des 1. Kriegsjahres geschickt. Mit 66 Soldaten meiner Gemeinde stand ich dadurch in Korrespondenz. So gut ich kann, halte ich den Briefwechsel aufrecht.
24. August. Das Ehepaar Franz Lenden und Helene Erkelenz, wohnhaft hinter der Mauer, feiern heute ihre goldene Hochzeit. 7 Kinder und Schwiegerkinder, 18 Enkel, 3 Brüder und Schwäger, 2 Schwestern und Schwägerinnen sind beim feierlichen Jubelamt mit dem Jubelpaar in der Kirche.
1. September. Der Rendant Otto Kegel und Franz Schulte Herbrüggen werden vom Finanzamt Neuss vereidigt, und die Kasse der katholischen Kirchengemeinde Zons wird zur Eintreibung der rückständigen Kirchensteuern eine Kirchenkassenhilfsstelle des Finanzamtes Neuss am Rhein.
8. September. Heute feiert der Kirchenchor "Cäcilia" sein 60jähriges Jubiläum (conferre Seiten 85, 175 und 185). In der Kirche singt der Chor zum feierlichen Hochamt die Hubertusmesse [p. 255] von Nekes. Der Pastor spricht über: "Im Takte fest, im Tone rein, soll unser Tun und Singen sein". Nach dem Hochamte werden Ständchen gebracht, dem früheren Dirigenten (30 Jahre lang) Jakob Wimmer, dem einzigen noch lebenden Mitgründer Bäckermeister a.D. Wilhelm Peters (bei der Gründungsversammlung erlitt Vikar Johannes Matthias Christian Bücker (26 3/4 Jahre Vikar in Zons) einen Schlaganfall und starb bald darauf und Schmiedemeister a.D. Peter Gilgen, der Ende 1860 dem Chore beitrat und noch aktiver Singer ist. Der Präses Pfarrer Klüwer hielt bei allen 3 eine entsprechende Ansprache. Trotz des Krieges waren noch 20 Sänger da, zum Teil in Urlaub. Abends beschloß eine gemütliche Sitzung beim Dirigenten Willi Hahn (Volksgarten) den Tag.
Auch in diesem Jahre konnten die Wallfahrten nach Kevelaer und Knechtsteden nicht durchgeführt werden.
22. September. Einkehrtag für die in diesem Jahre gemusterten Arbeitsdienstlerinnen, von 5 nehmen 3 daran teil.
28. September. Das Mitglied des Kirchenchores Willy Fleischhauer heiratet in Üdesheim Dora Rodewig. Abends fuhr der Kirchenchor nach Üdesheim, brachte dem Brautpaar ein Ständchen, dann Fliegeralarm, im Keller bis 1.30. [p. 256] Rückfahrt mit dem Brautpaar nach Zons, um 2.30 Ankunft, unterwegs wieder Fliegeralarm, Leuchtkugeln, Bombenabwurf und Flakbeschuß, aber keinem etwas geschehen. Diesen Situationsbericht wollte ich der Nachwelt erhalten.
2. Oktober. Einkehrtag der Frauen im Raphaelshaus, Pater Rath C.S.S., Frau Pallmann von der Zentrale referierte über Jugendweihe.
6. Oktober. Pfarrer Gottfried Schmitz, der jeden Monat einmal mit mir im Beichtstuhl auswechselt, wurde vom Fliegeralarm überrascht und mußte hier im Keller Zuflucht suchen. Um 12 Uhr konnte er erst wieder heim.
3 schwere Bomben fielen ganz nahe bei Zons, kein Schaden angerichtet! Siehe Bericht vom 4. August.
7. Oktober. Die religiöse Jugendwoche, die vom 20.-27. Oktober vorgesehen war, die Hausbesuche hatte ich schon begonnen, wird von der Geheimen Staatspolizei verboten. Sie wird auf das kommende Frühjahr verlegt.
20. Oktober. Die Standesvorträge werden nicht mehr in der Kapelle gehalten, sondern als Glaubensstunde wöchentlich, eine für die Jünglinge und eine für die Jungfrauen, im Pfarrhause gehalten. Besuch besser.
24. November. Einkehrtag für Männer in Nievenheim. 3 Männer von hier beteiligen sich.
[p. 257] 28. November. Der Bürgermeister teilt mit: es ist angeordnet, daß bezüglich kirchlicher Veranstaltungen an Tagen nach nächtlichem Fliegeralarm nicht vor 10 Uhr stattfinden dürfen. Ich ersuche Sie, diese Anordnung zu befolgen (die Schule beginnt um 9.30, die Bürostunden auf dem Amte um 8.30, die Fabriken arbeiten wie gewöhnlich, nur durch den Gottesdienst wird die Ruhe der Bevölkerung gestört).
7. Dezember. Auf meine Anfrage nach näheren Anweisungen erhalte ich folgendes Schreiben: 1. die Einschränkung des Glockengeläutes, sowie der Kirchenveranstaltungen hat grundsätzlich dann zu erfolgen, wenn am vorraufgegangenen Tage Fliegeralarm nach 23 Uhr gegeben wurde beziehungsweise über 23 Uhr hinaus angedauert hat. 2. Von der Einschränkung werden neben dem Glockengeläut aller Art sämtliche kirchlichen beziehungsweise gottesdienstlichen Veranstaltungen betroffen, also auch die üblichen gottesdienstlichen Veranstaltungen einschließlich der Früh- und Kindermessen, der außerschuliche Religionsunterricht und dergleichen. Ausgenommen sind lediglich solche Veranstaltungen, die nur Geistlichen und Ordensangehörigen zugänglich sind. 3. Die Einschränkungen [p. 258] gelten für alle Tage, also auch für sonntägliche Veranstaltungen.
10. Dezember. Die für heute angesetzte Firmung und Visitation wird zum 2. Male abgesagt, Krankheit des Bischofs. Die Kinder waren wieder vorbereitet und voll freudiger Erwartung.
8. Dezember. Die Marienkinder haben eine Weihestunde im Jugendheim. Über 30 waren erschienen.
25. Dezember. Weihnachten, die Beteiligung an der Kommunion war gut, ca. 70 %. Die kriegsgefangenen Polen hatten ihren Gottesdienst in der Kapelle. Alle 34 gingen zur heiligen Kommunion.
Für den Winter sind wieder Pioniere zur Einquartierung gekommen. In der Kuhweide (Grind) ist eine markierte Tankanlage gebaut. Die Umwohner des Antoniushäuschens müssen ihre Wohnungen räumen. Wegelin, Schwärzfabrik an der Landstraße, brennt. Gott Dank kamen keine Flieger.
Statistik 1940. Taufen 30 (27), auswärts 8 (10), 1. heilige Beichte 16 (28), 1. heilige Kommunion 33 (40), Kommunionen ausgeteilt 18.000 (16.400), Trauungen 9 (10), ausgetreten aus der Kirche 2 (11), gestorben 14 (15).

1941

[p. 259] 2. Januar. Das Generalvikariat teilt mit: "Der Führer hat angeordnet, daß tägliche kirchliche Veranstaltungen an Tagen nach nächtlichem Fliegeralarm nicht vor 10 Uhr stattfinden dürfen." Als Begründung wurde in dem Schreiben des Reichskirchenministers gesagt, es solle nach Nächten mit Fliegeralarm "die Bevölkerung nicht durch kirchliche Veranstaltungen in der Möglichkeit zum Ausruhen und Arbeitseinsatz gestört werden." Die heiligen Messen habe ich denn für den Sonntag auf 10 und 11.30 gelegt. Werktags wird sie still in der Kapelle gefeiert.
19. Februar. Seelenamt für den verstorbenen Pfarrer i.R. Aloys Örtgen, der am 2. Februar 1941, 60 Jahre alt im 34. Jahre seines Priestertums in Kettwig vor der Brücke gestorben ist. Er war von Februar 1907-April 1908 in Zons als Kaplan tätig.
10. März. ½ 12 während des Fliegerangriffs stirbt Herr Hochwürden Kardinal Dr. Schulte an Herzschlag. Exequien in Zons sind am 17. März.
Zonser Kriegshochzeit am 24. März 1941: Theo Köppinger und Margarethe Vonden.
22. März. Der Kapitularvikar schickt folgendes Schreiben. Die Gestapo teilt mit, daß sie gegen Geistliche, die gegen die geltenden staatlichen Anordnungen am Morgen nach nächtlichem Fliegeralarm die Kirchen vor 10 Uhr öffnen, [p. 260] gegebenenfalls nach Verwarnung mit scharfen Strafen, selbst Schutzhaft, vorgehen wird.
6. April. Palmsonntag. Heute beginnt der Vormarsch gegen Griechenland und Jugoslavien. Nachmittags für die Marienkinder und die Schulentlassenen eine Passionsfeierstunde im Jugendheim. 24 folgten der Einladung.
13. April. In diesem Jahr gingen die Kinder am 1. Ostertage zur ersten heiligen Kommunion. Die Beteiligung der Pfarrfamilie an der Kommunionbank war hervorragend.
30. April. Die Blumenprozession zum Maialtar fand wieder unter reger Beteiligung der Kinder statt.
4. Mai. Religionslehrer Krutwig aus Köln hielt die Predigten beim Männersonntag. Die Beteiligung der noch zu Hause weilenden Männer war gut.
Ein Überblick über die englischen Fliegerbesuche: Alarm am 3., 10., 14., 15., 19. und 27. März, am 4., 10., 20. und 30. April, am 4., 5., 9., 11., 12., 15., 16., 17., 18., 24. und 28. Mai 1941.
16. Mai. Das Kloster Knechtsteden wird von der Gestapo aufgelöst. Die Patres, die 20,- Mark erhielten, mußten bis abends 10 Uhr das Rheinland verlassen haben. 5 Patres mußten zur Aufrechterhaltung des landwirtschaftlichen Betriebs zurückbleiben. Kreisbauernführer [p. 261] Ording aus Üdesheim leitete die Aktion. Der Kampf geht weiter.
29. Mai Herr Hochwürden Weihbischof Dr. Wilhelm Stockums firmte in Zons die Kinder der Gemeinden Zons und Stürzelberg und vom Raphaelshause. Aus Zons waren es 53 Knaben und 62 Mädchen. 20 Knaben und 12 Mädchen waren in der Kinderlandverschickung, 2 Knaben und 4 Mädchen ließen sich nicht firmen.
Flugabwehrfeuer einer 8,8 cm-Flak 41 auf Lafette in der Zonser Heide im Juni 1940.
Flugabwehrfeuer mehrerer 8,8 cm-Flaks 41 auf Lafette in der Zonser Heide im Juni 1940.
Brennende Bahnschwellen bei Zons im Juni 1940 (wohl durch Bombenabwurf in Brand geraten).
Flugabwehrfeuer einer 8,8 cm-Flak 41 auf Lafette in der Zonser Heide im Juni 1940.
1. Juni. Mit Pfingsten sind alle katholischen Zeitschriften etc. aufgehoben. Der Grund lautet: Die Kriegswirtschaft erfordert stärkste Konzentration aller Kräfte. Diese Zusammenfassung macht es notwendig, daß unser Blatt bis auf weiteres sein Erscheinen einstellt, um Menschen und Material für andere kriegswichtige Zwecke freizumachen. Christi Himmelfahrt und Fronleichnam werden als kirchliche Feiertage von der Polizei aufgehoben.
Beim letzten Fliegerangriff tötete eine Bombe in Delrath eine ganze Familie, die im Keller Schutz gesucht hatte. Vater, Mutter, Sohn, Schwiegertochter und Enkelkind, das nicht getauft war, die anderen waren aus der Kirche ausgetreten.
8. Juni. Dreifaltigkeitssonntag. Die österliche Zeit ist beendet. 750 haben ihre Osterpflicht erfüllt.
[p. 262] 8.-15. Juni. Religiöse Jugendwache. Von den 150 besuchten Jugendlichen kamen zu den Abendvorträgen regelmäßig über 100. Trotz der Fliegeralarme, am letzten Sonntag waren die meisten bei der Generalkommunion, die erst um 10 Uhr sein konnte. Die Vorträge hielt Pater Franz Zimmermann, …[10] Die Fronleichnamsprozession zog um die Kirche.
22. Juni. Dekanatsfeier der katholischen Jugend in Nievenheim, da Knechtsteden ja aufgelöst ist.
Lazarett in Knechtsteden 1941/42.
Seit heute steht Deutschland im Kriege mit Rußland. Die Fliegerangriffe im Juni, gewöhnlich von 12.30-3 Uhr nachts: 2., 8., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18., 20., 21., 22., 23., 24., 25., 27., 28. Juni. Da die Pastorat Luftschutzkeller ist, so versammelt sich die Nachbarschaft Abend für Abend, die Leute werden zusehend nervöser. Die Bomben fielen bis jetzt ins Feld. Fliegeralarm im Juli: 1., 2., 3., 4., 5., 6., 7., 8., 9., 10., 11., 14., 15., 17., 20., 21., 22., 24., 25., 30. Im August 4., 5., 6., 7., 8., 12. (2x), 13., 17., 18., 19., 25., 27., 28., 29., 30. Am 26.6.1941 fiel bei der Erstürmung der Ortschaft Leszinow (Rußland) Gefreiter Hubert Fleischhauer, Sohn der Eheleute Peter Fleischhauer und Margarethe Becker, geboren in Zons 22.4.1913. Am 27. August 1941 fiel bei einem Stoßtruppunternehmen vor Reval (Rußland) Pionier Jakob Schmitz, Sohn der Eheleute Josef Schmitz und Maria Catharina Viehöfer, geboren 12.11.1912 in Kapellen.
12. September. Das ewige Gebet war von 6-8 Uhr gut besucht.
[p. 263] Die Wallfahrten nach Kevelaer und Knechtsteden fielen auch in diesem Jahre aus. Die Pfarrkinder pilgerten in kleinen Gruppen, am 14. September waren sie in Kevelaer bei einer der aufrüttelten Predigten des Bischofs von Münster, Clemens August.
Im September Fliegeralarm 1., 2., 8., 9.
Im Oktober Fliegeralarm 11., 13. (2x), 14., 15., 16., 22. und 24.
13.10. In Dormagen wurde bei einem Verkehrsunglück der letzte der führend beteiligten SA-Leute, die sich an dem Priester vergriffen hatten, getötet, conferre Seite 211.
Im November Fliegeralarm 4., 9., 27.
Im Dezember Fliegeralarm 4., 11., 30.
8.12. Aufnahme von 5 neuen Marienkindern. Zum ersten Male abends 7.30 das heilige Meßopfer gefeiert, damit die Gläubigen "Immaculata" ihre Pflicht erfüllen können.
Der Gefreite Heinrich Groten, geboren 17.4.1918, Sohn der Eheleute Johannes Groten und Florentine Fischermann, starb bei einem Spähtruppunternehmen bei Bodijiroka in Rußland. Der Schütze Hubert Ohligschläger, Sohn der Eheleute Andreas Ohligschläger (†) und Odilia Hackenbroich, geboren 28.10.1912, ∞ 24.8.1935 mit Elisabeth Caillard, erlag seinen Verletzungen im Kriegslazarett zu Pleskau am 18.10.1941.
[p. 264] Der Schütze Hans Schmitz, geboren 2.2.1916, starb den Heldentod 13.10.1941 in Rußland, begraben in Mag, Sohn der Eheleute Hubert Schmitz und Sibilla Zensen.
Der Schütze Hubert Schoenen, Sohn der Eheleute Heinrich Schoenen und Gertrud Boden, geboren 25.5.1910, fiel 17.11.1941 vor Moskau, starb im Feldlazarett zu Gshatsk.
Der Kradschütze Matthias Hubert Marx, jüngster Sohn der Eheleute Johann Adam Marx und Maria Magdalene Marx, vor Moskau durch Kopfschuß schwer verwundet, starb am 29. November 1941 im Kriegslazarett zu Smolensk den Heldentod fürs Vaterland und wurde vom katholischen Wehrmachtspfarrer auf dem Heldenfriedhof III in Smolensk Nord beerdigt.
Statistik 1941. Taufen 27 (30), auswärts 6 (8), 1. heilige Beichte 27 (15), 1. heilige Kommunion 15 (33), Kommunionen ausgeteilt 12.600 (18.700), Gründe: Kinderlandesverschickung, Fliegeralarm und Verdunkelung. Firmung: 66 Knaben, 72 Mädchen, Trauungen: 13 (9), davon Kriegstrauungen 10, ausgetreten 0 (2), gestorben 19 (14), gefallen im Kriege 7 (-).

1942

[p. 265] 1942, Januar. Fliegeralarm im Januar: 4., 9., 17., 20., 21., 28. Eine Kältewelle mit Schneefall, wie wir es seit Jahrzehnten nicht erlebt haben. Das Thermometer zeigte -10 bis -20 Grad. An einem Tage sank das Thermometer von +2 Grad bis -22 Grad. Das Wasserwerk der Stadt fror zu, sodaß wir 8 Tage ohne Wasser waren. Einige Pumpen mußten aushelfen. Wegen der Schneeverwehen konnte das Milchauto nicht durchkommen, sodaß wir in Milch baden konnten. Auch die Post kam an einigen Tagen nicht.
Februar. Die Kälte hielt an, der Rhein ist zwischen Grimmlinghausen und Üdesheim zugefroren. Ein reger Verkehr entwickelt sich von einem zum anderen Ufer, da jeder mal über den Rhein gehen wollte.
Fliegeralarm im Februar: 13., 14., 19., 21.
Die Glocken sind beschlagnahmt und warten auf Abtransport. Das Geläut wurde von Dr. Hüverstühl, Köln (Telefunken) auf Schallplatten aufgenommen.
22. Februar. Der Rhein ist auch bei Zons bis Baumberg zugefroren. Er steht bis zum 25.2. Einige Waghalsige haben es gewagt, bis zum anderen Ufer zu [p. 266] gehen. Außer einem kalten Fußbad hat es gut gegangen. Der Schnee liegt noch immer, sodaß die Feldhühner bis zu den öffentlichen Wegen vordringen und mit der Hand gefangen werden können.
Die Bibelstunde für die Männer (einmal in der Woche) wird nur von 3-4 Männern besucht.
Welchen Einfluß der nächtliche Fliegeralarm ausübt, konnte heute am 22.2. Sonntag festgestellt werden. Von 900-1.000 pflichtigen Kirchenbesuchern waren nur 400 (gezählt) erschienen, davon 120 Kinder. Die Messen waren um 10 Uhr und 11.30 Uhr.
März. Mit dem 15. März war die Hauptkälte überwunden. Fliegeralarm am 9., 10., 11., 13., 17., 25. und 26. März.
April. Auch in diesem Jahre gingen die Kinder Ostersonntag, den 5. April, zur 1. heiligen Kommunion (40).
Fliegeralarm 2., 4., 6., 7., 11. An diesem Tage wurden 2 Flugzeuge in Zons, St. Peter, abgeschossen. 13., 15., 16.
2. Mai. Am 2. Mai feierte das Ehepaar Johannes Bilk, geb. 26.4.1868 in Dormagen, und Sibilla Engels, geboren 16.6.1867 in Zons, seine goldene Hochzeit.
10. Mai. Glaubensfeier der Dekanatsjugend unter dem Leitgedanken "Ave Maria" in der Salvatorkirche von Nievenheim.
[p. 267] 3. Mai. Die diesjährige Caritaskollekte, die von den Vinzenzschwestern in der Pfarrkirche vorgenommen wurde, ergab eine Summe von 161.70 Reichsmark.
11., 12., 13. Mai. Auch in diesem Jahre zog die Bittprozession durch die Felder. Montag und Mittwoch um das Antoniushäuschen. Dienstag zur Heide um das Rochushäuschen.
14. Mai. Christi Himmelfahrt durfte in diesem Jahre kirchlich nicht gefeiert werden.
31. Mai. Fliegeralarm im Monat Mai: 7., 20. und 31. Mai. Am 31. Mai war der Großangriff auf Köln. Auch Zons wurde abends in Mitleidenschaft gezogen. Mondhelle Nacht, die Luft erfüllt von dem Brausen der Flugzeuge. Jeden Augenblick war ein neues Flugzeug in den Scheinwerfern. Auf der Scheinanlage in der Kuhweide, zwischen Zons und Stürzelberg, stürzte ein Bomber ab. Die 5 Insassen zum Teil verbrannt, zum Teil zerschmettert, da sich die Fallschirme nicht geöffnet hatten. Eine kleine Bombe fiel auf das Hospitalplätzchen und zertrümmerte die Dächer und Fenster der Häuser von Lenden (Hinter der Mauer), Erkelenz – Justenhoven und Müllenberg, Hospitalplatz. Menschenleben oder Verletzungen nicht zu beklagen.


Pfarrchronik Zons (Pfarrarchiv St. Martinus Zons, Nr. 7)
[p. 1] Chronik der katholischen Pfarrgemeinde Zons.
2. Band, der 480 Seiten umfaßt.
Zons, den 1. Juni 1942
Johannes Klüwer, Pfarrer[11]
[p. 2] 1942, 1. Juni Der 2. Band der Pfarrchronik beginnt mit einer weniger erfreulichen Mitteilung. Die Glocken, die nach dem Kriege 1914-18 (in dem gleichfalls die Glocken geopfert wurden) 1931 angeschafft waren, werden aus dem Turm geholt.
Maria Ton D, Gewicht 1753 Kg, gegossen in der Gießerei von Petit und Gebrüder Edelbrock in Gescher in Westfalen. Höhe 1,36 m, Durchmesser 1,39.
Vorderseite: Bild der unbefleckten Empfängnis
Hinterseite. Des Krieges Sturm
Riß mich vom Turm 1917
Neuerstanden sing ich wieder
Der Gottesmutter Jubellieder 1931
Oben rings um den Glockenkranz:
In honorem Immaculatae conceptionis
B.M.V. fusa sum ad usum ecclesiae S. Martini, Sontini. Anno 1843. (Das war die Inschrift der alten Glocke)
[p. 3] Martinusglocke Ton: f, besonders gut gelungen, Gewicht 1035 Kg, in der gleichen Gießerei gegossen 1931. Höhe 1,14 m, Durchmesser 1,18 m.
Vorderseite: das Bild des heiligen Martinus zu Pferde, gibt dem Bettler seinen halben Mantel.
Rückseite: S. Martini Glock bin ich genannt
zu Zons getauft wider Feuer und Brand.
Ungewitter, Donner und Hagelschlag
durch Gottes Gnad abwenden mag. Anno 1710. Fotos siehe Anlage zur Chronik.
(Inschrift der alten Glocke vor 1918)
Umschrift am Glockenkranz:
pro patria mortua 1918
pro ecclesia in vitam redeo 1931.
Fliegeralarm im Juni 1., 2. (4x Alarm), 4., 6., 8. (2x Alarm), 9., 16.
Die Glocken sind fotografiert und auf Schallplatten aufgenommen im Archiv.
[p. 4] 16. Juni. In dieser Nacht fielen über 100 Brandbomben in Zons; sie wurden alle sofort von den Einwohnern und der Feuerwehr gelöscht. Stellen, wo die Brandbomben fielen: Stelzmanns Scheune in der Steinstraße 55, Metzgerei Marx, Hubertusstr. 7, vor Haus Nicolin, Horst Wessel (Grünwaldstr. 1), Hell Wirtschaft, Herrenweg 15, Wirtschaft Weiler, Herrenweg 17, Fleischhauer Peter, Steinstr. 43, Rosellen, Gartenstr. 26 etc., Wege und Gärten, dazu 2 schwere Sprengbomben neben dem Damm bei Weiler usw.
21. Juni. Unser neuer Erzbischof Dr. Josef Frings aus Neuss Rhein ist heute im Hohen Dom zu Köln zum Bischof geweiht worden. 30 Jünglinge und Jungfrauen aus Zons, Teilnehmer, der wöchentlich im Pfarrhause stattfindenden Glaubensstunden, haben in Köln der heiligen Handlung beigewohnt. Große Begeisterung.
29. Juni. Das Fest Peter und Paul war wieder ein gewöhnlicher Werktag, nur eine Frühmesse.
Fliegeralarm im Monat Juni 1., 2. (3x), 3. (2x), 4., 6., 9., 16., 26.
5. Juli. Festhochamt zur Feier des Bischofsjubiläums unseres heiligen Vaters Pius XII.
Fliegeralarm Juli 3., 14., 22., 25., 26. (2x), 28. (3x), 29. (4x), 30., 31. (3x).
[p. 5] 1. August. Großangriff auf Düsseldorf, der schon lange erwartet wurde. Zons blieb verschont, die Leute waren sehr aufgeregt, der Keller im Pfarrhause überfüllt. Der Heckhof brannte aus, das Vieh wurde gerettet. In Dormagen Brand in der Zuckerfabrik und in der Brauerei. 2 Häuser wurden vernichtet, 13 Personen getötet. An diesem Tage 3x Alarm. Vom Kirchturm aus den Angriff beobachtet. In Düsseldorf-Neuß über 10 Km lange Feuersbrunst. Fliegeralarm im August 5. (3x), 6. (3x), 7. (2x), 8., 9. (2x), 10. (3x), 11. (2x), 12. (2x), 13. (3x), 15., 16. (4x), 17., 25. (2x), 26., 27. (3x), 28. und 29.
12. September. Das ewige Gebet um 6 Uhr-8 Uhr abends war schlecht besucht.
Fliegeralarm im September 3., 7. (2x), 8. (2x), 9., 11. zum 2x Großangriff auf Düsseldorf. Die Altstadt liegt in Trümmern, der Bahnhof zum Teil zerstört. 16. (2x), 17., 29.
28. September. Exequien für den Gefreiten Carl Meuther, der am 9. September 1942 bei der Abwehr eines feindlichen Fliegerangriffs (er war Flaksoldat) auf die Festung Tobruk in Nordafrika , seinem am 9. September 1939 am Narew in Polen gefallenen Bruder Heinrich im Heldentod folgte. Er war der 2. und letzte Sohn der Eheleute Johann Meuther und Catharina Zenz, [p. 6] geboren am 9. Januar 1920 in Zons.
Es folgen die Totenzettel der bis September 42 gefallenen Pfarrkinder:
1. Heinrich Meuther (siehe Seite 23), 2. Hubert Fleischhauer, 3. Heinrich Groten, 4. Jakob Schmitz, 5. Hubert Ohligschläger, 6. Hans Schmitz, 7. Hubert Marx, 8. Hubert Schoenen, 9. Carl Meuther
2. [Es folgt der gedruckte Totenzettel von Hubert Fleischhauer]
Jesus! Maria! Josef! St. Martin!
Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt; darum ist mir die Krone der Gerechtigkeit hinterlegt! 2. Tim. 4,7.
Gedenket im Gebete des Gefreiten
Hubert Fleischhauer [folgt Foto]
der am 26. Juni 1941 bei der Erstürmung der Ortschaft Leszinow (Rußland) in hartem Kampfe gefallen ist.
Er wurde geboren am 22. April 1913 als Sohn der Eheleute Peter Fleischhauer und Margareta geborene Becker. Schon mit acht Jahren verlor er die Mutter. Zusammen mit seinen fünf Geschwistern genoß er im Elternhaus eine echt christliche Erziehung. Die Grundsätze seiner katholischen Religion begleiteten ihn durch seine Jugend und ließen ihn im Kreise des katholischen Gesellenvereins Vertiefung und echte Kameradschaft suchen und finden. So wie er in der Heimat allbeliebt war ob seines freundlichen Wesens, so rühmt auch sein Kompagnieführer ihn als einen pflichtgetreuen, guten Kameraden. Früh vollendet, hat er viele Jahre erreicht.
Fern seines Grabes gedenken seiner voll Trauer, aber auch heiligen Stolzes der Vater, zwei Brüder, drei Schwestern, ein Schwager, zwei Schwägerinnen, sowie seine Verwandten, Freunde und Bekannten und bitten alle um ein Gebet für den lieben Verstorbenen, besonders beim heiligen Opfer des Priesters, auf daß er uns allen sei ein mächtiger Fürsprecher beim Throne Gottes und vom Herrn über Leben und Tod als Lohn die Krone des Lebens empfange in seinem heiligen Gottesfrieden!
Druck: J[osef] Wegener Dormagen.
[p. 7] 3. [Es folgt der gedruckte Totenzettel von Heinrich Groten]
Jesus! Maria! Josef! Martinus!
Wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es besitzen in Ewigkeit. Offenbarung.
Gedenket im Gebete der Seelenruhe des Gefreiten
Heinrich Groten
der am 29. August 1941 bei einem Spähtruppenunternehmen in der Nähe von Bodijewka in Rußland den Heldentod für Volk und Vaterland gestorben ist.
Der Verstorbene war geboren am 17. April 1918 zu Zons als zweiter Sohn der Eheleute Johann Groten und Florentine geborene Fischermann. Nach seiner Schulentlassung verlebte er im katholischen Jünglingsverein frohe Stunden, durch sein Lautenspiel und seinen Gesang seine Freunde erfreuend. 1940 wurde er eingezogen und als Pionier ausgebildet. Treu und gehorsam gegen seine Vorgesetzten war er freundlich und froh unter seinen Kameraden. An seiner Mutter hing er mit besonderer Liebe und ließ keine Gelegenheit vorübergehen, um aus dem Felde ihr eine Freude zu bereiten. Nach Gottes unerforschlichem Ratschlusse sollte er die Heimat nicht wiedersehen und mußte das Opfer seines jungen Lebens bringen.
Eine tiefe Lücke reißt sein Tod, und schmerzliche Trauer erfüllt Eltern und Geschwister, doch trösten sie sich in der felsenfesten Hoffnung, daß seine Seele eingezogen ist in ein besseres Vaterland, wo es keinen Tod und keinen Schmerz mehr gibt.
An seinem Grabe trauern die Eltern, zwei Brüder, eine Schwester, ein Schwager und die übrigen Anverwandten, welche seine liebe Seele dem Gebete der Gläubigen empfehlen, auf daß sie ruhe im ewigen Frieden.
Druck J[osef] Wegener Dormagen.
Foto siehe Seite 23.
4. [Es folgt der gedruckte Totenzettel von Jakob Schmitz]
Jesus! Maria! Josef! St. Martinus!
Ich bin die Auferstehung und das Leben, wer an mich glaubt, wird leben, wenn er auch gestorben ist. Johannes 11, 25.
Betet für die Seelenruhe des Pioniers
Jakob Schmitz [folgt Foto]
Der Verstorbene war geboren am 21. November 1912 in Kapellen bei Neuß als Sohn der Eheleute Josef Schmitz und Maria Katharina geborene Viehöfer. Unter der Obhut gut katholischer Eltern wuchs er heran und erlernte das Bäckerhandwerk. Am 15. Mai 1937 trat er in den heiligen Ehestand mit Katharina Ohligschläger aus Zons. Gott segnete die Ehe mit einem Kinde. Zur Verteidigung des Vaterlandes einberufen, war er in Frankreich und Rußland. Stets einsatzbereit, erwarb er sich die Sympathien aller seiner Vorgesetzten. Vor Reval bei einem Stoßtruppunternehmen wurde er durch Kopfschuß tötlich verletzt und starb in soldatischer Pflichterfüllung getreu seinem Fahneneide den Heldentod fürs Vaterland am 27. August 1941. Aus seinen Briefen an Frau und Kind spricht eine große Liebe und Sorge für seine Familie, aber auch seine Treue zu Gott und Kirche. Als wackerer Soldat und als tief frommer Christ ist er in den Tod gegangen.
Möge Gott das Opfer seines Lebens lohnen; darum bitten seine Frau, sein Söhnchen, seine Eltern und Schwiegereltern, zwei Brüder, eine Schwester, ein Schwager, eine Schwägerin und die übrigen Anverwandten. Sie empfehlen die Seele des teuern Verstorbenen dem Gebete aller Freunde und Bekannten, auf daß sie ruhe im ewigen Frieden!
Druck J[osef] Wegener Dormagen.
[p. 8] 5. [Es folgt der gedruckte Totenzettel von Hubert Ohligschläger]
Jesus! Maria! Josef! Martinus!
Er hat den guten Kampf gekämpft, den Glauben bewahrt. Mach. 15, 27.
Betet für die Seele des in Gott ruhenden Schützen
Hubert Ohligschläger [folgt Foto]
Der Verstorbene war geboren zu Zons am 28. Oktober 1912 als jüngster Sohn der Eheleute Andreas Ohligschläger und Odilia Hackenbroich. Von christlichen Eltern erzogen, lernte er nach der Schulentlassung das Schlosserhandwerk. Als guter Katholik beteiligte er sich rege am katholischen Vereinsleben seiner Pfarre, war ein treues Mitglied des katholischen Gesellenvereins und zählte schon jahrelang zu den eifrigen Mitgliedern der "Cäcilia". Seit dem 24. August 1935 lebte er mit Elisabeth Caillard aus Horrem in glücklicher, harmonscher Ehe, die Gott mit zwei Söhnen segnete. Ein Kind starb im zarten Alter. Die tiefe Frömmigkeit, die ihm in seiner Kindheit von braven Eltern eingepflanzt wurde, bewahrte er auch als Mann und Vater. Am 16. Juni 1940 eingezogen, wurde er am 27. September 1941 verwundet und starb den Heldentod fürs Vaterland am 18. Oktober 1941 im Kriegslazarett zu Pleskau in Rußland, wo er auch mit allen militärischen Ehren beigesetzt wurde.
In der Blüte des Lebens ist er dahingegangen, doch Gattin und Mutter trösten sich in dem Gedanken, daß er, der als Christ seinem Gotte in der Jugend gedient und als Soldat auf dem Felde der Ehre sein Leben fürs Vaterland hingegeben hat, den ewigen Siegespreis des Himmels erlangt habe.
Um das Opfer des Gebetes für den lieben Verstorbenen bitten seine Frau, sein Sohn, seine Mutter, drei Brüder, drei Schwäger, sieben Schwägerinnen und die übrigen Anverwandten, auf daß seine Seele bald ruhe im ewigen Frieden.
6. [Es folgt der gedruckte Totenzettel von Hans Schmitz]
Es dürstet meine Seele nach Gott, dem Starken und Lebendigen. Ps. 41,3.
Betet für die Seele des in Gott ruhenden Schützen
[Foto]
Hans Schmitz
der am 13. Oktober 1941 in Rußland auf dem Felde der Ehre gefallen ist. Der Verstorbene war geboren zu Zons am 2. Februar 1916 als einziger Sohn der Eheleute Adolf Hubert Schmitz und Sibilla Zensen. Im katholischen Elternhause erzogen, wurde er nach seiner Schulentlassung Auto-Schlosser. Am 1. April 1939 trat er in den Arbeitsdienst ein, wurde anschließend Soldat und machte den Feldzug in Frankreich mit, kam dann auf den östlichen Kriegsschauplatz und starb den Heldentod fürs Vaterland in den Kämpfen vor Leningrad. Was sterblich war an ihm, bestatteten seine Kameraden auf dem Heldenfriedhof in Mga in Rußland.
Seine Eltern verlieren in ihm einen treusorgenden Sohn, der stets bemüht war, seinen Eltern Freude zu bereiten, seine Schwester verliert den einzigen Bruder. Als aufrechter, katholischer Jungmann war er in seiner Heimatgemeinde ein eifriges Mitglied des katholischen Jünglingsvereins und seit der Gründung auch ein treuer Sohn der Kolpingsfamilie. Christus war ihm Führer auf dem Wege, so war er, wie sein Kompaniechef schreibt, ein stets hilfsbereiter, beliebter Kamerad, dessen Tod eine schmerzliche Lücke hinterlassen hat. Möge Gott, dem er in seinem Leben treu gedient hat, in der Ewigkeit sein übergroßer Lohner sein.
Seine tiefbetrübten Eltern, seine Schwester und die übrigen Anverwandten bitten um die Gabe des Gebetes, damit seine Seele ruhe in Frieden.
Druck J[osef] Wegener Dormagen.
[p. 9] 7. [Es folgt der gedruckte Totenzettel von Matthias Hubert Marx]
Jesus! Maria! Josef! Martinus!
Ihr habt jetzt zwar Trauer, doch ich werde euch wiedersehen, und euer Herz wird sich freuen.
Betet für die Seele des in Gott ruhenden Kradschützen
[Foto]
Matthias Hubert Marx
Der Dahingeschiedene wurde geboren am 5. August 1918 in Zons als jüngster Sohn der Eheleute Johann Adam Marx und Maria Magdalena Marx. Nach Beendigung des Arbeitsdienstes im Februar 1941 eingezogen, fand er als Kradschütze seinen Einsatz im Osten. In den Kämpfen vor Moskau durch Kopfschuß schwer verwundet, starb er unter dem Beistand des katholischen Wehrmachtpfarrers im Kriegslazarett von Smolensk am 29. November 1941 "ruhig und im Frieden mit Gott", wie der Wehrmachtpfarrer schreibt, den Heldentod fürs Vaterland. Er wurde mit allen militärischen Ehren auf dem Heldenfriedhof III in Smolensk-Nord zur letzten Ruhe gebettet.
Sein stets heiteres Wesen, seine große Liebe und Anhänglichkeit an Eltern und Geschwister machten den Jüngsten zum Liebling des elterlichen Hauses. Fleißig und unermüdlich tätig half er zu Hause im landwirtschaftlichen Betriebe.
Schwer trifft die Eltern der Tod ihres lieben, hoffnungsvollen Sohnes; zwei Brüder, die beide im Felde stehen, zwei Schwestern, zwei Schwäger, eine Schwägerin, seine Neffen und Nichten betrauern den Heimgegangenen. Sie alle und die übrigen Verwandten empfehlen die Seele des Verstorbenen dem Opfer und Gebete der Gläubigen. Sie ruhe in Frieden!
Druck: J[osef] Wegener Dormagen.
8. [Es folgt der gedruckte Totenzettel von Hubert Schoenen]
Jesus! Maria! Josef! Martinus!
Sei getreu bis in den Tod und ich werde dir die Krone des Lebens geben. Offenbarung 2, 10.
Betet für die Seelenruhe des im Herrn ruhenden Schützen
[Foto]
Hubert Schoenen
Geboren am 25. Mai 1910 zu Zons als ältester Sohn der Eheleute Heinrich Schoenen und Gertrud Boden widmete sich der so früh Dahingeschiedene dem Bäckerhandwerke. Im Juni 1940 zu den Waffen gerufen, wurde er zuerst als Kradfahrer ausgebildet, dann als Schütze einem Infanterie-Regiment überwiesen. Von einem schweren Motorradunfall genesen, fand er seinen Einsatz im Osten. Am 17. Oktober 1941 in den Kämpfen vor Moskau schwer verwundet, starb er im Feldlazarett zu Gshatsk in Rußland am 18. November 1941 den Heldentod fürs Vaterland.
Wie seinem Vaterland, war er auch seiner Kirche treu ergeben. Die religiösen und sittlichen Grundsätze, die er im Elternhause kennen lernte, die er im katholischen Gesellenverein festigte, bewahrte er treu bis in den Tod. Seine Hoffnung, die Familie in der Heimat wiederzusehen, erfüllte sich nicht, aber das ist der Trost und die zuversichtliche Hoffnung der tiefbetrübten Eltern, seines noch im Felde stehenden Bruders, seiner drei Schwestern und seines Schwagers, daß sie ihn in der himmlischen Heimat wiedersehen. Sie bitten mit den übrigen Anverwandten alle, die ihm nahegestanden haben, seiner beim heiligen Opfer und im Gebete zu gedenken, damit seine Seele ruhe im ewigen Frieden!
Druck: J[osef] Wegener Dormagen.
[p. 10] 9. [Es folgt der gedruckte Totenzettel von Karl Meuther]
[Foto]
"Ihr habt jetzt zwar Trauer, aber ich werde euch wiedersehen, dann wird euer Herz sich freuen und niemand wird euch eure Freude nehmen." (Johannes 16, 22)
Betet für die Seelenruhe des in Gott ruhenden Soldaten
Karl Meuther
Der Verewigte wurde geboren zu Zons am 9. Januar 1920 als Sohn der Eheleute Johann Meuther und Catharina Zenz. Wie sein Bruder Heinrich folgte er stolz und freudig dem Rufe seines Führers zum Schutze des Vaterlandes. An den verschiedenen Fronten eingesetzt, starb er am 9. September 1942 bei der Abwehr eines feindlichen Fliegerangriffes auf die Festung Tobruk in Nordafrika den Heldentod fürs Vaterland. Er folgte damit seinem Bruder Heinrich, der am gleichen Tage vor 3 Jahren, am 9. September 1939, am Narew in Polen sein Leben hingegeben hatte für Führer, Volk und Großdeutschland. Karl war, wie sein Kompanieführer schreibt, das Vorbild eines einsatzfreudigen und überaus pflichtgetreuen Soldaten, der in der Kompanie unvergessen bleiben wird. Auf dem Heldenfriedhof in Tobruk hat er seine letzte Ruhestätte gefunden. Möge Gott das Opfer seines jungen Lebens lohnen.
Fern seines Grabes gedenken seiner voll stolzer Trauer der Vater, die Mutter, zwei Schwestern und die übrigen Anverwandten, welche seine Seele empfehlen dem Gebete der Gläubigen, auf daß sie bald ruhe im ewigen Frieden.
10. [Es folgt der gedruckte Totenzettel von Philipp Libertus]
[Foto]
Gedenket im Gebete des gefallenen Obergefreiten
Philipp Libertus
Inhaber des E.K. II, des Verwundeten-, Infanterie-Sturm-, des Cholm- und Winterfeldzugabzeichens.
Der Dahingeschiedene war geboren zu Zons am 10. Dezember 1914 als Sohn der Eheleute Peter Josef Libertus und Gertrud Kluth. Er erlernte das Bäckerhandwerk und genügte seiner 2-jährigen militärischen Dienstpflicht in Köln und Großenheim (Sachsen). Anfang des Krieges einberufen, machte er den Feldzug in Frankreich mit und wurde 1941 im Osten eingesetzt. Freiwillig meldete er sich zur Heeresgruppe Scheerer, die im Winter 41/42 125 Tage lang eingekesselt, allen Anstürmen der Russen trotzte. Wegen seiner Tapferkeit wurde er mit dem E.K. II ausgezeichnet.
Der so früh Dahingegangene vereinigte ein offenes, ehrliches Wesen mit einem frischen, feurigen Temperament voll Lebenslust und Tatendrang. Sein Pflichtbewußtsein und seine Begeisterung für die Sache des Vaterlandes kannten kein Zurückbleiben und keine Schonung. Mehrmals verwundet, meldete er sich stets wieder zur Front. In einem seiner letzten Briefe schreibt er: "Auf den Einsatz kommt es hier nicht an, Deutschland muß leben, wenn wir auch unser Leben dafür lassen müssen. So schwer es für seine Familie ist, das Liebste zu verlieren, so kann sie aber auch stolz auf das große Opfer sein." Und in einem anderen Briefe: "Dem Herrgott müssen wir vertrauen, in seiner Hand liegt unser Leben." Nun hat das tödliche Blei auch ihn getroffen. Bei einem Angriff am 30. September 1942 erhielt er bei Dupky in Rußland, südlich des Ilmensees einen Kopfschuß, der den sofortigen Tod herbeiführte. Auf dem Heldenfriedhofe in Bjakowo an der Rollbahn Staraja-Russa-Demjansk wurde er von seinen Kameraden mit allen militärischen Ehren feierlich beigesetzt. Möge der Herrgott, dem er vertraute, das Opfer seines Lebens angenommen haben.
Den Tod des jungen Kriegers beklagen tiefbetrübt seine Eltern, die in ihm einen hoffnungsvollen Sohn verlieren, sein Bruder, seine Schwester, sein Schwager, seine Schwägerin und die übrigen Anverwandten. Sie empfehlen die Seele des fern der Heimat Beerdigten dem Gebete der Gläubigen. Er ruhe in Frieden!
[p. 11] 4. November Am 4. November 1942 fanden die Exequien für den gefallenen Krieger Philipp Libertus statt. Das Nähere siehe Totenzettel Numero 10.
Fliegeralarm im Oktober 1., 2. (2x), 5. (3x), 6. (2x), 15. (2x), 23. (2x), 24., im November nur 3x am 9., 10. und 30.
4. Oktober Das Erntedankfest wurde auch in diesem in der gewohnten Feier in der festlich geschmückten Kirche unter reger Anteilnahme begangen. Die auf Schallplatten aufgenommenen Glocken wurden in der Kirche geläutet.
25. Oktober Am Christkönigsfeste beteiligte sich die Jugend besonders an der Kommunion. Nachmittags war eine besondere Feierstunde.
1. November Die Beteiligung an der Prozession zum Friedhof war in diesem Jahre besonders stark.
22. November Nachmittags war, wie alljährlich, die Heldengedenkfeier.
6. Dezember. Auch in diesem Jahre war wieder feierliche Aufnahme von 7 neuen Marienkindern in der Kapelle. Anschließend eine würdige Adventsfeier im Kindergarten.
8. Dezember. Am Feste der Unbefleckten Empfängnis selbst waren die heilige Mission morgens um 7.30 und abends [p. 12] um 7.30. Wir sangen die Speyrer Domfestmesse, der Besuch war gut.
25. Dezember. In diesem Jahre wurde wieder die große Krippe um den Altar aufgebaut. Heiliger Abend war Fliegerbesuch, doch wurde die Feier am Weihnachtsmorgen nicht gestört. Ca. 450 Pfarrkinder waren an der Kommunionbank.
Fliegeralarm im Dezember am 2., 6., 17., 20. (2x), 22., 23., 24., 25., 27, 29., 31. Dezember.
Statistik von 1942
Taufen: 25 (27), auswärts 6 (6)
1. heilige Beichte 15 (27), 1. heilige Kommunion: 14 (15), Kommunionen 14.100 (12.600)
Trauungen: 7 (13), alles Kriegstrauungen
ausgetreten 0 (0), gestorben 13 (19), gefallen 4 (7), Hans Paefgen, Gefreiter auf einem Uboot, das von Feindfahrt nicht zurückgekehrt ist, hat noch keine Exequien gehabt.
Der Besuch der Glaubensstunden war im letzten Halbjahre zufriedenstellend. Jünglinge 18, Jungfrauen 18, Mütter 3. Bibelstunde für die Männer nur kurze Zeit 4. Die Schulkinder kommen regelmäßig zu 90 % in die religiösen Betreuungsstunden.

1943

[p. 13] Kriegsjahr 1943
Das neue Jahr fängt mit ziemlicher Kälte an, doch erreichen die Temperaturen lange nicht den Tiefstand des letzten Jahres. Am 8. und 11. Januar sind die Exequien für die gefallenen Soldaten Engelbert Mones und Toni Reusrath. Zwei weitere Soldaten waren als vermisst gemeldet. Hans Paefgen, der von Ubootfeindfahrt im Atlantik und Hermann Vianden, der von einer Zerstörsfahrt im Eismeer (Bäreninsel) nicht zurückgekehrt ist.
Fliegeralarm im Januar am 3., 4., 8. (2x), 9. (2x).
Am 11.1. war wieder ein gefährlicher Angriff auf Zons. Die Brandbomben fielen 30 m längs der Südmauer ins Feld, und eine Miene explodierte links vom Leichweg hinter Wassenbergshaus. Die Feldscheune von Ferdinand Worringen fing Feuer, das bald gelöscht war. Das Haus von Wilhelm Hermanns wurde abgedeckt und einige Scheunen, die in der Nähe liegen. Viele Fensterscheiben wurden in Zons zertrümmert, die Aufregung war groß, aber sonstiger [p. 14] Schaden ist nicht entstanden.
Am 13. (2x), 15., 16., 20., 21., 22., 23. Großangriff, 27. Großangriff und 30.1., conferre S. 18.
Am 23. Januar wurde in Zons der erste Gottgläubige zu Grabe getragen, der ohne Geistlichkeit vom Ortsgruppenleiter der NSDAP beerdigt wurde.
Am 24. Januar veranstaltete die NSDAP als Ersatz für die Exequien eine Gedächtnisfeier für den in Afrika gefallenen Gottgläubigen Rudi Kaiser, 1939 aus der Kirche ausgetreten.
In einem alten Schematismus von 1850 finde ich über Zons folgende Eintragungen:
Zons, Pfarrkirche zum heiligen Martinus, Seelenzahl 1158, Kapelle im Kloster der Franziskanessen, 1 höhere Schule, 1 Elementarschule. Stürzelberg, Seelenzahl 887, Kapelle zum heiligen Aloysius, 30 Minuten entfernt. 4 verschiedene Gehöfte, Seelenzahl 41 (30-45 Minuten entfernt), Summe der Seelenzahl 2086, akatholischer Konfession 9, Juden 87 (!). Pfarrer: Hermann Josef Sebastian Schmitz aus Neuss, geboren 11.8.1812, geweiht 14.6.1839, in Zons angestellt am 21.4.1856.
Johannes Matthias Christian Bücker aus Höllen, Pfarre Bödingen, geboren 19.1.1825, geweiht 4.9.1853, in Zons seit 13.10.1856, 1. Pfarrvikar [p. 15] Johannes Hubert van Endert aus Kaiserswerth, 2. Pfarrvikar, geboren 29.1.1834, geweiht 12.10.1856, in Zons seit 13.10.1856. Peter Ferdinand Josef Gronen aus Köln, Rektor der Kapelle zu Stürzelberg, geboren 20.2.1828, geweiht 14.9.1851, angestellt 10.10.1852.
Vom Kloster in Zons ist folgendes vermerkt: Genossenschaft der Armen-Schwestern vom 3. Orden des heiligen Franziskus aus dem Kloster zu Heithuizen, berufen und eingetreten im Jahre 1856 zum Unterricht und zur Bildung der weiblichen Jugend.
Personal: 1. Maria Anna Schlicker (Klostername Camilla), Vorsteherin. Schwestern: 2. Maria Kreynberg (Mechtilde), 3. Wilhelmine van Essen (Michaeline), 4. Elisabeth Ewald (Cyrilla), 5. Franziska Schatmann (Remigia). Novizen: 6. Christine Steilscheit (Cosma), 7. Gertrud Rüscher (Emanuel).
[p. 16] 11. [Es folgt der gedruckte Totenzettel von Toni Reusrath]
[Foto]
Betet für die Seelenruhe des Soldaten
Toni Reusrath
Der Verstorbene war geboren zu Zons am 17. Februar 1923 als einziger Sohn der Eheleute Franz Reusrath und Elisabeth Seburschenich. Nach Beendigung der technisch-kaufmännischen Lehre war er als kaufmännischer Angestellter tätig bei der Automobil A.G. in Köln-Braunsfeld. Am 1. Dezember 1941 wurde er zum Arbeitsdienst eingezogen, in Rheine als Panzerjäger ausgebildet, kam er am 22. September 1942 im Osten zum Einsatz in den schweren Kämpfen zwischen Wolga und Don. Am 22. November 1942 wurde er bei der Bergung eines verwundeten Kameraden seines Zuges durch Granatsplitter tötlich am Kopfe getroffen und starb den Heldentod fürs Vaterland.
Ein junges, hoffnungsvolles Menschenleben sank dahin, schreibt sein Kompagniechef, der ihn als jungen, frischen Melder schon im Kompanietrupp kennengelernt hatte. Sein sonniges, freundliches, hilfsbereites Wesen machte ihn überall beliebt. Pflichtgetreu und gewissenhaft, wie im Privat- und Geschäftsleben, war er auch beim Militär und besiegelte seine Treue mit dem Tode. Seine Eltern verlieren in ihm einen guten Sohn, der ihnen in treuer Liebe anhing, und deren Freude, Stolz und einzige Hoffnung er im Leben stets gewesen ist. Sie hoffen, daß der Vergelter alles Guten ihm die Siegespalme verliehen hat.
In tiefer Trauer empfehlen die Eltern, Großeltern und die übrigen Anverwandten seine liebe Seele der frommen Fürbitte der Gläubigen, auf daß sie ruhe in Gottes heiligem Frieden!
M. DuMont Schauberg, Köln
[p. 17] 12. [Es folgt der gedruckte Totenzettel von Engelbert Mones]
[Foto]
Betet für die Seelenruhe des im Herrn entschlafenen Obergefreiten
Engelbert Mones.
Der Verewigte war geboren zu Zons am 13. Mai 1915 als jüngster Sohn der Eheleute Peter Mones und Maria Brangenberg. Bis zu seiner Einberufung zum Militär war er im Geschäfte seines Vaters tätig. 1937 bis 1939 diente er als Pionier in Ulm an der Donau. Während des Krieges kam er zunächst nach Frankreich, 1942 wurde er im Osten eingesetzt. In den schweren Kämpfen um Stalingrad durch Granatsplitter schwerverwundet, starb er am 10. Dezember 1942 im Feldlazarett zu Rostow den Heldentod für Führer, Volk und Vaterland. Auf dem deutschen Ehrenfriedhof in Rostow am Don, am ehemaligen Institut für Verkehrsingenieure erhielt er ein ehrenvolles deutsches Soldatenbegräbnis, der Kriegspfarrer hielt, wie der Stabsarzt schreibt, die Grabrede. Eine Abordnung von Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften war erschienen, und ein Ehrenzug war bei der Beisetzung aufgestellt.
Sein Leben war der Pflicht geweiht, seinen Eltern war er ein herzensguter Sohn, seinen Geschwistern ein liebevoller Bruder und seinen Kameraden ein treuer Freund. Möge Gott, der Herr über Leben und Tod, ihm ein gnädiger Richter sein.
Um den lieben Verstorbenen trauern seine Eltern, ein Bruder, eine Schwester, ein Schwager, eine Schwägerin, eine Nichte und die übrigen Anverwandten, welche seine Seele empfehlen dem Gebete der Gläubigen, auf daß sie ruhe im ewigen Frieden!
DuMont Schauberg, Köln.
[p. 18] Nachdem am 23. Januar ein Großangriff erfolgt war, das Haus erzittert von dem Luftdruck der Sprengbomben, erfolgte am 27. Januar der bis jetzt größte und gefährlichste Luftangriff. Das Gehöft des Ortsbauernführers August Stelzmann ging in Flammen auf. Wohnhaus und 2 Scheunen, die gegenüberliegende große Feldscheune von Wilhelm Meller wurde mit seinem ganzen Inhalt ein Raub der Flammen. Das lebende Inventar, alles Vieh, wurde gerettet. Menschenleben sind nicht zu Schaden gekommen. Die Leute werden immer ängstlicher. Bei Fliegeralarm geht jetzt alles in die Keller, Kleidungsstücke etc. werden mitgenommen, um wenigstens bei evtl. Brand etwas zu retten. In Stürzelberg wurden in dieser Nacht 5 Wohnhäuser zerstört, sodaß 84 Personen obdachlos wurden. Dort nur 1 Verletzter und kein Toter, die Kirche in Stürzelberg wurde arg mitgenommen.
Fliegeralarm im Februar: 2., 3., 4., 5., 6., 8. (2x), 10. (2x), 11., 12. (2x), 13., 14., 15., 16., 17., 18., 19.
Als Sonderzuteilung durften sich die Männer 10 Cigaretten extra kaufen.
[p. 19] 13. Exequien am 16. Februar 1943
[Es folgt der gedruckte Totenzettel von Hans Paefgen]
[Foto]
Jesus! Maria! Joseph! Martinus!
Betet für die Seelenruhe des Matrosengefreiten
Hans Paefgen
Der Verewigte war geboren zu Stürzelberg am 24. Dezember 1923 als ältester Sohn der Eheleute Franz Paefgen und Josefine Düssel. Voller Begeisterung stellte er sich am 1. April 1941 als Freiwilliger bei der Marine und erhielt seine militärische Ausbildung in Leer (Ostfriesland). Manche Feindfahrt machte er mit. Das U-Boot, auf das er kommandiert war, kehrte von seiner letzten Fahrt gegen den Feind nicht zurück, und es muß, wie der Korvettenkapitän mitteilt, damit gerechnet werden, daß er im Atlantik im Kampfe gegen feindliche Geleitzüge sein Leben für die Freiheit unseres Vaterlandes gegeben hat. Nun ruht er fern der Heimat. Seine Eltern verlieren in ihm einen guten Sohn, der als Ältester von sechs Geschwistern die Familie treu unterstützte, seine Geschwister einen lieben Bruder. Gottes Wille ist unerforschlich, er hat in [sic.] zu sich genommen. Hoffen wir, daß Gott seiner Seele gnädig war. Sarum bitten die Eltern, zwei Brüder, drei Schwestern, die Großeltern und die übrigen Verwandten um ein frommes Gebet für den Dahingeschiedenen, auf daß er ruhe im ewigen Frieden!
M. DuMont Schauberg, Köln.
14. Am 17. Februar 1943 Exequien für den Grenadier Peter Magnus Düssel. Der Verstorbene war geboren zu Zons am 24.12.1911 als jüngster Sohn der Eheleute Johann Jakob [p. 20] Düssel und Margarethe Wimmer (†), vermählte sich am 31.7.1937 mit Gertrud Breitmar aus Dormagen zu einer glücklichen und zufriedenen Ehe, welche von Gott mit einem Sohn gesegnet wurde. Am 16.1.1942 folgte er dem Rufe des Vaterlandes, erhielt seine Ausbildung in Warschau, bewährte sich in den harten Kämpfen südlich des Ilmensees in Rußland und starb am 9.1.1943 den Heldentod bei Psawskino, südöstlich Psawskino Ilmensee und wurde auf dem dortigen Divisionsfriedhof beigesetzt (Totenzettel konnte wegen Papiermangel nicht mehr gedruckt werden).
Am 18. Februar 1943 wurden die Exequien gehalten für die Gefallenen von Stalingrad. Rheinisch-westfälische Regimenter haben besonders dort ihren Blutzoll zahlen müssen. Wer von Zons zu den Gefallenen, Vermißten oder Gefangenen gehört, ist noch nicht bekannt.
[p. 21] 15. Willi Malzburg, Exequien 22.2.1943, Tambourmajor des Tambourcorps der Schützengesellschaft, ca. 20 Jahre lang, von Gründung des Corps an.
[Es folgt der gedruckte Totenzettel von Willi Malzburg]
Jesus! Maria! Josef! Martinus!
Ist unsere Zeit gekommen, so laßet uns männlich sterben für unsere Brüder. I. Mach. 9, 10.
[Foto]
Betet für die Seelenruhe des Gefreiten
Willi Malzburg
Der Verstorbene war geboren zu Zons am 20. Mai 1909 als Sohn der Eheleute Josef Malzburg und Margarethe Bechlenberg. Unter der Obhut gut katholischer Eltern wuchs er heran, erlernte nach seiner Schulentlassung das Sattlerhandwerk und trat am 21. Oktober 1934 in den Stand der heiligen Ehe mit Justine Postall aus Neuß. Glückliche Jahre verlebte er an der Seite seiner Gattin, unermüdlich in der Sorge für sie und seine Familie, tüchtig und fleißig in seinem Berufe. Da rief auch ihn das Vaterland zur blutigen Wahlstatt. Am 1. Mai 1941 wurde er zur Flak eingezogen, erhielt seine Ausbildung und war auf verschiedenen Kriegsschauplätzen, bis er am 15. Juli 1942 in Afrika eingesetzt wurde. Es war sein Abschied von der Heimat und den Seinigen. Am 17. Januar 1943 gegen 14.30 Uhr starb er den Heldentod fürs Vaterland. Mit 18 Tieffliegern griff der Feind die Batterie an, die sich tapfer wehrte. Mit hervorragender Tapferkeit hat der Verstorbene im harten Gefecht seine Pflicht getan, wie der Batteriechef schreibt, und seine Treue und seinen Fahneneid mit dem Heldentode besiegelt. Am Südrand des Flugplatzes Beni Ulid haben seine Kameraden ihn mit allen soldatischen Ehren zur letzten Ruhe beigesetzt. Seiner Frau ein treuer, besorgter Mann, seinen Eltern ein guter Sohn, seiner Schwester ein liebevoller Bruder, bei seinen Kameraden beliebt, so lebt er in unserem Gedächtnis fort.
Die Gattin, die Eltern, Schwiegereltern, Geschwister und übrigen Anverwandten finden Trost in dem Gedanken, daß Gott, der Vergelter alles Guten, ihm den ewigen Siegeskranz unvergänglicher Glorie verliehen hat. Sie bitten um ein Gebet für den teuren Verstorbenen, auf daß er ruhe in ewigem Frieden!
Josef Krautstein, Benrath
Fliegeralarm im Februar 24., 25. (2x), 26. (5x) Großangriff auf Köln, 27. (4x), 28. (5x).
[p. 22] 16. Johann Kollenbroich, Exequien 26.2.1943.
[Es folgt der gedruckte Totenzettel von Johann Kollenbroich]
[Foto]
Ein jeder, der mich vor den Menschen bekennen wird, den will ich vor meinem Vater bekennen, der im Himmel ist. Matthäus 10,32.
Jesus! Maria! Josef! Martinus!
Betet für den auf dem Felde der Ehre Gefallenen Gefreiten
Johann Kollenbroich
Der Verstorbene war geboren zu Nievenheim am 10. August 1912 als Sohn der Eheleute Wilhelm Kollenbroich und Anna Catharina Breuer, heiratete am 18. November 1938 Rosa Zaun aus Zons zu einer glücklichen Ehe, die Gott mit einem Kinde segnete. Am 9. Dezember 1940 wurde er eingezogen, erhielt in Wesel seine militärische Ausbildung und wurde im Oktober 1941 in Rußland eingesetzt. Bei den harten Abwehrkämpfen bei Lipki, südlich des Ladogasees, wurde er durch den Volltreffer eines feindlichen Granatwerfers getroffen und starb als aufrechter Kämpfer , wie sein Kompaniechef schreibt, den Soldatentod für Volk und Vaterland am 13. Januar 1943, beigesetzt wurde er bei Mga. Treu seinem Fahneneid, aber auch treu seinem Herrgott ist er dahingegangen. Möge Gott ihm ein gnädiger Richter gewesen sein.
Große Trauer hat sein Tod gebracht seiner Gattin, seinem Kinde, seinen Eltern und Schwiegereltern, seinen beiden Brüdern, seiner Schwester, acht Schwägern und neun Schwägerinnen, denen er mit inniger Liebe ergeben war; doch der Gedanke, daß er ein guter Mensch und Christ gewesen, daß er das Höchste, sein Leben, für des Vaterlandes Sicherheit hingegeben, erfüllen sie mit Trost und Hoffnung, daß er in eine bessere Heimat eingegangen und den ewigen Siegespreis erhalten habe. Sie bitten mit den übrigen Angehörigen um ein Gebet für den Verstorbenen, auf daß er ruhe im ewigen Frieden!
Das Seelenamt wird am Montag, dem 22. Februar 1943, 7 ¼ Uhr, in der Pfarrkirche zu Nievenheim gehalten.
[Es folgt der gedruckte Totenzettel von Heinrich Meuther]
[Foto]
Deutschland muß leben, wenn wir auch sterben müssen.
[p. 23] [eingeklebtes großformatiges Porträtfoto von Heinrich Meuther]
[Es folgt der Totenzettel von Heinrich Meuther, Textseite]
Als erstes Kriegsopfer unserer Gemeinde fiel am 9. September 1939 in dem Gefechte am Narew in Polen in soldatischer Pflichterfüllung getreu seinem Eide für Führer und Vaterland der Freiwillige
Heinrich Meuther
Schütze in einem Infanterie-Regiment.
Geboren am 29. August 1918 zu Zons am Rhein als ältester Sohn der Eheleute Johann Meuther und Katharina Zenz wuchs er heran voller Erwartungen für das Leben, ein guter Sohn und lieber Bruder. Voll Eifer und Strebsamkeit in seiner Arbeit, war er die stille Freude und Hoffnung seiner Eltern. Im Felde stand er seinen Mann. Sein Kompaniechef schreibt über ihn: Die Kompanie betrauert in ihm einen tüchtigen und tapferen Soldaten, beliebt bei den Kameraden, der bis zum höchsten Einsatz seine Pflicht getan hat.
Möge Gott, der Herr, das Opfer seines Lebens reichlich belohnen. Darum bitten seine Eltern und seine drei Geschwister.
Buchdruckerei C. Josef Oepen, Neuß, Krämerstr. 16
Foto siehe Seite 22.
Heinrich Groten siehe Seite 7.
Fliegeralarm im März: 1. (2x) Berlin, 2., 3., 4. (2x), 5. (3x) Essen, 7., 8. (5x), 9. (2x), 10. (6x), 11. (3x), 12. (2x), 13., 15., 18. (2x) der große Angriff auf Essen, den Feuerschein konnte man bis hierher sehen, 26., 29., 30.
[p. 24] 17. [Es folgt der gedruckte Totenzettel von Karl Morsbach]
[Foto]
Jesus! Maria! Josef! Martinus!
Betet für die Seelenruhe des auf dem Felde der Ehre gefallenen Stabsgefreiten
Karl Morsbach
Der Verstorbene war geboren am 13. November 1914 in Siegburg-Mülldorf als einziger Sohn der Eheleute Matthias Morsbach und Helene Leyendecker. Schon im zarten Kindesalter verlor er seinen Vater, der 1917 im Weltkriege den Heldentod für das Vaterland starb. Unter der Obhut einer frommen Mutter wuchs er heran, ihre Freude und ihr Trost, seinen beiden Schwestern ein lieber Bruder. Er besuchte die Handelsschule in Siegburg, erfüllte seine Dienstpflicht in Lübeck und bei der Wehrinspektion in Hamburg-Altona und wurde bei Ausbruch des Krieges sofort eingezogen. 1941 in Frankreich eingesetzt, kam er nach Rußland, wo er die Härten des Winterkrieges mitmachte. Bei einem Spähtruppunternehmen 30 km westlich Stary-Oskol fiel er am 2. Februar 1943 als tapferer Soldat für Volk und Vaterland. Seine Kameraden bestatteten ihn in Michaelowka an der Rollbahn Kursk-Stary-Oskol zur letzten Ruhe.
Am 23. März 1941 hatte er den Lebensbund geschlossen mit Gertrud Winkels aus Zons. Nach kurzer, glücklicher Ehe (sein Kind hat er nur einmal sehen können) folgte er seiner vor 7 Monaten verstorbenen Schwester in die Ewigkeit. Ein fleißiger, braver Mensch, treu seinem Herrgott, besorgt um seine Familie, ein guter Kamerad, so ist er heimgegangen in die ewige Heimat.
Seine Frau, sein Kind, die Mutter, die einzige Schwester, die Schwiegereltern und die übrigen Verwandten hoffen zuversichtlich, daß Gott ihn mit den ewigen Gütern belohnen wird. In schmerzlicher Trauer empfehlen sie die Seele des Verstorbenen dem Gebete der Gläubigen, auf daß sie ruhe in ewigem Frieden!
Fliegeralarm im April: 3., 4. (2x), während der Sonntagsmesse 10 Uhr kam der Alarm, sodaß sie abgebrochen werden mußte, um 11 Uhr wurde sie fortgesetzt, und nachmittags um 3 Uhr war die 2. heilige Messe des Sonntags. 6., 8., 9. (2x), 10., 11. (2x), 14., 15., 16. (2x), 17. (2x), 19., 26., 27. (2x) der große Angriff auf Duisburg.
[p. 25] Für Rudi Kaiser, geboren 19.7.1913 in Baumberg, ausgetreten 10.6.39, und Michael Kienle, geboren 20.11.1908 in Menningen (Schwaben), ausgetreten am 4.10.37, die beide in Afrika gefallen sind, konnten die Exequien nicht gehalten werden, die NSDAP veranstaltete für sie eine Trauerfeier.
Mit der Woche nach dem 14. Februar begannen auf Anordnung des Hochwürdigen Herrn Erzbischofs die Kriegsandachten, die Dienstags und Freitags gehalten worden. Der Besuch ist bis jetzt gut, nach dem Ereignis von Stalingrad, woran ca. 15 Zonser beteiligt sind, sind die Leute doch sehr nachdenklich geworden.
Die Ostertage verliefen sehr erhebend, ca. 1000 Kommunionen ausgeteilt. Am ersten Ostertage gingen 19 Kinder 88 Knaben und 11 Mädchen) zur 1. heiligen Kommunion. Gisela Steves, die erkrankt war, wurde die heilige Kommunion ans Krankenbett gebracht, die Kommunionkinder begleiteten das Sanctissimum. Am 30. April fand wie alljährlich die Blumenprozession zum Maialtar statt.
Am 9. Mai war die feierliche Weihe des Erzbistums Köln an die Gottesmutter, der Dom überfüllt, auch von Zons waren einige Jugendliche und Erwachsene dort, die tief beeindruckt zurückkamen.
Am 23. Mai fand die Weihe in unserer Pfarrkirche statt.
[p. 26] In den Sonntagspredigten des Monates Mai waren die Gläubigen vorbereitet worden. Am Morgen gingen 400 zur heiligen Kommunion. Nachmittags war die Kirche gut besucht. Am Hauptaltar war der Marienaltar aufgebaut, weißgekleidete Mädchen (Kommunionkinder) umrahmten das Bild, die Festpredigt hielt der Direktor des Raphaelshauses Hubert Wergen. Die einzelnen Stände weihten sich, für die Soldaten sprachen die Kinder, conferre Programm und Foto in den Anlagen zur Chronik.
Fliegeralarm während des Mai 5., 9. (2x), 12., 13. (Duisburg), 14. (3x), 16. (Talsperren), 17. (3x), 18. (2x), 24. (Dortmund), 26. Düsseldorf-Neuss-Kreitz, wo 22 Benediktinerinnen von der ewigen Anbetung getötet wurden, 27. (2x) Essen, 28., 29. (3x), 30. (2x) Großangriff auf Wuppertal-Barmen.
[p. 27] 18. [Es folgt der gedruckte Totenzettel von Kaspar Freibeuter]
[Foto]
Du sankst dahin wie Rosen sinken
Wenn sie in voller Blüte stehen
Und heiße, bitt’re Tränen fließen
Weil du so mußtest von uns gehen.
Wer hätte das von dir gedacht,
Daß du so früh zur Ruh gebracht!
Wir durften dich nicht sterben sehen
Und nicht an deinem Grabe stehen.
Wie magst du dich in letzter Stunde
Gesehnt nach deinem lieben Heim!
Nun ruhst du schon in fremdem Grunde
Von uns sollst nie vergessen sein!
Doch dieses bleibt für uns bestehen
Ein Jenseits gibt’s ein Wiedersehen!
Zum frommen Andenken an den auf dem Felde der Ehre gefallenen
Gefreiten Kaspar Freibeuter
Melder in einem Grenadier-Regiment
der am 11. Mai 1943 in den schweren Kämpfen im Osten den Heldentod fand. Der liebe Gefallene war geboren am 20. September 1910 und vermählte sich am 1. Januar 1938 mit Sibilla Mühlenberg zu einer glücklichen Ehe, die mit einem Kinde gesegnet wurde. Im Jahre 1914 wurde ihm seine Mutter entrissen, 1927 verunglückte sein Bruder, und im Jahre 1942 wurde ihm durch ein tragisches Geschick der Vater, zwei Geschwister und ein Neffe entrissen. Seine Hoffnung war ein frohes Wiedersehn, doch der Herr nahm ihn vom Felde der Ehre auf in sein himmlisches Reich.
Fern seinem Heldengrab trauern tiefbetrübt die Gattin, 1 Sohn, 1 Bruder, 2 Schwestern, die Schwiegereltern, 2 Schwägerinnen, 2 Schwäger und die übrigen Anverwandten.
Geboren in Dormagen als Sohn der Eheleute Wilhelm Freibeuter und Christine Siepen. 2x verwundet bei Kalinin und Rshew. Kopfschuß am Donez südlich Charkow, beigesetzt auf dem Heldenfriedhof im Walde nördlich Nivedeneskoje. Das tragische Geschick war der Fliegerangriff auf Dormagen.
[p. 28] Am 13. Juni, dem St. Antoniustage, war in diesem Jahre das Pfingstfest. Am 20. Juni, dem Dreifaltigkeitsfest, schloß in diesem Jahre die österliche Zeit. Trotzdem über 200 Pfarrkinder im Felde stehen, war die Beteiligung an der Osterkommunion in diesem Jahre um 100 stärker als im Vorjahre. 850 hielten ihr Ostern, ca. 100 hielten in diesem Jahre ihr Ostern nicht, früher 200-300. Am Nachmittage war die Glaubensbekenntnisstunde für die Jugend des Dekanates in Nievenheim, ca. 800 Jugendliche waren gekommen. Thema: Das ist der Wille Gottes: Eure Heiligung.
Am 24. Juni, dem Johannistage, war Fronleichnam. Die Prozession zog mit großer Beteiligung um die [Pfarrkirche St. Martinus (neue)|Kirche]]. Segen war am Missionskreuze und in der Kirche, am Sonntag nach Fronleichnam, da sie am Tage selbst mal wieder verboten war.
Da am 29. Juni, dem Petri und Paulstage, morgens die heiligen Messen nur in dem Umfange sein durften, wie werktags üblich, sangen wir abends 8 Uhr in der heiligen Messe die Speyrer Domfestmesse, die Beteiligung war erfreulich groß.
Sonntag, den 4. Juli feierten wir das Herz Jesufest. Abends 8 Uhr war die Sühnestunde vor dem Allerheiligsten. Für die Soldaten sprachen Gruppen von weißgekleideten Kindern [p. 29] die Weihe.
Fliegeralarm im Juni 11., 12. (2mal) Düsseldorf schwer getroffen, 13. (Bochum), 14., 15. (3mal) Oberhausen, 17. Köln, 18. (5mal), 20. (4mal), 21. (2mal), 22. (4mal) Krefeld vernichtet, 23., 24. (2mal), 25. Wuppertal-Elberfeld. Bei diesem Angriff wurde Zons in Mitleidenschaft gezogen. Eine schwere Bombe fiel hinter den Schloßhof (Meller). Viele Dächer abgedeckt, auch Pfarrhaus und Scheune. Viele Fenster zertrümmert, die Kirche blieb unversehrt. Ein viermotoriger amerikanischer Bomber wurde über Zons abgeschossen und stürzte mit voller Ladung am Buschweg in der Heide ab ohne Schaden anzurichten. 7 Insassen tot, 2 mit Fallschirm abgesprungen, Piloten ebenfalls tot. 26. (2mal), 27., 29. Köln, der Dom getroffen, die Altstadt zerstört, der Erzbischof, dessen Palais völlig zertrümmert, wie durch ein Wunder gerettet. Der Weihbischof Hammels findet Zuflucht im Raphaelshause. Alle haben nur das nackte Leben gerettet, Domkapellmeister Mölders und Rendant Kuhling tot. Auch in Benrath (Demag) 4 Personen getötet.
[p. 30] Fliegeralarm im Juli: 3., 4. (3mal) Köln-Nippes, Deutz, Kalk bombardiert, 5., 6. (2mal), 7. (2mal), 8., 9. (2mal) Köln-Nippes, Ehrenfeld schwer mitgenommen. Die Feuersbrunst war von hier aus immer gut zu beobachten. 10., 14. Aachen heimgesucht, 15. (2mal), 16. (2mal), 18., 19., 22., 24., 25. (2mal), 26. (3mal), 28., 29. 30. (2mal), 31.
19. [Es folgt der gedruckte Totenzettel von Wilhelm Kegelmann]
Jesus! Maria! Josef! Martinus!
[Foto]
"Ich war die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben, wenn er auch gestorben ist." Johannes 11
Betet für die Seelenruhe des auf dem Felde der Ehre gefallenen Obergefreiten
Wilhelm Kegelmann.
Der Verstorbene wurde geboren am 29. April 1915 zu Röhlinghausen als Sohn der Eheleute Wilhelm Kegelmann und Johanna Herzog, heiratete am 29. März 1941 Agnes Bechlenberg aus Zons zu einer glücklichen harmonischen Ehe. 1939 zu den Waffen gerufen, wurde er 1940 bei dem Vormarsch in Holland verwundet. Nach seiner Genesung war er in Frankreich und Belgien. An der Ostfront eingesetzt, wurde er am 28. Juli 1943 bei Chojelischte am Wolchow von einer Gewehrkugel tötlich ins Herz getroffen und gab sein Leben für unser aller Freiheit und Zukunft. Auf dem Ehrenfriedhof von Tschudowo wurde er von seinen Kameraden beigesetzt.
Liebevolle Anhänglichkeit an Frau und Familie, treue Gewissenhaftigkeit in Erfüllung seiner Pflichten zeichneten ihn aus und sichern ihm ein ehrenvolles Andenken bei allen, die ihn kannten.
Die trauernden Hinterbliebenen, seine Frau, seine Eltern und Geschwister empfehlen mit allen übrigen Anverwandten seine Seele dem Gebete der Gläubigen, damit sie ruhe in ewigem Frieden!
[p. 31] Am 3. August hatten die Schulneulinge mit ihren Müttern eine besondere heilige Messe in der Kapelle, anschließend erhielten sie den Kindersegen und gingen zum 1. Schulgang. Die religiösen Betreuungsstunden beginnen nach den Ferien wieder. Bei den Exequien für den gefallenen Obergefreiten Wilhelm Kegelmann wurde zum 1. Mal die Gedenktafel feierlich in die Kriegergedächtniskapelle (Mariahilfaltar) getragen. Die anwesenden Feldgrauen trugen die Kränze, die Orgel spielte: Ich hat einen Kameraden.
Am 15. August, Maria Himmelfahrt, erhielten 14 Mädchen in einer feierlichen Andacht in der Kapelle das grüne Band als Marienkinder.
Fliegeralarm im August: 2., 3. (2x), 6., 8., 9., 10., 11. (2x), 12. (5x) (Bonn und Bochum Tagesangriffe), 15. (während des Hochamtes), 16. (2x), 17. (4x), 18., 19., 23. Einige Brandbomben ohne Schaden, 24., 27., 28., 30., 31. (Mönchengladbach-Rheydt).
Da die offiziellen Wallfahrten nach Kevelaer und Knechtsteden auch in diesem Jahre nicht sein können, ziehen die Pfarrkinder in kleinen Gruppen zu den Gnadenorten, auch Neviges-Hardenberg wird viel besucht.
[p. 32] [Es folgt der gedruckte Totenzettel von Adam Libertus]
Jesus! Maria! Josef! Maternus!
Betet für die Seelenruhe des im Kampfe für das Vaterland gefallenen Gefreiten
Adam Libertus
Der Dahingeschiedene war geboren zu Zons am 3.3.1912 als jüngster Sohn der Eheleute Wilhelm Libertus und Anna Maria Kluth und heiratete am 2.7.1932 Gertrud Hülsen aus Köln-Worringen. Gott segnete die Ehe mit einem Kinde. Nachdem er am Westwall gearbeitet – das Westwall-Abzeichen wurde ihm verliehen – erhielt er seine militärische Ausbildung in Höxter, kam nach Frankreich und wurde im Februar 43 im Osten eingesetzt. Am 30.7.43 starb er in Rußland bei Wesnessenskiy den Heldentod für Volk und Vaterland, nach Aussagen seiner Kameraden durch Kopfschuß, der seinen sofortigen Tod zur Folge hatte. Seine letzte Ruhestätte hat er gefunden auf dem Heldenfriedhof in Puschkarnoya. In der Blüte des Lebens ist er dahingegangen; seine Frau verliert in ihm einen guten Mann, sein Kind den treusorgenden Vater. Möge Gott der Herr ihm die Krone des ewigen Lebens gegeben haben.
Groß ist der Schmerz der Gattin, seines Sohnes, der Eltern und Schwiegereltern, seines Bruders, seiner Schwester, der beiden Schwägerinnen und Schwäger sowie der übrigen Anverwandten, welche seine Seele dem Gebete der Gläubigen empfehlen, auf daß sie ruhe in ewigem Frieden!
Als ich von euch mußt‘ scheiden, in blutige Schlacht zu gehen, / wie klang es doch so tröstend, das Wort "Auf Wiedersehn!" / Auf Wiedersehn, Jäh ist nun der schöne Traum vorbei: gar gut hat mich getroffen des Feindes tödlich Blei. / Einst ziehen frohe Scharen ins Heimatdorf hinein, / doch nimmer wird' ich unter den tapfern Kämpfern sein. / Ein Brieflein nur wird kommen ins liebe Heimatland, / drauf steht ein einzig Wörtlein von unbekannter Hand: / "Gefallen!" – nur ein Wörtlein. Oh, Ihr Lieben, weinet nicht! / Dereinst durch graue Wolken ein Strahl der Hoffnung bricht. / Will froh dort auf euch warten in jenen lichten Höhn, / bis daß wir alle feiern das schönste "Wiedersehn".
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"Ihr habt jetzt zwar Trauer, doch ich werde euch wiedersehen, und euer Herz wird sich freuen." (Johannes 16,22.)
[p. 33] [Es folgt der gedruckte Totenzettel von Franz Sebastian Schlösser]
Jesus! Maria! Josef! Martinus!
Betet für die Seelenruhe des für das Vaterland gefallenen Obergefreiten
Franz Sebastian Schlösser
Inhaber des Eisernen Kreuzes 2. Klasse, der Ostmedaille und des Verwundetenabzeichens.
Der Verstorbene war geboren am 6. Dezember 1921 in St. Peter bei Stürzelberg als jüngster Sohn der Eheleute Matthias Schlösser und Helene Sebetzki und lebte bis zu seiner Einberufung zum Heere im Elternhause. Am 6. August 1924 verlor er seinen Vater. Seine militärische Ausbildung erhielt er in Mülheim-Ruhr. Im Osten eingesetzt, opferte er sein Leben für Volk und Vaterland am 12. August 1943, als ihn in der Nähe der Ortschaft Pribowy-Dwory, 5 km ostwärts Karatschew die tödliche Kugel traf. "Über die Tapferkeit dieses prächtigen Jungen", so berichtet sein Kompagnie-Chef, "ließe sich ein Buch schreiben. Sein kämpferischer Mut war unerschütterlich. Sein Herzensfrohsinn verließ ihn nie. Die Kompagnie verliert mit ihm ihren besten und schneidigsten MG-Schützen und besten Kameraden."
Möge Gott der Herr ihm ein gnädiger Richter gewesen sein. Tiefbetrübt empfehlen seine Eltern, seine Braut, 2 Brüder, 1 Schwester, 2 Schwägerinnen und die übrigen Anverwandten die Seele des Verstorbenen dem Gebete der Gläubigen, auf daß sie ruhe im ewigen Frieden!
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Er war bereit, für Gesetz und Vaterland zu sterben.
[p. 34] 22. [Es folgt der gedruckte Totenzettel von Adi Norff]
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"Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt, darum ist mir hinterlegt die Krone der Gerechtigkeit."
Betet für die Seelenruhe des im Kampfe für das Vaterland gefallenen
Grenadier Adi Norff
Der Verewigte wurde geboren am 29. Juni 23 in Zons, als einziger Sohn der Eheleute Johannes Norff und Margarethe Kluth. Nach seiner Schulentlassung erlernte er das Schlosserhandwerk und machte seine Gesellenprüfung. Am 16.4.1942 wurde er zum Heere eingezogen und erhielt seine militärische Ausbildung in Kolmar. Bei den Abwehrkämpfen im Raume von Leningrad am 8. August 1943 schwer verwundet, starb er am folgenden Tage auf dem Hauptverbandplatz.
Als guter und braver Sohn berechtigte er zu den besten Hoffnungen, seine einzige Schwester verliert ihren lieben Bruder. Am religiösen Leben der Pfarrfamilie nahm er regen Anteil, sein frohes Gemüt gewann ihm die Herzen seiner Kameraden. Nach Gottes unerforschlichem Ratschluß mußte er so früh sein junges Leben opfern auf dem Altare des Vaterlandes. Wir aber dürfen hoffen, daß der Herrgott ihm den ewigen Lohn für seine Treue geben wird. Auf dem Heldenfriedhof in Sologubowka (18 km nördlich Schapki) links an der alten Straße nach Woitolowo bei der russischen Kirche fand er seine letzte Ruhestätte.
Die Eltern, Großeltern, seine Schwester und die übrigen Anverwandten empfehlen seine liebe Seele dem Gebete der Gläubigen, auf daß sie ruhe in ewigem Frieden!
Fliegeralarm im September: 1. (2x), 3., 4. (2x), 5. (2x), 6., 7. (2x), 9., 13., 14., 17. (2x), 18., 22., 23., 24., 25., 26., 27., 29., 30.
Fliegeralarm im October: 1., 2. (2x), 3. (2x), 4. (3x), 5. (2x), 9. (3x), 10. (Angriff auf Münster in Westfalen), 12., 13., 14. (Schweinfurt), 16., 17., 18., 19., 20. (3x, Berlin), 21., 22., 24., 30., 31.
[p. 35] 23. [Es folgt der gedruckte Totenzettel von Hermann Vianden]
Jesus! Maria! Josef! Martinus!
"Sei getreu bis in den Tod, und ich will dir die Krone des Lebens geben." (Apocalypse 2,10.)
Betet für die Seelenruhe des im Kampfe für das Vaterland gefallenen Masch.-Obergefreiten
Hermann Vianden
Inhaber des Eisernen Kreuzes II, des Zerstörer- und des Westwallabzeichens
Der Verstorbene war geboren zu Zons am Rhein am 18. April 1921 als ältester Sohn der Eheleute Wilhelm Vianden und Catharina Emonds. Nach seiner Schulentlassung wurde er Elektriker, bestand mit gut seine Gesellenprüfung, war im Reichsarbeitsdienst am Westwall tätig, meldete sich im April 1939 freiwillig zur Marine und hat am 31. Dezember 1942 bei einem Seegefecht mit überlegenen englischen Kriegsschiffen den Heldentod gefunden.
Als junger begeisterter Freiwilliger trat er als Matrose bei der Kriegsmarine ein und nahm bei der Norwegenbesetzung auf einem Zerstörer an der Seeschlacht von Narvik und sonstigen Kampfhandlungen teil, wobei er immer auf verantwortungsvollen Posten treu seine Pflicht erfüllt hat. Von seiner letzten Fahrt in der Neujahrsnacht 1942/43 ist er nicht mehr zurückgekehrt. Fern der Heimat hat er im nördlichen Eismeer seinen Kameraden an Bord des Zerstörers "Friedrich Eckholdt" ein gemeinsames Grab gefunden. Er gab sein junges Leben für unsere geliebte Heimat. Die Eltern verlieren einen braven Sohn, der ihre Freude und ihre Hoffnung war, der Bruder seinen einzigen Bruder.
Schweren Herzens verneigen sie sich vor Gottes unerforschlichen Ratschlüssen. Sie wollen das ihnen auferlegte große Leid so tapfer tragen, wie es der Verstorbene auf seiner letzten Fahrt zu Gott in die Ewigkeit getragen hat.
Die Eltern, der Bruder, die Großeltern und die übrigen Anverwandten bitten um ein andächtiges Gebet für den Dahingeschiedenen, auf daß er ruhe in Frieden!
[Foto]
"Ihr, die Ihr mich gekannt und geliebt, vergeßt meiner nicht im Gebete, denn mein junges Leben gab ich für Euch dahin."
[p. 36] Am 3. Oktober feierten wir das Erntedankfest in altgewohnter Weise. Die Kirche war festlich geschmückt, die Beteiligung der Gläubigen war gut, die meisten Bauern gingen auch zur heiligen Kommunion.
Jeden Abend war Rosenkranzandacht, die gut besucht wurde.
Da Franz Erkelenz, wohnhaft in Hilden, geborener Zonser war, habe ich seinen Totenzettel eingesetzt.
[Es folgt der gedruckte Totenzettel von Franz Erkelenz]
"Dein Wille geschehe wie im Himmel, also auch auf Erden."
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In christlicher Liebe gedenket im Gebete Eures Mitbruders in Christus
Franz Erkelenz
Gefreiter in einem Grenadier-Regiment
geboren am 16. September 1910 in Zons, verheiratet seit 21. Mai 1938 in Hilden, gefallen am 5. Juli 1943 bei Bjelgorod.
Mit der schwer getroffenen Gattin, Maria geborene Becker, und dem früh verwaisten Töchterchen Helga wollen wir in der Gemeinschaft der Heiligen beten:
Gott und Vater! Wir anerkennen Deine Macht und Vaterschaft. Wir beten Dich an. Wir preisen Dich. Herr und Gott, König des Himmels. Gott, allmächtiger Vater! Wir beugen uns Deinem heiligen Willen und bitten Dich demütig: Du hast Deinen Diener Franz aus der irdischen Familiengemeinschaft, die so glückhaft und verheißungsvoll begann, schon nach 5 Jahren herausgenommen. Nimm ihn auf in Deine himmlische Gemeinschaft und laß ihn Wohnung nehmen im Land des Friedens und des Lichtes! Uns aber laß überall Deinen Willen erkennen und erfüllen, auf daß wir nach einem gerechten Wandel hinieden uns dort oben wiedersehen und ewig in der Gemeinschaft der Heiligen vereinigt bleiben, durch Christus, unsern Herrn.
Amen.
Max Karsten, Hilden.
[p. 37] 24. [Es folgt der gedruckte Totenzettel von Hans Köppinger]
Jesus! Maria! Josef! Martinus!
Ich weiß, daß mein Erlöser lebt, und ich werde auferstehen am jüngsten Tage. Johannes 19, 25.
Betet für die Seelenruhe des auf dem Felde der Ehre gefallenen Gefreiten
[Foto]
Hans Köppinger
Der Verewigte wurde geboren am 18.12.1919 in Zons am Rhein als jüngster Sohn der Eheleute Peter Magnus Köppinger und Anna Düssel. Er wurde Maschinenschlosser, im Mai 1942 eingezogen, in Frankreich militärisch ausgebildet und im Juni 1943 in Rußland eingesetzt. Bei den schweren Kämpfen westlich Charkow wurde er durch Bauchschuß schwer verwundet und starb versehen mit den heiligen Sterbesakramenten der römisch-katholischen Kirche am folgenden Tage, am 9. September 1943 ruhig und schmerzlos im Lazarett. Auf dem Kriegerfriedhof in Poltawa wurde er mit militärischen Ehren beigesetzt.
Der Verstorbene war ein offener, edler Charakter, seinen religiösen und sittlichen Grundsätzen, die er von Jugend an kennen und lieben lernte, blieb er treu. Christus war der Führer auf seinem Lebenswege. "Unserem Herrgott wollen wir unser Leben in die Hand geben", so schrieb er in seinem letzten Briefe an seine Lieben daheim. In diesem Gedanken trösten sich auch seine Eltern, denen er immer ein guter und braver Sohn gewesen, seine Braut, seine 3 Brüder und seine Zwillingsschwester, denen er ein treuliebender Bruder war. Sie alle hoffen, daß er nun des Lohnes der Treue in der Ewigkeit sich erfreue.
Mit den übrigen Anverwandten bitten sie die Gläubigen um das Andenken des Gebetes, auf daß er ruhe in ewigem Frieden!
"Auf Wiedersehen", hast Du so oft geschrieben,
Dies Los war Dir und uns nicht mehr beschieden,
So ruhe sanft, da unser Herz Dich tot noch liebt,
Denn ach so früh bist Du von uns geschieden,
Tief hat die Trennung uns betrübt.
Du warst so gut, starbst viel zu früh,
Wir denken Dein mit Schmerzen.
Das Blei, das Dich zu Tode traf,
Zerreißt daheim die Herzen.
Am Christkönigsfest, Allerheiligen und Allerseelen gingen viele zur heiligen Kommunion. Allerheiligen durfte nur werktags Gottesdienst sein, nachmittags 3 Andacht, nach der Andacht gingen die Gläubigen zum Friedhof, wo die Gräber eingesegnet wurden, abends 2 heilige Messen.
[p. 38] [Es folgt der gedruckte Totenzettel von Wilhelm Groten]
Zum frommen Andenken an Unteroffizier
Wilhelm Groten
Inhaber des Eisernen Kreuzes II. Klasse, des Spanienkreuzes, des Flaksturmabzeichens und andere [sic.] Auszeichnungen.
Geboren in Zons als Sohn der Eheleute Johann Groten und Florentine geborene Fischermann, wuchs er auf als der Stolz und die Freude seiner Eltern. Am 6. Januar[12] vermählte er sich mit Änne Boes aus Stürzelberg, zu kurzem Eheglück. Sieben Jahre stand er im militärischen Dienst. Ein aufrechter edler Charakter, ein pflichttreuer, stets einsatzbereiter Soldat, war er bei Vorgesetzten und Kameraden geachtet und beliebt. Am 16. September 1943 opferte er in Italien sein junges Leben. Die Heimatgemeinde Zons und Stürzelberg wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Die tiefbetrübte Gattin, ein Töchterchen, der Vater, die Schwiegermutter, ein Bruder, eine Schwester, vier Schwäger, drei Schwägerinnen und die übrigen Verwandte [sic.] bitten um ein frommes Gebet für den lieben Verstorbenen, damit er bald ruhe in Gottes Frieden!
Wenn Liebe könnte Wunder tun
Und Tränen Tote wecken,
Dann würde Dich, geliebte Seele
Nicht fremde Erde decken!
Wilhelm Groten war erst seit seiner Verheiratung in Stürzelberg wohnhaft. Dort fanden die Exequien statt, er war aber noch Mitglied des Kirchenchors "Cäcilia", der ihm auch ein Hochamt sang.
Fliegeralarm im November: 3. (Köln und Bonn), 4., 5.[13] (3x), 6., 7. (2x), 8. (2x), 9., 10., 11. (3x). Während des Alarmes ging die Kirchenvorstands- [p. 39] sitzung weiter. 12. (2x), 13., 15., 16., 17. (II), 18. (3x), 19. (2x), 22. (2x) Berlin, 23. (2x), 26. (2x), 28., 29., 30. (2x).
Fliegeralarm im Dezember: 1., 2. (2x), 4. (2x), 5., 10., 11. (2x), 12., 15., 16., 20. (3x), 22. (3x), 24., 28., 29. (2x), 30. (5x), 31.
Weihnachten wieder gefeiert mit der großen Krippe, die Beteiligung beim Sakramentenempfang war gut.
Am 12. Dezember wurden 12 Mädchen in den Marienverein aufgenommen und erhielten feierlich das blaue Band.
Statistik von 1943
Taufen 18 (25), auswärts 3 (6)
1. Heilige Beichte 26 (15)
1. Heilige Kommunion 21 (40)
Kommunionen ausgeteilt 15.100 (14.100)
Trauungen 5 (7), davon 3 Kriegstrauungen
ausgetreten aus der Kirche 0 (0)
gestorben 15 (13), im Kriege gefallen 11 (6)

1944

[p. 40] Kriegsjahr 1944
Fliegeralarm im Januar: 1., 2. (3x), 4. (5x), 5. (4x) Neuß bombardiert, 65 Tote, Quirinusmünster getroffen. Mittags 12 Uhr. 6., 7. (4x), 10. (3x), 11. (2x), 14. (3x), 20., 21. (3x), 22., 23. (3x), 24. (2x), 25. (2x), 26., 27., 28. (3x), 29. (3x), 30. (3x), 31. (2x).
Fliegeralarm im Februar: 1. (2x), 2., 3., 4. (2x), 5. (2x), 6. (3x), 7., 8. (2x), 9., 10., 11. (3x), 12., 13. (2x), 15. (2x), 20. (5x), 21. (3x), 22. (3x), an diesem Tage 8 Stunden Alarm, 23. (3x), 24. (5x), 25. (6x), 27., 28. (2x), 29. (2x)
Bau des Feldtor-Bunkers durch italienische Kriegsgefangene Januar/Februar 1944.
Septuagesima, 6.2., wurde in Gemeinschaftsarbeit der Bunker an der Feldstraße in einem Guß gebaut, nachdem Wochen lang vorher die Vorarbeiten erledigt waren.
In der Nacht übernachteten 65 Badoglio-Italiener (Kriegsgefangene) in meiner Scheune.
Der Winter ist bis jetzt sehr milde gewesen. Sexagesima etwas Frost und Schnee. Mitte Februar setzte die Kälte ein, die bis Mitte März dauerte. Die Kohlen waren aufgebraucht, sodaß die Glaubensstunden, die regelmäßig im Pfarrhause stattgefunden hatten, abgebrochen werden. Montags kamen die Jünglinge von 16-18, Freitag die Jungens von 14 und 15 Jahren, mittags die jungen Mütter, Dienstag die Jungfrauen [p. 41] von 15-17 Jahren und Donnerstag die Jungfrauen über 18 Jahren.
Fliegeralarm im März: 1., 2. (2x), 3., 4. (12x), in den letzten Tagen waren ca. 1000 feindliche Flugzeuge über Deutschland, zu Hunderten überflogen sie Zons, die großen Luftschlachten fanden statt, 5. (3x), 6. (6x), 7., 8. (3x), 9. (3x), 10., 11. (2x), 12. Die Leute haben sich so an die Alarme gewöhnt, daß, wenn nicht Hauptalarm mit unmittelbarer Gefahr ist, das Leben ruhig weitergeht. 14. (2x), 15. (2x), 16. (2x), 17. (2x), 18. (4x), 19. (2x), 20. (3x), 21., 22., 23. (2x), 24. (2x), 25. (4x), 26., 27. (2x), 28. (2x), 29. (4x), 30. (6x), 31. (2x).
Fliegeralarm im April: 1., 4., 5. (2x), 6., 7., 8. (3x), 9. Ostern, die Kinderkommunion konnte zur gewohnten Zeit ohne Alarm stattfinden, in alter Feierlichkeit. 23 Kinder gingen zur 1. heiligen Kommunion, 560 Pfarrkinder empfingen ihre Osterkommunion. Am 2. Ostertage war 13stündiges Gebet. Von 11-12 mußte die Anbetung unterbrochen werden wegen Fliegeralarm. 10. (4x), 11. (5x), 12. (3x), 13., 14., 17., 18. (3x), 19. (4x), 20. (2x), 21. (2x), Angriff auf Köln-Nippes, Merheim, Ehrenfeld, 22. (4x), 23. (4x), Düsseldorf, Knechtsteden, Nievenheim, 24. (4x), 25. (2x), 26. (4x), 27. (5x), 28. (2x), 29. (3x), 30. (2x).
[p. 42] [Es folgt der gedruckte Totenzettel von Johann Worringen]
[Foto]
Du ruhst nun in fremder Erde
Fern von der Heimat, ach wie schwer.
Vergebens ist nun alles Hoffen
Auf eine frohe Wiederkehr.
Du gutes Herz, still ruh in Frieden.
Kein Weinen bringt Dich uns zurück,
Dahin ist Hoffnung, Liebe auch und Glück
Fern ist dein Grab, tief unser Schmerz,
Nun ruhe sanft, Du gutes Herz.
"Er war ein Mann ohne Falsch und aufrichtig; er fürchtete Gott und enthielt sich vom Bösen!"
Im Gebete wollen wir Gedenken des Gefreiten
Johann Worringen
der am 24. November 1909 in Zons am Rhein als ältester Sohn der Eheleute Ferdinand Worringen und Margarethe Karl geboren wurde und sich am 27. August 1943 in der Herz Jesu-Kirche zu Rheydt mit Käthe Mäurer geborene Aretz vermählte.
Seinem Eheglück war nur eine kurze Dauer beschieden. Seit Februar 1941 im Kriegsdienst, rückte er Weihnachten 1943 erneut aus. Nur wenige Wochen war er dann an der Front in hartem Einsatz; bei den schweren Abwehrkämpfen im Osten ist er am 3. Februar 1944 durch einen Artillerie-Volltreffer gefallen.
So ist er seiner Mutter im Tode nachgefolgt. Nun möge er ruhen im ewigen Frieden!
Johann Worringen war nach Rheydt verheiratet, sodaß die Exequien dort stattfanden. Er hat mir jahrelang in der Borromäusbücherei treu geholfen.
Die beiden Bunker am Feldtor und am Rheintor wurden in Gemeinschaftsarbeit gegossen, dabei machten sich die Zonser selbst bezahlt, indem 60 von der Gemeinde gestellte [p. 43] Spaten und Schaufeln still verschwanden, auch anderes Arbeitsmaterial, Holz, Draht, Seile etc. Auch der Pastor bekam folgende Aufforderung. "Der Bürgermeister: Pfarrer Klüwer, Zons, Kirchplatz. Für den Bunkerguß "Rheintor" am 5., 6., 7., 8. April sind täglich 60 Hilfskräfte erforderlich. Sie werden daher hiermit aufgefordert, vom 5.-8. April (Kartage), Zeit nach eigener Wahl, Hilfsarbeit zu leisten. Schaufeln sind mitzubringen. Die Hilfsdienstpflicht besteht auf Grund der §§ 2 und 5 des Luftschutzgesetzes vom 26.6.1935. im Auftrag Franz Bebber"
25. [Es folgt der gedruckte Totenzettel von Karlheinz Juch]
Jesus! Maria! Josef!
Betet für die Seelenruhe des im Kampfe für das Vaterland gefallenen Gefreiten
Karlheinz Juch
Inhaber des Eisernen Kreuzes II, des Infanteriesturmabzeichens in Silber und des Leistungsabzeichens der Hitler-Jugend.
Der Dahingeschiedene war geboren am 25. Dezember 1924 zu Zons am Rhein als zweiter Sohn der Eheleute Friedrich Juch und Gertrud Marx. Nach Beendigung seiner Schulzeit erlernte er das Bäcker- und Konditorhandwerk und bestand 1942 seine Gesellenprüfung.
Am 9.12.1942 zu den Waffen gerufen, erhielt er seine militärische Ausbildung in Potsdam. Am 10.5.1943 wurde er in Rußland eingesetzt; Weihnachten konnte er seinen Urlaub noch in der Heimat verbringen. Bei den schweren Kämpfen an der Ostfront hat er stets pflichtbewußt und treu seinen Dienst versehen. Mutig und unerschrocken zeigte er sich im Einsatz, was mit der Verleihung des Eisernen Kreuzes und des Sturmabzeichens in Silber anerkannt wurde. Am 19. Februar 1944 fiel er in Jaswin, südlich Paritschi an der Beresina.
Allzufrüh ist er dahingegangen, die Hoffnung seiner Eltern. Stets war er um seine Mutter treu besorgt, seinen Geschwistern war er immer ein liebevoller Bruder. Möge Gott ihm ein gnädiger Richter sein.
Seine Eltern, Geschwister und die übrigen Anverwandten trauern um den lieben Verstorbenen und bitten um ein andächtiges Gebet für seine Seele, auf das [sic.] sie ruhe im ewigen Frieden!
Am 20. April 1944 fanden die Exequien für Carl Heinz Juch statt.
[p. 44] [Es folgt der gedruckte Totenzettel von Josef Geiler]
Jesus! Maria! Josef! Martinus!
[Foto]
Betet für die Seelenruhe des im Kampfe für das Vaterland gefallenen Gefreiten
Josef Geiler
stud. Ing.
Inhaber des Verwundeten-Abzeichens
Er war geboren am 16. Februar 1923 in Zons als zweiter Sohn der Eheleute Hubert Geiler und Ursula Schneider. Nach Beendigung seiner Schulzeit wurde er Elektriker, machte seine Gesellenprüfung und besuchte mit gutem Erfolg die Staatliche Ingenieurschule in Köln, wo er einer der besten Schüler war. 1941 wurde er zum Arbeitsdienst eingezogen. Seine militärische Ausbildung erhielt er in Detmold. Schon nach sechs Wochen kam er an die Murmanfront und starb bei den schweren Abwehrkämpfen an der Fischer-Halbinsel am 22. März 1944 den Heldentod für das Vaterland. Auf dem Heldenfriedhof in Parkkina in Nordfinnland fand er seine letzte Ruhestätte. Sein sehnlichster Wunsch, die Heimat und seine Lieben wiederzusehen, ging leider nicht in Erfüllung. Er war die Freude und der Stolz seiner Eltern, die in ihm ihre ganze Zukunftshoffnung begraben. Seiner einzigen Schwester war er ein lieber Bruder und guter Kamerad. Seine religiösen Pflichten hat er gewissenhaft erfüllt, möge der Herrgott ihm ein ewiger Lohner sein.
Fern der Heimat in fremder Erde, ergeben in Gottes heiligen Willen, trauern um ihn seine tiefbetrübten Eltern, seine Schwester, sein Schwager, seine Braut und die übrigen Anverwandten. Sie bitten, seiner Seele im Grabe zu gedenken.
Am 12. Mai 1944 waren die Exequien.
Die Markusprozession mußte in diesem Jahr ausfallen wegen Fliegeralarm.
Die Blumenprozession war am Sonntag, den 30. April. Trotz der Schwierigkeit der Beschaffung, wegen der Kälte Mangel an Blumen, hatten die Eltern doch dafür gesorgt, daß [p. 45] ihre Kinder eine Blume an den Maialtar brachten. Während der Predigt kam wieder Alarm, sodaß die Andacht abgebrochen werden mußte.
Fliegeralarm im Mai: 1. (3x), 2. (2x), 3., 4. (2x), 6., 7. (4x), 8. (2x), 9. (2x), 10. (3x), 12. (2x), 15. (2x), 19. (5x), 20. (3x), 21. (7x), 22. (4x) Duisburg, 23. (2x), 24. (3x), 25. (4x), 27. (2x), 28. (4x), 29. (4x), 30. (3x), 31. (3x).
27. [Es folgt der gedruckte Totenzettel von Hans Schmidt]
[Foto]
Betet für die Seelenruhe des im Kampfe für das Vaterland gefallenen Gefreiten
Hans Schmidt
Wie du aus diesem Leben scheidest, so stehst du im anderen Leben da. Augustinus
Der Verstorbene war geboren zu Zons am 4. Oktober 1924 als einziger Sohn der Eheleute Anton Schmidt und Margarethe Kluth. Er erhielt seine militärische Ausbildung in Rußland und wurde dort bei den Partisanenkämpfen verwundet. Nach seiner Genesung wurde er in Kroatien eingesetzt, durch einen Lungenschuß schwer verwundet und starb am 15. April in einem Feldlazarett.[14]
Das Elternhaus hatte ihm eine religiöse Erziehung zuteil werden lassen. War er in Urlaub, so vereinigte er sich mit seinem Heilande im heiligen Sakrament. Schmerzlich ist der Tod des hoffnungsvollen Jünglings vor allem dem Herzen der Eltern, deren Stolz und Freude er war. Das Wiedersehen in der Heimat, das er so sehnlichst erhofft, wird nun ein Wiedersehen in der ewigen Heimat. Um ein Gebet für den Verewigten bitten die schwergeprüften Eltern, seine einzige Schwester und die übrigen Anverwandten, auf das [sic] er vollendet schaue Gottes Herrlichkeit!
[p. 46] Am Karitassonntage, den 7. Mai, sammelten die Schwestern zur Kirchenkollekte 330,- Mark.
Christi Himmelfahrt durfte noch nicht einmal am Tage in der Kirche gefeiert werden, es war nur eine heilige Messe wie an Werktagen. Die Eucharistischen Umgänge an den 6 Sonntagen nach Ostern mit sakramentalischem Segen am Missionskreuz konnten noch stattfinden. Auch fanden an den Bitttagen die Prozessionen statt. Im Mai wurde ein NSV-Kindergarten im Saale Hahn, wo auch die I.G. Dormagen ein [sic.] Arbeitsraum geschaffen hatte (Kunstseide), eingerichtet. Ob unser von den Schwestern geführter Kindergarten noch bestehen kann?
Am 20. Mai fielen in der Nacht eine Reihe von Bomben in der Nähe von Zons. Durch den Luftdruck wurde das Maßwerk des Fensters über dem Haupteingang zerstört.
Bei der Metallsammlung wurden 24 Kerzenleuchter beschlagnahmt und nach Nievenheim abgeliefert.
[p. 47] Im Juni wurde vom Kunstmaler und Restaurateur Heinrich Josef Winkel aus Köln-Klettenberg, Petersbergstr. 25, das Ölgemälde Christus am Kreuze in der Kriegergedächtniskapelle (Wert 12-14.000 Mark) für 500,- repariert.
8. Juni, Fronleichnam zog die Prozession wegen des schlechten Wetters durch die Kirche.
Fliegeralarm im Juni: 2., 3. (Bomben in der Nähe), 4., 5., 6. (Beginn der Invasion in der Normandie), 7. (2x), 8., 9., 10., 11., 12., 13. (2x) Essen wieder bombardiert), 14. (4x), 15. (2x) Beginn des Beschusses von England durch Sprengkörper V1, 25. (2x), 26. (3x), 27. (2x), 28. (2x), 29. (2x), 30.
Frau Kremer, ausgebombte (in Köln-Nippes) Tochter des Maurermeisters Heinrich Lenden, die jetzt bei ihrem Vater in der Steinstraße wohnt, machte ihrer Schwester Frau Herf Vorhaltungen, daß sie den Vater nicht gut verpflege, darauf Streit der Schwestern, Frau Herf läuft zum Ortsgruppenleiter Buchta, der gerade Parteiversammlung hat. Darauf muß die ganze Versammlung vor das Haus des Lenden ziehen, dort Pfui rufen, und die Frau [p. 48] Kremer wird von der Ortspolizei in Schutzhaft genommen. So geschehen 1944 in Zons.
Fliegeralarm im Juli: 1., 2., 3., 4., 5. (3x), 6., 7. (2x), 8., 9., 10., 11., 12. (2x), 13., 14. (2x), 15. (2x), 16., 17., 18. (2x), 19. (2x) morgens 9 Uhr fliegen 2000 Flugzeuge (48 Verbände) über Holland ein. 20. (3x), 21. (5x), 24. (3x), 25., 28. (2x), 29. (2x), 31. (2x).
Am 20.7.44 Attentat auf den Führer Adolf Hitler.
Heute stürzte der zweite Lindenbaum in der Rheinstraße gegenüber der Lindenstraße morsch zusammen.
15. August, Mariae Himmelfahrt. Werktag wie sonst.
Am 20.8., dem folgenden Sonntage, wurden vor dem Hochamte die Kräuter geweiht. Alle Wände und Straßen beschrieben mit Heil Hitler etc. Auf dem Plakat steht: Wer nicht für uns ist, ist gegen uns und den Führer, der grüßt auch nicht mit Heil Hitler. Schon am Gruß erkennt man die Gesinnung. Die Kinder grüßen ihren Pastor mit "Grüß Gott".
Am 21.8. hatten die Schulneulinge ihre heilige Messe in der Kapelle, die Schwester hatte mit den Kindern eine kindertümliche Messe geübt, wie jedes Jahr. Fast alle Mütter waren mit ihren Kindern zur Stelle, selbst die protestantischen. Zum Schluß empfing jedes Kind den kirchlichen Kindersegen.
[p. 49] 28. [Es folgt der gedruckte Totenzettel von Johann Blömacher]
Jesus! Maria! Josef! St. Martinus!
Betet für die Seelenruhe des im Kampfe für das Vaterland gefallenen Obergefreiten
Johann Blömacher
[Foto]
"Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt, deshalb ist mir die Krone der Gerechtigkeit hinterlegt." 2. Tim. 4, 5.
Der Verstorbene war geboren am 20. Januar 1910 zu Zons als jüngster Sohn der Eheleute Hubert Blömacher und Maria Freckmann. Er heiratete am 7. Oktober 1934 Martha Stanoßek aus Nievenheim zu einer glücklichen Ehe, die Gott mit zwei Kindern segnete. Nach seiner Schulentlassung war er bei der I. G. Farben, Werk Dormagen, beschäftigt. Am 15. März 1940 wurde er zu den Waffen gerufen, erhielt seine militärische Ausbildung in Roßlau bei Dessau, wurde im Osten eingesetzt und starb am 2. Juli 1944 bei einem Bombenangriff durch einen Volltreffer den Heldentod fürs Vaterland. Beigesetzt wurde er auf dem Heldenfriedhofe zu Drissa. – Seiner Gattin war er in Liebe ein guter Lebensgefährte und seinen beiden Kindern ein besorgter Vater. Seine Eltern und Geschwister verlieren ihren guten Sohn und Bruder. Sonnige Heiterkeit sowie stete Hilfsbereitschaft erwarben ihm die Achtung aller, die ihn kannten. Im lebendigen Glauben an ein Wiedersehen in der ewigen Heimat ist er hinübergegangen ins Jenseits. Voller Trauer bitten die Gattin, seine zwei Söhne, die Eltern, der Schwiegervater, die Geschwister, Schwäger, Schwägerinnen und die übrigen Anverwandten um ein Gebet für den Dahingeschiedenen. Trost finden sie in der zuversichtlichen Hoffnung, daß der Herr das Opfer seines jungen Lebens gnädig von ihm aufgenommen hat und ihm die Krone des ewigen Lebens verliehen haben wird. Er ruhe in ewigem Frieden!
Fliegeralarm im August: 5. (2x), 6., 7. (2x), 8., 9. (2x), 10., 12., 13., 14., 15., 16., 17., 18. (3x), 19., 23., 25. (2x), 26. (3x), 27. (3x), 28. (3x), 29. (2x), 31.
[p. 50] September. Die Fronten im Osten und Westen brechen zusammen. Im Osten stehen die Russen vor Ostpreußen, Warschau und im großen Weichselbogen. Im Westen an der Mosel, Maas. Im Südosten vor den Karpaten, am Eisernen Tor und in Italien. Am Arno vor der Poebene. Im Norden hat Finnland uns verlassen.
Die vorgeschriebenen 7 Einheitslieder für die Singmesse sind mit der Gemeinde geg[..][15] Die Glaubensstunden für die Jünglinge fallen aus, da die Jünglinge und Jungens von 14 Jahren an eingezogen sind. Die Oberklasse der Knaben wirft Splittergräben aus zum Schutze gegen Tiefflieger. Die Mädchen kommen auch nicht mehr zur Glaubensstunde, da sie in Rüstungsbetrieben sind, nur die Jungfrauen über 20 Jahre finden noch wöchentlich 1 Stunde für ihre Bibelstunden, gelesen ist das ganze Lukasevangelium.
6. September. Eine Einheit von Cherbourg hier im Quartier.
7. September. Ein Kriegslazarett von St. Quentin im Quartier.
[p. 51] Aus Rußland haben sie ukrainische Helferinnen mitgebracht. Auch 3 Geistliche sind bei der Einheit als Sanitäter, ein Steyler Pater, ein Franziskaner und ein Kapuziner, die hier bei verschlossenen Türen zelebrieren. Das Reservelazarett von Knechtsteden, Raphaelshaus und Dormagen (Krankenhaus) wird nach rückwärts verlegt.
12.9. Ein Kriegspfarrer meldet sich zur Einquartierung.
13.9. Aachen wird geräumt, der Flüchtlingsstrom flutet über den Rhein. Die Polizei mit Hilfskräften gehen an die Front. Die Landwacht (Bauern) ist aufgeboten und bewacht die Wege.
Das ewige Gebet vom 12.9. wird durch Fliegeralarm häufig unterbrochen. Die Schlußkomplet verlief feierlich unter Assistenz der Priestersoldaten.
17.9. Der vom Erzbischof angeordnete Gebetstag. Die Teilnahme an der heiligen Kommunion und den Gebetsstunden. Das Hochamt zelebrierte einer der Priestersoldaten mit Assistenz, was lange nicht mehr in Zons möglich gewesen war. Der Kriegspfarrer hielt die Predigt, Studienrat Schilling aus Lippstadt.
[p. 52] Nach dem Hochamte singt der Kirchenchor dem aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft ausgetauschten Sangesbruder Gottfried Geilenkirchen ein Ständchen.
In Aachen wird gekämpft! Gott denkt, die Evakuierung ist freiwillig. Die meisten Pfarrkinder wollten bleiben, befürchteten aber, mit Gewalt von Haus und Hof getrieben zu werden. Die N.S.-Partei hat alle Akten etc. verbrannt. Sie wird verschwinden, und keiner weint ihr eine Träne nach. Der Ortsgruppenleiter tobt und will alle, die nicht mit ihm ziehen, später zur Rechenschaft ziehen.
20.9. Man hört den Geschützdonner von Düren her, die Leute vergraben ihre Sachen. Der Ortsgruppenleiter Buchta, ein Mann aus dem Osten, ein fanatischer Nationalsozialist, der die Leute genug drangsaliert hat, hat sich gestern öffentlich verabschiedet. Hoffentlich für immer, denn auch meine Tätigkeit, besonders unter der heranwachsenden Jugend, hat er sehr behindert. Die Glaubensstunden, besonders die der weiblichen Jugend, wurden immer schlechter besucht. Er richtete Singstunden, Nähstunden etc. ein, [p. 53] und die Jugend wurde zur Teilnahme gezwungen. Dabei hielt er dann Vorträge über die neue kommende Weltanschauung, wobei die katholische Kirche stark bekämpft wurde. Der Sakramentenempfang der 15-17jährigen ging sehr zurück.
23.9. Die Fronten halten sich. Das normale Leben geht weiter. Für die Frauen ist für Sonntag, den 24.9. ein religiöser Besinnungstag angesetzt. Der Herr Diözesanpraeses der Frauen- und Müttervereine aus Köln, Georg Alfes hielt selbst die Vorträge. Er kam per Rad von Großkönigsdorf, in Köln ist er ausgebombt. Den Einleitungsvortrag am Samstag-Abend konnte er nicht halten. Andauernder Fliegeralarm. Tiefflieger beschießen auf dem Rhein die Schlepper, einem sind die Dampfkessel zerschossen. 2 Tote, 3 Verletzte. An der heiligen Kommunion am Sonntag beteiligten sich 150 Frauen. Die Vorträge um ½ 8, 2 und 4 Uhr waren ebenfalls durchschnittlich von 150 Frauen besucht. Um 5 Uhr Muttergottesweihe. Am Montag heilige Messe [p. 54] und Schlußvortrag von der gleichen Zahl besucht. In der Nacht von Samstag auf Sonntag wurde Neuß bombardiert. Die Explosionen bis hierhin deutlich zu spüren, der Kanonendonner von der Westfront Tag und Nacht zu hören.
Fliegeralarm im September: 1. (5x), 3. (2x), 4. (2x), 5. (2x), 6. (2x), 8. (3x), 9. (4x), 10. (6x), 11. (5x), 12. (5x), 13. (3x), 15., 16. (2x), 17. (4x), 18. (2x), 19. (4x) (Mönchen-Gladbach), 20. (3x), 21. (2x), 22., 23. (3x) (Neuss), 25. (2x), 26. (3x), 27. (4x), Luftkämpfe, 28. (4x), 29. (5x), 30. (3x).
1. Oktober Erntedankfest wie alljährlich festlich begangen. Das Erntespiel, die Gaben und Früchte, von den Kindern gebracht, wurden gesegnet. Die Kirche entsprechend geschmückt, der Kirchenchor sang, die Rosenkranzandachten, die im Oktober jeden Abend sind, feierlich begonnen, die Andacht gut besucht.
Heute hat die Pfarrgemeinde öffentlich ein Gelübde gemacht. Heilige Maria, Muttergottes! Die Pfarrfamilie von Zons kniet hier vor Deinem Gnadenbild und fleht um Deine Hilfe und Fürsprache in der großen Not unserer Tage. Wir alle sind uns der Bedeutung [p. 55] dieser Stunde bewußt und machen freiwillig das Gelübde, daß wir, wenn unsere Stadt und seine Bewohner von den Verwüstungen des Krieges verschont bleiben, gemeinsam von seiten der Pfarre eine Wallfahrt nach Knechtsteden zur "Not Gottes", so heißt ja das Gnadenbild, machen wollen zum Dank für Deine Hilfe in unserer Not.
29. [Es folgt der gedruckte Totenzettel von Peter Bock]
Jesus! Maria! Josef! Martinus!
Ich bin die Auferstehung und das Leben, wer an mich glaubt, wird leben, wenn er auch gestorben ist. Johannes 11, 25.
Betet für die Seelenruhe des für das Vaterland gefallenen Obergefreiten
Peter Bock
Der Verstorbene war geboren am 17. Februar 1909 zu Baumberg am Rhein als Sohn der Eheleute Wilhelm Bock und Anna Hegtmann, heiratete am 28.8.1932 Maria Vianden aus Zons. Gott segnete die glückliche Ehe mit 4 Kindern. Nach seiner Schulentlassung erlernte er das Schuhmacherhandwerk, wurde am 13.1.1942 zu den Waffen gerufen und erhielt seine militärische Ausbildung in Iserlohn. Im Westen eingesetzt, starb er bei den schweren Abwehrkämpfen an der holländischen Grenze am 12.9.1944 den Heldentod für das Vaterland. Am 13.9.1944 wurde er mit militärischen Ehren beigesetzt auf dem Friedhof in Vliek/Meersen bei Maastricht.
Treubesorgt war der Verstorbene um Frau und Kinder. Bei seinem letzten Urlaub empfing er mit seiner Familie gemeinsam die heiligen Sakramente und ging so gestärkt in den Kampf, von dem er nicht mehr heimkehren sollte. Möge der Herrgott ihm ein gütiger Richter gewesen sein.
Große Trauer hat sein Tod gebracht seiner Familie, der er mit zärtlicher Liebe ergeben war, doch der Gedanke, daß er ein guter Mensch und Christ gewesen, daß er das Höchste, sein Leben für des Vaterlandes Sicherheit hingegeben, erfüllt sie mit Trost und Hoffnung, daß er in eine bessere Heimat eingegangen und den ewigen Siegespreis erhalten habe. Die Gattin, zwei Töchter, zwei Söhne, die Mutter, Schwiegermutter, zwei Brüder, sechs Schwestern und die übrigen Anverwandten bitten um ein frommes Gebet für den Dahingeschiedenen, auf daß er ruhe in ewigem Frieden!
[p. 56] Am 2. Oktober fanden die Exequien für Peter Bock, conferre S. 55, statt. Er hinterläßt Witwe mit 4 unmündigen Kindern. Die Exequien mußten 2x unterbrochen werden wegen der akuten Gefahr von feindlichen Kampfverbänden.
6. Oktober Als ich am Herz Jesufreitag den Kranken die heilige Kommunion brachte, kamen Tiefflieger und griffen die Rhenania, eine Ölraffinerie zwischen Baumberg und Monheim, an. Der Kessel wurde getroffen und die Schiffe, die am Kai lagen. Einige Tote und Verwundete. Am Tage vorher Bombenteppich auf Rosellerheide, tot ein Mann und 7 Kinder. Der Luftdruck war stark zu spüren.
8. Oktober Besinnungstag der Jungfrauen. Pater Dr. Kreuzkamp von Knechtsteden hielt die Vorträge. 80 % der Jungfrauen und Jungmädchen beteiligten sich. Damit hoffe ich, die Gemeinde vorbereitet zu haben. Die Männer von 15-60 Jahren sind meistens weg. Am letzten Freitag, 6.10., verabschiedeten sich 21 Jungens, Jahrgänge 1928 und 1929, und zogen nach Dülken, um Gräben auszuwerfen. Den Jahrgang 1930 hatte man zurückgeschickt.
[p. 57] 30. Bild siehe Seite 65.
[Es folgt der gedruckte Totenzettel von Georg Heyer]
Zum frommen Andenken an den in Gott ruhenden
Georg Heyer
Unteroffizier in einem Pionier-Regiment, Inhaber des Kriegsverdienstkreuzes II. Klasse mit Schwertern, der am 17. September 1944, bei den schweren Kämpfen im Osten den Heldentod fand. Er war geboren am 22. Februar 1910 und vermählte sich am 26. Mai 1933 mit Johanna Humeyer zu einer glücklichen Ehe, die mit 3 Kindern gesegnet wurde. In Demut neigen wir uns vor seinem Grab. In meinem und in seiner Kinder Herzen wird er immer weiter leben.
In großem Schmerz trauern um ihn seine Gattin, seine Kinder, seine Eltern und 7 Geschwister. Sie bitten um ein frommes Gebet für seine Seelenruhe.
Herr, gib ihm die ewige Ruhe,
Und das ewige Licht leuchte ihm.
Laß ihn ruhen in Frieden!
Amen.
Nun ruhe ich in Gottes Garten,
Muß hier auf meine Lieben warten,
Liebe Gattin, Kinder, Eltern und Geschwister mein
Ich kehre nicht mehr zu Euch heim.
Als ich starb im fremden Land,
Da reichte mir niemand von Euch die Hand.
Mein letzter Gedanke, mein letzter Blick
Er eilte zu Euch in die Heimat zurück.
Tröste Du, o Herr, meine Lieben
Und schenke mir den ewigen Frieden.
M. Schmitz, Dülken.
In der Nacht vom 14. zum 15.10. war Fliegeralarm um ½ 2 Uhr und ½ 4 Uhr. Die heilige Messe durfte deshalb erst um 10 Uhr beginnen. Von 8-11 war andauernder Alarm und Fliegerbeschuß, deshalb konnte das Brautamt für den Soldaten erst um 11 beginnen, die zweite heilige Messe war dann um 5 Uhr gut besucht.
Skizze zum Eintrag vom 26. Oktober 1944.
[p. 58] 26. Oktober. Die Front rückt näher und näher, da die Gefahr einer Evakuierung droht und man die Sachen nicht alle mitnehmen kann, so habe ich heute 2 Kisten vergraben. Lage: +[16] Inhalt: Monstranz, Reliquienbehälter mit Reliquien des heiligen Hubertus, Chormantelspange mit Bild des heiligen Hubertus, 4 Kelche, Behälter für Öl und Tauföl, Versehkreuz, Becher der Sebastianusbruderschaft. Der 2. Vorsitzende des Kirchenvorstandes Gottfried Stelzmann, Lindenstraße, weiß Bescheid. Die Vorsicht ist angebracht, da SS und SA die Leute gewaltsam forttreiben und dann plündern, was sie erraffen können. Einige wertvolle Paramente habe ich über den Rhein bringen lassen.
Fliegeralarm im Oktober: 1., 2. (5x), 3. (3x), 4. (5x), 5. (6x), 7. (4x), 8. (2x), 9. (2x), 10., 11. (3x), 12. (4x), 13. (3x), 14. (8x), 15. (5x) Tiefangriff auf Ölrafinerie Rhenania bei Monheim, Tank hat 8 Tage gebrannt, 16. (2x), 17. (3x), 18. (4x), 19. (2x), 20. (5x), 21. (5x), 22. (3x) Neuss, 23. (3x)Essen, 24. (3x), 25. (2x), 26. (3x), 27. (3x), 28. (6x) Tiefflieger auf Horrem, 29. (4x), 30. (3x).
Wieder Einquartierungen. General liegt hier, die Feldpost etc.
[p. 59] Allerseelen kommen gegen ½ 4 16 Tiefflieger. Einige Bomben am Rhein. Schiffer im Sand verschüttet, aber bald wieder ausgegraben. Kirche und Nachbarhäuser beschossen. Kinder waren zur heiligen Beichte Gott Dank noch nicht in der Kirche. Ein Explosionsgeschoß flog mir in das Studierzimmer unmittelbar neben dem Schreibtisch. Keine Toten und keine Verletzten.
31. [Es folgt der gedruckte Totenzettel von Alfred Zapf]
Jesus. Maria. Josef. Martinus.
"Selig der Mann, der den Kampf besteht.“ Jakob 1,12.
[Foto]
Betet für die Seelenruhe des im Kampfe für das Vaterland gefallenen
Unteroffiziers Alfred Zapf
Inhaber des Eisernen Kreuzes 2. Klasse, Kriegsverdienstkreuzes mit Schwertern, der Ostmedaille, des Verwundeten-Abzeichens und des Schutzwall-Ehrenzeichens.
Der Verstorbene war geboren am 21. März 1914 zu Freimengen (Lothringen) als ältester Sohn der Eltern Otto Zapf und Anna Rösch, und heiratete am 27. Februar 1944 in Zons am Rhein Vinzentia Zistermich aus Düsseldorf-Oberkassel. Bei den schweren Abwehrkämpfen in den Waldkarpathen am Beskidenpaß starb er am 30. September 1944 an der Spitze seines Zuges den Heldentod als tüchtiger, fürsorglicher Zugführer, betrauert von seinen Kameraden, wie die Trauerbotschaft sagt.
Sein ganzes Leben war ein Dienen in Gott. Darum war er selbstlos in Liebe und Sorgen für die Seinen. Vor dem Willen des Vaters beugte er sich, selbst in den schwersten Stunden seines Lebens. Nun darf er ausruhen in Gott von all seinen Kämpfen und Leiden.
Das Wiedersehen in Gott, das ist der Trost seiner Gattin, die ihren Mann nach nur 7-monatiger, glücklicher Ehe verliert, das ist die Hoffnung seiner Eltern und Schwiegereltern, denen er ein guter Sohn, seines Bruders und seines Schwagers.
Er ruhe im ewigen Frieden.
[p. 60] 12. November. Das Patrozinium konnte noch feierlich begangen werden. Der Hauptlehrer Peter Breuer feierte sein 25jähriges Ortsjubiläum als Lehrer von Zons. Trotz des Naziterrors hat er die religiöse Unterweisung der Kinder weitergeführt.
Es droht wieder Hochwasser. Das Wasser steht schon bis an dem Hauptdamm. Der Flügeldamm auf Stürzelberg zu sowie der Hauptdamm ist durch einige Fliegerbomben stark beschädigt, an seiner Instandsetzung wird mit Unterstützung der Soldaten hierselbst gearbeitet.
Zum Volkssturm haben sich 29 gemeldet, über die Hälfte Knaben von 16 Jahren. Selbst bei den älteren Parteimitgliedern musste ein sanfter Druck angewendet werden.
Am 10.11. waren die Exequien für Catharina Kuthning geborene Bechlenberg, Tochter von Arnold Bechlenberg und Catharina Schlangen, die beim Besuche ihres Mannes, der als Soldat in Harburg bei Hamburg lag, durch einen Fliegerangriff im Keller verschüttet wurde.
[p. 61] 32. [Es folgt der gedruckte Totenzettel von Jakob Görgens]
Jesus! Maria! Josef! Martinus!
Ich bin die Auferstehung und das Leben, wer an mich glaubt, wird leben, wenn er auch gestorben ist. Johannes 11, 25.
Betet für die Seelenruhe des im Kampf für das Vaterland gefallenen
Unteroffiziers Jakob Görgens
Der Verstorbene war geboren zu Zons am 30. Oktober 1915 als ältester Sohn der Eheleute Jakob Görgens und Maria Leiting, heiratete am 25. November 1940 zu Litzmannstadt Gertrud Meuter aus Nievenheim zu einer glücklichen Ehe, der 3 Kinder entsprossen, von denen das Zwillingspaar im zarten Alter gestorben ist. 1937 zu den Waffen gerufen, war der Verewigte zuerst im Osten eingesetzt, kämpfte im Kaukasus, kam dann zur Westfront und starb in Belgien den Heldentod als Kradfahrer, durch eine Terroristenkugel tödlich getroffen.[17] In Bouillion haben seine Kameraden ihn in aller Stille zur letzten Ruhe gebettet.
Ein glückliches Familienleben ist wieder zerrissen, die Gattin trauert um ihren treuen Mann, das Söhnchen um seinen lieben Vater, die Eltern um einen guten Sohn. Ergeben in Gottes heiligen Willen, bitten sie und die übrigen Anverwandten um ein stilles Gebet für den Dahingeschiedenen, auf daß er ruhe in ewigem Frieden!
Die Einquartierungen halten an. Mein Seelsorgeraum sowie der Kindergarten beschlagnahmt. Dem NSV-Kindergarten, der nach Gasthof Fleischhauer (Hell) verlegt wurde, wurde nicht beschlagnahmt. Die Schwester hält den Kindergarten notdürftig im Kloster aufrecht. Die Eltern schicken weiterhin ihre Kinder zu der Schwester. [p. 62] Ich halte die Seelsorgestunden im Pfarrhause, die Kinder kommen fleißig.
Nachdem die SS "Hitler Jugend" abgezogen ist, kommen SS-Panzer "Das Reich". Die Panzer stehen gut getarnt in Scheunen und in einzelnen Winkeln der Straßen.
Eine Frau berichtet, als ihre Einquartierung SS-Mann einen angefangenen Brief offen liegen ließ, hat sie neugierig hineingeschaut. Was schrieb der Mann nach Hause: Liebe Frau, ich kann Dir noch nichts schicken, die Leute hier sind noch nicht weg.
33. Am 25.11. fanden die Exequien statt für Carl Zimmermann aus Köln, dessen Eltern, in Köln ausgebombt, hier ein Unterkommen gefunden haben. Der Verstorbene, Eisernes Kreuz II, Verwundetenabzeichen, Ostenmedaille, war in Köln geboren am 16.3.1916 als ältester Sohn der Eheleute Jakob Zimmermann und Catharina Preiß. Am 10.8.44 wurde er bei den Partisanenkämpfen in Warschau getötet.
Am 26. November war unter großer Anteilnahme der Pfarrfamilie die Heldengedenkfeier. 71 Namen wurden verlesen.
[p. 63] [Es folgt der gedruckte Totenzettel von Josef Zistermich]
Jesus! Maria! Josef! Martinus!
Ist unsere Zeit gekommen, so laßt uns männlich sterben für unsere Brüder, und keinen Flecken Ehre anhängen. 1 Makk. 9, 10.
[Foto]
Betet für die Seelenruhe des im Kampfe für das Vaterland gefallenen
Unteroffiziers Josef Zistermich
Bruder Maria Isidor C.S.Sp.
Inhaber des Eisernen Kreuzes II, des Verwundetenabzeichens in Silber, der Ostmedaille und des Demjanskschildes.
Der Verstorbene war geboren in Wickrath am 22. Februar als Sohn der Eheleute Martin Zistermich und Maria Rüth. Schon in jungen Jahren erwachte in ihm der Beruf, im Ordensstande sein ganzes Leben Gott zu weihen. Mit 13 Jahren trat er in die Missionsschule der Väter vom heiligen Geiste ein, kam dann nach Knechtsteden und legte nach der Dienstzeit im R. A. D. die feierliche Profeß ab in der Genossenschaft, deren Wahlspruch lautet: Cor unum et anima una. 1940 zu den Waffen gerufen, machte er 3 Jahre lang die schweren Kämpfe im Osten mit, wurde im Westen eingesetzt und starb am 16.9.1944 in Verlauter Heide bei Aachen den Tod fürs Vaterland, begraben wurde er auf dem Heldenfriedhof zu Hellrath.
Er war treu, stets hilfsbereit, von eiserner Pflichtauffassung, beliebt bei seinen Kameraden, geachtet bei seinen Vorgesetzten, so schreibt sein Kompagnieführer über ihn in der Todesbotschaft. Sollte es der Wille Gottes sein, mein junges Leben zu opfern, so weinet nicht, schreibt er zum Abschied seinen Eltern. Christus muß leben, wenn wir auch sterben müssen, ich gehe mit Ruhe in den Kampf, haben [sic.] ich mich doch stets bemüht, in meinen Kameraden Christus zu sehen.
Um ein frommes Gebet für ihn bitten seine Eltern, seine Schwester, seine Mitbrüder im Ordensstande, sowie die übrigen Anverwandten, auf daß er ruhe in ewigem Frieden!
Bei den Exequien hielt Pater Burggräf C.S.Spiritus Knechtsteden dem verstorbenen Bruder der Genossenschaft die Gedächtnisreden.
Am 30.11. kam während der Exequien für Frau Adelheid Wallscheid geborene Erkelenz ein Tiefflieger und warf Bomben. Das Haus Adolf Hitlerstr. 10, früher Feldstraße 120 (Besitzer: [p. 64] Familie Burbach) wurde vollständig zerstört, 2 große Lastkraftwagen des Militärs wurden gegen das Nachbarhaus geschleudert, in dem Arnold Bechlenberg wohnt. Es wurde auch zum Teil zerstört. Auch sonst große Zerstörungen im Ort, besonders der Dächer. Dem Nachbar auf der anderen Seite Anton Hesemann (Eckhaus Feldstraße-Brunnenstraße) wurden einige Schweine durch die Luft geschleudert und lagen bei Kiepels (Buschhof) vor der Türe. Auch an der Kirche einige Zerstörungen, ein Geschoß wurde an den Stufen des Altars gefunden. Keine Toten, einige leichte Verletzungen.
Fliegeralarm im November: 1. (4x), 2. (3x), 3. (3x), 4. (5x), 5. (3x), 6. (4x), 7. (3x), 8. (2x), 9. (2x), 10. (4x), 11. (3x), 15. (4x), 16. (3x), 17., 18. (2x), 19. (3x), 20. (4x), 21. (5x), 23., 24. (2x), 25. (3x), 26. (5x), 27. (4x), 28. (3x), 29. (5x), 30. (4x).
Da die Fliegeralarme sich häufen, die Leute nervöser werden, so ist jetzt Sonntags eine heilige Messe in der Frühe und die 2. nachmittags um 4 Uhr.
Der General mit seinem Stab ist abgezogen.
6. Dezember. Ein Feldlazarett kommt mit Krankensammelstelle.
[p. 65] [Foto] 30 Georg Heyer
16. Dezember. Nun sind auch die Panzer abgezogen, es ist wieder ruhiger im Städtchen. Das Flirten der jungen Mädchen, ja selbst von verheirateten Frauen, war schlimm.
Am 17. Beginn der großen Gegenoffensive in der Eifel südlich Monschau. Hoffen wir das Beste. Die Flüchtlinge, die in großer Zahl auf der Flucht aus dem Westen hier geblieben sind, atmen wieder auf.
Weihnachten reger Sakramentenempfang.
[p. 66] Fliegeralarm im Dezember: 1. (6x), 2. (5x), 3. (4x), 5. (4x), 6. (5x), 7. (3x), 8. (3x), 9. (2x), 10. (2x), 11. (2x), 12., 14. (2x), 15. (3x), 16. (4x) Beginn der Offensive, 17. (5x), 18. (4x), 19. (2x), 21., 22., 23. (3x), 24. (3x), 25. (2x) ein schwerer 4-motoriger Bomber droht angeschossen auf Zons zu fallen, kommt aber noch bis zur Heide. 3 Flieger abgesprungen und Kriegsgefangene, die übrigen 6 verstümmelt unter den Trümmern. 26. (4x), 27. (3x), 28. (2x), 29. (3x), 30. (2x), 31. (5x).
Statistik 1944
Taufen 18 (18), auswärts 6 (3x)
1. heilige Beichte 28 (31), 1. heilige Kommunion 23 (21)
Trauungen 3 (5), auswärts 2 (-), Kriegstrauungen 12 (3)
gestorben 22 (15), gefallen 11 (11), ausgetreten 0 (-)
Kommunionen 16.900 (15.100)
Am Weihnachtsmorgen Begräbnis der englischen und amerikanischen Flieger in Köln. Feindflugzeuge, ca. 50, fliegen ihre Ehrenrunden und werfen Kränze ab.

1945

[p. 67] Kriegsjahr 1945
Die Entlastungsoffensive in den Ardennen hat uns vor der augenblicklichen Evakuierung bewahrt. Nun sind die Russen in Ostpreußen und Schlesien eingefallen, und die nach Osten Geflüchteten flüchten wieder zum Westen zurück. Die Fliegerangriffe mehren sich. Die Rheinbrücken werden bombardiert, werden getroffen und fallen zeitweilig für den Verkehr aus. Noch immer sind wir Lazarettstadt, und bis jetzt ist das rote Kreuz respektiert worden. Eine Transporteinheit versorgt uns auf der Rückfahrt mit Kohlen. Der Winter ist hart, der Frost und Schnee will nicht weichen. Den Religionsunterricht kann ich wieder im Jugendheim geben, wo auch die unteren Schulklassen ihren Schulunterricht haben. Die Kinder des 3. und 4. Schuljahres werden in Privatwohnungen unterrichtet. Das 5., 6., 7., 8. Schuljahr ist schon seit Monaten ohne Schulunterricht.
Es werden nur noch Postkarten, keine Briefe mehr befördert. Neuß hat schwere Luftangriffe mitzumachen.
[p. 68] Am 8. Januar Beginn des Erstkommunionunterrichts. Ob die Kinder am Ostersonntage zur ersten heiligen Kommunion gehen können?
Fliegeralarm im Januar: 1. (3x), 2. (3x), 3. (3x), 4., 5. (4x), 6. (3x), 7. (2x), 8., 10. (2x), 12., 13. (2x), 14. (5x), 15., 16. (5x), 17. (2x), 18., 19., 20. (4x), 21. (5x), 22. (7x) Neuß, 23. (2x), 24., 25. (2x), 26. (2x), 27., 28. (3x), 29. (3x).
Skizze zum Versteck im Kellerraum.
Im Keller des Pfarrhauses habe ich einen Kellerraum herrichten lassen, der vermauert wird, siehe die Skizze:[18] Die Kisten aus dem Garten, conferre Seite 58, sind ausgegraben und in den Raum gebracht worden.
18. Februar. Wiederum stehen wir vor der unmittelbaren Gefahr, Kriegsgebiet zu werden. Die Tiefflieger machen uns viel zu schaffen. Die Bauersleute können nicht aufs Feld zur Frühjahrsbestellung. Zur Rundumverteidigung werden Gräben gezogen und Maschinengewehrnester gebaut. Die Russen stehen am Westufer der Oder, Kleve ist genommen, die Amerikaner stehen in Schleiden und Gemünd. Die Talsperren am Oberlauf der Roer sind gesprengt. Wenn die Wasser abgelaufen sind, wird wohl der Durchbruch [p. 69] erfolgen. Mögen St. Martin und Hubertus, unsere Pfarrpatrone, unser Städtchen durch ihre Fürbitte walten. Auf Wunsch der Eltern soll die Erstkommunion schon am 25. Februar sein.
Fliegeralarm im Februar: 1. (6x), 2. (3x), 3. (3x), 4. (3x), 5. (2x), 6. (2x), 7. (2x), 8. (2x) längster Alarm bis jetzt von 8.30-12.30 Uhr und von 13-17 Uhr, andauernd feindliche Fliegertätigkeit mit Bomben und Bordwaffenbeschuß, und kein deutscher Flieger läßt sich sehen. 9. (4x), 10. (4x), 11. (3x), 12. (2x), 13. (4x), 14. (4x), 15. (2x), 16. (3x), 17. (3x), 18., 19. (3x), 20. (3x), 21. (7x), 22. (3x) Alarm von 10-17 Uhr, 23. (4x), 24. (3x), 25., 26. (4x), 27. (4x), 28. den ganzen Tag.
Am 25.2. begann die Erstkommunionfeier um 7 Uhr. Gerade hatten die letzten Kinder die 1. heilige Kommunion empfangen, da fielen die ersten Bomben der Feindflieger. Die Ruhe wurde bewahrt und die Feier kurz beendet, die meisten Gläubigen gingen noch zur heiligen Kommunion.
1. und 2. März andauernd Tiefflieger mit Bordwaffenbeschuß. Das Haus Fleischhauer am Rhein (Bootswerft) getroffen. Die Sanitätsfähre in Betrieb Tag und Nacht. Die Ereignisse überstürzen sich. Die Partei mit [p. 70] Anhang hat Zons verlassen. Der Volkssturm sollte noch nach Düsseldorf geschafft werden, sie kamen bis zur Stürzelberger Fähre, geführt von Fred Wingerath, einen wütenden Nazi, im Volksmund der "Göbbels" genannt. An der Fähre folgten 5 Mann, die anderen verweigerten die Überfahrt und kamen zurück. Mönchen-Gladbach, Krefeld, Neuss genommen. Heute 2. März war ich noch in Knechtsteden, wo der Naziverwalter von der Gestapo Wentges gerade dem Provinzial, der als ausgebombter Flüchtling vor einigen Tagen zurückgekehrt war, Herrn Hochwürden Pater Hoffmann Schlüssel und Verwaltung übergeben hatte und in einem roten Kreuzauto mit Anhänger türmte. Die Lazarette Knechtsteden und Raphaelshaus werden geräumt. Das Schießen von Neuss, Grimmlinghausen, Üdesheim kommt näher. Bald werden die Amerikaner hier sein und auch die Panzersperre und die Gräben, die man um Zons gezogen hat, werden sie nicht aufhalten. Die Panzersperre hat [p. 71] man an der Bahnstraße (Feldtorkreuz) errichtet und die Straße zu sperren gesucht, die Volkssturmmänner haben sie aber nicht geschlossen.
In der Nacht zum 3. März saßen die meisten Zonser im Bunker. Die Sanitätskolonne zog ab. Dafür kam ein Gefechtsstand der kämpfenden Truppe. Die üblen Bilder von 1918 wiederholen sich. Einzelne Soldaten versuchen, mit gepackten Sachen und ihren Liebsten das andere Rheinufer zu gewinnen. Den ganzen Tag über rege Fliegertätigkeit. Ich habe einen Herd in den Keller geschafft, um für alle Fälle gewappnet zu sein. An Schulunterricht ist nicht zu denken. In der Nacht wurde ich zu einem sterbenden Soldaten (Lungenschuß) gerufen. Es war nicht festzustellen, welcher Konfession er angehörte, ich gab ihm bedingungsweise Absolution und heilige Ölung. Die rote Kreuzschwester, die daneben saß, war nicht katholisch, noch evangelisch. Bald starb er, wurde eingesargt, von 2 Kameraden zum Friedhof gebracht, und den Angehörigen schreibt man, er wurde mit allen militärischen [p. 72] Ehren begraben.
Sonntag, den 4. März. Die Frühmesse um ½ 7 war sehr schlecht besucht, die meisten Leute hatten die Nacht im Bunker oder Keller zugebracht. Auch ich bin während der Nacht aufgestanden, als die Schießerei allzu toll wurde, und das Haus vergitterte. Während des Tages überstürzen sich die Ereignisse. Der Volkssturm zieht aus, um die Gräben zu besetzen. Nach einer Stunde kommen sie wieder, um nachmittags wieder anzutreten, wo ihnen erklärt wird, daß der Volkssturm aufgelöst ist. Mit Freude werden die Gewehre und Panzerfäuste zurückgegeben. Unterdessen rollen Panzer durch zur Fähre nach Stürzelberg. Der letzte Zug Infanterie rückt ebenfalls nach Stürzelberg, wo eine Militärfähre eingerichtet ist, ab. Mit ihnen ziehen freiwillig die unentwegten Nazionalsozialisten, die sich freiwillig zum Volkssturm gemeldet hatten. Fritz Brandt, Engelbert Brandt (ausgetreten), Fred Wingerath (ausgetreten aus der Kirche), Peter Schnier etc., die alle [p. 73] Zons bis zur letzten Patrone verteidigen wollten.
Ich habe den Tag über die alten und kranken Leute besucht. Um 18 Uhr ist die 2. heilige Messe, sie ist trotz der allgemeinen Unruhe gut besucht. Die unsinnigsten Gerüchte machen die Leute ganz verrückt. So: das linke Rheinufer werde mit 300 Grad Minus ganz vereist, sodaß kein Lebewesen mehr existieren könnte. Sonntag-Abend werden 2 Geschütze an der Bahnstraße an der Schindskuhle aufgestellt.
Montag, 5. März. Die Infanterie setzt sich ab. Die letzten rote Kreuzwagen fahren ab. Die Fähre ist Tag und Nacht im Betrieb, um möglichst viel Heeresgut auf die andere Seite zu befördern. Durch das Dormagener Feld kommt ein Oberleutnant mit 8 Mann, sucht sich nochmals einzugraben. Ein Panzer fährt über den Damm nach Stürzelberg ab, wo eine größere Fähre arbeitet. 70 Mann Infanterie beziehen den Graben, der am Pumpwerk ausgeworfen ist. Die Panzer und dann die Geschütze fahren ab. Zons wird von den Amerikanern stark beschossen. Alles sucht Deckung in den Kellern [p. 74] und Bunkern. Die ganze Nacht schwerer Beschuß. Die Kirche erhält 3 Treffer, einen in den Turm, einen an das Gesimse und einen an den Turmpfeiler.
Morgens gegen 7 Uhr am Dienstag, den 6. März rollen die ersten Panzer an. Ein Gefühl der Erleichterung geht durch die Bevölkerung. 2 Geschosse der amerikanischen Artillerie schlugen 1 Meter von der Pastorat ein.
Einige Soldaten suchten es noch zum Straßenkampf kommen zu lassen. Die Bevölkerung zeigt die weiße Fahne. Die Panzer rollen durch die Straßen und schießen in die Häuser, dann wird der Ort durchkämmt nach Soldaten. In jeden Keller wird gegangen. Ich trug gerade das Sanctissimum in die Kirche, das ich während der Nacht im Keller bewahrt hatte, als die Soldaten mein Haus betraten. Sie machten ehrerbietig Platz. Die Stadt hatte arg gelitten. Fast keine Fensterscheibe mehr ganz. Für luftige Wohnungen war nach Leys Versprechen gesorgt worden. Leider waren bei dem Beschuß 3 Zonser durch ihre Unvorsichtigkeit getötet worden: Adolf Norff, Hubert Geiler, Jakob Düssel. Eine 4., [p. 75] Catharina Rasselnberg, hatte ein Bein verloren und den Arm verletzt, sie wurde noch auf die andere Seite nach Benrath geschafft. Weitere Nachrichten fehlen, da der Rhein uns augenblicklich trennt. Josef Rodekirchen, der als Fährmann Dienst tat, wurde in seinem Hause kriegsgefangen.
Mittwoch, 7. März. Die heilige Messe im Keller der Pastorat gefeiert, wie einst in den Katakomben. 16 Leute hatten hier Zuflucht gesucht, sie gingen zur heiligen Kommunion. Im Laufe des Morgens besucht mich ein amerikanischer Major, korrekt, aber freundlich, und fragt, wer evtl. als Bürgermeister hier in Frage käme. Ich verweise ihn an die Zivilverwaltung. Der Beschuß von deutscher Seite hält den ganzen Tag und die ganze Nacht an und richtet noch viele Zerstörungen an. Auch viele Splitterverletzungen. Der erste Treffer kam in die Vikarie.
Donnerstag, 8. März Die meisten Leute verbleiben in den Kellern und Bunkern, jetzt schon den 6. Tag. Die Amerikaner benutzen trotz meines Protestes den Kirchturm zur Beobachtung, nachdem sie auf dem Rheinturm [p. 76] schweres Feuer bekommen haben. In der Vikarie, die 2 Volltreffer bekommen, werden einige Räume beschlagnahmt. Die Tommys richten sich häuslich ein. Wo sie Hitlerbilder entdecken, werden sie vernichtet. Das Kloster hat 2 Volltreffer. Die Schwestern ziehen mit ihren Schutzbefohlenen zum Raphaelshaus. Gegen Abend werden im Gasthof Weiler 2 deutsche Soldaten entdeckt und als Kriegsgefangene abgeführt, die während der ganzen Nacht über den Rhein funkten, daher der schwere Beschuß auf Zons. Im großen und ganzen haben die Eroberer sich korrekt benommen. Sie waren der Ansicht, ganz Zons läge voll Truppen, daher wurde in die Häuser, die verschlossen waren, geschossen. Ein Mädchen wurde vergewaltigt, einige Sachen und auch Lebensmittel gestohlen.
Freitag, 9. März. Die Nacht war ruhig, der Deutsche erwiderte das Feuer der Amerikaner nicht mehr. Die meisten Leute schliefen aber noch in Kellern und Bunkern.
[p. 77] Freitag, 9. März. Die heilige Messe im Keller zelebriert. Um 9 Uhr Beerdigung der 3 von den Granaten Getöteten. Särge waren nicht zu beschaffen, deshalb wurden sie, wie die Juden, in Kisten eingesargt, auf einen Baumwagen gestellt und zum Kirchhof geleitet, die nächsten Anverwandten durften mitgehen, und dort kirchlich beerdigt. Exequien konnten noch nicht gehalten werden. Während des Tages hörten wir von der anderen Seite andauern Fliegeralarm und spürten den Luftdruck der Bombenteppiche. Jagdbomber kreisten, und die Leute konnten ruhig auf den Straßen bleiben.
Gegen Abend wurde der Kirchturm wieder beschossen. 2 Kinder spielten mit einem Blindgänger und wurden getötet, Willi und Anni Geertz von der Rheinstraße. Die Amerikaner beschlagnahmen immer ganze Häuser für ihre Soldaten, hauptsächlich immer die Keller. Sie scheinen sehr auf Vorsicht zu arbeiten, auch an dem Rhein hat sich noch keiner getraut, sie halten sich innerhalb der Mauern. Der Oberstadtsekretär Heinz Berchem, ein wütender Nazi, der sich schnell umgestellt hatte, [p. 78] wird zum stellvertretenden Bürgermeister ernannt. Gegen Abend beschossen die Deutschen von der anderen Rheinseite wieder unser Städtchen, dieses Mal den Juddenturm. Der Turm und 3 Häuser in der Nähe der Kirche wurden getroffen.
Samstag, 19. März. Die Nacht war wieder sehr unruhig. Die heilige Messe wieder im Keller zelebriert. Die Straßen dürfen nur betreten werden von 9-12 Uhr. Die Hitleraufschriften müssen alle überstrichen werden. Es ist zuerst ganz sonderbar, man hört andauernd den Fliegeralarm auf der rechten Rheinseite, und man selbst hat von den Fliegern nichts zu befürchten.
Sonntag, 11. März. Andauernd werden von der deutschen Seite die Türme beschossen. Der Juddenturm hat bis jetzt einen Treffer, der Rheinturm deren 6 und unser Kirchturm 2. Die heiligen Messen konnte ich deshalb nicht in der Kirche lesen, um die Pfarrkinder nicht zu gefährden. Die Besatzung mir keine Schwierigkeiten. Die katholischen Soldaten grüßen den Priester. Die heiligen Messen waren wegen der Ausgehbeschränkungen um 9, 10 und 11 Uhr. Durchschnittlich jedes Mal 50-60 Leute da. Dem heiligen Opfer [p. 79] wurde so andächtig beigewohnt, wie wohl kaum in der Kirche. Die Gemeinschaftsmesse wurde gebetet und gesungen. Den heiligen Martinus, unseren Pfarrpatron, haben wir nicht vergessen. Zur heiligen Kommunion gingen auch viele. Sonntag Nachmittag in Zons, auf den Straßen kein Mensch, mit Ausnahme der amerikanischen Soldaten, etwas, das in Zons, dem Ausflugsort, noch nie vorgekommen ist. Das Sanctissimum habe ich in das Pfarrhaus gebracht, da die feindliche Beobachtung andauernd durch die Kirche läuft. Es wird aber nichts Ungebührliches getan.
Montag, 12. März. Die Nacht war ruhig. Hin und wieder fiel ein Schuß, von deutscher Seite wurde fast gar nicht geschossen. Eine Granate traf die Wirtschaft Fuchs am Feldtor. Den Tag über war es ruhig. Ich habe mir einen Paß besorgt, sodaß ich die Straße von 9-18 Uhr betreten darf. Heute Nachmittag war ich im Raphaelshaus und habe die Vinzenzschwestern mit ihren Pflegebefohlenen und die anderen evakuierten Zonser Leute besucht. Von den Amerikanern wird [Zons] für ein [p. 80] ganz schlimmes Nazinest angesehen. Es sind allerdings auch verschiedene eingefleischte Nazis in Zons zurückgeblieben. Gegen 21 Uhr kam ein Feuerüberfall von Urdenbach her. In der Pastorat wurde die Gartenmauer durchschlagen.
Dienstag, 13. März. Ein ruhiger Tag, schwere Bomberverbände fliegen über den Rhein. Die armen Leute, die wieder dran glauben müssen. Essen soll vor einigen Tagen mit 500 t Sprengstoff belegt worden sein, 30.000 Tote, so wird behauptet. Heute die Schwestern im Krankenhaus bzw. Raphaelshaus beichtgehört. Dort lebt man schon wie im Frieden. Licht, Wasser, alles funktioniert schon wieder.
Mittwoch, 14. März. In dieser Nacht schlug eine schwere Bombe in der Nähe des Feldtorkreuzes ein. Überhaupt war die Nacht sehr unruhig wegen des gegenseitigen Artilleriebeschusses. Die Granaten pfeifen immer über uns hinweg. Auch das 3. der kleinen Kinder, die verunglückt sind beim Spielen mit der Granate, ist gestorben und ist heute morgen, obwohl es evangelisch war (Hans Jürgen Brück [p. 81] aus Düsseldorf) unter meiner Assistenz begraben worden. Radio, Taschenlampen, Fahrräder, alles muß abgegeben werden. Die Amerikaner gehen mit großer Vorsicht zu Werke, schonen das Leben ihrer Leute, wo sie können. Gestern ging ein deutscher Stoßtrupp in Sturmboten [sic.] über den Rhein bei Pitt-Jupp und zerstörte dessen ganzes Anwesen. Heute Abend am Rhein eine tolle Schießerei, ob wieder etwas im Werke ist? Heute Abend haben wir keinen üblichen Abendgruß von deutscher Seite in Form von Granaten bekommen. Was die Amerikaner stehen gelassen haben, das schießen jetzt die Deutschen kaputt.
Donnerstag, 15. März. Die Nacht soweit ruhig. Noch immer werden die Leute durch deutsche Granaten schwerverletzt. Der provisorische Bürgermeister Berchem, stellvertretender Ortsgruppenleiter der Nazis, ist abgesetzt. Der Kommunist Johann Scheer tritt an seine Stelle. Eine Kommission soll die Verteilung der Lebensmittel regeln, die Amerikaner bestimmen mich zum Mitglied der Kommission, ich habe aber abgelehnt, da [p. 82] meine Seelesorgetätigkeit dadurch gefährdet werden könnte.
Freitag, 16. März. Zum [sic.] meinem größten Erstaunen höre ich heute morgen, daß mein Name öffentlich als Mitglied der Kommission ausgeschallt wird. Ich habe die nötigen Schritte getan. Heute Mittag wieder starker Beschuß der Deutschen. Getroffen wurde Michael Lendens Haus gegenüber dem Friedhof. Ein Amerikaner tot, 2 verwundet. Und auch im Schloßhof bei Meller schlugen einige Granaten ein, ein ukrainischer Arbeiter und 1 Soldat getötet. Die Amerikaner besetzen immer unsere Häuser, die Bewohner können sich einfach eine neue Bleibe suchen.
Samstag, 17. März. Die Nacht war verhältnismäßig ruhig, trotzdem schlafen die meisten Leute noch im Keller oder im Bunker. Die Amerikaner haben ihre Granatwerfer mitten in die Stadt gesetzt, von der Rheinstraße haben sie sich in die Brunnenstraße abgesetzt, die ihnen sicherer zu sein scheint. Die Deutschen funken in den Ort. Ein Pfeiler des Chores getroffen, wodurch ein [p. 83] Chorfenster (St. Petronella) zertrümmert wurde. Auch die ersten schwarzen Amerikaner hielten heute ihren Einzug in Zons. Ein Verband deutscher Flieger kreist über uns.
Sonntag, 18. März. Die heiligen Messen wie am letzten Sonntag um 9, 10, 11 Uhr. Besuch: 280 Gläubige. Die heilige Messe kann immer noch nicht in der Kirche gefeiert werden, da die Gefahr für die Gläubigen zu groß ist. Kaum war die letzte heilige Messe beendet, da setzte wieder der Beschuß von deutscher Seite ein. Das Türmchen wurde von der Kapelle weggeschossen, einem Mann, Hubert Blömacher, ein Bein abgeschossen, einige Splitterverletzte. Das rote Kreuz der Amerikaner war sofort zur Stelle und schaffte die Verletzten zum Krankenhaus. Die Amerikaner fahnden immer noch nach den Nazis, sie können es einfach nicht glauben, daß ein ganzes Volk so terrorisiert worden sei.
Gegen Mittag wieder schwerer Beschuß, das neben dem Kirchplatz liegende Haus von Peter Wingerath erhielt einen Volltreffer, nachdem in den letzten Tagen das andere Haus der Bäckerei Peters [p. 84] 2 Treffer erhalten hatte.
Montag, 19. März, St. Josefstag. Das war eine fürchterliche Nacht. Ein Treffer nach dem anderen. Das sind keine Granaten mehr, mit denen die Deutschen auf ihre eigenen Volksgenossen schießen. Minen oder Bomben, sodaß man sich von dem amerikanischen Kommandanten sagen lassen muß, das sind Nazimethoden. In der Lindenstraße, Hohes Örtchen und Hubertusstraße die Häuser kaputt. Besonders schwer mitgenommen Metzgerei Marx und Bauer Worringen. Im Hause Marx 2 tote Frauen, 2 tote Kinder und 2 Schwerverletzte. Gerade werden Frau Matthias Marx, dessen [sic.] Mann auf der anderen Rheinseite als Soldat steht, und ihre Mutter, die man heute morgen aus dem Schutt ausgegraben hat, tot vorübergetragen.
Heute Nachmittag mit Paß nach Knechtsteden, das Hospital für unseren Kreis geworden ist. Nach Dormagen kommen nur die Unglücksfälle, chirurgische Abteilung. Es hatten sich nur eingefunden die Geistlichen von Straberg, Nievenheim, Delrath, Zons zum Conveniat.
[p. 85] Dienstag, 20. März. Die Nacht war ruhig. In Stürzelberg hat es allerdings 12 Tote und 2 tote Amerikaner gegeben. Die Verwundeten im Krankenhause besucht. Es sind schon 8 mehr oder weniger Verletzte. Hubert Blömacher von der Lindenstraße ist an seinen Verletzungen (Bein verloren) gestorben. Schon über 100 Zonser sind in das Raphaelshaus übergesiedelt, die Herz Jesuschwestern sorgen rührend.
Mittwoch, 21. März. Benediktustag. Beerdigung vom Wilhelm Steinbach, Stellmacher, Hohes Örtchen, der im Krankenhause in Knechtsteden gestorben ist. Oberstadtsekretär Berchem, Peter Held, Aloys Kluth, Hermann Scheer, Hans Pohl (Hitlerjugend) und Frau Schlömer und Elisabeth Wimmer, alles aktive Nazionalsozialisten, sind abgeführt worden und in Haft, wohin? Am Rhein und an der Landstraße müssen die Wohnungen geräumt werden. Wir sind hier halt vorderste Kampffront.
Donnerstag, 22. März. Die Deutschen schießen unser ganzes Städtchen zusammen. Kaum ein Haus, das nicht in Mitleidenschaft gezogen ist.
[p. 86] Heute morgen beerdigt: Frau Metzgermeister Therese Marx, ihre Mutter Frau Anna Postall aus Neuss, die beiden Ferbers-Kinder, Justine und Willi, die alle am 18. März abends 9 Uhr durch Granatsplitter im Keller getötet wurden. Tagsüber wieder einiger Beschuß von deutscher Seite, den Kamin haben sie von der Pastorat geschossen. Für die Leute sind diese Stunden immer sehr aufregend, man weiß ja nicht, was in den nächsten Minuten getroffen wird.
Freitag, 23. März. Während der ganzen Nacht wird von der anderen Rheinseite in unser Städtchen hinein geschossen. 12 Uhr Mittags. Eine Granate trifft den Turm dort, wo der Giebel aufstößt, die 2. zu gleicher Zeit die Seitenpfeiler über der Galerie und die 3. die obere Etage der Pastorat.
Samstag, 24. März. Jetzt haben wir schon 3 Wochen lang keine Post mehr bekommen, keine Zeitung gelesen, kein Radio gehört. Ab und zu hört man etwas von anderen, die in Dormagen oder Knechtsteden waren, da dort der elektrische Strom schon geliefert wird und man [p. 87] dort Radionachrichten hören kann. Morgens während der heiligen Messe begann der Beschuß und dauerte eine Stunde. Viele Häuser sind getroffen. Gegen Mittag dauerte der Beschuß wieder eine Stunde, getroffen wurden wieder viele Häuser, besonders in der Feldstraße. Auch die Pastorat erhielt wieder 2 Treffer, den einen in das Dach, den zweiten in das vordere Eckzimmer nach der Feldstraße zu, ein Blindgänger, er liegt im Zimmer. Wegen der großen Gefahr kann morgen kein Pfarrgottesdienst im Keller stattfinden.
Palmsonntag, 25. März. In der Frühe Palmweihe und eine heilige Messe, nur die Schwestern und Hausgenossen nehmen daran teil. Den Blindgänger mit Strohballen abgedeckt, da kein amerikanischer Soldat sich getraut, ihn anzurühren. 3 waren da und wollten an der heiligen Messe teilnehmen. Gegen Mittag wieder heftiger Beschuß, es wird mit Flak geschossen, trotzdem die Amerikaner herübergefunkt haben, daß nur Zivilpersonen getroffen werden. Die Nachbarhäuser erhielten Treffer, die Schule und auch das Pfarrhaus wieder [p. 88] einen Blindgänger, der abprallt und vor dem Hause liegen blieb. Die Stimmung der Leute kann man sich denken. Wie jetzt auf die Naziverbrechen geschimpft wird, und zwar von solchen, die vordem nicht laut genug "Heil Hitler" rufen konnten.
Montag, 26. März. Ich sitze im Flur des Pfarrhauses und schreibe an der Chronik, kein einziges Zimmer des Hauses zu benutzen, das Dach abgedeckt, Gott Dank haben wir wieder Frühlingswetter. Die Nacht war ruhig, sodaß wir alle im Keller gut geschlafen haben. Die Sterbefälle gehen weiter, fast jeden Tag habe ich eine Beerdigung. Dazu stets die Gefahr der Granateneinschläge, wir sind eben vorderste Front. Heute Mittag schossen die Deutschen wieder mit 8,8 cm Flak in unser Städtchen. Militärischer Schaden wird nicht angerichtet, aber den eigenen Landsleuten wird alles zerstört, dazu die stete Todesangst der Leute. Massenhaft verlassen die Leute Zons und ziehen meist zum Raphaelshause. Ich schreibe ihnen allen eine Überweisung aus, und die Schwestern nehmen sie [p. 89] liebevoll auf.
Dienstag, 27. März. Die Nacht war ruhig. Heute morgen kamen Holländer, die mit ihrem Schiff hier festliegen, und haben den Blindgänger in den Garten getragen und vergraben. Über 200 Zonser sind ins Raphaelshaus übergesiedelt. Die Flak schießt nun auf Krankenhaus und Raphaelshaus.
Mittwoch, 28. März. Die Nacht war ruhig. Gegen Morgen kamen noch 2 Flakgeschosse. Die Leute fangen an, ihre Dächer zu reparieren.
Gründonnerstag, 29. März. Die Abendmahlsfeier im Keller gefeiert, sehr stimmungsvoll. Den Tag über geholfen, das Dach zu decken, die Pfannen werden vom Scheunendach genommen. Gegen 6.30 ein schwerer Feuerüberfall.
Karfreitag, 30. März. Während der ganzen Nacht auf den heiligen Karfreitag haben unsere Volksgenossen von der anderen Seite mit schweren Granaten in unseren Ort geschossen, von amerikanischer Seite wurde das Feuer nicht erwidert. Auch heute die heilige Liturgie im [p. 90] Keller gehalten, in der Kirche ist es wirklich zu gefährlich. Der Feuerüberfall gestern Abend hat ein Menschenleben gefordert: Willi Wendel, geboren 26.4.1913, Vater von 2 Kindern. Eine Reihe Häuser wurden beschädigt. Ob wir Ostern Auferstehung feiern können? Den Tag über wird wieder in Zons hineingeschossen. Der deutsche Wehrmachtsbericht meldet, ein Übersetzversuch der Amerikaner südlich Neuss ist gescheitert, aber die schwere Artillerie der Amerikaner steht schon vor der Landstraße.
Karsamstag, 31. März. Die Nacht war ruhig. Mittags gegen 12 Uhr gab es wieder 3 Einschläge. Das Sanctissimum habe ich wieder in die Kirche gebracht. Die heilige Messe allerdings noch im Keller gefeiert. Die Feier der Weihen des Feuers, der Osterkerze und des Taufwassers war in diesem Jahre unmöglich. Die Osterkerze vom letzten Jahre ist wieder genommen worden. Heiliges Öl konnte auch nicht erneuert werden. Gegen Abend fingen die Deutschen wieder an, zu schießen, auf Frauen und Kinder [p. 91] wird mit Maschinengewehren geschossen, wenn sie sich am Rhein auf dem Damm zeigen, trotzdem die Panzerspitzen der Amerikaner schon in Kassel und Paderborn sind.
Ostersonntag, 1. April. Es ist nicht geglückt. Die Auferstehung konnten wir noch nicht in der Kirche feiern. Morgens 8 Uhr kamen wieder einige Geschosse herüber. Im Pfarrkeller haben wir Ostern gefeiert. 3 heilige Messen. Besuch: 430, ca. 100 gingen zur heiligen Kommunion. Traurige Ostern, dazu die Aussicht, daß wir auch weiterhin unter Beschuß bleiben. Wenn auch die Kirche seit 14 Tagen nicht mehr als Beobachtungsturm genommen ist, so sitzen jetzt die Amerikaner im Juddenturm. Das Kloster hat wieder 2 Volltreffer erhalten.
Ostermontag, 2. April. Die Nacht war ruhig. Heute wieder den Gottesdienst im Keller gehalten, 370 Besucher. Bei der letzten heiligen Messe setzte wieder Beschuß ein, sodaß die Leute den Keller nicht verlassen konnten.
[p. 92] Osterdienstag, 3. April. Die Uhr ist wieder um eine Stunde vorgestellt. Das gab Auseinandersetzungen mit den Soldaten, da die Leute es nicht wußten und die Straße nicht geräumt hatten. Die Nacht war ruhig. Der Aprilregen mit Sturm hat eingesetzt, das Wasser fließt in die Kirche, da das Dach arg beschädigt ist. An Reparatur ist vorläufig nicht zu denken, da die Leute sich nicht auf das Dach wagen wegen des Beschusses von Drüben, zudem fehlt es auch an Material, hoffentlich leiden die Gewölbe nicht zu sehr.
Heute die 10 Splitterverletzten und die 200 Zonser, die im Raphaelshaus Zuflucht gefunden haben, besucht. Der Ausgang ist von 7-18 Uhr verlängert, es wird streng darauf gesehen, daß außerhalb dieser Zeit sich keiner auf der Straße oder an der Haustür zeigt. Im Krankenhaus Radio gehört. Die Panzerspitzen der Amerikaner sind in Rheine, Münster, Recklinghausen, über die Werre in Eisenach, im Süden zwischen Würzburg und Nürnberg. Die Russen stehen vor Wien. Im Kessel Ruhrgebiet sollen 3 Armeen eingeschlossen sein.
[p. 93] Dann können wir noch etwas warten, bis die Amerikaner auf dem rechten Rheinufer stehen und die Gefährdung durch den Beschuß endlich aufhört.
Mittwoch, 4. April. Die Nacht war ruhig. Gegen Mittag kam wieder ein schwerer Feuerüberfall, dieses Mal über Zons weg, Friedhof, Bahnstraße, dem Ortsbauernführer zur Zeit des Nationalsozialismus August Stelzmann wurden 2 junge Pferde getötet, nachdem ihm die Deutschen bei ihrem Abzug die Pferde mitgenommen hatten. Überhaupt ist in Zons viel Vieh, auch Pferde, bei dem Beschuß zu Grunde gegangen.
Heute Nachmittag fangen wir an, die Vikarie, die 4 Treffer bekommen, 2 ins Dach, wieder zu decken. Die Dachziegel werden von der Scheune genommen.
Donnerstag, 5. April. Die Nacht ohne Beschuß, auch den Tag über war es ruhig. Der Regen setzt wieder ein.
Herz Jesufreitag, 6. April. Der Kommunionsempfang nimmt wieder zu. Immer mehr Häuser müssen für die Amerikaner geräumt werden. Den Kranken habe ich die Osterkommunion gebracht. Heute morgen nur einiges Maschinengewehrfeuer.
[p. 94] Gegen Abend kommen wieder einige schwere Schüsse über Zons weg. Von heute ab ist der Ausgang gestattet von 6-19.30 Uhr, so kommen die Leute wenigstens zur Feld- und Gartenarbeit.
Priestersamstag, 7. April. Heute die Mutter des Bürgermeisters Johannes Scheer begraben, die ihren Splitterverletzungen erlegen ist. Der Bürgermeister macht die Sache gut, hilft tatkräftig und sorgt, daß die Lebensmittelversorgung weitergeht.
Weißer Sonntag, 8. April. Die heiligen Messen um 8, 9 und 10 Uhr noch im Keller gefeiert. Besucherzahl: 388.
Nachmittags um 3 Uhr zum 1. Mal seit dem 4. März den Gottesdienst in der Kirche gehalten, die Andacht war gut besucht, und alle freuten sich, wieder im Gotteshaus beten zu können. Von den 8 Inhaftierten kamen 5 zurück, sie waren gut behandelt worden, Verpflegung sogar erstklassig. Ihre Verhaftung verdankten sie den Anträgereien von ihren eigenen Volksgenossen.
Montag, 9. April. Heute feiert die Kirche Mariae Verkündigung. Seit 5 Wochen zum ersten Mal [p. 95] das heilige Meßopfer in der Kirche gefeiert. Die Orgel spielte, die Fenster sind arg beschädigt, besonders das Chorfenster mit der heiligen Petronella und der heiligen Agnes. Der Gottesdienst war gut besucht, alle freuten sich, im unbeschädigten Gotteshause das heilige Opfer feiern zu können. Gestern und heute wird andauernd auf die andere Seite geschossen, was mögen sie rechtsrheinisch mitmachen?
Dienstag, 10. April. Zum 1. Mal seit 5 Wochen wieder in einem Bett geschlafen. Die Nachbarschaft schläft noch immer des Nachts bei mir im Keller. Da jetzt einige Tage kein Beschuß von der anderen Seite erfolgt ist, so fangen die Leute wieder an, aufzubauen, die Schwierigkeit besteht in dem Materialmangel. Keine Ziegel, kein Stein, Zement, vor allem kein Glas. Von den 320 Scheiben des Pfarrhauses sind 244 entzwei. An der Vorderfront des Hauses sind 8 ganze Scheiben. Mit Pappe wird vorläufig alles zugenagelt.
Mittwoch, 11. April. Nichts von Bedeutung.
[p. 96] Donnerstag, 12. April. Heute Mittag kam mal wieder ein einzelner Einschlag, der am Nippes ins Feld ging. Wir sind also immer noch nicht sicher.
Donnerstag, 12. April. Hans Knopf, geboren 21.1.33 in Zons, Sohn von Jakob Knopf und Maria Büttgen aus Dormagen, wollte seinem Vater nach Stürzelberg nachgehen. In der Nähe vom St. Peter muß er wohl Minen, die von Deutschen gelegt waren, zu nahe gekommen sein, er wurde vollständig zerrissen aufgefunden und in Dormagen beerdigt.
Freitag, 13. und Samstag, 14. April, nichts Besonderes. Gestern Abend kam ein 16jähriger Junge, Josef Schaffner, an der Kölner Landstraße wohnhaft, mit einem Paddelboot über den Rhein, nachdem er vorher mit einer weißen Fahne den Amerikanern Zeichen gegeben hatte. Er ist im Auto sofort mitgenommen worden.
Gute Hirtensonntag, 15. April Den Sonntagsgottesdienst um 7.30 und 10 Uhr wieder in der Kirche gehalten. Gestern Abend wurde das letzte Haus am Rhein [p. 97] (Bebber) von deutscher Seite stark beschossen und brannte ganz nieder. Nun war es ein solch‘ stiller, ruhiger Frühlingstag, kaum ein Schuß fiel, da kam um 18.30 ein schwerer Feuerüberfall von deutscher Seite, eine Tote, Anni Cremer, geboren 24.11.22, Tochter der Eheleute Alfons Cremer und Anna Brandt, 6 Splitterverletzte, deren 3 Kinder[19], sie wurden zum Krankenhaus gebracht, die amerikanische Sanität war sofort zur Stelle. Alle fragen sich wofür? Da doch die militärische Kraft Deutschlands am Rhein zusammengebrochen ist. Die Amerikaner stehen schon bis an der Ruhr.
Montag, 16. April. Die Nacht war schrecklich. Zwei schwere Feuerüberfälle von der rechten Rheinseite. Nun hat die Pfarrkirche auch ihre schweren Treffer bekommen. 3 Treffer in den Turm (Spitze), 2 Treffer in die Dächer der Querschiffe. Das Hauptchorfenster (Darstellung Herz Jesu und Herz Mariae), im nördlichen Seitenschiff neben die oberen Fenster. Hauptaltar, Muttergottesaltar unversehrt.
[p. 98] Die Amerikaner haben den Kirchturm wieder zum Beobachtungsturm gemacht. Die Beerdigung am Morgen verlief ohne Zwischenfälle, aber kaum einer hatte sich herausgewagt; aber die Schwestern, 1 Meßdiener und der Organist hatten den Mut aufgebracht, denn Einschläge und Abschüsse sind kaum zu unterscheiden, da die Amerikaner ihre schweren Geschütze näher auf Zons zu herangebracht haben. Die Amerikaner sollen schon in Hittorf stehen, hoffentlich ist es wahr, denn Nachrichten kann man nicht hören, und sonstige Nachrichten, die von Stund zu Stund gehen, sind mit Vorsicht aufzunehmen. Auch der Rheinturm und das Kloster haben in der Nacht wieder einige Treffer erhalten, ganz zu schweigen von all den Häusern, die beschädigt sind. Menschenleben war in der Nacht nicht zu beklagen, doch mußte viel Vieh abgeschlachtet werden. Das wirkt sich auf die Milch-, Butter- und Fettversorgung schlimm aus. Es ist als ob der Rest der Deutschen Wehrmacht am Rhein noch 5 Minuten vor 12 möglichst viel zerstören [p. 99] will. Um ½ 12 fängt die Beschießerei wieder an, die Vikarie erhält einen Treffer.
Dienstag, 17. April. Von gestern Mittag ab fiel kein Schuß mehr von der deutschen und kaum von der amerikanischen Seite. Es scheint, daß das andere Rheinufer von Amerikanern besetzt ist. Heute in der Frühe schwere Luftangriffe auf Düsseldorf. Das heilige Meßopfer muß ich im Keller feiern, da die Kirche von der gestrigen Zerstörung noch nicht wieder sauber und in Ordnung ist.
Dienstag, 17. April. Eine wunderbare Ruhe. Seit heute Nachmittag fällt kein Schuß mehr. Gestern Abend war Benrath genommen. Heute Mittag fuhr man schon wieder über den Rhein. Eine Reihe Zonser sind schon wieder über den Rhein zurückgekommen, darunter Engelbert Brandt, der Deutschland bis zum letzten Blutstropfen verteidigen wollte (conferre Seite 72). Man kann die Ruhe kaum verstehen nach all den Aufregungen der letzten Wochen. 6-7 Wochen [p. 100] haben die Zonser im Keller oder im Bunker gelebt, geschlafen und gegessen.
Mittwoch, 18. April. Heute die beiden Opfer des letzten Beschusses begraben, das Kind Wilhelm Rütten und die Jungfrau Anna Cremer. Die Beteiligung war groß, da die Leute zum ersten Mal wieder ohne Lebensgefahr zum Friedhof gehen konnten.
Donnerstag, 19. April. Immer mehr kommen über den Rhein zurück. Entlassene Soldaten, aber auch fanatische Nazi’s. Ob sie bekehrt sind? Ich muß es nochmals betonen, die Leute atmen richtig auf, daß die Schrecken der letzten Wochen nun glücklich überstanden sind. Man kann aber kein Material bekommen, um die Schäden auszubessern.
Die Leute bringen die tollsten Nachrichten mit, die die Propaganda auf dem anderen Rheinufer verbreitet haben. Die Männer sind nach Belgien verschleppt, die Frauen und Mädchen litten unter dem Terror der Besatzung. Teuerung, keine Lebensmittel u.s.w., der Bürgermeister und Pastor seien erschossen, andere Zonser aufgehängt worden.
[p. 101] Freitag, 20. April. Sonst ein Tag, wo man sich in nationalsozialistischer Begeisterung nicht zu fassen wußte, d.h. in den bestimmten Kreisen, heute hört und sieht man nichts vom Geburtstag Adolf Hitlers, sic transit gloria mundi. Nur eine Frau, deren Mann sich früher nicht nationalsozialistisch genug gebärden konnte, kommt und holt ohne meine Erlaubnis die Dachpfannen von meiner Scheune, um ihr Haus damit zu decken, mit der Begründung, die neue Zeit ist angebrochen. Der kommunistische Bürgermeister hat ihr aber das Nötige gesagt. Um 5 Uhr war der elektrische Strom zum ersten Mal seit 7 Jahren wieder in Zons. Man konnte am Radio seit langem wieder die neuesten Nachrichten hören. Das ganze Radio wird von den ausländischen Sendern beherrscht. Mit vieler Mühe ist es mir gelungen, noch einen deutschen Sender zu hören, so schnell hat sich das in 6 Wochen geändert.
[p. 102] Samstag, 21. April. Heute habe ich das Sanctissimum aus dem Rheinturm wieder in die Kapelle gebracht, die im Innern, Gott Dank, unversehrt geblieben ist. Bei dieser Gelegenheit mußte ich den Vinzenzschwestern ein ehrendes Zeugnis ausstellen. Beim schwersten Beschuß waren sie trotz aller Todesgefahr bei Tag und Nacht immer die ersten, die den Verwundeten halfen und Notverbände anlegten. Die amerikanischen Soldaten haben sie bei Gefahr immer wieder sicher ins Kloster zurückbegleitet.
Sonntag, 22. April. Die heiligen Messen war [sic.] wieder gut besucht, das erste Mal Sonntags ohne die Gefahr des Beschusses. Es regnet und stürmt in die Kirche hinein, andauernd fallen Steine und Glassplitter in die Kirche.
Nachmittags 5 Uhr hatten wir eine Gedächtnisstunde für die Verunglückten. Es sind 18: Adolf Norff, 75 alt, Düssel Johannes Jakob, 71 alt, Geiler Hubert, 53 alt, die Geschwister Anni, 10 alt, und Willi Geerts, 4 alt, und der evangelische Spielkamerad Hans Brück, die Geschwister Justine, 6 ½ alt, und Willi Ferber, 4 alt, Anna Postall, 64 alt aus Neuss, und ihre Töchter: Therese Marx, 33 alt, [p. 103] Justine Malzburg, 36 ½ alt, Johanna Krekel, 23 ½ alt, Hubert Blömacher, 72 alt, Willi Wendel, 32 alt, Elisabeth Scheer, 86 alt, Hans Knopf, 12 alt, Änni Cremer, 22 alt, Wilfried Rütten, 3 alt.[20] 18 weißgekleidete Mädchen mit brennenden Kerzen umstanden den Altar, die Predigt hatte das Thema: Resurrecturis! Die Andacht war entsprechend aufgestellt. Die Beteiligung von Seiten der Pfarrkinder hätte besser sein können.
Montag, 23. April. Wir beginnen mit der Reparatur der Kirche. Ich habe zum freiwilligen Arbeitsdienst aufgerufen. Die Schwierigkeit besteht in der Schwierigkeit, Material zu beschaffen.
Dienstag, 24. April. Das größte Loch im Querschiff ist geschlossen, jetzt regnet es wenigstens nicht mehr durch die Gewölbe.
Mittwoch, 25. April. Die Marcusprozession zog wieder unbehindert, die Beteiligung war sehr gut. Die Leute fürchteten keine Repressalien von seiten der Nazis mehr. Die Konferenz von San Franzisco eröffnet, ob [p. 104] sie uns endlich den Weltfrieden bringen wird??
Donnerstag, 26. April. Endlich ist es mir gelungen, einige Rollen Dachpappe zu bekommen, um die Löcher im Kirchendach flicken zu können. Gestern wieder ein Minenunglück. Einige Bauern waren nach Hilden gegangen, um Beutepferde zu bekommen für die Landwirtschaft, sie kamen mit 10 Pferden bis zur Übersetzstelle bei Keimer. Da trat ein Pferd abseits vom Wege auf eine deutsche Mine. 3 Pferde tot, ein Bauer, Johann Longerich von der Feldstraße, schwer verletzt.
Freitag, 27. April. Die Deutsche Wehrmacht geht ihrer Auflösung entgegen. Die Russen in den Straßen von Berlin, Bremen gefallen, Hamburg bedroht, Stettin in den Händen der Feinde, Brünn und Eger in Feindeshand, die Südarmee in Italien zusammengebrochen etc., und unentwegt spricht der Großdeutsche Rundfunk vom Endsieg. Dabei kann man ihn nur mit großen Aparaten auf 4 Wellenlängen hören. Was haben die Nazis aus Deutschland gemacht? Durch den Beschuß sind in Zons zerstört 87 Wohnungen, 6 Häuser völlig vernichtet.
[p. 105] Samstag, 28. April. Die Fremdarbeiter, die in Lagern gesammelt werden, Russen in Dormagen (I.G.), Polen in Knechtsteden, machen die Gegend unsicher. Nachts brechen sie bei den Leuten ein und rauben deren Lebensmittelvorräte, tagsüber stehlen sie Räder und was sie bekommen können.
Da das Leben wieder seinen gewohnten Gang geht, so verzeichne ich nicht mehr jeden Tag. Die Nazis kommen so nach und nach alle wieder, kleinlaut und bescheiden. Auf der anderen Rheinseite hat es ihnen nicht besonders gut gegangen. Der Rhein ist zur Überfahrt gesperrt, und die Amerikaner schießen auf jeden, der trotzdem versucht, überzusetzen.
Am 1. Mai die Maiandachten begonnen, auch gebe ich wieder regelmäßigen Religionsunterricht, die Kinder kommen nahezu 100 %. Die Schule ist noch immer geschlossen.
5. Mai. Die gesamte Wehrmacht, mit Ausnahme von einigen Widerstandsinseln östlich Magdeburg, in Oberschlesien, Dresden, Zwickau [p. 106] und Norwegen hat kapituliert. Ca. 2 Millionen Mann gehen in die Kriegsgefangenschaft. Warum ist das nicht früher geschehen, Tausenden wäre das Leben erhalten geblieben, viele Städte und Dörfer wären nicht zerstört worden, die Frühjahrsbestellung hätte erfolgen können etc.
Jetzt enden die Führer feige durch Selbstmord und gehen der Verantwortung hier auf Erden aus dem Wege. Die Stimmung des Volkes ist dementsprechend. Jeder Verkehr über den Rhein ist gesperrt. Auf die Boote, die überzusetzen versuchen, wird geschossen. Den Nazis ist es gelungen, innerhalb einer Woche den Schleier über Hitlers Tod so zu ziehen, daß es wohl auch in der Zukunft wohl immer ein dubium bleiben wird, wie er zu Tode gekommen, 3 Aussagen widersprechen sich: Dönitz, Himmler, Fritsche, der Großadmiral (D), der Chef der Gestapo (H) und der Ansager des Großdeutschen Rundfunks (Fr.).
9. Mai. 12.01 Unterzeichnung der bedingungslosen Kapitulation in Berlin. Schluß des Blutvergießens.
7., 8., 9. Mai große Bittprozessionen mit großer Beteiligung, wie seit [p. 107] Jahren nicht. Die Lehrer beaufsichtigen wieder die Schulkinder und nehmen in der Kirche wieder ihren Platz hinter den Kindern ein. Sie haben sich mir angeboten, mich beim Religionsunterricht unterstützen zu dürfen, wozu ich gerne bereit war.
10. Mai. Christi Himmelfahrt, ein herrlicher Maientag. Der Gottesdienst war wieder wie früher. Der Tag wurde auch öffentlich wieder als Feiertag festlich begangen. Die heiligen Messen waren sehr gut besucht, und auch der Sakramentenempfang war löblich.
Gestern wurde der letzte deutsche Wehrmachtsbericht über den Sender Flensburg gesendet und anschließend die Verdunkelung in Deutschland aufgehoben und den Deutschen erlaubt, ausländische Sender zu hören.
20. Mai, Pfingstsonntag. Der Sakramentenempfang war sehr rege, viele hielten noch ihre Ostern. Im Hochamte sang der Kirchenchor die Messe von Stein, vierstimmiger Männerchor. Die Kirchenvorsteher sammelten in der Kirche, conferre Seite 109.[21]
[p. 108] Am 10. August 1944 starb den Heldentod bei den Kämpfen in Warschau Carl Zimmermann, geboren 16.3.1916 in Köln als Sohn der Eheleute Jakob Zimmermann und Catharina Preiß. Die Eltern waren in Köln ausgebombt und wohnten hier in Zons. Darum wurden die Exequien auch in der Zonser Pfarrkirche gehalten.
Am 24. Mai 1945 waren die Exequien für Heinrich Seburschenich, Feldwebel, Inhaber des Eisernen Kreuzes II, des Infanteriesturmabzeichens, der Sudetenmedaille und des Verwundetenabzeichens in Silber. Er war geboren am 14.7.1914 als Sohn des Dachdeckermeisters Anton Seburschenich und Elisabeth Zeitzheim, heiratete am 21.2.1940 Magda Meyer aus Burgdorf bei Hannover, machte die Kämpfe im Westen und Osten mit und fiel am 24.2.45 beim Forsthaus Hambach bei Jülich. In Steinstraß wurde er von seinen Kameraden beerdigt, dort exhumiert und am 19.5.1945 auf dem hiesigen Ehrenfriedhof kirchlich beigesetzt.
[p. 109] Die Soldaten kommen einzeln zurück, die meisten in irgendeiner Zivilkleidung und alle zu Fuß, zum Teil hunderte von Kilometern weit.
3. Juni. Die erste Glaubensstunde der Männer, es wird besprochen die Enziklika "Quadragesimo anno"].
Nahezu 20 Jahre haben die Vinzenzschwestern den Küsterdienst in der Pfarrkirche ausgeübt, sehr zur Zufriedenheit von Hirt und Herde. Die Schwester Oberin Sophia hat schon länger darum gebeten, vom Küsterdienst entlastet zu werden, weil sie glaubt, das nicht mit dem Beruf einer Schwester vereinbaren zu können, da das Mutterhaus sie darin unterstützt, hat heute Johann Habets das Küsteramt übernommen.
Am 5. Juni hat die aliierte Kommission die Regierung Deutschlands übernommen, wir gehen noch schweren Zeiten entgegen. Die Lebensmittel werden knapper und knapper, seit Februar haben wir keine Butter mehr [p. 110] bekommen. Trotz des gesperrten Rheines werden wir von hungernden Düsseldorfern überschwemmt.
13. Juni, Antoniustag. Die Amerikaner, mit denen die Bevölkerung gut ausgekommen ist, ziehen ab. Die Engländer übernehmen die Besatzung.
12.-14. Juni war ich in Werden, wohin ich die wertvollsten Paramente in sicheres Verwahr gebracht hatte, um sie zurückzuholen. Mit Fahrrädern mußte der Transport bewerkstelligt werden. Da alle Brücken über den Rhein durch die Deutschen gesprengt waren, fuhren wir im Nachen frühmorgens über den Rhein. Wir hatten Glück und wurden nicht beschossen, auch durch die Tellerminen am anderen Ufer kamen wir glücklich hindurch. Bis Düsseldorf-Rath fuhren wir mit den Rädern, um dort im Viehwagen der Eisenbahn bis Kettwig vor der Brücke, die Brücke über die Ruhr war auch gesprengt. In Werden-Land fanden wir die Sachen alle unversehrt vor. Zurück ging es per Rad über den "Esel" zum "Krummen Weg" nach Düsseldorf. In Grimlinghausen war von den [p. 111] Amerikanern eine Pontonbrücke geschlagen. Nachdem wir das Theater der Entlausung überstanden, kamen wir wieder über den Rhein und heim.
Noch immer gehen auf der anderen Seite Tellerminen hoch und bringen die Leute zu Schaden.
Am Sonntag, den 1. Juli erfüllte die Pfarrfamilie ihr Gelübde (conferre 1.10.1944), wenn Zons und Kirche erhalten blieb, eine Wallfahrt nach Knechtsteden zur Not Gottes zu machen. Nachdem morgens ca. 400 die heilige Kommunion empfangen hatten, zogen nachmittags ½ 1 Uhr ca. 550 Pilger zum Gnadenort. In Delhoven wurde 30 Minuten lang gerastet. Um ½ 4 zogen wir in Knechtsteden ein, die Predigt hielt Herr Hochwürden Provinzial Pater Hoffmann. Nach dem sakramentalischen Segen zogen wir sofort wieder heim. 1200 Polen sind unter Aufsicht der britischen Besatzung dort untergebracht, sodaß in Knechtsteden keine Gelegenheit zur Rast gegeben war. Um 7 Uhr wurde in Zons der sakramentalische Segen gegeben. Möge Maria auch weiterhin die schützende Hand über uns halten.
[p. 112] 6. Juli kam die erste Postkarte wieder an, nachdem die letzte Post Mitte Februar gekommen war.
Wer nach 10 Uhr noch auf der Straße angetroffen wird, wird mit 20,- Geldbuße bestraft.
Für die Ausländer muß die Stadt Zons stellen: 54 komplette Herrengarnituren, vom Hut bis zu den Schuhen, selbst Schlafanzüge, Socken und Hemden 108. An Kinder- und Frauengarnituren je 10. Besonders schwer wird es, die Kinderschuhe zu beschaffen, wir haben 6 Kriegsjahre hinter uns. Wenn die Sachen nicht zur gestellten Frist abgeliefert werden, so wird angedroht, die Stadt 2 Stunden lang zur Plünderung freizugeben. In der vergangenen Woche ist der Eisenbahnzug von Hösel-Ratingen von Ausländern geplündert worden. Wildwestmethoden. Wir haben keine Möglichkeit, uns zu wehren, wer im Besitz von Waffen angetroffen wird, kann mit dem Tode bestraft werden.
13. Juli 45. Über 50 Soldaten sind schon nach Zons heimgekehrt. Jeden Tag kommen 1 oder 2. Sie haben zum Teil hunderte [p. 113] von Kilometern zurückgelegt, um heimzukommen. Viele haben zu Fuß diese Strecke zurückgelegt. Die meisten sind allerdings durch die berüchtigten Gefangenenlager gegangen, wo sie wochenlang hinter Stacheldraht schutzlos den Unbilden der Witterung ausgesetzt waren, sie kamen halb verhungert an, die Freude der Angehörigen war jedesmal groß, und von der Kanzel wurden sie sonntags vom Pastor begrüßt. Für viele waren diese Wochen, wie sie selbst sagen, eine Art Exerzitien, zudem die Priestersoldaten treu bei ihnen ausgehalten haben, sie haben in den Lagern die heilige Messe zelebriert und ihren Kameraden die Sakramente gespendet. Hoffentlich leben sie sich treu wieder in der Pfarrkirche ein.
Eine große Plage hier sind die Ausländer, in der vergangenen Nacht haben sie zu 30 Mann den Heckhof überfallen und ausgeraubt.
19. Juli. Zum Vinzenzfeste sang der Chor des Marienvereins in der Kapelle die missa "Jesu, deus pacis" [p. 114] mit Violine und Orgel von Josef Gruber, Op. 338. Die gleiche Messe hatten die Jungfrauen gesungen am Sonntag, den 24. Juni 45 in der Pfarrkirche.
22. Juli. Die Kollekte für das Vinzenzhaus erbrachte 754,78 Mark. Das Kloster ist aber arg mitgenommen.
19. August. Feier des goldenen Priesterjubiläums des Herrn Dechanten und geistlicher Rat Gustav Biesenbach in Stürzelberg (15. August war Weihetag). Der Hochwürdigste Herr Erzbischof war persönlich gekommen und sprach in einer kirchlichen Feierstunde. Der ganze Dekanatsklerus war zugegen und der Herr Domkapitular, Geistlicher Rat und Dechant Prälat Liedmann von Neuss.
20. August. Ein Tag von ganz besonderer Bedeutung. Die katholische Volksschule wird wieder eröffnet. Die Schulkreuze, geschmückt, waren am Altar aufgestellt. Sämtliche Schulkinder und die Lehrpersonen waren in der Schulmesse. Unter Vorantritt der Kreuze ziehen wir zum Schulhofe. Der Bürgermeister Johann Scheer (Kommunist) hält die Eröffnungsansprache, betont den Sinn der neuen Zeit, das Kreuz nimmt wieder seinen [p. 115] Ehrenplatz im Schulzimmer ein, die früheren Größen haben abgedankt. Die Autorität des Lehrers und des Pastors ist wieder sichergestellt, und kein H.J.-Führer und B.d.Mädel habe ihnen etwas zu befehlen. Der Pastor spricht von der Freude der Kinder, der Eltern, der Lehrer und der Kirche. Die katholische Schule ist nicht nur Wissensvermittlerin, sondern hat Erziehungsaufgaben, Ziel nicht nur Verstandes-, sondern Charakterbildung. Die Kreuze werden feierlich in den Klassenräumen aufgehängt, und mit dem Martinuslied, dem Stadt- und Kirchenpatron, schließt die erhebende Feier.
In der Nacht vom 22. auf den 23. August große Aufregung in Zons. Die Engländer halten von 11-4 Uhr Haussuchung in Zons. Die Männer müssen Oberkörper entblößen, ob sie den Blutstempel der SS haben. 25 Männer werden abgeführt, aus den verschiedensten Gründen, weil sie die Bestimmungen der Besatzungsmacht nicht erfüllt hatten. Am 23. kamen alle wieder zurück.
[p. 116] Da im Dezember 1944 die Gefahr der Evakuierung sehr nahe bevorstand, so hatte ich einige wertvolle Bücher und die 4 Medaillen, die für die Monstranz bestimmt waren, nach Brilon ins Sauerland in Sicherheit bringen lassen. Die Bücher sind alle zurückgekommen, die Medaillen, darunter die Medaille, die der Kurfürst Clemens August am 10.5.1739 der Sebastianusbruderschaft schenkte, conferre Otten Seite 135, waren von den Amerikanern bei ihrem Vormarsch gestohlen worden.
2. September. Auch Japan hat kapituliert. Damit ist der Krieg in der Welt beendet, ob aber wirklich Frieden wird, das muß die Zukunft lehren.
Der Bürgermeister hat einen Gemeinderat berufen. Die Zusammensetzung sichert ihm eine linksgerichtete (kommunistische) Mehrheit. Matthias Weiler, Jakob Vonden, Franz Stelzmann auf der einen Seite. Johann Fleischhauer, Clemens Libertus, Jakob Krahn, Anton Seburschenich auf der linken Seite.
9. September. Das diesjährige Gottbekenntnis unserer Dekanatsjugend in Straberg. Thema: Ihr seid Christi [p. 117] Leib. Die ganze Kirche gefüllt, aus Zons leider nur 10 Jugendliche. Bei der gemeinsamen heiligen Kommunion waren allerdings von 50 Jünglingen von 15-25 Jahren (mehr sind aus der Gefangenschaft noch nicht zurückgekehrt) 40 an der Kommunionbank.
12. September. Ewiges Gebet von 6-9 Uhr. Feierliches Hochamt und feierliches Komplet, der Besuch der Betstunden war gut.
16. September Wallfahrt nach Knechtsteden, ca. 200 Teilnehmer.
35. [Es folgt der gedruckte Totenzettel von Gottfried Erkelenz]
[Foto]
Zum frommen Gedenken an den auf dem Felde der Ehre gefallenen Gefreiten
Gottfried Erkelenz
Ich weiß, daß mein Erlöser lebt, und ich werde auferstehen am jüngsten Tage. Johannes 19, 25.
Betet für die Seelenruhe des im Kampfe für das Vaterland gefallenen Gefreiten
Gottfried Erkelenz
Der Verstorbene war geboren zu Zons am 7. November 1924 als jüngster Sohn der Eheleute Gottfried Erkelenz und Thekla Genosko. Nach seiner Schulentlassung machte er seine Gesellenprüfung im Maurerhandwerk und bereitete sich darauf vor, die Baugewerbeschule zu besuchen. Im April 1942 wurde er zum R.A.D. nach Rheine/Westfalen eingezogen und erhielt seine militärische Ausbildung in Köln-Westhoven. Nach einer Spezialausbildung in Arys in Ostpreußen wurde er in Ungarn eingesetzt, am Duklapaß schwer verwundet, erlag im Lazarett in Altötting/Bayern, wohlversehen mit den heiligen Sterbesakramenten der römisch-katholischen Kirche, seinen Verletzungen und wurde am Karsamstag, den 31. März 1945, auf dem Ehrenfriedhof in Altötting beigesetzt.
Gottfried, stets froh und heiter, war die Freude seiner Eltern. In schmerzlicher Trauer beugen sich der Vater, die Mutter und seine beiden Brüder unter Gottes unerforschlichem Ratschluß und empfehlen mit den übrigen Anverwandten seine treue Seele christlicher Fürbitte.
Er ruhe in ewigem Frieden!
[p. 118] 28. September. Abstimmung über die konfessionelle Bekenntnisschule. Alle Eltern der Schulpflichtigen Kinder wurden gefragt, es antworteten alle 190 Stimmen waren für die konfessionelle Schule und 2 (1 Katholik und 1 Protestant) waren gegen die konfessionelle Bekenntnisschule. Dem Bürgermeisteramte habe ich das Resultat mit den Unterlagen überreicht. Als Antwort erhielt ich folgendes Antwortschreiben: Der Bürgermeister der Stadt Zons und des Amtes Nievenheim. Betrifft: Einrichtung von Bekenntnisschulen. Ich mache davon Mitteilung, daß es nach Anordnung der Kommandantur in Neuss vorerst verboten ist, konfessionelle Schulen zu errichten. Über die Frage finden zur Zeit Verhandlungen zwischen den Alliierten Regierungen und dem Päpstlichen Stuhl statt. Ich bitte gefälligst, die Schulleiter zu verständigen. gezeichnet Scheer.
Am 7. Oktober war das diesjährige Erntedankfest. Die Kirche war festlich geschmückt, das Erntefestspiel fand statt, der Kirchenchor sang. Die Caritassammlung ergab: 529,60 Mark.
[p. 119] Welche Notzeiten, kein Fett, kein Fleisch, keine Kartoffeln zu bekommen. Dazu die steten Sammlungen von Kleidungsstücken, Wäsche und Decken für die Fremdarbeiter. In Knechtsteden sind noch 1000 Polen, in Dormagen nicht weniger. Sie machen in Verein mit verbrecherischen Elementen unter den Deutschen die ganze Umgegend unsicher. Jeden Tag hört man, ein Schwein gestohlen, eine Kuh abgeschlachtet etc. Wir haben keine Waffen, die Polizei ist machtlos. Die englische Besatzung verhält sich passiv. Kohlen werden nicht geliefert, wir sollen in die Wälder gehen und uns Holz holen. Der Winter steht vor der Tür, hoffentlich geht es besser als wir denken.
21. Oktober. Nun ist auch der letzte der bei dem Beschusse der Deutschen auf Zons durch Granatsplitter Verletzten gestorben: Theodor Wallscheid, geboren 15.9.1900 in Oberkeil, Sieg, der seine Frau vor einem Jahre verloren hat, er hinterläßt 4 Kinder, der älteste ist aus der Gefangenschaft noch nicht zurück.
1. November. Allerheiligen und Allerseelen wurden wieder gefeiert wie früher. Ein Pater aus Knechtsteden [p. 120] half aus. Beteiligung bei der heiligen Kommunion gut. Die Prozession zum Friedhofe hatte eine Beteiligung wie nie zuvor.
4. November. St. Hubertus wurde wieder gefeiert mit 3-herrigem Hochamt und Festpredigt, desgleichen am Sonntag darauf das Martinusfest. Zum ersten Mal seit 6 Jahren zog wieder der Martinszug. Alle hatten gespendet, sodaß jedem Kinde (250) ein Weckmann gegeben werden konnte. St. Martin ritt wieder hoch zu Roß dem Zuge voraus.
26. November. Am letzten Sonntage im November war wie alljährlich unsere Kriegergedächtnisfeier in der Kirche. Verlesen wurden aber nur die Namen der im letzten Kriege gefallenen, es waren 40, auch die Namen derjenigen, die beim Zonser Beschuß ums Leben gekommen waren (22). Die Beteiligung von seiten der Gemeinde war groß.
8. Dezember. Immaculata wurde in diesem Jahre auch wieder gefeiert. Der Besuch der Messen war schlecht. Man erkennt, wie eine Unterbrechung von einigen Jahren verheerend wirkt. [p. 121] Dieselbe Erfahrung machte ich am folgenden Sonntage. Die feierliche Aufnahme neuer Marienkinder fand in der Pfarrkirche statt, zum ersten Male wieder seit 10 Jahren. Die Beteiligung der Pfarrfamilie war äußerst gering. Es waren allerdings auch sehr kalte Tage. Die Leute haben kein Schuhzeug, keine Kohlen, kein Fett, und die Kirche ist sehr kalt. Dazu kam, daß die Säle belegt sind. Das Weihespiel mußte im Kreise der Mitglieder gefeiert werden. Die aus den Ostgebieten Evakuierten treffen allmählich ein und werden auf die einzelnen Familien verteilt. Zunächst kommen sie zu den Bauern, da die sie noch beköstigen können.
Weihnachten hatten alle ein Quartier gefunden, es sind meistens Protestanten, die katholischen Familien habe ich besucht. Zu Weihnachten hatten die Kinder Spielzeug gesammelt, und die katholische Pfarrjugend brachte es den Eltern der Flüchtlinge, ob Katholiken oder Protestanten, welche sich sehr freuten, ihren Kindern etwas geben zu können.
[p. 122] [Es folgt der gedruckte Totenzettel von Heinz Libertus]
Jesus! Maria! Josef! Martinus!
Ist unsere Zeit gekommen, so laßt und männlich sterben für unsere Brüder und keinen Flecken unserer Ehre anhängen. I. Makk. 9, 10.
Betet für die Seelenruhe unseres für das Vaterland gefallenen Mitbruders, des Gefreiten
Heinz Libertus
Der Verstorbene war geboren am 3. Mai 1926 in Zons als jüngster Sohn der Eheleute Adam Libertus und Christine geborene Blömacher. Am 2. Oktober 1943 wurde er zum Reichsarbeitsdienst eingezogen und kam am 26. Januar 1944 zur militärischen Ausbildung nach Bonn und von dort nach Dänemark. Schon bald an der Ostfront eingesetzt, wurde er bei den harten Abwehrkämpfen verwundet und ist im Lazarett zu Teschen, Oberschlesien seinen Verletzungen erlegen.[22] Dort wurde er auch beigesetzt. Möge Gott, der Herr, seiner Seele ein gnädiger Richter gewesen sein.
In schmerzlicher Trauer beugen sich die Eltern, ein Bruder, vier Schwestern, zwei Schwäger, eine Schwägerin und die übrigen Anverwandten unter Gottes unerforschlichen Ratschluß und empfehlen seine teure Seele christlicher Fürbitte, auf daß sie ruhe in ewigem Frieden!
[eingeklebtes Foto von Heinz Libertus]
[p. 123] 37. [Es folgt der gedruckte Totenzettel von Josef Moll]
Jesus! Maria! Josef! Martinus!
Den Menschen schienen sie zu sterben, sie aber sind in Frieden. Weisheit 3, 2.
Betet für die Seelenruhe des für das Vaterland gefallenen Obergefreiten
Josef Moll
Der Verewigte war geboren am 31. März 1923[23] zu Düsseldorf als Sohn der Eheleute Anton Moll und Therese Cordes. Nach seiner Schulentlassung wurde er Maschinenschlosser und im Mai 1942 zur Luftwaffe eingezogen. Nach kurzer, glücklicher Ehe mit Irene Engels aus Düsseldorf, die mit einem Kinde gesegnet wurde, wurde er bei einem Luftangriff auf Bielefeld am 26. Oktober 1944, auf der Rückfahrt aus dem Urlaub, von einer Bombe tödlich getroffen. Am 13. November 1944 fand er seine letzte Ruhestätte auf dem Ehrenfriedhofe in Brackwede unweit Bielefeld. Möge Gott, der Herr, ihm ein gnädiger Richter gewesen sein.
An seinem Grabe trauern die Frau, ein Töchterchen, die Mutter, drei Brüder, eine Schwester und die übrigen Anverwandten, welche die Seele des lieben verstorbenen empfehlen dem Gebete der Gläubigen, auf daß sie ruhe in ewigem Frieden!
Druck: J. Wegener, Dormagen.
Weihnachten 1945. Eine Beteiligung beim Sakramentenempfang, wie ich sie in Zons Weihnachten noch nicht erlebt hatte. Über 800 Kommunionen wurden am 1. Weihnachtstage ausgeteilt, das sind 80 %. Die Feier war wieder wie im Frieden. 5 Uhr Krippenfeier, anschließend Christmette. Um 10 Uhr singt der Chor die Messe "Stella maris" von Max Filke.
[p. 124] Am Silvesterabend 7 Uhr waren die Pfarrkinder zu Schlußdanksagungsandacht des Jahres in großer Anzahl gekommen. Ein schreckliches Jahr ging zu Ende.
Statistik 1945
Taufe 12 (18), auswärts 11 (6), 3 illegitime Kinder, Folgen der letzten deutschen Einquartierung, alle Bande waren gelöst. 1. heilige Beichte 17 (28), 1. heilige Kommunion 21 (23), Trauungen 4 (15), Beerdigungen 45 (22), gefallen 3 (11), Kommunionen ausgeteilt 18.000 (16.900).


1946-1951

1946

1946
Am Neujahrstage war das heilige Opfer gut besucht. Hoffentlich ein gutes Vorzeichen für das neue, das erste Friedensjahr.
Zons wird überlaufen von hungernden Städtern. Zweimal schon haben die Besatzungstruppen eine einschneidende Sammlung von Decken, Kleidungsstücken, Wäsche und Schuhen durchgeführt, angeblich für die in Lagern untergebrachten Polen, die zum Dank dafür auf Raub ausgehen. [p. 125] Da wir unbewaffnet sind und die Fremdarbeiter Schußwaffen mit sich führen, kann der Selbstschutz nicht viel ausrichten, die Engländer kommen erst, wenn es zu spät ist.
Nun kommen auch noch die Ostflüchtlinge, die Heim und Habe verloren haben. Sie werden hier angesiedelt. Die Bevölkerung hilft und eine Sammlung der Caritas, des Roten Kreuzes, der Arbeiterwohlfahrt (sozialistisch) und des katholischen Frauen- und Müttervereins hatte an Haushaltseinrichtungen, Kleidern und Wäsche ein schönes Ergebnis.
Am 17. Februar eine große Karitassammlung für die hungernden Kölner. Der Mütterverein und die katholische Jugend übernimmt die Sammlung, die sehr zufriedenstellend ausgefallen ist.
Die katholische Jugend beginnt sich wieder zu formen. Die Gruppenstunden für die Jünglinge und Jungfrauen werden gut besucht.
[p. 126] 38. [Es folgt der gedruckte Totenzettel von Johann Jakob Feller]
Jesus Maria Josef
Ich werde euch wiedersehen und euer Herz wird sich freuen. Johannes 16, 22.
[Foto]
Zum frommen Andenken an
Johann Jakob Feller
Sanitäts-Obergefreiter
geboren 28.5.1905 in Trier
verstorben 5.8.1945 in Kriegsgefangenschaft.
In tiefem Schmerz: Seine Gattin, seine beiden Töchterchen, ein Sohn, Mutter, Geschwister und Anverwandte.
Jakob Feller geboren 28.5.05 zu Trier, Eltern Nikolaus Feller, Elisabeth Hollender, zum 1. x verheiratet mit Franziska Hoffmann, 1 Sohn, zum 2. x verheiratet 4.11.31 mit Ida Reischel aus Oberhausen, 2 Töchter. 1940 eingezogen, im Osten eingesetzt, in Kurland eingeschlossen, in russische Kriegsgefangenschaft an Lungenentzündung gestorben 5.8.45 in Telsiai in Litauen, dort begraben.
Am 10. März wird unser Erzbischof Dr. Josef Frings, der mit den Bischöfen von Münster Clemens August von Galen und dem Bischof von Berlin Graf Preysing zu Kardinälen der Katholischen Kirche erhoben worden ist, in Köln feierlich eingeführt. Am 17. März ist die kirchliche Feier in den Pfarrkirchen der [p. 127] Erzdiözese.
Am 24., 25. und 26. März war die Möglichkeit, für die konfessionelle Schule optieren. 92 % der Eltern wählten die konfessionelle Schule, conferre Erklärungsschein in der Anlage. 15 Eltern gaben den Schein zu spät ab, sonst hätten 100 % für die katholische Schule gestimmt. Genaues Ergebnis: Von 170 katholischen Antragsberechtigten der Pfarre haben den Antrag für die Katholische Schule gestellt 149 (15 sind verspätet eingegangen), sie vertreten 203 (223) Kinder. Von den 19 evangelischen Antragsberechtigten stellten den Antrag 9, sie vertreten 14 Kinder. Ungültig war kein Antrag. 5 Kinder besuchen die höhere Schule in Neuss, beziehungsweise Dormagen. Zahl der Einwohner 1714, davon männlich 794, weiblich 947. Katholiken 1574, Protestanten 145, Gottgläubige 12, Neuapostolisch 10, zusammen 1741. Stürzelberg männlich 739, weiblich 831, zusammen 1570, katholisch 1466, Protestanten 86, Gottgläubige 18, zusammen 1570.
[p. 128] 21. April, Ostern. Die Römerfahrt am Karfreitage zeigte eine erfreulich große Beteiligung der Männer und Jünglinge. Am Ostersonntage wurden 700 Kommunionen ausgeteilt.
28. April. Am Weißen Sonntage gingen 22 Knaben und 12 Mädchen zur ersten heiligen Kommunion. Die ganze Pfarrfamilie nahm regen Anteil, auch die Lehrerschaft war wieder vollzählig mit den Kindern an der Kommunionbank.
1. Mai. In der Nacht zum 1. Mai waren die Maibäume vor dem Rheintor und die Hitlereiche vor dem Feldtore abgesägt. Die K.P.D. und S.P.D. veranstaltete getrennte Feiern zum 1. Mai.
39.
2. Mai Exequien für den Obergefreiten Gerhard Norff, Inhaber des Verwundetenabzeichens und des Kriegsverdienstkreuzes. Der Verstorbene war geboren 25.7.1904 in Zons als ältester Sohn der Eheleute Adolf Norff und Maria Molitor. Schon 1938 zum Arbeitsdienste am Westwall eingezogen, August 39 zur Wehrmacht einberufen, nach seiner Ausbildung 1940 als Baupionier im Osten eingesetzt. 3.2.45, wie ein Kamerad schreibt, in Migehnen, Ermland, [p. 129] gefallen. Seinem am 5.3.45 einer amerikanischen Granate zum Opfer gefallenen Vater ging er in die Ewigkeit voraus. Hinterbliebene Mutter und Schwester.
5. Mai. Caritaskollekte, die 548,20 einbrachte. Nachmittags die 100-Jahrfeier des päpstlichen Werkes der heiligen Kindheit. Die Kinder sammelten 100,- Mark.
27., 28., 29. Mai. Die Bittprozessionen weisen eine rege Beteiligung auf. Möge Gott uns eine gute Ernte schenken, denn die Wochenrationen für eine Person beträgt 2-3 Pfund Brot, 62,5 Gramm Butter, 62,5 Gramm Fett, ½ Pfund Nährmittel, 150 Gramm Fleisch, 2 Pfund Kartoffeln, die es nicht mehr gibt, dazu 450 Gramm Brotaufstrich monatlich. Täglich sprechen 50-100 Städter bei den Bauern vor, aber die Mütter in Zons wissen nicht, wie sie ihren Kindern Brot geben sollen.
Am 31. Mai kommt der Hochwürdigste Herr Weihbischof Dr. Wilhelm Stockums zur Firmung und Visitation.[24]
[p. 130] Der Firmungstag war ein Festtag für die ganze Gemeinde. An der Ehrenpforte wurde der Hochwürdige Herr vom Pfarrer und vom Bürgermeister Johann Scheer begrüßt. Kirchenvorstand und Gemeindevertretung waren erschienen. Eine Reiterschar von jungen Bauernsöhnen hatte den Bischof am Raphaelshause abgeholt. 140 Firmlinge wurden gefirmt, die Stadt war reich geschmückt, alles wie vor 1933, nur mit viel größerer Anteilnahme der Gemeinde.
39. [Es folgt der gedruckte Totenzettel von Arnold Olligs]
Jesus! Maria! Josef! Martinus!
Ich weiß, daß mein Erlöser lebt, und ich werde auferstehen am jüngsten Tage. Johannes 19, 25.
Betet für die Seelenruhe des im Kampfe für das Vaterland gefallenen Grenadier
[Foto]
Arnold Olligs
Finanzbeamter
Der Verstorbene war geboren am 11. Februar 1906 zu Zons als ältester Sohn der Eheleute Bernhard Olligs und Luise Marx, vermählte sich am 17. Februar 1944 mit Maria Telmes aus Nievenheim zu einer glücklichen Ehe, die Gott mit einem Kinde segnete. Am 1. August 1944 wurde er eingezogen und erhielt seine militärische Ausbildung in Bonn. Am 19. November 1944 wurde er an der Saar eingesetzt und ist in den harten Abwehrkämpfen in Boulay bei Metz gefallen. Am 29. November 1944 fand er auf dem deutschen Militärfriedhof Nr. 1 in Andilly in Frankreich seine letzte Ruhestätte.
Mit dem Verschiedenen ist heimgegangen ein aufrechter Mann, ein pflichttreuer, tüchtiger Beamter, ein lieber Bruder, ein dankbarer Sohn, der die Mahnung des alten Tobias treu beherzigte: "Sohn, halte deine Mutter in Ehren!" Gott war seine Stärke im Leben und im Sterben. Nun hat er den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben seiner Kindheit treu bewahrt. Möge der König der Ewigkeit ihm die Krone des Lebens geben.
Die trauernde Gattin, sein Söhnchen (das seinen Vater nicht gekannt), seine Mutter, ein Bruder, auf dessen Heimkehr die Angehörigen noch warten, 2 Schwestern, die Schwiegereltern, ein Schwager, eine Schwägerin und die übrigen Anverwandten empfehlen den Verstorbenen dem Gebete der Gläubigen, auf daß er ruhe in ewigem Frieden.
[p. 131] 40. [Es folgt der gedruckte Totenzettel von Johann Könen]
Jesus! Maria! Josef! Martinus!
Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt. 2. Timotheus 4,7.
[Foto]
Betet für die Seelenruhe des im Herrn verschiedenen
Obergefreiten
Johann Könen
Der Verstorbene war geboren am 27. Oktober 1912 zu Zons als jüngster Sohn der Eheleute Franz Könen und Gertrud Thron. Zum Heere eingezogen wurde er am 20. Januar 1942 und erhielt seine militärische Ausbildung in Frankreich, wo er auch zum Schutze der atlantischen Küste eingesetzt wurde. Im August 1944 geriet er in Gefangenschaft. Seine Angehörigen erhofften seine Rückkehr und erhalten nun nach 1 ½ Jahren durch einen seiner Kameraden die traurige Gewißheit, daß er am 3. Dezember 1944 bei Arbeiten in einer Kiesgrube tödlich verunglückt ist.
Ein fleißiger, arbeitsamer Jungmann, ein treuer Sohn und Bruder, die Stütze seiner alten Eltern, die ihren zweiten Sohn aus russischer Kriegsgefangenschaft erwarten, ist mit ihm dahingegangen. Möge der Herrgott, dem er in seinem Leben die Treue bewahrt, und zu dessen Ehre er so manches Jahr im Kirchenchor seiner Heimatgemeinde gesungen hat, ihm ein gnädiger Richter sein.
Um den in fremder Erde Ruhenden trauern die Eltern, ein Bruder, zwei Schwestern, ein Schwager, seine Braut, ein Neffe und die übrigen Anverwandten, welche seine liebe Seele empfehlen dem Gebete der Gläubigen auf daß sie ruhe in ewigem Frieden!
16. Juni 46, Dreifaltigkeitssonntag. Bekenntnistag der katholischen Jugend. Morgens gemeinsame heilige Kommunion, 30 Jünglinge und 60 Jungfrauen. Nach der heiligen Messe Bannerweihe. Auf der Vorderseite: auf weißem Grund ein rotes Chi Ro, auf der Rückseite auf weißem Grunde ein grünes Kreuz mit der Königskrone. Nachmittags zogen 150 Jugendliche nach Knechtsteden, aus dem Dekanate waren [p. 132] ca. 1500 Jugendliche erschienen. Eine erhebende Feierstunde: "Einer trage des anderen Last, so erfüllet das Gebot Christi." Als Opfergabe hatten die Zonser Jugendlichen 150,-Mark gesammelt.
29. Juni 46. Fest der goldenen Hochzeit der Eheleute Hermann Vianden und Luise Fuchs (Dormagen). Im Hochamte Teilnahme der ganzen Pfarrfamilie. Abends im Lokale Schönen, Feldstraße, große Festversammlung. Der Pastor, Bürgermeister und Stadtdirektor sprachen. Der Jubilar ist Begründer der freiwilligen Feuerwehr.
Die Flüchtlinge kommen in Massen in unsere Gemeinde. Nachdem schon vor einigen Monaten 100 Ostpreußen, Pommern etc., meist nicht katholisch, gekommen waren, sie waren alle in den Familien untergebracht, beginnt nun das schwere Werk, die Hunderte Schlesier, die von den Polen vertrieben sind, unterzubringen. Die Schlesier aus der Nähe von Breslau sind alle gut katholisch und besuchen fleißig und glücklich den Gottesdienst, sodaß die Zonser anfangen, pünktlicher zu kommen, um einen Platz in der Kirche zu bekommen. Vorläufig sind sie alle noch in [p. 133] Gemeinschaftsverpflegung.
Am 28.7.46 fand das Waldtreffen der weiblichen Jugend unseres Dekanates in Hackenbroich statt. Zons war stattlich vertreten und steuerte einige lustige Theaterstückchen zum allgemeinen Programm bei.
1. September 46 ergab die Haussammlung für die Caritativen Anstalten, hier durchgeführt von den Mitgliedern des Marienvereins die schöne Summe von 2000 Mark, welche an die Diözesan-Caritas-Zentrale in Köln überwiesen wurde.
Am 4. September 46 waren die Vinzenzschwestern 50 Jahre in Zons. 1896 wurden sie durch den damaligen Pfarrer Otten eingeführt, conferre Pfarrchronik I Seite 3 und 116. Vom 1.-8. September fand eine religiöse Weihe für die Jungfrauen und Marienkinder statt, gehalten vom Lazaristenpater Otto Peis aus Lippstadt. Beteiligung ca. 90 %. Am 8.9.46 feierliches Hochamt, die Festpredigt hielt der Direktor des Mutterhauses in Köln-Nippes, Pater Pauels. Eine Abordnung des Kirchenvorstandes unter Führung des Pastors Klüwer überreichte eine Spende von 500,- Mark.
[p. 134] Am 15. September 1946 fand die erste freie ungefälschte Wahl seit 13 Jahren stand [sic.]. Zur Wahl stand der Gemeinderat von Zons und Stürzelberg. Von 3 Parteien waren Kandidaten aufgestellt, in Stürzelberg auch eine Reihe unabhängiger, d.h. Parteilose. Die christlich demokratische Union C.D.U., die Sozialdemokraten S.P.D. und die kommunistische K.P.D. hatten je 6 Kandidaten und einige Reservekandidaten aufgestellt. Sämtliche Kandidaten der C.D.U. wurden mit überwältigendem Stimmenanteil gewählt. Endlich nach über 25 Jahren ist der kommunistische Terror in Zons gebrochen. 1) Weiler Matthias, Gastwirt Herrenweg 17, C.D.U., erhielt 419 Stimmen, 2) Fleischhauer Wilhelm junior, Schiffsbau-Ingenieur, C.D.U., Rheinau 7, 410, 3) Lenden Michael, Meister, Bahnstraße, C.D.U., 390, 4) Stelzmann Franz, Landwirt, Rheinstr. 6, C.D.U., 379, 5) Longerich Wilhelm, Landwirt, Brunnenstraße 4, C.D.U., 348, 6) Marx Jakob, Arbeiter, Grünwaldstraße, CDU, 345 Stimmen. Dann kamen die Sozialdemokraten mit 267-198 Stimmen und dann erst die KPD mit 177-78 Stimmen. Da in Stürzelberg keine C.D.U.-Kandidaten aufgestellt waren, so gingen die Reststimmen der C.D.U. in Zons alle verloren. Gewählt wurden in Zons außer [p. 135] den 6 C.D.U.-Kandidaten Jakob Krahn, Arbeiter, Bahnstraße, S.P.D. und Philipp Reusrath, Lindenstraße S.P.D. sowie Georg Standtke, Fotograf, Feldstraße, K.P.D.. Der Wahlkampf verlief sehr friedlich, die Wahlbeteiligung betrug 89,1 Prozent, und die Überraschung über den Wahlsieg der Christlichen war sehr groß.
Von der Schweizerspende wurden vom Herrn Kardinal den alten Mütterchen je 70 Gramm echter Bohnenkaffee überwiesen, was große Freude erregte.
Auch bedachte der heilige Vater sämtliche aus dem Osten Zwangsvertriebenen mit Schmalz, Mehl, Kakao etc.
22. September 1946. Da am 15.9. die Wahl stattfand, zogen wir erst heute, vom Wetter begünstigt, nach Knechtsteden zur "Not Gottes". Ca. 150 Pilger beteiligten sich.
Am Abend fand die Versammlung der Erzbruderschaft vom heiligen Sebastianus statt. Als am 13.5.1934 die Bindung mit der St. Sebastianusbruderschaft gelöst war (conferre I S. 208), hatten sich 30 Mitglieder in das Bruderschaftsbuch eintragen lassen, sodaß als die Besatzungsmacht den Schützenverein auflöste, die Bruderschaft weiter bestand. Sie hat nun [p. 136] den Namen: St. Sebastianus und St. Hubertusschützenbruderschaft 1447/1898. Man verpflichtete sich auf die Satzungen der Erzbruderschaft in Leverkusen-Bürrig. Der Pastor Klüwer unterstrich in seiner Ansprache die religiöse und karitative Seite der Programmpunkte. Ein provisorischer Vorstand wurde gebildet, da die Vorstandsmitglieder der Bestätigung der Militärregierung bedürfen. Alle müssen den berühmten und berüchtigten Fragebogen ausfüllen. Gilgen Heinrich sen. 1. Brudermeister, Peter Köppinger, der derzeitige Schützenkönig, 2. Brudermeister, Franz Lenden 1. und Leo Klein 2. Schriftführer, Josef Malzburg 1. und Arnold Boes 2. Kassierer, Fähnrich Michael Blömacher. Der Pastor muß zu den Vorstandssitzungen eingeladen werden. Am Kirmessonntag soll die Bruderschaft zum ersten Male wieder öffentlich in Erscheinung treten.
Zum Bürgermeister wurde für den Bäckermeister Jussenhoven (Stürzelberg) Wilhelm Fleischhauer jr., Schiffsbauingenieur von der Bootswerft am Rhein, gewählt.
6. Oktober 1946. Erntedankfest und Kirmes in Zons, Tanz in allen Sälen. Morgens aber feierliches Dankamt. [p. 137] Vor dem Hochamte wurden die Gaben feierlich gesegnet. Nachmittags fahre ich zum "Mühlenpost" und muß feststellen, daß man die Christusfigur am Kreuze zerschlagen hatten [sic.]. Die Trümmer habe ich in den Sträuchern zusammengesucht. Ich kann nicht annehmen, daß ein Zonser das getan hat, conferre S. 183: 5.5.1929.
13. Oktober 1946 fanden die Wahlen zu den Kreistagen statt. 75 % wählten in Zons, und wieder kamen alle Kandidaten der C.D.U. durch. Die Kommunisten erlitten wieder eine vernichtende Niederlage.
Am 14. Oktober 1946 starb plötzlich im Krankenhause zu Dormagen der Hauptlehrer Peter Breuer, geboren 10.1.1889 in Groß-Schlebach, der seit 1919 in Zons als Lehrer wirkte, conferre Totenzettel. Auch im öffentlichen Leben nahm er regen Anteil, war Vorsitzender, Rendant und Schriftführer in der Kriegsversehrten- und Kriegshinterbliebenenfürsorge, Kriegsgütersorge, Kameradschaftliche Vereinigung, Schützenverein, Ziegenzuchtverein, als Rendant im Deichverband, der für Zons so große Bedeutung besitzt, etc. Am 18.10. haben wir ihn zu Grabe getragen unter [p. 138] außerordentlicher Beteiligung der Pfarrfamilie und vieler auswärtiger Gäste, die Schule ging geschlossen mit. Am Grabe sprachen außer dem Pfarrer der Schulrat, der Bürgermeister, der evangelische Pfarrer von Dormagen, der Vorsitzende der St. Hubertusschützenbruderschaft. Die Cäcilia sang.
[Es folgt der gedruckte Totenzettel von Peter Breuer]
Jesus! Maria! Josef! Martinus!
Die aber Erleuchtete waren, werden leuchten wie der Glanz des Firmamentes und die viele in der Gerechtigkeit unterwiesen, wie Sterne immer und ewig. (Daniel 12, 3.)
Betet für die Seelenruhe des so plötzlich aus dem Leben abberufenen
Herrn Peter Breuer, Hauptlehrer in Zons.
Der Verstorbene war geboren zu Groß-Schlebach am 26. Oktober 1889 als Sohn der Eheleute Heinrich Breuer und Anna Schäfer und lebte seit dem 13. November 1919 mit Agnes Ommeln in glücklicher Ehe, die Gott mit einem Kinde segnete. Was er den Seinen gewesen ist in Gattenliebe und Vatersorge, wissen diese nur selbst zu würdigen.
Ausgestattet mit reichen Geistesgaben und durchdrungen von idealer Lebensauffassung, bereitete er sich im Seminar zu Ratingen auf den Lehrerberuf vor, erhielt seine erste Anstellung 1912 in Giesenkirchen, dann als Hauptlehrer in Neukirchen. Am Weltkrieg 1914/18 nahm er teil und übernahm 1919 als Hauptlehrer in Zons seinen neuen Wirkungskreis. Dort war er über 25 Jahre tätig. Als ein Lehrer, der tief durchdrungen war von der hohen Aufgabe, die ihm als Bildner und Erzieher unsterblicher Kinderseelen oblag, widmete er sich der Schule. Streng, gerecht und unermüdlich tätig, war er vor allem darauf bedacht, in Zeiten, da der Kirche Einfluß auf die Jugenderziehung beschränkt war, die Herzen der Kinder mit Liebe zu Gott und Christentugend zu erfüllen. Möge der gute Samen, den er in so viele jugendliche Herzen gelegt, reiche Frucht bringen und ihm den Lohn vom göttlichen Kinderfreund sichern im Himmel. Seine zahlreichen Schüler werden gewiß dankbaren Herzens nunmehr die Seele ihres verehrten und verdienten Lehrers Gott empfehlen, zu dem der Verewigte sie in christ-katholischem Unterricht hingeführt hat.
An allen Bestrebungen des öffentlichen Lebens seiner Heimatgemeinde nahm er regen Anteil, war fünf Jahre Mitglied des Gemeinderates, führte bis zu seinem Tode die Rendantenstelle des Deichverbandes Zons-Stürzelberg mit Umsicht und Tatkraft. Stets war er bereit, anderen Gutes zu tun und ihnen in der Not zu helfen.
Unerwartet schnell ist er am 14. Oktober 1946 im Krankenhaus zu Dormagen nach einer Infektion einem Herzschlage erlegen. Möge Gott, der Lohner alles Guten, ihm ein gnädiger Richter sein.
An seinem Grabe trauern die Gattin, die Tochter, seine Schwester, sein Schwager, seine Schwägerin und die übrigen Anverwandten.
Sie bitten um ein frommes Gebet für seine Seele, auf daß sie ruhe in ewigem Frieden.
Am 30. Oktober 1946 feiern die Eheleute Peter Oberzier und Elisabeth Schillings das Fest ihrer goldenen Hochzeit. 8 Kinder, davon leben noch 2 Söhne und 2 Töchter, alle verheiratet, 11 Enkelkinder. Der Jubilar, Mitglied der Cäcilia und der Schützenbruderschaft, langjähriger Verwalter des Heimatmuseums. Die Jubilarin seit Gründung des katholischen Frauen- und Müttervereins (1929) Mitglied des Vorstandes.
27. Oktober 46 Christkönigsfest. Der Diözesanpräses der Kölner Kolpingfamilie predigt morgens in den heiligen Messen über das Kolpingwerk. Nachmittags um 5 Uhr hält er im Saale von Weiler die Festrede zur Wiederauferstehung der Kolpingfamilie in Zons. Von 1929-1936 war die Kolpingfamilie aktiv. 3 Senioren während der Zeit. Josef Blömacher, Matthias Marx und Leo Klein. Von 36-46 ruhte die Vereinsarbeit, da während des Hitlerregimes und der Kriegszeit kein Nachwuchs da war. Gefallen sind: Hubert Ohligschläger, Hubert Fleischhauer, Hubert Schönen und Wilhelm Groten, conferre Totenzettel. Gestorben waren Matthias Zaun und Wilhelm Lenden. Vermißt sind noch: Cornelius Steinbach, Philipp Wannhoff, Anton Köppinger und Johann Vogel. In Gefangenschaft sind noch: Albert Nüsing, Sebastian Olligs, Heinrich Nicolin. Albert Nüsing hatte noch [p. 140] in Erinnerung an die schönen Stunden im Gesellenverein aus englischer Gefangenschaft geschrieben, daß die Kolpingsöhne im Gefangenenlager regelmäßig zusammenkamen.
Zum Schulleiter an Stelle des verstorbenen Hauptlehrers Peter Breuer wurde der Lehrer Matthias Fausten aus Nievenheim ernannt. Eine dritte heilige Messe, eine besondere Kindermesse, wurde für die Schulkinder sonntags eingelegt. Die heilige Messe wird besonders kindertümlich gehalten und den Kindern eine besondere Predigt gehalten.
12. November 1946 war die Gründungsversammlung der Kolpingsfamilie. 15 Jünglinge meldeten sich. Senior wurde Josef Weiler, sein Vertreter Willi Schnier, der vor 8 Tagen aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt war, Schriftführer Hans Wingerath und Kassierer Franz Josef Lenden.
Am 23.11.1946 haben wir unter großer Anteilnahme der Pfarrangehörigen unseren 2. Vorsitzenden des Kirchenvorstandes Gottfried Stelzmann zu Grabe getragen.
[p. 141] [Es folgt der gedruckte Totenzettel von Gottfried Stelzmann]
Jesus! Maria! Josef! St. Martin!
Selig die Toten, die im Herrn sterben. Von nun an sollen sie ausruhen von ihren Mühen, aber ihre Werke folgen ihnen nach. Geh. Offenbarung 14, 13.
Betet für die Seelenruhe des in Gott ruhenden Herrn
Gottfried Stelzmann
Landwirt zu Zons
Der Verstorbene war geboren zu Zons am Rhein am 23. Januar 1883 als ältester Sohn der Eheleute Peter Stelzmann und Sibilla Roß und lebte seit dem 9. Mai 1922 in glücklicher, mit drei Kindern gesegneter Ehe mit Christine Dick aus Rheinfeld. Mit treuem Fleiß und großer Liebe sorgte er unermüdlich für das Wohl seiner Familie. Durch seine Tüchtigkeit und Rechtschaffenheit erwarb er sich die Achtung und das Vertrauen seiner Mitbürger, die ihn in den Kirchenvorstand und in die Gemeindevertretung beriefen. Zwanzig Jahre lang war er der 2. Vorsitzende des Kirchenvorstandes seiner Heimatgemeinde und in den letzten Jahren Ortsvertrauensmann der Ortsbauernschaft Zons. Seine christliche Gesinnung und die treue Erfüllung seiner religiösen Pflichten lassen uns hoffen, daß ihm der Herr ein gnädiger Richter sein wird.
Nach kurzem, schweren Leiden starb er, wohlversehen mit den heiligen Sterbesakramenten, am 20. November 1946 zu Zons.
An seinem Grabe trauern seine Gattin, ein Sohn, zwei Töchter, zwei Brüder, eine Schwester und die übrigen Anverwandten und bitten um ein frommes Gebet für den Dahingeschiedenen, auf daß er ruhe in ewigem Frieden!
Am 8. Dezember 46 feierte der Marienverein sein 50jähriges Jubiläum, conferre Band I Seite 134. 12 Jubilarinnen konnten das goldene Jubiläum feiern: Fräulein Gertrud Sticker, Frau Marie Steinbach geborene Marx, Frau Maria Görgens geborene Leiting, Frau Cäcilia Bellen geborene Norff, Frau Catharina Hell geborene Fleischhauer, Frau Gertrud Vianden geborene Rosellen, Frau Helene Marx geborene Marx, Frau Cäcilia Köppinger geborene Düssel, Frau Margarethe [p. 142] Malzburg geborene Bechlenberg, Frau Gertrud Schmitz geborene Wimmer, Frau Catharina Reusrath geborene Bechlenberg, Frau Catharina Stein geborene Blömacher. Feierlich wurden in der Pfarrkirche 10 neue Mitglieder aufgenommen. Abends war unter großer Beteiligung der ganzen Pfarrfamilie eine Feierstunde im Saale Schönen mit einem von den Mitgliedern gespielten Weihespiel "Die klugen und die törichten Jungfrauen".
2 Gruppen der Jungens, die Gruppe "Krudor", 14-15 Jahre, und die Gruppe "Seeadler", 16-17 Jahre, kommen jede Woche zu einer Gruppenstunde zusammen. Im Sommer waren die Jungens einige Male in Altenberg zu Tagungen, und eine Fahrt wurde durch das Bergische und das Siebengebirge gemacht.
Am letzten Sonntage im November fand, wie alljährlich, die Gedächtnisstunde für unsere gefallenen Krieger statt, die einen tiefen Eindruck auf die zurückgekehrten Soldaten machte.
29. Dezember 1946. Unser Karitasausschuss, der bisher aus den Bezirksvorsteherinnen des Frauen- und Müttervereins bestand, hat [p. 143] sich heute bedeutend erweitert. Die Pfarre wurde in 10 Bezirke aufgeteilt. Zu den Frauen kommen die Herren Lenden Michael, Weiler Matthias, Schreiner Andreas und Rodekirchen Josef, die Lehrerin Frau Breuer und die Schwester Oberin des Vinzenzhauses. Als erste Aktion werden Unterschriften zur baldigen Entlassung unserer Kriegsgefangenen gesammelt.
Statistik 1946
Taufen 33 (30), 1. heilige Beichte 35 (17), 1. heilige Kommunion 34 (21), Firmung 141, Ehe 15 (4), Tod 19 (45), Kommunionen 20.500 (18.000).

1947

1947
Der Caritasausschuß der Pfarre hat sich erweitert. Der Bürgermeister Fleischhauer und einige Stadtverordnete haben sich zur tatkräftigen Mitgliedschaft entschlossen, so hat die sozialdemokratisch aufgezogene Weihnachtsbescherung der Kinder doch ihre guten Früchte gezeitigt, denn die S.P.D. will hier sämtliche kulturellen und karitativen Veranstaltungen in ihre [p. 144] Hand bekommen, und Karitas ist noch immer überparteilich. Die vom Herrn Kardinal angeregte Unterschriftensammlung für die Freilassung der Kriegsgefangenen ergab 1614 Unterschriften.
Die 3. Papstspende für die Ostflüchtlinge (es sind hier 230) gelangt zur Ausgabe.
Am 19. Januar feiert die St. Sebastianus- und Hubertusbruderschaft mit einem Hochamt und einem Ball!!!
Die 3. Kältewelle ist Ende Januar gekommen. Zwar haben wir noch keine Temperaturen wie im Dezember mit -20 Grad, aber die Brennstofffrage ist akut. Offiziell gibt es pro Familie 1 Centner Briketts für den Monat. Dazu erhält jede Familie einen Baum. Die 100jährigen Lindenbäume des Friedhofes sind umgehauen worden, eine Schande! Da der Kirchhof[25] aber Gemeindeeigentum ist, konnte ich als Pfarrer nichts dagegen tun. Die Heide, die so schön aufgeforstet war, ist ganz verwüstet. Die Leute gingen auf eigene Faust hin und holzten ab. Da wir eine S.P.D.-Verwaltung haben, meistens Leuten, die [p. 145] keine Fachkenntnis besitzen, so geht alles drunter und drüber. Die Selbstversorger haben in allem genug, und die anderen stehen Schlange vor den leeren Läden. Dazu ist fast jeden Sonntag Tanzvergnügen, in einer Woche haben wir 3 Karnevalistische Veranstaltungen vor ausverkauftem Hause. Für spätere Geschlechter wollte ich einmal ein Stimmungsbild der gegenwärtigen Zeit geben. Der Kirchenbesuch läßt bei der gegenwärtigen Kälte sehr zu wünschen übrig. Einmal war mir während der heiligen Messe das Wasser in den Pollen gefroren. Der Rhein ist zwischen Emmerich und Mörs auf 100 km und an der Lorelei zugefroren, selbst die Nordseeinseln Amrum und Föhr sind über das Eis per Auto vom Festland aus zu erreichen. Ende Februar, noch immer hält der Frost an, aus den Städten werden hunderte von Erfrierungen gemeldet. Kein Brand!! Schon 5 Wochen sind die Schulen geschlossen, da kein Heizmaterial.
3. März. Nach 6-wöchentlichem Frost setzt Tauwetter ein, [p. 146] aber es dauert noch bis Mitte April, bis es warm wird. Die Landarbeiter sind um 4 Wochen im Rückstand.
Am Palmsonntag, von Samstag auf Sonntag die Bußfahrt der Männer des Dekanates nach Knechtsteden. Um ½ 10 Uhr Abend ziehen wir in Zons aus. 70 Männer und Jungmänner, es wird gebetet und dann wieder schweigend gezogen. In Horrem schließen sich die Männer von Dormagen und Horrem an, in Delhoven die von Hackenbroich und Delhoven. Ca. 1000 Männer in der Abteikirche von Knechtsteden. Um 12 Uhr Predigt und Mitternachtsmesse. Gegen 4 Uhr kommen die Männer wieder heim.
Ostern war wieder eine rege Beteiligung am Gottesdienst. Weißen Sonntag gingen 27 Kinder zur 1. heiligen Kommunion. Die Kirche war wieder prächtig geschmückt. Die Bekleidung der Kommunion-Kinder verursachte viel Kopfzerbrechen, aber da alle mithalfen, ist es geglückt, sogar mit den Schuhen, was heute eine Katastrophe ist, keine Schuhe zu bekommen. Auf dem schwarzen Markt kosten [p. 147] sie 3-400 Mark. Überhaupt die Preise, für einen Doppelzentner Weizen werden 2000,- Mark bezahlt. 1 Pfund Butter kostet 200,- Mark, für 1 Ei werden 8,- Mark gegeben. Eine deutsche Cigarette kostet 3,- Mark, eine englische 5,- Mark, eine amerikanische 6,- Mark. Alles Schwarzmarktpreise. Bei einem Bauern in der Nachbarschaft hat man über 5 Centner Fett beschlagnahmt etc.
15. April. Die Eltern brachten ihre Schulneulinge alle zur Kindersegnung in die Kirche, von wo sie mit Kreuz und Fahnen zur Schule geleitet wurden.
20. April. Wahl zum Landtag von Nord-Rheinwestfalen, dem neuen Gebilde von Gnaden der Allierten [sic.]. In Zons: Christlich demokratische Union C.D.U. 318, Zentrum: 21, Sozialdemokratische Partei Deutschlands SPD 283, R.V.P.: 4, Kommunistische Partei Deutschlands K.P.D. 184. Wahlbeteiligung nur 71 %.
23. April. Am Schutzfeste des heiligen Josefs veranstaltete die Kolpingfamilie ihren ersten Familienabend, [p. 148] der harmonisch und schön verlief. Altkolping war stark vertreten und half tüchtig mit bei der Gestaltung des Programms. Am Sonntag darauf war das Hochamt für die Lebenden und Verstorbenen der Zonser Kolpingfamilie.
28. April Exequien für den einzigen Sohn des Kirchenvorstandsmitgliedes Josef Richrath, conferre Totenzettel.
41. [Es folgt der Totenzettel von Hans Richrath]
[Foto]
Ehre seinem Andenken
Jesus! Maria! Josef! Martinus!
"Sei getreu bis in den Tod und ich will dir die Krone des Lebens geben." Offenbarung 2, 10.
Betet für die Seelenruhe des im Kampfe für das Vaterland gefallenen
Hans Richrath
Soldat in einer Panzer-Division
Der Verstorbene war geboren zu Zons am 5. Oktober 1925 als Sohn der Eheleute Josef Richrath und Berta Longerich, die am 30. Juli 1938 ihrem Sohne in die Ewigkeit vorausging.
Nach Beendigung seiner Schulzeit besuchte er die Handelsschule in Neuß, wurde Banklehrling und im April 1943 zum Arbeitsdienst eingezogen. Seine militärische Ausbildung erhielt er in Unna in Westfalen und in Nordfrankreich. Im April 1944 wurde er in Rußland eingesetzt, kam im Juni wieder nach Frankreich, nahm an den schweren Abwehrkämpfen in der Normandie teil und wurde am 10. Juli 1944 als vermißt gemeldet. Nach fast drei Jahren erhält die Familie die Nachricht, daß er am 12. Juli 1944 in Nordfrankreich gestorben ist, höchstwahrscheinlich an den Folgen einer schweren Verwundung.
In der Blüte seiner Jugend ist er dahingegangen, er, der die Hoffnung und der Stolz seiner Eltern gewesen; doch sie trösten sich in dem Gedanken, daß er, wie er als Christ seinem Gotte in den Tagen der Jugend gedient und als Soldat sein junges Leben für das bedrängte Vaterland hingegeben, den ewigen Siegespreis des Himmels erlangt habe.
Seine Eltern, die einzige Schwester, der Großvater und die übrigen Verwandten bitten um ein Gebet für den so früh Dahingeschiedenen, auf daß er ruhe im ewigen Frieden!
[p. 149] Am Vorabende des 1. Mai fand wie alljährlich die Blumenprozession zum Maialtar statt. Auch in diesem Jahre konnte der Altar prächtig geschmückt werden. Am 1. Mai hatten die Zonser die Veranstaltung in die Hand genommen, sie verlief unpolitisch und harmonisch. Der Überschuß in Höhe von 246,90 wurde mir zu karitativen Zwecken übergeben, die K.P.D. und S.P.D. hatten besondere Veranstaltungen, die sehr schwach besucht waren.
Der Pfarrkaritasausschuß, 17 Mitglieder, verteilte das Ergebnis der letzten Sammlungen, 1300,- Mark an bedürftige Kriegerwitwen und ihre Kinder. Die Papstspende: Fett, Kakao etc. war an die Kriegsversehrten gegangen. Die Caritas-Straßensammlung hatte 1344,- Mark und Caritas-Kirchensammlung 306,- Mark ergeben. Die Hälfte jeder Sammlung ging nach Köln.
Wegen der unsicheren Zeiten, allenthalben hört man von Einbrüchen in die Kirchen (in Baumberg wurden die Hostien geschändet) ist dem Muttergottesbild in der Kirche der Schmuck genommen worden und im Tresor des Pfarrhauses in Sicherheit gebracht.
[p. 150] An der Wallfahrt nach Altenberg beteiligten sich heute (18. Mai 47) 40 Mädchen unter Führung der hiesigen Lehrerin Fräulein Hildegundis Tasch aus Essen, die Dekanatsjugendführerin ist.
Das [sic.] diesjährige Bekenntnistag am Dreifaltigkeitsfeste, 1. Juni 1947, wurde für unser Dekanat in Knechtsteden gefeiert. Er stand unter dem Motto "Ihr sollt mir Zeugen sein", conferre Anlage zu Chronik. 1000 Jugendliche von 14-24 waren erschienen. Aus unserer Pfarrei waren 80-90 Jugendliche auf 4 Wagen hingefahren. Die Fahrräder haben keine Bereifung mehr, und die Schuhsohlen sind zu kostbar. Der Dekanatspräses für die männliche Jugend, Herr Kaplan Reiners aus Rosellen, hielt die Festpredigt.
Fronleichnam, 5.5.47, ein schöner Sommertag, war die Prozession recht stattlich, besonders die Männer und Jungmänner waren in großer Zahl vertreten. Den Baldachin trugen die Gesellen. Die Schützen begleiteten noch immer nicht das Sanctissimum.
[p. 151] 42. 3. Juli Exequien für Willi Cremer
[Es folgt der gedruckte Totenzettel von Willi Cremer]
[Foto]
Ehre seinem Gedenken
Jesus! Maria! Josef! Martinus!
"Ihr habt jetzt zwar Trauer, aber ich werde euch wiedersehen und Euer Herz wird sich freuen und diese Freude wird niemand von euch nehmen." Johannes 16, 22.
Nach zweijährigem, sorgenvollen Warten erreichte uns die Nachricht vom Tode des im Kampfe für das Vaterland gefallenen Soldaten
Willi Cremer
Der Verstorbene war geboren zu Zons am 20. August 1900 als Sohn der Eheleute Gerhard Cremer und Margarete Weyer. Am 5. November 1927 vermählte er sich mit Magdalena Oberzier aus Zons. Zu Beginn des Krieges 1939 sofort zu den Waffen gerufen, wurde er in Frankreich eingesetzt und 1940 wieder in die Heimat entlassen. Im Januar 1945 wiederum eingezogen, ist er bei den schweren Abwehrkämpfen im Westen, in Yissel bei Wesel am 24. März 1945 gefallen. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Ehrenfriedhof in Diersford.
Der Verstorbene vereinigte ein offenes Wesen mit einem frischen Temperamente voll Lebenslust und Tatendrang. Im Vertrauen auf den Herrgott ist er hinübergegangen. Möge Gott ihm ein gnädiger Richter sein.
An seinem Grabe trauern die Gattin, die Tochter, zwei Brüder, fünf Schwestern und die übrigen Anverwandten, welche seine Seele empfehlen dem Gebete der Gläubigen, auf daß sie ruhe in ewigem Frieden.
13. Juli 47. Die Bruderschaft vom heiligen Sebastianus und Hubertus feiert ihr erstes Schützenfest nach dem Kriege. Die Schützen mit Fahnen waren im Hochamt. Geschossen wurde mit der Armbrust. Schützenkönig wurde Michael Blömacher.
[p. 152] Die Herbstferien dauern vom 24.7.-20.8., während derselben sind durch die Caritas 8 Ferienkinder aus Leverkusen bezw. Köln bei Bauern untergebracht. Die Meßdiener machen eine 2tägige Fahrt in die Eifel. Es sind wieder zwei Pfarrkinder aus russischer Gefangenschaft heimgekehrt, verhungert und zerlumpt. Josef Bebber-Steinbach und Leo Eichelmann-Steinbach aus dem Ural.
17. August 47. Die Kolpingsfamilie macht eine Familienfahrt ins Ittertal.
Im Rochushäuschen auf der Heide (conferre I, Seite 79) ist durch Bubenhand die Figur des Heiligen zerstört worden. Die Künstlerin Anneliese Funke aus Düsseldorf, Kaiserslauternerstr. 34, hat eine neue Plakette geschaffen, die heute in der Kirche geweiht wurde (Preis 500,- Mark). Sie hat ihre Aufstellung in der Heide gefunden.
Für die Diaspora wurden von der Kirche abgegeben 1 Kelch, 1 Missale, 1 Totenmissale, 1 Alba, 1 Rochett, 1 Priesterkragen, 2 Stola, 3 Kelchgarnituren, 1 Pultdecke, 1 Versehkanne, 1 Perikopenbuch.
[p. 153] 28. August 47 feierten Adam Kluth und Eva Neuen, Wiesenstraße, unter großer Beteiligung der ganzen Pfarrfamilie ihr goldenes Ehejubiläum. Ihr Pflegesohn Leo Eichelmann war 14 Tage vorher aus der russischen Kriegsgefangenschaft (Rüstungsbetrieb im Ural) zurückgekehrt.
10.9.47. Seit 10 Jahren wieder die Generalversammlung der Frauen und Mütter. Die Gemeinschaft zählt noch 165 Mitglieder. Vorstandswahl und Kassenbericht. Die Kinder des Kindergartens, Leiterin die Vinzenzschwester Misaela, die Frohscharen, Leiterin Fräulein Hildegard Tasch, Lehrerin, und der Marienverein, Leiterin Oberin Sophie, brachten Tänze, Lieder und Theaterstückchen. 8 Tage darauf machen die Mütter eine Bootsfahrt nach Monheim.
Am 7.9.47 Wallfahrt nach Kevelaer, 100 Teilnehmer.
12.9.47. Ewiges Gebet. Die Nachtstunden wurden wieder gehalten, durchschnittlich von 25-30 besucht.
21.9.47. Wallfahrt nach Knechtsteden, 140 Teilnehmer.
[p. 154] An der Volksschule in Zons sind wieder 5 Lehrkräfte angestellt:
1) Fausten, der jetzt schon 1 Jahr lang die Stelle des verstorbenen Hauptlehrers Breuer vertritt und jeden Tag aus Delrath bei Nievenheim nach Zons kommt.
2) Frau Agnes Breuer, die Frau des ersten Hauptlehrers, die seit Kriegsbeginn die Lehrtätigkeit wieder aufgenommen hat.
3) Fräulein Hildegundis Tasch, geboren 20.4.1924 in Essen, hier angestellt seit[26]
4) Wilhelm van der Zander, geboren 28.1.1919 in Mönchengladbach, seit 1.9.1947.
5) Nikolaus Sczyrba, geboren 1.7.1918 in Görlitz, angestellt seit 1.10.1947.
Am 12.10.1947 was das Dekanatsfest der weiblichen Jugend in Dormagen. Die Zonser Mädchen führten das Mysteriumsspiel auf: Unser lieben Frau Brautwerbung.
Am gleichen Sonntage feierten wir in der Kirche in althergebrachten Weise das Erntedankfest.
[p. 155] Am 2. November (Sonntag) wurde das Fest des heiligen Hubertus in einem levitierten Hochamt gefeiert. Eine Abordnung des St. Sebastianus- und Hubertusschützenbruderschaft hatte mit Fahne im Chore Aufstellung genommen.
Am 11. November zog der Martinszug, wie alljährlich, mit Musik durch Zons, an der Spitze der heilige Martinus zu Pferde mit Chormantel und Mitra. Allen 550 Kindern von Zons wurde ein Weckmann geschenkt. Kirchlich feierten wir das Patrozinium in einem feierlichen levitierten Hochamte.
Am 23. November wurde die Ausleihe der Borromäusbibliothek wieder eröffnet mit einem Bestand von 250 Büchern. Herr Lehrer Sczyrba hat mit seiner Frau die Leitung übernommen.
Vom 27. November bis zum 15. Dezember halten die Franziskanerpatres Epiphanius Marx und Laurentius Seibertz die Volksmission in Zons. Zur Vorbereitung wurden vom Pfarrer sämtliche 463 Familien der Pfarre besucht. Eine Übersicht [p. 156] über den Stand der Pfarrei:
400 Männer, 136 Jungmänner, 534 Frauen, 181 Jungfrauen, 266 Schulkinder und 200 Kleinkinder, zusammen 1717 Katholiken, dazu 205 Andersgläubige, macht 1922 Einwohnerzahl von Zons. Zahl der rein katholischen Ehen 429, Zahl der gemischten Ehen 34, von diesen sind 11 coram ministro acatholico geschlossen, 4 bloß bürgerlich geschlossen Ehen Nichtgeschiedener und 2 Ehen Geschiedener. Ca. 500 Frauen und Jungfrauen besuchten die Predigten, ca. 300 Männer und Jünglinge. Die Schulkinder machten 100 % mit. 6 sind noch aus der Kirche ausgetreten.
Zu Anfang der Mission wurden von den Seitenaltären 2 Teppiche und aus dem Beichtstuhl eine Decke gestohlen. Die Aufregung bei den Leuten ist groß. Der Dieb konnte nicht festgestellt werden. Der Erfolg: 60 % der Leute haben mitgemacht, 50 % die heilige Kommunion empfangen. Am letzten Beichtsamstag für die Jünglinge und Männer veranstaltete die Hubertuskompanie der Schützenbruderschaft einen gemütlichen Abend, wodurch viele von der Beichte abgehalten wurden, daraufhin legte der Pastor den Vorsitz der Bruderschaft nieder.
Am 18. Dezember 1947 fanden die Exequien statt für Johann Strauch, conferre Totenzettel.
43. [Es folgt der Totenzettel von Johann Strauch]
Jesus! Maria! Josef! Martinus!
"Glückselig die Toten, die im Herrn sterben." Geh. Offenbarung
Betet für die Seelenruhe des für das Vaterland verstorbenen Obergefreiten
Johann Strauch
Der Dahingeschiedene war geboren zu Nievenheim am 15. Juli 1908 als Sohn der Eheleute Josef Strauch und Sybilla Brand und lebte seit dem 25. April 1936 in glücklicher Ehe mit Helene Noak aus Uckendorf (Siegkreis).
Am 26. August 1939 zum Heeresdienst eingezogen, wurde er zuerst im Westen eingesetzt, zog dann mit den ersten Truppen nach Rußland, nahm dort an den schweren Kämpfen teil, wurde verwundet und kam nach seiner Wiedergenesung wiederum in den Osten. Zum zweiten Male verwundet, geriet er am 10. Mai 1945 in russische Kriegsgefangenschaft, in der er Ende Dezember 1945 in Brekescheftks (Sibirien, an der Grenze der Mongolei) an Erschöpfung gestorben ist. Ein geliebtes, wertvolles Menschenleben hat der Tod in der Blüte der Jahre geknickt. Seiner Frau und seinem einzigen Töchterchen war er ein liebevoller Gatte und Vater. Treu dem Glauben seiner Väter ist er hinübergegangen in ein besseres Jenseits.
Gattin und Kind, die Mutter, zwei Brüder, eine Schwester, die Schwiegereltern, fünf Schwäger, neun Schwägerinnen und die übrigen Anverwandten trauern um den lieben Verstorbenen und bitten um ein frommes Gebet für seine Seele, auf daß sie ruhe im ewigen Frieden!
[p. 158] Am Weihnachtsvortage holten noch über 200 die Missionsbeichte nach, sodaß am Weihnachtstage selbst über 900 Kommunionen ausgeteilt wurden, sodaß sich das Schlußergebnis der heiligen Mission wesentlich besser gestaltete. 70 % der Pfarrkinder empfingen die Gnaden der heiligen Mission.
Statistik 1947:
Taufe 25 (33), auswärts 10 (8)
1. heilige Beichte 38 (25), 1. heilige Kommunion 27 (34)
Ehe 11 (13), Tod 20 (19), Kommunionen 22.500 (20.500)

1948

1948
Hochwasser, Stand höher als [[1926. Der 1929/30 errichtete Damm hielt das Wasser von Zons ab. Die Häuser am Rhein standen alle unter Wasser, das Wasser ging bis zum Antoniushäuschen und dem Damm, der nach Stürzelberg führt.
Wegen der schlechten Lebensmittelversorgung finden überall Proteststreiks statt. Ob nun 1948 endlich der so sehr ersehnte Aufstieg beginnt?
[p. 159] Die Schützen haben sich entschuldigt (conferre S. 157) und gebeten, die Bruderschaft nicht eingehen zu lassen. In diesem Jahre feiert die Sebastianus-Hubertusschützenbruderschaft ihr 500- bezw. 50jähriges Jubiläum ihres Bestehens. 18.1. (Sebastianustag) fand ein feierliches Hochamt statt und eine Versammlung ohne Mitglieder, in der ein Vorstandsmitglied der Erzbruderschaft, Jäger, Köln-Deutz, über Ziele und Aufgaben der Bruderschaft sprach.
Nachtrag 47. Am 2. Weihnachtstag und dem folgenden Sonntag fand wieder eine Pfarrweihnacht im Saale Schmitz, Rheinstraße, statt. Das Krippenspiel hatte ein Zonser Jungmann, Willi Pohl, Lindenstraße (Bäcker) geschrieben. Die Abende waren gut besucht.
Pater Stephan, O.F.M. aus Düsseldorf, hielt die Fastenpredigten.
8.-14.3.48 Schulentlassungexerzitien. 14.3. Kirchliche Entlassungsfeier. Am 20.3. weltliche Schulentlassung im Saale Schönen, zugleich eine Feier der ganzen Schule mit den Eltern.
Ostersonntag, 28.3., große Beteiligung bei der heiligen Kommunion. Nachwirkung der heiligen Mission.
[p. 160] 44 [Es folgt der gedruckte Totenzettel von Hubert Burbach]
[Foto]
Ach, es ist ja kaum zu fassen,
Daß Du nicht mehr kehrst zurück,
So jung mußtest Du Dein Leben lassen,
Du, unsere Hoffnung, unser Glück!
Ein jeder, der Dich gekannt
Und auch Dein gutes Herz,
Der drückt uns nur noch stumm die Hand
in diesem tiefen Schmerz.
Du gutes Herz, ruh still in Frieden,
Ewig beweint von Deinen Lieben.
Jesus! Maria! Josef! Martinus!
Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt. 2. Timotheus 4, 7.
Betet für die Seelenruhe des in Gott verschiedenen Herrn
Hubert Burbach
Amtsgerichtsrat
Der Verstorbene war geboren am 22. Januar 1906 in Zons als Sohn, der Eheleute Johann Baptist Burbach und Christine Monius. Nach Ablegung der Reifeprüfung und nach bestandenem Staatsexamen war der mit reichen Geistesgaben Ausgestattete als Referendar und Assessor vorwiegend in Neuß und Düsseldorf tätig und wurde zum Amtsgerichtsrat in Lobberich ernannt.
1941 zum Wehrdienst eingezogen, wurde er in Finnland eingesetzt, kam an die Ostfront, in Graudenz in Kriegsgefangenschaft und starb in Styj in Galizien an Unterernährung am 23. Juli 1947. Ein tiefer, lebendiger Glaube, den er aus dem katholischen Elternhause als kostbares Erbgut mitbrachte, war der Leitstern seines ganzen Lebens. Mit einem schlichten, einfachen Wesen verband er eine vornehme Gesinnung und vorbildliche Pflichterfüllung.
Seine tieftrauernde Mutter verliert in ihm ihren einzigen Sohn, die beiden Schwestern einen liebevoll sorgenden Bruder. Sie, die beiden Schwäger, drei Neffen, eine Nichte und die übrigen Anverwandten bitten um ein frommes Gebet für den teuren Verstorbenen, auf daß er ruhe in ewigem Frieden!
4.4.48
Am weißen Sonntag gehen 52 Kinder zur ersten heiligen Kommunion. Alle hatten neue Kleider, Schuhe, Gebettücher und Kerzen erhalten. Für die Kerzen mußten 5 Centner Heu gegeben werden etc. Die Zeit der Kompensationen.
[p. 161] [Es folgt der gedruckte Totenzettel von Adolf Vosen]
Jesus! Maria! Josef! Martinus!
"Ihr habt jetzt zwar Trauer, aber ich werde euch wiedersehen und euer Herz wird sich freuen und eure Freude wird niemand von euch nehmen.“ Johannes 16.
Betet für die Seelenruhe des in Kriegsgefangenschaft verstorbenen Soldaten
Adolf Vosen
Der Dahingeschiedene war geboren am 27. Januar 1907 in Delhoven als Sohn der Eheleute Wilhelm Vosen und Elisabeth Marto und heiratete am 8. Juni 1929 Margarete Lenden aus Zons zu einer glücklichen Ehe.
Am 8. September 1944 zum Wehrdienst eingezogen, wurde er nach kurzer Ausbildung im Kurland eingesetzt, geriet in russische Kriegsgefangenschaft und starb am 20. März 1946 nach harten Entbehrungen in Solnitschnogorsk bei Moskau an Unterernährung. Möge Gott der Herr seiner Seele ein gnädiger Richter gewesen sein.
Seine Gattin, die erst nach zwei Jahren die traurige Nachricht erhält, die Schwiegermutter, ein Bruder, drei Schwäger, drei Schwägerinnen, ein Neffe und die übrigen Anverwandten empfehlen seine Seele dem Gebete der Gläubigen, auf daß sie ruhe im ewigen Frieden!
Ehre seinem Andenken.
Die Männerwallfahrt in der Nacht auf Palmsonntag, 12 Uhr nachts heilige Messe in Knechtsteden, wies in diesem Jahre eine geringere Beteiligung auf als im letzten Jahre. Am Palmsonntag, 21.3., führte die Kolpingspielschar von Neuß im Saale Weiler "Der Wächter von Minoriten" von Hünermann auf. Ein Erfolg für unsere Kolpingfamilie.
[p. 162]Am 17.4.1948 feierte das Ehepaar Caspar Klein aus Zons und Elisabeth Jansen aus Süsterseel im Beisein von 2 Söhnen, 2 Töchtern, 2 Schwiegertöchtern, 2 Schwiegersöhnen und 8 Enkelkindern in der Zehntgasse ihre goldene Hochzeit. Die Nachbarschaft hatte die Straße festlich geschmückt.
Am 25.4.48, einem Sonntage, zog die Markusprozession in der Frühe, wie immer. Teilnahme von ca. 200 Personen.
Am 26.4.48 feierte das Ehepaar Andreas Pesch und Luise Breuer, Lindenstraße, seine goldene Hochzeit. 1 Sohn, 1 Tochter, 1 Schwiegersohn, 1 Schwiegertochter und 6 Enkelkinder nahmen an der Feier teil.
Die Blumenprozession, die wie alljährlich am Vorabende des 1. Mai zur Kirche zog, brachte wieder einen reichen Blumenschmuck für den Maienaltar. Die Jugend hatte dieses Mal keinen Maibaum gesetzt und keinen Maikönig gewählt, da ihr im letzten Jahre von der Behörde zu viele Schwierigkeiten gemacht worden waren [p. 163] (Versuch, die Feier zu einer politischen Demonstration zu mißbrauchen).
Da der Mai recht kühl und naß, so waren die Bittprozessionen an Teilnehmerzahl recht klein.
23.5.48. Dreifaltigkeitstag schloß die österliche Zeit, in diesem Jahre über 1.000 Osterkommunionen, noch eine Folge der Mission. Der Bekenntnistag in Knechtsteden verlief glanzvoll. 1.000 Jugendliche waren dort.
27.5.48. Das diesjährige Fronleichnamsfest war vom Wetter begünstigt. Zum 1. Male nach 10 Jahren spielte wieder eine Musikkapelle, die Musiker mußten beköstigt werden. Über 200 Männer nahmen an der Prozession teil.
Die Lehrerschaft beteiligt sich an der Jugendarbeit. Wir haben jetzt Jungschar und Frohschargruppen, die Jungens und Mädels sind in Gruppen getrennt 10-12 Jahre, 14-16 Jahre, 16-18 Jahre und dann die älteren Gruppen von 18-24 Jahren. Die Frauenjugend und die Kolpingfamilie.
[p. 164] 64
[Es folgt der gedruckte Totenzettel von Josef Libertus]
Jesus! Maria! Josef! Martinus!
"Ihr habt jetzt zwar Trauer, aber ich werde euch wiedersehen und euer Herz wird sich freuen und eure Freude wird niemand von euch nehmen." Johannes 16, 22.
Betet für die Seelenruhe des in Gott ruhenden Grenadiers
Josef Libertus
Der Verstorbene war geboren zu Zons am 10. Mai 1903 als Sohn der Eheleute Heinrich Libertus und Katharina Annas. Im September 1929 heiratete er Katharina Schaaf aus Köln-Worringen zu einer sehr glücklichen Ehe.
1943 wurde er zum Wehrdienst einberufen, im Osten eingesetzt, geriet 1945 zu Ende des Krieges in russische Gefangenschaft und starb am 9. Januar 1946 in einem Waldlager in Karelien. Seine Frau war ihm schon am 24. November 1945 in der Heimat im Tode vorangegangen.
Die trauernden Hinterbliebenen, die Schwiegereltern, vier Brüder, drei Schwestern, fünf Schwägerinnen, zwei Schwäger und die übrigen Verwandten finden Trost in der frohen Zuversicht, daß der Dahingeschiedene bei Gott einen gnädigen Richter gefunden hat und nun ausruht von allen Mühen im Lande des Friedens, wo sie einst hoffen, ihn wiederzufinden. Sie empfehlen seine Seele dem Gebete der Gläubigen, auf daß sie ruhe im ewigen Frieden!
Am 16.4.48 fanden die Exequien für den Verstorbenen Josef Libertus statt.
Metzgerei Cremer in Zons unmittelbar nach der Währungsreform.
Am 20.6.48 war der Stichtag für die Währungsreform. Jedem, ob Säugling oder Greis, wurden für 60,- Reichsmark 40,- Deutsche Mark ausgegeben von den deutschen Behörden, gestützt durch die Besatzungs- [p. 165] mächte, ausgezahlt, der Rest von 20,- Mark soll in 4 Wochen gezahlt werden. Ein Aufatmen geht durch das Volk, für ehrliche Arbeit soll es wieder ehrliches Geld geben. Die Schwarzhändler und Schieber trauern. Auf einmal sind die Läden wieder mit Sachen gefüllt, die vorher alle verschwunden waren. Alle ehrlichen und arbeitssamen Menschen haben wieder Hoffnung auf Besserung.
Am 24.6.48 sind es 20 Jahre her, daß der Pastor Johannes Klüwer als Pfarrer eingeführt wurde. Am Vorabend hatten sich alle Jugendgruppen im Saale Hahn zur Namenstagsfeier ihres Pastors eingefunden. In Liedern, Gedichten und Sprechchören wurde Kirche und Priestertum verherrlicht.
Goldhochzeit des Ehepaars Anton und Elisabeth Seburschenich am 10. Juli 1948.
Am 10.7.1948 feierte das Ehepaar Anton Seburschenich und Elisabeth Zeitzheim unter Beteiligung der ganzen Pfarrfamilie sein goldenes Ehejubiläum. Seburschenich stand vor 2 Jahren als 75jähriger (der Dachdeckermeister, der die Kirche betreut hat) [p. 166] auf dem Knauf der Kirchturmspitze neben dem Hahn und besserte die Schäden aus, die durch den Aribeschuß verursacht waren.
Am 11.7.48 war nachmittags 3 Uhr unter Anteilnahme der ganzen Pfarre die Wimpelweihe der Jungschargruppen. St. Martin, geführt vom Küster Josef Harperscheid, die 12-14-Jährigen und St. Aloysius geführt vom Lehrer Klaus Sczyrba, die 10-12-Jährigen.
Beifolgend das Programm.
1. Jungschar
2. Ansprache des Pastors
3. Gedicht
4. Weihe
5. Weihespruch
6. Frohschargruppen singen
7. 2 Ansprachen
8. Martinslied
9. Sprecher
10. Aloysiuslied Numero 185
11. Sprechchor.
12. Christkönigslied.
[p. 167] 17.7.48. Heute Nachmittag wurde, unter großer Beteiligung der Jugend mit ihren Bannern, der Kolpingfamilien von Dormagen und Neuss, der Altsenior Josef Blömacher zu Grabe getragen. Da er so eifrig in der katholischen Jugend mitgearbeitet hatte, hielt ihm der Pastor am Grabe einen Nachruf. conferre Totenzettel.
[Es folgt der gedruckte Totenzettel von Josef Blömacher]
Jesus! Maria! Josef! Martinus!
"Die Tage eines guten Lebens haben ihre Zahl; aber ein guter Name bleibet in Ewigkeit." Jesus Sirach 41, 16.
Betet für die Seelenruhe des so plötzlich aus dem Leben gerufenen
Josef Blömacher
Altensenior der Zonser Kolpingfamilie
Der Verstorbene war geboren zu Zons am 12. Mai 1901 als Sohn der Eheleute Hubert Blömacher und Maria Freckmann. Am 21. September 1931 schloß er in Bornhofen am Rhein vor dem Gnadenaltare der lieben Gottesmutter seinen Lebensbund mit Margarete Schermuly aus Wiesbaden-Biebrich. Gott schenkte ihnen in der Ehe einen Sohn. Auf dem Heimwege von der Arbeitsstätte traf ihn in Dormagen am 14. Juli 1948 ein Verkehrsunfall, der seinen sofortigen Tod zur Folge hatte.
In dem Verstorbenen ist ein aufrechter katholischer Mann von uns gegangen, welcher in der katholischen Jugendbewegung eifrig und erfolgreich tätig war. Pflichtgetreu war er in seinem Leben, das Gott, dem Herrn, seiner Familie und der Jugend gewidmet war. Streng gegen sich selbst und voll Liebe und Nachsicht gegen seine Mitmenschen, war er den Seinen Muster und Vorbild. Die Arbeit war ihm stets lieb und willkommen, wo er sie auch traf. Seine wahre Christusliebe zeigte er in der Jugendarbeit. Von Natur froh, hatte er liebevolles Verständnis für die Freuden und Leiden der Jugend. Er war der erste Senior der Zonser Kolpingsfamilie und wurde nach dem Kriege der erste Senior von Altkolping.
Josef Blömacher ist heimgegangen zum Vater. Wir alle, seine Gattin, sein Sohn, die Mutter und die Schwiegermutter, seine Brüder, seine Schwester und die übrigen Anverwandten, sein Pfarrer und die katholische Jugend von Zons senden ihm einen dankbaren Gebetsgruß in die Ewigkeit nach.
Gott gebe seiner Seele die ewige Ruhe!
[p. 168] Am 10. Juli 1948 feierte das Ehepaar Dachdeckermeister Anton Seburschenich und Elisabeth Zeitsheim ihre goldene Hochzeit. Die ganze Pfarre nahm regen Anteil. Abends Festversammlung im Saale der Stadt Zons. Vor 2 Jahren stand Seburschenich an seinem 75. Geburtstag auf dem Knauf des Kirchturmes neben dem Hahn, um das Dach, das durch Aribeschuß gelitten hat, zu reparieren.[27]
Am 1. August 1948 feierte die St. Sebastianus- und Hubertusbruderschaft ihr 500jähriges (conferre I, S. 25) beziehungsweise 50jähriges (conferre I, S. 121) Stiftungsfest. In einem feierlichen Hochamt mit den 200 Jahre alten Paramenten, zelebriert vom Pfarrer, dem derzeitigen Präses der Bruderschaft, unter Assistenz vom Herrn Diözesanpräses geistlicher Rat Pfarrer Dr. Louis aus Leverkusen und dem Bezirkspräses Pfarrer Josef Zander aus Nettesheim wurde der Tag eingeleitet. Die Cäcilia sang die Messe von Stein. Der Herr Generalpräses hielt die Festpredigt über die Ziele und Aufgaben der Bruderschaft und ihre Bedeutung für heute. [p. 169] Nachmittags zum Festzuge und der Parade erschien noch der Präses der Andreasbruderschaft von Norff, Pfarrer Peter Höffelsend. Gekommen waren die Bruderschaften von Solingen, Benrath, Norff, Stürzelberg, Urdenbach, Monheim, Baumberg und Hilden mit ihren Fahnen und zum Teil Musikkapellen. Benrath hatte ihren Fahnenschwenker mitgebracht. Am Montag war Morgens das Hochamt für die Verstorbenen und Gefallenen, anschließend der Gang zur Friedhofskapelle, die vor 25 Jahren von der Bruderschaft erbaut war zu Ehren der Gefallenen des 1. Weltkriegs. Der neue König wurde wie vor 500 Jahren mit der Armbrust ausgeschossen. Der glückliche Schütze war Johann Schönen von der Bahnstraße, der abends beim Krönungsball geehrt wurde. Sonntag nach dem Hochamte war ein Festakt auf dem Schulhofe. Der Generalpräses überbrachte die Wünsche des Hohen Protektors Seiner Eminenz Kardinal Dr. Frings und des 1. Vorsitzenden [p. 170] Seiner Durchlaucht des Fürsten Franz zu Salm-Reifferscheidt-Dyck. Der Bürgermeister Wilhelm Fleischhauer sprach die Wünsche der Stadt aus und ehrte die beiden Goldjubilare: Heinrich Gilgen, derzeitiger Brudermeister, und Anton Stein von der Lindenstraße, je 4 Silberjubilare: Johann Schönen, der neue König, Andreas Erkelenz, Schriftführer, Peter Oberzier, Feldstraße, und Hubert Blömacher, Gartenstraße.
Die Namen der Schützenkönige seit 1898:
1899-1900 Vianden Johann, Hohes Örtchen
1900-1901 Eichhorn Jakob, Gartenstraße
1901-1902 Görgens Jakob, Feldstraße
1902-1903 Lenden Josef, Steinstraße
1903-1904 Köppinger Anton, Lindenstraße
1904-1905 Dick Jakob, Grünwaldstraße
1905-1906 Gilgen Heinrich sen., Feldstraße
1906-1907 Stein Alfons, Zehntgasse
1907-1908 Schmitz Josef
1908-1909 Conrady Gerhard, Markt
1909-1910 Görgens Albert, Feldstraße
[p. 171] 1910-1911 Bechlenberg Cornelius, Bahnstraße
1911-1912 Gilgen Peter, Grünwaldstraße
1912-1913 Boes Hubert
1913-1914 Schmitz Jean
1914-1920 Görgens Jakob, Feldstraße, 1. Weltkrieg
1920-1921 Gilgen Heinrich jun., Feldstraße
1921-1924 fehlen wegen Inflation[28]
1924-1925 Peters Heinrich, Brunnenstraße
1925-1926 Bechlenberg Arnold, Feldstraße
1926-1927 Olligschläger Heinrich, Lindenstraße
1927-1928 Longerich Johann, Feldstraße
1928-1929 Erkelenz Gottfried, Feldstraße
1929-1930 Müllenberg Jakob, Hospitalplatz
1930-1931 Zapfe Ludwig, Bahnstraße
1931-1932 Stotzem Peter, Mühlenstraße
1932-1933 Malzburg Josef, Hubertusstraße
1933-1934 Stelzmann August, Bahnstraße[29]
1934-1935[30]
1935-1936 Erkelenz Andreas, Leichweg
1936-1937 Malzburg Josef
[p. 172] 1937-1938 Vonden Hubert, Steinstraße
1938-1939 Cremer Willi, Mühlenstraße
1939-1947 Köppinger Peter, Hubertusstraße, 2. Weltkrieg
1947-1948 Blömacher Michael, Gartenstraße
1948-1949 Schönen Johann, Bahnstraße
Nach der beiliegenden Schwurformel haben die Schützen auf ihre Bruderschaftsfahne den Schwur vor dem Herrn Generalpräses abgelegt.
[p. 173] [Es folgt die gedruckte Schwurformel]
Schwurformel der Schützenbruderschaften.
Diese Erneuerung erfolgt entweder unmittelbar vor der heiligen Messe oder vor dem Offertorium. Die Schützenbrüder bilden, etwa in der Breite der Stufen, vor dem Altar ein Spalier, in dem zunächst dem Altare auf der Evangelienseite der Fähnrich mit der Fahne, auf der Epistelseite der erste und zweite Brudermeister stehen. Es genügt auch, wenn die Schützen im Mittelschiff in den Bänken knien und nur der König mit dem 1. Brudermeister an den Altar tritt. Der Pfarrer kniet auf der obersten Altarstufe nieder, und auch die Schützen knien.
Pfarrer: "Komm, Heiliger Geist,"
Alle: "Erfülle die Herzen Deiner Gläubigen und entzünde in ihnen das Feuer Deiner Liebe."
P(farrer): "Sende aus zu neuer Schöpfung Deinen Geist."
S(chützen): "Und erneuere das Antlitz der Erde."
P.: Lasset uns beten. Gott, Du hast die Herzen Deiner Gläubigen durch die Einstrahlung des Heiligen Geistes unterwiesen. Gib, daß wir in demselben Geiste das, was recht ist, verstehen und Seines Trostes uns allezeit erfreuen.
"Siehe gnädig herab auf diese Deine Diener und erneuere in ihnen den Geist jenes heiligen Kriegsdienstes, den der heilige Sebastian durch die Hingabe seines Blutes besiegelt hat, damit sie in ihrem heiligen Vorhaben verharren, allzeit in der Kraft Deiner Gnade wachsen und den ewigen Sieg erringen mit Christus unserm Herrn."
S.: "Amen."
Alle stehen auf und beten laut
das heilige katholisch-apostolische Glaubensbekenntnis.
Der Pfarrer wendet sich, in der Mitte des Altares stehend, den Schützen zu. Der König und der 1. Brudermeister treten in die Mitte vor den Altar, legen die Rechte auf die gesenkte Fahne und sprechen in kurzen Absätzen vor, was die anderen nachsprechen:
"Ich erneuere vor Gott mein Versprechen – einen christlichen Lebenswandel zu führen – die Satzungen unserer Bruderschaft und unseres Diözesanverbandes treu zu erfüllen – und für Glaube, Sitte, Heimat und gegenseitige Hilfsbereitschaft – besonders in unserer Pfarrei – nach bestem Können einzustehen. – Dazu helfe mir Gott – und unsere heiligen Patrone."
P.: "Was Gott in Ihnen begonnen, möge Er auch vollenden."
Die Schützenbrüder knien nieder.
P.: "Gib Heil Deinen Dienern, Herr, mein Gott."
S.: "Denn sie vertrauen auf Dich."
P.: "Sei ihnen, Herr, eine feste Burg."
S.: "Gegen den Ansturm des Feindes."
P.: "Herr, erhöre unser Gebet."
S.: "Und laß unser Rufen zu Dir kommen."
P.: "Der Herr sei mit Euch."
S.: "Und mit Deinem Geiste."
P.: "Lasset uns beten. Allmächtiger, ewiger Gott, gieße über diese Deine Diener herab die Fülle Deines Segens und festige sie in Deiner Kraft, damit sie ihr Versprechen, das Du in ihnen angeregt hast, treu erfüllen und das ewige Leben verdienen. Durch Christus unsern Herrn."
S.: "Amen."
Der Pfarrer betet ein "Vater unser" für die verstorbenen und gefallenen Schützenbrüder.
P.: "Der Segen Gottes, des Allmächtigen, + des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes steige über Euch herab und bleibe immer."
S.: "Amen."
Die Bruderschaft singt ein Lied zum heiligen Sebastianus oder das Christ-Königslied "Es ragt ein hehrer Königsthron".
H. Koopmann & Co., Buchdruckerei, AAF/4, Leverkusen – 888/3000, Januar 48, Klasse "A"
[p. 173] [Es folgt ein gedruckter Zeitungsartikel]
11.8.1948[31] Rheinische Post
In Zons herrschte Feststimmung
500 Jahre Zonser Schützen – Armbrustschießen vor dem Rheintor
Zons. Die Schützenbruderschaft des historischen Rheinstädtchens Zons feierte Jubiläum. Es war kein Jubelfest gewöhnlicher Art, das da in den altergrauten Mauern des "Idylls am Niederrhein" begangen wurde. Die Zonser gedachten vielmehr des 500jährigen Bestehens des Schützenvereins in ihrer Stadt, das fast so alt ist wie diese selbst. Offiziell wird zwar die Gründung einer St.-Sebastianus-Bruderschaft auf das Jahr 1448 zurückgeführt. Aber die Annahme ist berechtigt, daß die Bruderschaft schon einige Zeit vorher bestand. Reich an interessanten Berichten ist die Chronik der Bruderschaft, die in Schweinsleder gebunden vorliegt.
In den ersten beiden Jahrhunderten nach der Gründung wurde in Zons, wie es in den Berichten heißt, der Königsvogel mit der Armbrust geschossen, wie es auch heute wieder der Fall ist. Die alten Zonser scheinen tüchtige Armbrustschützen gewesen zu sein, denn sie holten den Vogel vom Turme des Rheintores herunter. In der Folge verbot das Kölner Domkapitel den Abschuß des Vogels vom Rheinturm und ordnete die Aufstellung des Vogels auf einer Vogelrute an. Das blieb so bis heute. Einer der größten Förderer der Zonser Bruderschaft war Kurfürst Clemens August, der von 1732 bis 1761 regierte. Seine eigenhändige Namenseintragung findet man in dem Bruderschaftsbuch. Das Vogelschießen gefiel ihm so gut, daß er selbst zweimal den Vogel von der Stange holte und die Würde des Schützenkönigs errang. So wird berichtet, daß er nach dem glücklichen Schuß am 17. Mai 1744 von sieben Jungfrauen "majestätisch" geschmückt wurde. Diese erhielten von ihm zwölf Dukaten in Gold und die Bruderschaft ein ganzes Ohm Wein. Mit dem Zusammenbruch des Kurfürstentums in der Franzosenzeit war es auch mit der Bruderschaft zu Ende. Erst im Jahre 1898 trat sie als Hubertusbruderschaft neu ins Leben, die sich mit der alten St.-Sebastianus-Bruderschaft verband. Seitdem wurden abgesehen von Kriegszeiten, Jahr für Jahr in Zons wieder Schützenfeste gefeiert.
In diesem Jahre wurde neben der Feier des 500jährigen Bestehens der St.-Sebastianus-Bruderschaft das 50jährige Jubiläum der Neugründung der St.-Sebastianus-Hubertus-Bruderschaft festlich begangen. Die Straßen des alten Städtchens zeigten einen Festschmuck wie lange nicht. Nach dem feierlichen Hochamt bot der Festplatz vor dem alten Schloß Friedestrom ein glanzvolles Bild. Die Zonser Bruderschaft wurde von Fahnenabordnungen der Bruderschaften von Solingen, Benrath, Urdenbach, Monheim, Hilden, Baumberg, Norf und Stürzelberg umrahmt. Unter den Gästen sah man den Diözesanpräses Geistlicher Rat Dr. Louis (Leverkusen) und Bundespräses Pfarrer Zander (Nettesheim). Bürgermeister Fleischhauer ehrte Jubilare, darunter die Goldjubilare Brudermeister Heinrich Gilgen und Anton Stein. Der Diözesanpräses überbrachte die Wünsche des Kardinals, des Protektors der Feier, und des ersten Vorsitzenden der rheinischen Bruderschaften, des Fürsten von Salm-Reifferscheidt-Dyck. Die Glückwünsche der Bruderschaften übermittelte Bundesmeister Steinwasser aus Benrath. Den Festakt verschönten Lieder des MGV Cäcilia und Gedichtvorträge. Einen der Höhepunkte des Jubelfestes bildete der große Festzug am Nachmittag, an dem sich zahlreiche Vereine von auswärts beteiligten. An diesem Tage herrschte wieder einmal Stimmung in Zons wie in alten Tagen. Mit Spannung wurde das Königsvogelschießen vor dem Rheintor verfolgt. Unter großem Jubel holte Johann Schönen mit einem placierten Schuß mit der Armbrust den Vogel von der Stange, ein Vogelschuß ganz im Stile der Gründungszeit vor einem halben Jahrtausend.
[p. 174] Zum Domjubiläum (700 Jahre) waren auch von Zons die Schützen, Mitglieder der Kolpingsfamilie, der Jugend und Pfarrkinder nach Köln gefahren, um an den Feierlichkeiten teilzunehmen. Am 22.8. fand die vorgeschriebene Weihe an das Unbefleckte Herz Mariens statt.
47. [Es folgt der gedruckte Totenzettel von Philipp Wannhoff]
[Foto]
Ehre seinem Andenken!
Jesus! Maria! Josef! Martinus!
"Wie es dem Herrn gefallen, also ist es geschehen; der Name des Herrn sei gebenedeit". Johannes 16, 22.
Betet für die Seelenruhe des im Kampfe für die Heimat und das Vaterland gefallenen
Philipp Wannhoff
Obergefreiter
Inhaber des Eisernen Kreuzes II. und anderer Auszeichnungen
Der Verstorbene war geboren zu Zons am 27.2.1913 als Sohn der Eheleute Johann Wannhoff und Katharina Gilgen. 1940 zum Heeresdienst eingezogen, wurde er im Osten eingesetzt, machte die Vormärsche und Rückzüge mit und mußte zu Ende des Krieges, am 12. Januar 1945, an der Straße Gumbinnen-Ebenrode, im sogenannten Teufelmoor, noch sein Leben lassen. Nach drei Jahren kommt die erschütternde Nachricht von seinem Tode. Alle, die den Dahingeschiedenen kannten, schätzten ihn wegen seines offenen und freundlichen Wesens. Seinen Eltern und Geschwistern war er in inniger Liebe zugetan. Sein lebendiger Gottesglaube half ihm, die Enttäuschung seines Lebens gefaßt zu ertragen.
Um ihn trauern seine Mutter, die Geschwister und die übrigen Anverwandten, welche die Seele des Verstorbenen empfehlen dem Gebete der Gläubigen, auf daß sie ruhe in ewigem Frieden.
[p. 175] Am 5. September hatten die Männer und am 12. September hatte die weibliche Jugend ihre Domwallfahrt. Das ewige Gebet am 12. September fiel in diesem Jahre auf einen Sonntag. Die Beteiligung war nicht übermäßig, trotz der gespannten Lage, alle reden wieder von einem bevorstehenden Kriege. Rußland geht bis an die Grenze des äußersten, Berlin!
Am 15.9.48 war die Domwallfahrt der Frauen und Mütter, es waren immer eindrucksvolle Feiern.
Die Kevelaerwallfahrt fiel wegen zu geringer Beteiligung in diesem Jahre aus. Am 19.9. nehmen an der Wallfahrt nach Knechtsteden 80 teil, und die Mütter, 45 an der Zahl, wallfahrten am 22.9. nach Hardenberg-Neviges.
Am 26.9. fand die Domwallfahrt der männlichen Jugend statt.
Am 17. Oktober 48 Missionssonntag. Pater Wilhelm Hunger SJ aus Bonn hielt die Predigten und nachmittags bei Weiler einen Lichtbildervortrag über die Missionen.
Am 31. Oktober Christkönigsfest. Die Jugendgruppen gestalteten [p. 176] den Nachmittagsgottesdienst. Die Festpredigt hielt Pater Granes[32] aus Knechtsteden.
Die Beteiligung an der Prozession am Allerseelentage zum Friedhofe war überaus groß. Der Chor sang am Priestergrabe, wo die Absolution vorgenommen wurde.
Am 17. Oktober 48 fand die Gemeindewahl statt. Die Beteiligung betrug 77,25 %, die CDU erhielt 389 Stimmen, 3 Abgeordnete Wilhelm Longerich, Anton Norff, Matthias Marx. Die SPD 2 Abgeordnete Johann Fleischhauer und Jakob Krahn mit 373 Stimmen und die KPD mit 111 Stimmen 1 Abgeordneter Theodor Derendorf. Der prozentuale Anteil CDU 43,25 %, SPD 36,96 %, KPD 8,70 %, Zentrum 11,07 %. Stürzelberg 4 CDU-Abgeordnete. SPD durch die Reserveliste 4 Abgeordnete, Zentrum durch Reserveliste 2 Abgeordnete.
Im Ganzen 7: CDU, 6: SPD, 2: Zentrum, 1: KPD.
Bei der Bürgermeisterwahl ging das Zentrum sofort mit der S.P.D.
Am 7. November feierte die Bruderschaft den Hubertustag. Von den 60 Mitgliedern waren 20 an der Kommunionbank.
[p. 177] Am Sonntage nach Immatriculata war wieder feierliche Aufnahme in den Marienverein, 10 Aspirantinnen. Abends sangen die Mitglieder das Marienleben von Piel, Cantate mit lebendigen Bildern.
Im Laufe des November führten die weiblichen Gruppen das Märchenspiel "Aschenputtel" und die männlichen Gruppen Hans Sachs-Spiele auf. Der Besuch der Eltern war erfreulich gut. Auch wurde in allen Gruppen St. Nikolaus empfangen.
Weihnachten waren die Gottesdienste wieder sehr gut besucht. Am 1. Tage wurden 800 Kommunionen ausgeteilt. Die Pfarrfamilie versammelte sich wie in früheren Jahren bei Peter Josef Schmitz, Rheinstraße. Diesmal spielten die Jugendgruppen sehr schön die heiligen Szenen. Lehrer Sczyrba, Fräulein Tasch und Schwester Misaela hatten die Jugendlichen gut vorbereitet.
Statistik 1948. Taufen 19 (25), auswärts 12 (10), 1. heilige Beichte 42 (38), 1. heilige Kommunion 51 (27), Eheschließungen 10 (11), gestorben 19 (20), heilige Kommunionen ausgeteilt 23.500 (22.500).


1949

[p. 178] Mittwoch 26.1.49 Generalversammlung der Frauen und Mütter. Rechenschaftsbericht, Kassenführung, Fräulein Trimborn, Sekretärin der Ostvertriebenen, hielt Vortrag über Friedland, Durchgangslager für Kriegsgefangene aus Rußland, und Diasporanot, anschließend Kaffee und Unterhaltung (Vorführungen von Kindern).
19. Februar. Einführung des neuen Hauptlehrers in einem kleinen Festakt in der Schule unter Beisein des Lehrerkollegiums, der Vertretung der Stadtverwaltung, des Schulausschuß als Vertreter der Elternschaft und des Pastors. Nach Ableben des Hauptlehrers Breuer 1946 wurde Matthias Fausten, geboren 2.12.1903 zu Büttgen, als Schulleiter eingesetzt. Am 19.2.1924 machte er seine Lehrerprüfung und erhielt die Ernennungsurkunde als Hauptlehrer vom Schulrat persönlich überreicht. Nach einem gemeinsamen Gebet: "Alles meinem Gott zu Ehren" wurde der neue Herr Hauptlehrer vom Lehrer Wilhelm van der Zander begrüßt, die Kinder sangen: "Gott grüße Dich tausendmal", der Pfarrer hielt die Festansprache, indem er besonders auf den christlichen Cha- [p. 179] rakter der Schule hinwies, daß 90 % der Elternschaft hinter der Forderung zur Bekenntnisschule stünden, auch forderte er die Stadtverwaltung auf, dem Neubau einer Schule ernstlich näherzutreten. Die Kinder gratulierten und überreichten Blumen. Nach dem Liede: "Lobe den Herrn..." sprach im Auftrage der Stadtverwaltung Sekretär Johann Baum, der Stadtdirektor hatte sich entschuldigen lassen!!! Der neue Hauptlehrer antwortete und gab keine feste [sic.] Versprechungen für die Zukunft der Schule. Mit dem gemeinsamen Liede: "Lobt froh den Herrn..." schloß die für die Kinder eindrucksvolle Feier. Hoffen wir, daß die Bekenntnisschule auch in Zons gesichert bleibt.
27. Februar 49 Quinquagesima. Die Wogen des Carneval gehen hoch. Montag von 7-2 Uhr Gebet vor dem Hochwürdigen Gut in der Kapelle, Besuch einigermaßen. Nachmittags zieht der Rosenmontagszug auch in Zons. 8 Wagen, die auf die Lokalgeschichte des letzten Jahres Bezug nehmen und selbst- [p. 180] verständlich ein Wagen mit dem Prinzen Carneval. Zur Freude der Kinder werden Bonbons in reicher Fülle geworfen, und der Wagen der Metzger wirft sogar mit Würsten, trotz des Fleischmangels.
13. März 10jähriges Jubiläum der Papstkrönung.
16. Februar Gründung des Männerwerks in Zons. Diözesanobmann Jean Kolter aus Köln spricht über das Programm.
16. März. Pater Dr. Pohlen, Knechtsteden, spricht über Sozialismus.
2. April. Abends 10 Uhr Männerwallfahrt nach Knechtsteden.
5. April. Exequien für Sebastian Olligs † 13.7.1947
[Es folgt der gedruckte Totenzettel von Sebastian Bernhard Olligs]
[Foto]
Ehre seinem Andenken!
Jesus! Maria! Josef! Martinus!
"Ich weiß, daß mein Erlöser lebt, und ich werde auferstehen am jüngsten Tage." Johannes 19, 25.
Betet für die Seelenruhe des verstorbenen Kriegsgefangenen
Sebastian Bernhard Olligs
Bäckermeister
Der aus diesem Leben Geschiedene war geboren zu Zons am 18. August 1910 als jüngster Sohn der Eheleute Bernhard Olligs und Luise Marx.
Zu Beginn des Krieges, am 26. August 1939, zum Wehrdienst eingezogen, wurde er im Westen und im Osten eingesetzt. Er überstand gesund und unverwundet alle Gefahren des Krieges und kam 1945 in russische Gefangenschaft. Durch die Entbehrungen geschwächt, verunglückte er tötlich bei Bauarbeiten in Charkow am 13. Juli 1947.
Nun ist auch der letzte Sohn der Familie gefallen. Zeitlebens war er seinen Eltern ein guter Sohn, die Stütze seiner Mutter, als sie Witwe war. Mit ihm ist die Hoffnung seiner Schwestern dahingegangen, die jetzt zu dem ältesten Bruder auch den jüngsten verloren haben. Als treuer Katholik hat der Verstorbene seine religiösen Pflichten gewissenhaft erfüllt, sodaß wir zuversichtlich hoffen dürfen, daß der Herrgott ihm ein gnädiger Richter gewesen ist.
Voller Trauer bitten seine beiden Schwestern, ein Neffe, sowie die übrigen Anverwandten um ein frommes Gebet für den Verstorbenen, damit er ruhe in ewigem Frieden!
[p. 181] 20. April. Männerversammlung. Pater Dr. Arnold, Knechtsteden, spricht über Eigentumsfragen.
Am weißen Sonntag gingen 14 Knaben und 21 Mädchen zur ersten heiligen Kommunion. Die Mütter waren zu den Vorbereitungsvorträgen fast immer vollzählich [sic.] erschienen.
30. April. Die Kinder waren zur Blumenprozession zum Maialtar sehr zahlreich erschienen.
Das Zonser Tambourcorps beim 25-jährigen Stiftungsfest am 5. Juni 1949.
Am Pfingstsonntage, 5.6.49, feierte das Trommlercorps der Bruderschaft sein 25jähriges Stiftungsfest mit feierlichem Hochamte. 14 auswärtige Tambourcorps waren erschienen und fochten nachmittags einen Wettstreit aus.
Mai. An Stelle des nach Mönchen-Gladbach versetzten Junglehrers Wilhelm van der Zander kam der Junglehrer Hans Burzyk aus Westerloy, geboren 21.1.21 in Frankenstein.
Am 19.6.49 feierte der Turnverein sein Stiftungsfest unter großer Beteiligung auswärtiger Turnvereine. In seiner Haltung hat sich nichts verändert, conferre I, Seite 143, wenn er auch ein feierliches Amt bestellt hatte.
[p. 182] Die Caritashaussammlung ergab 284,- DM.
26.6.49. Die Kirchenvorstandswahl, alle Vorsteher mußten neu gewählt werden, und zwar statt der bisherigen 10 nur 8 Mitglieder, hatte folgendes Ergebnis: 57 Wähler erschienen. Johann Erkelenz, Brunnenstraße 14, Anton Hubert Norff, Rheinau 21, Josef Richrath, Grünwaldstraße 18, Josef Rodekirchen, Feldstraße 14, Hubert Stelzmann, Rheinstraße 4, Josef Vogel, Kirchplatz 5, Matthias Weiler, Herrenweg 17, Heinrich Wimmer, Rheinstraße 18. Ersatzmitglieder: Michael Lenden, Bahnstraße 19, Andreas Schreiner, Grünwaldstraße 9, stellvertretender Vorsitzender Josef Rodekirchen. Als Rendant wiedergewählt: Josef Haas aus Dormagen.
31.7. Das 501. Stiftungsfest der Sebastianus- und Hubertusbruderschaft wurde gefeiert unter Teilnahme vieler auswärtiger Bruderschaften. 40jährige Jubilare waren Gilgen Heinrich II, Feldstraße, Busen Jakob, Hohes Örtchen, 25jährige Jubilare: Wingerath Peter, Feldstraße, Bechlenberg Johann, Lindenstraße, Düssel Leo, Tambourmajor, Feldstraße, Köppinger Hermann, Bahnstraße, Marx Matthias, Feldstraße, Bechlenberg Heinrich, Steinstraße, Auer Peter aus Stürzelberg.
[p. 183] Bei der Bundestagswahl am 14. August 1949 wählten in Zons 84,5 % der Wähler. Ergebnis: S.P.D. 395, F.D.P. 26, K.P.D. 101, C.D.U. 409, DRP 12, Zentrum 78, R.W.V.P. 11, R.S.F. 6, ungültig waren 68 Stimmen.
16.8. fand der Ausflug der Frauen- und Müttergemeinschaft ins Ahrtal statt. Beteiligung 72.
5.9. ertrank im Rhein Marliese Pick, geboren 18.11.37.
17.9. ertrank im Rhein Berta Sticker, geboren 1.4.1887.
18.9.49 zog die Wallfahrt nach Kevelaer, ca. 100 Teilnehmer in 3 Autos.
25.9.49 Wallfahrt nach Knechtsteden. 100 Teilnehmer.
2.10.49 Erntedankfest gefeiert wie in jedem Jahre.
Die Rosenkranzandacht wurde in diesem Jahr abends um 7 Uhr gehalten und war gut besucht.
16.10.49 Hedwigsfeier für die Ostvertriebenen in der Kapelle. Gut besucht, abends Familienabend bei Weiler.
Mittwoch, 19.10.49 Beginn der Versammlungen des Männerwerks. Berufsschuldirektor Henkel, Dormagen, sprach über das christliche Abendland.
Am Christkönigsfest der erste Versuch einer Familien-[33] [p. 184] 50 Familien beteiligten sich mit 390 Kommunikanten.
Die Generalkommunion der Schützenbruderschaft am Hubertusfeste (6.11.49) war ein Fehlschlag. Von 130 Mitgliedern beteiligten sich 30.
Mittwoch, 16.12.49. Bei der Versammlung des Männerwerks sprach Referendar J. Seel aus Breslau über Staatsformen.
Unsere Gefallenengedenkfeier am 20.11.49 war fast nur von Frauen und Müttern besucht, da ein Fußballspiel den Jugendlichen und Männern wichtiger war.
Die Abendmesse am Immaculatafeste war sehr gut besucht. Für den Marienverein hielt Pater Billig, Lazarist aus Köln-Nippes, ein Triduum. Am Sonntag, 11.12. war feierliche Erneuerung des Treueversprechens. Abends das Weihespiel: "Die Zeit ist erfüllt".
Mit Ausnahme von 2 sind nun alle russischen Kriegsgefangenen zurückgekehrt. Die beiden sind Alfons Prosswitz und Ludwig Vianden, letzterer hat 10 Jahre Strafe bekommen. Die Heimkehrer von diesem Jahre sind: August Rasselnberg, Johann Brandt, Heinz Grabsch, Jakob Wimmer, Jakob Arentz, Philipp Rosellen, Hans Rosellen, Wilhelm Annas, August Rudolfs, Gerhard Assmann, Alfons Seiffert, Paul Schwirn, Adolf Kindt, August Fritz, Herbert Scheja.
Mittwoch, 14.12.49 sprach Rektor Plettenberg vom Krankenhaus in Dormagen über: Der katholische Mann und das Grundgesetz der Lebens- und Sozialordnung.
Am ersten Weihnachtstage waren 65 % der Pfarrkinder an der Kommunionbank.
Im Pfarrhause wurde in 2 Zimmern die Wasserleitung umgelegt. Das Dach der Kirche und des Pfarrhauses ist repariert bzw. neu umgelegt worden. Ein Weihnachtsspiel, das vorgesehen war, konnte nicht zur Aufführung gelangen, da sich keine Spieler fanden.
Statistik 1949 Taufen 25 (19), auswärts 11 (12), 1. heilige Beichte 50 (42), 1. heilige Kommunion 39 (51), Ehen 16 (10), Kirchenaustritt 2 (-), gestorben 19 (19), Kommunionen ausgeteilt 23.000 (23.500).


1950

[p. 186] Anno Santo 1950.
Am 10. Januar Versammlung des katholischen Männerwerks. Dr. Pater H. Pohlen sprach vor 40 Männern über christliche Weltverantwortung. In der lebhaften Aussprache beklagten sich die Rußlandheimkehrer, bei den christlichen Demokratien des Westens keinen christlichen Geist zu finden.
15.1.50. Die Mütter der Erstkommunikanten treffen sich zu einer Besprechung über die Vorbereitung ihrer Kinder. Das neue Diözesangebetbuch wird eingeführt.
1.2.50. Generalversammlung der Frauen- und Müttergemeinde im Saale Schmitz, Rheinstraße. Von den 200 Mitgliedern waren 150 erschienen. Jahresbericht und Kassenabrechnung gab die Vorsitzende Frau Breuer, über das religiöse Leben der Gemeinschaft sprach der Pfarrer. Monatlich sind 50 Frauen an der Kommunionbank. Zu den Standesvorträgen erschienen durchschnittlich 20-25 Frauen.
Am 8.2.50 sprach im katholischen Männerwerk vor 40 Männern Pater Dr. Arnold C.S.Sp. über Mitbestimmungsrecht.
[p. 187] 1.-4. März Triduum anläßlich des 40-jährigen Priesterjubiläums des Pfarrers, conferre Chronik. Thema der Predigten: Christus in den Händen der Tyrannen, der Unabhängigen, der Versöhnten.
Sonntag, 9. Levitiertes Hochamt, Festpredigt. "Wir stiegen hinab in die Arena". Prediger: Rektor Carl Plettenberg vom Augustinuskrankenhaus in Dormagen, mit Generalkommunion von ca. 500 Pfarrkindern. 5 Uhr Saalfeier bei Weiler, Vorträge des Gesangsvereins. Weihespiel St. Michael.
[Es folgt ein eingeklebter Zeitungsartikel]
Rheinische Post 54, 4.3.1950[34]
40 Jahre im Dienste Gottes
Priesterjubiläum in Zons – Ehrung für Pfarrer Klüwer’’
Zons. Wenn morgen die Kirchenglocken zum feierlichen Levitenhochamt einladen, dann begeht die katholische Pfarrgemeinde der Stadt Zons die 40. Wiederkehr des Tages, an dem ihr Pfarrer Klüwer zum Priester geweiht wurde. Am 29.6.1886 in Essen geboren, empfing er 1910 in Köln die Priesterweihe. Sein Weg führte ihn zunächst als Kaplan nach St. Paul in Aachen. Die weiteren Stationen waren St. Michael in Burtscheid und Mönchen-Gladbach-Holt sowie St. Marien in Köln-Nippes. Am 1.5.1928 wurde er zum Pastor in Zons bestellt, und am 24.6.1928 erfolgte die feierliche Einführung. Seit diesem Tage gehört die unermüdliche Fürsorge Pastor Klüwers seiner Gemeinde.
Unter seinem Vorgänger, Pastor Dr. Dr. Schmitz, der der Pfarre 18 Jahre als Seelsorger vorgestanden hatte, mußte auch Zons während des Weltkrieges alle Glocken bis auf die kleinste das Geläut abgeben. So war das erste Ziel des neuen Pfarrers die Wiederbeschaffung der Glocken. – Die Jahre zwischen den beiden Weltkriegen waren mit reicher Arbeit ausgefüllt. Neben der unmittelbaren Tätigkeit als Seelsorger, führte ihn sein Wirkungskreis vor allem in die katholischen Jugendverbände und Vereine. Eine seiner Hauptaufgaben war und blieb es aber, den Religionsunterricht zu erteilen. Der zweite Weltkrieg brachte auch für die Stadt Zons Sorge und Leid. Gerade während dieser schweren Zeit aber bewies Pastor Klüwer, daß er wahrhaft der Seelsorger seiner Pfarrkinder war. Während der Fliegerangriffe las er die Messe in den Kellern des Pfarrhauses. Mehr als einmal half er trotz des schweren Beschusses bei der Bergung verwundeter Soldaten und Zivilisten. Neben der Sorge um den Menschen gelten heute seine Bemühungen auch der Renovierung des durch Kriegseinflüsse beschädigten Gotteshauses. Er scheut sich nicht, als Handlanger, Maurer oder gar Dachdecker selber mit Hand anzulegen.
Rheinische Post Numero 54, 4.3.50.[35]
[p. 188] 5. März 1950
[Es folgt ein eingeklebter Zeitungsartikel]
Jubilarfeier für Pfarrer Klüwer
Zons. In festlicher Weise beging gestern die katholische Pfarre der Stadt die 40. Wiederkehr des Tages, an dem Pastor Klüwer zum Priester geweiht wurde. Die Frühmesse leitete die kirchlichen Feiern ein, die in einem Levitenhochamt mit Festpredigt ihren Höhepunkt fanden. Der Kirchenvorstand und Fahnenabordnungen der Kirchenvereine empfingen den Pastor vor dem Festgottesdienst am Portal des Pfarrhauses und geleiteten ihn durch ein Spalier weißgekleideter Mädchen und Meßdiener zum Gotteshaus. Nach dem Hochamt fanden sich die Stadtvertretung, an ihrer Spitze Stadtdirektor Scheer, der Kirchenvorstand und die Abordnungen aller Vereine zur persönlichen Gratulation im Pfarrhause des Jubilars ein. Prälat Liedmann überbrachte die Grüße und Glückwünsche der Geistlichkeit des Dekanates Neuß.
Am Nachmittag holte der Kirchenvorstand Pfarrer Klüwer vom Pfarrhause ab und geleitete ihn zur Saalfeier im "Bergischen Hof". Nach der Begrüßung des Kirchenvorstandsmitgliedes Wimmer, der das Wirken des Pfarrers als Mensch und Seelsorger während der vergangenen 23 Jahre noch einmal in den Vordergrund stellte, unterhielten der Kirchenchor und das von Laienspielern zur Aufführung gebrachte Weihespiel "St. Michael" Jubilar und Festversammlung.
8. März 1950. Im Männerwerk sprach Pater Dr. Pohlen C.S.Sp. vor 35 Männern zum Abschluß der Vorträge des Winterhalbjahres über berufständische Ordnung nach der Enzyklika. Eine rege Aussprache beschloß den Abend.
12. März 1950. Heilig-Jahrfeier anläßlich der 11. Wiederkehr des Jahrestages der Krönung Pius XII., der gesamten männlichen und weiblichen Jugend in Knechtsteden, auch Zons war [p. 189] mit 40 Jungmännern und Jungfrauen vertreten.
An den beiden Ostertagen habe ich 1.500 Kommunionen ausgeteilt.
10.4.50. Am Ostermontage wurde die neue Fahne des Turnvereins, conferre I, Seite 143, auf dem Schulhofe gesegnet. Da er kein kirchlicher Verein ist, so konnte die Fahnenweihe in der Kirche nicht vorgenommen werden. Die Fahne zeigt auf der einen Seite Vater Jahn, auf der anderen Seite die 4 F: Frisch, Fromm, Fröhlich, Frei.
Am Weißen Sonntag, 16.4.50, gingen 50 Kinder zur ersten heiligen Kommunion (26 Knaben und 24 Mädchen). Die Beteiligung der Eltern und Gläubigen, auch an der Kommunionbank, war sehr stark. Für arme Kommunionkinder wurden von der Caritas ausgegeben 420,- DM.
Am Markustage wurde der in der Kapelle erneuerte Kreuzweg von einem Franziskanerpater benediziert. Die Genehmigung von der Erzbischöflichen Behörde war erteilt worden. Hubert Dürnholz aus Köln hat die Bilder gemalt. Genehmigung von Köln 4.4.1950. 1665/I 50.
[p. 190] Am 26. April 1950 feierte das Ehepaar Heinrich Gilgen und Sibilla Boes goldene Hochzeit. Ausschnitt aus der Rheinischen Post Numero 96, 25.4.1950
[Es folgt der eingeklebte Zeitungsartikel]
Der "Schmied von Zons" feiert Goldhochzeit
Er kannte noch den "goldenen Boden" des Handwerks
Zons. Die Eheleute Heinrich Gilgen und Frau Sibilla, geborene Boes, Zons, Feldstraße 43, feiern am Mittwoch, 26. April, das Fest der Goldenen Hochzeit. Beide Eheleute sind noch recht rüstig. Der Jubilar zählt 77 und die Jubilarin [folgt Foto des Paares] 73 Jahre. Ihre große Beleibtheit veranlaßt die Zonser Bevölkerung, das Fest der Goldhochzeit besonders zu feiern, zumal beide geborene Zonser sind. Das Fest beginnt am Dienstagabend mit einem Fackelzug mit Ständchen durch die Ortsvereine. Für Mittwochabend ist im Saale von Schönen eine Gemeinschaftsfeier vorgesehen.
Der Jubilar Heinrich Gilgen ist ein Handwerksmeister von echtem Schrot und Korn. Mehrere Jahrzehnte lang war er "der Schmied von Zons". Denn er beschlug seit dem Jahre 1900 dort als einziger die Pferde. Als der Redakteur der RP ihn in den letzten Tagen besuchte, erzählte ihm der ehemalige Dorfschmied manches aus seinen Erinnerungen. "Damals", so sagte er, "hatte das Schmiedehandwerk noch einen goldenen Boden. Denn in dieser Zeit kannte man noch keine Kraftfahrzeuge und das Pferd stand höher in der Achtung als treuer Freund des Menschen als heute, wo der Traktor ihm immer mehr Konkurrenz zu machen beginnt. Und wenn wir als Schmiede für einen vollen Hufbeschlag um 1900 auch nur 2,80 Mark erhielten, ein Entgelt, das sich bis 1930 auf 4,20 RM erhöhte, so kamen wir doch besser rund wie heute, da meine Kollegen dafür über 14 DM erhalten. Denn die Kosten für Material und Löhne waren viel niedriger und erst die sozialen Lasten, kannten wir kaum. Als ich im Jahre 1930 den Hammer an den Nagel hängte, fand sich aber für mich in Zons kein Nachfolger. Es kam von Zeit zu Zeit ein Beschlagschmied, der hier Gastrollen gab." Nach anderen besonderen Ereignissen aus seiner Tätigkeit gefragt, wußte der Jubilar ein interessantes Vorkommnis aus dem Hitzejahr 1911 zu erzählen. Damals lösten sich infolge der großen Hitze fast alle Eisenreifen von den Karren- und Wagenrädern. "Damals erlebte ich den größten Arbeitsanfall in meiner Praxis. In verhältnismäßig kurzer Zeit mußten wir 136 Reifen neu aufziehen. Es wurde von morgens bis in die Nacht hinein geschuftet. Aber wir haben es geschafft." Ein Mann, der so gearbeitet hat, kennt begreiflicherweise auch in seinem Alter keine Ruhe. So sieht er seinen Stolz darin, den Garten zu graben und in Ordnung zu halten. Auch seine Frau tut noch heute ihre Pflicht als rührige Hausfrau.
Heinrich Gilgen hat auch im Zonser Vereinsleben lange eine große Rolle gespielt. So ist er über 50 Jahre Mitglied der St. Sebastianus-Hubertus-Bruderschaft. 20 Jahre lang war er Präsident der Bruderschaft und 43 Jahre Vorstandsmitglied.
[p. 191] [runder Visitationsstempel: "Joseph Ferche Episcopus Vinen – Auxiliaris Coloniensis". Stempel "In Visitatione canonica"; handschriftliche Ergänzung "19.5.50 + Joseph Ferche." Stempelschrift: "Episcopus Vinensis, Auxiliaris Coloniensis".]
An der Familienkommunion am 30.4.1950 beteiligten sich 40 Familien.
2.5.50. In der Caritasausschußsitzung wurde Abrechnung gelegt über die Caritasausgaben des 1. halben Jahres. Unterstützung der Erstkommunikanten. 400,- DM.
Am 19.5.50 Firmung und die Visitation durch den Hochwürdigsten Herrn Weihbischof Josef Ferche. Vom 18. auf den 19.5. übernachtete er von Stürzelberg kommend im hiesigen Pfarrhause, zelebrierte morgens die Pontificalmesse und spendete 170 Kindern die heilige Firmung. Nachmittags fuhr er nach Horrem weiter. Am 25.5. war Schlußkonferenz im Raphaelshause.
Schluß der österlichen Zeit am 21.5.50. Es wurden 1.140 Osterkommunionen ausgeteilt, 90 % hielten ihre Ostern.
[p. 192] Rheinische Post, Freitag, 19.5.1950, Numero 115.
[Es folgt der eingeklebte Zeitungsartikel]
Weltjugendfreundschaftstreffen in Zons
Englische, holländische und deutsche Kinder kamen zusammen – Friedensbotschaft durch Luftballons
Zons. Am Mittwoch feierten Friedensfreunde aus Düsseldorf mit Kindern von den deutschen, holländischen und englischen Schulen in Zons den "Weltfreundschaftstag der Jugend". Dieser Tag war für alle, die daran teilnahmen – insgesamt rund 400 Schüler und Schülerinnen des Düsseldorfer Görres-Gymnasiums und anderer Schulen – ein unvergeßliches Erlebnis.
Die Teilnehmer gaben sich vormittags am Düsseldorfer Rathausufer ein Stelldichein. Als alle eingetroffen waren, wurde mit großem Jubel das Rheinbahnboot "Erft" zur Fahrt nach dem idyllischen Rheinstädtchen Zons bestiegen. Die Fahrt verlief recht fröhlich. Da gab es für die Kinder soviel Interessantes zu sehen, freundliche Dörfchen an den beiden Ufern im Schmucke des frischen Maiengrüns, Schlepperzüge, Motorboote und Segler: Manch lustiges Liedchen verkürzte die schöne Fahrt. Den Höhepunkt bildete die feierliche Übergabe von zwanzig Flaschenposten an "Vater Rhein" mit Botschaften vom "Weltfreundschaftstag" an die Welt. In flotter Fahrt ging es dann dem Ziele zu. Die Spannung wuchs, als Türme und Mauern der altersgrauen Feste Zons von fern sichtbar wurden. Nach der Landung wurden die Düsseldorfer Gäste von einer Zonser Abordnung empfangen. Dann wurden Gruppen von je 30 Kindern gebildet, und es ging zur Besichtigung der Sehenswürdigkeiten des mittelalterlichen Rheinstädtchens. Die Führung übernahm die Zonser Lehrerschaft. Die Schule hatte anläßlich des Jugendtreffens Festtag. Bei der Besichtigung waren die Düsseldorfer Kinder und ihre ausländischen Freunde ganz bei der Sache.
Zu dem gemeinschaftlichen Mittagessen war der Saal des Hotels Weiler bis auf den letzten Platz besetzt. Nach gehaltener Mahlzeit ging es hinaus auf die Rheinwiesen. Hier wartete ein neues großes Ereignis auf die Kinder, nämlich der Start von rund 300 Luftballonen mit anhängenden Postkarten für die Friedensfreunde im In- und Ausland. War das jedesmal ein Hallo, wenn eine Anzahl Ballone aufstieg, höher und höher davonzog, um schließlich am Horizont zu entschwinden. Sicher werden viele Ballone in Luxemburg oder Ostfrankreich landen und bald von dort Antworten eintreffen. Bei dem Ballonstart im vergangenen Jahr wurde ungefähr die Hälfte der Karten aus Holland und Belgien beantwortet.
In einer Unterhaltung mit dem Redakteur der RP gab der Leiter der Fahrt und warmherzige Förderer der Weltjugendfreundschaft, Rektor Schmitz von der Schule Lierenfeld in Düsseldorf, Erläuterungen über den Zweck dieser Fahrt. Er sagte, daß das Städtchen Zons mit Absicht als Treffpunkt gewählt worden sei, um der Jugend zu zeigen, wie sich bereits in mittelalterlicher Zeit die Menschen durch sichtbare Mauern voreinander abschlossen, um sich vor den Gefahren zu schützen, die ihnen von ihresgleichen drohten. Ebenso wie diese Mauern heute ihren Sinn verloren hätten, so sagt man der Jugend, seien auch in unserer Zeit die Grenzen sinnlos geworden.
Mit Absicht sei zu dieser Fahrt die Auswahl der teilnehmenden Schulen getroffen wor-
[Foto]
Beim Abfüllen der Ballons zum großen Ballonstart
den, und zwar neben Schülern des Görres-Gymnasiums Kinder einer katholischen, einer evangelischen und einer Gemeinschaftsschule aus Düsseldorf sowie einer holländischen Schule aus Ruhrort und den beiden englischen Schulen aus Ratingen und Hilden. Der Zweck sei, diese Jugend zusammenzuführen und ihr die Möglichkeit zu geben, sich kennenzulernen. Denn nur, wenn die Jugend sich jetzt schon daran gewöhne, über die Grenzen hinweg Freundschaft zu halten, würden eines Tages alle Vorurteile verschwinden und der Weg zur wirklichen Europa-Union frei sein.
Das nach dem Ballonstart und Spielen auf den Rheinwiesen im Saale des Weiler stattfindende große Jugendtreffen brachte den Beweis, wie sehr die Jugend für ein Zusammengehen begeistert ist. Denn alle, die die Begeisterungsstürme erlebten, die den Darbietungen der Jugendgruppen folgten, konnten keinen Zweifel mehr über den Verständigungswillen der Jugend haben. Es waren nicht zuletzt die deutschen Kinder, die nach den Darbietungen der holländischen und englischen Freunde mit tosendem Beifall ihre Anerkennung zollten.
Der Rektor Schmitz gab zu Beginn einen Überblick über den Weltjugendfreundschaftstag, wobei er die schon erwähnten Gedanken entwickelte. Großartig waren die Leistungen eines Orchesters und des aus über hundert Jungen bestehenden Knabenchores vom Düsseldorfer Görres-Gymnasium unter Leitung von Oberlehrer Wolf. Die Spielgruppen aus Zons und Düsseldorf fanden bei ihren Vorführungen begeisterte Zuhörer. Mit Beifall überschüttet wurden auch die holländischen Kinder für den Gesang einiger hübscher Liedchen und die englischen Kinder für Rezitationen. Zu erwähnen wären ferner die Leistungen des Kinderchors und der Spielschar der Schule von Düsseldorf-Reisholz.
Bezirksjugendpflegerin Eichhoff übermittelte die Grüße des Regierungspräsidenten und dankte insbesondere den Lehrern sowie allen, die zu dem schönen Erfolg dieses Tages beitrugen.
Zum Abschluß wurde das gemeinsame Lied mit dem Text "Heilig sei der Friede, Freundschaft umspanne die Welt, und Menschenliebe schmiede ein Band von Land zu Land" gesungen. Dann ging es wieder zur Rückfahrt an Bord der "Erft", und alle Teilnehmer, ob jung oder alt, verließen das Rheinstädtchen Zons in dem Bewußtsein, sich auf dem Wege der Völkerverständigung auf dem rechten Wege zu befinden und in Richtung auf dieses Ziel wieder einen Schritt weiter getan zu haben.
[p. 193] 3. Juni 50. Heimkehrerfeier bei Weiler. Sämtliche Vereine und die Schule boten in Gesang, Deklamation, Spiel und Tanz den Kriegsgefangenen, die zurückgekehrt waren, ihre Grüße und ihre Dankbarkeit.
Der letzte, der geschrieben hatte, war vor einem Monat von russischer Kriegsgefangenschaft heimgekehrt, er hatte 8 Jahre lang die Heimat nicht mehr gesehen. 33 sind noch vermißt und 75 sind gefallen.
4. Juni 50. Dreifaltigkeitssonntag, Bekenntnistag der Jugend in Knechtsteden, ca. 1.200 Jugendliche hatten sich eingefunden. Thema: Christus unser Friede.
Feierlicher Spatenstich zum Neubau der Volksschule an der Steinstraße am 12. Juni 1950.
Am Montag, den 12.6.1950 zog die ganze Schulgemeinde zur Steinstraße (heiliger Baum), dort wurde der erste Spatenstich getan zur Erbauung der neuen Schule, auf die Zons schon seit einer Generation wartet. Stadtdirektor Scheer begrüßte Pastor, Schule, Lehrer und Kinder, Architekt Baumann aus Wevelinghoven, Unternehmer Ferber, Zons, und die Arbeiter. Pfarrer Klüwer stellte das Werk unter Gottes Schutz. Hauptlehrer Fausten gab im Namen der Kinder seiner [p. 194] Freude Ausdruck, daß nun endlich würdige und ausreichende Schulräume geschaffen würden. Nachdem diese 3 ihren Spatenstich getan, folgte von jedem Schuljahr ein Knabe, der das gleiche tat.
Der Film des päpstlichen Werkes der Glaubensverbreitung in Aachen wurde bei Weiler im Bergischen Hof gezeigt. "Blut über Japan". Interesse sehr mäßig, immerhin konnten 65,- DM der Mission zur Verfügung gestellt werden.
Das Chorfenster "Agnes und Petronella" ist wiederhergestellt worden durch die Kölner Firma "Franz Melchior", zum Preise von 840,- DM.
Am 18.6.50 Volksentscheid und Wahl zum Landtag Nordrhein-Westfalen. Wahlberechtigte 1300, gewählt haben 999. F.D.P. 119, Zentrum 16, KPD 103, DRP 20, SPD 311, D.P. 6, CDU 356. "Ja"-Stimmen für die neue Verfassung 549, "Nein"-Stimmen 346.
Am 5.7.50 machte die Katholische Frauen- und Müttergemeinschaft von Zons ihren diesjährigen Ausflug, Köln, Bonn, Remagen, ein Franziskanerpater erklärte uns die Apollinariskirche, durch das Brohltal nach [p. 195] Maria Laach. Pater Alban O.S.B. führte uns durch die Klosterkirche, und wir fuhren weiter durch die Eifel ins Ahrtal. Bad Neuenahr und Rast mit Weinprobe im Wingerverein von Rech, zum Schluß nach Altenahr, wo bei Tanz und Gesang die Wogen der Begeisterung hochgingen, und Rückfahrt mit den 3 Autos und 80 Teilnehmerinnen über Meckenheim, Bonn, Köln wieder heim.
49. Am 7.7.50 Exequien für Hubert Reusrath.
[Es folgt der gedruckte Totenzettel von Hubert Reusrath]
Jesus! Maria! Josef! Martinus!
Sei getreu bis in den Tod, und ich will dir die Krone des Lebens geben. Offenbarung 2, 10.
Gedenket im Gebete des Stabsgefreiten
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Hubert Reusrath
Der Verstorbene war geboren am 27. November 1915 zu Zons als jüngster Sohn der Eheleute Wilhelm Reusrath und Gertrud Schoop. 1936 ging er zum Arbeitsdienst, wurde anschließend zum Militär eingezogen und verließ 1939 bei Ausbruch des Krieges mit den ersten Soldaten die Heimat. Er machte die Kämpfe in Frankreich und Rußland mit und geriet am 20. August 1944 in russische Kriegsgefangenschaft. Nach sechs langen Jahren des Harrens und Hoffens kommt nun die Gewißheit, daß er nach einem Monat seiner Gefangenschaft, am 26. September 1944, auf den Straßen von Tiraspol nach Charkow in Rußland, an den Folgen der Entbehrungen gestorben ist. Ein guter Sohn, die Stütze seiner Eltern, ein treuer Bruder seiner Familie, ist in dem Verstorbenen dahingegangen. Möge der Herrgott, dem er im Leben die Treue gehalten, in der Ewigkeit ihm ein gnädiger Richter sein.
Voller Trauer um den lieben Verstorbenen bitten die Eltern, seine zwei Brüder, die Schwägerin, drei Nichten und die übrigen Anverwandten um ein frommes Gebet für seine Seele, damit sie ruhe in ewigem Frieden!
Liebe Eltern, Brüder und alle daheim,
Ich kehre nicht mehr zu Euch heim.
Als ich starb im fremden Land,
'Reichte mir niemand von Euch die Hand.
Mein letzter Gedanke, mein letzter Blick,
Er eilte zu Euch in die Heimat zurück.
Tröste Du, o Gott, meine Lieben
Und schenke mir den ewigen Frieden.
[p. 196] Am 15.-18.7.50 Schützenfest in Zons. Friedrich III. von Saarwerden war nicht der Schützenkönig, sondern Klemens August I. von Bayern.
[Es folgt ein eingeklebter Zeitungsartikel]
Prinzeßchen mußte Bier zapfen
Fünf Schützenmajestäten nahmen die Parade ab – Eindrucksvoller Fackelzug – Schützenfest in Zons
Zons. Das Schützenfest der Zonser Sebastianus- und Hubertus-Bruderschaft, das auf alte Tradition zurückblicken kann – war doch sein Begründer und erster Schützenkönig Erzbischof von Saarwerden – begann am Samstagabend mit einem eindrucksvollen Fackelzug, der bei sinkender Dunkelheit seinen Weg durch die festlich geschmückten Gassen nahm. Die freudig gestimmten Zonser, die in dichten Reihen die Straßen säumten, begleiteten mit begeisterten Zurufen die sorgfältig gebastelten Fackeln, die auf allerhand lokale Ereignisse Bezug nahmen. Die Generalversammlung der Schützen und das anschließende Tanzvergnügen bei Schmitz (Stadt Zons) vereinigte darauf alle zu fröhlichen Stunden. Am Sonntag bei Sonnenaufgang zogen Trommler- und Tambourcorps durch die alten Gäßchen zum "Wecken". Das Hochamt um 10 Uhr bildete die feierliche Einstimmung auf den Tag. Danach fand auf dem Kirchplatz die Parade und Begrüßung der Gäste statt, und der König, Heinrich II., nahm gemeinsam mit dem Pastor die Ehrung der Jubilare vor. 14 Vereinsmitgliedern sprach der König seinen Dank für ihre treue Arbeit und ihren unermüdlichen Einsatz für die Bruderschaft aus. Peter Köppinger, nun 27 Jahre Vorstandsmitglied der Sebastianusbrüder und seinerzeit einer der Tatkräftigsten bei der Neubelebung des Bruderschaftsgedankens, konnte auf eine 50jährige Mitgliedschaft zurückblicken. Er erhielt den hohen Bruderschaftsorden. Übrigens war er der letzte Vorkriegsschützenkönig.
Am frühen Nachmittag strömten von weit her, zu Fuß, zu Rad oder mit Wagen die Schaulustigen nach Zons, um die große Königsparade nicht zu versäumen. Das Wetter meinte es gut – trotz drohender Wolken. Zahlreiche auswärtige Vereine waren mit ihren Königen erschienen. Es war ein schönes Bild, als gegen 3 Uhr die ersten Trommlerkorps die Feldstraße heruntermarschierten, vor der Gaststätte "Zum Feldtor" halt machten und den König, den Gastwirt Heinrich Nußbaum, abholten. Während König und Königin im blumen- und grüngeschmückten Wagen inmitten des Festzuges ihr "Reich" durchreisten, schenkte das Prinzeßchen, die einzige Tochter, unterdes den vielen Gästen das Bier und den Wein ein. Viele fremde Gäste hatten sich hier einen Platz gesichert, denn es geschieht einem nicht alle Tage, daß eine richtige "Königstochter" das Bier zapft.
Der Festzug, an seiner Spitze Oberst Bechlenberg, umschritt unterdes die alten Wälle, und man kann sich nicht leicht ein farbenfreudigeres Bild denken als die weißen Matrosen, die grünen Jäger und die schönen roten Husarenuniformen des Reitervereins, mit ihren Fahnen, unter denen die uralte Cäcilienbruderschaft mit dem Christusbild besonders eindrucksvoll war. Kopf an Kopf gedrängt, in bunten Festtagskleidern, stand die Bevölkerung mit ihren Gästen auf dem Wall, um die Parade vor den fünf Majestäten zu bewundern. Fremde und eigene Polizei war in ziemlich hohem Maße eingesetzt, um das verkehrstechnisch nicht einfache Problem der vielen Menschen auf dem engen Raum zu bewältigen, aber trotz hochschäumender Wogen der Festesfreude kam es zu keinem einzigen Zwischenfall. Am Abend boten wieder Kirmesplatz und Festball jedem das Seine und mancher fand erst beim Morgengrauen den Heimweg.
Der Montagmorgen begann mit einem Hochamt zum Gedächtnis der im Weltkrieg Gefallenen. Der Mittag brachte dann das mit fiebernder Spannung erwartete Königsvogelschießen. Der Nachfolger, Heinrich V., wurde Metzgermeister Hans Peter Craemer, der allseitig große Sympathien genießt und von dessen Regiment man ein ähnlich freudiges Fest für das nächste Jahr erwartet. Der heutige Dienstag bringt das große Ereignis, und zugleich auch das Ende der frohen Tage, den Krönungsball bei Schönen, im Hotel zum Stern.
[p. 197] Vom 23.7.-30.7. waren 20 Zonser Jungschärler unter Führung des Lehrers Sczyrba in der Jugendburg Gemen bei Borken in Westfalen.
An der Familienkommunion nahmen am 30.7. ca. 20 Familien und 12 Väter teil.
Am 19.7.50 wurde der Pfarrer von Zons zum Dechanten des Dekanates Zons ernannt von Seiner Eminenz Kardinal Josef Frings. G. R. Dechant Biesenbach, der wegen seiner 80 Jahre resigniert hatte, war zum Ehrendechanten ernannt worden.
Nachdem der Spatenstich erfolgt war (conferre S. 193), wurde der Grundstein am 29.7.50 feierlich gesegnet. Die Fotografie der eingemauerten Urkunde siehe Anlagen zur Pfarrchronik. Die Kosten des ersten Bauabschnittes, 4 Klassen, Duschräume, Hausmeisterwohnung etc., belaufen sich auf 250.000 DM.
Zeitungsbericht der Rheinischen Post vom 31.7.1950 siehe folgende Seite.
Rheinische Post, 5. Jahrgang, Numero 176 vom 31.7.1950
[Es folgt der eingeklebte Zeitungsartikel]
Neues Vatikan-Dekret
Gegen kommunistische Jugendorganisationen
Vatikanstadt, 30. Juli (dpa). Der Vatikan gab am Samstag ein vom Heiligen Offizium erlassenes Dekret heraus, das sich gegen kommunistische Jugendorganisationen richtet. Alle Eltern, deren Kinder den "neuen Organisationen angehören, die die Jugend im Geist des Materialismus und in der Leugnung des Glaubens erziehen", werden vom Empfang der Sakramente ausgeschlossen. Das gleiche gilt für Jugendliche, die diesen Organisationen in Zukunft weiter angehören. Personen, die solche Organisationen aufbauen oder sich an ihrer Schulungsarbeit beteiligen, sollen exkommuniziert werden.
[p. 198] 29.7.50 [Aufgeklebter Zeitungsartikel]
Schule soll Heim für die Kinder werden
Grundsteinlegeung [sic.] für die neue Schule in Zons – Auch allgemeine Badeanlage vorgesehen
Zons. Die Grundsteinlegung zum Bau der neuen Schule war für das alte Rheinstädtchen Zons ein bedeutsames Ereignis. Über hundert Jahre hatte das alte Schulgebäude am Markt seiner Bestimmung gedient. Da aber die Bevölkerung von Zons, besonders durch Zuwanderung von Flüchtlingen, nach dem Kriege erheblich gewachsen ist, herrschte in den Schulklassen eine fürchterliche Enge, und der Unterricht konnte ohne Nachteile für die Kinder nicht mehr durchgeführt werden. Nun erlebten Lehrer und Schüler vor dem festlich geschmückten Neubau die feierliche Grundsteinlegung zu einer neuen Schule. Außerdem hatten sich zahlreiche Ehrengäste, u.a. Amtsbürgermeister Kamm, Stadtdirektor Scheer, Pfarrer Klüver [sic.], Regierungsassessor Dr. Edelmann als Vertreter des Oberkreisdirektors, Regierungsbaudirektor Schäfer, Regierungs-Baurat Koch, Kreisplaner Baurat Schröder und Architekt Emil Baumanns (Wevelinghoven), von dem der Entwurf der Schule stammt, eingefunden. Ferner waren die Mitglieder des Stadtrates, Ortslandwirt Wimmer und die an dem Bau mitwirkenden Handwerker und Arbeiter und zahlreiche Einwohner erschienen. :Stadtdirektor Scheer hieß die Gäste im Namen der Stadt Zons willkommen und wies auf die Bedeutung der Grundsteinlegung hin. Er würdigte besonders die Mitarbeit aller, die zu diesem schönen Werk beitrugen und dankte für die Bewilligung der Mittel durch die Zonser Gemeindevertretung. Die Verwirklichung des jahrelang gehegten Wunsches eines Schulneubaues aber sei nicht minder dem Opfermut der Bevölkerung und der Mithilfe der Regierung zu verdanken. Pfarrer Klüver nahm die feierliche Einsegnung des Grundsteins vor, denn: "Wenn der Herrgott nicht baut, bauen die Bauleute vergebens." Er richte, so betonte er, in dieser Stunde an Gott die Bitte, daß auf dieser Schule sein Segen ruhen und aus ihr Generationen hervorgehen möchten, die dem Volk und Staat Nutzen brächten.
Amtsbürgermeister Kamm bezeichnete es als eine große Ehre, den Grundstein legen zu dürfen. Er wünsche in dieser Stunde, daß der Schulneubau in Zukunft den Kindern eine segensreiche Stätte der Erziehung sein möchte. Er verlas die Urkunde und legte mit den Worten: "Mit Gott für unsere Jugend und eine glückliche deutsche Zukunft!" die Hülle in den Grundstein. Es folgten die traditionellen Hammerschläge, Regierungs-Baudirektor Schäfer betonte, daß Zons zwar eine moderne Schule erhalte, die aber der historischen Bauweise der Stadt angepaßt worden sei. Kreisrechtsrat Dr. Edelmann sprach im Namen des verhinderten Landrats und des Oberkreisdirektors. Wenn auch der Wohnungsbau zur Zeit das Problem Nr. 1 sei, so sei doch ein Fonds für Schulneubauten bereitgestellt worden. Es sei erfreulich, daß diese kleine Stadt die Initiative zum Schulneubau ergriffen habe. Die Schule in Zons sei die erste Schule, die aus dem Sofortprogramm der Regierung im Landkreis gebaut werde.
Bei dem folgenden geselligen Beisammensein wurden durch den Architekten Emil Baumanns noch weitere Erläuterungen zu dem Schulneubau gegeben. Das gesamte Schulprojekt, von dem im ersten Bauabschnitt nur die Hälfte ausgeführt werde, sehe den Bau einer achtklassigen Schule mit acht Gruppenräumen und acht Garderoben vor. Die Garderoben seien nicht wie früher im Flur, sondern in einem Nebenraum, abschließbar für jede Klasse, untergebracht. Im Hauptteil seien zwei Klassen so gebaut, daß sie durch Wegnahme einer Schiebewand in einen Lichtspielraum umgewandelt werden könnten. Das Schulneuhaus solle den Charakter eines Schulheims erhalten. Im Untergeschoß sei außer Heizung und Abstellräume für Geräte usw. die Einrichtung einer Badeanlage vorgesehen, die auch von der Bevölkerung mit benutzt werden könne. Ferner sei eine große Halle für den Aufenthalt der Kinder bei schlechter Witterung vorgesehen. Die Turnhalle werde im zweiten Bauabschnitt gebaut. Von der Terrasse, die den Neubau umgebe, könnten die Lehrer den ganzen Schulraum überblicken. Der jetzt begonnene erste Bauabschnitt bringt den Bau von vier Klassen mit je vier Gruppenräumen, vier Garderoben, einer Aufenthaltshalle, einer Brauseanlage, eines Abstellraumes und einer Hausmeisterwohnung. Ferner werde ein großer Schulhof mit gärtnerischen Anlagen angelegt.
[Stempel der Pfarre: "Ecclesia Parochialis St. Martini Zontini"; dargestellt Martinus beim Teilen des Mantels]
Die Chorfenster, die durch Granaten zerstört waren, sind durch den Kunstglasmaler Franz Melchior aus Köln erneuert worden. Das Agnes-Petronellafenster zum Preis von 840,90.
Das Herz Jesu, Herz Mariaefenster zum Preise von 1079,20.
[p. 199] [Eingeklebter Zeitungsartikel mit handschriftlichen Ergänzungen: "181" und "5.8.50"]
Der neue Schulbau für Zons
[Foto des Schulneubau-Modells]
Zons. Die RP zeigt hier das Modell der neuen modernen Schule in Zons, zu deren Bau, wie berichtet, am Samstag der Grundstein gelegt wurde. Das Gesamtprojekt umfaßt acht Klassen, von denen im ersten Bauabschnitt vier Klassen, die Aufenthaltshalle und eine Brauseanlage gebaut werden. Außer acht Klassen ist der Bau von acht Gruppenräumen sowie Garderoben vorgesehen. Die Garderoben werden nicht wie früher in den Fluren oder sogar in den Klassen, sondern in einem Nebenraum einer jeden Klasse untergebracht. Zwei Klassen werden so gebaut, daß sie nach Wegnahme einer Schiebewand als Lichtspielraum benutzt werden können. Das neue Schulgebäude soll bewußt den Charakter eines Schulheimes erhalten, in dem sich die Kinder gern aufhalten. Ferner ist die Einrichtung einer Badeanlage geplant. Eine große Halle soll den Kindern Aufenthaltsmöglichkeiten während der Pausen bei schlechter Witterung gewähren.
Für den zweiten Bauabschnitt ist außer der Errichtung von weiteren vier Klassen der Bau einer Turnhalle geplant. Ferner werden Abstellräume geschaffen. Eine Hausmeisterwohnung wird eingebaut. Der Entwurf zu dem Schulbau, dessen Baustil sich, trotz es sich um einen modernen Bau handelt, gut in den mittelalterlichen Charakter von Zons einfügen wird, stammt von dem Architekten Emil Baumann (BDA), Wevelinghoven.
Der Kunstbildhauer Theodor Hammers aus Neuss, jetzt St. Raphaelshaus, hat der Kirche einen neuen Pfarrstempel entworfen. 88,25 DM, conferre Seite 198. Die Matrize zur Herstellung neuer Stempel liegt im Pfarrarchiv.
[p. 200] [Eingeklebter Zeitungsartikel mit handschriftlichen Ergänzungen: "Rheinische Post 194, 21.8.50"]
Zons im Zeichen der Sängertage
Schöner Festabend mit Jubilarenehrung – Gründung des Heimatbundes Zons angeregt
Zons. Der Festabend, der am Samstag anläßlich des 70jährigen Bestehens des MGV Cäcilia Zons im „Bergischen Hof“ stattfand, bildete einen würdigen Auftakt zu den Sängertagen in dem romantischen Rheinstädtchen. Der große Festsaal war schon vor Beginn der Veranstaltung bis auf den letzten Platz besetzt. Den Hintergrund der Bühne schmückte eine von Lorbeeren umrahmte Lyra.
Den Auftakt des Festabends bildete ein von Studienrat Dr. Joseph Zanders verfaßter Vorspruch "Preis der Heimat". Es folgte die von dem Orchester der Musikervereinigung Dormagen, unter Leitung von Alfred Wehrmann, gespielte Ouvertüre zu "Rosamunde" von Schubert. Groß war die Zahl der Ehrengäste, die der Vorsitzende der "Cäcilia", Franz Lenden, begrüßen konnte: u.a. Dechant Klüver [sic.], Amtsbürgermeister Kamm, Stadtdirektor Scheer, Studienrat Dr. Zander (Neuß), den Vertreter des Deutschen Sängerbundes, Sängerkreis Neuß, Wilhelm Schmitz und die zu Gast weilenden auswärtigen Gesangvereine "Dormagener Männergesangverein", Werkchor der Farbenfabriken "Bayer" Dormagen und Männergesangverein "Hoffnung" Lobberich. Besonders herzliche Worte fand er für die Jubilare des Vereins, an ihrer Spitze den 90 Jahre alten Senior Peter Gilgen, der schon mit dabei war, als der Verein vor 70 Jahren aus der Taufe gehoben wurde.
Gut zum Vortrag gebrachte Chorwerke des Jubelvereins und des Gastvereins aus Lobberich sowie die Darbietungen der Solisten Josef Schnock und dessen Sohn (städtische Kammermusiker aus Düsseldorf) leiteten über zu der Festansprache von Studienrat Dr. Zanders. Er bekannte sich mit Stolz zu seiner Geburtsstadt Zons und gab zunächst Erinnerungen aus seiner Jugendzeit zum Besten. Er regte – von großem Beifall unterstützt – an, sofort den Heimatbund Zons ins Leben zu rufen, zu dem sich möglichst alle Zonser als Mitglied einzeichnen sollten. Für den kommenden Winter seien drei bis vier Veranstaltungen geplant. Besonders richtete er einen Appell an die Jugend, sich rege zu beteiligen. Denn der Sport, der leider vielfach zu einseitig betrieben werde, forme nicht allein den Menschen. Man müsse neben dem Sport auch Interesse für geistige Dinge zeigen. Der Beauftragte des Deutschen Sängerbundes, Wilhelm Schmitz, Neuß, nahm die Ehrung von 14 Jubilaren vor. Herzliche Worte richtete er an den Mitgründer Peter Gilgen, der als 90jähriger in "alter Frische" an dem Festtag des Vereins teilnehme. Er überreichte dem "eisernen" Jubilar die goldene Nadel des Deutschen Sängerbundes. Mit den Glückwünschen der "Cäcilia" übergab der Vorsitzende Lenden dem Senior des Vereins eine schöne Ehrenurkunde. Es folgte die Ehrung der um den Verein verdienten
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Der Vertreter des Deutschen Sängerbundes überreicht Peter Gilgen die goldene Nadel
Goldjubilare Josef Rodenkirchen und Josef Richrath. Ferner wurden geehrt die Silberjubilare: Philipp Kraus, Vorsitzender Franz Lenden, Jakob Lenden, Johann Oberzier, Philipp Reusrath, Peter Oberzier, Franz Roß, Andreas Schreiner und Fritz Stein.
Als letzter wurde der Silberjubilar Hermann Fredering vom Potsdamer Männergesangverein geehrt, der die Glückwünsche seines Vereins vermittelte und unter dem echt Berliner Motto "Hier habt ihr nen Nagel, nu schlagt ihn rinn!" einen Fahnennagel überreichte. Eine weitere Urkunde wurde dem Jubelverein durch den Hagener MGV Cäcilia 1892 verehrt. Als besondere Anerkennung für die Mitwirkung des Dormagener Männergesangvereins wurde dem Vorsitzenden Jüsten ein Bild von Zons überreicht. Außer dem MGV Dormagen gratulierte auch der MGV "Hoffnung" Lobberich dem Jubelverein zu seinem Fest.
Dechant Klüver dankte dem MGV für seine aufopfernde Tätigkeit für die Allgemeinheit und die Arbeit im Dienste des Heimatgedankens. Er sagte, nach einem kurzen Rückblick auf die Vereinsgeschichte, daß der Verein auf seine Tradition stolz sein könne.
Weitere gute Chöre der Gastvereine, besonders aus Dormagen, und das von dem Jubelverein gesungene Chorlied "Am Landesteg zu Zons am Rhein" von Hansen und dem Chor mit Orchesterbegleitung "An der schönen blauen Donau" von Johann Strauß wurde der harmonisch verlaufene Abend beschlossen.
Am Sonntag, dem zweiten Tag des Zonser Sängertreffens, herrschte während des ganzen Tages in den festlich geschmückten Straßen von Zons Hochbetrieb. Nachmittags wurde auf den Rheinwiesen als Sondereinlage ein großes Schauturnen des Turnkreises Düsseldorf als Werbeveranstaltung für die Jugend geboten, bei der bekannte deutsche Meisterturner, darunter Mitglieder der Deutschlandriege, mitwirkten und durch ihre Leistungen imponierten. Eine Mädelgruppe aus Langenfeld brachte manche Überraschungen und fand besonders starken Beifall für ihre Volkstänze.
Im "Bergischen Hof" fand unter Beteiligung des Jubelvereins "Cäcilia" Zons, des Quartettvereins 1933 Nettesheim, des MGV Concordia, Dormagen, des Uerdinger MGV 1948, des Männer-Gesang-Vereins Stürzelberg, des MGV Hoffnung, Lobberich, und des Männerquartetts 1946 Düsseldorf-Holthausen in dem überfüllten Saal ein großes Festkonzert statt. Einige Vereine wurden für ihre guten Leistungen besonders gefeiert und mußten Zugaben geben. Den mitwirkenden auswärtigen Vereinen wurde ein großes Bild von Zons durch den Vorsitzenden Lenden als Erinnerungsgabe überreicht.
Den Höhepunkt des Tages bildete am Abend ein großes Feuerwerk mit bengalischer Stadtbeleuchtung. Schon lange vor Beginn hatten weit mehr als 6000 Menschen auf dem Rheindamm Aufstellung genommen, für die das Feuerwerk zu einem Erlebnis besonderer Art wurde. Besonders wirksam war die bengalische Beleuchtung, bei der die alten Türme und Mauern des Städtchens in rotem Licht erstrahlten und sich als flammende Silhouetten vom nächtlichen Himmel abhoben.
Zons hatte seit langer Zeit wieder einmal einen großen Tag und dürfte viele neue Freunde unter den auswärtigen Besuchern erworben haben, die zum Teil von weit her gekommen waren.
[p. 201] Am 19.7.1950 wurde der Pfarrer von Zons vom Hochwürdigen Herrn Kardinal Dr. Josef Frings zum Dechanten des Dekanates ernannt. Der bisherige Dechant, Hochwürdiger Herr Geistlicher Rat Gustav Biesenbach vom Stürzelberg, wurde Ehrendechant. Ut deus bene vertat!
Am 19.8.50 und 20.8.50 feierte die Cäcilia (conferre I, Seite 85) sein 70jähriges Bestehen. Einer der Gründer, der Schmiedemeister Peter Gilgen, wurde geehrt. Die Cäcilia, als Kirchenchor gegründet und auch dem Diözesanverband angeschlossen, hat den liturgischen Gesang bis 193? gepflegt, dann schloß er sich dem Verband der Männergesangvereine [an] und sang nur noch an hohen Kirchenfesten mehrstimmige Messen bis auf den heutigen Tag. Im letzten Monat sonderten sich die Mitglieder, die nicht mehr kirchlich singen wollten, [ab] und gründeten einen eigenen Zonser Männergesangverein 1950. Ein neuer, tüchtiger Kirchenchordirigent konnte den Kirchenchor wieder zum Leben erwecken. Aber augenblicklich fehlen die Geldmittel dazu.
[p. 202] Am 27.8.50 machte die Gemeinde ihre 213. Pilgerwallfahrt nach Kevelaer.
12.9.50. Das "ewige Gebet" wird gut besucht.
[Eingeklebter Zeitungsartikel mit handschriftlicher Ergänzung: "30.10.50"]
Richtkranz über Schulneubau
Richtfest in Zons – Stadtdirektor Scheer dankte den Arbeitern
[Foto der [Schule]
Zons. Auf dem Dachboden der neuen Schule hatten sich die große Schar der am Bau beteiligten Arbeiter der Firma Ferber (Zons), der Leiter der Firma und viele Ehrengäste zum Richtfest eingefunden. Stadtdirektor Scheer und Inspektor Schmitz waren von der Verwaltung erschienen. In herzlichen Worten begrüßte Stadtdirektor Scheer seine Gäste. Nach altem Brauch werde heute das Richtfest für einen Bau gefeiert, der der Jugend als Heimstätte für ihre Erziehung dienen soll. Vor mehr als dreißig Jahren sei dieses Gelände, auf dem die Schule stehe, von Bauern bearbeitet worden. Kein Haus habe weit und breit gestanden, erst viel später sei dann hier und da das aufgebaut worden, was heute dastehe. Das Gelände sei dann für Siedlungszwecke freigegeben worden. Zuerst seien kleine Parzellen abgegeben worden, bis man in den vergangenen Jahren mit einem großzügigen Planen begonnen habe. Er sprach dann der Betriebsführung und den Arbeitern den Dank aus für ihre Arbeit und den Fleiß, mit dem sie dieses Werk geschaffen hätten. Er hoffe, so schloß der Redner, daß auch die Kinder, die dereinst die Schule besuchen, derer gedächten, die ihnen den Bau errichtet hätten. Im Anschluß daran sprach der Altgeselle Friedrich Brandt den Richtspruch "In Gottes Schutz und Handwerkers Hand haben wir dieses Bauwerk emporgebracht...".
Nach altem Brauch wurde dann der Richttrunk gereicht. In einer kleinen Feierstunde sorgten Altgeselle Friedrich Brandt und auch sein Junggeselle für humorvolle Unterhaltung und hielten die Gäste noch lange in guter Stimmung beisammen.
[p. 203] 24.9.50. Fußwallfahrt nach Knechtsteden. Teilnahme wie immer.
1.10.50. Erntedankfest mit Dankspiel vor dem Hochamt. In diesem Jahre Versuch, die Rosenkranzandacht abends um 7 Uhr zu halten, es waren durchschnittlich 50 Kinder und 50 Erwachsene da.
29.10.50. Christkönigsfest, bei der Generalkommunion der Jugend in der Frühmesse waren fast nur Mädchen vertreten. An der Familienkommunion beteiligten sich ca. 50 Familien. Die Christkönigsfeier am Abend um 5.30 war sehr eindrucksvoll.
1. November 50. Die Prozession zum Friedhof am Nachmittag des Allerheiligen-Tages war sehr gut in Beteiligung. Die Cäcilia sang trotz der Abtrennung der Mitglieder in einen neuen Verein gut und [mit] starker Beteiligung.
5. November 50. Fest des heiligen Hubertus mit feierlich ministriertem Hochamt. Abends tagte die Bruderschaft bei Weiler mit Tanz und Essen. Morgens bei der heiligen Kommunion fehlten die Mitglieder.
12. November 50. Feierlich ministriertes Hochamt zu Ehren des Pfarrpatrons, des heiligen Martinus.
[p. 204] Vom 12.-19. November hielt Pater Bossong[36] C.S.Sp. aus Knechtsteden eine Weltmissionswoche, um den Missionsgedanken in den Familien zu wecken und gut zu vertiefen. Er sprach in den einzelnen Gruppen und Vereinen. In der Schule hielt er die Katechesen für die Kinder. Am 12.11. zeigte er Missionsfilme: Afrika ruft und Missionshaus Knechtsteden. Am 19.11. feierlicher Schluß, gesondert für Kinder und Erwachsene.
Am 22.11. Buß- und Bettag Einkehrtag für die Bezirksfrauen des Dekanates. 50 waren gekommen. Rektor Bruckmann, Assistent bei der Zentrale in Köln, hielt die Vorträge.
26. November 50 fand unter großer Beteiligung der Pfarrfamilie die Heldengedenkfeier wie alljährlich in der Kirche statt.
8. Dezember 50. Marienfeier der Frauenjugend im Jugendheim.
10. Dezember 50. Festandacht zur feierlichen Verkündigung des Dogmas von der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel.
13. Dezember 50 sprach im katholischen Männerwerk Pater Rath C.S.Sp. Knechtsteden vor den Männern über die Kirchen des Ostens.
[p. 205] [Eingeklebter Doppel-Zeitungsartikel zu Zons mit handschriftlicher Ergänzung: "8.12.50"]
Mit Zons verwachsen
Heinrich Wimmer 25 Jahre Vorsitzender der Ortsbauernschaft
Zons. Ortslandwirt Heinrich Wimmer feierte gestern sein 25jähriges Jubiläum als Vorsitzender der Ortsbauernschaft. Mit Ausnahme einiger Jahre des Naziregimes steht er seinen Berufskameraden als Vorsitzender seit 1919 vor. Der Vorsitzende des Landwirtschaftsverbandes, Ortsgruppe Zons, Heinrich Nußbaum, überreichte ihm als Anerkennung der großen Verdienste um die Landwirtschaft eine handgemalte Urkunde. Die Glückwünsche der Stadtverwaltung und der Bevölkerung überbrachte für den verhinderten Stadtdirektor Scheer Inspektor Schmitz. Daß Dechant Klüwer bei diesem Gratulationsakt nicht fehlen durfte, versteht sich schon aus dem Grunde, weil Heinrich Wimmer seit 1933 Mitglied des Kirchenvorstandes ist. Da der Jubilar auch Vorsitzender der Spar- und Darlehenskasse Zons ist, wurde er auch von dieser Seite durch eine Ehrengabe von Johann Erkelenz ausgezeichnet.
Heinrich Wimmer genießt in der gesamten Zonser Bürgerschaft ein großes Ansehen. Wenn er die Zonser Jugendlichen in seinen Vorträgen für die historische Vaterstadt begeisterte, dann war er in seinem Element. Darüber hinaus betätigte er sich auch als Verfasser von Büttenreden, hat er doch auch die Karnevalsgesellschaft mit ins Leben gerufen. Außerdem hat er zahlreiche Heimatgedichte verfaßt. Wenn man diesem bescheidenen Mann gegenübersitzt und hört, wie er die schwierigsten Situationen immer mit Humor gemeistert hat, kann man verstehen, daß ihm die Bevölkerung von ganzem Herzen zugetan ist. Heinrich Wimmer wird als ein Zonser von echtem Schrot und Korn auch weiterhin die Interessen der Landwirtschaft in äußerster Pflichterfüllung vertreten.[37]
Problem Stadtmauer
Zons. Die Ausbesserungsarbeiten an der Stadtmauer in Zons sollen bei besserem Wetter fortgesetzt werden. Die Regierung hat weitere Zuschüsse für diese Arbeiten zur Verfügung gestellt. Insbesondere sollen die drei Wehr-Erker an der nördlichen Stadtmauer instandgesetzt und überdacht werden. Dadurch erhält die Stadtmauer wieder ihr altes historisches Gesicht. – Wie die NGZ weiter erfährt, wird das Kultusministerium in Zukunft keinerlei Zuschüsse mehr gewähren. Das wäre bedauerlich, weil das inzwischen so gut angelaufene Renovierungsprogramm, das sich über zehn Jahre hinaus erstrecken sollte, dadurch in Frage gestellt würde. Die finanzschwache Stadt Zons allein ist keinesfalls in der Lage, die Arbeiten aus eigenen Miteln durchzuführen. Die Stadtverwaltung wird nichts unterlassen, die erforderlichen Zuschüsse doch noch zu erhalten.
Weihnachten sind am ersten Tage ca. 800 Kommunionen ausgeteilt worden.
Statistik 1950 Taufen 41 (36), 1. heilige Beichte 25 (50), 1. heilige Kommunion 50 (39), Firmung 167, Eheschließung 11 (16), 3 auswärts, Rücktritte zur Kirche 2, Sterbefälle 16 (19), Kommunionen ausgeteilt 26.000 (23.000).

1951

[p. 206] 1951
Das Glockenarchiv in Hamburg teilt auf Anfrage mit: 3.1.51. Leider müssen wir Ihnen mitteilen, daß Ihre Glocken – der Stufe A angehörend – gleich beim Eintreffen in Hamburg eingeschmolzen wurden. Die gesamten Glocken der Qualitätsstufe A wurden gleich eingeschmolzen. Unterschrift.
17.1.51. Rektor Plettenberg, Krankenhaus Dormagen, sprach in der Versammlung des katholischen Männerwerks über den spanischen Premier des vorigen Jahrhunderts, Donoso Cortes, richtunggebend für unsere Zeit.
20.1.51 feierten Heinrich Stein und Sophia Kremer ihre goldene Hochzeit. Stein ist seit 25 Jahren Brudermeister der St. Antoniusbruderschaft, die heute die Aufgabe übernommen hat, die Wegekreuze und Heiligenhäuschen in Ordnung zu halten. Die Kirchengemeinde überreichte ihm ein ansehnliches Geschenk.
26.1.51. Richtfest der Siedlergenossenschaft. 7 Doppelhäuser waren errichtet worden.
[p. 207] Die Betstunden, die von den Frauen und Müttern jeden Monat für den Frieden gehalten werden, sind gut besucht, auch von den übrigen Gläubigen.
14.2.51 sprach im Männerwerk vor 40 Männern Pfarrer Franz Doppelfeld aus Neuß, der 7 Jahre im KZ in Dachau und anschließend in russischer Kriegsgefangenschaft war. Er schilderte die Zustände im Sowjetparadies.
25.2.51. Lichtbildervortrag. Romfahrt.
[Es folgen drei eingeklebte Zeitungsartikel mit handschriftlicher Ergänzung: "12.12.1950 Neuss-Grevenbroicher Zeitung".]
Zons. Als erster Ort im Kreisgebiet erhielt gestern Zons über die Kreisverwaltung Grevenbroich als Träger der Landarbeiter-Siedlung vom Landeskulturamt Düsseldorf den Bewilligungsbescheid zur Errichtung von 23 Siedlungshäusern. Die Höhe des genehmigten Darlehns beläuft sich auf 283.470 DM. Mit der Auszahlung der ersten Rate auf diesen Kredit ist in den nächsten Wochen zu rechnen, da die Siedler von Zons und Stürzelberg alle erforderlichen Verträge vor dem Vorsteher des Landeskulturamtes Düsseldorf bereits getätigt haben. Von den 23 Siedlungshäusern werden fünf in Zons und 18 in Stürzelberg gebaut. Die Umschreibung der Verträge wird in nächster Zeit im Grundbuch erfolgen, so daß der Auszahlung der zugesagten Mittel nichts mehr im Wege steht. In der kommenden Woche werden die Siedler mit Nachdruck mit den Arbeiten beginnen, die zum größten Teil in Eigenhilfe ausgeführt werden.
Großzügige Aufforstung in Zons
Zons. Auf der Rinderweide werden zur Zeit 800 Pappeln angepflanzt. Das ist der Anfang des großen Aufforstungsprogramms. Als zweiter Abschnitt des Programms folgt die Aufforstung der Zonser Heide. Diese Aufforstung ist um so notwendiger geworden, da in der Nachkriegszeit während der Kohlennot der größte Teil des Baumbestandes einem unverantwortlichen Raubbau zum Opfer gefallen ist. Falls entsprechende Zuschüsse gewährt werden, soll die Aufforstung der Heide von Grund aus durchgeführt werden. Es wird erwartet, daß die gepflanzten Pappeln nicht irgendeiner Unvernunft zum Opfer fallen.
Stadtinspektor Berchem 40 Jahre im Dienst
Zons. Der weit über die Grenzen der Stadt Zons bekannte Stadtinspektor Berchem konnte gestern auf eine 40jährige Tätigkeit bei der Stadtverwaltung Zons zurückblicken. Stadtinspektor Berchem hat sich im Laufe seiner Tätigkeit besonders als Geschäftsführer des Zonser Verkehrs- und Verschönerungsvereins um die Förderung des Fremdenverkehrs verdient gemacht. Aus Anlaß des Jubiläums überreichte Stadtdirektor Scheer dem verdienstvollen Beamten ein Blumenangebinde.
Stiftung der Ortsbauernschaft
Zons. Die während des Krieges an der St. Andreas-Pfarrkirche [sic.] in Zons entstandenen Schäden konnten bisher aus finanziellen Gründen noch nicht restlos behoben werden. Obwohl Pfarrer Klüwer, der Kirchenvorstand und nicht zuletzt die ganze katholische Pfarrgemeinde durch Aufbringen freiwilliger Spenden manche Schadensstelle beseitigen konnten, zur Anschaffung neuer Fenster reichten die Mittel nicht aus. Um so erfreulicher ist die Feststellung, daß sich die Ortsbauernschaft bereit erklärt hat, bis zum Frühjahr 1951 wenigstens ein kleines Fenster aus eigenen Mitteln zu stiften.
[p. 208] In der Nacht vom 10.3.51 Männerfußwallfahrt nach Knechtsteden, wo um 12 Uhr die heilige Messe war. Beteiligung 40 Männer und Jungmänner.
14.3.51 sprach Pater Dr. Arnold C.S.Sp. vor 25 Männern über Atomfluch und Atomsegen, rege Diskussionen.
Die für Karsamstag in diesem Jahre erlaubte liturgische Mitternachtsfeier wurde noch am Karsamstag gehalten, da die Vorbereitung für die Gläubigen zu kurz war.
Am Weißen Sonntag, 1.4.51, gingen 25 Kinder zur 1. heiligen Kommunion.
22.4.51. Die Kolpingsfamilie Stürzelberg spielte das Volksstück: Tod an der Wiege, das die Probleme um den §218 behandelt, mit großem sittlichen Ernst. Leider war der Besuch nicht zufriedenstellend.
Am 1.5.51 holte eine Stafette das Licht, das vom Muttergottesaltar in Altenberg durch den Herrn Kardinal entzündet war, in Benrath ab und brachte es in unsere Pfarrkirche. Die Blumenprozession der Kinder hatte gerade den Maialtar geschmückt, die erste feierliche Maiandacht wurde gehalten und am Schlusse der Andacht das Licht an die Sta-[38]
[p. 209] [Es folgt ein eingeklebter Zeitungsartikel.]
Festspiel
Zons. Mit Saisonplänen befaßte sich der Fremdenverkehrs- und Verschönerungsverein in seiner Hauptversammlung. Wie Amtsdirektor Scheer erklärte, hat das schlechte Wetter des vergangenen Jahres dem Zonser Fremdenverkehr einen bösen Streich gespielt. Der Ausfall der Köln-Düsseldorfer habe sich ebenfalls bemerkbar gemacht. Dagegen habe sich die Motorbootsgenossenschaft auf das beste bewährt und den aufgestellten Fahrplan bis zum letzten Tage durchgehalten. Der im Rahmen des Jubiläums des Männergesangvereins aufgezogene Jahreshöhepunkt mit Sängerwettstreit und Feuerwerk habe mit seinem Besuch von etwa 10.000 Fremden gezeigt, daß auch in Zukunft auf solche Veranstaltungen nicht verzichtet werden könne. Obwohl die Zahl der in Zons angelegten Schiffe kleiner als im Jahre 1949 gewesen sei, habe sich die Besucherzahl nicht verringert. "Die finanziellen Dinge waren so, daß wir noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen sind", meinte er. Wie Geschäftsführer Berchem betonte, übt das historische Zons eine immer größere Anziehungskraft auf die Ausländer aus. Holländer, Engländer, Norweger, Oesterreicher und Schweizer sind in Zons registriert worden. 5.450 Besucher wurden fürs Museum, 9.000 Besucher für die Mühle gezählt. Die steigende Mitgliederzahl des Verkehrs- und Verschönerungsvereins – ein Zugang von 14 auf 66 Mitglieder wurde verzeichnet – zeigt, daß die Bedeutung des Vereins allmählich in allen Schichten der Zonser Geschäftswelt anerkannt wird. – In Zons stehen 32 Zimmer mit 46 Betten in den Gaststätten dem Fremdenverkehr zur Verfügung. Im vergangenen Jahr haben sich die Mitglieder Mainz, Pohl und Kern um den Fremdenverkehr besonders verdient gemacht.
Um im nächsten Jahr über den Schiffsverkehr die nötigen Gäste zu erhalten, werden zwei neue Bootsfirmen anlegen. Wahrscheinlich wird die Schiffahrtsgesellschaft Louwen, Duisburg, eine neue Brücke anlegen, wodurch sich die Anlegerverhältnisse bedeutend verbessern würden. Mehrere Hinweisschilder für Mühle und Museum sollen aufgestellt werden. Die Wege um Zons wurden gründlich besprochen. Wenn auch die Mittel für eine Ausbesserung von Grund aus nicht reichen, wird versucht, mit der Asche von der Zinkhütte das Beste zu versuchen. Neue Bänke an gün-
[Foto des Schlosstores]
Geschichtszeugen der Rheinfeste Zons
stiger Stelle sollen bald aufgestellt werden. – Als Höhepunkt für das Jahr 1951 ist das 40jährige Jubiläum des Zonser Fußballvereins geplant. Eine Sportwoche wird vorausgehen, die am 18. und 19. August mit zwei weinfrohen Tagen abschließen wird. Diese Tage sollen mit einer großen Werbung aufgezogen werden. Frido Keller legte einen geschmackvollen Plakatentwurf vor, der Zons in strahlender Beleuchtung zeigt. Das Motto auf dem Plakat – "Zons im Feuerspiegel" – dürfte seine Wirkung nicht verfehlen. Ein Festwagen mit Rittern und Landsknechten sowie ein Festspiel werden für die nötige Aufmachung sorgen. Um die Durchführung des Festes zu garantieren, wurde ein Festausschuß mit den Mitgliedern Derendorf, Pohl, Richrath, Weiler, Marx und Nußbaum gewählt.
Zum Abschluß kam noch einmal das Gespräch auf die Zonser Freilichtbühne. Die Freilichtspiele könnten werbemäßig eine große Rolle spielen, und allgemein wurde die Ansicht vertreten, daß die nötigen Schritte zur Errichtung einer Freilichtbühne getan werden müssen. Wie Amtsdirektor Scheer ausführte, müßte der Kreis zur Finanzierung herangezogen werden. Zum Aufbau der Bühne fehlten acht- bis zehntausend Mark. Da aber auch der Regierungspräsident sich interessiert gezeigt habe, hoffe man, daß auch das Kultusministerium herangezogen werden könne.
[p. 210] Stafettenläufer der Pfarren des Dekanates weitergegeben, die es in ihre Pfarreien zur 1. Maiandacht brachten. Maria, Königin des Friedens, bitte für uns. Diese Friedensstafette geht über die Grenzen hinaus nach Holland, Belgien, Frankreich, Österreich und in die Ostzone nach Berlin.
20.5.1951. Jugendbekenntnis in Knechtsteden. In Zons Fahnenweihe der neuen Bruderschaftsfahne, angefertigt in Krefeld, Niederrheinische Fahnen- und Kunststickerei, Preis 700,- DM. Vorderseite: St. Sebastianus und Stadtbild von Zons. St. Sebastianus- und Hubertus-Schützen-Bruderschaft Zons, gegründet 1448 – 1951. Rückseite: Stadtwappen von Zons. Glaube – Heimat – Sitte. Aus alter Wurzel neue Kraft.
Festpredigt: Bezirkspräses Pfarrer Zander, Nettesheim. Weihe durch den Generalpräses geistlicher Rat Dr. Louis, Pfarrer in Leverkusen-Bürrig.
24. Mai 1951 Fronleichnam. Bei strahlendem Sonnenschein unter großer Beteiligung (über 250 Männer gezählt) zog die Gottestracht den altgewohnten Weg. Der [p. 211] sakramentalische Segen wurde gegeben am Feldtor, am Antoniushäuschen, vor dem Rheintor, bei Meller, Feldstraße und in der Kirche. Zum letzten Male habe ich als Pfarrer das Fronleichnamsfest in Zons gefeiert. Möge der göttliche Heiland auch in Zukunft die Pfarrfamilie segnen, der ich versucht habe, während 23 Jahre ein "Pastor" zu sein. Mit dem 1. Juni 1951 lege ich mein Amt nieder, damit eine jüngere Kraft die Seelsorge übernehmen kann.
Johannes Klüwer, Dechant.

Anmerkungen und Belege

  1. Die Chronik liegt heute im Pfarrarchiv St. Martinus Zons (PfAZ), Nr. 6.
  2. Im Juni 1942 war das erste Buch voll, so dass er die Chronik in einem neuen Buch fortsetzte (heute PfAZ, Nr. 7).
  3. Dieser Eintrag wurde auf p. 182 nachgetragen.
  4. Unklares Kürzel.
  5. Ergänzung auf p. 195.
  6. Die Zahl der Teilnehmer hat Klüwer nicht nachgetragen.
  7. Vorsitzender war zu diesem Zeitpunkt Heinrich Peters.
  8. Peter Breuer.
  9. Unleserlich.
  10. Wort (Herkunftsort?) unleserlich.
  11. Links davon Stempel mit Umschrift "Ecclesia Parochialis St. Martini Zontini".
  12. Handschriftliche Ergänzung: "1943".
  13. Hierzu handschriftliche Ergänzung: "Am 5. Angriff auf Vatikanstadt."
  14. Hierzu handschriftliche Ergänzung: "1944".
  15. Wort unklar.
  16. Es folgt eine kleine Skizze der Stelle, an der die Kisten im Pfarrgarten vergraben wurden.
  17. Hierzu handschriftliche Ergänzung: "6.9.44".
  18. Es folgt eine kleine Skizze.
  19. Dazu Ergänzung: "Eines ist am Abend noch gestorben".
  20. Hierzu Ergänzung: "Catharina Rasselnberg, 19 alt, die in Hasselt begraben liegt."
  21. Fortsetzung p. 109: "für die Renovierung der Kirche. Das Ergebnis der Kirchenkollekte betrug 1767,63 Mark.
  22. Hierzu Ergänzung: "8/3 45".
  23. Korrigiert in "1921".
  24. Es folgt der handschriftliche Visitationsvermerk von Weihbischof Stockums vom 31. Mai 1946.
  25. Darüber "Friedhof".
  26. Das Datum fehlt.
  27. Inhaltlich eine Wiederholung des Eintrags weiter oben.
  28. Das ist nicht korrekt: Schützenkönige waren 1921/22 Heinrich Gilgen jun. II und 1922/23 Jakob Piel.
  29. Auch das ist nicht korrekt: Schützenkönig 1933/34 war Willi Hell.
  30. Den Namen hat Klüwer freigelassen. In diesem Jahr war August Stelzmann Schützenkönig.
  31. Datum handschriftlich ergänzt.
  32. Unsichere Lesung des Namens.
  33. Das Wort (Familienkommunion) hat Klüwer nicht ausgeschrieben.
  34. Handschriftliche Ergänzung.
  35. Handschriftliche Wiederholung.
  36. Unsichere Lesung des Namens.
  37. Hierzu handschriftliche Ergänzung: "H. Wimmer ist altes Mitglied des Kirchenvorstandes."
  38. Fortsetzung p. 210.